Dark Links verlorener Wunsch von Zoja (Dark x Link) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich bin schon immer bei ihm gewesen. Von dem Zeitpunkt seiner Geburt an bin ich nicht von seiner Seite gewichen. Tagsüber folgte ich ihm treu, wohin er auch ging und des Nachts schlang ich meine Arme um ihn und drückte mich eng an seinen Körper. So eng, dass ich sein Herz in seiner Brust schlagen hören konnte, schnell und unruhig, wie ein kleiner Vogel. Ein kleiner, mechanischer Vogel, gemacht aus Gold, doch zum Sterben verdammt, wie alle Kreaturen. Er war niemals alleine. Er, Link, der Held. Ich, Dark, sein Schatten.* Sein gesamtes bisheriges Leben habe ich ihn begleitet, all seine Erlebnisse musste er mit mir teilen, wenn auch unbewusst. Seine Erfolge glichen dem Licht, sie ließen mich schrumpfen, sein glückliches Lächeln war wie das Herausreißen eines Stückes meines verkümmerten Herzens. Selbstverständlich liebe ich es, wenn er lächelt. Ich liebe alles an ihm. Doch er lächelt nicht wegen mir, lächelt nicht für mich. Und das ist es, was mich so wahnsinnig eifersüchtig und wütend macht. Ich will, dass er nur für mich weint, nur für mich lacht, dass all seine Gefühle nur mir gelten. Ich will der Sinn seines Lebens sein, der alleinige Grund seines Seins. Er soll nur Augen für mich haben. Aber dies wird nie passieren. Und so erfreute ich mich weiterhin an seinen Niederlagen. Erfreute mich weiterhin an den Momenten, in denen ich ein klein wenig Macht über ihn haben konnte. Wie sehr ich mir wünsche, ihn mein nennen zu können. So sehr, dass kaum noch etwas anderes zählt, als er. Zusammen mit seiner Stärke wuchs auch mein unbändiges Verlangen nach ihm, wurde zu einer Art Besessenheit, Abhängigkeit. Es ist wie eine Welle, die mich ertränkt und anschließend unter ihr vergräbt, keine anderen Gefühle mehr zulässt. Ich will ihn, brauche nur ihn, niemand anderen. Als ob es je jemand anderen in meinem Leben gegeben hätte. Ich bin schon immer alleine gewesen. Alleine, aber nie einsam. Link ist bei mir, auch wenn er es nicht weiß. Würde er sich vor mir ekeln, sobald er es erführe? Vor seinem eigenen Schatten? Sicher würde er das. Immerhin bin ich all das Schlechte in ihm, all das, was er nicht haben möchte. Doch ich, im Gegenzug, verzehre mich nach ihm. Natürlich könnte er mich nur hassen. Viele Male haben wir gegeneinander gekämpft und jedes verdammte Mal hat er mich in die Knie gezwungen, mich besiegt, ehe ich ihn überwältigen konnte. Wieso nur? Ich wollte ihm nie Schaden zufügen. Alles, was ich will ist ihn in meinen Armen zu halten, zu küssen und für immer bei ihm zu sein. Das ist alles, was ich je gewollt habe. Unser letzter Kampf würde mir gehören, hier im Seelentempel. Meine Seele gleicht einem riesigen, dunklen Loch. Seine ist rein und weiß, wie die eines Engels. Ich will sie ebenfalls schwarz färben, sie beschmutzen, sie und seinen Körper. Und nur ein einziger Kampf trennt mich noch von meiner Gier, Link mein nennen zu können. Ein einziger Kampf, dessen Ende über mein Leben bestimmen wird. Ich muss gewinnen, muss ihn gewinnen. Oder mein geliebter Link wird mir auf ewig verwehrt bleiben. Ich sehe das stolze Funkeln in seinen Augen, während er den Tempel betritt. Alle seine Erfolge scheinen ihn überheblich gemacht zu haben, was für eine Schande. Arroganz zeichnet sein Gesicht, auch als ich mich als feste Gestalt hinter ihm erhebe und er mich bemerkt, wieder einmal. Er ist sich dem Sieg so sicher. Das wird sein Untergang sein. Der Kampf erscheint wie ein Tanz, als würden unsere Kräfte sich gegenseitig ergänzen. Doch ich erkenne seine Fehler schnell. Schneller, als Link es fähig ist, zu tun. Er ist zu nachlässig, viel zu nachlässig und unkonzentriert. Seine Hiebe sind nicht gezielt und kräftig, wie es sonst üblich ist, sondern wage und lasch, beinahe schon lieblos. Es wird ein Leichtes sein, ihn zu besiegen. Ein Schlag, Links Schwert segelt durch die Luft, ein weiterer Schlag und er geht bewusstlos zu Boden. Endlich. Endlich ist es so weit. Ich habe den Kampf gewonnen, habe ihn gewonnen, all das, wonach ich mich immer gesehnt habe. Endlich ist er mein. Es fühlt sich so unbeschreiblich gut an. Das Gefühl, das meinen Körper in Gefangenschaft zu nehmen droht, ist weitaus mehr als nur primitives Glück. Schwer fassbar, beinahe unwirklich, doch wunderschön, wie es nie zuvor etwas gewesen ist. So gerne würde ich dieses himmlische Gefühl weiter auskosten, das Gefühl von Macht und Göttlichkeit, aber dieser Genuss bleibt mir verwehrt. Ich muss schnell handeln, schnell, ehe mein Engel die Kontrolle über seine Flügel wiedererlangt und mir erneut entflieht. Als wäre er zerbrechlich, hebe ich Link behutsam hoch und löse mich in schwarzen Rauch auf, der meine Flucht vor den Augen der restlichen Monster schützt. Diese widerlichen Kreaturen sollen es gar nicht erst wagen, meinen Link zu entheiligen. Solch ein Vergnügen gebührt allein mir. Meine Hände, deren momentane Grobschlächtigkeit mir die Schamröte ins Gesicht treibt, fassen ihn an wie eine Puppe, gemacht aus feinstem Porzellan. Doch so erscheint er mir. Einer Puppe gleich. Trotz all seiner Stärke, seinem durchtrainierten Körper und den vielen Narben, die sich unter seinem Gewand erahnen lassen, ist er fein geblieben. Weiche Haut, zarte Gesichtszüge und golden schimmerndes Haar, das vom flackernden Licht der Lampe beleuchtet wird. Perfekt, wie nichts anderes auf dieser hässlichen Welt. Wahrlich ein Engel, in der Gestalt einer Puppe. Vorsichtig, ganz vorsichtig, um ihn nicht aus seinem leichten Schlaf zu reißen, beuge ich mich über ihn. Allein sein Geruch treibt mich an den Rand des Wahnsinns, benebelt meinen Geist. Seine Lippen sehen so voll und einladend aus... Zu gerne würde ich ihn schmecken, doch ich klammere mich an den letzten Rest Verstand, den Link mir noch nicht mit seiner alleinigen Gegenwart entrissen hat. Ich will, dass er dabei bei vollem Bewusstsein ist. Ich will, dass er es sich auch wünscht und sich nicht wehrt. Meine Hände spielen mit seinen blonden Strähnen, lassen sie, schon beinahe andächtig um ihre Finger wickeln und zurück fallen. Viele, viele Male wiederhole ich dieses Spiel.Seine Haare sind unglaublich weich und hell. Bezaubernd, wie Link selber. Ein letztes Mal vergnüge ich mich mit ihnen, dann wandern meine Fingerspitzen weiter nach unten, seinen Hals entlang. Das Berühren seiner Haut jagt mir einen entzückten Schauer durch den Körper. Er ist alles, was ich jemals wollte. Und mein. Ehrfürchtig weiche ich einige Schritte zurück, als seine Lider zu zucken beginnen, das Erwachen des Heldens ankündigend. Seine Wimpern, dunkel und dünn, den Beinen einer Spinne gleichend, erheben sich mit majestätischer Anmut und befreien die darunter ruhenden Augen. Ihr Anblick ist so wunderschön, pures Blau strahlt mir entgegen. Ein Ausdruck der Verwirrung liegt in ihnen, der jedoch schnell in Wut umschlägt. Wüste Beschimpfungen schießen aus seinem Mund, mit entgegen, mit Hass gespickte Worte, deren Grund mir unverständlich ist. Mein erstauntes Gesicht scheint ihn nur noch wütender zu machen, denn er versucht, mich ernsthaft zu verletzen. Doch seine Angriffe gleiten durch mich hindurch. Wie sollte er denn in der Lage sein, seinen eigenen Schatten zu besiegen? Dafür müsste er dazu fähig sein, all seine schlechten Eigenschaften bedingungslos zu akzeptieren. Und wer kann das schon? Versuchend, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, flüchte ich aus dem Raum und sperre somit Link in diesem ein. Sperre ihn in dem Raum ein, der für meinen Wunsch eines gefügigen Heldens steht. Doch dieser Wunsch scheint mit jedem verzweifelten Schlag seinerseits gegen die hölzerne Tür ein Stückchen weiter zu zerbrechen. Wieso nur? Wieso schreit er mir mit dieser hinreißenden Stimme sein Verlangen nach Freiheit zu, dass ich ihm ohnehin nicht erfüllen werde, erfüllen kann? Jetzt, wo endlich der Moment gekommen ist, in dem ich ihn vollständig mein Eigentum nennen kann, werde ich ihn nie wieder gehen lassen. Selbst wenn ich ihm dafür seine Flügel aus dem Leib reißen muss, er wird bei mir bleiben. Bis das der Tod uns scheidet. *Mit Schatten meine ich (natürlich) nicht den richtigen Schatten, sondern beziehe mich auf die „Schattentheorie“, nach der alle Menschen einen inneren Schatten haben, Link in diesem Fall einen Schwarzen, der für alle schlechten Eigenschaften in einem steht. Nur halt, dass sich Links Schatten auch verfestigen kann. Kapitel 2: ----------- Ich liebe dich sehr, so sehr. All die Monate, all die Jahre, die du bei mir verbringen musstest, die ganze Zeit über habe ich immer wieder sicher gestellt, dass du dich dessem bewusst bist. “Musstest?“ Aber nicht doch. Vielleicht fühlte ich mich anfangs dazu gezwungen, dich zu deinem Glück zu drängen, vielleicht. Wenn du nicht bei mir sein willst, würdest du dagegen ankämpfen, nicht wahr? Natürlich würdest du. Doch dein Widerstand ist schon vor so langer Zeit in sich zerfallen, gestorben wie ein Mensch, dem die Luft zum Atmen fehlt. Gestorben wie ich, wenn ich es nicht geschafft hätte, dich mein zu machen. Meinetwegen? Natürlich. Aus Liebe zu mir hast du deinen ungesunden Stolz mit eigenen Händen in kleine Stücke zerbrochen, unzählbar viele, winzige Splitter, die vom niemals wehenden Wind durch das einzige Fenster des Raumes davon getragen, weit, weit von dir weg. Weil du mich liebst. Natürlich. Warum denn auch sonst? ...tust du das? Dein Gewicht auf meinem Körper drückt mich tiefer in die Laken hinein, lässt mich deine Wärme spüren, die sich weiter und weiter in mir ausbreitet, ein schön vertrautes Gefühl. Es gibt mir Sicherheit. Meine dreckigen Hände ruhen auf deinem entzückendem Hintern, massieren ihn grob, beschmutzen dich, während du dich wieder und wieder auf mir sinken lässt, einer Marionette an seidenen Fäden gleichend, deren Enden alleine ich zwischen meinen Fingern gespannt halte. Meine Marionette. Meine perfekte Puppe. Mein Eigentum. Mein... Spielzeug? Nein. Ich würde es niemals wagen, mit meinem Engel zu spielen. Er ist doch alles, was ich habe, alles, was ich jemals hatte, alles, was ich jemals haben werde. Ohne ihn würde ich erneut nur existieren, ein unvollständiges Wesen, das sich in seinen eigenen Schatten verliert. Nutzlos. Deswegen muss er bei mir bleiben. Für immer. Mit einem lauten Stöhnen lockern sich die Fäden, Wärme breitet sich auf, in meiner Brust aus, erschwert mir das Atmen. Natürlich nicht mit Absicht. Du würdest mich niemals belasten können, denn du liebst mich. Nicht wahr? „Mein Engel?“ Wie so oft werde ich von einem hinreißenden Augenpaar fixiert, wie so oft vermeide ich es, sie ausreichend zu bewundern, ihm die gebührende Ehre zu schenken(*). Ich kann es einfach nicht ertragen, das Spiegelbild meiner Abartigkeit in seiner Schönheit sehen zu müssen. Der Gedanke daran, dass mich dieses einzigartige Wesen jederzeit von sich stoßen könnte, tötet mich. Er könnte mit seinen wunderschönen Augen mein hässliches Ich entdecken, dessen Anblick dem eines Wunderlandes gleicht. Verzerrt und ohne jegliche Spur von Menschlichkeit zwischen den verworrenen Pfaden, die zu längst verwahrlosten Ruinen der Achterbahnen des Lebens führen. Fürwahr kein hübsches Bild, keine angenehme Reise. Deswegen wende ich meinen Blick ab, genau wie er es sicherlich tun würde. „Du liebst mich?“ Ist es eine Feststellung oder eine Frage, die ihre Unsicherheit hinter einer versteckt? Kenne ich die Antwort oder will ich sie nur nicht wissen? … Spielt das überhaupt eine Rolle? Im Endeffekt sind seine Gefühle egal, solange er an meiner Seite bleibt. Denn nichts hält für die Ewigkeit, außer man ist wahnsinnig genug, den Schein zu bewahren. Oder bewahrt man den Schein, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen? „Natürlich tue ich das.“ Das Glück krabbelt die Innenseite meiner Speiseröhre entlang und zerrt mit sanfter Gewalt meine Mundwinkel nach oben, ehe es sich wieder im Rest meines Körpers verteilt wie Helium. „Ich dachte, du wüsstest das. Was habe ich getan, dass du beginnst, an mir zu zweifeln? Vertraust du mir nicht?“ Der kleine Vogel in seiner Brust beginnt mit seinen Flügeln zu schlagen, schnell, unruhig, verängstigt. Und laut. Als würde er mich mit seiner dünnen Stimme anflehen, ihn nicht zu verlassen. Ihn nicht mit all seiner Furcht alleine zu lassen, seine Hoffnung nicht zu enttäuschen, die daraus bestand, ihm ein ewiges Lied der Sicherheit vorzuspielen. Mit Noten so alt, wie die Menschheit selbst. Mit den Klängen, nach denen wir uns alle verzehren. Mit Tönen, die so sanft fließen, wie das Gold, aus dem sein Herz gegossen wurde. Vorgetragen auf einer kleinen, silbernen Panflöte, die Märchen ihre Stimme verleiht. „Natürlich liebe ich dich, Dark. Und ich werde alles tun, was du verlangst, um dich davon zu überzeugen.“ Sein Blick trifft direkt auf meinen. Es gibt kein Entkommen, keine Fluchtmöglichkeit, nur den geraden Weg durch diese unnatürlich klaren Augen, hin zu seiner, sich in mir widerspiegelnden Abhängigkeit. Ich muss vorsichtig sein, solange ich mich nicht an den zerbrochenen Überresten seiner selbst schneiden will, an all dem vergangenen Stolz, Eigenwillen, Mut und ähnlich hochgeschätzten Tugenden des vergangenen Helden. Gerade diese scheinen sich mit letzter Kraft aufzurichten und versuchen, mich zum Fall zu bringen. Winzig kleine Bruchstücke, die ihre Spitzen in meinen Rücken rammen, jedoch niemals tiefer als unter die erste Hautschicht dringen, mich niemals ernsthaft verletzten könnten. Ein Akt der Verzweiflung. Die letzte Kampfansage seines älteren Egos, mit dem Ziel der Rettung des Helden. Spätestens, als er mir widerstandslos nach draußen folgt, sich nackt und zitternd vor mir in den Schnee fallen lässt, nur für mich seine ehemalige Reinheit endgültig zerstört, wird der letzte Krieger in die Knie gezwungen. Den Kampf hatte ich bereits vor langer Zeit gewonnen. Nun gehe ich endlich als der Sieger aus der Schlacht heraus. Wie lange hat mich dieser Moment in meinen Träumen verfolgt, die jede Sekunde meiner Existenz beansprucht haben? Es ist eine Art der Erregung, die sich in meinem schwachen Körper verteilt, während Link mir erlaubt, seinen makellosen Körper dabei beobachten zu dürfen, wie er sich voller Hingabe vom Schnee liebkosen lässt. Was für ein hinreißendes Bild, das sich mir bietet. Am gesamten Körper bebend, mit Lippen in der Farbe seiner Augen präsentiert er sich mir, gehüllt in gigantische, weiße Schwingen. „Mein Engel...“, hauche ich, meine Stimme so zart, dass die Worte nicht mehr als zwei der vielen Eiskristalle zu sein scheinen, die sich in seinen matten Haaren verfangen, dessen goldener Glanz bereits lange verflogen ist. Ich liebe es, meinen Engel mit seinen Flügeln geschmückt zu sehen. Er fliegt nicht weg, auch wenn er es kann. Er liebt mich. Er ist meine Erlösung. Tiefer und tiefer versinke ich in meinen Vorstellungen, meinen Engel vor meinen unwürdigen Augen, in meinen gierigen Gedanken, bin wie betäubt von all meinem Glück. Und bemerke nicht, dass die Kälte ihm den letzten Rest seiner Seele klaut. Verwirrt blinzele ich das sanfte Weiß von meinen Wimpern, befeuchte unruhig meine ausgetrockneten Lippen, verspeise nervös winzige Teile meiner selbst. Warum bewegt sich mein Engel denn nicht mehr? … Oh. Ich vergaß. Er ist ja doch nur ein Mensch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)