Prelude of Shadows von yazumi-chan (Die Team Shadow Chroniken) ================================================================================ Chris – Akt 2, Szene 5 ---------------------- 8 Jahre vor Team Shadows Gründung   Pikachus Elektroball sauste durch die Luft und trag ein Rattfratz frontal ins Gesicht, das ungeschickter Weise in dem Moment die Schnauze aus dem hohen Gras gehoben hatte. Chris sah dabei zu, wie es sich von dem Schock erholte und zum Gegenangriff ausholte, aber statt Pikachu Befehle zu erteilen, wandte sie sich Blue zu, der rücklings auf der Wiese lag und die Sonne genoss. „Was wird jetzt mit Jayden passieren?“, fragte sie. Ihren eigenen Teil der Geschichte hatte sie dem Arenaleiter bereits auf dem Weg hierhin berichtet. „Das kommt auf Jayden und Glutexo an“, gestand Blue. „Aber Nicole ist fair. Sie wird eine gute Lösung finden.“ Er zögerte einen Moment. „Wenn wir hier alles erledigt haben, werde ich sie zurück nach Alabastia fliegen. Soll ich deinen Eltern etwas ausrichten?“ „Nein.“ Chris drehte sich wieder zu Pikachu um, das zufrieden über seinen Sieg die roten Pausbacken rieb. Sie hatte weder ihrem Vater etwas zu sagen, noch ihrer Mutter. Nicht, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Blue seufzte und setzte sich hinter ihr auf. Gemeinsam beobachteten sie Pikachus nächsten Kampf, der entbrannte, als ein Habitak aus der Luft herabsauste und Pikachu von hinten mit seiner Verfolgung traf. Ihr Starter quietschte empört und raste durchs Gras. Seine Doppelteam-Bilder begannen sich zu formen, was Habitak offenkundig überforderte, denn die nächste Attacke bescherte dem Vogelpokémon einen Schnabel voll Erde. „Welches Level hat Pikachu jetzt?“ Chris zuckte die Achseln. „Ungefähr 26“, schätzte sie. Sie hatte den Pokédex seit über einer Woche nicht mehr benutzt. „Ihr habt eine gewaltige Verbesserung geschafft, und das in sehr kurzer Zeit. Und dein Pikachu ist extrem flink, alle Achtung. Das muss das Training gegen die Digdas sein." „Was hat das mit den Digda zu tun?“, fragte Chris stirnrunzelnd. Blue stand auf und stellte sich neben sie. Er kratzte sich durch das blonde Haar. „Jede Menge Leuten machen es zu einem unglaublich komplizierten Thema, aber im Grunde ist es ganz einfach. Wenn du willst, dass dein Pokémon schneller wird, kämpfst du gegen schnelle Pokémon. Das gilt auch für alle anderen Statuswerte. Angriff, Spezialverteidigung, und so weiter. Dein Pokémon lernt in jedem Kampf dazu, und was es lernt hängt auch von seinen Gegnern ab.“ Chris nickte nachdenklich. „Und weil jedes Pokémon Stärken und Schwächen hat, sollte man seine Stärken fördern und die Schwächen durch den Rest des Teams ausgleichen.“ Blue lächelte anerkennend. „Ganz genau. Und weil wir schon beim Thema sind, sage ich dir noch etwas. Du hattest verdammt viel Glück.“ Chris plusterte sich sofort empört auf. „Glück?!“ „Ja, du hast richtig gehört. Zuerst einmal das Offensichtliche. Sich tagelang in ein geschlossenes Gebiet mit wilden Pokémon zu begeben, ohne ausreichende Vorräte und Arzneien für euch und eure Pokémon ist im besten Fall töricht, und kann dich und deinen Partner ganz schnell das Leben kosten. Jayden hätte von der Attacke der Digdris genauso gut am Kopf getroffen werden können. Pokémon dienen dazu, gegen andere Pokémon zu kämpfen. Sie sind dein Schild. Wenn du je in einer Situation bist, in der du schutzlos und starken Pokémon ausgeliefert bist, hau ab und renn um dein Leben.“ Blues Worte erinnerten sie auch an das, was Jayden ihr bei ihrem Aufbruch aus Alabastia gesagt hatte. Damals hatte sie seine Bedenken ohne Zögern ignoriert, und mit Recht, wie sie fand. Ein schläfriges Rattfratz in Alabastia war aber nicht mit einer Horde Digdri zu vergleichen, die durch ihr Training in der Höhle aufgebracht waren und Rache wollten. Rückblickend war es nicht schlau gewesen, mit geschwächten Pokémon ausgerechnet dort Zuflucht zu suchen. Aber hatten sie eine Wahl gehabt? „Ich verstehe“, sagte sie schließlich. Ihre lange Pause ließ Blue schmunzeln. „So viel dazu. Du hattest aber noch mehr Glück. Was hättest du getan, wenn Pikachu nicht der Typ für viel Training gewesen wäre?“ Darauf fand Chris keine Antwort, daher fuhr er einfach fort. „Pokémon haben, genau wie Menschen, eine einzigartige Persönlichkeit. Nicht jedes Pokémon will viel trainieren, genauso wenig wie jede Person Trainer werden möchte. Manche Pokémon sind besser als Haustiere geeignet, manche sind Kämpfer aber haben nicht die Ausdauer oder Willenskraft, um es weit zu bringen. Das nächstbeste Pokémon zu fangen, dass einem vor die Füße läuft, ist der beste Weg zu einem schlechten Verhältnis zwischen Pokémon und Trainer. Selbst mir ist das als junger Trainer passiert. Mein Rattikarl war keine Kämpfernatur, ich aber wollte um jeden Preis Champion werden und meinen Opa stolz machen. Letztlich war es das Beste für uns, getrennte Wege zu gehen, auch wenn es sehr weh tat.“ Chris kämpfte gegen die Hitze in ihren Wangen an. Sie wollte nicht, dass Blue mit all diesen Ratschlägen Recht hatte, aber sie wusste sofort was er meinte. Wenn Pikachu nun lieber den ganzen Tag schlafen und kuscheln würde, was hätte sie getan? Ihren Traum aufgeben? Nie im Leben. „Danke“, sagte Chris missmutig. Jedes Mal, wenn sie dachte, sie hätte einen großen Schritt nach vorne gemacht, merkte sie, wie viel sie noch zu lernen hatte. Es war frustrierend. Und aufregend. „Keine Ursache.“ Blue seufzte. „Ich schätze, ich will einfach sehen, wie weit du es bringen kannst. Du wirst eine verdammt gute Trainerin werden, da habe ich ein Gespür für. Aber wo geht deine Reise nun hin?“ „Red finden“, antwortete Chris sofort. „Denk nicht an Red“, schalt Blue sie sofort. „Bis du auf seinem Level bist, werden Jahre vergehen. Denkst du, er hat aufgehört zu trainieren, wo immer er sich gerade befindet? Vielleicht holst du ihn erst ein, wenn ihr beide das absolute Maximum aus euren Pokémon geholt habt. Ihn dann zu suchen ist früh genug.“ „Dann werde ich trainieren“, erwiderte Chris sofort. „Ich werde ein starkes Team zusammenstellen, gegen andere Trainer kämpfen und neue Orte bereisen. Und dann werde ich Red finden und ich werde gewinnen.“ Blue lachte und schielte kurz über ihre Schulter, bevor er sie wieder fokussierte. „Mit dieser Einstellung wird es auf jeden Fall ein Kampf für die Jahrhunderte. Und wo passt Jayden in deinen Masterplan?“ Chris musste nicht lange überlegen. Jayden gab ihr ein gutes Gefühl. Als sie in der Höhle Pause gemacht hatten, lagen sie häufig Schulter an Schulter, schauten den Lehrkanal und sprachen gemeinsam die Dialoge mit, bis schließlich die Batterien aufgaben. Und selbst dann begann Jayden häufig mitten in einem Kampf, die Titelmelodie zu summen, und Chris konnte nicht anders als mitzusingen. Ihre Haut kribbelte, wenn sie daran dachte. Sie war glücklich, wenn sie zusammen waren. „Wir reisen zusammen weiter.“ „Und falls sich eure Wege trennen müssen?“ Chris zögerte. Was dann? Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie musste stark werden und Red herausfordern. Aber würde Jayden sie jeden Schritt auf dieser Reise begleiten können? „Dann trennen sie sich“, sagte Chris schließlich. „Aber keine Distanz wird etwas daran ändern, dass wir Freunde sind. Und Freunde finden immer einen Weg.“ „Verdammt richtig!“, ertönte hinter ihr eine Stimme und Chris fuhr erschrocken herum. Jayden kam mit Krücken angehumpelt, Glutexo dicht neben ihm und Nicole weiter hinten. „Chris, du wirst es nicht glauben, ich darf Glutexo behalten! Aber ich muss ihn nach Johto zu einer Pension bringen und ihn eine Weile dort lassen. Ich reise nächste Woche ab.“ Er blieb vor ihr stehen, sah sie hoffnungsvoll und etwas ängstlich an. „Kommst du mit?“ Chris wurde abwechselnd heiß und kalt. Johto? Sie wusste nichts über Kantos Nachbarregion, geschweige denn über die Pokémon dort. Hilfesuchend sah sie zu Blue, der lächelnd die Arme verschränkte. „Gibt es dort starke Trainer?“, fragte sie ihn. „Oh ja, und viele unterschiedliche Pokémon. Die Pension liegt südlich von Dukatia City, aber wenn ihr nach Norden zu Teak City reist, werdet ihr vielen Gegnern in eurem Levelbereich begegnen.“ Chris zögerte. Dann trat sie vor und umarmte Jayden. „Ich komme mit.“ Erleichtert lehnte Jayden sich gegen sie, soweit seine Krücken das zuließen. „Hey“, flüsterte er grinsend. „Freunde finden immer einen Weg. Staffel 3, Folge 7?“ „... Ja.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)