Ein Lächeln von Valenfield ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wenn es eine Sache gab, die Vanitas leidenschaftlich hasste, dann war es Ventus' Lächeln. Nun, das stimmte so nicht ganz. Weder das Lächeln an sich noch die Tatsache, dass der Blonde glücklich war, machten ihn so sauer. Tatsächlich war er schlicht und ergreifend wütig über die Gründe, warum Ventus ständig ein breites Lächeln auf den Lippen trug. Die Sache war, er lächelte oder lachte schnell und oft. Sei es wegen eines wirklich lustigen Witzes oder nur, weil ihm seine Freunde davon erzählten, wie schrecklich genervt sie doch den Vorabend mit ihren Hausaufgaben hatten verbringen müssen. Vanitas waren die Gründe wirklich egal und erst recht, wem seiner Freunde Ventus aufmunternd zulächelte. Es ging ihm alles gleichermaßen gegen den Strich. Heute war einer der Tage, die jeder hasste. Einer, an dem man acht Schulstunden lang in einem überhitzten Klassenraum sitzen musste. Ja, alle waren frustriert. Und wer war natürlich da, um sie aufzumuntern? Richtig. Grimmig starrte Vanitas Ventus beinahe die gesamten Stunden an, es war ihm dabei wirklich egal, ob ihn der Lehrer oder einer ihrer Mitschüler ansprach, und verlor langsam aber sicher seine Geduld, obwohl er nicht mal die Hälfte hinter sich hatte. Er beobachtete ein wenig erleichtert, wie all seine idiotischen Klassenkameraden Richtung Mensa aus der Klasse stürmten, nachdem die ersten vier Stunden vorbei waren. Er beschloss, hier zu bleiben, denn auf Essen hatte er momentan ohnehin sowieso gar keine Lust. „Alles in Ordnung bei dir?“, er zuckte beinahe zusammen, als er neben sich eine Stimme vernahm, während er aus dem Fenster starrte, wandte sich um und blickte in Vens Gesicht. Für einen Moment überlegte er, einfach nicht zu antworten. Sein Blick verriert sicher zu Genüge, dass er schlecht drauf war. Aber als er erkannte, dass alle außer ihnen den Raum verlassen hatten, überlegte er es sich anders. „Stell dich nicht blöd, Idiot. Du weißt ganz genau, warum bei mir nicht alles in Ordnung ist.“ Wäre er jemand anders, hätte er jetzt wahrscheinlich geschmollt. Aber er war eben Vanitas, ein gemeiner, narzisstischer Dreckskerl, also stand das vollkommen außer Frage. Als sei er nicht wütend genug gewesen, begann Ventus zu lachen. Es war ein warmes, gutherziges Lachen und er sah dabei vollkommen amüsiert und glücklich aus. Gern hätte Vanitas ihm einen fiesen Blick zugeworfen, konnte sich aber irgendwie nicht dazu bringen und zuckte mit einem Seufzen nur mit den Schultern. Ventus zog seinen eigenen Stuhl näher zu dem des Schwarzhaarigen, der ihm dafür einen genervten Blick gab, da sich nun ihre Arme berührten und das die bestialische Hitze, die er empfand, nur weiter verschlimmerte, aber eigentlich war es ja genau das, was er wollte, oder? „Du weißt, dass ich mir die Besten für dich aufhebe“, bekam er erklärt und nickte ganz leicht. Tatsächlich, das Lächeln auf Vens Lippen war weitaus breiter als alle, der er heute seinem Bruder oder seinen Freunden geschenkt hatte. „Das verdiene ich auch.“ „Manchmal bist du wirklich ein gieriger Penner.“ „Das bin ich wohl.“ Ven lächelte weiter und auch Vanitas konnte sich zu einem schmalen Grinsen durchringen. Für jeden anderen hätte diese Situation wahrscheinlich verrückt ausgesehen, aber das war ihm völlig egal, da er genau das bekommen hatte, was er den ganzen Tag lang wollte. Denn die einzige Sache, die er wirklich an Vens Lächeln hasste, war, wenn es jemand anderem als ihm selbst galt.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)