Melly oder wie zähme ich meinen Vampir von kateling ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- Kapitel 9: Es ist halb zwölf, als wir das Haus verlassen und zu meinem Auto gehen. Cyr trägt seine neue Jacke, die ich ihm gestern gekauft habe. Sie ist schwarz, wer hätte es erwartet? Etwas anderes habe ich mich gar nicht zu kaufen getraut. Ich hatte lange geschwankt zwischen einer weiß blauen und dieser schwarzen. Aber dann habe ich überlegt, was Cyr wohl mit mir machen würde, wenn ich mit einer bunten Jacke ankäme. Und mich entschieden, dass ich das gar nicht wissen will. Also habe ich die schwarze genommen. Sie ist nicht wirklich weit, aber es reicht damit er den Gilchrist unter der Jacke tragen kann. Besonders begeistert war Cyr gestern trotzdem nicht, als ich gestern von meinem kurzen Shoppingtrip zurückkam. An der Jacke selbst hatte er allerdings wenig auszusetzten gehabt. Eher fand er es nervig, dass er überhaupt eine andere Jacke brauchte. Und das nur wegen seiner Verletzung. Es war ihm deutlich anzusehen, dass sie ihm ganz schön auf den Sack ging. So wirklich klar geworden ist mir das gestern beim Abendessen. Er wollte den Tisch decken, dabei ist ihm ein Teller runter gefallen und zerbrochen. Er hat geflucht in etlichen Sprachen, von denen ich die Hälfte nicht einmal benennen konnte, geschweige denn verstand. Ich habe ihm gesagt, dass mit dem Teller sei nicht schlimm. Da hat er mich dann angesehen und mir ist bewusst geworden, dass es gar nicht um den Teller ging. Und seitdem habe ich angefangen Cyr heimlich zu beobachten. Wenn er sich umzog brauchte er eine kleine Ewigkeit für die Knöpfe, den Reisverschluss oder seine Schnürsenkel. Über jede einzelne kleine Bewegung schien er sich im Vorfeld Gedanken machen zu müssen. Doch manchmal reichte das nicht, dann zuckte er zusammen und biss die Zähne fest zusammen. Ich habe ihn vorhin noch mal gefragt, ob wir wirklich zu meinen Eltern wollen. Er hat ja gesagt. Langsam zweifle ich wirklich ob das eine gute Idee ist. Aber Cyr noch einmal zu fragen, würde ihn nur noch gereizter machen, als er eh schon war. Indirekt würde ich ihn dann als schwach bezeichnen, weil ich ihm den Besuch nicht zutraute. Und das würde seinen männlichen Stolz ankratzen. Ganz schlechte Idee. Dabei waren wir seit dem Telefonat mit meiner Mutter gut miteinander ausgekommen. Wir waren zusammen mit Becca spazieren, dann haben wir Pizza gegessen und uns einen Film im Fernsehen angeschaut. Und so ist es mir definitiv lieber. Auch heute Morgen haben wir friedlich zusammen gefrühstückt und uns dann etwas über das Wetter unterhalten. Okay, das ist jetzt kein atemraubendes Thema oder so, aber mehr als wir in den letzten Jahren geredet haben. Ich halte Cyr die Beifahrertür auf und steige dann selbst ein. „Los geht’s!“ Ich hoffe ich tue hier nichts Falsches. Cyr lehnt sich in seinem Sitz zurück und schließt die Augen. Er hat letzte Nacht schlecht geschlafen. War immer wieder wach gewesen. Er hat irgendetwas von `nicht müde´ gemurmelt, und dass er in den letzten Tagen einfach zu viel geschlafen und zu wenig getan hat. Allerdings nehme ich ihm diese Erklärung nicht so ganz ab, wenn ich sehe, wie er jetzt neben mir im Auto sitzt. Mit blasser Haut und dunklen Schatten unter den Augen. Die Fahrt zu meinen Eltern verbringen wir schweigend, nur Becca, die auf der Rückbank liegt, steckt ab und zu ihren Kopf zwischen den Sitzen durch und schnaubt leise. Meine Eltern wohnen etwa eine halbe Stunde entfernt in einem kleinen Ort. Cyr schaut aus dem Fenster und betrachtet die kleinen Häuser mit den großen Gärten. Schließlich biege ich in den Hof meines Elternhauses und stelle den Motor ab. Ich wende mich Cyr zu. „Meine Familie kann etwas… aufdringlich sein. Sie meinen es gut, aber wenn es dir zu viel wird, dann sag Bescheid!“ Statt einer Antwort öffnet er seine Tür und hievt sich aus dem Wagen. Ich folge ihm seufzend, lasse Becca auch raus und gehe dann vor zur Haustür. Ich brauche nicht mal klingeln, da wird die Tür von innen geöffnet und meine Mutter sieht mich strahlend an. „Da bist du ja schon, Schatz!“ Ich umarme sie und lasse mich auf die Wange küssen. Becca drückt sich an uns vorbei ins Haus. Dann entdeckt meine Mutter Cyr. Sie lässt mich los und sieht ihn forschend an. „Das ist also ein Freund von dir?“ Ich schaue Cyr entschuldigend an und nicke dann. „Ja, das ist Cyr.“ Ich sehe wie sie ihn mustert und versuche meinen Partner mit ihren Augen zu sehen. Er ist einen Kopf größer als ich, schlank, trägt nur schwarz und ist sichtlich blass um die Nase. „Frau Fuller!“ Er nickt meiner Mutter kurz zu, ich glaube kurz Unsicherheit in seinen grauen Augen aufblitzen zu sehen. Dann hält er ihr die linke hin. Meine Mutter lächelt ihn freundlich an und ergreift seine Hand. „Schön dich kennen zu lernen. Sag doch ruhig Anna!“ Gemeinsam betreten wir das Haus und Mama geht zur Küche vor. Am Küchentisch sitzt bereits Alina. Ihr dunkelblondes Haar ist zu einem flotten Pagenschnitt gekürzt. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe hatte sie noch Locken bis zum Po. Das ist wirklich ein überraschender Anblick. Aber noch seltsamer wirkt der junge Bursche neben ihr. Er ist muskulös, hat dunkelbraune Haare, die ihm in die Augen hängen und mehrere Piercings in der linken Augenbraue und im Ohr. Eigentlich müsste er alleine von seiner Statur her einschüchternd wirken, doch an seinem Blick ist deutlich zu sehen, dass er sich ziemlich unwohl fühlt. Und irgendwie kann ich auch verstehen warum. Ihm gegenüber sitzt mein Vater und schaut ihn durchdringend an. Ich kenne diesen Blick. So hat er bisher auch alle meine Freunde bei ihrem ersten Aufeinandertreffen angesehen. Und Papa kann wirklich furchteinflößend wirken. Okay Cyr könnte ihn definitiv übertrumpfen, wenn er es darauf anlegen würde. Aber Papa vertritt das Motto, er müsse seine kleinen Mädchen vor den bösen, bösen Männern beschützen. Jetzt sieht er auf und sein Blick fokussiert sich sofort auf Cyr. Ich muss schwer schlucken. Hoffentlich geraten die beiden nicht aneinander. Er steht auf. „Du bist also Melanies Freund?“ Cyr weicht seinem Blick nicht aus, sondern erwidert ihn stumm. Und ich muss ihm zugestehen, das ist das Beste was er tun kann. Wer vor meinem Vater zurückschreckt hat schlechte Karten bei ihm. „Ich bin Cyr ja!“ Er verbessert auch nicht, dass er höchstens ein Freund von mir ist und nicht der Freund. Jetzt stehen sie sich gegenüber und starren sich gegenseitig in die Augen. Mama legt meinem Vater eine Hand auf den Unterarm. „Philipp. Jetzt lass den Jungen doch erst mal seine Jacke ausziehen, bevor du ihn in die Mangel nimmst!“ Mama lächelt Cyr freundlich an und geht dann zur Küchentheke. Papa schaut weiter grimmig den Vampir an. Wenn man die beiden so sieht wie sie sich anstarren, da würde man denken mein Vater ist im klaren Vorteil. Er ist genau so groß wie Cyr, aber wirkt mit seinen breiten Schultern und den massiven Muskeln wesentlich breiter und stärker. Nur weiß ich es besser. Cyr ist zwar schmaler gebaut, aber die enorme Kraft, die in seinem Körper steckte würde ihm so keiner zutrauen. Ich helfe Cyr aus seiner Jacke und hänge sie über eine Stuhllehne. Der Blick meines Vaters schweift über das schwarze Hemd und den weißen Gilchrist, der sich irgendwie krass davon abhebt. Dann bietet er Cyr wortlos den Stuhl neben seinem an und der Vampir setzt sich tatsächlich. „Möchtet ihr etwas trinken?“ Mama stellt uns zwei Gläser hin. Zögernd sieht Cyr zu mir und dann wieder zu Mama. „Könnte ich einen Tee haben?“ Er klingt ein klein wenig zögernd und vorsichtig. Ich sehe wie die Augen meiner Mutter weich werden. Sie berührt ihn ganz sanft an der Schulter. Cyr zuckt zusammen. „Natürlich Junge! Möchtest du eine bestimmte Sorte? Apfel, Vanille, Pfefferminz…?“ „Pfefferminz klingt gut!“ Cyr versucht sich an einem kleinen Lächeln. Mama kümmert sich um den Tee, während ich mir eine Flasche Wasser aufmache und mich dann auf Cyrs andere Seite setzte. Ich schaue meine Schwester an und dann zu ihrem Freund, der jetzt nicht nur meinen Vater ängstlich, sondern auch noch Cyr bewundernd anblickt. „Hi Schwesterchen. Ich bin Melanie und du bist?“ Der Junge sieht mich etwas verschreckt an, streckt dann aber doch die Hand über den Tisch. „Mein Name ist Simon!“ Und das ist auch alles was er mit mir redet. Mama stellt Cyr seinen Tee hin und ich mische einen Löffel seines Kunstblutes darunter. Was uns wiederum einen fragenden Blick meines Vaters einbringt. Allerdings harkt er nicht nach, als ich ihm etwas von Medizin erzähle. Dann klingelt es an der Tür und kaum ist Mama im Flur kommen Maximilian und Marco schon in die Küche gestürmt. Die Zwillinge bleiben allerdings abrupt stehen, als sie die beiden fremden Männer am Tisch sehen. Allerdings hängen ihre Blicke mehr auf Cyr als auf Simon. „Wer ist der komische Mann da?“ fragen die sechsjährigen im Chor. „Das ist Tante Mellys Freund Cyr!“ antwortet meine Mutter ihnen. „Cyr? Komischer Name!“ Maximilian sieht ihn aus zusammengekniffenen Augen, während Marco sich eher etwas schüchtern hinter seinem Bruder versteckt. Cyr beugt sich etwas zu den Jungs herunter. „Wer sagt, dass dein Name besser ist?“ fragt er vollkommen ernst. Maximilian verschränkt die Arme vor der Brust und reckt das Kinn etwas nach oben. „Du weißt doch gar nicht wie ich heiße!“ Ich muss mir ein Lachen verkneifen. Da irrte er sich aber gewaltig. Cyr weiß selten etwas nicht. „Und woher willst du wissen, dass ich deinen Namen nicht kenne?“ Ein dunkles Lachen erfüllte die Küche. In der Tür steht Samuel. Sein blondes Haar hängt ihm lockig in der Stirn, genau wie seinen beiden Söhnen. Sie sehen aus wie eine Miniversion meines älteren Bruders. Die gleichen schokoladenbraunen Augen, die gleichen blonden Locken und diese süßen Grübchen. „Tja Max. Da hast du wohl deinen Meister gefunden.“ Er kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Wange, dann wuschelt er Alina durchs Haar, die sofort kreischend aufspringt und ihre Frisur wieder richtet. Ich pruste in mein Wasserglas. „Hi ich bin Samuel!“ Grinsend hält mein Bruder Cyr die Hand hin. Cyr zögert. Ich kann es ihm ansehen und Samuel anscheinend auch, denn er lässt die Hand wieder sinken und wendet sich stattdessen Simon zu, der noch eingeschüchterter wirkt. Immerhin ist Samuel die jüngere Ausgabe meines Vaters. Wie seine Söhne die von ihm. Mama löst die Spannung auf, als sie beginnt das Essen aufzutischen. Es gibt Rippchen mit Kraut und Kartoffelsalat. Ich beobachte wie Cyr sich mit dem Fleisch abmüht und helfe ihm schließlich. Das kann ja keiner mit ansehen, wie er das arme Rippchen misshandelt. Ich spüre die forschenden Blicke meiner Eltern und Geschwister auf uns liegen. „Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?“ fragt schließlich Samuel. „Von der Arbeit!“ antworte ich sofort. „Wir sind Kollegen!“ Mein Vater sieht Cyr durchdringend an. „Sie sind Krankenpfleger?“ Verwirrt sieht der Vampir ihn an, dann schluckt er den Bissen hinunter. „Nein. Ich gehöre zum … Sicherheitspersonal!“ Ja so könnte man es betrachten. Es kamen keine weiteren Fragen. Vielleicht auch, weil Cyrs Blick immer düsterer zu werden schien. Aber ich konnte sehen, dass das ganze ihn anstrengte und er sich auf das Tischgespräch zu konzentrieren versuchte. Den Nachtisch rührte er nicht an. Ich half meiner Mutter den Tisch abzuräumen. An der Küchentheke sieht sie mich ernst an. „Fahrt nach Hause, ich habe das Gefühl er wird immer blasser!“ Ich stimme ihr im Stillen zu. Cyr sieht wirklich nicht gut aus. Also verabschiede ich mich von meiner Familie. Maximilian hält mich am Ärmel fest. „Wann gehen wir ins Kino?“ Ich beiße mir auf die Lippe. Ich will die beiden nicht anlügen. „Sobald es Cyr wieder besser geht! Seid mir nicht böse, Jungs, aber er braucht mich momentan!“ Maximilian fährt sich durch die Locken und sieht zu meinem Partner. „Kommt er dann auch mit?“ Ich zucke mit den Achseln. „Vielleicht!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)