Von Kuchen, Minze, Alkohol von Kurama_Kitsune ================================================================================ Epilog: Wie adoptiert man einen Schutzgeist? -------------------------------------------- WIE ADOPTIERT MAN EINEN SCHUTZGEIST? "Du kannst doch aber nicht hier bleiben! Hier ist erstens gar kein Platz und zweitens... was werden meine Eltern sagen?! Nein, das geht auf gar keinen Fall!" protestierte Pie. Mint zuckte nur mit den Schultern. "Das ist dein Pech. Du hast die Dose aufgemacht. Aber wenn's dich tröstet: Das minderwertige, fast nullprozentige Gesöff eben hält bestimmt nicht lange vor, dann ist das Platzproblem gelöst." "Heißt das, du wirst wieder klein, wenn du... na ja, sozusagen... nüchtern bist?" wollte Pie wissen. "So isses. Kleiner Nachteil, aber was soll man machen. Nur dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich hab aber ganz sicher nicht vor, die ganze Zeit in dieser Zwergen-Wuchsform herumzuspringen!" machte Mint dann gleich klar. "Äh... ok... A-aber lass mich bitte erst überlegen, was ich meinen Eltern erzähle, bevor... He, was machst du da? Hörst du mir überhaupt zu?" Ein wenig vorwurfsvoll sah Pie Mint an, der sich seinem Bett zugewandt hatte und die Matratze zu prüfen schien. "Ich schau nur, wo ich schlafen werd", gab Mint zurück. "Was? Moment! Du... du hast doch nicht etwa vor mir das Bett wegzunehmen!" "Ach was, wegnehmen!" winkte Mint ab. "Ich such mir nur 'nen schönen Platz aus. Ich geb diesem... diesem Eierlikör vielleicht noch zehn Minuten, dann hast du mich wieder handlich kompakt." Damit setzte Mint sich aufs Bett und klopfte neben sich. Auch Pie nahm Platz. "Darg ich dich was fragen?" setzte er dann vorsichtig an. Mittlerweile hatte er nämlich das Gefühl, Mint wetterte bei jeder Kleinigkeit los. "Du willst was über mich wissen, hm?" vermutete Mint und lächelte Pie zum ersten Mal freundlich an. Pie erwiderte das Lächeln. "Genau." "Ok, pass auf. Weißt du, was Schutzgeister machen?" Pie schüttelte den Kopf. "Hmmm... Also ich bin sozusagen dein Schutzschild. Wann immer du in Gefahr bist, spring ich ein. Ich pass auf, dass dir keiner was tut und dass du keine Dummheiten machst. Naja, du wirst es sehen, wenn's soweit ist. Allerdings brauch ich dazu meinen... bestimmten Pegel. Sonst kann ich gar nix." "Ist ja schön und gut. Nur bin ich eben erst fünfzehn. Da ist es alles andere als leicht an Alkohol zu kommen. Wie sieht denn das bitte aus? Meine Mutter bringt mich um, wenn sie sieht, dass ich Alkohol in mein Zimmer schmuggel", gab Pie zu bedenken. "Na klasse... Mal sehen, wie wir das machen, aber irgend 'nen Weg wird's ja geben. Aber darüber denk ich morgen nach. Soll ich dir noch was von mir erzählen?" Pie nickte. "Na gut, lass mal sehen... Wenn ich richtig rechne..." Mint schaute auf Pies Kalender, der über seinem Schreibtisch hing. "Woa! Ich war ja fast 20 Jahre in dem Ding! Dieser Verrückte!!" Erstaunt sah Pie Mint an. "20 Jahre?! Ich versteh gar nicht, warum. Wenn du doch, wie du sagst, klein gar nichts ausrichten kannst." Mint zögerte ein wenig, dann meinte er: "Also, das ist so... Ich... ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen will... schließlich hat mich das in diese verdammte Sardinenbüchse gebracht..." Pie überlegte kurz, dann nahm er Mints Hand, was den irritiert aufsehen ließ. "Ich versprech dir hoch und heilig, dass ich dich niemals und unter gar keinen Umständen wieder einsperren werde! Ich meine, ich hasse ja schon Hausarrest, dann muss das ein furchtbares Gefängnis sein." Pie lächelte Mint aufmunternd an. "Also, du hast mein Wort!" Mint legte den Kopf schief und grinste. "Na gut, weil du's bist. Ich glaub, dir kann man vertrauen. Weißt du, es ist so, wenn ich klein bin, kann ich zwar nicht beschützen, aber dafür bin ich so gesehen eine Art Glücksbringer. Wenn der, den ich sonst beschütze, oder auch sonst jemand, mich bei sich hat, wenn ich klein bin, dann kann ihm das ziemlich viel Geld einbringen. Normalerweise war es früher so, dass die Menschen Respekt vor uns Schutzgeistern hatten und es nie gewagt hätten, uns wegzusperren. Die Angst vor Rache war viel zu groß. Naja, aber mit den Jahren hat sich das geändert. Und als der, dessen Schutz ich war, mitbekommen hat, was ich klein bewirke... tja, da hat er mich im Schlaf in die Dose gesteckt", erzählte Mint Pie seine Geschichte. "Und das obwohl du ihn beschützt hast? Ziemlich undankbar!" befand Pie empört. "Wenigstens einer, der das auch so sieht", seufzte Mint. "Aber sag... wie alt bist du denn dann?" interessierte Pie. "Na, schon so gut 600 Jahre." Pie fielen fast die Augen heraus. "Woa! So alt?!" "He, he, mal halblang! Ich bin doch er's im Teenageralter!" "A-aha..." "Ok, ok, vergessen wir das mit dem Alter. Ich... oh je... meine Zeit is rum..." Ehe Pie sich versah, plumpste ein wieder klein gewordener Mint auf die Bettdecke. Und das keine Sekunde zu früh, denn in dem Moment klopfte es an Pies Tür und seine Mutter sah herein. "Pie, heute aber nicht mehr so lang wie gestern, ja? Ich stell dir noch ein paar Cornflakes hin und dann machst du dich wenigstens schon mal fürs Bett fertig. Später trödelst du ja doch bloß wieder und ich will dich wenigstens einmal vor zehn im Bett sehen!" "Mama, es ist nicht mal halb acht! Ich will noch nicht ins Bett!" protestierte Pie. "Hab ich ja auch nicht gesagt. Nur bettfertig will ich dich sehen. Du gehst ja sicher nirgends mehr hin oder hast du noch irgendwelche geheimen Verabredungen?" lächelte seine Mutter. "Nein... Na gut... Ja... Ich mach mich gleich fertig... nachher..." "Nach dem Essen!" "Jahaaa!" nörgelte Pie, da schloss seine Mutter aber auch schon die Tür. "Du liebe Zeit, wie alt bist du doch gleich?" Mint grinste Pie an und der sah verlegen zur Seite. "So behandelt sie mich ja sonst nicht..." "Klar. Sicher. Aber die Gutenachtgeschichte kriegst du noch, oder?" grinste Mint noch mehr. "Halt den Mund! Oder ich sperr dich zurück in die Dose!" fuhr Pie ihn an und Mint machte sofort einen Satz rückwärts. "Hey, hey! Du hast versprochen, dass du das nicht machst! Wehe!!" Jetzt grinste auch Pie. "Dann pass auf, was du sagst, sonst vergess ich mein Versprechen. Und jetzt sei brav, ich geh essen. Stell nichts an, bitte." Mint verschränkte die arme vor der Brust. "Seh ich so aus? Ich darf mich aber umsehen, ja? Oh und machst du mir das Fenster auf? Ich will rausschauen!" bat er dann. Pie nickte und öffnete das Fenster ein Stück weit, dann schaltete er das Radio ab und ging zur Tür. Also, ich bin gleich wieder da." Mint winkte Pie noch nach, dann war er mit ein paar Sprüngen auf dem Fensterbrett. "Oh... wie cool... Großstadt!" "Ok, Mama, ich geh wieder in mein Zimmer! Ich bin auch fertig!" rief Pie, nachdem er aus dem Bad kam. Seine Mutter unterzog ihn einem prüfenden Blick, dann nickte sie zufrieden. "So ein braves Kind wünsch ich mir für das ganze Jahr." Pie grinste und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. "Ich versuch's. Arbeitet Papa noch?" Pies Vater setzte seine Arbeit meist noch zuhause fort, denn er besaß selbstverständlich auch einen Computer, er hatte sogar sein eigenes Arbeitszimmer. "Ich weiß nicht. Schau doch mal nach. Und sag ihm, er soll mal Pause machen und was essen. Seine Zahlen allein werden ihn ja kaum satt machen." Pie lief also zum Arbeitszimmer seines Vaters, klopfte kurz an und steckte dann den Kopf zur Tür herein. "Mama sagt, du sollst essen kommen und nicht wieder so lang am Computer sitzen." Sein Vater streckte sich kurz, dann beendete er die Programme und fuhr den Computer herunter. "Na so was, schon so müde heute?" wunderte er sich dann, als er Pie schon im Schlafanzug sah. "Nein. Aber Mama sagt, ich muss..." Pies Vater wuschelte ihm kurz durch die Haare. "Na, sie wird schon wissen warum. Ich sag schon mal gute Nacht, vielleicht steckt sie dich ja gleich ins Bett." "Bloß nicht! Aber ich geh eh in mein Zimmer. Gute Nacht, Papa!" Auch ihm drückte Pie einen Kuss auf, dann lief er zu seinem Zimmer zurück. "Mint?" Suchend sah Pie sich im Zimmer um. "Mint, wo steckst du denn?" Pie ging zum Fenster und öffnete es weiter, doch auch dort war Mint nicht. Pie suchte das Zimmer Zentimeter für Zentimeter mit den Augen ab, da fiel ihm die Tür seines Kleiderschranks auf, die einen Spalt breit geöffnet war. "Mint? Bist du da drin?" Pie zog die Tür ganz auf und entdeckte Mint sofort. "Heeee! Was willst du denn in meiner Unterwäsche?! Raus!!" Schnell packte er Mint am Kragen und schlug die Tür des Kleiderschranks zu. "Was soll denn das?!" Mint sah Pie ganz unschuldig an. "Wieso? Du hast doch gesagt, ich darf mich umsehen. Kann ich was dafür, dass deine Wäsche im untersten Fach liegt? Höher komm ich eben nicht." Pie war dennoch rot im Gesicht und setzte Mint auf dem Bett ab. "Kein Grund darin rumzuwühlen, klar?!" "Is' ja schon gut, wußt' ja nicht, dass du dich gleich so schämst", winkte Mint ab, dann versuchte er abzulenken: "Dein Schlafanzug ist hübsch." "D-danke... Übrigens hab ich mir was überlegt." Gespannt sah Mint ihn an. "So? Was denn?" "Erst mal weiß ich, dass ich wohl doch eine oder zwei Flaschen Alkohol aus unserem Likörschrank nehmen kann, ohne dass es auffällt. Zur Not kann ich dann noch mal lügen und erzählen, dass ich Alkohol für einen Lehrergeburtstag besorgen muss. Das wären dann drei Flaschen", erklärte Pie. "Klasse! Wenn's was hochprozentiges ist, hält's auch länger!" freute Mint sich. "Gut, dann kommen wir nämlich gleich zu Teil zwei: In unserer Schule sind öfter Austauschschüler für ein paar Monate zu Gast. Ich könnte dich ja als einen vorstellen und so kannst du mich ja sozusagen 'besuchen', wenn du groß bist. Und nachts kannst du ja klein bleiben und hier schlafen. Ich verabschiede dich dann eben vorher und lass dich danach durchs Fenster wieder rein. Na?" Mint nickte. "Klingt gut, ja. Probieren können wir's so auf jeden Fall. Aber wenn deine Eltern mich Sachen fragen? Was soll ich erzählen?" Pie legte sich aufs Bett und dachte nach. "Naja, dann denken wir uns eben was schönes aus. Wo du herkommst und so. Ok?" "Ok! Dann entwirf mir mal 'nen akzeptablen Lebenslauf!" Zu zweit erfanden sie also eine Geschichte für Mint und es war dann doch wieder weit nach zehn, bis Pie das Licht löschte und er und Mint einschliefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)