Paraplegia von Nightprincess (querschnittsgelähmter Held) ================================================================================ Prolog: Der Anfang ------------------ Katsuya Jonouchi saß am Fenster und starrte hinaus. Doch er sah nicht den strahlendblauen Himmel, sah nicht die vorbeiziehenden weißen Wölkchen, sah nicht die grellscheinende Sonne. Was er sah, war ein brennendes Haus, ein schreiendes Mädchen in der dritten Etage, eine offene Haustür, ein rauchiges Treppenhaus, meterhohe Flammen im zweiten Stockwerk, eine verschlossene Wohnungstür, aus der die Schreie kamen und die er kurzerhand eintrat, ein am Boden kauerndes Mädchen, das er auf seine Arme hob und zur Treppe brachte. Er sah die Treppe unter sich zusammenbrechen, sah die große Fensterscheibe über sich zerbersten, sah das ängstliche Mädchen in seinen Armen, das er schützend an sich presste, sah aufgeregte Menschen auf ihn zu laufen. Sah, wie sie ihn aus dem Holzbalkengewirr der alten Treppe zu befreien versuchten, sah, wie sie ihm das fast unverletzte Mädchen aus seinen blutigen Armen hoben, sah, wie eine weinende Frau das Mädchen schluchzend an sich drückte, sah, wie sie dankbar nickte, weinte und doch glücklich lächelte, sah, wie das Mädchen sich noch einmal umdrehte, sah, wie sich der kleine Mund zu einem ‚Danke, starker Held‘ verformte. Und Katsuya lächelte selig. Es war es ihm wert gewesen. Der Preis, den er dafür zahlen musste, war hoch, aber es war es ihm wert gewesen. Katsuya spürte nicht die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht, spürte nicht die heißen Tränen aus seinen Augen treten, spürte nicht das kalte Zittern durch seinen Körper gehen. Was er spürte, war die Angst, die von dem kleinen Mädchen in der dritten Etage ausging, spürte den Rauch aus dem Treppenhaus in seinen Lungen brennen, spürte die Hitze der Flammenwand im zweiten Stockwerk, spürte den Widerstand der Wohnungstür, als er sie eintrat, spürte das federleichte Gewicht des Mädchens, als er es auf seine Arme hob. Er spürte ihre Tränen durch sein T-Shirt dringen, spürte den Fall, als die Treppe einstürzte, spürte seine Beine brechen, als er mit einem Teil der Treppe im untersten Treppenhaus landete, spürte die Glasscherben in seinen Rücken dringen, spürte, wie der Schmerz in seinen Beinen ganz plötzlich verschwand und durch eine unnatürliche Taubheit ersetzt wurde. Spürte die Flammen an seiner Kleidung züngeln, spürte Holzsplitter, Nägel und Schrauben sein Gesicht und seine Arme zerkratzen, spürte, wie das Gewicht der Holzbalken auf ihm verschwand, spürte, wie das Mädchen aus seinen Armen gezogen wurde, wie es nach ihm griff, wie es sich an ihn klammerte, wie es letztendlich doch weggebracht wurde. Und Katsuya weinte still. Ja. Es war es ihm wert gewesen. Der Preis, den er dafür zahlen musste, war verdammt hoch, aber es war es ihm wert gewesen. Noch immer mit einem Lächeln im Gesicht und Tränen in den Augen schob er sich ein Stück von der Fensterwand weg, drehte die Räder seines Rollstuhls und rollte zurück zu seinem Krankenbett. Er zog sich selbstständig in eine aufrechte Position und hievte sich mit erheblichem Kraftaufwand vom Rollstuhl auf das Bett. Seufzend legte er sich auf den Rücken, hob den Kopf, betrachtete kurz seine Beine und warf entschlossen die Bettdecke über sie. „Querschnittslähmung von der Hüfte abwärts.“, murmelte er träge und ohne Emotion, als wäre er nur eine ausgeleierte Kassette, die ständig nur dasselbe wiederholte. „Querschnittsgelähmt mit 18.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)