Erinnerung von Koeri ================================================================================ Kapitel 1: In der kältesten Nacht... ------------------------------------ Es ist schon erstaunlich.... Tage kommen und gehen, reihen sich wie schwarze und weiße Perlen an einer zarten Schnur aneinander. Sie werden zu Wochen, Monaten, Jahren und gleich was geschieht, immer mehr Perlen reihen sich an dieses zarte Band und Nichts kann das ändern. Oft habe ich gehofft, gebetet, dass es aufhören möge, das alles ein Ende haben möge und die Zeit still stehen würde. Aber es tritt nicht ein. Die Zeit nimmt keine Rücksicht, weder auf mich noch auf das was ich empfinde. So auch die Menschen. Wie ein nicht enden wollender Schwarm aus Insekten strömen sie aus Autos und Gebäuden, überschwemmen die Straßen mit ihrer Anwesenheit und ihren Geräuschen. Alles geht weiter. Nur Du, Du fehlst! Der Platz auf der Bank auf der Du eigentlich sitzen solltest… bleibt leer. So leer wie die Seiten deines Skizzen Blocks. Dort… wo Dein Lachen die Herzen erhellt hat… ist nur Schweigen und Leere. Was bleibt, ist der Widerhall im meinem Kopf. Der Widerhall von den Maschinen die anzeigen sollten, dass es dir gut geht. Doch das tun sie nicht. Ihr Pfeifen und Dröhnen sagt mir nur das es Dir nie wieder gut gehen wird. Aber es hat eine gute Seite, denn dein Leiden hat ein Ende gefunden. Den einzigen Trost den ich gefunden habe. Wer Dich gesehen hat konnte nicht anders als zu lächeln, warst Du doch das blühende Leben. Deine wunderschönen grünen Augen haben nur das Beste in den Menschen gesehen, so schlecht die Menschen auch seinen mochten die Dir begegnet sind. Die seidigen Locken, die Dein feines blasses Gesicht umrahmten, auf Deine Schultern flossen die so schmal, so zerbrechlich waren wie Dein ganzer wunderschöner Körper. Die zarten Glieder, die weiche Haut die so zart nach Milch und Honig roch. Ich spüre wie etwas Warmes meine Wange entlang rinnt… Tränen! Wie könnte ich auch nicht um Dich Weinen? Es kommt mir vor wie gestern, als ich Dich das erste Mal gesehen habe. Der Besuch meiner Verwandten war in die Hose gegangen. Es waren die üblichen Vorwürfe und Belehrungen: „Warum musst du unbedingt auf Männer stehen?” “ Denke doch mal an die Familie, es gibt bestimmt eine Therapie.” Immer dieselben Sprüche und das an Silvester. Draußen war es kalt. Die Luft war erfüllt von klirrender Kälte, erfüllt von dem feinen Geruch nach Schnee, welcher auch bald in dicken Flocken vom Himmel fiel. Das Krachen und Donnern der Raketen und das Lachen und Johlen der Feiernden zog an mir vorbei: Allein in der Kältesten Nacht des Jahres, dabei müsste es nicht sein. Ich bin nicht hässlich, kurze schwarze Haare, etwas herb aber dennoch schön zu nennende Gesichtszüge, ein trainierter Körper. Ich könnte in irgendeine Bar gehen und mir was Nettes aufreißen, doch der Gedanke behagt mir nicht. Aber dann stehst Du da, an der Bushaltestelle und wartest einfach nur. Ein Mantel hüllt Dich ein und lässt Dich doch irgendwo noch zierlicher, kindlicher wirken als du bist. Deine Lockenmähne ist betupft von den weißen Flocken und dann… siehst Du mich an und lächelst einfach nur, lächelst alle Sorgen weg. Als wen alles nur unbedeutend ist. Unwillkürlich muss ich selbst lächeln, als ich Dich sehe und ich denke nur: ein Engel, ein wunderbarer Engel! Ich blieb stehen und sah Dich einfach nur an, solange, bis Du zu mir kamst und ein wenig besorgt fragtest ob alles in Ordnung sei. So wundervoll wie Du bist. Ein kurzes Gespräch und es ist nicht von der Hand zu weisen, ich war wie verzaubert. Der Bus kam und fuhr weg, doch wir redeten und achteten nicht darauf. Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat bis Dir auffiel das dein Bus weg war. Ganz verdutzt bist du gewesen und ich bot Dir an, mit zu mir zu kommen. Du kamst mit mir… und im Grunde bist Du nie wieder gegangen. Wir hatten eine wundervolle Zeit. Durch Dich hat selbst meine Familie eingesehen das es kein Hadern gibt. Sie haben Dich geliebt, wie man Dich einfach lieben musste. Doch unser Glück sollte nicht ewig währen. Krebs, ein aggressiver Gehirntumor im fortgeschrittenem Stadium zerbrach unser Glück. Daher auch die Müdigkeit die Dich in letzter Zeit ergriffen hat und Deine Kopfschmerzen. Ich weiß noch wie ich wie ich zusammen brach und weinte wie ein kleines Kind. Doch was machtest Du? Du hieltest mich fest und lächelst einfach nur im Angesicht des Todes. Auf die Frage: Warum?... gabst Du eine so einfache und doch so tiefsinnige Antwort. „Ich will nicht um die Tage weinen die wir nicht mehr haben werden. Ich will mich auf jede Stunde freuen die mir noch an Deiner Seite bleibt.” Wir hatten noch eine schöne Zeit. Wir habe nichts Besonderes getan, nichts Besonderes erlebt und selbst die Möglichkeit ins Ausland in eine Spezialklinik zu gehen, lehntest Du wolltest einfach nur Dein Leben genießen, an meiner Seite, ohne Wenn und Aber. Es waren noch mehrere Monate die wir miteinander verbrachten, auch wenn Du immer schwächer wurdest. Doch Dein Geist blieb stark; stärker als ich es jemals bei einem Menschen erlebt habe. Dein Tod war nicht ohne Ironie! Du starbst am Einunddreißigste Dezember in der kältesten Nacht des Jahres… Ich sitze hier auf Deiner Bank. Meine Hände umfassen etwas, wovon ich mich nach Jahren nicht habe trennen können: eine kleine goldene Schatulle. Einen Teil von Dir habe ich mir behalten, einen Teil haben wir beerdigt. Doch ganz… konnte ich dich nicht gehen lassen. Ich öffne die Schatulle und der Wind ergreift Deine Asche. Sie verfliegt in alle vier Winde. Zum ersten Mal begreife ich das Du nie gestorben bist. Ein Teil von Dir lebt immer in meinem Herzen weiter. Ich Liebe Dich.. 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