Memories von Lina_ ================================================================================ Kapitel 11: Perfect Fall ------------------------ Frustriert und wütend zugleich, war der Blonde ins Schlafzimmer gestürmt, knallte lautstark die Tür hinter sich zu, nur um sein aufgewühltes Inneres irgendwie zu unterstreichen. Die Blockade, die er somit zwischen sich und den Lockenkopf gestellt hatte, klärte sich erst, nachdem er sich einfach ins Bett hatte fallen lassen und dort jenen Tränen freien Lauf ließ. Dabei konnte sich für Toru nicht einmal herauskristallisieren, wem diese Tränen nun gewidmet waren. Der Angst, dass Taka womöglich das Bild gesehen hatte und nun dahinter kam oder sich nur noch mehr Fragen stellte? Der Tatsache, dass er diesen dafür aus einem für Taka unerfindlichen Grund zusammengestaucht hatte oder doch mehr der Verzweiflung wegen, dass sich der Kleine nun von ihm abschotten würde? Er wollte Taka kein Schicksal auferzwingen, für das er nicht bereit war. Trotzdem wollte er bei ihm bleiben, die Nähe, die ihm noch erlaubt war genießen, doch nun hatte er vielleicht selbst dieses Privileg selbst in den Sand gesetzt, aus purem Egoismus heraus. Wie würde denn Taka in diesem Augenblick dastehen? Alleine gelassen, getrennt von einer Tür, die er sich wahrscheinlich nicht mal mehr traute zu öffnen, aus Furcht heraus, erneut so abgewiesen zu werden. Die Finger, die sich in die Kissen krallten, ballten sich krampfhaft zu einer Faust zusammen, versuchte Toru die verzweifelten Schreie, in Kraft umzuwandeln. Stumm weinte er in den weichen Stoff hinein, hörte aus der Ferne, wie eine Tür ins Schloss fiel, sein Körper damit reflexartig zusammenzuckte. Taka war gegangen. „Warum…“, schluchzte der Blonde, die Stimme gedämpft von den weißen Laken. „Geh nicht…Taka…“ Seine Atmung war stoßhaft, abertausende Gedanken pochten gegen seinen Schädel, doch er war ihnen nicht mächtig genug, um sie zu Wort zu bringen. Nicht allen von ihnen. „Ich liebe dich…“ Die Einsamkeit, erstickende Kälte, die sich um ihn bemerkbar machte, ließ noch jeden seiner Muskelfasern gefrieren. Der Mann, der all das von ihm ferngehalten hatte, war jetzt fort. Doch fasste Toru einen Funken Mut und benachrichtigte diejenigen, die ihm am nächsten standen, ihn schon nach dem Unfall aufgefangen hatten. Sein silbernes iPhone hervorziehend, tippte er eine kurze Nachricht in das Textfeld, betrachtete die Nachricht einen Moment lang, eher er auf ‚Senden’ klickte. „Hast du gerade Zeit? Bring ruhig auch Tomoya mit, da ich mal davon ausgehe, dass der eh bei dir ist?“ Gebannt und noch immer mit brennenden Augen, starrte ihr Leader auf den Bildschirm. Zuvor hatte er überlegt, ob er ihnen einen flüchtigen Grund nannte, weshalb sie vorbeikommen sollten, doch wollte er nicht unnötig per Medien Erlebtes breittrampeln, wenn er nicht auch in Ruhe mit ihnen darüber reden konnte. Kurz darauf erhielt er von dem Bassisten ein gut gelauntes „Sind schon auf dem Weg.“ Toru legte resigniert das Smartphone beiseite, richtete sich seitlich auf und fixierte irgendeinen imaginären Punkt, während sich weitere Tränen den Weg über seine zarten Wangen bahnten, sich schließlich in den Laken verliefen. Toru war gar nicht aufgefallen, wie schnell dann doch die Zeit vergangen war, in der er einfach vor sich hin schwieg, die Tränen langsam abebbten, als er dann schreckhaft zusammenfuhr, geschuldet dem plötzlichen Klingeln an der Tür. Müde setzte sich der Blonde auf, stütze sich an der Bettkante ab, um wieder auf die Beine zu kommen. Auch die Kopfschmerzen hatten nach dieser Stresssituation etwas angenommen, wie er feststellen musste, als er sich auf den Weg zur Tür machte, sich dabei vorsichtig durch die Haare fuhr, um einige verfangene Strähnen aus seinem Sichtfeld zu streichen. „Oh Gott, wie siehst du denn aus? Hat Taka dich die Zwiebeln für das Essen schneiden lassen oder welche logische Erklärung gibt er hierfür??“, plapperte ihr Ältester auf ihn ein, sobald Toru die Tür geöffnet hatte. Trotzdem war in Tomoyas Stimme doch ein verräterischer Anflug von Sorge zu vernehmen. Trotz dessen zwang sich Toru zu einem Lächeln, entrann ihm entgegen dessen eine Träne aus den Augenwinkeln, was die Sorge des Drummers somit nur bestätigte, sogleich einen Schritt in die Wohnung machte. „Was ist vorgefallen?“ Ehe Toru auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, wurde er prompt von dem Jüngsten, gefolgt von Tomoya ins Wohnzimmer geschoben, ungeachtet darauf, ob sie Schuhe und Jacke ablegten. Sowie sie sich zu dritt auf die gemütliche Couch sinken ließen, fiel Torus Blick auf seine Füße, Strähnen bedeckten dabei sein Gesicht, sodass die beiden nur durch die Stimmlage ihres Leaders erkannten, dass bei diesem bald alle Dämme brachen. Schwer seufzend faltete Toru die Hände in seinem Schoß, schloss die Augen mit der Intention, seinen Kopf frei zu bekommen und erklärte seinen Freunden, was vorgefallen war, musste jedoch hin und wieder eine Pause einlegen, da die brennende Flüssigkeit in seinen Augen dann doch mal die Überhand bekam. Es war doch tröstend zu wissen, wie aufmerksam Tomoya und Ryota ihm nur zuhörten, wie sein längster Freund beruhigend mit der Hand über seinem Rücken kreiste, sodass Toru sich doch wieder ein Herz fassen konnte, um fortzufahren. „…und aus der Panik daraus, habe ich ihn so angefahren. Ich war so verzweifelt, dabei war das gar nicht meine Absicht und… und jetzt ist er weg. Gott weiß wohin!?“ Nachdem er sich all das von seinem Herzen geredet hatte, brach auch letztendlich der letzte Damm in Toru, schluchzte er unaufhörlich und die Tränen rannen über seine Wangen, als veranstalteten sie ein Wettrennen. „Ich hab ihn verloren. Komplett!“ Torus Gesicht verzog sich in herzzerreißende, schmerzende Züge, aber das alles war ihm in diesem Moment egal. Eigentlich war ihm alles egal. Alles, nur Taka nicht. Aber gerade diesen hatte er behandelt, als wäre er es ihm. Egal. Keiner der beiden Männer wagte es, Toru eine Antwort zu geben, die ihn ohnehin nicht trösten könnte. Worte konnten nicht beschreiben, nicht annehmen lassen, wie sich der Blonde gerade fühlte und was er durchmachte. Welchen Menschen er von Bedeutung in seinen Augen verloren hatte. Ebenso konnten sie auch nicht annehmen, wie es Taka jetzt tatsächlich erging. Also blieb dem Bassisten nichts weiter, als seinen langjährigen Freund, den er nach all der Zeit noch nie in solch einer niederschlagenden Phase erlebt hatte, in den Arm zu nehmen, um ihm dort mit einer Nähe entgegen zu kommen, die ihm dennoch längst nicht ausreichen würde. Aber es war ein Anfang, wenn auch ein kleiner. Es verging eine kleine Zeit, nachdem Toru sich doch überwunden hatte. Tränen alleine – oder überhaupt – würden Taka auch nicht zurückbringen. Sich von dem Jüngsten lösend, setzte sich der Gitarrist wieder in aufrechte Position, fuhr sich mit dem Handrücken unter den Augen entlang, schluckte noch einmal schwer, ehe er einfach vor sich hin schwieg. Nach dem Vorschlag von Tomoya hin, sie könnten zur Ablenkung ja einen Film gucken, organisierte Ryota ihnen schnell ein paar Coladosen, die glücklicherweise noch im Kühlschrank vorzufinden waren und starteten daraufhin dann irgendeinen Streifen, dem Toru aber so gar keine richtige Beachtung schenken konnte, nippte er nur hin und wieder an seiner Cola, gedankenverloren. „Also, Tomoya und ich haben jetzt einfach mal über deinen Kopf hinweg entschieden, dass wir dich mit zu mir nehmen. Alleine lassen werden wir dich hier ganz bestimmt nicht!“, erläuterte Ryota entschlossen, als er nach dem Filmende von der Couch aufsprang und den Größeren sogleich auf die Beine zog, der ihm aber nur einen ziemlich verwirrten Blick schenkte. Dann aber dämmerte es ihm, lehnte er den Vorschlag des Bassisten nur dankend ab. „Es soll doch heute Abend wieder gewittern und nur für den Fall, dass Taka dann wieder hier sein wird, will ich sicherheitshalber hier bleiben.“, erklärte er, schüttelte Ryota daraufhin jedoch nur mit dem Kopf. „Wir hinterlassen ihm einfach eine Nachricht. Wenn er will, kann er ja nachkommen. Aber hier wirst du ja ständig an alles erinnert und bei mir ist es, wenn ich das jetzt mal so freiheraus sagen darf, schon recht gemütlich und Platz genug für uns alle ist da auch!“ Ohne Toru weitere Entscheidungsfreiheit zu überlassen, wurde dieser einfach mit in den Flur gezogen und ohne Protest streifte dieser sich doch tatsächlich seine Schuhe und ebenso eine Jacke über, ehe er mit den beiden zusammen die Wohnung verließ, Ryota jedoch noch einmal schnell in die Küche huschte, um scheinbar besagte Nachricht an Taka zu verfassen.   - - - „Hängst du also schon so sehr an mir, dass du kaum einen halben Tag ohne mich auskommst?“, scherzte der Brünette, als Taka ihm die Tür öffnete und Takeru sogleich einen Schritt in die Wohnung machte, sorgfältig Schuhe und Jacke von sich streifte und diese beiseite räumte. Nur schwerlich konnte Takahiro über diesen Kommentar schmunzeln, durchlief er in Gedanken, wie er am Handy die Nummer des Jüngeren gewählt und diesen schließlich hergebeten hatte. Ganz unbemerkt schien die geistige Abwesenheit des Lockenkopfes nicht zu bleiben, da der Andere schließlich seine Hände auf den zierlichen Schultern des Sängers ablegte und ihn besorgt ansah. „Was ist passiert, ich denke, du wolltest noch mal mit Toru reden?“ Schwer schluckend, fiel Takas Blick an Takeru vorbei, spürte bereits, wie die altbekannte, salzige Flüssigkeit in seine Augen stieg. „Dazu hatte ich erst gar nicht die Möglichkeit.“, wisperte er, noch bevor er sich aber weiter erläutern konnte, hatte ihn der Brünette bereits in eine feste Umarmung gezogen. „Im Flur zu reden, ist doch etwas blöd. Besser wir setzen uns auf die Couch.“, beschloss Takeru, griff nach der Hand des Dunkelhaarigen und schritt voran in das Wohnzimmer. Mit schleichenden Schritten folgte Taka ihm, war sein Griff in Takerus Hand doch so locker und kraftlos, dass er annahm, gleich vollkommen alleine dazustehen, fuhr kurz zusammen, als der Brünette dann doch etwas einnehmender seine Hand umschloss. Penibel betrachtete Taka ihre umschlossenen Hände, genoss die Wärme, die Takerus Hand ausstrahlte, beinahe ein bisschen zu lange. Aus den Gedanken gerissen, fand sich der Sänger auf einmal vor der Couch vor, ließ sich einfach wie in Trance versetzt in die weichen Polster sinken. Takeru nahm neben ihm Platz, schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln. „Also, was wolltest du mir erzählen?“, fragte er nun vorsichtig nach, fixierte dabei die schwarzen Juwelen des Älteren. Dieser versuchte einmal mehr dem durchdringenden Blick Takerus zu entkommen, fühlte sich Taka diesem gegenüber wie ein offenes Buch, dem man jene Emotionen aus den Augen ablesen konnte. Irgendwie kam ihm das aber vertraut vor. Diese obstrusen Gedanken für den Moment beiseite werfend, atmete Taka zu seiner Antwort auf. „Als ich nach Hause kam, war er nicht da. Ich hab nur einen Zettel gefunden, mit der Info, dass er die Nacht wohl mit Tomoya bei Ryota verbringen würde. Er muss echt sauer gewesen sein, dass er mir jetzt nicht mal vor die Augen treten will.“, mutmaßte Taka und bemerkte dabei gar nicht, wie sehr seine Unterlippe bereits zitterte. „Aber das Schlimmste, neben dem Gefühl, dass er zutiefst enttäuscht von mir ist, ist ebenso, dass er mich trotz meiner Panikattacken alleine zurückgelassen hat, dabei weiß er doch genau, wie….“ Die wimmernde Stimme Takas brach gänzlich ab, erlag er einzig und allein den Tränen, die über seine geröteten Wangen kullerten, so zitterte er am ganzen Körper, während sich seine Finger krampfhaft in die eigenen Oberschenkel krallten. „Hey… Lass dir Zeit, ich bin doch bei dir.“, sprach Takeru sanftmütig, dicht an das Ohr des Älteren gelehnt. Sanft aber bestimmt, zog er den zierlichen Körper an seine Brust und legte die Arme still schweigend um diesen, sein Kinn lehnte auf dem Scheitel des Dunkelhaarigen, so schloss Takeru die Augen, streichelte dem Anderen federleicht über den Rücken und konnte nur darauf warten, dass sich Taka allmählich beruhigte. Wie Taka die Gegebenheiten nun so geschildert hatte, reagierte der Brünette umso mehr geschockt, was seine Sorgen nur noch schneller ansteigen ließ und er würde es garantiert nicht wagen, den Lockenkopf alleine zu lassen. „Ich bin verrückt...“, schluchzte Taka herzzerreißend gegen den Stoff an Takerus Brust. „Ich habe Angst vor Dunkelheit und Gewittern. Wie kann das schon normal sein?!“ Diese Worte über die Lippen bringend, verzweifelte Taka nur noch mehr, da ihm plötzlich in Erinnerung kam, wie er auf dem Schoß des Blonden gesessen hatte, mit diesem über seine Panikattacken gesprochen hatte und sich einander letztendlich versprochen hatten, mit niemand anderem darüber zu reden. Wer war Taka, dass er eine dritte Person seinem besten Freund vorzog, die ihn zumal niemals so gut kennen konnte, wie Toru es tat? Es schwirrten so viele Gefühle in dem Sänger herum, dass er unmöglich herausfiltern konnte, was genau er eigentlich empfand. Ebenso fühlte er sich schuldig. Schuldig dessen, das er Toru womöglich verraten hatte, auch wenn dieser davon gar nichts mitbekommen würde. Auf der anderen Seite, fühlte es sich doch so gut an, mit jemandem darüber zu reden, jetzt wo Toru nicht da war, obwohl er diesen jetzt eigentlich gebraucht hätte. Dabei war der Lockenkopf noch immer ratlos darüber, weshalb der Gitarrist nun so sauer auf ihn war. Wie auch immer, an der gegebenen Situation konnte er jetzt nichts ändern, noch nicht. Das wurde ihm ja verwehrt, doch Takeru wollte er nicht als eine Art zweite Wahl benutzen. Im Gegenteil, der Lockenkopf öffnete sich ihm gegenüber, weil er ihm vertraute und dieser ihm bedingungslos ein offenes Ohr zur Verfügung stellte. Wahrscheinlich hatte Takeru Recht und Toru war mit der ganzen Sache tatsächlich überfordert, zumal der ja noch sein eigenes Leben in den Griff bekommen musste. „Du bist nicht verrückt.“, riss ihn plötzlich eine angenehme Stimme aus den schmerzenden Gedanken. „Ich habe zwar keine Ahnung davon, warum so etwas zustande kommt, aber ich bin immer für dich da, hörst du? Und Toru wird das auch sein. Gib ihm etwas Zeit, ich denke, er muss auch erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass zwischen euch schon bald wieder alles in Ordnung sein wird.“ Wenn ihn die Worte des Jüngeren auch einerseits rührten, irgendetwas passte da nicht, ein ganz bestimmtes Detail. „Es wird nie wieder alles in Ordnung sein.“ Taka nahm sich zusammen, schaute durch gerötete Augen hinauf in die des Brünetten. „Ich weiß ja nicht einmal, wie es war, als alles in Ordnung war. Verstehst du? Ich habe keine Erinnerung an die Zeit mit meinem besten Freund und niemand kann mir sagen, ob diese Zeit je wieder in mein Gedächtnis zurückkehren wird!“ Aufgewühlt ließ der Dunkelhaarige seinen Kopf erschöpft an die Schulter des Anderen fallen, schloss seufzend die Augen, da jene Tränen nun endlich abgeebbt waren. „Selbst wenn es nicht so werden wird wie früher, vielleicht schweißt euch diese Situation ja noch viel enger zusammen und dann wird diese Zeit sogar noch besser? Das kannst du dir zum jetzigen Zeitpunkt wohl noch nicht vorstellen, aber wer weiß?!“ Ein ehrlich gemeintes Lächeln zierte die präsenten Lippen des Jüngeren und Taka musste zugeben, dass ihm erst jetzt auffiel, wie hübsch diese doch waren und sein Herz vermeidlich doch einen anderen Takt anlegte. „Und jetzt würde ich sagen, lenken wir uns etwas ab? Ich kann ja mal schauen, was ihr so da habt oder spricht irgendetwas dagegen?“, erkundigte sich Takeru sicherheitshalber, bekam von Taka dann aber ein zuspruchsvolles Nicken und der Brünette suchte sich den Weg in die Küche. Kaum wenige Minuten später war der Jüngere mit zwei Flaschen Bier in den Händen zurückgekehrt und reichte eine von ihnen dem Lockenkopf, nachdem er sie mit dem ebenfalls mitgebrachten Öffner von dem Deckel befreit hatte. Taka hatte derweil den Fernseher eingeschaltet und war durch einige Programme gezappt, ehe er bei irgendeinem Halt machte, ließ diesen einfach im Hintergrund laufen. „Du bist nicht alleine.“, erinnerte Takeru den Dunkelhaarigen schließlich, was diesen etwas verwirrt aufsehen ließ, dann doch aber ein dankbares Lächeln zeigte und an die Flasche des anderen anstieß und sie beide einen Schluck von dem kühlen Getränk zu sich nahmen. - - - Inzwischen wusste keiner von ihnen, wie spät es bereits war, doch spielte dies schon bald keine Rolle mehr, war doch in der Ferne bereits ein klares Donnern zu vernehmen, was den Lockenkopf schreckhaft zusammenzucken ließ, hatte er sich, nachdem er sich auch den Rest seines Kummers von der Seele gesprochen hatte, immerzu an Takerus Brust gelehnt. „Taka, wo sind deine Tabletten?“ Sofort reagierte der Brünette und fuhr herum, legte seine Hände beruhigend auf den zierlichen Schultern des Schwarzhaarigen ab, doch dieser wimmerte nur kläglich, versuchte wohl immer wieder, zu einer Antwort anzusetzen, doch sein erzitternder Körper verhinderte jenes Verlangen nach seiner Stimme. So blieb dem Lockenkopf nur ein wildes Kopfschütteln, bedeutete dem Anderen so, dass er überhaupt keine Ahnung hatte. In der jetzigen Situation war er einfach zu überfordert, als dass er sich jetzt einen Kopf darum machen konnte, wo seine Arzneimittel waren. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seiner Angst, die er ohnehin nicht kontrollieren konnte, da sie wann immer sie wollte aus dem Zaun brach, freien Lauf zu lassen. Ohne weiteres zog Takeru den ängstlichen Körper, der so kurz davor stand, zu hyperventillieren, in seine Arme, drückte ihn so fest an sich, bis der Sänger diesen Kontakt registrieren konnte und sich ebenfalls um den schlanken Körper klammerte, sein Zittern aber nicht ein bisschen abnahm. „Es...ist so dunkel… und so kalt…“ Takeru spürte bereits, wie die heißen Tränen den dünnen Stoff seines Shirts einnahmen, aber es störte ihn nicht im Geringsten. Die schlanken Finger in den dicken Locken des Älteren vergrabend, löste er den aufgelösten Körper vorsichtig von sich, fuhr mit der Hand unter dessen Kinn, um den Kopf des zierlichen Mannes etwas anzuheben. „Schau mich an, Taka. Versuch dich nur auf mich zu konzentrieren, ja? Ich bin hier und ich werde einen Teufel tun, dich jetzt los zu lassen!“ Der Blick des Jüngeren war so intensiv, seine Augen so undurchdringlich und doch verlor sich Taka in ihnen, bei dem Versuch sich lediglich auf die dunklen Juwelen des anderen zu konzentrieren. Takerus Worte pulsierten noch immer in seinem Körper, bis sie schließlich die Stelle erreichten, an der Taka immerzu sein schlagendes Herz vermutet hatte, doch genau dort zerbrach etwas. Und etwas Neues, Schöneres kam dafür zum Vorschein. Als hätte die ganze Zeit über eine harte Schale um sein Herz gelegen, die jenes Schlagen zurückgehalten hatte und nun hämmerte das kleine Herz des Sängers so sehr gegen seinen Brustkorb und doch ignorierte Takahiro dies, denn viel zu gefangen war er in den Augen des Anderen, dass er gar nicht mal realisierte, wie sie sich langsam näher gekommen waren. Die prickelnde Atmosphäre ließ selbst den grellsten Blitz erlischen und den lautesten Donner erstummen. Taka war sich nicht sicher, was das war. Einerseits war es ihm fremd, aber irgendwo auch vertraut. Sein Atem lag so schwer in seinen Lungen, nur einen kleinen Hauch brachte er über die vollen Lippen. Dann spürte er einen federleichten Druck. Die letzten Millimeter hatten sie überbrückt, lagen die Lippen auf dem denen des jeweils anderen, doch schon nach dem Bruchteil einer Sekunde, war alles vorbei. Nur noch dieses pulsierende Gefühl um sie herum war geblieben. Aus dem warmen Rotschimmer auf Takas Wangen wurde ein allmähliches Glühen. Sie hatten sich geküsst, aber keiner von beiden schien dies zu realisieren, da in diesem Moment die Köpfe beider so oder so nicht fähig waren, zu arbeiten. In der Brust des Sängers zog es schwerlich, zog ihn nach vorne, so fixierte der Schwarzhaarige noch immer die dunklen Augen des anderen, ehe sein Blick auf die so hübschen Lippen fiel. Schüchtern und noch etwas zurückhaltend, drückte Takeru sein Lippenpaar gegen das des Lockenkopfes, arbeitete mit äußerster Vorsicht gegen dieses, ehe er einen Funken von Erleichterung verspürte. Taka schien seinen Kuss zu erwidern, schloss sogar die Augen und sämtliche Anspannung schien von ihm zu fallen, ließ er sich einfach langsam nach Hinten fallen, den Jüngeren mit sich ziehend. Da der Oberkörper des Anderen nun über ihm lehnte, rauschte sein Blut mit solch einer Geschwindigkeit durch seinen Körper, dass Taka es sogar hören konnte, ebenso wie sein laut schlagendes Herz. Er versuchte irgendwie diese fragwürdige Reaktion seines Körpers zu ignorieren, sich stattdessen lediglich auf das Spiel ihrer Lippen zu konzentrieren. Mit der Intention, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, verweigerte es der Sänger Takeru auch nicht, als dieser mit einer Hand unter den Pullover des Lockenkopfes fuhr und dort federleicht mit Fingerspitzen über die heiße Haut fuhr. Immerhin zuckte der Schwarzhaarige etwas erschrocken, da ihn das doch ziemlich überraschte. Dann, für einen Moment, lösten sich ihre Lippen von einander. Aufatmend, öffnete Taka seine Augen, erschauderte, als diese genau auf die des Brünetten fielen. Taka meinte sogar, einen feinen Rotschimmer auf Takerus Wangen ausmachen zu können, war sich letztendlich nicht sicher, ob er sich das nicht doch nur einbildete. Während eine Hand des Jüngeren noch immer unter dem Pullover auf der Brust des Lockenkopfes verweilte, strich er mit der anderen ein paar Locken aus dem Sichtfeld des Dunkelhaarigen. Stille. Noch immer fixierten sie lediglich die Augen des anderen, als wären sie in eben diesen so verloren, doch aufgefangen von dem Lippenpaar des jeweils anderen, kehrten ihre Seelen in den eigenen Körper zurück. Die geschickten Finger, die soeben die dicken Locken des Sängers hinter sein Ohr gestrichen hatten, verweilten nun an dessen weicher Wange, wanderten dann aber hinter Takas Ohr, wo sie dem Älteren langsam durch die vollen Locken kraulten. Völlig entspannt seufzte Taka in den Kuss hinein, wagte es nun, seine eigenen Arme auf Takerus Schulterblättern abzulegen, presste seinen Körper gegen dessen und aus dieser Aktion heraus entstand beinahe eine Explosion aus einem Schauer, der ihnen beiden den Körper hinunter ran. Als dann auch Takeru ergeben in den Kuss seufzte, verspürte Takahiro ein angenehmes Prickeln auf den vollen Lippen, erwachte aus seiner Starre und arbeitete so hingebungsvoll, wie es ihm erlaubt war, gegen Takerus rosige Lippen, während bereits dessen zweite Hand unter Takas Pullover abgetaucht war und nun mit beiden Händen über Brust und Bauch des Lockenkopfes streichelte. - - - Da sie weder Gardinen, noch Jalousien herunter gezogen hatten, waren sie am nächsten Morgen folglich früh wach, auch wenn man nach prüfendem Blick auf die Uhr, neun Uhr nicht als sonderlich früh einstufen konnte. Aneinander gekuschelt waren sie aufgewacht, schenkten dem anderen nur ohne irgendein Wort ein verschlafenes Lächeln, war es dann aber Takeru, der liebevoll durch die dicken Locken Takas fuhr und diesem schließlich einen „Guten Morgen“ wünschte. Sogleich erwiderte der Sänger die Worte, reagierte aber etwas perplex, als Takeru sich schließlich aufsetzte. „Ich muss in einer Stunde im Café sein. Du bist mir doch nicht böse oder?“, entschuldigte er sich, erhielt von dem Lockenkopf doch nur eine abwinkende Geste. Noch immer hatte er das gestrige Geschehen weder realisiert noch verarbeitet, aber er hatte auch ohnehin nicht den Mut, irgendwie auch nur zu versuchen, den Jüngeren darauf anzusprechen. Überhaupt würde er das alles wohl erst einmal verschweigen, ehe er in der Lage war, dem bezüglich einen klaren Gedanken verfassen zu können. Dem Brünetten noch zur Tür folgend, lächelte Taka diesen etwas verlegen an, als Takeru dann die Tür öffnete. „Danke noch mal.“ Noch wärmer wurden seine Wangen. „Also dafür, dass du gestern für mich da warst.“ Takeru lächelte nun ebenfalls, strubbelte dem Dunkelhaarigen aber kaum einen Moment später etwas wild durch die Locken. „Kein Problem. Ich hab dir doch immerhin versprochen, dass ich für dich da bin oder nicht?“ Mit den lauten Schlägen seines Herzens, sah er zu, wie Takeru zum Abschied noch die Hand hob, ehe er durch die Tür verschwunden war. 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