Imaginations From The Other Side von Katherine_Pierce ================================================================================ Kapitel 5: Heart Attack ----------------------- Stell dir vor, Thranduils Tochter zu sein und ihm mitzuteilen, dass du für Bard deine Unsterblichkeit aufgeben wirst. Du hast ein Geheimnis. Ein schwerwiegendes. Eines, das viel zerstören könnte, käme es ans Licht. Bisher ist alles gut gegangen. Niemand ist dahinter gekommen. Nicht einmal dein Bruder. Ihr versteht euch einigermaßen, seid jedoch weder enge Freunde, noch feindet ihr euch an. Er ist eben einfach dein Bruder- und du weißt, dass er es nicht gutheißen würde, wenn er wüsste, was du vor allen verbirgst. Am meisten aber vor eurem Vater. Denn Thranduil hält nicht viel von Menschen. Der König des Waldlandreichs ist kein Mann, der offen für Neues wäre. Du weißt das besser als jeder andere und auch Legolas kann ein Lied davon singen. Immerhin hat er es gewagt, sich in eine einfache Waldelbe zu verlieben. Aber du... oh, du würdest zweifellos die größere Schande sein, denn du... du liebst einen Menschen. Und nicht irgendeinen. Nein, Bard der Bogenschütze ist es, dem du dein Herz geschenkt hast. Seit gut zwei Jahren geht diese verborgene Romanze nun schon. Jeden Tag, da bist du dir sicher, liebst du ihn nur noch mehr. Immer wieder findest du Ausreden, um den Palast zu verlassen, um dich mit deinem Liebsten treffen zu können. Mal willst du überprüfen, ob die Wache am Tor ihre Arbeit richtig versieht, dann gibst du vor, Spaziergänge zu machen oder die Sicherheit eures Reiches zu prüfen. Thranduil ahnt nichts. Zumindest bist du dir dessen verhältnismäßig sicher. Ansonsten hätte er deine kleinen Ausflüge sicherlich längst unterbunden. Niemals würde er dir gestatten, dich mit einem Menschen einzulassen. Du hast dir das selbst ja nie und nimmer träumen lassen. Und doch ist es so gekommen. Es hat dich mindestens so überrascht wie Bard. Damals, du weißt den genauen Grund inzwischen nicht mal mehr, hieltest du dich an seiner Anlegestelle am Fluss auf, wo er die Fässer aus dem Palast des Königs auf seinen Kahn verlädt. Du hingst deinen Gedanken nach, dachtest an Legolas' und deine Mutter, die vor langer Zeit starb. Wehmut erfasste dich. Du warst so beschäftigt damit, dass du ihn erst bemerktest als er bereits anlegte. Dein Blick hob sich, sah auf den dunkelhaarigen Menschenmann. Nie zuvor hattest du Bard zu Gesicht bekommen, auch wenn du wusstest, dass Jemand aus der Seestadt die leeren Fässer abtransportiert. Erschrocken erhobst du dich von deinem Sitzplatz und mindestens so erschrocken wirkte Bard, der nicht damit gerechnet hatte, dass Jemand anwesend sein würde. Er durchbrach das Schweigen als Erster, wünschte dir höflich einen guten Tag, was du mit einem Nicken erwidertest und ihm das Nämliche für den Tag mit auf den Weg gabst. Während Bard die Fässer auf seinen Kahn lud, fragte er dich, was dich herverschlagen hätte. Wahrheitsgemäß gabst du ihm eine Antwort. So entspann sich ein Gespräch zwischen euch und du erfuhrst, dass auch er jemanden verloren hat. Nachdem er alle Fässer auf seinem Kahn verstaut hatte, verabschiedete Bard sich von dir. Wieder wünschtet ihr einander einen guten Tag. Nachdenklich, gerade aufgrund der Unterhaltung, die sich so unverhofft ergeben hatte, kehrtest du in dein Heim zurück. In den folgenden Tagen musstest du oft an Bard denken und an das Gespräch mit ihm. Du begriffst nicht, wieso es dich so beschäftigte und beschlosst daher, dem auf den Grund zu gehen. Als Bard das nächste Mal kam, um leere Fässer abzuholen, traf er wieder auf dich. Erneut unterhieltet ihr euch und schiedet mit einem Lächeln voneinander. Bald warst du jedes Mal am Anleger anzutreffen, wenn Bard sich einstellte, um seiner Arbeit nachzugehen. Aus Gesprächen wurde schließlich mehr. Kokette Bemerkungen deinerseits und ein paar Anzüglichkeiten seinerseits wurden ausgetauscht. Irgendwann überwandst du dich, griffst nach seiner Hand und drücktest sie zum Abschied. Und von da an entwickelte sich eure Romanze zusehends. Ein erster Kuss, dem viele weitere folgten. Eine erste gemeinsame Liebesnacht, der mehr als nur ein paar Stunden des Zusammenseins folgten. Ein erstes Geständnis, nicht das letzte, das ausgesprochen wurde. Die Heimlichkeit war aufregend, sie ist es immer noch. Doch jetzt findet Thranduil, dass es an der Zeit ist, dich zu vermählen. Er ahnt ja nicht, dass dein Herz längst Bard gehört. Und dass du eine schwerwiegende Entscheidung fällen willst, die deinen Vater in Rage versetzen wird. Bard weiß es längst. Ihr habt darüber gesprochen und er freut sich, fühlt sich geehrt, weil du auf das verzichten willst, was euch ansonsten für immer trennen könnte. Für immer ist eine sehr, sehr lange Zeit, wenn man sie ohne die Person verbringen muss, die man liebt. Das ist dir bewusst. Du siehst es Tag für Tag an deinem Vater. Und deswegen hoffst du, dass er dich verstehen wird. Dass er deine Entscheidung tolerieren, wenn schon nicht befürworten, wird. Länger kannst und willst du deine Beziehung zu Bard nicht mehr geheim halten. Aus diesem Grund bittest du Thranduil um ein Gespräch. Ganz nach seiner Art lässt er dich vor seinem Thron stehen, während er darauf sitzt. Als wärst du nicht seine Tochter, sondern Jemand wie Tauriel. „Was gibt es, d/N? Worüber möchtest du mit mir sprechen?“, fragt er dich, während er dich genau mustert. Ganz so, als könnte er an deiner Mimik bereits ablesen, was dich umtreibt. Du schluckst leicht. Zum ersten Mal in deinem langen Leben hast du wirklich Angst. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du musst es tun. Für dich. Für Bard. Für eure gemeinsame Zukunft. „Ada...“, setzt du an, kommst jedoch nicht weiter. Du weißt nicht, wie du in Worte fassen sollst, wofür du dich entschieden hast. Thranduils kühler, aber neugieriger Blick fährt dir bis ins Mark. Für einen Moment schließt du die Augen. Dann beschließt du, den Stier bei den Hörnern zu packen. Es gibt keinen anderen Weg. „Vor ein paar Wochen hast du mir geraten, mich nach einem Gefährten umzusehen.“ Thranduil nickt, anscheinend erinnert er sich sehr gut an diese Unterhaltung. Doch er begreift noch nicht recht, worauf du eigentlich hinaus willst. Nervös siehst du zu ihm auf. Obwohl er dein Vater ist, zeugt sein Benehmen kaum jemals davon. In erster Linie ist er ein König. Das lässt er jeden spüren. Auch Legolas und dich. Inzwischen seid ihr daran gewöhnt. Dennoch wünschst du dir so manches Mal, dass er zugänglicher, väterlicher, wärmer wäre. Es würde diese Unterhaltung vielleicht vereinfachen. „Ich möchte dir mitteilen, dass dies nicht notwendig ist, Ada.“ Jetzt heben sich die Augenbrauen des Königs. Fragend sieht er dich an. Eine klare Aufforderung an dich, dich zu erklären. Du räusperst dich. „Es gibt Jemanden, dem ich sehr zugetan bin. Bereits seit längerer Zeit.“, bringst du schließlich über die Lippen. Nie zuvor hat dein Herz so heftig in deiner Brust geschlagen. Nicht einmal als du Bard sagtest, dass du ihn liebst. Auch nicht als ihr zum ersten Mal wie Mann und Frau zusammen wart. Deine Nervosität steigert sich. Thranduil hat sich erhoben. Langsam, beinahe bedächtig, schreitet er die Stufen seines Throns herab, um sich schließlich genau vor dir aufzubauen. Nicht gerade hilfreich. Aber da musst du nun durch. „Wenn du von diesem Menschen aus der Seestadt sprichst... schlag es dir aus dem Kopf, d/N!“ Merklich zuckst du zusammen. Woher weiß er das? Du warst doch immer so vorsichtig, so umsichtig. Hast dir Mühe gegeben, es geheim zu halten. Was in dir vorgeht scheint dir auf die Stirn geschrieben zu sein. Höhnisch verzieht Thranduil sein Gesicht. „Dachtest du, niemand merkt etwas?“, fragte er dich und seine Stimme ist dabei so kalt, so schneidend, dass du dich bezähmen musst, nicht zurückzuweichen. König hin oder her, er ist immer noch dein Vater. Und er sollte sich wie ein solcher benehmen! „Ganz offensichtlich.“, beantwortet Thranduil seine eigene Frage. Nun umspielt ein süffisantes Lächeln seine Lippen. Er scheint vollauf zufrieden mit sich selbst zu sein. „Aber Vater... ich liebe ihn. Wirklich.“, wagst du einzuwenden. Sofort verschwindet alle Zufriedenheit aus Thranduils Miene. Kalt und hart sieht er dich an. Als wärst du verachtenswert und nicht seine Tochter. „Du weißt nicht, was Liebe ist!“, fährt er dich erbost an, so dass du nun doch zurückzuckst. Sein Verhalten macht dich wütend. Es enttäuscht dich, aber es erzürnt dich deutlich mehr. „Oh doch! Ich weiß, was Liebe ist, Vater!“, erwiderst du hitzig, „Und ich werde Bard nicht aufgeben, nur weil er dir nicht genehm ist! Es ist mein Leben! Ich entscheide darüber! Nur ich!“ „Du dummes Kind! Nichts weißt du! Gar nichts!“ Vor Zorn ballst du deine Hände zu Fäusten. Tränen springen dir in die Augen. Warum nur will er nicht begreifen? Weshalb ist er so stur? So uneinsichtig? Wieso kann er nicht sehen, dass an deiner Liebe zu Bard nichts Schlechtes ist? „Ich liebe ihn, Vater! Und ich werde meine Unsterblichkeit für Bard aufgeben!“, schleuderst du ihm entgegen. Thranduils Augen weiten sich. Er starrt dich im ersten Moment nur ungläubig an. Fast so, als könne er nicht fassen, dass du das wirklich gesagt hast. Dass es dir ernst ist damit- und bei den Valar, das ist es. Niemals hast du etwas mehr gewollt, nie etwas so sehr gemeint, wie du es gesagt hast wie in diesem Moment. „Geh mir aus den Augen!“, zischt er dich an, gefährlich leise. Seine Augen brennen vor kaltem Zorn, dich fröstelt unwillkürlich. „Du bist nicht länger meine Tochter!“ Doch diese Worte dringen kaum noch an dein Ohr. Du hast dich bereits umgedreht. Fliehst aus dem Thronsaal in deine Gemächer. Weinend packst du das Nötigste zusammen. Etwas Kleidung, deine Waffen, eine Krone aus Vogelbeeren und Grashalmen, die Bard für dich gewunden hat, elbisches Wegbrot. Dann eilst du durch die Gänge von Thranduils Palast. Niemand hält dich auf, niemand belästigt dich mit Fragen. Auch auf Legolas triffst du nicht, wofür du dankbar bist. Zwar glaubst du, dass er dich verstehen könnte, doch willst du ihn nicht in einen Zwiespalt stürzen. Ohne einen letzten Blick zurück zu werfen verlässt du dein Heim. Nichts hält dich mehr hier. Wenn überhaupt hat Thranduils Verhalten dich nur noch mehr in deinem Vorhaben bestärkt, deine Unsterblichkeit hinter dir zu lassen, um ein menschliches, ein sterbliches Leben, an Bards Seite zu führen. Und weiter läufst du bis von Thranduils Palast nichts mehr zu sehen ist. Weniger ein Heim als ein Gefängnis. Es war nie mehr als das. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)