The past is the future? von -Schoko-Keks- ================================================================================ Kapitel 2: Chapter Two ---------------------- Nach zwanzig Minuten zu Fuß stand ich nun endlich vor dem Club, selbst vor der Tür konnte man die Bässe noch hämmern hören, die Jungs legten sich wieder mal ins Zeug. Ich musste grinsen, als hätte sich nichts verändert. Ich betrat den überfüllten Laden, der Türsteher war für mich kein Problem, kannte ich ihn doch von einigen meiner eigenen Auftritte. Die Hitze schlug mir sofort entgegen und ein unangenehmer aber doch sehr vertrauter Geruch nach schwitzenden Leibern, die sich aneinander drängten und hin und her schoben, um möglichst nahe an der Bühne und somit der Band zu sein, erfüllte den Raum. Meine Augen huschten nur flüchtig über die Bühne, wie ich es mir gedacht hatte, Shou stand nah am Rand, so wie er es eigentlich immer tat, kurz davor von der Bühne zu fallen und schrie und sang sich die Seele aus dem Leib. Auch seine restlichen Kollegen erging es nicht anders, waren sie doch von dem begeisterten Publikum nahezu elektrisiert. Mein Weg führt mich allerdings nicht in die Menge sondern an die Bar, selbst von hier hatte man noch einen halbwegs passablen Ausblick auf die Bühne, außerdem wollte ich nicht, dass er mich sofort sah, er sollte nicht denken, dass ich es nicht hätte ertragen können ewig auf ihn zu warten. Also lieber erst einmal an die Bar, ich bestellte mir etwas und lauschte danach der Musik, nach meiner Einschätzung dürften maximal noch drei Lieder plus/minus einer Zugabe gespielt werden. Gerade als das Lied endete und ich neugierig zur Bühne sah, um zu erraten welches Lied wohl als nächstes kommen würde trafen sich unsere Blicke. Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, jedoch wandte er sich kurz darauf wieder zu seinem Publikum, hatte er doch eine Aufgabe noch zu erfüllen "Das nächste Lied, widme ich einem alten Freund. Mögen alte Zeiten wieder aufleben!" dabei zwinkerte er mir noch einmal zu und schon erklangen die ersten Töne. Verdattert sah ich auf, alter Freund? Der meinte doch nicht etwa mich damit? Freund? Alter Freund? Alte Zeiten wieder aufleben lassen? Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Das Lied jedoch kannte ich, hatten wir es damals doch zusammen geschrieben und tatsächlich handelte es über Menschen, die für eine Zeit lang in unser Leben treten, dann aber doch irgendwie verloren gingen und man sich schlussendlich fragt, wie es nur geschehen konnte. Passender hätte er es nicht anmoderieren können. Aber trotzdem gefiel es mir nicht, mit welchen Worten er es getan hatte. Die Lieder vergingen und nach einer guten viertel Stunde verabschiedete sich die Band auch schon von der Bühne und eine andere betrat eben diese. Ich wappnete mich dafür, was gleich kommen würde, denn dass etwas kommen würde war mir glasklar, ich trank meinen letzten Schluck aus und wartete. Nicht lange und nachdem ich den ein oder anderen Kerl abgewimmelt hatte, der sich unbedingt zu mir setzen hatte wollten, erklang eine leise tiefe mir wohl bekannte Stimme an mein Ohr "Na, wie hab ich dir gefallen?". Ich drehte mich um "Ihr ward klasse wie immer." mit der Betonung auf dem Ihr antwortete ich und konnte mir doch kein Lächeln verkneifen. "Ich wusste, dass du kommen würdest." er grinste sein typisches Grinsen, wenn er wusste, dass er den anderen durchschaut hatte. "So?" ich zog eine Augenbraue hoch und nahm mir den von ihm angebotenen Becher entgegen, den er gerade mit einem weiteren für sich bestellt hatte. "Natürlich, ich weiß doch wie neugierig du bist." ein noch breiteres Grinsen "Aber lass uns von hier verschwinden, hier sind zu viele Menschen." er deutete auf die Groupies, die sich gerade ihren Weg zu uns bahnten. Er ergriff meine frei Hand und zog mich über ein paar Umwege nach draußen. Es war kalt und dunkel, vor dem Club war praktisch nichts los, das ganze Leben spielte sich innerhalb des Ladens ab. Die kühle Nachtluft umspielte uns und zeigte uns einen Weg, dem wir ohne ein Wort zuwechseln folgten, bis wir am Hafen angekommen waren, der nicht all zu weit entfernt lag. "Und wie geht's dir?" nahm Shou das Gespräch wieder auf, sah dabei jedoch nicht zu mir, sondern auf das Wasser hinaus. Leise schwappte das Wasser an die Kaimauer, aus einiger Entfernung drangen die Geräusche von Hafenarbeitern zu uns herüber, ansonsten war es still. "Gut." antwortete ich, genauso auf das Wasser starrend. "Du siehst gut aus." er wandte sich zu mir und ich merke, dass er mich ansah. "Das hast du heute schon ein mal gesagt." antwortete ich und drehte mich ebenfalls zu ihm, um ihm in die Augen schauen zu können. "Ich meine es ernst! Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Ein Jahr?" Ich nickte nur und wollte meinen Blick wieder abwenden, jedoch griff mir der Brünette unters Kinn und zwang mich somit ihn weiter anzuschauen. "Du bist mir immer noch böse oder?" Ich befreite mich aus seinem Griff und wandte mich ab, was für eine selten dämliche Frage. "Was hast du denn gedacht?" "Ich weiß es nicht, aber ich hatte gehofft, dass du mich noch nicht vergessen hast." Ich schwieg, meinte er das gerade ernst und was sollte ich davon halten? Hier standen wir nun ähnlich, wie wir uns das erste mal begegnet waren. Nacht, Hafen und absolut ehrliche Worte. Wieso war nur alles so gekommen, wie es gekommen war, wieso konnte man die Zeit nicht einfach zurück drehen und Dinge ändern und wieso stimmte dieses Sprichwort, dass man sich immer zwei mal im Leben sah? Hände legten sich von hinten um meinen Bauch und ein Kopf stützte sich auf meiner Schulter ab. "Ich hab dich nicht vergessen, das konnte ich nie." Mein Herz klopfte unangenehm gegen meine Brust, ich spürte wie sich warme Lippen auf meine Haut legten und an meinem Hals entlang strichen, während er sprach. "Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen, dann würde ich dich niemals gehen lassen." ein Kuss "Ich habe Fehler gemacht, das weiß ich." wieder ein Kuss hauchzart in meinen Nacken "Und ich wünschte, ich könnte dir zeigen, wie sehr ich das alles bereue. Dich nicht mehr bei mir zuhaben, nicht mehr mit dir reden zu können, nicht mehr dein Lachen zu hörne, nicht mehr neben dir auf zuwachen. Das alles vermisse ich...." Die Berührung an meinem Nacken hörten auf, plötzlich drehte er mich herum und drückte mich sanft gegen die kleine Hafenmauer. "...ich vermisse dich!" beendete er und sah mir dabei durchdringend in die Augen. Ich schluckte, wusste nicht was ich sagen sollte, bereute er wirklich, wollte er mich zurück? Langsam senkte er seinen Kopf zu mir herab, ganz langsam um jeden Augenblick stoppen zu können, wenn er einen Widerstand in meinen Augen sah, doch den sah er nicht, ich schloss meine Augen und wartete auf seinen Kuss. Zart legten sich seine Lippen auf meine, Erinnerungen kam hoch, Erinnerungen an glückliche Zeiten, Bilder von uns beiden zu Zeiten, in denen ich dachte unsterblich in Shou verliebt zu sein, dass uns niemals etwas auseinander bringen könnte. Zeiten, in denen ich im Einklang mit mir und der Welt gewesen war. Glück und Euphorie durchströmten mich und ich schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn noch näher an mich heran zu drücken. Er reagierte, indem er seine Arme noch enger um mich schlang und den Kuss intensivierte. Leidenschaft flackerte auf und vermischte sich in den zuvor unschuldigen, fast schüchternen Kuss. Gierig drängten wir uns aneinander, war unsere Lage tatsächlich so aussichtslos, wie ich immer angenommen hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)