Mahou no Gadian von Imi-chii (Die Suche nach dem Schlüssel) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- „Sag mal, was trägst du eigentlich auf dieser komischen Karte ein?“, will Blake von Takeru wissen, der mittlerweile neben Kairi auf der hellen, sehr teuer aussehenden Ledercouch Platz genommen hat. Takeru legt den Stadtplan auf den niedrigen, gläsernen Couchtisch und schlägt sie komplett auf. Sie ist etwas zu groß für den Tisch, daher lappt sie links und rechts etwas über. Mit seinem Finger tippt er auf eine der vielen Straßen auf der Karte: „An dieser Stelle haben die Schatten das erste Mal angegriffen.“, er wandert mit seinem Finger etwas weiter, als würde er die Punkte mit einander verbinden, „Hier das Mal danach.“. Mit seinem Finger fährt er die weiteren Punkte ab. „Ein Muster ist nicht zu erkennen...“ „Eben das ist es ja. Sie scheinen wie aus dem Nichts, an irgendwelchen Orten zu erscheinen. Aber es muss jemanden geben der sie steuert. Zudem ist ihr Ursprung immer noch ungeklärt.“ „Es muss etwas oder jemanden geben, der sie erscheinen lassen kann...Hast du eine Idee Takeru.“ Takeru verschränkt die Arme und lehnt sich zurück, dabei schließt er seine Augen: „Ein Gegenstand oder eine Person...hmmm.“ Blake und Takeru scheinen so sehr in Gedanken zu sein, dass sie nicht merken, dass Kairi aufgestanden ist. Sie betritt ihr Zimmer und zieht aus einer Kiste in ihrem Regal einen kleinen Umschlag. Diesen nimmt sie mit und legt ihn im Salon auf den Couchtisch. „Was ist das?“, fragt Blake. „Das hatte Shinji bei sich, als wir ihn fanden...“. Takeru greift ohne zu fragen nach dem vergilbten Umschlag und öffnet ihn. Der Inhalt besteht aus einem kleinen Zettel, auf dem ein paar Notizen stehen: „Sie nähren sich, an den Ängsten der Menschen. Saguro! Auf die Augenfarben achten. Einer ist anders.“ Masarus Hals ist mittlerweile ganz steif, seine Gedanken können keine Ruhe finden. Soll er seinen Freunden oder einem fremden Mädchen vertrauen. Er senkt seinen Blick und schaut, was vor ihm vorgeht. Plötzlich laufen zwei bekannte Gesichter an ihm vorbei: Maya und ihr Vater. Sofort dreht er sich um, er will nicht von ihnen gesehen werden. Allerdings entscheidet er sich dazu, ihnen heimlich zu folgen. Ihr Weg führt die Straße hinab, direkt in die Innenstadt hinein. Kazuhito und Maya unterhalten sich angeregt. Es scheint als ob, im Café etwas geschehen ist. Masaru versucht näher hin zu gehen, um zu hören was los ist. „Bist du dir sicher?“, fragt Kazuhito besorgt. Maya nickt heftig: „Ja doch. Alles gut.“ „Das sah mir im Café aber anders aus. Du bist fast ohnmächtig geworden. Du solltest schauen ob dir nicht etwas fehlt.“ „Mir fehlt nichts. Ich bin nur zu schnell aufgestanden, das ist alles. Und jetzt bitte hör auf mich darüber zu befragen.“ Kazuhito legt die Arme an und schüttelt den Kopf. „Hmmm...“ „Saguro? Also doch!“, ohne Vorwarnung steht Blake auf und zieht sich seine Jacke über. „Ich muss noch einmal in die Bank. Wir treffen uns heute Abend bei Masa- ähm hier...?“ Kairi nickt und Takeru zieht sich ebenfalls seine Jacke an. Er faltet seine Karte zusammen und steckt sie sich in eine seiner inneren Jackentaschen. „Ich werde mal die ganzen Orte absuchen. Vielleicht lässt sich ja dort etwas finden.“. Kairi begleitete die Jungs zur Tür, welche sie schließt und sich dann wieder auf die Ledercouch setzt. Den kleinen Umschlag in der einen und den Zettel in der anderen Hand haltend, legt sie sich hin. Abwechselnd betrachtet sie den Umschlag und den kleinen Zettel. Die Schriftzeichen sind verschmiert und sehen aus, als ob sie mit Hast geschrieben wurden. An einer Stelle ist sie sogar etwas verlaufen. Eine Träne oder Angstschweiß? Kairi kann ihren Blick nicht von dem Schriftstück nehmen. Es sind die letzten Worte des Menschen, der sonst immer ein Teil von ihr gewesen ist. Sie erinnert sich noch, als wäre es gestern gewesen, als Saguro in ihr Leben trat und somit auch die verdammte Organisation, die ihr alles genommen hat. »Es war ein schwüler Sommertag. Kairi und Shinji spielten im Salon ein Kartenspiel, als es an der Tür klingelte. „Könnt ihr bitte auf eure Zimmer gehen. Wir haben wichtigen Besuch.“, wurden sie von ihrem Vater gebeten. Die Zwillinge machten ein enttäuschtes Gesicht, gehorchten allerdings. Auf dem Weg in Kairis Zimmer liefen sie an einem großgewachsenen, bebrillten Mann vorbei, dessen Haar mit Gel fest an den Kopf geklebt schien. Später sollte sich herausstellen, dass dies Saguro war. Die anderen Mitglieder der Organisation standen zu diesem Zeitpunkt hinter ihm. „Hast du dem seine Haare gesehen?“, fragte Kairi kichernd, nachdem sie die Türe zu ihrem Zimmer zugemacht hatte, „Sah aus, als ob eine fette Kuh einmal drüber geleckt hätte.“ Shinji musste so laut lachen, dass er hinten über fiel und sich am Boden rollte. Tränen stiegen ihm in die Augen und er musste plötzlich anfangen zu husten. „Oh das tut mir Leid. Ich weiß, du darfst nicht so doll lachen.“ Shinji wedelte mit seinen Armen und und versuchte Luft zu schnappen, während ihm Kairi aufhalf. „Haha...das macht doch nichts. Das war nur so lustig. Wie ne Kuuuuhh!“, wieder prustete Shinji los, da musste auch Kairi lachen. Damals war Kairi noch ein lebensfrohes und lustiges Mädchen. Sie war sich für keinen Witz und keinen Lacher zu schade und bereitete damit ihrem Bruder immer wieder Probleme. Er war immer kränklich und blass. Seine Lungen waren sehr angeschlagen und er hatte Probleme mit dem Herzen, das hielt ihn aber nicht davon ab, den größten Unsinn mit seiner 7 Minuten jüngeren Schwester anzustellen. Gemeinsam spielten die Beiden auf Kairis großem rosafarbenen Teppich mit ihren Karten weiter, als sie von draußen laute Stimmen hörten. Neugierig wie die beiden nun mal waren, gingen sie an die Tür und öffneten sie einen Spalt um zu hören und zu sehen, was da vor sich ging. „Für solche Dinge habe ich kein Interesse!“, machte Yuudai Mori seinen Standpunkt klar. So laut hatten die Zwillinge ihren Vater noch nie sprechen hören. Wut klang in seiner Stimme mit. „Sind sie sich sicher? So eine Chance sollte man sich nicht entgehen lassen.“, hinterfragte Kazuhito die Entscheidung. Yuudai sah die Runde nur mit vor Wut funkelnden Augen an und zeigte mit seinem ausgestreckten rechten Arm in Richtung Tür. Was die Beiden damals nicht wussten war, dass die Organisation auch den Mori Clan für sich verantworten wollte. Die Moris waren schon seit Jahrhunderten eine sehr mächtige Familie, da sie einst Teil der Yakuza waren. Doch Yuudai Mori entschied sich gegen den Weg, auch ein Teil dieser gewalttätigen mafiösen Gruppe zu werden und gründete seine eigene Firma. Die Organisation hatte sich erhofft irgendwie Zugang zur Yakuza zu bekommen, wenn sie sich mit dem Mori Clan verbünden, doch dies wurde ihnen hiermit verwehrt. Einige Wochen später, Kairi und Shinji spielten im Wald. Kairi war gerade auf einen hohen Baum geklettert, als ihr Bruder laut nach ihr rief. Panik stieg in ihr auf, natürlich dachte sie, ihm sei etwas geschehen, also sprang sie hinunter und lief zu ihm hin. Jedoch erblickte sie etwas, mit dem sie nicht geahnt hatte. Shinji hielt etwas funkelndes in der Hand. Es leuchtete hellblau auf und sah aus, wie ein Stück des Himmels. Von der einen auf die andere Sekunde aber, wurde dem kleinen flachen Stein jeglicher Schein entzogen und er war nun matt und grau. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Kairi überrascht und fasziniert zugleich. Shinji schmunzelte etwas: „Ich kann das schon lange...ich weiß nicht wie das geht, aber ich kann es.“ Verwundert griff Kairi nach dem Stein. Sie betrachtete ihn von allen Seiten, dreht ihn in der Hand. Doch ihr fiel nichts daran auf. Sie reichte ihn wieder ihrem Bruder und verlangte von ihm, das nochmal zu machen. Er tat wie ihm geheißen und Kairi war sprachlos. „Das ist ja wie zaubern...“ „Irgendwie gruselig. Aber das geht nicht nur mit Steinen. Die Lampe im Zimmer...ich kann das Licht wegnehmen.“ „Du meinst du schaltest sie aus.“ „Nein! Ich nehme das Licht raus und kann es in der Hand halten...“« So erfuhren sie das erste Mal von der Existenz dieser merkwürdigen magischen Kräfte. Je älter sie wurden, desto mehr konnte Shinji seine kontrollieren und auch Kairi entdeckte ihre Fähigkeiten. Saguro muss dies damals irgendwie beobachtet haben, wie auch immer er das angestellt hat. Dies wurde Shinji zum Verhängnis. Denn bis Dato hatte die Organisation noch keine einzige Spur. Also nahmen sie das, was sie bekommen konnten und das war in deren Fall der schwache Shinji. Kairi springt wütend vom Sofa auf und verstaut die Notiz wieder in der Schublade ihres Zimmers, welche sie mit Kraft zurück schiebt, dass sie einen lauten Knall verursacht. Nebel steigt auf. Er ist kühl, dicht und grau. Erst nach einigen Schritten bemerkt Masaru, was da an seinen Beinen aufsteigt. Das macht ihn sofort stutzig und er dreht sich in Windeseile um. Das können nur die Schatten sein. Aber was haben sie vor. Gerade in dem Moment, als er sich diese Frage stellt, sieht er wie Maya zu Boden stürzt. Ihr Körper reagiert auf die Ankunft der Schatten. Er kann deren Anwesenheit kaum ertragen. Das ist die logischste Erklärung. «Aber warum?» Kurz ist Masaru wie verwurzelt. Wie soll er nun reagieren? Die Schatten kommen von allen Seiten auf die Passanten zu, welche sie nicht sehen können. Aber man spürt deutlich, dass ihnen etwas entzogen wird. Das gerade noch lachende Paar, fängt plötzlich an sich zu streiten. Das kichernde Baby weint schmerzlich. Ihnen wird Freude genommen. „Maya, Maya. Was ist los mit dir?“, nervös schüttelt Kazuhito seine zitternde Tochter. Warum tauchen die Schatten hier auf, ohne seine Erlaubnis. Machen sie sich etwa selbstständig? Er dreht sich in alle Richtungen, es werden immer mehr und sie kommen auf Maya zu. „NEIN! VERSCHWINDET!“, brüllt er, aber sie gehorchen ihm nicht. Steif steht Masaru und beobachtet die Situation ohne zu wissen wie er reagieren soll. Wenn er sich hier an Ort und Stelle verrät ist alles aus. Doch da kommt plötzlich eine Person auf Kazuhito und seine zitternde Tochter zu gerannt. „Saguro? Gott sei Dank. Was ist los?“ „Die Schatten werden ihrer selbst immer mehr bewusst, wir können sie kaum mehr im Zaum halten.“ «LÜGE!» möchte Masaru am liebsten laut rufen, doch somit würde er seine Deckung ablegen. Also sieht er stillschweigend zu, wie Saguro sich an Maya zu schaffen macht und diese hochhebt um sie 'vor den Schatten zu retten'. Einer der Schatten kommt dem immer noch wartenden Masaru gefährlich nah. Er darf ihre Aura nicht an sich heran lassen. Jedoch ist es schwer, wenn so viele auf einmal um ihn herumschwirren und sich gleichzeitig an seinen Gefühlen nähren wollen. Sie sind wie Aasgeier, die um eine verrottende Leiche schwirren, sobald sie nur den kleinsten Hauch von Angst spüren können sie dafür sorgen, dass einem noch klammer wird. Sie entziehen einem jegliche Freude, Liebe, alles in einem wird kalt. Wut und Angst gewinnen die Überhand. Je mehr davon sie in sich einsaugen, desto dunkler werden sie. Masaru kann seinen Geist versperren, doch wenn es so viele sind ist das physisch anstrengend. Er schwitzt und beißt sich auf die Unterlippe um den Schmerz die die Schatten in ihm verursachen zu überblenden. „Wir müssen von hier weg, Kazuhito-sama.“ „Ja...aber...Maya...“ „Ihr wird nichts geschehen.“ Saguro nimmt sich Maya an und die beiden Männer verschwinden vom Ort des Geschehens. Wenige Sekunden später taucht Takeru aus einer Ecke angerannt auf. „Mensch was machst du hier? Wir müssen abhauen!“, brüllt er seinen Freund beinahe an. „Wie macht er das?“ Takeru sieht Masaru an, als wäre dieser völlig von Sinnen. Aber das ist er auch, die Schatten dringen zunehmend in ihn ein, er kann sie nicht mehr ausblenden. Takeru ergreift seine Hand und läuft mit ihm weg. Es sind zu viele um sich ihnen jetzt zu stellen. Sie können sich ein paar Straßen weiter in eine Gasse retten, wo Masaru zu Boden sinkt und schwer atmet. Noch nie ist ihm so etwas passiert...Doch einmal. Da wusste er nicht was das ist. Dass die Schatten ihn von innen zu zerfetzen versuchen um ihm sämtliches Leben zu entziehen?“ „Maya...sie war da...und-“ „WAS? Wie dumm kann man sein? Lass es sein. Sie ist eine Gefahr.“ „Wie kann sie gefährlich sein, wenn ihre Reaktion noch schlimmer ist als meine. Jedes mal legt es sie zitternd hin! Und mir nichts dir nichts taucht dieser Saguro auf. Er muss etwas mit dem Auftauchen der Schatten zu tun haben. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Das ist, was auf Shinjis letzter Nachricht steht! Falls du dich noch daran erinnerst.“ „Besser als du glaubst...“ „Hier seid ihr. Ich dachte ihr würdet die Schatten niedermetzeln.“, keucht Blake, der sie gerade entdeckt hat. Eigentlich war auf dem Weg wo anders hin, als er auf einige Schatten getroffen ist. „Wir haben ein Problem.“, macht Masaru auf sich aufmerksam, „Die Schatten werden immer stärker und nicht die Organisation steckt dahinter. Zumindest nicht der gesamte Korpus.“ „Hmm?“, Blake kann ihm nicht folgen, „Worauf willst du denn hinaus?“ „Eine Person macht sich selbstständig und missbraucht seine Stellung in der Organisation. Diese Person kann die Schatten kommandieren.“ „Das muss dann wohl K-“, Blake wird direkt von Masaru unterbrochen, „Nein. Nicht mal er weiß, wer dahinter steckt.“ „Es ist Saguro.“, Kairi steht mit vernebeltem Blick vor ihnen und starrt in den grauen Nebel hinein. „Er ist es, der unser aller Leben zerstören wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)