Mahou no Gadian von Imi-chii (Die Suche nach dem Schlüssel) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Lange wälzt er sich schlaflos im Bett, bevor er wieder aufsteht und das Fenster weit öffnet, um hinaus zu sehen. Er lehnt sich auf den Sims und sieht in den dunklen von Sternen gesprenkelten Himmel hinauf. Ihm lässt es einfach keine Ruhe mehr. Die Vermehrung der Schatten, das Treffen der Organisation und dann das mit Maya. Ständig schwirrt sie in seinen Gedanken umher, bereits seit ihrem ersten Treffen. Was ist es nur, dass dieses Mädchen an sich zu haben scheint. Ihre Augen sind grün, wie Baumwipfel eines Waldes, die von der Sonne wach geküsst werden. Ihr dunkles Haar, dass wie geschmolzene Bitterschokolade in verschiedenen Nuancen glänzt. Ihre erröteten Wangen... Er schüttelt den Kopf und schlägt sich mit beiden Handflächen mehrmals ins Gesicht. «Denk nicht einmal daran!» Er holt tief Luft und füllt seine Lungen mit der kühlen Frische der Nacht. Dann atmet er aus und sieht auf die Straßen unter ihm hinab. Keine Menschenseele ist dort. Warum auch? Schließlich ist es drei Uhr früh, da schlafen normale Menschen. Aber ihn ereilt natürlich mal wieder die Schlaflosigkeit. Würde er jetzt einschlafen, würde ihn wahrscheinlich erneut der Traum heimsuchen. Wieder so etwas, das ihm keine Ruhe lässt. Was hat er zu bedeuten? Kann es sein, dass er eine Vorahnung ist? Das Mädchen, welches er hinter sich herzieht kennt er nicht. Ihr Gesicht ist nur schemenhaft und verschwommen, er erkennt nie wie sie aussieht. Aber die Umgebung wird immer klarer. Ob das etwas mit den vergangenen Geschehnissen zu tun hat?   „Hrrrmmmmm...dann halt nicht.“ Wütend die Augen reibend rollt sich Maya aus ihrem Bett. Sie kann einfach nicht einschlafen. Versuchen tut sie es bereits seit mehreren Stunden. «Habe ich irgendwas vergessen? Hausaufgaben? Nein...die habe ich ausnahmsweise mal gemacht. Was soll ich nur tun?» Sie sieht sich in ihrem Zimmer um und erblickt den Stapel auf ihrem Schreibtisch. Alles Übungsbücher und Blätter für die Abschlussarbeiten. Tatsächlich läuft sie darauf zu und packt sich das erste Buch, das auf dem Stapel liegt. «Englisch? Das ist wohl Schicksal.» Den Rest der Materialien schiebt sie zur Seite, öffnet ihr Notizbuch und fängt an alte Abschlussprüfungen zu bearbeiten. Zwischendurch holt sie sich immer wieder eine Tasse Kaffee oder etwas zu essen. Ihre Hände fliegen über das Papier, während sie eine Aufgabe nach der anderen löst. Jede richtig bearbeitete Aufgabe gibt ihr neue Energie. Vielleicht liegt das auch an ihrem Schlafmangel, aber ihr Körper scheint genügend Energie aufzubringen, um richtig durch zu powern. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen und die Lichtstrahlen zwängen sich dezent durch die kleinen Schlitze ihrer Jalousien. Ihr Wecker klingelt wenig später. Er ist es auch, der sie aus ihrem Lernmarathon herausholt. Sie hat in den letzten 4 ½ Stunden fast ein ganzes Buch voller alter Prüfungsaufgaben durchgearbeitet. Das ist ihr noch nie zuvor gelungen. Was ist es nur, dass sie zu solch, für sie absolut untypischen, Aktionen bringt?   „Du machst ja ein Gesicht...Was ist los?“ Hikari wippt niedergeschlagen auf ihrem Stuhl hin und her. Maya befürchtet bereits, dass sie gleich hinten über kippt und sich weh tut, doch plötzlich schnellt Hikari vor und legt sich mit voller Wucht auf ihren Tisch. Ihr Gesicht ist fest auf die Platte gedrückt und ihre Hände umklammern die Kanten so stark, dass ihre Fingerkuppen weiß anlaufen. Bereits als Maya das Klassenzimmer betreten und ihre Freundin von weitem gesehen hat, hat sie gespürt, das etwas nicht stimmt. Allerdings sagt diese nichts, sondern schweigt lieber. Sanft streicht ihr Maya über die Schultern und setzt sich neben sie. „Nun sag schon. So habe ich dich nicht mehr erlebt seit...naja...du weißt schon.“ Damit meint sie den Tag, an dem Takeru nach Amerika gezogen ist. Der letzte Tag, an dem sie noch Freunde waren. Besagter betritt just in diesem Moment den Raum und hockt sich ohne ein Wort an seinen Tisch, wo er seine Mathesachen ausbreitet. „Hmmpfff...“, Hikari erhebt sich und atmet tief ein, „Kann ich dir das später erzählen?“ „Klar.“, antwortet ihre beste Freundin und packt ebenfalls ihre Unterlagen aus.   „Kazuhito-sama, sie haben Besuch.“ Kazuhito, der abwesend aus dem Fester sieht, nickt seinem neuen Sekretär nur einmal zu, ohne sich ihm zu zu wenden. Ein älterer Mann kommt in sein Büro hinein, seine Haare sind weiß, doch sein Gesicht ist noch jung geblieben. Die stahlblauen Augen scheinen den Mann am Fenster zu durchdringen, wie Pfeile. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen. Die Freundschaft zwischen den beiden ist etwas ganz besonderes. Ein Leben lang kennen sie sich nun, durch Dick und Dünn sind sie gegangen. Auch auf dieser Reise begleitet er ihn. „Glückwunsch.“, gratuliert ihm Kazuhito trocken und wendet sich seinem Freund Kaiki Kirihara zu. „Du weißt es also schon? Das war zu erwarten.“, dieser kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, „Allerdings scheint meine Tochter nicht so begeistert zu sein.“ „Das legt sich. Hikari muss sich nur an ihn gewöhnen. Saguro ist unverzichtbar für uns. Durch seine Verbindung zu Hikari, können wir auch Maya besser im Auge behalten. Wenn sie wirklich der Schlüssel ist, müssen wir alles daran setzen, sie vor den Wächtern zu verbergen.“ Die beiden setzen sich an den großen Eichentisch gegenüber. Kazuhito verschränkt die Arme vor seiner breiten Brust und lässt ein Schnaufen heraus. Vieles geht ihm dieser Tage durch den Kopf. Sein eigen Fleisch und Blut ist in etwas verwickelt, von dem er gehofft hatte, es würde nie geschehen. Die neuerlichen Aktivitäten der Wächter lassen ihm ebenfalls keine Ruhe. Die Schatten liegen weit hinter ihnen zurück. Sie müssen stärker werden. Dafür muss aber auch erst einmal gesorgt werden. „Du denkst ebenfalls an die Kage, nicht war? Sie werden immer schwächer...“ „Die Schatten waren unsere Chance. Aber...“ „Warum genau machen wir das? Du hattest eine Vision. Vergiss das niemals, mein Freund.“, erinnert ihn Kaiki nun etwas ernster daran. «Vision...er hat recht. Ich darf nicht von meinem Weg abkommen. Wir brauchen den Schlüssel um die volle Kraft aus den Quellen der Magie zu schöpfen. Nur der Schlüssel kann die verschlossenen Quellen öffnen. Mächtige Magier haben sie versiegelt, um das Gute zu bewahren...Narren. Die Macht, die uns hierdurch zuteil wird, ist unermesslich und wird uns zu den Herrschern über diese Welt machen. Wahre Schönheit findet sich nur in der Dunkelheit.»   „Wie bitte? Das ist nicht dein Ernst.“, Maya scheinen die Augen aus den Höhlen zu fallen und sie verschluckt sich an ihrem Bento. Schnell wischt sie sich die Krümmel aus dem Gesicht und sieht ihre Freundin eindringlich an: „Er hat das nicht wirklich getan...“ „'Saguro ist eine Bereicherung für diese Familie und für die Firma. Er wird einmal an der Spitze stehen und dies wird durch eine Heirat mit dir noch einmal zusätzlich legitimiert. Es ist zum Wohle unserer Familie, mein Kind.' Ich könnte kotzen!“ Verdattert, aber wütend zu gleich legt Maya ihre Bentobox zur Seite und umfasst die Hände ihrer besten Freundin, dabei tief in ihre Augen blickend sagt sie ohne mit der Wimper zu zucken: „Ich bringe ihn um!“ „Ist das nicht etwas übertrieben?“, bei diesen Worten verdreht Hikari die Augen und nimmt anschließend einen Schluck von ihrem Apfelsaft. „Nope. Warum auch? Saguro ist ungefähr...steinalt. Er könnte quasi dein Vater sein...naja geschweige denn er hat mit 18 sein erstes Kind bekommen...Du weißt was ich meine. Ich verstehe deinen Vater nicht. Er ist doch so lieb und so sanft...“ Hikari zuckt mit den Schultern: „Tja...anscheinend wohl nicht.“ Bei dem Gedanken an Saguro erzittert Maya. Sie kennen ihn bereits seit seinem Einstieg in die Firma der Kiriharas. Damals war er 25 und sie waren 7. Schon zu der Zeit kam er ihnen gruselig vor. Er hatte immer diesen Blick...einen Blick der einen erschaudern lässt. Man kann nie genau sagen, was er denkt. „Was willst du jetzt tun? Kannst du nicht dein Veto -“, Hikari lässt ihre Freundin nicht einmal aussprechen. „Glaubst du echt, ich habe noch eine Wahl. Sobald ich die Schule beendet habe, läuten die Hochzeitsglocken. So lang ist das nicht mehr.“   „Wie darf ich Ihnen behilflich sein?“, beginnt Blake mit seiner tiefen warmen Stimme ein alltäglich scheinendes Kundengespräch. „Es geht um dieses Konto.“, der Kunde hält ihm Papiere mit den Kontodaten und diversen anderen Informationen hin. Dieses beäugt Blake lange und tippt alles sorgfältig in sein Computerprogramm ein. „Hmmm...es heißt dieses Konto gehört zu Kirihara Kaiki...sie sehen mir aber etwas jung aus, wenn ich das anmerken darf.“ „Es ist das Konto meines bald Schwiegervaters. Ich habe hier eine Vollmacht.“, er hält ihm während er das sagt Kaikis scheinbare Vollmacht hin. Auch dieses Papier schaut sich Blake genauer an. „Die Unterschrift scheint mir übereinzustimmen. Aber sind Sie sich bei dem Betrag sicher?“ Sein Gegenüber sieht ihn ernst an und nickt: „Sehe ich aus, als würde ich scherzen? Stellen sie keine dummen Fragen, sondern übertragen sie den Betrag. Hierbei geht es um Firmen interne Finanzierungen, mit denen ich beauftragt wurde. Das sollte auch im Verwendungszweck stehen.“ „Als Dauerauftrag?“ Der Kunde tippt nur erneut auf das Papier. „Mhm...“, wieder tippt Blake einiges in seinen Computer. Normalerweise ist er für das Management und den Bürokram zuständig. Er ist den Kundenkontakt kaum mehr gewohnt, allerdings häufen sich in letzter Zeit die Ausfälle in seiner Bank, daher muss er auch mal an den Schalter und solche Arbeiten ausführen. „So, dann sehen wir mal nach. Korrigieren Sie mich, falls etwas nicht stimmt. Satoshi Saguro, Geburtsdatum 15. April, Verwendungszweck 'Firmen interne Finanzierungen', Dauerauftrag für jeden siebten des Monats, Betrag 1.000.000 Yen. Stimmt das alles soweit?“ Saguro nickt. Er zeigt nach außen hin keinerlei Gefühlsregung. „Dann lassen sie mich dass schnell ausdrucken, danach brauche ich noch Ihre Unterschrift und das Siegel.“   „Takeru ist auch nicht mehr der selbe.“, versucht Maya abzulenken, „Er hat uns nicht einmal angesehen.“ „Höchstwahrscheinlich, weiß er schon Bescheid. Oder er erkennt uns nicht wieder. Oder was weiß ich...“, man merkt Hikari ihre Unlust förmlich an. Doch Maya hat recht, Takeru wirkt kalt und abweisend, als ob er seine alten Freunde vergessen hat. Nicht ein einziges Mal hat er sich zu ihnen umgedreht. Seine Vorstellung vor der Klasse ist auch sehr kurz ausgefallen: Name, Alter, Woher er kommt, fertig. Früher ist er ein so redelustiger Junge gewesen. Wo ist das hin? Es gongt und der Unterricht beginnt wieder, woraufhin sich die beiden Freundinnen, so wie der Rest der Schüler in ihr Klassenzimmer begeben.   „Man untergliedert das ZNS in Substantia grisea und Substantia alba...“ Gedankenverloren schaut Masaru auf seinen Notizblock, allerdings macht er sich weder Notizen, noch hört er dem Professor zu, der gerade vom Zentralen Nervensystem erzählt. Vor kurzem hat er eine SMS von Blake erhalten, die sehr dringlich klingt: »Saguro transferiert große Mengen an Geld. Angeblich im Wissen Kiriharas, aber ob das so stimmt...Heute Abend bei mir!« Was will er mit all dem Geld? Reicht ihm die Verlobung – von dieser haben die Freunde natürlich durch Takeru erfahren – nicht aus, um in die Nähe von Maya zu gelangen? Welches Ziel verfolgt dieser Mann? Auch Masaru kennt Saguro. Die beiden sind sich schon oft auf Banketts und ähnlichem begegnet. Dass er in die Suche nach der Quelle und dem Schlüssel verwickelt ist, hat er nie ausgeschlossen, aber dass er so tief drin steckt erschreckt ihn schon sehr. „Bitte befassen sie sich bis zur nächsten Vorlesung mit dem Aufbau des ZNS. Dieser ist für die Klausur äußerst relevant.“ Mit diesen Worten entlässt der Professor den mit Studenten gefüllten Hörsaal. Masaru packt seine Sachen in einen schwarzen Rucksack und wirft sich diesen über die Schulter. Wieder vibriert sein Handy. Er sieht auf den Display. «Komaki...» Wieder lässt er das Telefon in seine Tasche gleiten. Komaki ist auch so ein Fall für sich. Unreif, vorlaut und hochnäsig. Maya ist ganz anders. Sie ist...er kann es kaum in Worte fassen. Immer wieder drängt sich ihr Gesicht in seine Gedankengänge. „Argh....nein! Lass das Masaru. Konzentriere dich!“, sagt er laut zu sich selbst. Verdutzt und als ob sie einen Geistesgestörten vor sich stehen hätten, sehen ihn die Studenten um ihn herum an. Dies scheint er jedoch nicht zu bemerken und führt unbeirrt seinen Weg fort. Wie kann er es schaffen, Maya aus all dem herauszuhalten? Erneut denkt er an den gestrigen Tag, als sie sich zufällig über den Weg gelaufen sind und gemeinsam im Café waren. Am liebsten hätte er sie gepackt und ganz weit weg gebracht, weit weg von alle dem, was hier passiert. Noch nie hat er so etwas für eine fremde Person gespürt. Glauben die Schatten wirklich sie sei der Schlüssel? Was will Saguro mit so viel Geld? Kann er Maya irgendwie von den Schatten fernhalten? Er erhofft sich bei dem Treffen heute Abend vielleicht ein paar Antworten zu bekommen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)