Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 17: Bekanntschaften --------------------------- Bekanntschaften „Du darfst hier nicht allein rum laufen, hast du gehört?“, „Aber warum denn nicht?“, „Weil es hier genügend Menschenhändler gibt und du es uns ersparen könntest, gefangen zu werden“, die Rothaarige verdrehte die Augen. „Ist ja gut. Gehen wir zusammen oder geh ich mit Thatch?“, „Thatch wird keine Zeit haben, er muss die Vorräte aufstocken“, ein leises Seufzen verließ die Lippen des inzwischen vierzehnjährigen Mädchens. Sie hatte zwar kein Problem mit Marco zu gehen, aber mit dem Smutje war es eindeutig lustiger. Sie hatten vor wenigen Minuten das Sabaody Archipel erreicht und würden sich demnächst zur Fischmenscheninsel aufmachen. Lio war völlig begeistert von der Vorstellung, dass es eine Insel unterhalb des Meeresspiegels geben würde. Umso gespannter waren die Anderen, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie erst einmal mit der beschichteten Moby Dick unter der Wasseroberfläche waren. Gemeinsam liefen Marco und Lio die Groves entlang, geplant war es, dass die Crew sobald wie möglich zur Fischmenscheninsel kam. Nicht mehr lange und sie würden endlich wieder in der Neuen Welt sein, da wo der Kaiser hingehörte. Bis zur fertigen Beschichtung hatten sie noch einige Stunden, in der die Rothaarige das Archipel kennenlernen durfte. Man hatte ihr bereits gesagt, dass es dort einige schöne Dinge geben würde, wie zum Beispiel den Freizeitpark, allerdings auch solche Dinge, wie das Auktionshaus. Ihr erster Halt war in einem Kleidergeschäft, das Mädchen war mit den letzten Monaten noch ein Stück gewachsen und benötigte dringend neue Kleidung. Der erste Kommandant ließ sie während ihrem Rundgang durchs Geschäft nicht allein, viel zu groß war die Gefahr, dass man sie schnappen und verkaufen könnte. Inzwischen war sie 14, ein Stück größer, trug ihre roten langen Haare meist offen oder zu Zöpfen und dazu immer kurze Hosen mit T-Shirts. In diesen fühlte sie sich am wohlsten und hatte immer noch ausreichend Bewegungsfreiraum, um zu kämpfen. Ihr Gesicht war immer noch sehr kindlich und an sich wirkte sie eher zierlich, daher wäre sie für die Menschenhändler ein absoluter Hauptgewinn. In den zwei Jahren, die sie nun schon bei den Piraten war, hatte sich seit Beginn nicht viel geändert, sie wurde nur ein noch festeres Mitglied. Am besten verstand sie sich mit Thatch dem Smutje, aber mittlerweile hatte sich die Beziehung zwischen Marco und ihr ebenfalls gefestigt. Auch wenn er oft den gleichgültigen Vize spielte, wusste sie, dass man sich auf ihn immer verlassen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute sich der erste Kommandant im Geschäft um, auf der Suche nach der Rothaarigen. Sie trug einen gewaltigen Stapel an Kleidung Richtung Kabine, leise seufzte Marco, sie war auch nur eine Frau, die bei Kleidung schwach wurde. Nach einer Weile trat sie aus der Kabine heraus und kam mit einem breiten Grinsen zum Kommandanten. Vor ihm machte sie Halt „Ich wäre dann fertig!“, mit einem Nicken nahm er ihr einen Teil ab und marschierte zur Kasse. Schnell war bezahlt, der Einkauf in Taschen verteilt, welche von Blasen umgeben waren und sie verließen den Laden. „Brauchst du noch etwas oder können wir wieder zurück?“, „Brauchen nicht, aber ich würde so gern in den Freizeitpark von dem Thatch erzählt hat. Können wir in den Freizeitpark? Oh bitte Marco, lass uns in den Freizeitpark!“, ehe er ablehnen konnte, hatte sie ihn bereits an die Hand genommen und in eine Richtung gezogen. „Selbst, wenn ich zustimmen würde, wäre das die falsche Richtung“, abrupt blieb sie stehen „Wie..? Das ist die falsche Richtung? Och Marco, komm schon“, „Nein Lio, wir gehen zurück zum Schiff, keine Widerworte“, bockig schaute sie ihn an. Er wusste genau, dass sie in den Park wollte, doch war die Gefahr dort viel höher. Der Blonde nahm sie an die Hand und zog sie mit sich, es ging zurück zum Schiff. Anfangs versuchte sie den Griff zu lösen, doch brachte es nichts, er war einfach zu stark. Auf dem Weg zur Moby Dick schwiegen sie, Lio war sauer auf ihn und Marco wusste, dass sie nur meckern würde, wenn sie ein Gespräch begonnen hätten. Nach einer Weile sah man das riesige Schiff zwischen den Mangroven, die Beschichter arbeiteten immer noch daran, also würde es noch dauern. Da es mehrere waren, dauerte die Beschichtung nur einen Tag. Auf dem Schiff angekommen, riss die Rothaarige sich los, schnappte sich die Einkaufstüten und verschwand unter Deck. Whitebeard, der gemütlich auf seinem Thron saß, hatte das Schauspiel mit angeschaut und wartete auf eine Erklärung seines Vizen. Dieser lief seelenruhig zum Thron und sagte dann: „Sie ist nur etwas gereizt, weil ich nicht mit ihr in den Freizeitpark gehe“, wissend nickte der Hüne, fragte dann aber doch: „Und wieso gehst du nicht mit ihr?“, etwas verwundert über die Frage, sah er seinen Vater an, „Na, weil es viel zu gefährlich ist“ erklärte er. Der alte Mann konnte nicht anders und lachte „Gurarara, du willst mir sagen, dass es viel zu gefährlich ist? Du bist nicht umsonst Vize einer so großen Bande, da wirst du es wohl schaffen, auf sie aufzupassen!“, etwas unsicher kratzte sich der Blonde am Hinterkopf, ehe er etwas sagen konnte, sprach der Mann im Thron: „Du hast bestimmt einfach nur keine Lust mit ihr durch den Park zu gehen.“ Ertappt schaute der Kommandant kurzzeitig zu Boden und sah schnell wieder auf „Stimmt schon.. gefährlich ist es aber dennoch“, „Wenn es so gefährlich ist, nimm noch jemanden mit, Haruta müsste noch Zeit haben“, bei der Überlegung mit der Vierzehnjährigen und der Kommandantin zu gehen, weiteten sich die Augen des Blonden minimal. „Schon gut, hab verstanden. Ich geh gleich zu ihr und gehe dann mit ihr in den Park. Was denkst du, wie lange die Beschichtung noch dauert?“, ein weiteres Lachen konnte sich der Piratencaptain nicht verkneifen „Gurarara, noch einige Stunden schätze ich mal. Viel Spaß im Freizeitpark und pass' bloß gut auf sie auf!“, mit einem Nicken trat er vom Thron und machte sich auf den Weg zur Rothaarigen. Vor ihrer Tür machte er Halt und klopfte, von drinnen hörte man nur ein „Herein“ und er trat ein. Sie stand mit den Tüten vor dem Schrank und sortierte ihre neu ergatterte Kleidung ein, sie blickte nicht zur Tür, als der Blonde eintrat. „Wir gehen in den Park“, das Mädchen hielt in ihrer Bewegung inne und sah ihn dann an „Wirklich?“, „Ja, aber jetzt, sonst überlege ich es mir nochmal.“ Das T-Shirt, welches sie in den Händen hielt, landete ungefaltet im Schrank und sie lief zu ihrem Kommandanten, ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht und ihre Augen strahlten vor Freude. Innerlich seufzte der Kommandant, freute sich allerdings darüber, dass man sie so leicht zufrieden stellen konnte. Auf dem Weg dorthin, sprach die Rothaarige darüber, was sie zuerst machen wollte und fragte den Blonden aus, was es dort noch alles gab. Sie erfuhr, dass es dort eine Achterbahn gab, von Weitem hatte sie selbst gesehen, dass dort ein Riesenrad stand, außerdem gab es noch die Wildwasserfahrt. Als sie ankamen, konnte sie sich gar nicht entscheiden, was sie als Erstes machen wollte, doch entschied sie sich für den freien Fall. Darauf folgte die Schiffsschaukel und auch die Achterbahn. Im Moment saßen sie in einer Drehtasse, welche sich sehr schnell bewegte, da das Mädchen wie wild daran drehte. „Wir müssen gleich unbedingt noch in die Horror Show und danach noch aufs Riesenrad und..“, „Horror Show und Riesenrad mehr nicht, wir müssen bald zurück“, kurz schob sich die Unterlippe der Rothaarigen nach vorne, doch grinste sie wieder „Dann lass uns schnell gehen!“ Übereifrig lief sie zu dem Gruselkabinett und wartete davor auf Marco, welcher sich ein wenig mehr Zeit ließ. Sie hatte keine Geduld mehr und rief ihm zu „Ich geh schon mal rein, wir sehen uns gleich drinnen!“, kaum hatte sie es ausgesprochen und der Kommandant es verstanden, war sie darin verschwunden. Schnell lief er ihr hinterher und trat in das Kabinett, doch von ihr war nichts mehr zu sehen „Lio?“ rief er, doch zur Antwort sprang ihm nur ein Skelett vor die Füße. Genervt schlug er es beiseite und lief den Gang entlang „Lio? Wo bist du?“, wieder keine Antwort. Er trat in einen dunklen Gang, sein Arm ging in Flammen auf und er sah mehrere Puppen an der Wand hängen, er erblickte das Ende des Ganges und trat in den neuen Raum. Wieder versuchte er es „Lio?“, noch immer erhielt er keine Antwort und er lief von Raum zu Raum, nirgendwo war von ihr eine Spur. Sie stand derweil vor dem Gruselkabinett und wartete, dass Marco endlich herauskommen würde, doch von ihm war nichts zu sehen. Ob er schon weitergegangen war? Sollte sie nun warten oder einfach zum Riesenrad gehen? Sie hatten schließlich ausgemacht, dass sie danach dorthin gehen würden. Das Mädchen zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zum Riesenrad, auch davor erkannte sie nirgendwo den Blonden und stellte sich in die Schlange, spätestens auf dem Schiff würden sie sich wiedersehen. Sie trat in einer der Blasengondeln ein und wartete darauf, dass es endlich losging. Kurz bevor die Fahrt startete, trat ein älterer Mann in die Gondel, freundlich fragte er: „Ist hier noch Platz?“, „Aber natürlich“, sagte sie mit einem Lächeln. Sie sah dem Mann dabei zu, wie er sich setzte. Er trug einen Umhang, welcher genauso weiß war, wie seine langen Haare, er trug eine runde Brille und eine senkrechte Narbe verlief über sein rechtes Auge. Durch sein Lächeln erkannte Lio, dass er kein schlechter Mensch sein konnte, er hatte keine bösen Absichten. Die Rothaarige setzte sich und die Fahrt ging los, schnell hatten sie den höchsten Punkt erreicht und das Rad blieb stehen, sie stand wieder auf und sah hinab. Alles sah so klein aus, die Aussicht von dort oben war absolut atemberaubend und sie konnte das Glitzern des Meeres sehen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Mädchens. Sie war schon zwei Jahre bei den Piraten und sie bereute davon keinen Tag. Sie verstand so langsam, was ihre Mutter mit Freiheit meinte, sie war froh, sich so entschieden zu haben. Der Mann, der ebenfalls in der Gondel saß, riss sie aus ihren Gedanken: „Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich“, verwundert drehte sie sich zu ihm um „Du kennst meine Mutter?“, er lächelte und sagte: „Aber ja, Lina war eine beeindruckende Frau“, ihre Augen weiteten sich ein Stück, der Mann kannte wirklich ihre Mutter, woher sonst kannte er ihren Namen? „Und wer bist du?“, fragte sie neugierig „Ich bin Silvers Rayleigh, ein alter Bekannter deiner Mutter und nenn' mich doch bitte Ray“, „Okay Ray, ich bin Lio!“, sagte sie freudig. Dass er sie bereits kannte, erzählte er ihr nicht. Er hatte sie schon recht früh bemerkt, die roten Haare hatte sie eindeutig von ihrem Vater geerbt. Von Shanks hatte er vor weniger als zwei Jahren erfahren, was mit Lina und Lio passiert sei. Außerdem hatte der Rothaarige berichtet, dass er nicht wusste, was mit seiner Tochter passiert war, nachdem das Marineschiff angegriffen wurde. Überraschenderweise stellte der ehemalige Vize des Piratenkönigs fest, dass sie mit den Whitebeardpiraten unterwegs war. Der junge Kommandant war ihr Begleitschutz und das machte es dem dunklen König unmöglich, allein mit ihr zu sprechen, glücklicherweise hatte dieser sich im Gruselkabinett verirrt. Rayleigh wollte erfahren, weshalb sie bei den Piraten war und warum ihr Vater nichts von ihr hörte. Ob sie sich überhaupt noch an Shanks erinnerte? „Sag mal Ray, woher kennst du meine Mutter?“, wie sollte er darauf antworten ohne ihren Vater mit einzubeziehen? „Nun ja, ich war auch einmal Pirat“ erklärte er knapp, er wollte wissen, was sie von Shanks dachte. „Wenn du möchtest, erkläre ich dir nach der Fahrt alles in der Bottakuri Bar bei einem Sake“, die Rothaarige grübelte darüber, eigentlich dürfte es doch kein Problem sein, wenn sie mit ihm mitging, oder? Schließlich kannte er ihre Mutter und konnte etwas über sie während ihrer Piratenzeit erzählen. Der alte Mann verstand ihr Zögern und sagte: „Ich bringe dich danach auch auf das Schiff zurück“, die letzten Sorgen waren damit abgehakt, sie durfte ja schließlich nicht allein auf dem Archipel rumlaufen, daher sollte es kein Problem sein, wenn sie mit ihm ging. Sie nickte und sagte dann „Gut, du erzählst mir was zu meiner Mutter, der Sake geht aber auf dich!“ Er lächelte, sie mochte also Sake, eindeutig die Tochter des Roten. Marco irrte derweil immer noch durch das Gruselkabinett und war kurz davor, dieses auseinander zu nehmen. Er hatte sich zu Beginn für die andere Abzweigung entschieden und somit den längeren Weg genommen. Seufzend lief er jeden Gang entlang und hoffte inständig, dass es Lio gut ging. In der Bottakuri Bar angekommen, begrüßte sie eine sehr jung aussehende Frau namens Shakuyak. „Schon zurück Ray? Sag nicht, du hast alles so schnell verspielt“, „Nein nein Shacky, ich habe aber jemanden mitgebracht, Lio“, hinter ihm versteckt, trat die Rothaarige vor und lächelte die Barbesitzerin schüchtern an. „Ist das nicht die Tochter von..“ „Von Lina, genau“, gerade noch rechtzeitig konnte der dunkle König die Schwarzhaarige unterbrechen. Das Mädchen hatte noch nicht über ihren Vater gesprochen, dafür gab es sicherlich einige Gründe und er wollte herausfinden, was dahinter steckte. Mit einem Blick versuchte er ihr klar zu machen, dass sie nichts falsches sagen sollte. Die beiden Neuankömmlinge setzten sich an den Tresen „Einen Sake, geht auf Ray“, sagte die Rothaarige mit einem Grinsen im Gesicht. Ray schaute sich ihr Gesicht genaustens an und erkannte daraus die weichen weiblichen Züge ihrer Mutter, aber dennoch war deutlich ihr Vater erkennbar. Die Augen- und Haarfarbe hatte sie eindeutig von ihm, von dem Grinsen ganz zu schweigen. „Sake? Bist du dafür nicht zu jung Kleines?“, „Ach quatsch Vater trinkt doch auch immer soviel.“ Die beiden Erwachsenen schauten sich für einen Moment an, sie wussten, dass Shanks ein Säufer war, aber genauso wusste auch Ray, dass sie bei den Whitebeardpiraten war und der alte Captain den Sake wie Wasser trank. Shacky stellte zwei Gläser Sake auf den Tresen und fragte dann: „Vater?“, die Rothaarige nickte und antwortete: „Ja, Whitebeard. Wir nennen ihn alle Vater“, die Barbesitzerin nickte und zündete eine Zigarette an. „Soso, Whitebeard ist also nicht dein Vater?“, fragte die Raucherin und schob das Gespräch in die richtige Richtung. Sie selbst wusste natürlich, dass alle Mitglieder, wie Söhne und Töchter für den Captain waren, doch wollte sie eine Antwort von dem Mädchen hören. Ray nahm sich das Glas Sake und wartete auf eine Antwort des Mädchens, welche sie nun aussprach: „Ja richtig, er ist nicht mein Vater, aber er ist wie einer. Ich kenne meinen leiblichen Vater nicht“, sie lächelte etwas schwach und trank einen Schluck von dem Sake. „Schmeckt gar nicht schlecht“, sagte sie und stellte das Glas zurück auf den Tresen, es herrschte Stille in der Bar. Rayleigh verstand so langsam, dass sie ihren Vater wohl nie kennengelernt hatte oder sie sich zumindest nicht an ihn erinnern konnte. Was für ein Bild sie wohl von ihm hatte? Er trank einen großen Schluck und fragte: „Seit wann bist du denn schon bei dem Alten?“, „Müssten nun um die zwei Jahre sein“, Ray und Shacky schauten sich kurz an. Vor zwei Jahren hatte Shanks berichtet, was passiert war. „Und wie kommt es, dass du bei ihm bist? Ich meine, es ist nicht gewöhnlich, dass ein so junges Mädchen bei Piraten lebt“, fragte die Barbesitzerin und zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, ehe sie diese in einem Aschenbecher ausdrückte. „Damals hat mich die Marine gefangen genommen, auf der Grandline wurden sie von den Whitebeardpiraten angegriffen und sie nahmen mich mit, seitdem lebe ich bei ihnen als Piratin!“, erklärte sie und lächelte stolz bei dem Teil, in dem sie erzählte, dass sie Piratin sei. „Warum hat die Marine dich gefangen genommen?“ fragte Rayleigh und wartete auf eine Antwort, noch immer wusste er nicht, was sie wohl von Shanks dachte. „Sie sagten, meine Eltern wären Piraten und ich wäre mit dieser Blutlinie eine zu hohe Gefahr. Dabei wusste ich ja von meiner Mama, dass sie kaum kämpfte und somit gar nicht so böse sein konnte, wie sie es sagten. Zu meinem Vater weiß ich ja nichts, wahrscheinlich weiß er genauso wenig über mich, wie ich über ihn. Er hat sich ja nie für mich interessiert..“ den letzten Satz sagte sie sehr leise und ihr Blick ging zu Boden. Kurzzeitig verzogen sich die Augen des dunklen Königs zu Schlitzen, doch schnell wurde sein Blick wieder weich. Er hatte die fehlende Information. Sie dachte, dass Shanks sie damals nicht mehr besucht hatte, weil er sich nicht für sie interessierte, dabei war die Marine der Grund gewesen, weshalb er seine Heimat verließ. Hatte Lina ihr nie erklärt, wieso er nicht da war? Was dachte Lio sonst noch über ihren Vater? Er trank von seinem Sake und dachte ein Weilchen in Ruhe nach, doch diese wurde schnell gebrochen, als die Rothaarige erneut zu sprechen begann: „Ist aber auch nicht sonderlich schlimm. Früher hab ich ihn dafür gehasst, dass er uns alleingelassen hat, dass er.. Mama alleingelassen hat. Aber er wird sicher seine Gründe gehabt haben. Er ist ja schließlich Pirat und ich weiß, wie schön es ist, Pirat zu sein.“ Sie lächelte, ein echtes Lächeln lag auf ihren Lippen, sie trank den restlichen Schluck Sake aus und stellte das Glas zurück auf den Tresen. Erstaunt darüber, dass sie diese Sache so reif betrachtete, fragte der Weißhaarige sich, was sie wohl schon alles erlebt haben musste. Shacky füllte ihr leeres Glas und sah abwartend zu Rayleigh, damit dieser etwas sagte „Lina war auch sehr früh Piratin geworden. Du hast schon recht, gekämpft hat sie nicht sehr viel, trotzdem war sie eine großartige Piratin. Sie hatte damals die Pflanzenfrucht gegessen, ich erinnere mich noch gut daran, wie sie die Frucht am liebsten ausgespuckt hätte, weil sie so furchtbar schmeckte“, der ehemalige Vizepirat musste lachen bei der Erinnerung. Er betrachtete die Rothaarige und fragte dann: „Du bist Schwertkämpferin?“ „Ja, mehr oder weniger. Ich habe damals angefangen, irgendwann war dann so ein gruseliger Kauz da, der mir einige hilfreiche Tipps gegeben hat. Seit ich bei den Whitebeardpiraten bin, trainiere ich regelmäßig mit einem Kommandanten.“ „Dürfte ich es mal sehen?“, „Aber natürlich“, sie stand vom Barhocker auf, löste das Schwert von ihrem Gürtel und reichte es ihm. Er nahm es ihr ab und zog es aus der Scheide, die Klinge war scharf und robust. Es waren keine Kerben in der Schneide zu finden, sie musste es wohl gut pflegen, es war ein durchschnittlich gutes Schwert und für einen Anfänger ausreichend. „Nicht schlecht, kannst du denn auch ordentlich damit umgehen?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln, etwas empört sah ihn sie an „Natürlich kann ich das. Komm mit raus und ich zeig es dir!“, er lachte über ihre Reaktion. „Bezweifele ich doch nicht, wie könnte es auch anders sein mit solchen Eltern.“, bei dem Wort Eltern überlegte sie, ob es seine Absicht war. Kannte er ihren Vater oder meinte er damit nur ihre Mutter? Wusste er etwas über ihn? Interessierte sie es überhaupt, was mit ihrem Vater war? Sie redete sich ein, dass es egal war, was mit ihrem Vater sei, sie hatte bereits mit ihm abgeschlossen und es war gut so. „Soll ich es dir nun zeigen oder hast du Angst?“, er erhob sich von seinem Hocker und reichte ihr das Schwert zurück „Nein nein, das ist es nicht, aber ich sollte dich zum Schiff bringen“, sie nahm dankend ihr Schwert entgegen und steckte es zurück. Sie suchte in der Bar eine Uhr und war etwas entsetzt, dass es bereits so spät war, das würde sicherlich noch Folgen haben. „Das ist wirklich eine gute Idee. Danke für den Sake“, sagte sie zur Schwarzhaarigen, welche sie anlächelte „Kein Problem, wenn du mal wieder auf dem Archipel bist, komm ruhig vorbei“, „Ich werde es mir merken.“ Rayleigh verabschiedete sich ebenfalls bei der Barbesitzerin und gemeinsam traten die beiden aus der Bar hinaus. Inzwischen war es dunkler geworden und Lio war ziemlich froh darüber, nicht allein zurück zum Schiff zu müssen. Ob Marco sehr sauer auf sie war? Den Weg über blieb es zwischen beiden still, nur zu Beginn hatte sich der Ältere erkundigt, auf welchem Grove sich das Schiff befand. Nach einer Weile fragte die Rothaarige dann doch: „Sag mal Ray, kennst du meinen Vater?“, nebeneinander liefen sie her, es dauerte ein Weilchen, ehe er antwortete: „Ja, ich kenne ihn, sehr gut sogar“, „Mh..“ brachte sie schließlich nur hervor. Wenn er ihn so gut kannte, könnte sie ihm sicherlich einige Fragen stellen, eventuell könnte er ihr sogar beantworten, warum er damals sie und ihre Mutter alleingelassen hatte. Wollte sie das alles hören? Wollte sie wirklich wissen, weshalb er sie zurückgelassen hatte? Vielleicht wäre der Grund nur noch viel schlimmer? Vielleicht würde es aber alles einen Sinn ergeben.. „Lebt er noch?“ „Ja, und er sucht nach dir“, sie blieb abrupt stehen und sah ihn ungläubig an. Meinte er es ernst? Warum sollte der Mann, der sie damals alleingelassen hatte, sie suchen? Rayleigh war ebenfalls stehen geblieben und sah in ihre schwarzen Augen „Ich werde dir nichts über ihn erzählen. Du sollst die Möglichkeit haben, dir ein eigenes Bild von ihm zu machen. Es ist dir überlassen, ob du ihn sehen willst oder nicht. Willst du seinen Namen?“, das Mädchen überlegte, überlegte lange. Wollte sie ihn sehen? Wollte sie auch nur irgendetwas über ihn wissen? Sie hatte mit ihm bereits abgeschlossen, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher. „Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich, der alte Mann nickte nur „Ich habe deinem Vater versprochen, Bescheid zu geben, sobald ich etwas weiß“, ihre Augen weiteten sich, wollte er sie ihm jetzt etwa ausliefern? „Keine Angst, ich werde ihm nur sagen, dass du lebst und dass es dir gut geht. Alles andere ist dann ihm und dir überlassen“ er reichte ihr einen kleinen Zettel, den sie entgegen nahm „Das ist eine Vivre Card, sie zeigt dir an, in welche Richtung sich die Person befindet, der sie gehört.“ Die Rothaarige legte den Zettel in ihre Handfläche und sah, wie der Zettel sich von ihr wegbewegte „Also ist er irgendwo in dieser Richtung..“, stellte sie ruhig fest. „Ja, allerdings zeigt dir die Karte nicht, wie weit er weg ist“, „Danke Ray..“, er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, ihren Vater kennenzulernen, wenn sie es denn wollte. „Ich werde ihm nicht sagen, dass du mit Whitebeard unterwegs bist, aber mach dich darauf gefasst, dass ihr euch eines Tages sehen werdet.“ Sie nickte daraufhin nur „Wir sollten uns etwas beeilen, sie machen sich wahrscheinlich schon Sorgen um dich“, ohne auf ihre Antwort zu warten, ging er los. Das Schiff war nicht mehr weit entfernt und man konnte die Rufe der Piraten hören. Aus der Ferne sah man das gewaltige Schiff, welches inzwischen vollständig beschichtet war. „Den Rest schaffst du sicher auch allein“, „Kommst du denn nicht mit?“, sie dachte, dass er wenigstens mitkommen würde, damit die anderen sahen, dass sie einen Begleitschutz hatte und somit weniger Ärger bekommen würde. „Du musst wissen, Whitebeard und ich sind nicht die größten Freunde, es wäre besser du gehst allein“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln. „Oh..“ brachte sie nur hervor, woher kannte er Whitebeard? Sie drehte sich vom Schiff zu ihm und lächelte „Vielen Dank, dass du mir etwas erzählt hast und auch für die Karte“, „Nichts zu danken Kleines“, sagte er noch immer mit einem Lächeln. Sie umarmte ihn schnell und ehe der dunkle König es realisiert hatte, war sie bereits zur Moby Dick gerannt. Sie hatte unglaublich viel von ihren Eltern, abgesehen vom Aussehen hatte sie das gute Herz beider bekommen. Ob die Rothaarige sich bewusst war, was es für ihren Vater bedeuten würde, sie lebend zu wissen? Schnell rannte Lio zur Moby Dick und hörte von dort schon einige Rufe. Um das Schiff herum lag eine seifenartige Schicht, die Arbeiter von vorher waren bereits verschwunden. Sie trat an Deck und sah den Smutje, wie er heftig gestikulierte „Wie du weißt nicht wo sie ist?! Es war doch deine Aufgabe, auf sie aufzupassen!“, der erste Kommandant blickte grimmig drein „Wir waren im Gruselkabinett und da hab ich sie verloren. Am Riesenrad war sie auch nicht, ich dachte, sie wäre wenigstens so schlau und wäre direkt hergekommen“, „Wie du siehst, ist sie aber nicht hier! Wir müssen sie suchen, umgehend“ Der alte Piratencaptain mischte sich ebenfalls ein: „Ich glaube, das könnt ihr euch sparen.“ Er hatte sie bereits in der Ferne gesehen, auch ihre Begleitung hatte er erkannt. Was der Vize seines ehemaligen Feindes wohl von ihr wollte? Die beiden Kommandanten drehten sich um und sahen die Rothaarige, welche sie etwas schüchtern anlächelte. „Wo zur Hölle warst du?“, fragte der Blonde zu erst „Na ja..“ fing sie an und wurde sofort unterbrochen „Ich hab dir gesagt, dass wir zusammenbleiben müssen und du haust einfach ab“, „Ich hab doch auf dich gewartet, aber du kamst einfach nicht raus, also bin ich schon mal vor, weil ich nicht wusste, ob du noch drin oder schon vor bist“, versuchte sie sich zu erklären. Gerade, als der Vize erneut etwas sagen wollte, sprach der Captain: „Wo warst du bis eben noch?“, unsicher sah sie ihn an, ob sie von Rayleigh erzählen sollte? „Ich hab jemanden kennengelernt“, nun fragte der Brünette: „Wie? Wen hast du denn kennengelernt?“, „Er kannte meine Mutter, hat mir einige Dinge über sie erzählt.“ Von der Vivre Card, die sie ebenfalls von ihm bekommen hatte, erzählte sie allerdings nicht, sie war sich schließlich selbst nicht wirklich sicher, ob sie ihren Vater nun kennenlernen wollte oder nicht. Der alte Hüne schaute sie etwas argwöhnisch an, das konnte nicht alles sein, was der dunkle König von ihr wollte, irgendetwas gab es da noch. „Das nächste Mal rennst du nicht einfach davon und wartest, du kannst morgen den Trainingsraum putzen“, „Was?!“, „Keine Diskussion“, gereizt schaute sie ihren Kommandanten an und hoffte, dass er gleich tot umfallen würde. Nur weil er ihr Kommandant war, musste er es ihr nicht immer vorhalten. „Wie dem auch sei, da du nun da bist, können wir los“, sagte der Blonde und schaute wartend seinen Vater an. „Nun gut. Machen wir uns auf den Weg zur Fischmenscheninsel!“, schnell wurde reagiert und alle bereiteten den Tiefgang vor. Da es für Lio das erste Mal war mit einem beschichteten Schiff unter Wasser zu tauchen, hielt sie sich zurück und sah den Anderen dabei zu, wie sie die Segel einholten. Die Beschichtungsblase wurde aufgebläht und umgab das gesamte Schiff, langsam tauchte dieses ins Wasser hinein. Mit großen Augen schaute sie die Beschichtung an und war sich absolut nicht sicher, ob alles gut gehen würde und ob sie auch heile blieb. Unterhalb der Wasseroberfläche sank das Schiff immer tiefer, das Mädchen konnte gar nicht ihren Augen trauen, es war so surreal unter dem Wasser zu sein. Man sah die langen großen Wurzeln der Mangroven, da es schon dunkler war, konnte man nicht mehr allzu viel sehen, doch erkannte Lio einen Schwarm voller Fische, welche an dem Schiff vorbei schwammen. Sie trat näher an die Reling und betrachtete das Meer, was wohl passieren würde wenn..? Sie berührte die Blase zaghaft, es fühlte sich tatsächlich an wie eine Seifenblase, doch diese platzte nicht, sie streckte ihn Arm aus und spürte den Widerstand, der von der Beschichtung ausging. Was wohl passieren würde, wenn sie mehr Druck ausübte? Etwas schneller ließ sie den Arm auf die Schicht sausen, welche nachgab. Mit großen Augen schaute sie auf ihren Unterarm, der im kühlen Wasser war. Sie bewegte ihre Finger und konnte kaum glauben, dass das funktionierte. Die Schicht war noch immer ganz, obwohl das Mädchen sie eben durchbohrt hatte. Der erste Kommandant trat zu ihr und fragte sie: „Verblüffend nicht wahr?“, „Warum platzt sie nicht?“, sie zog ihren Arm zurück, das Wasser tropfte von ihrem Arm auf den hölzernen Boden. „Wenn ein Seekönig kommt und zubeißen würde, wäre das etwas anderes. So kleine Löcher schaden der Blase nicht. Trotzdem solltest du nicht mit deinem Schwert darauf einschlagen“ belehrte er gelassen mit den Händen in den Hosentaschen. Die Rothaarige nickte „Wie lange brauchen wir zur Fischmenscheninsel?“ „Je nachdem, wann wir die Strömung erreichen, noch dauert es aber etwas, schließlich liegt die Insel 10.000 Meter unter dem Meeresspiegel“, erklärte er ruhig „Achso, dann gehe ich eben in meine Kajüte, den Rest einräumen und..“ etwas beschämt schaute sie zu Boden „Tut mir leid, dass ich vorhin nicht gewartet hab und einfach auf eigene Faust los bin“, „Schon gut Lio, war ja von dir nicht anders zu erwarten“, beruhigte er sie und wuschelte ihr durch die Haare. Wie schon damals, hasste sie diese Geste, zumal es jetzt noch viel schlimmer war, weil sie älter geworden war, somit weniger Kind war und weil ihre Haare es nicht so gut verkrafteten. Mit einem Seufzen richtete sie ihre Haare und verschwand unter Deck. Das Schiff schwankte nicht, man bemerkte nur, dass es ganz langsam tiefer sank. In ihrer Kajüte räumte sie den restlichen Einkauf ein und entschied sich dazu, zu duschen. Gerade als sie ihre Hose ausgezogen hatte, fiel der Zettel, den Rayleigh ihr gegeben hatte, aus der Tasche. Er bewegte sich dieses Mal zu ihr hin, sie hob ihn auf und legte ihn in eines ihrer alten Tagebücher, dort würde er sicher nicht abhauen. Das Mädchen dachte darüber nach, was sie wegen ihrem Vater machen sollte, doch schob sie den Gedanken beiseite und begab sich unter die Dusche. „Ihre neue Bekanntschaft war übrigens Silvers Rayleigh“, sagte der Hüne und trank aus seiner Flasche, etwas verdutzt sah der Blonde seinen Captain an „Rayleigh? Etwa der Vize von Roger? Was hat er mit ihr zu tun?“ Thatch mischte sich ebenfalls sein: „Sie sagte, dass die Person ihre Mutter kannte. Gut möglich, dass er auch den Vater kennt?“, „Vielleicht ist es ja doch der Rote..“, sagte Marco schließlich. Whitebeard antwortete darauf nicht und überlegte sich, ob dies möglich war. Er trank einen tiefen Schluck aus seiner Flasche. Wenn er sich richtig erinnerte, war der Rote doch Kabinenjunge auf Rogers Schiff. Natürlich kannte Rayleigh ihn dann, doch was hatte er mit Lios Mutter am Hut? Gehörte sie etwa zu dem Roten? Logisch wäre es, doch warum hatte das Mädchen dann nur davon gesprochen, dass Rayleigh ihre Mutter kannte. Hatte sie ihnen eine Information enthalten oder war es der dunkle König, der ihr nicht alles erzählt hatte, was er wusste? Wieder trank der Hüne einen großen Schluck und sprach dann: „Ich werde sie später noch fragen, lasst uns erst einmal zu Neptun gelangen. Da wartet noch reichlich Sake auf uns!“, die Piraten grölten und machten sich bereit, in die Strömung zu gelangen, ab da würde es nicht so ruhig weitergehen. Frisch geduscht trat Lio an Deck und durfte feststellen, wie dunkel es unter Wasser war. Sie waren bereits sehr tief gesunken und bald würden sie die Strömung erreichen, welche sie noch tiefer brachte. Die Rothaarige sah den Smutje an der Reling stehen und trat zu ihm „Es dauert nicht mehr lange“, sagte er, als er sie bemerkt hatte. „Ich freu' mich schon sehr darauf“ sagte sie lächelnd. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)