Die lange Reise zurück ins Glück von HazelEyedButterfly ================================================================================ Kapitel 7: Heiligabend Teil 1 ----------------------------- Aiko Ein lautes Geräusch das sich im ganzen Zimmer zu verbreiten schien, weckte mich aus meinem tiefen Schlaf. Mit einem mürrischem Seufzen rieb ich mir über die Augen. Dabei nahm ich das Gerät ins Visier, welches mich so unsanft an einem Samstag morgen weckte. Laut gähnend streckte ich mich im Bett. Meine, zu Faust geballten, Hand traf dabei auf etwas weiches, gefolgt von einem leisen aufstöhnen. Zögerlich drehte ich meinen Kopf zur Seite um zu sehen was genau neben mir lag. Bereits das aufstöhnen kam mir verdächtig vor. Meine Hand lag mitten im Gesicht von jemanden. -„KYIAH!!!!“ Ich schrie Lauthals durch das ganze Zimmer. Die Person neben mir war augenblicklich hellwach, panisch, mit großen Augen, musterte er mich erschrocken. -„Oi! Jetzt Schrei nicht in aller Frühe schon rum! Was ist denn?“ Ohne groß zu überlegen hatte ich ein Kissen zur Hand, mit welchem ich ihn bedrohte. -„Das fragst du noch?! Was suchst du in meinem Zimmer? Dazu in meinem Bett?!“ Es dauerte einige Sekunden bevor Shouta meine Worte in seinem Kopf genau registrieren konnte. Auf seinen skeptischen Blick folgte ein kurzes Augen rollen. -„Das ist jetzt nicht dein ernst?“ Ich senkte das Kissen kurz bevor ich es ihm über den Kopf schlug, immer wieder. -„Natürlich ist es mein ernst! Was soll die Frage! Was suchst du hier Baka! Du Perversling!“ Unerwartet wich Shouta meinem letzten Schlag aus, er packte mich am Arm und drückte mich leicht aufs Bett zurück. -„Halt die Luft an! Erstens ist das MEIN Zimmer, zweitens warst du diejenige die urplötzlich eingeschlafen ist! Drittens bin ich kein Perversling. Wer würde sich dir bitte an den Hals werfen wollen?“ Seine Worte waren hart. Letzteres hätte er sich auch wirklich ersparen können. Vielleicht sah er mich nicht als Mädchen, aber ich war es nun Mal. Aus seinem Mund zu hören das ich überhaupt nicht begehrenswert bin, war schwer zu verdauen. Vorsichtig ließ er von mir ab, an meinem Gesichtsausdruck merkte er wohl das seine Nachricht bei mir angekommen war. Schweigend setzte ich mich auf, da bestätigten sich seine Worte. Ich war immer noch in meinen eigenen Klamotten, der Play Station Kontroller lag auf dem Boden. Der musste mir von der Hand gefallen sein als ich eingeschlafen bin. Letzte Nacht war ich eigentlich nur für ein Tee zu ihm mitgekommen, am Ende lieferten wir uns erbitterte Kämpfe an der Play Station. Wie üblich wurde es mir wohl bei einem Spiel zu langweilig, so dass ich einfach eingeschlafen bin. Bei dem Gedanke wurde es um meine Nase herum etwas rot. Ich hatte im selben Bett geschlafen wie Shouta! Blitzschnell stand ich von seinem Bett auf, aus versehen fiel eine Chips Packung vom Bettrand zu Boden. -„Entschuldige! Ich räume es gleich wieder auf“, sagte ich hastig. Schon wieder pochte mein Herz so schnell, dabei sollte es nicht so sein! Ich durfte Shouta nicht lieben! Für ihn war ich sowieso nur eine Freundin aus alten Kindertagen, mehr nicht. Meine Chancen bei ihm waren gleich Null. Dann gab es da noch Rina, ich konnte ihr nicht in den Rücken fallen, sie mochte Shouta genauso wie ich. Shouta Verschlafen, mit halbwegs zugeklebten Augen beobachtete ich Aikos verschiedene Reaktionen. Zuvor war ich wohl mit meinen Worten zu weit gegangen. Es war ja nicht so das ich Aiko unattraktiv fand. Nein im Gegenteil, ich mochte sie. Nach all diesen Jahren mochte ich sie immer noch. Mit einem schwachen Lächeln stand ich vom Bett auf. Sie kniete gerade am Boden, versuchte die Chips Krümel in die Packung zu wischen. Langsam kniete ich mich hinter ihr hin um die Packung aus ihren Händen zu reißen. -„Lass das. Ich räume das schon auf Aiko“ Durch ihre abrupte Reaktion, sich in meine Richtung zu drehen, waren wir einander nur noch wenige Zentimeter entfernt. Beinahe streiften meine Lippen die ihren. Wenige Sekunden lang blieben wir so am Boden, blickten einander tief in die Augen. Zögerlich stand ich als erstes wieder auf. -„Vielleicht solltest du jetzt gehen. Deine Mutter macht sich bestimmt Sorgen“ Ich wollte nicht das sie ging, aber sie war schon viel zu lange in meinem Haus gewesen. Dazu war uns völlig entgangen, dass sie ihrer Mutter gar nicht Bescheid gesagt hatte. -„Ah fuck. Sie wird mir den Hals umdrehen“, gab sie stöhnend von sich. Sie zwang sich selbst zu Lachen, das hörte ich genau. -„Also dann…ich geh dann lieber“ -„Mh ja…bis dann“ Ich hielt mich davor zurück, sie noch bis zum Ausgang zu begleiten. Aiko wusste in welche Richtung sie gehen musste. Stattdessen blieb ich in meinem Zimmer zurück und starrte auf die Chips Packung, die ich immer noch in meiner Hand hielt. Nach einem langen, schweren Seufzen ließ ich mich auf mein Bett zurück fallen. Die Chips Packung ließ ich dabei wieder auf den Boden fallen. Es war Zeit wieder Abstand zwischen uns zu bringen. Aiko würde dies sicherlich nicht mit offenen Armen empfangen, dazu waren wir in diesen paar Wochen, Monaten einander sehr nahe gekommen. Gerade als ich darüber nachdachte klingelte mein Handy … Rina Die ganze Nacht konnte ich kein einziges Auge zu machen. Immer wieder kamen wir verschiedene Bilder vor die Augen. Sie waren gemeinsam einfach verschwunden. Keiner war wieder an den Tisch zurück gekehrt, sie ließen mich mit Fumiko und Yamato zurück. Dabei wusste Aiko doch was ich für Shouta empfand! Ob sie selbst in ihn verliebt war? Was wenn die beiden heimlich bereits ein Paar waren?! Bestimmt lachten sie sich ins Fäustchen. Auch wenn sie ein Cheerleader war, gehörte sie nicht zu der Sorte Mädchen die andere fertig machte. Sie fühlte sich nicht als etwas Besseres, wie es die anderen Cheerleadern taten. Ich rieb mir über die Augen, mir war gar nicht aufgefallen das die Sonne draußen bereits aufgegangen war. Laut gähnend setzte ich mich auf meinem Bett auf. Mein verschlafener Blick blieb an meiner Zimmertüre hängen, an der jemand klopfte. -„Herein“ Wieder entfuhr mir ein lautes Gähnen. Ich erstarrte als eine mir bekannte Person in mein Zimmer trat. -„Guten Morgen“ -„Aiko-chan? Was machst du denn so früh hier?“ Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Zwar wirkte sie frischer als ich gerade, doch in ihren Augen war ein Ausdruck der mich beunruhigte. -„Aiko? Was ist denn? Ist Gestern etwas passiert?“ Augenblicklich reagierte sie auf meine Frage mit einem heftigen Kopfschütteln. Skeptisch hob ich eine Augenbraue. Sie begann an ihrer Lippe rum zu kauen und nervös mit ihren Haaren zu spielen. Zögerlich rutschte ich in meinem Bett etwas zur Seite, damit sie sich erst Mal hinsetzen konnte. -„Es tut mir leid…wegen Gestern. Bestimmt kam es für dich komisch rüber. Es ist aber nicht so wie du vielleicht denkst“ Gewissensbisse, das war es also. Ich fuhr mir nachdenklich durch die Haare, setzte mich gerade hin und starrte meinen Fußboden an. -„Alle haben sich ganz schön Sorgen gemacht. War echt fies das ihr einfach so gegangen seid. Gab es einen Grund?“ Schweigen. Eine Stille die mir wieder absurde Bilder vor Augen führten, obwohl mir klar war das Aiko sowas nie machen würde. -„Ich habe mich irgendwie an der Hand verletzt gehabt, Shouta bekam dies mit. Obwohl ich mich dagegen wehrte bestand er darauf das wir nach Hause gingen. Wäre zwar nicht nötig gewesen aber du kennst ihn ja“ Es klang definitiv sehr nach Shouta sich solche Sorgen zu machen, besonders bei Aiko. Dies war mir mehrere Male aufgefallen. Verwundert hob ich meinen Blick um auf ihre Hände zu achten. Eine davon war verbunden. Deswegen hielten sie Händchen? Sie versuchten es zu verbergen, doch mir war es gleich ins Auge gestochen. -„Wie hast du es hingekriegt dich zu verletzen?“ Zum Glück ersparte sich Aiko eine elend lange Antwort zu meiner Frage, jedoch überraschte sie mich. Von ihren Kurzschlüssen hörte ich gerade zum ersten Mal. -„Tut mir wirklich leid. Der Abend ging meinetwegen den Bach runter“ Es schien sie wirklich sehr zu beschäftigen, wer saß schon freiwillig in den frühen Morgenstunden im Zimmer der besten Freundin um sich zu entschuldigen? Vorsichtig legte ich einen Arm um ihre Schultern. -„Hey schon gut, eigentlich ist es unsere Schuld da wir so rumgealbert haben. Du bist wohl ein größeres Sensibelchen als ich dachte“, sagte ich kichernd. Die Anspannung die von Anfang an im Zimmer herrschte lockerte sich aber nicht. Aiko stand zögerlich vom Bett auf. Sie lief mit den Armen um ihren Körper geschlungen im Zimmer auf und ab. -„Eigentlich bin ich aber wegen einer andere Sache noch hier…“ Ihre leise sanfte Stimme klang zerbrechlich, als hielte sie ihre Tränen zurück. Sie wandte ihr Gesicht zu mir, das traurige Lächeln auf ihrem Gesicht ließ mich das schlimmste erahnen. -„Du bist leider nicht die einzige die Shouta liebt“ Yamato Ich schluckte noch das bisschen Tee herunter welches ich zu mir genommen hatte, damit ich meinem besten Freund antworten konnte. -„Hm…verstehe dann anschließend hat sie also bei dir übernachtet“ Shoutas warnender Blick war wie ein Messer direkt an meiner Brust. -„Ungewollt natürlich!“ Er nickte zögerlich, sehr erfreut darüber wirkte er nicht gerade. War schon verwunderlich wenn man bedachte wie sehr er genau auf Sawada aufpasste. Ihm selbst war es wohl gar nicht aufgefallen. Da ich noch einige Tage in Tokyo war bevor wir zu meiner Oma fuhren, bestand ich darauf Shouta wenigstens fürs Abendessen Gesellschaft zu leisten. Er tat so als wäre er froh darüber seine Ruhe zu haben und alleine im Haus zu sein, doch niemand mochte es für längere Zeit alleine zu sein. Zwischendurch war Gesellschaft ganz nett. Sonst wäre er letzte Nacht nicht einfach mit Sawada-chan durchgebrannt. Die ganze Gruppe hatte deswegen noch ein Hühnchen mit den beiden zu rupfen. Als er vor einer Stunde meinen Anruf entgegen nahm, überraschte es mich das er gemeinsam frühstücken wollte. -„Wenn nichts weiteres passiert ist, dann ist es halb so schlimm oder?“ Ich biss gerade von meinem Toastbrot ab, als er zu reden begann: -„Du hast keine Ahnung“ -„Dann klä-fsch mi-sch mah au-ff“ Unbewusst sprach ich mit vollem Mund, was dazu führte das Shouta mich mit einem belustigtem aber auch angeekelten Blick ansah. -„Erst schlucken, dann reden. Du spuckst mir sonst dein halbes Frühstück auf den Tisch“, ich nickte genervt und bat ihm mit einer Handgeste weiter zu reden. -„Es ist schwer es zu erklären, wüsste gar nicht womit ich beginnen soll. Kennst du das Gefühl jemanden Nahe sein zu wollen, doch im selben Moment willst du die Person von dir fern halten um ihr jeglichen Schmerz zu ersparen? Genau das ist das Problem hier. Ihre Anwesenheit genieße ich, wir verstehen uns ziemlich gut, sind praktisch wieder die besten Freunden. Doch es gibt eine Sache die ich vor ihr verborgen habe, nicht weil ich ihr nicht vertraue, sondern um sie zu schützen“ Bei seinen Worten begann ich nachzudenken, ob ich es kannte? Nicht wirklich, es gab niemand in meinem Leben mit dem ich so ein Dilemma hatte. Höchstens eine Person der ich Nahe sein wollte, aber es war mehr als deutlich das sie nicht so empfand wie ich. Stutzig zog ich die Augenbrauen zusammen. -„Zu schützen? Vor was? Hast du irgendwas kriminelles begangen oder wie?“ Die Frage war eher ironisch gemeint, aus versehen traf ich damit aber ins Schwarze. Zumindest ließ mich seine Reaktion dies erahnen. -„Irgendwie schon…“, gab er leise zu. Seine Worte lösten eine kalte Schauer durch meinen Körper aus, das konnte nur ein Scherz sein oder? Verständnislos starrte ich meinen Kumpel an. Das Essen welches vorhin noch in meinem Mund war schluckte ich rasch herunter. Lange, zögernde Stille legte sich über uns bis Shouta endlich den Mut fand um mich über die Situation aufzuklären. Erst verstand ich gar nicht was die ganze Sache, die er mir über seine Mutter erzählte, mit Sawada zu tun hatte. Nach und nach fügte sich aber alles wie ein Puzzle in meinem Kopf zusammen. Geschockt sah ich zu meinem dunkelhaarigem Freund, der mich sichtlich bekümmert fixierte. -„Verstehst du es jetzt?“ -„Nein…Ja…Ich weiß nicht. Aber wenn das ganze wirklich so war…dann ist es gar nicht deine Schuld“ -„Wie oft habe ich das gehört“ -„Es ist die Wahrheit! Shouta du konntest in der Situation nichts anderes tun“ -„Wenn ich mehr auf meine Mutter geachtet hätte, wäre mir etwas aufgefallen. Wenigstens ein kleiner Hinweis dafür das es ihr nicht gut ging, dann wäre sie gar nicht erst gefahren“ -„Hör auf! Ihre Krankheit kann man nicht mit bloßem Auge erkennen, das wird man auch nie können. Gib dir dafür nicht die Schuld! Außerdem…Sawadas Vater hätte von Anfang an gar nicht trinken dürfen, dann wäre er noch am Leben und hätte euch beiden diese Tragödie erspart“ -„Was soll das jetzt heißen?!“ -„Ihr Vater…ist an dem Unfall Schuld. Nicht du. Auch an der Krankheit deiner Mutter bist du nicht schuld, niemand ist es! Krebs ist eine verfluchte, heimtückische Krankheit die sich in unsere Körper bahnt ohne dass wir es erwarten. Egal wie oft du darüber nachdenkst was du hättest machen können, wird das Resultat derselbe sein. Du kannst es nicht mehr Rückgängig machen“ Shouta schwieg. Diese Diskussion war Sinnlos, es handelte sich hier um eine Sache die vor zwei Jahren passiert war. Egal welche Punkte man beachtete, die das ganze Szenario hätten verhindern können, gab es keinen Weg zurück. Früher oder Später musste sich Shouta dies eingestehen, auch das die ganze Sache nicht seine Schuld gewesen ist. -„Ihr Vater war ein guter Mann. Er mag an dem Abend vielleicht einen Fehler begangen haben, aber meine Reaktion führte zu dem Unfall. Ich bin daran schuld.“ Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Falls er sich das ganze so einreden wollte dann bitte! Was ich ihm zuvor noch gesagt habe, schien überhaupt keine Wirkung auf ihn zu haben. Ich sprach regelrecht gegen eine Wand. -„Sawada muss es wissen. Sie hat ein Recht darauf“ -„Ja, da stimme ich dir zu. Aber nicht jetzt. Wenn der richtige Moment da ist“ Langsam ballte ich eine Hand zur Faust, seine Worte ließen in mir die Anspannung steigen. Es konnte nicht sein ernst sein? Wie lange hielt er es schon vor ihr geheim? -„Denkst du nicht das es schon lange genug gedauert hat? Wovor hast du Angst? Sie wird genau die gleiche Meinung über die Sache haben wie ich, also musst du es ihr sagen“ -„Und ihr damit unnötig Schaden zufügen wegen einer Sache die, wie du vorhin gesagt hast, in der Vergangenheit liegt?“ -„Nein aber…“ -„Yamato, sie wird es erfahren. Sollte das Thema aufkommen, werde ich es ihr sagen. Du kennst doch Aiko genau so gut wie ich, denkst du wirklich sie wird das Ganze in aller Ruhe aufnehmen? Es wird ihr den Boden unter den Füssen nehmen. Ich kann und will das ihr nicht antun ok? Also bitte, versprich mir das du mit niemandem darüber reden wirst! Sie muss es wenn schon über mich erfahren, verstanden?“ Die Diskussion war somit offensichtlich beendet. Natürlich war ich nicht derselben Meinung wie er, doch ich respektierte es. Es wäre am besten wenn sie es über Shouta selbst erfuhr, als durch ein dritte Person, darin zumindest waren wir wohl einer Meinung. <><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Aiko Seit meinen Besuch bei Rina waren einige Tage vergangen, es war bereits Heiligabend. Meine Freunde habe ich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen, stattdessen schrieben wir uns im Line-Chat praktisch jeden Tag. Dem einzigen dem ich bisher nicht geschrieben habe war Shouta. Es wäre einfach besser wenn ich mich zurückhielt. Das Rina noch mit mir befreundet war, grenzte beinahe an ein Wunder. Ich verspreche dir das ich mich nicht in deinem Weg stellen werde, bestimmt finde ich einen besseren Jungen als ihn Das Versprechen entstand aus Verzweiflung, den ich wollte Rina nicht als Freundin verlieren. Natürlich war es schwierig mich von ihm fern zu halten, doch so unlogisch war es nicht. In seinen Augen war ich einfach eine kleine Göre, er sah mich überhaupt nicht als Frau weshalb klar war das meine Gefühle ihn niemals erreichen werden. Eine unerwiderte Liebe. Je schneller ich darüber hinweg kam umso besser. Unsanft klatschte ich meine Hände gegen meine Wangen, dabei betrachtete mich im Spiegel um mich selbst zu motivieren. -„Hai. Ich pack das an, eine weitere Hürde die ich heil überwinden werde“ Fröhlich summend begab ich mich in die Küche unserer Wohnung. Meine Mutter war aus geschäftlichen Gründen nicht in der Lage den Abend mit mir zu verbringen, so blieb mir nichts anderes übrig als alleine Heiligabend zu überstehen. Seit dem Tod meines Vaters bedeuteten mir die Feiertage sowieso nicht mehr viel, dabei liebte ich diese Jahreszeit am meisten. Die Dekorationen, das leckere Essen, die Geschenke. Schnell schüttelte ich den Kopf -„Nicht daran denken“ Jetzt in Nostalgie zu fallen war überhaupt nicht gut, es würde mich den ganzen Abend in eine Depression versetzen. Da ich nur ungerne selber kochte, hatte ich mir vor einer halben Stunde eine Pizza bestellt. Diese würde ich bei einem Film Marathon aufessen. Ich zählte das Geld zusammen welches meine Mutter mir auf der Theke hingelegt hatte -„Sollte genug sein“ Im Radio war Wham!'s alljährliches Weihnachtslied „Last Christmas“ zu hören, da klingelte es an der Türe. Mit einem breitem Lächeln öffnete ich die Türe, der Pizza Lieferant hielt die quadratische Schachtel auch schon in der Hand. Aus dem breitem Lächeln wurde ein schwaches, nervöses Lächeln. -„Guck nicht so blöd. Hast du etwa vergessen das ich bei der Pizzeria als Liefer junge arbeite?“, hörte ich Shouta mit einem Seufzen sagen. Mit der freien Hand richtete er gerade sein Kappe, welcher von einigen Schneeflocken bedeckt war. -„Ähm…nein aber ich dachte du würdest vielleicht…“ -„Ich habe bereits bei unserem Essen mit den anderen erzählt das ich wohl an Heiligabend und Silvester über Nacht arbeiten muss“ Richtig, dieses Essen von welchem wir ohne ein Wort zu sagen verschwunden sind. Ich schluckte leicht, schnell nahm ich die Pizza entgegen, dabei hielt ich ihm den Geldschein über die Schachtel hinweg entgegen. -„Danke für die Pizza. Also dann…“ -„Pizza an Heiligabend? Echt jetzt?“, er unterbrach mich während ich versuchte ihn los zu werden! -„Ich…es-es spricht doch nichts dagegen? Was geht es dich überhaupt an! Danke für die Lieferung, den Rest kannst du behalten. Schönen Abend noch!“ Irritiert drehte ich mich einfach um und schlug ihm die Türe vor der Nase zu. Was dachte er sich dabei? Seit Ferienbeginn sahen wir uns gar nicht, dann taucht er hier auf und beurteilt mich weil ich Pizza bestellt habe?! Vielleicht war es ein bisschen über reagiert, ich befand mich aber gerade dabei ihm aus dem Weg zu gehen um meine Gefühle für ihn auszulöschen. So das Rina ihre Chance nutzen konnte. Shouta Als mir die Adresse für diese Lieferung durchgegeben wurde, dachte ich das es sich um einen Scherz handeln müsste. Aiko war ich seit Beginn der Ferien nicht mehr begegnet. Da sie sich nicht bei mir meldete, dachte ich das sie vielleicht beschäftigt war. Von meiner Seite her würde ich mich nicht bei ihr melden, außer es handelte sich dabei um einen Notfall. Seit dem Gespräch mit Yamato fand ich einfach keine Ruhe, Zeit zum Nachdenken tat mir so gesehen also gut. Wenn ich sie so wenig wie möglich sah, war es nur ein Vorteil. Damit meine Gedanken sich nicht mit meinen Gefühlen vermischten und ich eine klare Entscheidung treffen konnte. Von ihrem Temperament gesteuert schlug sie mir einfach die Türe vor der Nase zu. Normalerweise war die Konsequenz davon, eine wütende Reaktion meinerseits. Doch ich konnte nicht anders als über ihre Worte zu lachen. -„Schönen Abend noch?…Man diese Aiko“ Ich wärmte meine Hände kurz, trotz Handschuhen spürte ich die Kälte deutlich. Darauf richtete ich meine Kappe erneut und begab mich zurück zum Fahrrad. Als ich auf den Sattel aufsitzen wollte, vibrierte mein Handy in der Jackentasche. Vorsichtig zog ich mir meine Handschuhe aus um es besser halten zu können. Eigentlich sollte ich während der Arbeit nicht am Handy sein aber da mich niemand beobachtete, tat ich es zwischen durch doch. Bei der Nachricht die er mir im Line geschrieben hatte, stockte mir kurz der Atem. Ich biss mir auf die Unterlippe, bevor ich meinen Blick hob und über meine Schulter zum Block blickte, in welchem Aiko wohnte. Hey Dummkopf, Alles klar soweit? Schon blöd das du an Heiligabend arbeiten musst, aber wenigstens kommst du so auf andere Gedanken richtig? Trotzdem wollte ich wissen ob du wirklich bis spät in der Nacht arbeiten musst? Ich weiß zwar nicht ob du Bescheid weiß aber, Sawada verbringt den Abend leider alleine. Da du ja auch niemanden hast wäre es doch keine schlechte Idee ihr wenigstens für eine kurze Zeit Gesellschaft zu leisten? ;-) Im ernst, alleine den Heiligabend zu verbringen ist traurig. Überleg es dir ok? Du hast es aber nicht von mir gehört Bis bald (^.^)(“) Mein klingelndes Handy riss mich aus meinen Gedanken um mich in die Realität zurück zu holen, die Nummer meines Chefs war auf dem Display zu erkennen. -„Hallo hier ist Yoshida. Was gibt’s?“ -„Junge! Hast du die Lieferungen übergeben?“ -„Bin gerade auf dem Weg zurück“ -„Nein! Du brauchst nicht mehr zu kommen. Reichi hat die letzten zwei Lieferungen gerade heraus gebracht. Mach dir einen schönen Abend ich möchte dich doch nicht ganz Heiligabend hier eingesperrt haben.“ -„Oh alles klar, wenn das so ist. Noch einen schönen Abend“ -„Ach Yoshida-kun?“ -„Ja?“ -„Fröhliche Weihnachten“ Erstaunt hob ich beide Augenbrauen, der Chef der Pizzeria war normalerweise ziemlich streng und ernst. Man sah ihn selten lächeln, die meisten hielten ihn für einschüchternd. -„Ja, Fröhliche Weihnachten“ Nachdem ich auflegte, stellte ich das Fahrrad sicher ab. Schnell rannte ich ins Gebäude herein, sollte Yamato in der SMS die Wahrheit gesagt haben, dann war Aiko jetzt sicherlich nicht glücklich darüber alleine zu sein! Obwohl ich es ihr gar nicht angemerkt hatte. Verdammt. Beinahe außer Atem stand ich vor ihrer Türe, die Hände auf meinen Knien abgestützt. Das es auch so viele Treppen geben musste! Die Nervosität stieg in mir, eigentlich kam ich völlig unvorbereitet und unüberlegt. Vielleicht wäre es doch eine bessere Idee zu gehen. Erstens roch ich wohl möglich nach Pizza, zweitens waren meine Haare total zerzaust und platt. Drittens hatte ich kein Geschenk für sie dabei. Hilflos stand ich also vor ihrer Tür. Nach einem tiefen Atemzug, klingelte ich zum zweiten Mal an ihrer Türe. Nach einigen Sekunden öffnete diese sich auch endlich. -„Shouta? Hast du etwas vergessen?“ Keine Antwort wollte mir in dem Moment einfallen, die kleinste Ausrede würde aber reichen. Dachte ich zumindest. Ich schluckte kurz. -„Könnte ich kurz rein kommen? Es ist echt kalt draußen weißt du“ Aiko zögerte, musterte mich dabei skeptisch, doch am Ende ließ sie mich in die Wohnung herein. Yamato hatte Recht, sie war alleine. Kein weihnachtliches Tischgedeck, stattdessen eine Pizza schachtel auf dem Wohnzimmertisch. -„Du bist alleine?“ -„Mh ja…meine Mutter musste geschäftlich was erledigen. Es kann ziemlich spät werden weshalb sie also den ganzen Abend nicht bei mir sein kann. Warum fragst du?“ -„Ach nur so…schade um die Dekoration“ -„Morgen ist ja auch noch Weihnachten. Also was genau willst du?“ Ich lächelte kurz bei ihrer Frage. Peinlich berührt massierte ich mir den Nacken, es war schwer die richtigen Worte zu finden. -„Naja wenn du alleine bist…könnten wir doch zusammen Heiligabend verbringen? Bei mir Zuhause ist doch auch niemand“ Zwang ich mich vielleicht zu sehr auf? Aiko wirkte irgendwie beunruhigt, vielleicht erwartete sie ja jemanden. -„Also nur wenn du niemand anderes erwartest…ich kann auch wieder gehen“ Ich wandte mich langsam zum Gehen, ich wollte ja nicht im Weg stehen falls noch Besuch kommen sollte. Schnell legte sie ihre Hände an meinen Arm, was mich überraschte. -„Du kannst bleiben…wenn du möchtest. Es kommt kein Besuch“ -„Fein dann bin ich dein Gast“ Ich grinste sie dabei breit an. Nun begann der Abend für mich endlich spannend zu werden. Aiko Es kam ziemlich überraschend das Shouta nach der Auslieferung der Pizza wieder vor meiner Tür stand. Mir war nicht wohl dabei, da ich Rina eigentlich versprochen habe mich von ihm fern zu halten. Doch hier war er nun, in meiner Wohnung. Er saß neben mir auf der Couch und aß ein Stück Pizza. Immer wieder beobachtete ich ihn von der Seite aus. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen bis er meine Blicke bemerkte. Nervös, mit hochroten Wangen, starrte ich die leere Pizza schachtel an. Er seufzte leise, streckte sich ein bisschen auf der Couch aus und sah zum Fernseher. Wir haben bis jetzt nur eine der vielen Weihnacht-Shows im Fernsehen gesehen. -„Ich nehme nicht an das du einen Weihnachtskuchen gebacken hast?“ Erstaunt hob ich mein Blick und blinzelte ihn an. -„Ehm nein...leider nicht" Shouta sah Emotionslos zu mir, doch schließlich schenkte er mir ein Lächeln. Schon wieder liefen meine Wangen rot an. Es war zum Verzweifeln das ich dies nicht unter Kontrolle hatte. -„Ich möchte gar nicht wissen was für dreckige Gedanken du jetzt schon wieder hast. Du starrst mich schon die ganze Zeit an" Wie bitte?! Ausgerechnet ICH sollte dreckige Gedanken haben? Nur weil ich rot anlief hieß es noch lange nicht das ich irgendwelche....Nein so war das nicht. Verdammt das er mich erwischt hatte, war überhaupt nicht gut. Genervt warf ich ihm ein Kissen mit voller Wucht ins Gesicht. -„Halt die Klappe. Das würde dir ja wohl so passen wenn ich komische Gedanken hätte. Aber die habe ich nicht Baka" -„Warum starrst du mich also die ganze Zeit an?", fragte er knurrend. Mein Wurf war stärker gewesen als ich eigentlich geplant hatte. Das Kissen hatte in seinem Gesicht einen Abdruck hinterlassen. Shouta ließ seine Fingerknöchel knacksen, dabei zeigte er mir ein schelmisches Lächeln. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Im nächsten Moment lag Shouta bereits auf mir und kitzelte mich durch. Verdammt. Mir liefen die Tränen über die Wangen, während ich lauthals lachte. Beim Versuch mich von ihm zu befreien, stürzten wir beide von der Couch auf den Boden. Zum Glück waren meine Eltern damals auf die Idee gekommen einen Teppich zu kaufen. Auf diese Weise wurde unser Sturz etwas gedämpft. Langsam öffnete ich die Augen, die ich beim Sturz zu gekniffen hatte. An den Seiten nahm ich nur wage Shoutas Arme war. Er hat sich erstaunlicherweise noch auffangen können ehe er komplett auf mich gefallen wäre. Geschockt sahen wir beide uns an, unsere Gesichter waren erneut nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt. Sein Atem konnte ich auf meiner Haut spüren. Keiner von uns wagte es wirklich sich zu bewegen. Shouta nahm aber die Initiative und stand als erster vom Boden auf. Shouta In letzter Sekunde konnte ich verhindern das ich auf Aiko falle. Die Reaktion war unbewusst, erst als sich unsere Gesichter so nahe waren realisierte ich welches Glück ich hatte. Nun gut, eigentlich hatte ich nichts dagegen einzuwenden, aber eine ihrer Fäuste wollte ich nicht unbedingt im Gesicht haben. Nachdem ich vom Boden aufgestanden war, hielt ich ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen. Ich wagte es nicht sie anzusehen. Kein Spiegel war nötig um zu wissen das mein Gesicht total rot sein musste. Ihre Hand in meiner zu spüren riss mich aus den Gedanken heraus. -„D-danke…so eine Kitzel Attacke macht einen ganz schön fertig was?“ Wenigstens bemühte sich Aiko die peinliche Situation zu überspielen. Nervös fuhr ich mir mit der Hand kurz über den Nacken, ich blickte mit einem schwachen Lächeln zu ihr. -„Habe es wohl ein bisschen übertrieben. ´Tschuldige“ Aiko hielt ihr Lachen zurück, was in einem leisen Kichern endete. Grinsend lehnte ich mich an eines der Stühle vom Esstisch. -„Was nun? Die Shows sind nicht gerade interessant…“ -„Hm…wir könnten doch ins Zentrum gehen? Die Beleuchtung des großen Weihnachtsbaumes ansehen“ -„Bei der Kälte?“ -„Wir packen uns gut ein, dann frieren wir auch nicht“ -„Das kommt ausgerechnet aus deinem Mund?“, fragte sie mich mit skeptischem Blick. -„Ach sei Still …willst du oder nicht?“ In meinem inneren wusste ich das ich meinen Vorschlag bereuen würde. In der Tat war ich kein Fan des Winters, doch solange wir abgelenkt waren würde ich dieses Opfer in Kauf nehmen. -„Fein. Ziehen wir uns beide um oder willst du in deiner Arbeitskleidung hin gehen?“ Nachdenklich betrachtete ich meine Kleidung. Mir war gar nicht mehr aufgefallen das ich noch in meiner Uniform steckte. Ich blinzelte einige Male und sah Aiko fragend an. -„Was stimmt denn mit meiner Kleidung nicht?“ Sie riss erstaunt die Augen auf, danach legte sie sich Kopfschüttelnd die Hände vors Gesicht. -„Mit dem Aufzug gehe ich nirgends mit dir hin, so viel ist klar“ Ein Grinsen konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, selbst ein kurzes Gelächter entwich mir. Ohne mir dabei was zu überlegen wuschelte ich kurz in ihrem Haar. -„Also in einer Stunde an der Parkuhr. Klar?“ -„J-ja…“, antwortete sie mir stotternd. -„Kay, bis Später also“ Mit diesen Worten verabschiedete ich mich vorerst von Aiko. Kaum saß ich auf dem Sattel des Fahrrads düste ich auch schon davon. In meinem Leben war ich glaube ich noch nie so schnell nach Hause gekommen. Aiko Kaum war er weg, begann die Panik in mir auszubrechen. -„Wah! Wird das etwa ein Date?!...Was soll ich bloß anziehen…“ Augenblicklich schlug ich mir kurz selbst auf die Wangen. Nein ich durfte nicht hyperventilieren. Wahrscheinlich gab es von ihm aus keine grösseren Hintergedanken. Gut möglich das er sich ein wenig gelangweilt hat während wir in der Wohnung waren. Typisch, das ich auch gleich das schlimmste befürchten musste. Doch ich konnte mir keine Hoffnungen machen, sonst würde ich eine Enttäuschung nach der anderen erleben. Wenn er je herausfindet was ich für ihn empfinde…wird es mit unserer bisherigen Freundschaft vorbei sein. Auch die mit Rina. Erneut mit einem inneren Kampf zwischen meinem Verstand und meinem Herzen, durchwühlte ich den Kleiderschrank um etwas passendes zu finden. <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Die ganze Zeit über war ich damit beschäftigt gewesen mein Outfit einige Male zu wechseln, samt Make-Up, dass ich komplett die Zeit vergessen habe. Nun war ich schon 30 Minuten zu Spät. Viel Zeit um mir meine Haare zu machen blieb mir am Ende nicht. Aus diesem Grund waren sie einfach zu einem seitlichem Pferdeschwanz gebunden. Eigentlich war Shouta nicht der Typ Mann ein Mädchen sitzen zu lassen. Doch es war Winter, bei dem Kälteempfindlichen Idioten wäre also alles möglich. Ich kam um die Ecke geflitzt als mein Handy in der Tasche klingelte. Noch beim Laufen wühlte ich in der kleinen Handtasche nach dem Mobiltelefon. Vergebens. Von weitem sah ich Shouta am abgemachten Ort stehen, da er sein Handy am Ohr hielt, ging ich davon aus das er mich anrief. -„Shouta! Oi! Ich bin hier“ Wenige Schritte später stand ich völlig außer Atem bereits vor ihm. Er zögerte auch nicht mir gleich mit seiner Faust sanft auf den Kopf zu hauen. Manchmal hasste ich es kleiner zu sein als er. Dabei waren wir damals gleich groß. -„Baaaaaaaka, habe ich nicht in einer Stunde gesagt? Was hat so lange gedauert?“ -„Ich…“, nein ich konnte unmöglich sagen das ich mich hübsch machen wollte, ein anderer Grund musste her. -„Ich habe meine Schlüssel nicht gefunden. Deshalb konnte ich nicht früher hier sein. Ich lade die Diebe doch nicht zu mir ins Haus ein“ Vorerst war ich gerettet. Jedenfalls betete ich dafür das er mir die Ausrede abkaufte. Shouta lachte unerwartet auf, dabei stupste er meine Stirn mit seinem Zeigefinger an. -„Tollpatschig und vergesslich wie immer“ Das bisschen Rouge auf meinen Wangen verdeckte zum Glück die rosa Farbe die sie langsam annahmen. Musste er mich immer so ärgern? Wir beide begaben uns schließlich auf den Weg ins Zentrum. Kein einziges Mal bekam ich etwas über mein Aussehen zu hören, er achtete wohl nicht wirklich darauf. Shouta Es war eine Meisterleistung gleichgültig zu wirken. Aiko sah an diesem Abend wirklich hübsch aus. Nicht dass es sie nicht schon wäre, doch die Art wie sie geschminkt war, was sie an hatte, alles passte irgendwie zusammen. Sie sah ganz anders aus. , dachte ich mir innerlich. Einst im Zentrum angekommen, schlenderten wir durch die Straßen um die verschiedene Weihnacht Stände zu betrachten. Dafür das es Heiligabend war, gab es viele Menschen die sich hier aufhielten. Den großen Baum im Park zu bestaunen war eine Tradition für viele, besonders für Teenager in unserem Alter. Je näher wir dahin kamen, desto schwieriger wurde es durch die Menge zu laufen. Ich befürchtete das ich irgendwann Aiko aus den Augen verlieren könnte. Unbewusst griff ich nach ihrer Hand und führte sie so durch die Menge. -„Lass nicht los okay? Sonst wird uns die Menge noch auseinander reißen“, rief ich zu ihr nach hinten. Ich beobachtete die Gegend genau, um uns einen Platz finden zu können an dem wir nicht wie Sardinen in der Büchse herum stehen müssten. Das war uns schon in der U-Bahn passiert. Vorsichtig führte ich uns eine Lichtung an der drei Weihnacht Stände aufgebaut waren. Diese waren bereits geschlossen, doch dies interessierte uns im Moment am wenigsten. -„Wow…der Baum leuchtet dieses Jahr besonders schön“ -„Ich habe den seit einer Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen“, gab ich leise von mir. Ich klang dabei sogar ein wenig nostalgisch. Früher kam ich mit meinen Eltern hier her um den Baum zu bestaunen. Das Jahr bevor ich nach Kyoto umzog war ich mit Aiko alleine hier gewesen. -„Er ist wunderschön oder?“, fragte Aiko zufrieden. Mit den Armen vor der Brust verschränkt, den Blick auf dem Baum gerichtet, lächelte Aiko vor sich hin. Das Licht vom Mond am Himmel mit den Lichtern der ganzen Beleuchtungen, ließen ihr Gesicht erstrahlen. -„Ja…wunderschön“, hauchte ich zustimmend. Mein Blick war dabei aber auf sie gerichtet. Meine Mundwinkel hoben sich zu einem leicht verträumten Lächeln. Als Aiko zu mir sah versuchte ich es zu überspielen, doch ich war bereits ertappt worden. -„Hast du etwa komische Gedanken?“ Die Frage ließ mich für eine Sekunde zu Stein erstarren. Hatte ich das? Nein, ich bewunderte sie nur, das gehörte nicht in diese Kategorie hinein richtig? -„Nein…was soll die Frage?“, antwortete ich unsicher. Aiko prustete darauf los und schlug mir dabei freundschaftlich eine Faust auf die Schulter. -„Hohlkopf, ich ärgere dich doch bloß. Die gleiche Frage hast du mir auch gestellt als ich dich angesehen habe“ -„Huh? Wann denn?“ -„Bei…mir zu Hause? Shouta alles okay? Ist dir dein Gehirn eingefroren?“ Die wenigen Sekunden in der ich ins Leere starrte, kamen mir vor wie geschlagene Stunden. War ich ein Dummkopf. Augenblicklich schlug ich mir die Hand auf die Stirn. -„Ah klar…sorry war gedanklich kurz weg“ -„Ja das merke ich…alles okay? Du frierst doch nicht etwa?“ -„Nein, nein alles in Ordnung“, ich winkte lächelnd ab. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen her zu kommen. Die ganze Atmosphäre und die Erinnerungen nahmen über mich Besitz. Je länger ich jetzt mit ihr alleine war, desto grösser war die Gefahr auf eine Dummheit. Schweigend lehnten wir uns beide gegen eines der geschlossenen Stände. Ohne ein Wort zu sagen betrachteten wir den Baum weiter. Mein Blick wanderte allerdings zur Decke des Hütten ähnlichen Standes. Daran war ein Mistelzweig befestigt, dessen Beeren noch gar nicht gezupft wurden. Ich schluckte schwer. Hoffentlich bemerkte sie dies nicht, der Brauch verlangt das sich die Leute küssen wenn sie unter einem Mistelzweig stehen. Angeblich fördert es eine lange Freundschaft beziehungsweise eine glückliche Beziehung die am Ende zur Ehe führt und all dieser Kram. In dem Moment nahm Aiko ihr Handy hervor. -„Lass uns ein Bild an den Gruppenchat schicken. Die anderen werden sicher eifersüchtig sein das wir alleine unterwegs sind und sie mit ihren Familien fest sitzen“, schlug Aiko auf einmal vor. Ich nickte stumm. Zögerlich legte ich einen Arm um ihre Schulter . Als wir beide bereit waren konnte ich einfach nicht widerstehen. -„Oh Aiko sieh mal da oben am Dach des Standes“ -„Hm?...“ Aiko drückte in dem Moment aus versehen auf den Auslöser. Ich wollte ihr nur ein freundschaftlicher Kuss auf die Wange drücken. Doch sie machte mir ein Strich durch die Rechnung. Sie drehte ihr Gesicht so schnell in meine Richtung, dass ausgerechnet in dem Moment unsere Lippen aufeinander trafen. CLICK Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)