Engel tragen nicht immer Flügel von kateling ================================================================================ Prolog: Prolog : Im Advent -------------------------- Prolog: Im Advent „Danke für ihr Vertrauen, Herr Woods!“ Der schmierige Banker auf der anderen Seite des wuchtigen Schreibtisches schob seine Akten zusammen und erhob sich. Dann kam er um den Tisch herum und streckte seine saubere manikürte Hand aus. Das Allerweltsgesicht des Mannes war zu einem überschwänglichen Lächeln verzogen. Adams Gesichtsausdruck stand dem des Schlipsträgers in nichts nach, zumindest was die Unpersönlichkeit betraf. Seine dunklen Augen waren kühl und ausdruckslos, seine schmalen Lippen zu einer festen Linie zusammengepresst. Für Außenstehende wirkte er wohl einfach nur gelangweilt, doch da war mehr. Dieser Typ ihm gegenüber, der ihm abwartend die Hand hinhielt, ging ihm einfach nur auf die Nerven. Kurz griff Adam an die Reifen seines Rollstuhls und drehte sich dem Mann zu. „Wir werden sie nicht enttäuschen!“ Ein unzufriedenes Schnauben unterdrückend wandte Adam sich zu Jonathan Parker um. Sein Begleiter stand an der Tür, Adams dunklen Mantel bereits über dem Arm. „Auf Wiedersehen!“ Adam wandte sich ab und rollte zu Jonathan hinüber. Dabei verdrehte er die Augen. Der blonde Mann mit den klaren blauen Augen betrachtete seinen Freund genau und reichte ihm dann den Mantel. Ein wenig umständlich zog Adam den schweren Stoff über und wartete dann bis Jonathan ihm die Tür aufhielt. Gemeinsam verließen sie die Bank und traten auf die Straße. Jonathan zog die Schultern hoch und schob die Hände in seine Taschen. „Brr, es ist schon kalt geworden!“ Adam hob das Kinn und sah in den Himmel. Es wurde bereits dunkel und vereinzelt schwebten kleine weiße Flocken Richtung Boden. „Lass uns fahren!“ Adam griff an die Räder und drehte sich in Richtung Parkhaus. „Warte!“ Jonathan legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Hast du nicht Lust noch auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, wenn wir schon mal in der Stadt sind!“ Eigentlich meinte er damit etwas anderes. Er selbst kam öfters mal in die Stadt, aber bei Adam sah das ganz anders aus. Seit dem Unfall vor zwei Jahren verließ er kaum noch das Haus und wenn dann nur um in die Firma zu fahren und nach dem Rechten zu sehen. Niemals zur Freude oder um etwas Spaß zu haben. Auch jetzt wusste Jonathan schon in dem Moment in dem er fragte, dass der andere nein sagen würde. Aber das war nicht das, was Jonathan wollte. „Komm schon Adam! Nur ein Glühwein, danach fahre ich dich wieder nach Hause und du kannst dich wieder in deinen Büchern vergraben!“ Adam presste die Lippen zusammen. „Alkohol!? Klingelt da etwas bei dir?“ Jonathan biss sich auf die Unterlippe. Daran hatte er gar nicht gedacht. An manchen Tagen kam Adam noch immer nicht ohne die starken Schmerzmittel aus und er selbst musste fahren. „Tschuldige, dann eben Kinderpunsch!“ Adam schüttelte den Kopf und rollte an. „Lass gut sein!“ Aber so leicht gab der Blonde nicht auf. „Adam, bald ist Weihnachten! All der Glanz, die Lichter, die Gerüche nach Glühwein und Bratwurst, das Lachen der Menschen! Komm schon, springe über deinen Schatten!“ Der schwarzhaarige senkte den Blick auf seine Hände, dunkle Strähnen verdeckten seine Augen. Jonathan seufzte leise. „Dann tu es für mich! Nur eine Stunde!“ Noch immer zögerte er, dann nickte er langsam. „Na gut! Aber nur eine Stunde!“ Liliana schlenderte durch die Fußgängerzone. Mit einem Lächeln beobachtete sie die beiden Kinder, die vor ihr her über das Kopfsteinpflaster sprangen. Lola hielt ihren kleinen Bruder Mark an der Hand. Die beiden Kinder strahlten über das ganze Gesicht. „Mama schau mal!“ Liliana folgte dem Blick ihrer Tochter, die vor einem Schaufenster und deutete auf das Spielzeug. Ihr kleines Gesicht strahlte vor Freude, die grünen Augen glänzten. „Minnie Maus!“ Nuschelte Mark und betrachtete die beiden Stofffiguren ganz vorne. Lola lachte. „Nein, das ist Micky Maus. Minnie ist die mit dem roten Rock!“ Liliana zog ihren Mantel enger um die Brust und beobachtete die beiden eine Spur traurig. So gerne würde sie den beiden eine Freude machen. Einfach da hinein in diesen Laden gehen und diese beiden Plüschmäuse kaufen. Aber dafür hatten sie kein Geld. Sie hatten ja kaum genug Geld um die Miete zu bezahlen. Selbst den kleinsten Luxus mussten sie sich versagen. Schon vor der Scheidung von Lolas und Marks Vater war viel zu wenig Geld da gewesen. Aber seitdem war es nur noch schlechter geworden. Brad Damon war ein arbeitsloser Alkoholiker. Er konnte keinen Unterhalt für seine Beiden Kinder zahlen und Liliana alleine schaffte es trotz zweier Jobs die Miete zusammen zu bekommen. Und einen besseren Job zu bekommen war auch nicht leicht, welcher Arbeitnehmer würde sie schon nehmen. Mit zwei kleinen Kindern. Sie seufzte leise und schob die trüben Gedanken zur Seite. Zu mindestens für den heutigen Tag. Sie würde mit den Kindern auf den Weihnachtsmarkt gehen und sie würde ihnen eine Waffel und einen Kinderpunsch kaufen. „Na los ihr beiden Süßen. Lasst uns weitergehen, sonst kommen wir nie am Weihnachtsmarkt an.“ Lola und Mark drehten sich herum und strahlten sie an. „Weihnachtsmarkt!!“ Und schon waren sie schon wieder losgesprungen und flitzten zwischen den Menschen hindurch die Fußgängerzone hinunter. Liliana schob sich die Rotbraunen Locken aus der Stirn und Lächelte. Ja, für heute würde sie alle Sorgen vergessen und einfach nur einen schönen Tag mit ihren Kindern verbringen. Dann eilte sie los und folgte der grünen und der roten Mütze, die fröhlich vorwärts strebten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)