Atonement von IvoryRadioStar (Buße) ================================================================================ Kapitel 7: Diagon Ally - Winkelgasse ------------------------------------ 7. Diagon Ally - Winkelgasse Nach dem Aufwachen am nächsten Morgen wurde Hermione Granger mit dem Anblick eines sehr eleganten Kleides, welches über dem Stuhl ihres Frisiertisches lag, begrüßt. Als ob sie von einer unbekannten Kraft angetrieben wurde, stand sie schwerfällig von ihrem Bett auf, stolperte zu dem Stoff und versuchte ihre verschlafenen Augen scharfzustellen. Ihre Hände griffen nach der schweren, indigoblauen Seide, hoben sie hoch in das blassgraue Licht, befühlten die Perlenknöpfe, fuhren den spitzenbesetzten Halsausschnitt nach. Während ihr vernebeltes Gehirn damit kämpfte, den Zweck des Kleides zu erfassen, durchflutete sie die Erinnerung an das Treffen der letzten Nacht. Sie ging aus! Für das erste Mal seit Wochen würde sie die Grenzen des Manors verlassen und in die Zauberwelt gehen. Sie sehnte sich danach, die Leute und die Straßen und die Läden zu sehen, die Magie, die in der Luft lag, einzuatmen. Sawney und Zilla erschienen einen kurzen Moment später mit ihrem Frühstück und ließen ihr ein Bad ein, während sie in ihrem Essen herumstocherte – Vorfreude hatte ihr den Appetit genommen. Nachdem sie gebadet hatte, halfen ihr die kleinen Elfen in das Kleid, passten die Taille und den Saum an ihre Figur an. Ihr Haar wurde zu einem lockeren Knoten an ihrem Halsansatz nach hinten gebunden, Locken fielen über ihre Schulter. Als sie vor den Spiegel trat, schnappte sie nach Luft, ließ ihre Finger über das Glas gleiten und versuchte die Frau, die unmöglich ihr Spiegelbild sein konnte, zu berühren. Genau in diesem Moment zeigten sich die erdrückenden Schuldgefühle durch aufsteigende Gallenflüssigkeit in ihrem Hals. Hier war sie, angezogen wie ein Höfling und sich tatsächlich darauf freuend, in die Stadt von niemand anderem als Draco Malfoy ausgeführt zu werden. Wut stieg in ihr auf, deren Geschwindigkeit sie schockierte – die Intensität brannte. Wer war er, dass er sie wie eine kleine Porzellanpuppe einkleiden konnte? Sie war nicht sein Spielzeug! Sie begann an dem Stoff zu zerren, fühlte sich plötzlich, als ob sie an dem schweren Material ersticken würde. „Miss Hermione, nein!“, schrie Sawney herumhüpfend. „Bitte, Master Draco war sehr unnachgiebig darüber, dass Ihr gut ausseht.“ „Ja, Miss Hermione“, sagte Zilla beneidend. „Es ist die feinste Mode in Paris.“ „Ich bin nicht seine Puppe, die er anziehen und mit der er spielen kann“, knurrte Hermione und kämpfte mit den Knöpfen, die sich von ihrer Schulter, unter ihren Brüsten und über ihren Bauch zu ihrer Hüfte entlang reihten. „Bitte, Miss Hermione!“, rief Sawney an seinen Ohren ziehend. „Master Draco sagt, es ist sehr wichtig...“ „Oh, leck mich am Arsch“, rief Hermione laut und gab schließlich auf. „Es ist mir egal, was Master Draco denkt oder will.“ „Gut zu wissen.“ Sie drehte sich um und sah die elegante Gestalt Draco Malfoys, wie sie sich an den Türrahmen des Raumes lehnte. Er war elegant in Schwarz gekleidet, wie immer, und schmunzelte sie mit seiner typischen, sie erzürnenden Art an. „Du siehst entzückend aus“, sagte er sanft und sie schaute ihn finster an, versuchte den mit Juwelen geschmückten Kamm aus ihren Haaren zu ziehen. Es rührte sich nichts. „Ich hatte das Gefühl, dass du deine Garderobe nicht mögen würdest, sobald du sie angezogen hättest“, sagte er und beobachtete, wie sie kämpfte, „also habe ich sie verzaubert, damit du sie nicht ausziehen kannst.“ Hermione schnappte nach Luft, beobachtete, wie sich sein Lächeln zu einem breiten Grinsen ausbreitete. „Du bist die boshafteste...“ „Schmutzigste, widerlichste Kreatur, der du jemals begegnet bist. Ja, ich habe es verstanden“, sagte er gedehnt, während er mit seinen Augen rollte. „Willst du nun zur Winkelgasse oder nicht?“ Hermione schürzte ihre Lippen, schaute auf die mit Juwelen geschmückten Schuhe, die unter ihrem Kleid hervorschauten. Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mit solch einer lodernden Leidenschaft, dass sie ihn töten könnte und sich dafür niemals schuldig fühlen würde. „Das ist ein gutes Mädchen“, sagte er und nahm ihr Schweigen als Zustimmung. „Wenn du jetzt so nett wärest?“ Er hielt ihr seinen Arm hin und sie verschränkte ihre vor ihrer Brust. Er rollte erneut mit seinen Augen. „Seit-an-Seit-Apparieren ist wirklich schwer, wenn du dich nicht festhältst, Granger.“ Ihr Kopf schnappte nach oben. Sie würden apparieren? Sie würde Magie benutzen können! Na ja, technisch gesehen benutzte sie keine Magie, aber sie würde ein Teil davon sein. In ihrem Leichtsinn stürmte sie auf ihn zu, scheute jedoch etwas, als er erneut schmunzelte. Er zog eine Augenbraue nach oben und kam einen Schritt näher. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und schob ihren Arm widerwillig durch seinen hindurch. Er führte sie die große Steintreppe hinunter und durch die Eingangstür hinaus. Draußen war es kalt, ein bitterer Novemberwind biss Hermiones nacktes Gesicht und Hände, während sie die Einfahrt entlangliefen. Die Sonne schien schwach durch die kahlen Eibenbäume. Sie hatten den halben Weg zum Eingangstor zurückgelegt, als Hermiones Zähne begannen zu klappern und ihre Finger vor Kälte taub waren. Er stoppte abrupt und erschreckte sie leicht, als er seinen Arm von ihrem zog. Bevor sie es realisieren konnte, hatte er seinen Reiseumhang von seinen Schultern abgenommen und über ihre gelegt – der Geruch nach Thymian überfiel ihre Sinne. Sie beobachtete ihn stumm, während er die Schnüre an ihrem Hals zuschnürte. Seine Finger streiften dabei die nackte Haut an ihrem Schlüsselbein. Er war fertig und starrte sie an, wartete einen Herzschlag, bevor er ihr erneut seinen Arm anbot. Sie nahm ihn bereitwillig und schenkte ihm als Dank ein Kopfnicken. Ihr Herz schlug schnell, als sie am Ende der Zufahrt vor das Eingangstor traten. Sie war draußen! Sie war frei! Er festigte seinen Griff und der Gedanke wurde verjagt, als er sie herumwirbelte, sie eng an sich zog, sodass ihr Mund nur Zentimeter von seinem entfernt war. Sie keuchte, als das altbekannte erstickende Gefühl des Apparierens über sie hereinbrach. Aufgrund des Peitschen des Windes kniff sie ihre Augen zusammen, konnte jedoch trotzdem seinen Körper gegen ihren spüren, konnte die Magie, die von ihm ausging, fühlen – seine Macht war berauschend. Und plötzlich konnte sie wieder atmen, ihre Füße krachten hart auf dem Bürgersteig auf, sodass ihre Knie einknickten. Seine Hände umgriffen ihre Oberarme, hielten sie aufrecht und seine silbernen Augen leuchteten in der Dunkelheit des Tropfenden Kessels. Er bot ihr erneut seinen Arm an und sie nahm ihn an. Ihre Beine zitterten, während er sie zügig durch die fast leere Bar und hinaus in den Hinterhof brachte. Er zog seinen Zauberstab und sie beobachtete und wartete voller Vorfreude, dass er die Steine antippen würde. Sie war so darauf bedacht die Wand zu beobachten, dass es sie erschreckte, als seine behandschuhte Hand ihr Kinn griff, ihr Gesicht zu seinem drehte und ihre Augen zwang, in seine zu blicken. „Du wirst nicht sprechen, außer es wird mit dir gesprochen. Du wirst nichts anfassen, sofern ich es dir nicht gebe. Und“, sein Griff um ihr Kinn festigte sich, sodass sie zusammenzuckte, „du wirst unter keinen Umständen weggehen. Du wirst meine Seite nicht verlassen. Ist das klar?“ Sein Blick war hart und beschwörend – seine Stimme hatte die gleiche Tonlage, als er sie vor all den Monaten darüber gewarnt hatte, außer Sichtweite zu bleiben. Sie schluckte hart und er gab ihrem Kinn einen kleinen Ruck. „Ist das klar?“ „Ja!“, rief sie aus und entzog sich seinem Griff. Er beobachtete sie argwöhnisch, bevor er den richtigen Stein, dann drei nach oben und zwei zur Seite, antippte. Die Wand öffnete sich flink und Hermione konnte sich nicht helfen und grinste breit. Sie konnte es nicht erwarten, all die Hexen und Zauberer, und die Läden mit all ihren farbenfrohen Schildern zu sehen. Sie machte augenblicklich ein langes Gesicht. Die gewundene, kopfsteingepflasterte Straße war irgendwie dunkel, obwohl es noch nicht einmal mittags war. Die meisten Läden, die sie aus ihrem ersten Jahr in Hogwarts kannte, waren geschlossen – die Fenster mit Holzbrettern verrammelt oder die Läden mit düster aussehenden Etablissements ersetzt worden. Die Straße war mit vornehm aussehenden Hexen und Zauberern überfüllt, jedoch saß in den Türen und an Wänden ein Sortiment von zerlumpten, zitternden Leuten, die nach Gold bettelten und darauf bestanden, dass sie Zauberer waren und ihren Blutstatus jedem Passanten ins Gesicht schrieen. „Ist das alles so, wie du es dir vorgestellt hast?“, mokierte sich Draco in Hermiones Ohr und sie schnappte ihren Mund zu, welchen sie unbemerkt aufstehen lassen hatte. „Ich habe es dir gesagt, Granger. Dinge haben sich verändert. Jetzt bleib bei mir.“ Er lief los und Hermione folgte gehorsam. Die Straße schien zu verstummen, als sie durchliefen, die Masse teilte sich für die beiden und erregtes Geflüster ertönte hinter ihnen. Hermiones Blick wanderte umher, musterte Läden für dunkle Magie und schäbig aussehende Pubs. Als sie die Blicke von Passanten traf, trugen deren Gesichter Schock und Ekel, etwas, das Hermione etwas gerader gehen ließ – sie streckte ihr Kinn heraus und hielt ihren Kopf nach oben. „Draco!“, rief eine weibliche Stimme und Hermione beobachtete, wie sich Pansy Parkinson aus der Masse löste, auf die beiden zulief und sich an Malfoy schmiss. Hermione konnte ihn sich deutlich versteifen sehen, bevor er Pansy halbherzig auf den Rücken klopfte. „Draco, ich habe dich so vermisst! Du warst seit Ewigkeiten nicht mehr in London. Du musst bald mal bei uns vorbeikommen! Mein Vater sagte erst heute morgen, dass du gar nicht mehr vorbeischaust...“ Pansy quasselte weiter und Malfoy nickte höflich während ihres Geschwafels. Hermione stand still hinter ihm, fühlte sich, je länger sie dort standen, immer unwohler. Eine Gruppe Schaulustiger hatte nahe von ihnen gestoppt und sie zeigten auf sie, flüsterten hinter vorgehaltenen Händen. „Pansy“, sagte Malfoy schließlich über Pansys pausenloses Geschnatter hinweg, „es war reizend, dich wieder zu sehen und ich verspreche, ich werde bald mal vorbeikommen. Es tut mir leid, dass ich mich jetzt kurz halte, allerdings muss ich noch diesen Einkauf erledigen.“ „Ja, natürlich...“, sagte Pansy, als ihr Blick auf Hermione fiel. Ein klitzekleines Keuchen entfuhr ihrer Kehle und sie schlug sich ihre Hand vor ihren Mund. „Du!“, rief sie nach einem kurzen Moment aus, ihr Gesicht sah auf einmal mopsartig aus, während sie ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte. Malfoy schaute nach hinten und sein verwirrter Ausdruck wechselte zu einem Schmunzeln, als sein Blick auf Hermione fiel. Er hielt ihr seine Hand hin, welche sie ignorierte. Stattdessen schritt sie nach vorne, damit sie neben ihm stehen konnte und schenkte Pansy ein kurzes, knappes Lächeln. „Pansy, du kennst Granger“, sagte Malfoy und platzierte eine Hand an ihrem Rücken, Hermione versteifte sich sofort. „Ja“, sagte Pansy, ihre Augen waren kalt. „Ich schätze, dass die Gerüchte also wahr sind. Herzlichen Glückwunsch zu deiner...“, Pansy schaute Hermione von oben nach unten abschätzend an, „Anschaffung.“ Hermiones Augen loderten, sie wollte ihren Mund gerade öffnen und etwas erwidern, allerdings war Malfoy schneller. „Danke“, antwortete er, seine Finger gruben sich in Hermiones Rücken, erinnerten sie daran, still zu bleiben. „Wenn es dich nicht stört, wir gehen jetzt zum Buchladen.“ „Dein Kleid, Hermione“, sagte Pansy, als Hermione an ihr vorbei lief. „Du hast sehr viel Glück, dass Draco dich so begünstigt. Normalerweise bekommen Schlammblüter nicht so oft schöne Sachen geschenkt.“ Malfoys Hand ergriff Pansys Handgelenk und sie jaulte auf, als er sie zu sich zog, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. „Sei nett, Parkinson“, fauchte er, seine Augen kalt wie Eis und Pansy schluckte schwer. „Es war schön, dich wieder zu sehen“, fügte er hinzu, entließ sie und drehte sich entschieden um, lief zurück zur Menschenmasse. Hermione folgte ihm dicht und bemerkte, dass ein paar Nachzügler, die meisten davon junge Zauberer, versuchten, einen kurzen Blick auf das letzte verbliebende Mitglied des Goldenen Trios und Draco Malfoys Spielzeug zu erhaschen. Sie seufzte vor Erleichterung, als das verschlissene, ramponierte Schild von Flourish und Blotts in Sicht kam und fühlte einen stechenden Schmerz der Aufregung, als sie sich der Tür näherten. Der Laden war dunkel und still, der modrige Geruch von Büchern ließ Hermiones Herz in einer Art und Weise flattern, von der sie nicht einmal wusste, dass sie möglich wäre. Hermione schritt zu einem der Tische und griff nach dem nächsten Buch. Malfoys Finger umgriffen ihr Handgelenk, gerade als sie ihre Hände um den Buchrücken von Magische Theorie legen wollte und hielt sie zurück. „Was habe ich dir gesagt?“, fragte er, griff nach dem Buch und gab es ihr. „Nicht anfassen.“ „Oh, wen kümmert das?“, fauchte sie, schlug das Buch auf und blätterte hungrig durch die Seiten. „Nun, erlaube mir, dir dies zu demonstrieren“, sagte Malfoy und schaute dann umher; er entdeckte ein paar Tische entfernt einen Zauberer. „Sie da“, sagte er, zog seine Handschuhe aus und der Zauberer schaute auf. „Haben Sie einen Muggelgeborenen bei sich?“ „Ich verlasse niemals mein Zuhause ohne ihn“, antwortete der Zauberer mit einem freudlosen Grinsen, sein Blick fiel auf Hermione. „Hey! Das ist...“ „Ja“, unterbrach ihn Malfoy mit einem Wink seiner Hand, „würden Sie so nett sein zu demonstrieren, weshalb Muggelgeborene nicht einfach Dinge von den Regalen nehmen sollten“, beendete er den Satz mit einem gezieltem Blick auf Hermione. Dann zog Malfoy eine große, goldene Galleone hervor und hielt sie dem Zauberer hin. „Für Ihre Mühe.“ Der Zauberer überlegte einen Moment, bevor er bellte: „Schlammblut! Komm her.“ Hermione zuckte bei der Härte in seiner Stimme zusammen und keuchte, als sie den kleinen Dennis Creevey hinter den Regalen sah. Er trug nichts weiter als zerlumpte Klamotten, die von seiner knochigen Gestalt herunterhingen. Er war dreckig und seine Augen wie tot. Hermione öffnete ihren Mund, doch Malfoy hielt eine Hand nach oben und sie blickte ihn finster an, blieb aber ruhig. „Nimm das Buch“, sagte der Zauberer und eine dunkle Vorahnung zeigte sich auf Dennis' Gesicht. Der Zauberer hob seine Hand und schlug Dennis hart auf den Kopf und Hermione wollte zu ihm rennen, doch Malfoy streckte seinen Arm aus, versperrte ihr den Weg. „Malfoy...“ „Ruhe“, zischte er ihr zu und sie wollte gerade etwas erwidern, als der Zauberer erneut seine Hand gegen Dennis erhob. Bevor der Zauberer erneut zuschlagen konnte, griff sich Dennis eines der Bücher aus dem Regal. Sein Gesicht zeigte auf einmal einen quälenden Ausdruck und er ließ das Buch sofort fallen, seine Finger voller schmerzhafter Brandblasen. „Danke Kumpel“, sagte Malfoy, schnipste die Münze dem Zauberer zu, welcher sie auffing und sich vor dem blonden Zauberer verneigte, bevor er sich wieder seinem Einkauf widmete. „Die Bücher sind so verzaubert, dass sie nur von Leuten mit einem Halbblüterstatus oder höher berührt werden können, ohne dass man verflucht wird“, erklärte Draco Hermione. „Das hättest du mir auch einfach erzählen können“, spie Hermione, bittere Tränen entwichen ihren Augen, als sie sah, wie Dennis seinem Herrn folgte und seine verletzten Hände hielt. „Allerdings hätte ich dann nicht deinen entsetzten Blick, den ich so sehr liebe, zu Gesicht bekommen“, er schmunzelte und sie musste sich stark zusammenzureißen, ihm Magische Theorie nicht einfach an den Kopf zu hauen. „Nun, gibt es irgendetwas anderes, das du dir gerne anschauen würdest?“ Sie liefen durch den Laden und Hermione zeigte auf die Bücher, Malfoy reichte sie ihr. Sie überflog die Seiten eifrig, obwohl die Freude, die sie beim Eintreten noch hatte, verflogen war. Malfoy hatte – wie er es oft tat – ihren Moment der Glückseligkeit mit der Härte der Realität verdorben. „Hast du vor, irgendwelche von diesen Büchern, die du dir anschaust, zu behalten?“, fragte er schließlich, nachdem Hermione ein weiteres Buch abgelegt hatte. Sie schaute ihn verständnislos an. „Du kannst haben, was auch immer du willst“, sagte er, nahm das Buch, welches sie eben abgesetzt hatte, und drückte es ihr wieder in die Hände. „Wirklich?“, fragte sie das Buch an ihre Brust drückend und er zwinkerte ihr zu, sein Kopfnicken war fast nicht zu sehen – ein kleines, beinahe unbemerktes Lächeln zierte seine Lippen. Ihre Stimmung hob sich wesentlich – sie ging erneut durch die Regale und ließ sich von ihm alle Bücher reichen, durch die sie geblättert hatte, und ein paar weitere. Sie kämpfte damit, auf ein besonders interessantes Buch zu zeigen, als Malfoy seufzte und seinen Zauberstab schwang, wodurch sich das Gewicht auf ihren schmerzenden Armen sofort verringerte. Bis sie fertig war, flogen drei große Bücherstapel hinter den beiden her. Der Verkäufer, ein kleiner, gequält aussehender Mann, musterte sie neugierig, als sie zur Kasse lief. Malfoy drängte sie zur Seite, zog einen schweren Geldbeutel hervor und wartete, während der Verkäufer die Rechnung erstellte. „Achtundsechzig Galleonen, zehn Sickel und fünf Knut“, sagte der Ladenverkäufer, räusperte sich und beobachtete Hermione immer noch, während Malfoy das Geld abzählte. „Wären Sie so nett, diese Bücher zu mir nach Hause zu schicken“, sagte Malfoy und brachte den Verkäufer endlich dazu, ihn anzusehen. „Ja natürlich, Mr. Malfoy.“ Sie verließen den Laden und betraten wieder die überfüllte Straße. Sie schlängelten sich durch die Massen zurück zum Tropfenden Kessel und gingen durch das Eingangstor. Als sie in den Pub traten, wollte Hermione gerade Malfoys Arm nehmen – völlig darauf eingestellt zu apparieren – als eine langsame, donnernde Stimme nach ihm rief und ihr einen kalten Schauer über den Rücken schickte. „Warrington“, sagte Malfoy gedehnt und drehte sich, um den Mann von seinem Barhocker gleiten zu sehen. Hermiones gesamter Körper verkrampfte sich, als er auf die beiden zulief – ihre Hand griff instinktiv Malfoys Ärmel. Er zuckte dabei zusammen, wandte seinen Kopf leicht zu ihr. Er stellte sich noch ein Stückchen weiter vor sie, als Warrington vor ihm zum Stehen kam. „Ich sehe, du hast deinen kleinen Schatz ausgeführt“, sagte Warrington und betrachtete Hermione in einer Art und Weise, die sie noch näher an Malfoy herantreten ließ; sie versteckte ihren Kopf etwas hinter seiner Schulter. „Nun ja, ich musste ein paar Dinge kaufen.“ „Seit wann kaufst du Bücher?“, höhnte Warrington und Malfoy hob eine Augenbraue. „Sieh an, Worte verbreiten sich wirklich schnell“, sagte Malfoy trocken und blickte den Barmann finster an, welcher daraufhin nach unten schaute und wild das Glas in seiner Hand schrubbte. „Du ziehst sie an, als ob sie ein Reinblut wäre“, spottete Warrington, nickte in Richtung Malfoys Schulter und Draco warf einen kurzen Blick nach hinten, so als ob er sehen wollte, über wen Warrington redete. „Ich kleide sie, wie ich es mir wünsche“, antwortete Malfoy gleichgültig, jedoch konnte Hermione die Hitze fühlen, die sein Körper ausstrahlte – stumme Wut brodelte unter seiner kühlen, höflichen Oberfläche. Warringtons Zähne kamen durch ein verzerrtes Lächeln zum Vorschein. „Du wünschst dir, sie wäre ein Reinblut?“, fragte Warrington leise, sodass nur Malfoy und Hermione ihn hören konnten. „Täusche vor was du willst, Malfoy. Tu, was du tun musst, um deinen Schwanz in sie zu stecken.“ Malfoy sagte nichts, er starrte ihn nur gefühlskalt an. „Und außerdem“, fügte Warrington hinzu, sein Blick wanderte erneut zu Hermione, „kannst du einen knallrümpfigen Kröter schön red...“ Warringtons Worte wurden plötzlich abgeschnitten, sein Gesicht färbte sich lila. Er griff sich an seine Kehle, kratzte an unsichtbaren Händen, welche ihn scheinbar würgten. Malfoy hatte sich nicht bewegt und stand wirklich nur da, schaute auf den erstickenden Mann hinab. „Verstehst du, was gerade mit dir geschieht, Warrington“, sagte Malfoy leise, bedrohlich, „ist ein cleverer, kleiner nonverbaler Zauber, den der Dunkle Lord selbst entwickelt und mir aufgrund seiner immensen Barmherzigkeit beigebracht hat.“ Hermione war für einen Moment darüber erstaunt, und dann auch über Malfoys Fähigkeiten. Es war eine sehr schwere Sache, nonverbale Zauber zu nutzen, selbst wenn man sich vollständig darauf konzentrierte. Malfoy schien völlig entspannt zu sein, während er Warrington verspottete, während dessen Lippen anfingen sich blau zu färben. „Ich könnte dich direkt hier töten, in diesem Pub, während der Barmann zuschaut und es würde sich keiner etwas dabei denken, denn immerhin“, Malfoy lachte freudlos, „reden wir nur.“ Hermione hielt ihren Atem an, wartete darauf, was als nächstes passieren würde; die Hitze von Malfoys Wut wärmte sie, ihr Blick traf Warringtons. „Granger“, sagte Malfoy über seine Schulter hinweg, „möchtest du, dass ich ihn für dich töte?“ In diesem Moment wurde ihre Benommenheit zerschlagen, ihr Blick huschte zu ihm. Sein Kopf war leicht zu ihr gedreht, doch sein Blick lag noch immer auf Warrington, hielt damit den Zauber aufrecht. Sie schaute beschämt zu Warrington. Was zur Hölle dachte sie sich da! „Malfoy“, antwortete sie atemlos. „Sag einfach nur die Worte“, sagte er, seine Stimme war nicht lauter als ein Murmeln. Es sagte eine Zeit lang niemand etwas, Hermione hörte nur Würggeräusche und ihren Herzschlag in ihren Ohren. „Aufhören.“ Die Worte waren so gut wie geschluchzt, ihr gesamter Körper vor lauter Kummer und Angst und Hass angespannt, und die Hand, die Malfoys Ärmel umklammerte, wrang den Stoff seiner Robe. Malfoy blinzelte und Warrington fiel keuchend und nach Luft schnappend zu Boden, Tränen liefen seine Wangen hinunter. Malfoy lehnte sich zu dem hustenden und keuchenden Zauberer und wartete einen Moment, bevor er spöttisch sagte: „Ein Schlammblut hat gerade eben dein Leben gerettet, Warrington. Ob es dir passt oder nicht.“ Malfoy richtete sich auf, bevor er einen besorgten Ausdruck aufsetzte. „Mein Gott, Christian, geht es dir gut?“, rief er laut aus und reichte dem gefallenen Zauberer eine Hand. Warrington knirschte mit den Zähnen und stand von alleine auf. „Du solltest wirklich ins St. Mungos gehen und mit ihnen über dein Asthma reden. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.“ Malfoy drehte sich um und rannte beinahe Hermione um, die immer noch wie versteinert dastand und zitternd mit glasigen Augen auf Warrington starrte. Malfoy sprach sie sanft an und ihr Blick huschte zu ihm, er trug einen triumphierenden Ausdruck auf seinem Gesicht, als er ihr seine Hand anbot. Sie nahm sie benommen an, seine Finger waren warm und umschlossen ihre, als er sie hinaus aus dem Pub und in das Tageslicht führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)