Seelenanker von Torao (From Lust to Heart [Penguin x Law]) ================================================================================ Kapitel 3: Gedankenkarussell ---------------------------- Einige Augenblicke blieb Penguin vor der Kajüte seines Käpt’ns stehen. Er blickte zur rechten Seite den verlassenen Gang entlang bis zur Ecke, wo er links herum zu weiteren Kabinen und zur Kombüse sowie wieder nach draußen führte. Von dort war er vorhin mit Law gekommen. Und noch immer waren sie wohl die Einzigen an Bord. Abgesehen von Kanaye, der an diesem Abend Wachdienst hatte und somit gerade irgendwo auf dem Schiff unterwegs war, wenn er sich nicht doch wieder eins von Laws Medizinbüchern gegriffen hatte und darin las. Der Rest war sicher noch unterwegs. Andernfalls wäre es nicht so ruhig gewesen, denn betrunkene Piraten schlichen eher selten auf leisen Sohlen in ihre Kojen. Und vermutlich war zumindest Ban inzwischen mit mindestens einer der Frauen im Bett gelandet. Penguin musste schmunzeln: Er beneidete ihn gerade kein Stück darum. Stattdessen wandte er sich nun nach links, wo die grauen Stahlwände den Gang genauso fortsetzten wie auf der anderen Seite, nur spiegelverkehrt, sodass man zu beiden Seiten auf das untere Außendecke gelangen konnte. Er blickte noch mal kurz auf die Tür neben sich: Ob Law sich am nächsten Tag wohl an das was eben Geschehen war erinnern würde? Penguin zuckte mit den Schultern. Letztlich konnte er es jetzt auch nicht mehr ändern. Zumal auch auf ihm der leicht angetrunkene Zustand und die Müdigkeit so sehr lasteten, dass er keine Lust mehr hatte intensiv darüber nachzudenken was wäre wenn. Und so blieb ihm nur abzuwarten und gähnend seinen Weg zu seiner und Shachis Kajüte anzutreten, wo Letzterer inzwischen sicher tief und fest schlief. „Richtig, Shachi… ob er uns gehört hat? Ob er… Law gehört hat? Oder ob Kanaye ihn gehört hat? Nein, der ist ziemlich sicher in ein Buch vertieft”, überlegte Penguin. Jeder an Bord wusste, dass Kanaye sich gerne mit der medizinischen Fachliteratur beschäftigte, die sonst nur ihr Käpt’n wälzte. Er war zwar kein Arzt, so wie Law, und konnte auch nicht an dessen Know-How heranreichen, aber ansonsten übertraf er den Rest der Crew was medizinschen Sachverstand anging um Längen. Und das beruhte eben daher, dass er jede freie Minute nutzte, um sich fortzubilden. Dafür hatte er Laws vollstes Einverständnis und durfte sich, sowie aber auch jedes andere Crewmitglied, wenn es denn gewollt hätte, sich seine Bücher zu Gemüte führen. Und das tat er auch dann, wenn er eigentlich Wache halten sollte. Aber da noch nie etwas passiert war, während Kanaye auf das Schiff aufgepasst hatte, hatte Law bisher nie etwas dagegen gesagt. Penguin war sich nicht sicher, ob Kanaye bisher einfach nur unverschämtes Glück gehabt hatte oder selbst beim Lesen noch so wachsam war, dass er jedes Geräusch an Board wahrgenommen hätte. „Aber gut, selbst wenn er Law gehört hat, dann wird er davon ausgehen, dass der sich eins der Weiber mit in die Kajüte geschleppt hat. Auch wenn er das sonst nicht macht, da er ja selbst das strikte Frauenverbot an Bord ausgesprochen hat. Außerdem müsste er erstmal das Stöhnen als Laws Stimme erkannt haben…”, Penguins Grinsen wurde breiter und breiter, während er darüber nachdachte, in welcher Form die Stimme seines Käpt’ns eben an sein Ohr gedrungen war und welches Bild er dabei abgegeben hatte, „ach eigentlich ist es auch egal. Vielleicht war er auch gar nicht so laut wie es mir vorkam. Wenn es niemand mitbekommen hat und Law kein Wort darüber verlieren wird, und das wird er so wie ich ihn kenne ganz sicher nicht, wird das für immer mein süßes Geheimnis bleiben.” Er kam an seiner Kajüte an. So leise wie möglich öffnete er die schwere Stahltür, trat ein und schloss sie wieder. Durch das große runde Bullauge fiel nur wenig Licht von der Stadt in den dunklen Raum. Dennoch konnte er Shachi erkennen, der offensichtlich tief und fest in seiner Koje schlief. Das Grinsen auf Penguins Lippen wich einem sanften Lächeln als er den Jüngeren dort ruhig atmend liegen sah: „Na, zumindest weint er nicht. Und gehört hat er uns wohl auch nicht.” Wieder musste er gähnen und begann sich erneut auszuziehen, um nur in seinen Boxershorts in sein eigenes Bett zu verschwinden. Bevor er sich jedoch gänzlich hinlegte und die Augen schloss, ging ihm noch mal kurz das durch den Kopf was er eben erlebt hatte. Dabei blickte er auf seinen besten Freund: „Tut mir leid, Shachi. Auch wenn wir uns sonst alles erzählen, aber davon wirst nicht mal du etwas erfahren.” - Flashback Ende - Nachdem Law Penguin eine Abfuhr bezüglich des Kneipenbesuches gegeben und ihn im Gang vor dem Behandlungszimmer zurück gelassen hatte, führte ihn sein Weg über die Treppe eine Etage tiefer zu den Mannschaftsräumen. Zielstrebig steuerte er seine Kabine an. Er ging mit schnellen Schritten vorbei an den Schlafräumen seiner Crewmitglieder, bog einmal um die Ecke und riss die Stahltür zu seinen eigenen vier Wänden auf. Mit einer abrupten Handbewegung schlug er diese wieder hinter sich zu. Der laute Knall, der dabei entstand und durch den Gang hallte, kümmerte ihn nicht im Geringsten. „Wie ich die Anderen kenne haben sich sicherlich schon auf den Weg in die Stadt gemacht”, dachte er sich, während er hinüber zu seinem Schreibtisch ging und sich in seinen bequemen Armlehnstuhl fallen ließ. Law selbst empfand nicht das Bedürfnis auszugehen und Spaß haben zu wollen - nein, nicht heute. Nicht nachdem was er gerade eben wieder getan hatte. Außerdem wartete hier an Bord noch genug Arbeit auf ihn, der er sich gerade lieber widmete. Und wenn es nicht die Arbeit war, so laß er lieber ein Buch und bildete sich weiter. Man wusste nie wann dieses Wissen noch einmal nützlich sein würde. Vor allem als Arzt war es von großer Bedeutung viel zu wissen und im Notfall dieses Wissen abrufen zu können. Er öffnete die linke untere Schublade an seinem Schreibtisch, zog sie gänzlich auf und holte sein Logbuch heraus. „Wird mal wieder Zeit”, sprach er seine Gedanken laut aus, schlug das Buch auf und blätterte einige der schon beschriebenen Seiten um bis er an seiner letzten Eintragung ankam. Er war schon eine Weile her gewesen, musste er bei dem Blick auf das Datum der letzten Eintragung feststellen. Leicht verärgert über sich selbst entfloh seiner Kehle ein Grummeln. Er hatte es zu sehr schleifen lassen. Und wessen Schuld war dies? Vor seinem geistigen Auge tauchte für einen Moment das Bild von Penguin auf, doch versuchte er dies schnell wieder zu verdrängen und sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Es gelang ihm auch - vorerst. Law zog das kleine Tintenfass zu sich, öffnete den Deckel und griff mit der rechten Hand nach seiner Schreibfeder. Er tauchte sie in die Tinte, setzte sie auf dem weißen leeren Blatt an und schrieb in mehr oder weniger leserlicher Schrift die für das Logbuch relevanten Geschehnisse der letzten Wochen nieder. Zu seinem Glück hatte er ein gutes Gedächtnis und vergaß Dinge nicht so schnell, weswegen er sie nun auch im Detail aufschreiben konnte. Nur seine sonst ebenso hervorragende Konzentrationsfähigkeit ließ in letzter Zeit zu wünschen übrig. Während die Spitze der Feder unaufhörlich über das Blatt strich, ein Wort nach dem anderen auf dem Papier erschien, schweiften die Gedanken des Arztes erneut ab. Er war sich sicher, dass seine Crew mittlerweile eine gut besuchte Bar in der Stadt aufgesucht hatte und sich köstlich amüsierte. „Ob Penguin sich auch vergnügt? Womöglich sogar mit Frauen?”, war sein Gedanke, der ihm in den Sinn kam. Hastig schüttelte er seinen Kopf. Wieso dachte er ausgerechnet jetzt daran? Es war ihm doch sonst egal was seine Leute und somit auch Penguin bei solchen Saufgelagen trieben. Früher jedenfalls war es so gewesen, doch in letzter Zeit war dem nicht mehr so und er dachte immer öfter gezielt an den Älteren. Vor allem dachte er dabei aber an den Sex mit ihm. Und auch wenn er versuchte es zu verdrängen, kam es in solchen Momenten wo er alleine war wieder hoch. Es war nämlich nicht bei dem einen Mal geblieben - und ja, er erinnerte sich sehr detailliert daran. Jedes Mal aufs Neue verfluchte er sich deswegen, auch wenn er insgeheim den Sex mit Penguin mehr als alles andere genoss. Doch zugeben und dazu stehen konnte er einfach nicht. Dazu war sein Stolz und Ego zu groß. Und dazu mischte sich der Gedanke, dass es falsch war, wenn er als Käpt’n auf diese Art und Weise mit jemandem schlief. Und so suchte er sich einen anderen Weg um dies zu kompensieren. Shachi war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte einen Abend, als er und der Chirurg alleine an Bord geblieben waren, Letzteren zu nahe an sich herangelassen. Law wusste ja bereits, dass der Jüngere schon mit seinem besten Freund geschlafen hatte, und so hatte er diese Information eiskalt ausgenutzt. Den aktiven Part zu übernehmen war Law, auch wenn Shachi ebenfalls ein Mann war, keineswegs schwer gefallen. Zumal er Dank Penguin wusste wie es ging. Und da der Jüngere sich nicht wehrte und alles mit sich machen ließ und offenbar bisher auch nicht mit Penguin oder sonst jemandem darüber gesprochen hatte, konnte der Arzt seine angestauten Aggressionen, die hauptsächlich seiner eigenen Person galten, an ihm auslassen. Genau dies hatte er vorhin im Behandlungszimmer getan. Dass es falsch war, wusste Law. Ihm war klar, dass er Shachi und seine Verschwiegenheit nur ausnutzte und ihm Leid antat, um sein eigenes Gewissen zu bereinigen, was zudem auch noch von Misserfolg gekrönt war. Denn trotzdessen, dass er soeben Sex gehabt hatte, fühlte er sich nicht befriedigt - nicht im Geringsten. „Fuck”, entwich es ihm. Leicht genervt legte Law die Tintenfeder bei Seite, wusste er doch, dass es nichts mehr brachte weiter zu schreiben. Wie gerne er auch seine Arbeit weiter fortführen wollte, er konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren. Dieses Verlangen tief in ihm drin wurde wieder größer und er konnte sich nicht dagegen wehren. Sich in seinem Stuhl zurück lehnend schloss er die Augen und streichelte mit seiner rechten Hand über seinen Schritt. Ein leises Keuchen entfloh seinen Lippen. Schon jetzt konnte er spüren, dass sein Penis begann hart zu werden. Während er den Gürtel seiner Hose sowie selbige öffnete und seine Hand in seine Boxershorts gleiten ließ, dachte er daran wie es nicht seine Hand war, die ihn da gerade berührte. Doch was er eigentlich wollte, würde er nicht zugeben noch zu der betreffenden Person gehen und ihn darum bitten es mit ihm zu tun. Das konnte er einfach nicht. Wenn es nach jenem Abend noch mal dazu gekommen war, dass er mit Penguin geschlafen hatte, dann nur weil dieser auf ihn zugekommen war. Immer. Bis auf ein einziges Mal. - Vor einigen Wochen - Auf dem Rücken liegend öffnete Law die Augen und blinzelte einige Male. Die Sonne, die bereits hoch am Himmel stand und die der Käpt’n der Heart Pirates, der ein Morgenmuffel sondergleichen war, wie so oft für die Morgensonne hielt, blendete ihn durch das große Fenster seiner Kajüte. Völlig schlaftrunken drehte er den Kopf nach rechts und sah auf das Ziffernblatt seines Weckers: Viertel nach elf. Er hatte wieder fast bis mittags geschlafen. Dabei war diese Uhrzeit für seine Verhältnisse wahrlich noch früh. Nicht selten kam es vor, dass er bis in den Nachmittag hinein schlief, sofern ihn niemand weckte. In diesen Fällen war er aber meistens auch, wenn überhaupt, erst in den frühen Morgenstunden bei Sonnenaufgang ins Bett gegangen. Er war eben ein Nachtmensch, besaß aber keinen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus. „Ich weiß gar nicht mehr wann ich ins Bett gegangen bin”, er drehte den Kopf wieder zurück und blickte zur Decke, „aber auf jeden Fall habe ich eine fürchterliche Scheiße geträumt. Ich muss echt zu viel getrunken haben.” Er hatte den letzten Gedanken gerade zu Ende gedacht, als sein Tastsinn endlich wach wurde und er spürte, dass er irgendetwas in seiner linken Hand hielt. „Hmm?” Mit diesem fragenden Laut an sich selbst und entsprechendem Gesichtsausdruck hob er langsam seinen Arm und führte die Hand vor sein Gesicht. Es war ein weißes Papiertuch, das aus seiner geschlossenen Faust hervorlugte. Zunächst nahm sein Blick etwas irritiertes an, bevor er einige Augenblicke später purem Entsetzen wich und er sich hastig aufrichtete. Zu hastig wie er merkte, als ein ziehender Schmerz durch seinen Körper schoss, der deutlich von seinem Hintern ausging. Er zuckte kurz zusammen, blieb jedoch sitzen und blickte panisch an sich herab: Er war nackt. Nicht dass ihn seine eigene Nacktheit schockierte, aber für gewöhnlich schlief er in bequemen Hosen oder zumindest in Boxershorts. Dass es jetzt nicht der Fall war, hätte er gerne auf den Vorabend geschoben, an dem er zu tief ins Glas geschaut und sich dementsprechend beim Zubettgehen zu sehr entkleidet hatte. Doch dass dem nicht so war, machte ihm sein Allerwertester gerade deutlich bewusst und auch das verfluchte Tuch in seiner Hand. Law schluckte: Er konnte sich an alles erinnern, jedes kleinste Detail der letzten Nacht. Bis vor wenigen Sekunden hatte er es noch für einen absurden Traum gehalten. Nur zögerlich wagte er es zwischen seine Beine auf die Matratze zu blicken, biss dabei die Zähne zusammen, da das Vorbeugen zusätzlich wehtat. Und dort sah er das, was er gehofft hatte nicht zu entdecken: Getrocknete Flecken auf dem weißen Laken, die darauf schließen ließen, dass dort kürzlich etwas daneben gegangen war. Als Mann kannte er diese Art von Flecken und wusste sofort um was es sich dabei handelte. Er sah wieder auf und starr gegen die Wand gegenüber des Bettes: „Das kann nicht wahr sein. Das… DARF nicht wahr sein.” Es war also kein Traum gewesen. Er hatte tatsächlich mit einem seiner Männer geschlafen - und das auch noch passiv. Es erschien ihm als drehte sich sein Magen einmal um die eigene Achse und ihm wurde regelrecht schlecht. Nicht wegen der Sache an sich oder wegen den Spuren, die sie mit sich gebracht hatte. Nein, viel mehr weil ihm genauso bewusst war, dass es ihm letztlich gefallen hatte. Er konnte sich wirklich an jedes gesprochene Wort, jeden einzelnen Laut sogar jede Geste erinnern, die sie beide von sich gegeben hatten. Es hallte in seinen eigenen Ohren wieder wie er Penguin angewiesen, ja fast schon gebeten hatte, weiter zu machen. Das Gefühl wie er es genossen hatte kam wieder in ihm auf und ließ ihn schaudern. Hastig, auch wenn es wehtat, sprang Law auf. Die zerknüllten Papiertücher auf dem Boden sammelte er eilig auf und entsorgte sie zusammen mit dem in seiner Hand im Papierkorb, bevor er zum Bett zurückkehrte, seine Boxershorts und Jeans wieder anzog und das Laken schneller von der Matratze zog als er es jemals zuvor in seinem Leben getan hatte. Er klemmte es sich als Knäuel unter den Arm und ging zum Schrank. Dass sein Rektum bei jedem Schritt schmerzte, versuchte er gekonnt zu ignorieren. Er war noch nie zimperlich gewesen und würde auch jetzt nicht damit anfangen es zu sein. Außerdem verlangte alles in ihm danach unter die Dusche zu springen. Womöglich hoffte er die vergangene Nacht einfach abwaschen zu können und somit auch die Gedanken daran los zu werden. Mit sauberer Kleidung und beflecktem Laken unter dem Arm verließ er seine Kabine und begab sich auf direktem Wege zum Bad. Anders als sonst war es ihm gerade völlig egal ob seine Crew nach dem gestrigen Abend wieder vollzählig an Bord erschienen war. In seinem Kopf herrschte nur ein Gedanke: „Davon darf nie jemand etwas erfahren!” Ruckartig stieß er die Tür zum Duschraum auf und bemerkte, dass schon jemand vor ihm auf dieselbe Idee gekommen war. Zumindest lief das Wasser in einer der drei Duschkabinen. Ausgerechnet jetzt! Aber sich nicht anmerken zu lassen, was in ihm vorhing, darin war Law ein Experte. Also ging er, nachdem er seine saubere Kleidung beiseite gelegt hatte, mit unbeirrter Miene zum Trog mit der Schmutzwäsche, entsorgte dort das Laken und seine getragenen Hosen und griff sich ein Handtuch vom Stapel im Regal, um anschließend auf eine der freien Duschen zu zu gehen. Er hatte es schon immer für gut befunden, dass sie, obwohl sie alle Männer waren, keine offenen Großraumduschen hatten. Stattdessen hatte man hier doch etwas Intimsphäre und stand nicht gleich unter Beobachtung, wenn man sich in Gedanken versunken für einige Minuten unter dem Wasserstrahl zurücklehnte. Genau das würde er gleich tun, wenn er sich die Überreste der Nacht vom Leib gewaschen hatte. Er hatte gerade sein Handtuch neben der Kabine aufgehangen und wollte die Dusche betreten, als das Rauschen des Wassers nebenan verstummte und die Tür geöffnet wurde. Den Griff der Kabinentür in der Hand haltend erstarrte Law abermals, aber heftiger als zuvor, denn er erkannte im Augenwinkel wer da aus der Tür getreten war. Und auch der Andere bemerkte ihn als er nach seinem Handtuch griff. „Oh, guten Morgen, Käpt’n.” Penguin sprach ihn ruhig und neutral von der Seite an, während er sich daran machte sein schwarzes Haar etwas trocken zu rubbeln. Law sagte nichts, aber eins war ihm klar: „Das ist heute nicht mein Tag.” Der Ältere hängte sich das Handtuch über die Schultern und hielt es an beiden Enden fest, wohl bemerkend dass sein Gegenüber regungslos blieb. „Alles in Ordnung?” Bei dieser Frage verengten sich die Augen des Chirurgen zu Schlitzen. War diese Frage ernst gemeint? Erinnerte er sich an nichts mehr? Dabei war er sich doch bis gerade noch sicher gewesen, dass der Andere nüchterner gewesen war als er selbst. „Willst du mich veralbern?” Finster dreinschauend huschte sein Blick zu Penguin, der immer noch nackt und pitschnass neben ihm stand. Dieser schluckte nun, wusste er doch ganz genau was letzte Nacht passiert war. Und gerade eben wurde ihm klar, dass auch sein Käpt’n sich an alles erinnern konnte. Hastig blickte er einmal durch den Raum, um sicher zu gehen dass sie alleine waren, bevor er wieder den Jüngeren ansah und ihn nun leiser, aber dafür deutlich nervöser ansprach: „Nein, Käpt’n. Aber das wird ganz sicher unter uns bleiben! Ich schwöre es!” Law fielen wieder Penguins Worte vom Vorabend ein, befürchtete der Ältere doch von ihm dafür auseinander genommen zu werden. Und scheinbar hatte er gerade genau davor Angst. Doch der Arzt hatte bisher keine Gelegenheit gehabt darüber nachzudenken wie er weiter mit Penguin verfahren sollte. Er hatte nicht damit gerechnet ihm so bald wieder über den Weg zu laufen. „Natürlich bleibt es das”, zischte er, „ein Wort und du wirst es bereuen!” Der Nachdruck in Laws Worten machte dem Anderen deutlich, dass er nicht zu Späßen aufgelegt war. „Aye, Käpt’n!” Dem Älteren erschien es ratsam wieder loyal seinem Befehl zu folgen, dennoch wagte er es letztlich schmunzelnd eine Anmerkung zu machen: „Ich hoffe nur es tut nicht zu sehr weh. Aber du wolltest es ja so.” Dass das keine gute Idee war, machte ihm umgehend Laws tödlicher Blick deutlich, als er nun seinen Kopf zu ihm drehte und ihn anfunkelte: „Das geht dich einen Scheiß an!” Penguin zuckte mit dem Oberkörper etwas zurück. Allerdings stand er schon Sekunden später wieder aufrecht, bemerkte er doch wie Laws gerade noch furchteinflößender Ausdruck in den Augen plötzlich leer wirkte und an ihm haften geblieben zu sein schien. Und er hatte damit nicht mal Unrecht. Auch Law erwischte sich wenige Augenblicke später, wie sein Unterbewusstsein seine Aufmerksamkeit tatsächlich kurz wieder auf den Oberkörper, der breiter und muskulöser war als sein eigener, gelenkt hatte. Wie in Trance betrachtete er wie die Wassertropfen von Penguins nassen Haaren auf seinen Brustkorb tropften und von dort abwärts rollten. Er merkte wie sein Gehirn versuchte seinen Händen den Befehl zu geben sein Gegenüber anzufassen. Doch dazu kam es nicht, da er sich gerade noch fangen konnte. „Was tust du da schon wieder?”, ohrfeigte Law sich innerlich selbst und wandte seinen Kopf hastig ab. “Wir sprechen uns später!” Damit verschwand er in der Dusche und ließ einen sichtlich irritierten Penguin zurück. Umgehend stellte er das Wasser an, um sich darunter zu stellen und sein Gesicht in Richtung Duschkopf zu richten. So bekam er auch nicht mit wie der Andere wenig später den Raum verließ. „Fuck! Was war das denn jetzt wieder? Wieso habe ich ihn wieder angegafft wie sonst was? So viel Restalkohol kann ich nach so vielen Stunden gar nicht mehr im Blut haben.” Law verstand sich selbst nicht mehr. Eben noch hatte er hier stehen wollen um zu verarbeiten, dass er mit Penguin geschlafen hatte. Jetzt jedoch musste er feststellen, dass er ihn gerade schon wieder völlig unbeabsichtigt angestarrt hatte. Und zudem war in ihm dieses Mal auch noch das Verlangen aufgekommen ihn zu berühren. Was zur Hölle war plötzlich mit ihm los? Hatte ihm jemand am Abend ein Aphrodisiakum untergejubelt? Unmöglich. Warum auch? Law senkte den Kopf, öffnete die Augen und blickte auf seine Handflächen. Er war doch noch nie der Typ gewesen, der eine andere Person so anziehend gefunden hatte, dass er sie so unkontrolliert ansehen geschweigedenn anfassen wollte. Vor allem keinen Mann! Und erst recht keinen aus seiner eigenen Crew, mit der er nun schon so lange auf See unterwegs war! Er lehnte seinen Unterarm gegen die noch kalten Fliesen oberhalb der Armatur und seine Stirn gegen eben jenen, sodass das Wasser auf seinen Nacken und seinen Rücken prasselte. Er verstand nun gar nichts mehr. Bis eben hätte er ja alles noch auf den Alkohol schieben können. So absurd das auch war. Aber jetzt? Er seufzte und verharrte weiter in dieser Position. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Law sich aufraffen konnte, um sich endlich zu waschen und die Dusche letztlich wieder zu verlassen. Zu einer Lösung, warum er plötzlich auf Penguin reagierte, als hätte dieser in Pheromonen gebadet, war er letztlich ohnehin nicht gekommen. Aber immerhin verlangte sein scheinbar außer Kontrolle geratener Körper jetzt nach etwas Vertrautem: Kaffee - und zwar viel davon. Daher bewegte der Arzt sich mit weiterhin quälendem Gesäß wie auch Gedanken zur Kombüse, hatte aber eine neutrale Miene aufgesetzt. Als er dort ankam und eintrat, waren neben dem Smutje Dai, der offensichtlich bereits das Mittagessen vorbereitete, auch Kanaye, Shou und Bepo anwesend. „Oi! Guten Morgen, Käpt’n!”, rief ihm Dai entgegen, als er am Herd stehend gerade etwas in der Pfanne wendete und ihn im Augenwinkel bemerkte. Auch Kanaye und Shou, die gerade wieder lautstark über irgendetwas diskutierten, sowie Bepo, der wohl vergeblich versuchte hatte sie zu besänftigen, sahen daraufhin zu ihm und begrüßten ihn. Da es nichts ungewöhnliches war, dass er so spät aufstand, bezeichneten sie es für ihn auch als Morgen. „Morgen”, brachte er ihnen nur knapp entgegen, während er zielsicher auf die Kaffeekanne zusteuerte, die wie für gewöhnlich um diese Zeit auf der Fläche zum Warmhalten neben dem Herd stand. Dabei blickte er jedoch kurz prüfend in die Gesichter der Anwesenden, darauf achtend ob ihn irgendjemand von ihnen merkwürdig ansah. Möglicherweise hatten sie etwas mitbekommen, war ihm in den Sinn gekommen. Doch es machte nicht den Anschein, da sie sich alle augenblicklich ihren vorherigen Tätigkeiten widmeten. Mit einer randvoll gefüllten Kaffeetasse ließ Law sich daher, ohne sich seine weiterhin vorherrschende Blessur anmerken zulassen, am großen Esstisch nieder und schlug die Zeitung auf, die wie jeden Tag dort für ihn bereit lag. Normalerweise studierte er sie immer intensiv und schenkte dabei besonders den mitgelieferten Steckbriefen viel Aufmerksamkeit. Für ihn war es wichtig zu wissen, wie viel Kopfgeld derzeit auf einzelne Kriminelle und jene, die zu Unrecht als solche betitelt wurden, ausgesetzt war. Schließlich hatte er es aus einem bestimmten Grund auf einige größere Fische abgesehen. Doch heute konnte er sich kein Stück darauf konzentrieren. Wie auch nach dem was geschehen war? „Kanaye?”, sprach er plötzlich den großen, schwarzhaarigen Brillenträger an, der Shou soeben eine Kopfnuss verpasst hatte. Dieser sah zu ihm hinüber: „Ja, Käpt’n?” „War letzte Nacht irgendetwas Auffälliges?” Während er diese Frage stellte, blätterte der Chirurg weiter ziellos in der Zeitung. Ihm war wieder eingefallen, dass, wenn jemand etwas mitbekommen hatte, es ja am ehesten der sein musste, der Nachtwache gehabt hatte. „Nein. Nichts.” Die Antwort war ruhig und gelassen, weshalb Law nicht annahm, dass er ihn anlog. Und dennoch sah er aus dem Augenwinkel prüfend zu ihm hinüber. Aber auch sein Gesichtsausdruck machte nicht den Anschein, als würde er irgendetwas verbergen. Daher blickte er nun weiter zu Bepo. „Was sagt der Logport?”, erkundigte er sich. Der Navigator wirbelte zu ihm herum: „Aye! Der neue Kurs steht.” „Sehr gut. Dann legen wir umgehend ab, wenn alle an Bord sind, und tauchen!”, war Laws klarer Befehl. Nachdem sie Amazon Lily verlassen hatten, waren sie mit Hilfe eines Eternalports, den ihm Rayleigh ausgehändigt hatte, zum Sabaody Archipel zurückgekehrt. Allerdings hatte der Käpt’n der Heart Pirates zu diesem Zeitpunkt schon längst beschlossen gehabt, dass er nicht allzu bald in die Neue Welt aufbrechen würde. Er wollte auf jeden Fall die Gefahr in unnötige Kämpfe verwickelt zu werden vermeiden. Ihm war bekannt, dass gerade eine Vielzahl von Rookies sich dorthin begab und auch die Marine auf der anderen Seite der Redline aktiv werden würde. Und das in einer See, die, wie er mehrfach gehört hatte, ohnehin wesentlich rauere war als die hiesige. Es war also nur leichtsinnig sich blind auf die zweite Hälfte der Grandline zu stürzen. Lieber wollte er abwarten bis sich dort einige seiner Widersacher gegenseitig außer Gefecht gesetzt hatten. Denn er wollte weder sich noch seine Männer in Gefahr bringen, wenn es sich vermeiden ließ. Außerdem hatte er noch andere Pläne als nur das One Piece zu finden. Überhaupt war das für ihn nur ein Vorwand um auf der Grandline zu sein. Nicht einmal seine eigene Mannschaft wusste davon. So wie sie vieles über ihn bis heute nicht wussten. Und dennoch folgte sie ihm stets. Sie vertrauten ihm, hatten aber auch im Gespräch versucht weiter nach zu bohren, doch waren sie immer wieder an seiner harten Schale gescheitert und hatten sich damit abgefunden, dass die Absichten und Pläne ihres Käpt’ns für sie nicht immer einleuchtend oder gar ersichtlich waren. Law sah nicht ein warum er ihnen irgendetwas über sein Vorhaben oder sich selbst erzählen sollte, waren das doch seine Angelegenheiten. Jedoch setzte er voraus, dass sie ihm vertrauten. Wer das nicht akzeptierte, dem stand es frei zu gehen. Bisher hatte ihm allerdings niemand den Rücken gekehrt. Stattdessen waren sie ihm auch gefolgt, als sie verwirrender Weise mit einem weiteren Eternalport, den Law auf dem Sabaody Archipel erstanden hatte, ein ganzes Stück auf der ersten Hälfte der Grandline zurückgesegelt waren, nur um von dort aus auf einer neuen Route erneut Kurs auf das Archipel zu nehmen. Und niemand von ihnen hinterfragte diese paradox wirkende Handlung. Ab und an zweifelte er selbst daran, ob es von ihnen so klug war ihm unwissend zu folgen. Er wusste jedoch, dass er bei seinem Vorhaben langfristig alleine nicht weit kommen würde, daher beließ er es dabei, ehe er doch etwas preisgab und somit seine recht taffe und kampferfahrene Crew zerrüttete. Obwohl sie erst am Vortag an der Insel angelegt hatten, folgten sie ihm auch jetzt ohne nach zu fragen, als Bepo mit einem „Aye!” reagierte und zur Brücke spurtete. Niemand konnte ahnen, dass dieses Mal der einzige Grund für seine Anweisung zum Ablegen jener war, dass er schnell von dieser Insel weg wollte. Hatte sie ihn doch zu etwas gebracht hatte, das er wohl sein Leben lang bereuen würde. Die Kombüsentür war noch nicht ganz hinter dem ersten Maat zugefallen, als sie bereits schon wieder von Ban geöffnet wurde. „Morgen”, gähnte er in den Raum. „Morgen?”, kam es daraufhin von Kanaye, der inzwischen seine Streitigkeit mit Shou beigelegt hatte, da dieser zu seiner Zufriedenheit von Dai zum Kartoffelschälen verdonnert worden war, „Hast du mal auf die Uhr gesehen?” „Eh”, der Andere fläzte sich auf einen der Stühle am Tisch, „es ist Morgen. Weißt du wann ich in meiner Koje lag?” Der Brillenträger sah nachdenklich zur Decke: „Lass mich überlegen. Wenn du jeder der drei Damen, mit denen wir dich kurz nach halb zwei verschwinden sehen haben, die gleiche Aufmerksamkeit hast zukommen lassen, und man für den Rückweg zum Schiff etwa fünf Minuten einberechnet, dann war das etwa zwanzig vor zwei.” Zwar machte Ban durchaus einen übernächtigten Eindruck, aber keinen solchen, als dass er nicht verstand was sein Gegenüber damit sagen wollte: „Mach zwanzig vor fünf daraus und es kommt hin. Solange hatte ich nämlich Spaß mit den Ladys.” „Kann unmöglich sein. Du weißt doch Rauchen macht impotent”, erwiderte der Andere. Doch Ban streckte ihm als Antwort nur den Mittelfinger entgegen, zog einen Zahnstocher aus der Hosentasche seines Overalls und fing an darauf herumzukauen, wie er es oft als Ersatz fürs Rauchen tat. Denn unter Deck herrschte aus Sicherheitsgründen strengstes Rauchverbot, was dem Kettenraucher bei längeren Tauchgängen oft zur Qual wurde. Law hörte sich das Gespräch nur halbherzig mit an und las weiter in der Zeitung. Zumindest sah es so aus. Seine Gedanken hielten ihn weiterhin gefangen. Außerdem war es nichts Neues, dass der belesene und eher bedachte Kanaye versuchte den vorlauten Draufgänger Ban aufzuziehen, indem er ihm mangelnde Standhaftigkeit im Bett unterstellte. Man konnte den Eindruck bekommen, dass Kanaye ständig auf Streit aus war. Aber das war nicht der Fall. Im Gegenteil: Er war insgesamt ein freundlicher und ruhiger Zeitgenosse. Nur Shou und Ban, die beide gerne durch ihre vorlaute Art auffielen, brachten ihn in regelmäßigen Abständen zu entsprechenden Gegenhandlungen. Wobei Shou, der mit gerade mal achtzehn Jahren das jüngste Mitglied der Bande war, wesentlich naiver wirkte und zumindest vor ihrem Käpt’n keine allzu große Klappe hatte. Ganz anders Ban. Dieser sah nun zu Letzterem hinüber und sprach ihn an: „Na, doch noch den Weg ins Bett gefunden? Hast ja gestern ganz schön was weggehauen, Käpt’n.” „Ist das dein Problem?”, gab Law gleichgültig von sich, war er solche Sprüche von ihm doch gewohnt. Ban blieb unbeirrt, da er seinen Käpt’n nun schon lange genug kannte: „Wir hatten schon etwas Sorge, dass du uns vielleicht ins Hafenbecken fällst. Aber zum Glück ist Penguin mitgegangen. Der hat dich sicher heil ins Bett gebracht.” Doch bereits mit seinem ersten Satz ließ er Law wieder erstarren. Er hatte ja keine Ahnung wie knapp er dem entgangen war. Und dem Arzt fiel wieder ein, dass Penguin ihn in letzter Sekunde an seine Brust gezogen hatte und wie warm ihm daraufhin geworden war. Das war etwas woran Law jetzt erst recht nicht denken wollte. Bans letzte Worte brachte das Fass endgültig zum überlaufen und er knallte seine inzwischen geleerte Kaffeetasse auf den Tisch, klemmte sich die Zeitung unter den Arm, während er sich ruckartig erhob, und zur Tür ging. „Hör auf zu quatschen und prüf lieber ob alle an Bord sind! Wir legen ab.” Damit verließ er den Raum. „Uhi, der hat aber heute miese Laune”, kam es nun von Shou, der gerade einen großen Sack Kartoffeln aus dem Vorratsraum geholt hatte. Ban, der es gewohnt war Law ab und an, wenn auch nicht immer, auf dem falschen Fuß zu erwischen, blieb gelassen. „Tja, er bereut es wohl, dass ihm die Frauen alle nicht gut genug waren und er, im Gegensatz zu mir, wenn überhaupt nur Sex mit seiner rechten Hand hatte. Letztlich ist er eben auch nur ein Mann.” „Aber einer mit mehr Niveau und Ansprüchen im Vergleich zu dir”, entgegnete Kanaye während er an ihm vorbei zum Ausgang ging, woraufhin Ban mit einem künstlichen Gähnen reagierte. „Ich sage schon mal den anderen Bescheid, dass wir ablegen und tauchen, und schaue ob alle da…” Doch seinen Satz konnte er nicht beenden, da der Stirnbandträger bei dem Wort “tauchen” schlagartig wach war, aufsprang und an ihm vorbeiraste: „Alter, sag mir doch gleich, dass wir tauchen! Du weißt genau, dass ich vorher noch eine Rauchen will!” Kanaye zuckte nur mit den Schultern, während Ban bereits zur Tür hinausstürmte. „Ich habe es dir wohl genau deshalb nicht gesagt.” Hinter ihm war ein Lachen von Shou und Dai zu hören. Nachdem Law die Kombüse wieder verlassen hatte, war sein Blick finsterer denn je. Er hatte gerade keine Lust mehr auf Gesellschaft. Vor allem nicht auf welche, deren Hauptthema in erster Linie Sex war. Da zog er sich lieber wieder in seine Kajüte zurück und grübelte dort alleine vor sich hin. Er war allerdings noch nicht weit voran geschritten, als er hinter sich die Kombüsentür nochmals aufgehen hören konnte und mitbekam wie jemand hastig auf das Außendeck stürmte. Es gab nur zwei in der Crew, die es für gewöhnlich so eilig hatten nach draußen zu kommen: Bepo, wenn ihm nach längerem Abtauchen in seinem Bärenfell wieder viel zu warm war, oder aber Ban, der vor oder nach einem Tauchgang schnell eine Rauchen musste. Da ersteres nicht zutreffen konnte, zumal der Vizekäpt’n nicht mehr in der Kombüse war, konnte es nur Letzterer sein, der wohl gerade erfahren hatte, dass sie gleich wieder unter Wasser sein würden und er somit wieder zum unfreiwilligen Nichtraucher auf Zeit werden würde. Auch wenn Ban ein Großmaul war und selbst ihm gegenüber oft eine lockere Zunge hatte, so war er doch ein loyales Mitglied seiner Mannschaft. Law wusste, dass er zudem ein enorm starker Kämpfer war - neben Penguin wohl der Stärkste an Bord. Verdammt! Da war ER schon wieder in seinem Kopf. Zähneknirschend setzte Law seinen Weg fort. Für gewöhnlich kam es nur selten vor, dass er umgehend nach dem Ablegen den Befehl zum Tauchen gab. Da er weder Bepo noch Ban unnötig quälen wollte und auch der Rest der Crew froh war, wenn sie sich den Seewind an Deck um die Nase wehen lassen konnte, anstatt etliche Meter unter dem Meeresspiegel in dem gelben Stahlschiff gefangen zu sein. Auch er selbst musste nicht pausenlos unter Wasser sein. Es erschien ihm allerdings als die sicherste Methode, um sie vor Angriffen zu bewahren. Und solche fürchtete er am meisten, wenn er selbst nicht völlig bei der Sache war. Zwar war seine Mannschaft stark und ein wirklich gutes Team, aber dennoch war er der Einzige mit Teufelskräften an Bord, die gegen andere Teufelsfruchtnutzer schon mehrfach ihre letzte Bastion gewesen waren. Aber gerade war er wirklich viel zu sehr neben der Spur, als dass er es jetzt riskieren wollte in einen Kampf verwickelt zu werden. Es würde ja nur für ein paar Stunden sein, so dachte er als er seine Kabine betrat. Doch aus ein paar Stunden wurden etliche und so war es bereits dunkel als Law sich besann und das Schiff auf seine Anweisung hin wieder die Meeresoberfläche durchbrach. Bis dato hatte er die Zeit grübelnd in seiner Kajüte verbracht und dabei das Mittag- und auch das Abendessen wieder mal ausfallen lassen, nur um stattdessen im Raum auf und ab zu gehen. Zwischenzeitlich hatte er versucht sich irgendwie abzulenken, indem er in seinen Büchern las. Jedoch selbst das war wenig erfolgreich gewesen. Es ließ ihn einfach nicht los, was er vergangene Nacht getan hatte und vorallem die Tatsache, dass es ihm gefallen hatte und sein Körper auch im nüchternen Zustand so befremdlich auf Penguin reagierte. Auch in den kommenden Tagen waren dies die vorherrschenden Gedanken in seinem Kopf. Er konnte es sich einfach nicht erklären, warum er sich plötzlich körperlich so zu diesem Mann hingezogen fühlte. Der Gedanke daran machte ihn regelrecht krank. Er ging sogar soweit, sich selbst Blut abzunehmen, weil er hoffte sein Verhalten auf medizinischem Wege erklären zu können, wenn er es untersuchte. Doch auch hier scheiterte er. Dass er wieder über irgendetwas grübelte, wie er es oft tat, entging seiner Crew nicht, bemerkten sie doch seine distanzierte Haltung. Aber da jede Frage nach seinem Befinden ohnehin von ihm nur abgeschmettert wurde, gab sie es bald auf sich um ihn zu sorgen. Es war ja nicht das erste Mal, dass er sich so verhielt. Ob der Bogen, den er dabei bewusst um Penguin machte, jemandem außer diesem selbst auffiel, wusste er nicht. Er hielt sich nahezu gänzlich von ihm fern, um nicht wieder in diese verwirrende Situation zu geraten, wie sie sich schon zuvor bei den Duschen abgespielt hatte. Er sprach ihn nur noch ein einziges Mal an. Und zwar um ihn für die nächsten zwei Wochen zum Wachdienst zu verdonnern. Ohne Grund. So schien es zumindest für Außenstehende. Und die Anderen fragten sich wirklich was Penguin ausgefressen haben konnte, denn Law verteilte normalerweise nicht aus einer reinen Laune heraus Strafen. Überhaupt war er mit solchen recht human und sprach sie nur bei extrem großen Fehltritten aus. Doch auch aus Penguin war nicht mehr herauszubekommen als aus dem Arzt selbst. Er nahm die Strafe einfach stumm hin und wanderte Nacht für Nacht alleine durch das Schiff. So auch in der zehnten Nacht. Law saß zu diesem Zeitpunkt wieder hell wach auf seinem Bett, mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt und las. Er konnte nicht schlafen. Wie so oft in den letzten Tagen nicht. Seine Gedanken trieben ihn im wahrsten Sinne in den Wahnsinn. Die Nachtwache hatte er Penguin wirklich nur aus Frust über sich selbst mit den Worten „Du weißt wofür!” aufgebrummt. Inzwischen bereute er es etwas. Denn eigentlich war es nicht die Schuld des Andere gewesen, dass sie in jener Nacht zusammen im Bett gelandet waren. Das wusste er. Aber er brauchte einen Sündenbock. Allerdings half ihm das nicht wirklich dabei die Gedanken daran zu verdrängen. Eigentlich fand er es im Nachhinein sogar von sich selbst kindisch so gehandelt zu haben. Er hätte wohl lieber das Gespräch suchen sollen, doch schaffte er es nicht über so eine Sache zu sprechen wie zum Beispiel über das Wetter. Er schämte sich einfach zu sehr für das was er getan hatte. Dass Penguin sich bei seinen Rundgängen Nacht für Nacht und auch tagsüber ähnliche Gedanken machte und jedes Mal, sobald er an der Kajüte des Käpt’ns vorbei kam, kurz stehen blieb und überlegte mit ihm zu reden, ahnte Law nicht. Und so dauerte es bis zu dieser Nacht, dass der Arzt durch das plötzliche Klopfen an der Tür von seinem Medizinbuch zu eben jener sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)