Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 31: 31. Die fatalen Auswirkungen von Alkohol ---------------------------------------------------- Bofur hatte keinesfalls untertrieben als er sagte, er wolle eine Lokalrunde geben. Fili und ich waren nicht mal halb in den Eingang getreten, da schob man uns schon in Richtung Theke, wo die Barkeeper eifrig bemüht waren, den Bestellungen nach zu kommen. Ich merkte nun erst, wie beliebt die kleinen bärtigen Herren wohl geworden waren. Denn jeder Zeltstadtbewohner plauderte mit ihnen und sie amüsierten sich köstlich über deren Witze und Geschichten. Und niemand stand ohne Getränk da. Nun ja, außer Fili und mir, die bald ganz nah neben Bofur standen, der schon sein Bier in der Hand hielt. "Ah, ihr zwei kommt auch noch. Gut. Was wollt ihr trinken?", fragte er munter und lächelte uns an. "Ich krieg ein Bier", kam es von Fili. "Nur Wasser. Danke", sagte ich knapp und erntete dabei einen vorwurfsvollen Blick von dem dunkelhaarigen Zwerg mit den beiden Zöpfen. "Du willst nur Wasser, Cuna? Das Zeug ist zum Waschen da, nicht zum trinken. Nimm doch mal was anständiges und stoß mit uns auf die Errichtung des Wachturms an", meinte er fröhlich. "Also für Alkohol ist mir der Tag definitiv noch zu jung", meinte ich und blickte ihn entschuldigend an. "Ach, nun sei mal nicht so. Ein Bierchen geht doch immer", drängte er und ich musste seufzen. Zwerge ließen selbst am helllichten Tag nicht davon ab sich die Kante zu geben, wenn sie was zu feiern hatten. Bei deren Konsum auf der Zeltstadt wunderte es mich schon, dass nicht bald der Nachschub fehlte. Und das mir, wo ich fast nie etwas trank. Nun sahen mich er und Fili abwartend an. Ich musste mich entscheiden. Beleidigen wollte ich ihn ja auch nicht, indem ich die Einladung ablehnte. Also nahm ich das Einzige was mir in dem Moment einfiel. "Na gut, Bofur. Wenn du mir kein Wasser gönnen willst, dann frag mal nach, ob die noch nen Apfelmet für mich da haben", sagte ich nicht ohne etwas gequält zu klingen. Dieser nickte breit grinsend und gab es an den Barkeeper weiter, der sofort ein Bier und ein hoch volles Glas Met heraus rückte. Bedröppelt nahm ich es entgegen und nippte kurz daran. Für mich stand fest, dass dies definitiv das einzige Glas bleiben sollte. Zumindest für den Moment. Ich suchte mir ein Plätzchen, wo ich mich gemütlich hinsetzen konnte und fand auch noch eines an einem Tisch in der hintersten Ecke. Zwischen drin sah ich mich im Raum um. In der Mitte stand der alte Tischkicker an dem Kili mit Merlin und Dwalin mit seinem Bruder gegeneinander spielten. Dass den Herren ausgerechnet so was Spaß machen konnte, war mir persönlich ein Rätsel. Nun ja, eigentlich war vieles was sie taten für mich ein Rätsel. "Also Cuna. Wie willst du es Thorin sagen?", fragte Fili, der hinter mir her gekommen war und sich neben mich setzte. Ich seufzte leise und nippte nachdenklich an meinem Metglas. "Am besten gar nicht, Fili", gab ich offen zu. Er hob verwundert die Augenbrauen. "Du willst das wirklich für dich behalten? Ist es dir denn nicht so ernst mit ihm oder hast du angst?", fragte er neugierig. Ich sah ihn ruhig an und stützte meinen Kopf auf einem Arm. Eine konkrete Antwort konnte ich ihm leider auf seine Frage nicht geben. Was Thorin und meine Gefühle betraf, war ich immer noch sehr zerrissen und unsicher. Das Einzige was ich dem blonden Zwerg gegenüber äußern konnte, waren Geschichten aus meiner Vergangenheit."Weißt du, Fili. Das hat nun fast genauso angefangen, wie damals bei meinem Mann. Wir lernten uns mit unseren Charakteren in einem Spiel kennen. Haben uns eine Weile unterhalten. Sind uns irgendwann sympathisch geworden. Dann wurden wir Freunde und schließlich kam der Tag, an dem er mir seine Liebe gestanden hat. In der Zeit bevor er dies getan hatte, da hatte ich die verschiedensten Träume. Hab mir immer vorgestellt bei ihm aufzutauchen. Dass er mich aufnehmen würde und mich beschützend im Arm hielt. Mir sein Bett überließ, damit ich etwas zum Schlafen hatte. Und soll ich dir was sagen. Diesmal ist es genauso. Nur dass eben mehr in der Wirklichkeit passiert, als in meiner Fantasie. Aber diese Träume sind wieder da. Und das ist das, was mir Kummer bereitet. Ich sehe es nur diesmal nicht als gutes Omen. Ich weiß, dass er mich nie haben wollen würde. Ich bin eben keine Zwergin, sondern nur eine Menschenfrau", sagte ich und nahm einen etwas größeren Schluck aus dem Metglas. "Das ist doch Unsinn. Du hast einfach nur angst, dass sich die Geschichte wiederholt und mein Onkel dir genauso unter den Händen wegstirbt wie dein Mann, oder?", fragte Fili etwas direkter nach und sah mich mitleidig an. Ich seufzte betreten und nickte dann ruhig. Irgendwo hatte er damit auch recht. Das ich mich davor genauso fürchtete, konnte ich nicht verleugnen. Fili legte mir auf mein Nicken hin eine Arm um die Schulter und drückte mich kurz. "Ich kann verstehen, dass das eine schwere Bürde für dich ist. Trotzdem finde ich, dass du nicht einfach aufgeben solltest. Ich weiß, dass er dich irgendwo mag. Sonst hätte er dich nie und nimmer in unser Zelt aufgenommen", sagte er ruhig. Ich musste bitter grinsen. "Fili zwischen mögen und lieben ist aber ein gewaltiger Unterschied. Hinzu kommt noch, dass er ja um so viele Jahre älter ist als ich. Ich denke eher, dass er mich wie ein Kind ansieht. Oder weil du und Kili, mich als eure Schwerster sehen, vielleicht aller höchstens als seine Nichte. Aber ich zweifle sehr daran, dass er jemals dazu im Stande sein könnte mich zu lieben", erwiderte ich und nahm noch einen Schluck aus dem Glas. Der Met schmeckte an diesem Tag wirklich erstaunlich gut und ich war irgendwo versucht mir noch einen zu holen. Doch ich musste versuchen eisern zu bleiben und mich vielmehr von anderen Getränken zu ernähren. Das Zeug stieg einem ja auch unheimlich schnell zu Kopf. Vor allem wenn es draußen warm war. "Was tuschelt ihr zwei wieder? Heckt ihr irgendwas aus?", fragte die barsche Stimme von Dwalin, der mit dem zwergischen Teil der Tischkickergruppe zu uns herüber gekommen war. Fili und ich sahen uns an und schüttelten dann einstimmig den Kopf. Zumindest konnte ich mich darauf verlassen, dass die beiden Jungs über meine aktuelle Gefühlswelt schwiegen. "Wir haben uns nur gefragt, ob wir nicht vielleicht mal wieder mit allen zusammen ein paar Runden Karten spielen sollen", meinte der blonde Zwerg und grinste sacht. "Ja, ein Spielchen in illusterer Runde kann wahrlich nicht schaden. Ich frage mal ob sich noch ein paar Andere zu uns gesellen wollen", meinte Balin freundlich lächelnd und zog von dannen, um den Rest zusammen zu trommeln. Alle konnte er nicht dafür begeistern. Natürlich war Gloin nicht gerade davon angetan, mit mir an einem Tisch zu sitzen. Bifur hatte sich zurückgezogen, um ein Pfeifchen vor dem Zelt zu rauchen und der kugelrunde Bombur begeisterte einige Damen damit, wie er Bierflaschen in seinem geflochtenen Haarstrang mit sich herum transportieren konnte. Eigentlich war er damit schon fast der perfekte Kellner. So blieben noch die üblichen Verdächtigen, die sich zu einem Spielchen am Tisch zusammen fanden. Wobei ich bisher noch nicht mit Bofur, Dori, Nori und Ori zusammen gespielt hatte. Und dass Bofur dabei saß, war schon eine gehörige Änderung. "Also passt auf. Ich hab ja gehört, dass man hier nicht so um Geld spielen darf, wenn Leute aus dieser Welt dabei sind. Was haltet ihr davon, wenn wir um Getränke spielen. Der, der verliert muss das Getränk akzeptieren, was der Sieger der Runde für ihn auswählt", schlug er vor. "Du meinst so eine Art Trinkspiel?", fragte ich und innerlich verzog es mir schon den Magen. "Nicht nur eine Art Trinkspiel. Das Trinkspiel überhaupt. Also, wer ist mit dabei?", fragte er und die Herren stimmten natürlich allesamt murmelnd zu. "Lass mich raten. Derjenige zahlt sein Getränk selbst, oder?", hakte ich nach und er nickte bestätigend. "Also tut mir leid, dann bin ich leider jetzt schon raus. Kann mir nicht leisten zu oft zu verlieren", erwiderte ich und hob abwehrend die Hände. "Ach dann leihen wir dir was. Und du zahlst es uns später wieder, wenn du kannst", meinte Nori grinsend. Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. "Also das fehlt mir noch. Auch noch Schulden bei euch zu machen. Vergiss es. Das Angebot nehm ich nicht an", sagte ich und lehnte mich mit verschränkten Armen auf meinem Holzstuhl zurück. "Dann versuch eben nicht zu verlieren. Und wenn du nicht mehr zahlen kannst, dann steigst du aus", kam es von Thorin, der bereits den Kartenstapel mischte. Ich atmete tief durch. Nun gut ein paar Ründchen konnte ich schon spielen. Da es ja ein Glücksspiel war, konnte ich nicht wirklich jedes mal verlieren. Allerdings ahnte ich schon irgendwie, dass der Abend für mich noch ziemlich unangenehm enden würde. Ein paar Runden ging es gut. Da kam es hauptsächlich vor, dass ich unter den vorderen oder hinteren Plätzen lag. Einmal durfte ich sogar bestimmen, dass Dori ein Bier bekam. Doch je später es wurde, umso mehr ließ meine Konzentration nach. Der Met den ich zuerst getrunken hatte, zeigte auch ein wenig Wirkung und benebelte mich etwas. Zumindest war Kili so gütig mir noch einen Met aufzudrängen, als ich das erste mal verloren hatte und er als der Sieger, der gefühlt fünfzehnten Runde, hervor gegangen war. Was es aber erschwerte war, dass ich das ganze Glas auf Ex trinken musste. Für gewöhnlich genoss ich so etwas in ruhe und sachte. Eigentlich sollte man Wein jeder Art nicht so hinunter stürzen. Aber hier hatte ich wohl keine wirklich Alternative. Nachdem Bombur mit seinem Barttablett das Glas brachte, nahm ich es fest in die Hand, setzte an und kippte die Sache so schnell ich konnte hinunter. Es war ein unglaublich widerliches, brennendes Gefühl, dass sich in meinen Hals ergoss. Ich schüttelte mich, verzog das Gesicht und knallte das Glas auf die Tischplatte. Unter einigem "Hallo" konnte ich mir nicht mal mehr wieder einen Rülpser verkneifen. Gott, wie ich gerade so etwas in Anwesenheit so vieler Leute hasste. Aber den Herren schien das auch noch zu gefallen, denn ein paar klatschten Applaus oder trommelten mit einer Faust auf den Tisch. Doch ich hoffte, dass dies meine einzige Niederlage bleiben würde. Noch ein Glas würde ich nicht verkraften, denn mein Verstand begann schon unglaublich langsam zu laufen. Als ich mich umsah kam es mir vor, als würde ich in einer Art Goldfischglas sitzen. Es wirkte alles ziemlich verschwommen und ein bisschen schief. Hinzu kam noch, dass ich begann redseliger zu werden und manchmal anfing grundlos zu kichern. Ich fand selbst die makabersten Sachen auf einmal lustig. Zum Teil kam es mir vor, dass sich die Zwerge auf den Bildern der Karten bewegten und ihrer Arbeit dort nach gingen. Als wir ein paar Runden weiter gekommen waren, legten sich plötzlich zwei Hände über meine Augen und eine wesentlich höhere Männerstimme sprach mich gut gelaunt von hinten an: "Rate wer ich bin, Jacky!" Ich brauchte einen Augenblick um zu registrieren, dass ich gemeint war. Dann tastete ich vorsichtig die großen Hände ab und versuchte trotz meines angetrunkenem Zustandes nachzudenken. "Mal... Mal sehn... hrm... wart... ich habs gleich...", nuschelte ich und merkte da schon, dass meine Stimme nicht mehr nüchtern klang. "Oder sollte ich lieber, Leonard von Laschwappen, sagen?", fragte die hohe Männerstimme. Da endlich ging mir ein Licht auf. Ich zog die Hände von meinen Augen und drehte mich grinsend um. "Achim!", rief ich aus und kam unbeholfen auf die Beine. Vor mir stand ein gut zwei Meter zehn großer, schlaksiger Mann um die Mitte dreißig, mit strohblondem, kurzen Haar und grinste freundlich. "Mensch, wo kommst du denn her?", fragte ich und drückte ihn einmal kurz. Die fragenden Blicke der Zwerge hinter mir überging ich in diesem Moment einfach einmal. "Ach, ich bin heute hier angekommen. Musste mal wieder raus in die Natur. Was anderes sehen. Das kennst du ja", sagte der Mann und lächelte. Ich kicherte etwas und hielt mich an der Rückenlehne des Stuhles fest. Mit Achim hatte ich nun gar nicht gerechnet. Eigentlich war er immer viel unterwegs, um für sein Geschäft Antiquitäten aus aller Welt zu kaufen. Er war ja auch so ein Typ von Mann, der für andere Damen wohl als der Traumtyp schlechthin hätte gelten können. Doch wie das Schicksal da spielte, zeigte der Gute doch eher eine Schwäche für sein eigenes Geschlecht. Wobei er es sich nicht nehmen ließ, mal den Ein oder Anderen zu wechseln, wenn ihn eine Beziehung zu sehr einengte. "Wo hast du denn Carsten gelassen? Oder ist der schon im Zelt und schläft?", fragte ich heiter. Er seufzte leise und winkte ab. "Schätzchen. Mit Carsten ist schon lange nichts mehr. Ich brauche einfach mal wieder etwas anständiges und nicht nur einen Kerl, der mich ständig dafür kritisiert, dass ich seine Socken nicht ordentlich falte", meinte er bitter. "Oh. Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm war. Und was machst du jetzt? Schon jemand neues in Sicht?", fragte ich. Doch er schüttelte nur den Kopf und ließ die Schultern hängen. "Ich bin seit vier Wochen solo. Es gibt einfach keine anständigen Männer mehr in diesem Land. Aber wer weiß, vielleicht tut mir das allein sein auch mal gut", sagte er bedrückt. "Du findest schon wieder einen. Such nicht danach, lass dich einfach finden. Dann wird das schon", meinte ich grinsend und er erwiderte dies mit einem Lächeln. "Ach, du schaffst es immer wieder das Richtige zu sagen, du kleine, süße Maus. Wie stehts? Kommst du mit mir einen kleinen Prosecco am Tresen trinken? Um der alten Zeiten willen?" Na großartig! Noch einer, der mich zum Trinken animieren wollte. Dabei wusste ich, dass ich eigentlich schon genug hatte, um noch halbwegs klar denken zu können. Ich seufzte leise und schüttelte dann langsam den Kopf. "Nee, Achim, tut mir leid. Vielleicht morgen Abend, aber heute hab ich sicherlich schon genug", meinte ich schließlich. Ein wenig enttäuscht begann er eine Welpenschnute zu ziehen. "Das ist wirklich zu schade. Ich hatte zumindest gehofft, dass du Lust hättest dir mit mir ein Gläschen zu gönnen", sagte er betrübt. Mit hängenden Schultern zog er ab zur Theke und ich konnte mich wieder setzen. Die Zwerge starrten mich alle verwirrt und fragend an, als ich meine Karten wieder zur Hand nahm. "Was ist denn? Wer war denn dran?", fragte ich und musterte alle so gut ich eben noch konnte. "Was war denn das für ein Riese?", fragte Nori und sah dem großen, blonden Mann neugierig hinterher. Ich kicherte belustigt und antwortete: "Das war nur Achim. Ein wirklich netter, friedlicher Kerl. Allerdings würde ich jedem von euch raten ihn nicht zu nah an euch heran kommen zu lassen." "Warum? Ist er gefährlich? Oder kann er Zwerge nur nicht ausstehen?", fragte Dwalin und nun folgte auch sein Blick wachsam dem von Nori. "Ach, nein. Wobei, ich weiß nicht, was er von Zwergen hält. So einen hatte er noch nicht. Bisher waren die Meisten seiner Liebhaber so groß wie er. Oder mindestens einen Kopf kleiner", sagte ich und sortierte meine Karten. Neben mir hörte ich kurz, wie Fili sein Getränk ausspuckte und Kili deswegen anfing zu lachen. Thorin warf mir einen sehr entsetzten Blick zu. "Soll das heißen der... Der da... liebt Mannsbilder?", fragte Dori empört und nicht nur ihm klappte bei dieser Erkenntnis der Mund auf. Ich nickte nur belustigt aufgrund der Entrüstung, die sich nun am Tisch breit machte. "So was lasst ihr hier frei rum laufen? Das ist ja widerlich", grollte Dwalin und zog angewidert die Nase hoch. "Hey. Hier ticken die Uhren anders, als bei euch. Für uns sind Männer die Männer und Frauen die Frauen lieben etwas ganz normales geworden. Sie tun niemandem weh und können einem bessere Freunde sein als welche, die jeweils das andere Geschlecht lieben. Davon abgesehen, müsst ihr euch ja nicht mit ihm unterhalten, wenn es euch zuwider ist. Ich bitte euch aber darum ihn nicht zu beleidigen oder körperlich anzugehen. Er ist ein netter Kerl, der nun mal eine Schwäche für sein eigenes Geschlecht hat. Ist nichts dabei", sagte ich schulterzuckend. "Und warum hat er dich vorhin... äh... wie war das?", fragte Ori und kratzte sich am Kopf. "Ja, wieso hat er dich vorhin Leonard von Laschwappen genannt? Das hört sich an wie ein Männername", kam es von Bofur, welcher sich über den Tisch beugte. "Ach so. Das", meinte ich und kicherte, als es mir wieder einfiel. "Ja, Leonard von Laschwappen war, sagen wir mal, eine Rolle, die ich gespielt habe. Vor drei Jahren auf dem Karaoke-Abend hab ich mich als Mann verkleidet. Mir ein nettes Hemd angezogen. Einen schönen Bart ins Gesicht gezeichnet und dann hab ich auf der Bühne hier im Zelt ein nettes Liedchen von mir gegeben. Achim saß in der vordersten Reihe und hat mich nach der Vorstellung auf einen Prosecco eingeladen. Als der aber gemerkt hat, dass ich mehr Land weiter nördlich hatte als südlich, war er ziemlich enttäuscht. Er dachte ich könnte sein neuer Liebhaber werden", erzählte ich und den Zwergen verdarb diese Vorstellung wohl noch mehr die Laune. "Lasst uns besser weiter spielen. Diese Sache ist nun wirklich nichts für meinen Geschmack", kam es von Thorin, welcher auch wieder in seine Karten schaute. Die Anderen stimmten ihm murmelnd zu und so zockten wir weiter. Ich beschloss es ebenfalls dabei zu belassen. Sicherlich war die Begegnung mit einem Homosexuellen für die grundlegend konservativ gehaltenen Herren ein wenig zu viel gewesen. Wäre mir sicherlich nicht anders ergangen, wenn ich nicht so ein toleranter Mensch geworden wäre. Nach drei weiteren Runden hatte ich schon wieder verloren. Diesmal war allerdings Bofur der Gewinner. "So, Cuna. Und du trinkst jetzt mal ein ordentliches Bier. Und keine Widerrede", sagte er triumphierend. "Das kann doch nicht dein Ernst sein", jammerte ich. Doch er schüttelte erbarmungslos den Kopf. "Du trinkst jetzt eins. Aber ich denke du musst es dir selbst von der Bar holen. Bombur ist schon ins Zelt zurück gegangen", sagte er und schüttelte dabei den Zeigefinger in meine Richtung. Seufzend stand ich dann auf und wankte zur Bar. Dass mich diese verdammten Kerle nun wirklich soweit hatten, dass ich mir freiwillig was holte, war wirklich unglaublich. Meine ganze Willenskraft schien schon dahin zu sein, sonst hätte ich mich nie dazu hinreißen lassen. Aber ich konnte sie ja sicherlich austricksen und mir stattdessen ein alkoholfreies Malzbier holen. Immerhin hatte Bofur nicht gesagt, welche Art von Bier ich nehmen musste. Von meiner Idee überzeugt trat ich breit grinsend an den Tresen zwischen Achim und ein paar Andere, wo ich dann nach einem Malzbier fragte. "Ach, bist du doch noch gekommen, um mit mir kurz anzustoßen?", fragte Achim, der wohl meine Stimme gehört hatte. Ich sah ihn etwas irritiert an. "Also. Eigentlich wollte ich nur hier was holen", nuschelte ich entschuldigend und hob die Malzbierflasche. "Ach, bitte. Nur das eine Gläschen. Mehr will ich doch gar nicht", sagte er flehend. "Achim, bitte. Ich komm sonst nicht mehr gerade aus der Bar", erwiderte ich und warf dem Zwergentisch einen flüchtigen Blick zu, wo sich alle nach mir umwanden und wohl auf mich warteten. "Hör mal, ich verlange doch echt nicht viel. Ich trag dich dann schon zu deinem Zelt oder wo du auch immer schlafen magst. Bitte tu mir den Gefallen. Wir haben uns doch so lange nicht gesehn", bettelte er erneut. Seufzend legte ich den Kopf auf den Rand des Tresens. Mit meiner Willenskraft war es nun wirklich nicht mehr weit her. Ich schaffte es einfach nicht mehr zu widersprechen oder mir einen Grund einfallen zu lassen, mit dem ich die Sache ablehnen konnte. Und wenn es wirklich nur bei einem Glas blieb? Das zweite Metglas hatte ich ja auch besser weggesteckt als erwartet. Nun gut, vielleicht könnte mich ein kleiner Prosecco schon nicht umbringen. "Also gut. Aber nur Einer. Keinen mehr", sagte ich dann und gab mich geschlagen. Der große Mann neben mir begann bis über beide Wangen zu strahlen, wie ein Atomkraftwerk. Schnell organisierte er die recht süße Prickelbrause und reichte mir ein Glas. Ich stieß mit ihm an und stürzte das Zeug genauso schnell auf Ex runter, wie den Met, damit ich nicht zu lange daran fest hing. Schließlich musste ich ja auch wieder zurück zu dem Tisch der Anderen. Wobei ich mich nach ein paar Sekunden zu fragen begann, warum ich noch mal dahin zurück wollte. Irgendwie hatte ich den Grund ganz vergessen. Stattdessen begann ich eifrig mit Achim zu plaudern. Über das was er so erlebt hatte in den letzten Monaten. Was ich so mitgemacht hatte, wobei ich es gerade noch schaffte die Sache mit den Zwergen zu verschweigen. Das fiel mir in diesem Zustand auch immer schwerer. Ich merkte nicht mal, dass ich das Malzbier unberührt stehen gelassen hatte und stattdessen mit dem großen Mann ein Gläschen Prickelbrause nach dem anderen trank. Ich hatte inzwischen so gute Laune, dass ich lauthals die Lieder, die noch aus dem "ROZ" herein drangen mit sang. Mein Erinnerungsvermögen bekam auch immer mehr Lücken. Ich wusste noch, dass ich auf einen der nahen Tische gesprungen war und dort von Bon Jovi "You give Love a bad name" schmetterte. Das sorgte für ordentlich Aufsehen im Zelt und die Leute um mich herum grölten und feuerten mich an, während ich beim E-Gitarren Solo elegant in die Knie ging und den Rücken so weit durch bog, dass mein Hinterkopf die Tischplatte berührte. Das nächste Lied grölte ich dann an der Theke selbst. Oder vielmehr auf der Theke. "Halleluja" von Brings. Im besoffenen Zustand war nicht mal kölscher Dialekt für mich ein Problem. Zwischen drin musste ich wohl tatsächlich auch noch an richtiges Bier gekommen sein, denn ich hatte zumindest eine halbe Flasche in der Hand. Ich fand mich auch irgendwann lachend am Boden liegend vor der Theke wieder und wusste nicht wie ich dahin gekommen war. Ich erinnerte mich nur flüchtig, dass mich ein paar Leute runter gehoben hatten. Irgendwer packte mich an den Schultern und zog mich auf die Beine. "Ich glaube, du hast nun wirklich genug", murmelte mir eine tiefe Stimme genervt ins Ohr. Ich drehte den Kopf, um nachzusehen, wer mich da angesprochen hatte. Ich musste verträumt grinsen. Der Mann, der mich da fest hielt und versuchte mich auf den Füßen zu halten, sah Thorin fast zum verwechseln ähnlich. Nur irgendwie noch viel hübscher. "Hayo... Süßer", lallte ich und musste ihn unentwegt angrinsen. Er warf mir einen ernsten Blick zu, der dem Zwergenkönig gewaltig Konkurrenz machte. Dieser Blick zog mich direkt in seinen Bann. Er hypnotisierte mich beinahe. Fast als läge ein unbekannter Zauber darin. Ein Zauber, der mich nicht mehr los lassen wollte. "Weischt du... du schiehst aus wie jemand den ich kenne..." "Ach wirklich?", erwiederte der schöne Mann mit den ernsten blauen Augen. Ich nickte wobei es wohl eher an eine Art Head Bangen erinnerte. "Du... Du schiest aus wie... wie jemand... den isch... sehr... sehr ..... seeeeeeeeeehr... gern hab... " "Ach und wer soll das sein?", fragte er und legte den Kopf schief. Ich wedelte mit einer Hand, wobei ich mich irgendwie sogar selbst ins Gesicht schlug, wenn auch nicht doll. "Autsch....Kenns du nisch... aber er is... fast so süß wie du..", lallte ich weiter und drehte mich so zu ihm um, dass ich mich an seinen Schultern festhalten konnte. "Hrm... verstehe. Warum nur fast?", fragte er und sah mir dabei tief in die Augen. Ich antwortete ein wenig verzögert, da mir hin und wieder die Beine nach gaben und ich stetige Kicheranfälle hatte. "Weisscht du... er is... nur fast... fast so süß wie du... weil... weil isch ihn nicht ham kann. Ein erschtaunlischer Mann... und mit Mann... meine isch so richtig... Kräftisch.... mutisch... und... naja er hat alles was sisch eine Frau nur wünschen kann.. aber... aber... isch werd ihn nie bekommen." "Ach ja?" "Jap... der Mann... den isch meine... der isn echter.. also... nen ganz wirklisch unglaublisch... echter... Hicks... Könisch... Und da hat eine Frau, wie ich keine Tschangze... keine. Aber du... du wärst perfekt... disch... disch könnt isch auch nehm...", nuschelte ich und sah ihm tiefer in die Augen. Dieses atemberaubende Blau erinnerte mich an den Himmel eines eisigen Winter morgens. Er war im Augenblick das Schönste, was ich je gesehen hatte und ich wollte ihn mir unter keinen Umständen durch die Lappen gehen lassen. Wenn ich schon nicht Thorin haben konnte, dann würde ich mir diesen Kerl hier nehmen. Komme was da wolle. Ich merkte, wie er verblüfft versuchte den Kopf zurück zu ziehen, als ich mich ihm näherte. Doch ich wollte ihn nicht lassen. Ich legte eine Hand in seinen Nacken und fuhr ihm mit der anderen durch das leicht strohige, lange, dunkle Haar und seinen pechschwarzen, kurzen Bart entlang. Mein Herz raste, wie ein Sportmotor und ich kam ihm immer näher. Ich fühlte, wie er begann schneller zu atmen. Und er schien zu zittern. Oder war ich es vielleicht? Ich wusste in dem Augenblick nur eins. Jetzt oder nie! Den Kerl oder keinen! So schob ich mein Gesicht immer näher an Seines und drückte ihm schließlich meine Lippen auf. Ein unglaubliches Gefühl durchströmte mich, das nichts mehr mit dem Alkohol zu tun hatte. Es berauschte mich mehr als jede Droge, die auf dieser Welt existierte. Mir wurde so unglaublich heiß, dass ich glaubte innerlich zu verbrennen. Dieses unglaubliche Kribbeln, als ich seine Lippen berührte und mich sein Bart sanft am Kinn und unter der Nase kitzelte. Es war einfach unbeschreiblich und schöner, als ich je zu träumen gewagt hatte. Mir wurde schwindlig und ich fühlte mich regelrecht davon gleiten und über den Wolken schweben. Egal wer dieser Mann gerade war. Er raubte mir sämtliche Sinne. Für mich stand die Zeit völlig Still. Nichts rührte sich mehr. Weder Musik spielte noch vernahm ich irgendwelche anderen Geräusche. Da waren nur das Pochen meines Herzens, meine Lippen an seinen und sein warmer Atem auf meinem Gesicht. Schließlich glitt ich irgendwohin ab und verlor mich in unbedeutenden Träumen. Am nächsten Tag erwartete mich allerdings ein sehr unangenehmes Erwachen... -31. Die fatalen Auswirkungen von Alkohol / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)