KOMA von KamuiMegumi ================================================================================ Kapitel 7: Dunkle Erinnerungen ------------------------------ KOMA Rezept 7 DUNKLE ERINNERUNGEN Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen. Die letzte Nacht war zu seiner vollsten Zufriedenheit verlaufen und spätestens bei seinem nächsten Gehaltsscheck würde sich auch die Zufriedenheit seines Vorgesetzten widerspiegeln. Er hatte soeben Bericht erstattet und war dann aufgefordert worden, an der nachfolgenden Videokonferenz mit teilzunehmen. Normalerweise interessierte ihn so etwas nicht im Geringsten, doch da er durch diesen Job endlich seiner Leidenschaft voll und ganz nachgehen konnte, war er sitzen geblieben. Unweit von ihm, in einem riesigen Ledersessel aus schwarz eingefärbten Büffelleder saß der Mann, der ihm durch simple Befehle pure Lebensfreude schenkte. Daneben, wesentlich unscheinbarer auf einem einfachen Holzschemel sitzend und in seinen Augen selbst diesem nicht gerecht saß der Sohn seines Auftragsgeber. Ein dümmlicher Polizist um die Dreißig. Dass sich die Polizei in Konoha nicht ganz der Gerechtigkeit in dieser Stadt verschrieben hatte, hatte er schon lange vor seiner Tätigkeit gewusst, aber dass der Polizeipräsident das Oberhaupt all dieser kleinen Verbrechersyndikate der Stadt war, fand er ausgesprochen erheiternd. Vor ihnen wurde eine riesige Leinwand von der Raumdecke heruntergefahren und der Saal im obersten Stockwerk der Polizeizentrale dieser Stadt verdunkelte sich zusehends. Nach kurzem Flackern erschien ein übergroßes Gesicht auf eben dieser Leinwand. Ein noch recht jung wirkender Herr mit wirrem orangen Haar und eindeutig zu viel blechernen Körperschmuck im Gesicht schien sie emotionslos anzustarren. Hidan fand ihn irgendwie direkt sympathisch. Dieser Typ schien auf körperlichen Schmerz zu stehen und das allein machte ihn doch schon zu einem potenziellen guten Kumpel. Dumm nur, das Hidan ungern Freundschaften pflegte. Sie waren ihm schnell zu anstrengend und oftmals… nein, eigentlich immer, endeten diese Freundschaften dann blutig. „Was hast du zu berichten, Madara? Ich hoffe, es sind gute Neuigkeiten. Du weißt, dass wir hier in New York noch mitten in der Nacht stecken!“ „Ist die Nacht nicht unsere bevorzugte Arbeitszeit, werter Pain?“, lachte Hidans direkter Nebenmann laut auf und schien das verengen der Augen zu Schlitzen seines Gesprächspartners gekonnt zu ignorieren. „Ich werde dich nicht lange aufhalten!“ „Wer ist das da neben dir?“, Hidan spürte den Blick dieses verzierten Typens direkt auf sich. „Das ist meine beste Kraft! Er ist der Grund für die guten Neuigkeiten!“ Nun lupfte eine dieser orangen Augenbrauen nach oben. Hidan fragte sich augenblicklich, ob dieser Pain sie sich so akkurat hatte zupfen lassen. Amerikaner waren ja meist etwas seltsam! „Sein Name ist Hidan. Im bürgerlichen Leben geht er dem verabscheuungswürdigen Beruf eines Paparazzi nach, doch gehört er in meinem Team zu den besten Auftragskillern und Informationsbeschaffern!“, erklärte Madara und Hidan konnte so etwas wie Stolz heraushören. Der ältere Schwarzhaarige würde nie so über seinen Sohn sprechen! Daher schenkte Hidan eben diesen einen ziemlich überheblichen Seitenblick. Er konnte Obito Uchiha wahrlich nicht leiden und wenn dieser nicht der Sohn seines Auftraggebers wäre, dann wäre er allein mit der Begründung, dass es sich bei Obito um einen dämlichen Bullen handelte, einen Kopf kürzer! „Ich hoffe, Hidan hat uns diesmal wirklich gute Informationen besorgt. Die letzten waren nicht wirklich zu gebrauchen, Madara!“, alle Blicke richteten sich auf Obito, welcher nur noch mehr auf seinem unbequemen Schemel zusammensackte. „Hidan? Sei doch so freundlich und berichte Pain-san von den Ergebnissen deiner letzten Nacht!“ Ein vorfreudiges Grinsen und Funkeln der Augen war im Gesicht des Weißhaarigen zu erkennen: „Aber gerne!“ Oh ja! Hidan liebte diesen Job! Hier dürfte er jagen, morden und anschließend noch ausführlich davon erzählen! „Ich bekam den Auftrag, mich um zwei Personen zu kümmern, die laut Madara-sama“, eigentlich hasste er es, andere mit diesem Suffix anzusprechen, aber es diente alles nur dem Fortbestand seines Arbeitsvertrages, „etwas über den Aufenthaltsort des von uns gesuchten Sasuke Uchiha wissen könnten. Zum einen handelte es sich um einen Arzt. Leiter der Klinik, in die Sasuke Uchiha nach dem missglückten Unfalltod eingeliefert worden war“, er schielte hinüber zu Obito, welcher diesen Auftrag damals vermasselt hatte, „und zum anderen um den besten Freund des Gesuchten. Aus diesem war wahrlich nichts Brauchbares herauszubekommen. Der war ahnungslos und wurde von mir eliminiert aufgrund Zeugenbeseitigung. Jedoch spielte mir dieser Arzt einige äußerst interessante Informationen zu!“ „Und die wären?“, dieser Pain schien ungehalten zu sein oder wenig geduldig, aber Hidan hatte schon mit weitaus schlimmeren Auftraggebern zu tun gehabt und störte sich daher nicht daran. „An dem Tag, an dem Sasuke Uchiha in das Klinikum eingeliefert worden ist, kam er in den OP. Dort gab es dann jedoch etwas, was die Klinikleitung versucht hatte zu vertuschen. Der zuständige Arzt verweigerte nämlich die OP und wollte den Uchiha schon für tot erklären – was uns im Endeffekt viel Ärger gespart hätte – aber ein kleiner Assistenzarzt machte dann den Eingriff!“ „Und was nützt uns diese Information?“, dieser Pain lehnte sich genervt wirkend etwas seitlich in seinen Sessel. Hidan schmunzelte: „Dieser Assistenzarzt hätte nicht operieren dürfen! Ihm wurde nach diesem eigentlich heldenhaften Eingriff nahegelegt, dass Klinikum zu verlassen. Das hat er auch. Und normalerweise wäre dieser junge Arzt dann von der Bildfläche verschwunden, doch Onoki kotzte mir mit einem Blutschwall einen Namen vor die Füße, der mich ein wenig irritierte!“ Nun beugte sich Pain wieder etwas nach vorne. Anscheinend war es Hidan nun doch gelungen, diesen seltsamen Kerl neugierig zu machen. „Der besagte Assistenzarzt aus dem Städtischen Klinikum hieß Naruto Namikaze, Sohn von Minato Namikaze und Kushina Uzumaki“, bei den Namen hob sich überrascht eine Augenbraue beim Orangehaarigen und Hidan wusste noch nicht, was er davon zu halten hatte, beschloss aber, dies ebenfalls zu untersuchen, „Er hat den Mädchennamen seiner Mutter angenommen und war dann als Naruto Uzumaki in der Klinik tätig, die er wohl irgendwann mal übernehmen wird. Aber das ist nicht der springende Punkt!“, er holte dramatisch tief Luft, „In der Senyu-Klinik geht seit einiger Zeit das Gerücht um, dieser Uzumaki hätte eine romantische Liaison mit Itachi Uchiha, welche dieser wohl einmal in der dortigen Kantine bestätigt hat“, nun schoss die zweite Braue Pains nach oben, „Zusätzlich sei zu erwähnen, dass Naruto Namikaze nun Uzumaki seit einer Woche nicht mehr im Klinikum gesehen wurde. Ebenso lange wie Itachi Uchiha. Uchiha wird zwar rund um die Uhr von uns beschattet, hält sich aber auffallend oft in den letzten Tagen auf dem Privatanwesen der Uchihas auf.“ „Und was schließen sie aus ihren Nachforschungen?“ „Dieser Namikaze steckt mit den Uchiha-Brüdern unter einer Decke. Es würde mich nicht wundern, wenn wir Sasuke Uchiha bei diesem blonden Idioten finden und dann finden wir auch die Unterlagen!“ „Wo glauben sie ist dieser ‚blonde Idiot‘?“ „Ich glaube nicht nur. Wenn glaub ich nur an eines und das ist mein Herr Jashin! Ich WEISS wo Naruto Namikaze sich derzeit aufhält! Und das ist auf dem riesigen Senyu-Anwesen! Ein Hochsicherheitsgelände! Ausschließlich vorbehalten für die Mitglieder der Familien Namikaze, Uzumaki und Senyu und deren Personal. Abgesichert wie Fort Knox!“ Es herrschte eine kurze Weile eine seltsame Stille. „Aber selbst Fort Knox stellt kein Problem dar mit dem richtigen Know How…“, Hidan beugte sich nach vorne, stützte seine Ellbogen auf den Knien ab und faltete seine Hände ineinander, während sich sein Mund zu einer undefinierbaren Grimasse formte, „…und herzerweichendem Charme!“ „Nun gut, Hidan!“, und Pains Blick schien sich förmlich in ihn hinein zu brennen, „Denn besorge mir die Unterlagen und töte Sasuke Uchiha und diesen Namikaze!“ Langsam und leise fiel die Tür, geführt von Kakashis Hand an der Klinke, ins Schloss. Kakashi war nun bei Sasuke und so wie er den Gesichtsausdruck beim Eintreten des Grauhaarigen gedeutet hatte schien sein langjähriger Bekannter bereits zu ahnen, was wohl in den Minuten zuvor vorgefallen war. Naruto stand zunächst unschlüssig wirkend vor der rustikal verzierten Tür und atmete mehrere Male tief ein und aus. Zwei Schritte nach links, mehr schaffte er nicht und dann gaben sie nach. Seine Beine schienen unendlich schwer und die Gelenke aus Pudding. Sie hatten sein Gewicht nicht mehr halten können. Langsam rutschte er mit dem Rücken die Wand entlang runter und landete mit einem: „Uff!“, auf seinem Allerwertesten. Oh Gott! Was hatte er da gerade nur getan? Was war bloß in ihn gefahren? Er konnte doch nicht wirklich hingegangen sein und Sasuke geküsst haben… oder?! Vorsichtig griff er sich mit dem Zeige- und dem Mittelfinger seiner rechten Hand an die eigenen Lippen. Fuhr langsam die Konturen nach. Und auch wenn es ungemein kribbelte, so wusste er, dass dies nicht allein an der Berührung lag, sondern an den Erinnerungen, die ihn gerade schier durchfluteten. Er hatte Sasuke Uchiha, diesen fleischgewordenen griechischen Gott wirklich und wahrhaftig geküsst und das mit so einer dämlichen Ausrede namens Freibrief! Fahrig fuhr die Hand hoch und krallte sich in seine blonde Mähne, während er mehrfach und immer wieder mit seiner Stirn leicht auf seine Knie der angezogenen Beine aufschlug. Idiot! Idiot! Idiot! Wie sollte er denn jemals wieder in dieses Zimmer gehen können ohne vor Scham in den Boden zu versinken! Er hatte doch niemals… so direkt sein wollen! Aber es hatte sich wirklich so ergeben! Ursprünglich hatte er eigentlich geplant gehabt, mit Sasuke über dieses heikle Thema zu sprechen und ihm dann anzubieten – ja, nur ANZUBIETEN – ihn zu küssen. Und nun hatte er es einfach getan. Hatte dem Schwarzhaarigen ja nicht einmal die Möglichkeit gegeben, sich dagegen zu wehren oder das Ganze zu umgehen! Und dann… Moment! Sasuke hatte mitgemacht! Die plötzliche Erkenntnis ließ ihn innehalten. Es war ja nun wirklich nicht so, dass Naruto ihm einfach seine Lippen aufgedrückt hätte und so. Der Schwarzhaarige war sogar relativ schnell darauf eingegangen und hatte selbst, als Naruto das Ganze intensiviert hatte, nicht zurückgeschreckt und bereitwillig seine wundervollen Lippen geöffnet und seiner Zunge den Weg frei gemacht und sie mit seiner eigenen willkommen geheißen und… WOW! Stopp! Stopp! STOPP!!! Soweit dürfte er nun überhaupt nicht denken! Das war nur im Eifer des Gefechts passiert! Weil Sasuke aufgrund seiner eigenen Sexualität verunsichert war und nichts weiter! GENAU! Es war einfach so passiert! Es hatte sich so ergeben! Klar… irgendwo hatte sich mit diesem Kuss auch ein bisschen sein Traum erfüllt diesem Menschen noch näher zu kommen. Irgendwie freute ihn das nun auch… auch wenn er sich nun eingestehen musste, dass es sicherlich nur ein einmaliges Erlebnis bleiben würde… denn ob sich Sasuke nun wirklich über seine eigene Sexualität klar geworden war blieb ihm weiterhin verschlossen und selbst wenn… Sasuke schwul wäre… Er war nur Naruto. Klar, er war der Arzt, der Unmögliches geleistet hatte und sicherlich, wenn Sasuke diesen Umstand eines Tages erfahren sollte, wäre dieser ihm auch dankbar aber mehr sah Sasuke sicherlich nie in ihm und würde er auch nicht. Er war schließlich sonst nichts Besonderes und bald würde Sasuke, wenn das hier alles geklärt war, wieder in seine Welt zurückkehren. Dann würden dem Schwarzhaarigen wieder alle zu Füßen liegen und er hätte die wirklich große Auswahl. Wieso sollte er also dann noch Interesse an einem blonden Pfleger haben, der sich irgendwann mal wieder aufrappeln würde, um sein Studium zu beenden und dann diese Klinik übernehmen würde und… Ach… er hatte nie wirklich in diese High Society Welt gepasst. Selbst als Klinikchef würde er niemals solche Veranstaltungen besuchen wie es Sasuke in der Vergangenheit zu tun pflegte und daher würden mit Sasukes Genesung alle Berührungspunkte verschwinden. Dieser Kuss war schön. Nein, dieser Kuss war WAHNSINN und Naruto war im tiefsten Herzen dankbar dafür, dass er ihn erleben dürfte. Diese Erinnerung hatte sich nun auf ewig in ihn eingebrannt und er würde es sicherlich niemals vergessen! Ein Poltern ließ ihn aufschrecken und hochblicken und genau in diesem Augenblick kam Deidara keuchend vor ihm zum Stehen: „Hier bist du, Naruto-kun! Ich hab dich schon gesucht, hn!“ Einige Strähnen hatten sich aus Deidaras Zopf gelöst und hingen ihm nun wild ins Gesicht. Anscheinend hatte er das ganze Anwesen nach dem Blonden abgesucht: „Was hockst du hier auf dem Boden? Du weißt doch, das Iruka-kun bereits das Abendessen vorbereitet und du heute eigentlich Küchendienst hast und rede dich nicht damit heraus, dass du eigentlich Ruhe brauchst wegen der Nachtschicht und…“ „Hast du mich nur wegen dem Küchendienst gesucht?“, Naruto konnte sich nicht vorstellen, dass sich der Ergotherapeut nur deswegen die Mühe gemacht hatte durch dieses riesige Haus zu rennen. „Oi…nee… eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass dein Handy seit geraumer Zeit immer wieder klingelt und Danna schon richtig genervt ist deswegen! Dauert nicht mehr lange und er erschlägt es mit dem Nudelholz!“ Naruto hangelte sich mit dem Rücken und den Händen die Wand wieder nach oben. Das seltsame Gefühl in den Beinen schien verflogen zu sein und so beschloss er, ins Erdgeschoss zu gehen, da er den genannten Störenfried das letzte Mal dort auf der Anrichte in der Küche hatte liegen sehen. In der Küche angekommen entdeckte er Iruka pfeifend über die Kochtöpfe gebeugt und Sasori an der hinteren Wand gelehnt. Der Rothaarige schien den Koch genauestens zu beobachten als würde er dessen Kochkünsten nicht so ganz trauen. Doch Naruto wusste, dass Iruka trotz seiner normalen Ausbildung zum Hauswart ein hervorragender Koch war und selbst den einfachsten Gerichten das gewisse Etwas verpassen konnte. Kaum wollte er den Mund öffnen und Iruka fragen, was es denn wohl zu Abend geben würde, dröhnte erneut ein Nerv tötender Jingle von der Küchenzeile her zu den Eintretenden herüber. „Entweder du gehst augenblicklich da dran oder ich ertränke es im Spülbecken!“, grummelte der Leiter des Pflegepersonals und auch Iruka nickte bestätigend. „Wie oft…“, die Frage brauchte Naruto gar nicht zu Ende zu stellen, da sah er bereits im oberen Rand seines Displays, das 39 verpasste Anrufe eingegangen waren und der Schuldige versuchte es gerade ein vierzigstes Mal. Seufzend betätigte Naruto den Annahmebutton auf seinem Smartphone: „Was bist du denn so hartnäckig, Kiba?“ „War klar, dass es der dumme Hund ist!“, brummelte Neji, der gerade an Naruto vorbeigriff und sich ein Glas aus dem Regal hinter Naruto fischte. Naruto musste aufgrund dieser Bemerkung leicht grinsen. Sie waren jetzt seit über einer Woche in diesem Haus und waren seitdem auch nicht mehr in der Klinik gewesen. Daher fehlten derzeit die kleineren Streitigkeiten beim Mittagstisch zwischen Neji und Kiba und irgendwie vermisste dies Naruto. „Mann, Alter! Wo steckst du bitte?! Weißt du, wie oft ich versucht hab dich zu erreichen?“ „Oi, Kiba! Du weißt doch, dass ich dir unseren Aufenthaltsort nicht sagen darf!“, Naruto versuchte gerade sein entschuldigendes Lächeln zu vertonen, war sich aber nicht sicher, ob der andere dies registrierte. „Ja ja…schon klar! Mann, hier ist es voll öde ohne euch!“ „Sehnsucht?“ „Und wie, Alter! Aber hey…warum ich eigentlich anrufe…“, plötzlich wurde Kibas Stimme um einiges düsterer. Naruto musste schlucken. Etwas stimmte nicht, dass spürte er ganz deutlich! „Habt ihr gerade einen Fernseher in der Nähe?“ Naruto wusste, dass er in der Küche sicherlich keinen finden würde, daher trat er an Sasori vorbei in den nebenliegenden Raum. Hier befand sich das Esszimmer und dieses verfügte wie die meisten anderen Zimmer in dieser Villa über einen in der Wand eingelassenen Touch-Screen-Monitor. Dieser war eigentlich für die Bedienung der verschiedenen Alarmsysteme sowie den Zugriff auf das Internet, doch konnte man damit natürlich auch auf das normale Kabelfernsehen zugreifen. Sasori und Neji waren ihm neugierig gefolgt und standen direkt hinter ihm. Deidara blieb etwas unschlüssig in der Tür zwischen Küche und Esszimmer stehen. „Ja. Warum?“ „Schalt ihn ein. Sender ist eigentlich fast egal… es läuft auf allen Kanälen wobei der Lokalsender noch am Schnellsten mit Neuigkeiten aufwartet!“ Was hatte Kiba nur im Fernsehen gesehen? Und was bitte lief auf allen Sendern zeitgleich? War heute ein großes Baseballspiel angesetzt gewesen und er hatte vergessen mit den Jungs im Klinikum die Wetten zu platzieren? Aber das rechtfertigte doch keine 40 Anrufe! Schnell hatte er mit einigen flinken Berührungen auf dem Bedienfeld den Lokalsender Konohas eingestellt. Der Ton war aus und dennoch hätte er diesen auch nicht anmachen müssen. Die Bilder reichten ihm vollkommen. „Dein alter Boss…“, hörte er noch Kiba sagen, ehe ihm das Smartphone aus der Hand rutschte und hart auf dem Boden aufschlug. Auf dem Bildschirm wurden gerade zwei Bilder gezeigt. Eines zeigte einen in die Jahre gekommenen älteren Herren mir Halbglatze, dicklicher Knollennase, finsterem Blick und kleinem Bart. Daneben ein jugendlicher Typ. Weißhaarig und mit schiefen Grinsen. An sich würde er sich dabei nichts denken, doch sein Blick wurde schier festgesogen an der Bildunterschrift: KLINIKCHEF UND STUDENT ENTHAUPTET! DOPPELMORD IN KONOHA! Die Tür wurde ohne vorheriges Anklopfen aufgestoßen. Mit einem lauten Knall flog sie gegen den dahinter liegenden Schrank und Kakashi sowie Sasuke schreckten aus ihrem Gespräch auf. Der Mediziner hatte schon viel in den letzten Wochen erlebt, aber ein wahrlich verstörter Naruto war ihm noch nie untergekommen. Der blonde junge Mann stand breitbeinig in der Tür und atmete schwer. Als habe er gerade einen Marathon gelaufen und Kakashi wusste, dass selbst dies für den jungen Uzumaki kein Problem darstellte, doch wäre diese sportliche Betätigung nicht in der Kürze der Zeit möglich gewesen. Narutos Augen waren geweitet und es reichte dem Grauhaarigen nur ein kurzer Blick um zu wissen, dass etwas ganz und gar Schreckliches passiert sein musste. „Naruto?“, Sasuke klang verwirrt. Wer wäre dies bei einem solchen Auftritt nicht. Vor nicht einmal einer Stunde hatte Naruto noch recht gutgelaunt mit ihm hier auf dem Bett gesessen und – bei dem Gedanken spürte Sasuke eine leichte Röte aufsteigen – mit ihm den ‚Freibrief‘ eingelöst und nun wirkte er, als wolle er sie alle schnellstmöglich evakuieren weil das Haus in Flammen stand. Dem war aber sicherlich nicht so, denn selbst Sasuke waren die Rauchmelder in diesem Gebäude in ausreichender Anzahl aufgefallen… also was ließ Naruto so verstört in das Zimmer stürmen? Doch der Blonde reagierte nicht auf die plötzliche Ansprache, sondern löste sich aus seiner Starre und marschierte geradewegs auf den großen Schrank direkt gegenüber von Sasukes Bett zu. Darauf befand sich der große Fernseher – ein neueres Fabrikat mit LED – und diesen schaltete er auch ohne Rücksprache einfach an. Er schien keinen Sender suchen zu brauchen, denn anscheinend schien das, was er ihnen zeigen wollte zurzeit auf allen Kanälen zu laufen. Bald erschien vor ihnen ein reichlich ernst dreinblickender Herr mit einem Mikrofon in der Hand, welches er sich viel zu dicht unter seine beschlagene Brille hielt. Im Hintergrund waren einige Lichter zu sehen. Blau und Gelb und Weiß. Im unteren Bildrand zog ein Schriftzug immer wieder seine Runden: ‚DOPPELMORD IN KONOHA – LIVE vor Ort‘. Sasuke verstand nun immer weniger, doch er hatte zunächst das Gefühl, dass das, was ihnen Naruto hier zeigen wollte, nicht ihm galt sondern dem Arzt neben sich. Naruto schnappte sich unterdes die Fernbedienung und stellte den Ton lauter. Nun waren sie auch endlich dazu in der Lage zu verstehen, was dieser Reporter da so verzweifelt in sein Mikro haspelte: „… stehen hier vor dem Städtischen Klinikum Konohas, wo vor wenigen Stunden der Leichnam des Leiters, Herr Professor Doktor Onoki Tsuchikage, enthauptet und auf das Grausamste zugerichtet in seinem Büro aufgefunden wurde!“ Ein Bild des genannten Opfers wurde in Großaufnahme eingeblendet. Kakashi zog zischend die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Er kannte Onoki sehr gut. Schließlich war er lange Zeit als Assistenzarzt unter diesem tätig gewesen bevor er zum Senyu-Klinikum gewechselt war. Sasuke hingegen schien noch immer nicht so ganz zu begreifen warum dies solch eine Unruhe in Naruto ausgelöst hatte. Kannte Naruto diesen Arzt etwa auch näher? Gerade wollte er genau das an den Blonden gewandt fragen, da hob dieser eine Hand als Zeichen, dass er nun wohl genauer aufpassen sollte. Daher wandte er erneut seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu. „Wir schalten nun zu meiner Kollegin Karin Uzumaki nach Konoha-Hafen!“ Sasuke war bei der Nennung des Namens der nun erscheinenden Reporterin das Zusammenzucken Narutos aufgefallen. Kannten sie einander? Waren sie verwandt? Schließlich verwendete sie auch diesen Namen Uzumaki und dieser war sicherlich nicht allzu häufig! Die Rothaarige rückte ihre Brille zurecht und versuchte angestrengt eine strenge Miene aufzusetzen. Irgendwie hatte Sasuke das Gefühl, dass er diese Frau dort kannte. Zumindest zuckte sein linkes Augenlid verdächtig bei genauerer Betrachtung dieser Person. Wollte Naruto, dass er sich diese Frau genauer ansah? Vielleicht kannte er sie ja doch und Naruto wollte mit dieser Aktion hier irgendetwas in ihm wachrufen?! „Danke, Saito-san! Hier spricht Karin Uzumaki. Ich befinde mich hier nur wenige Meter vom Ort des Verbrechens entfernt. Auch hier fand auf grausamste Art und Weise eine Enthauptung statt und nach ersten polizeilichen Untersuchungen konnte zumindest ermittelt werden, dass beide Opfer mit ein und derselben Tatwaffe niedergestreckt worden sind. Demnach handelt es sich wohl um einen Doppelmord, der binnen kürzester Zeit knapp hintereinander ausgeführt worden ist von ein und demselben Täter!“ „Ich möchte, dass du nun ganz genau hinsiehst, Sasuke!“, unterbrach Naruto den Redeschwall der Moderatorin aus den Lautsprechern und sah den Schwarzhaarigen direkt an, der daraufhin nur nickte. „Mittlerweile konnte auch das zweite Opfer einwandfrei identifiziert werden! Es handelt sich um den 24-jährigen BWL-Studenten Suigetsu Hozuki…“ Erneut wurde ein Bild von der betreffenden Person eingeblendet. Ein Typ mit eindeutig seltsamen Stil. Ob es nun das Aussehen oder den Kleidungsstil betraf. Kinnlanges, unnatürlich schlohweißes Haar welches schon länger keinen Friseur mehr gesehen hatte. Ein schiefes Grinsen bei welchem spitze Zähne hervor blitzten. Ein fliederfarbenes, enges Oberteil welches wohl auf diese unnatürlich lilafarbene Augenfarbe mittels Kontaktlinsen abgestimmt war... Sasuke starrte dieses Bild an. Und er starrte… und starrte… bis es verschwamm… bis alles vor seinen Augen verschwamm…. „Sasuke-kun? Alles in Ordnung?“, Kakashi neben ihm legte sanft eine Hand auf die Schulter. Zunächst wunderte sich Sasuke, warum diese zitterte, doch dann wurde ihm bewusst, dass dies nicht von Kakashi ausging, sondern das sein ganzer Körper bebte. „Sas… du weinst…“ „Hä?“ „Ich sagte, Sas…du weinst!“ Hastig fuhr seine Hand hoch und wischte über die Augen. Naruto hatte Recht! Er… er weinte. Aber… Warum?! Und warum bebte und zitterte sein Körper so heftig? „Naruto?... Wie hast du mich gerade genannt?“, seine Stimme klang gebrochen, jedoch konnte er die ausbrechenden Tränen zurückdrängen. „Öhm… meinst du… Sas?“ Er nickte. Spürte, wie sich seine beiden Hände in die Bettdecke krallten und nun doch die Tränen aus ihn herausbrachen weil kein Staudamm dieser Welt diesem Druck hätte standhalten können. „So hat er mich immer genannt!“ Kakashi und Naruto zuckten beider Maßen überrascht zusammen. Hatte er gerade in der Vergangenheitsform gesprochen? Hieß das, dass Sasuke sich an etwas erinnern konnte? „Wer?“, Kakashis Hand rutschte von Sasukes Schulter und ergriff nun seine Hand. Der junge Schwarzhaarige schien noch reichlich verwirrt. „Ihn… Sui… Suigetsu Hozuki! Er war mein bester Freund und nun ist er…“ Stille kehrte ein in dem kleinen Raum und das einzige, was diese unterbrach war das Erlischen des Fernsehbildschirms nachdem Naruto diesen über die Fernbedienung ausgemacht hatte. Sasuke schluckte. Starr saß er da. Störte sich nicht mehr an den Tränenbächen und begann einfach zu reden, ohne dass er selbst bemerkte, dass er redete. Es sprudelte geradezu aus ihm heraus. Er merkte nicht, dass Sasori und Deidara hinzugekommen waren weil der ältere Pfleger nun eigentlich dafür zu sorgen hatte, dass Sasuke bettfertig gemacht wurde. Sasuke hingegen saß nur da. Wirkte apathisch und redete. Berichtete von Erinnerungen, die gerade wohl vor seinem inneren Auge abliefen und war dabei selbst nicht wirklich anwesend. Als berichtete gerade jemand anderes aus dem Körper des Patienten mithilfe verschütteter Informationen… „Bist du dir sicher, Sas? Das ist ganz schön creepy und es sind echt krasse Vorwürfe!“, Suigetsu lehnte sich zurück im Ledersessel hinter dem riesigen Schreibtisch welcher vor einer riesigen Fensterfront stand. Vor ihm eine aufgeschlagene Akte, die auf den ersten Blick und für einen nichtwissenden Laien nur unverständliche Zahlenreihen zeigte. „Natürlich bin ich sicher!“, Sasuke setzte sich auf die Ecke der Tischplatte und beäugte seinen weißhaarigen Freund kritisch, „Ich habe in den letzten Wochen nichts anderes getan, als dieses Beweismaterial zu sammeln! Diesmal ist er zu weit gegangen, Suigetsu! Diesmal werde ich damit zu Itachi gehen und dann werden wir…“ „Du weißt, dass selbst die Hälfte aller Richter hier korrupt sind und unter seiner Fuchtel sehen!“, Suigetsu begann sich in diesem Sessel um sich selbst zu drehen und das in einer Geschwindigkeit, die Sasuke genervt seufzend wegblicken ließ. Warum benahm sich sein langjähriger Freund auch jedes Mal wie ein kleines Kind sobald er ihn in seinem Büro im obersten Stockwerk der Uchiha Corp. besuchte? „Schon klar. Ich habe auch ehrlich gesagt nicht vor, es nach außen zu tragen. Schließlich ist es Familien-Interna und es würde ein schlechtes Licht auf den ganzen Clan werfen und…“ Suigetsu hielt in seiner privaten Karussellfahrt inne: „Das hört sich aber schon wieder ziemlich nach Schwanz einziehen an, Sas! Wenn ganz oder gar nicht!“, dann erhob er sich und schritt ans Fenster, „Du bist doch sonst der kühle Stratege!“ „Er ist der Bruder meines Vaters!“, Sasuke schritt um seinen Tisch herum und nahm nun in seinem nun freigewordenen Sessel Platz. „Und? Dieser Bruder deines Vaters ist gerade dabei die Söhne deines Vaters zu ruinieren und das ohne mit der Wimper zu zucken noch Rücksicht bei der Wahl der Mittel zu nehmen!“ „Ja… du hast Recht, Sui. Er ist wirklich zu weit gegangen!!“, er schlug die Akte zu. Er hatte sich die letzten Nächte mit diesem Mist um die Ohren schlagen müssen und er konnte es schon bald nicht mehr sehen. Es war so niederschmetternd! Hatten sein Bruder und er seit dem Tod der Eltern nicht schon genug mitmachen müssen? Wieso stellte sich nun auch noch die eigene Familie gegen sie? Und dann noch mit solchen… illegalen Methoden? „Wirst du ihn zur Rede stellen bevor du dagegen vorgehst?“, erklang Suigetsus Stimme nach einer ganzen schweigsamen Weile direkt hinter ihm. „Ja. Ich sehe ihn während meiner Geburtstagsfeier nächste Woche im ‚Susanoo‘. Er hat zugesagt und in der Öffentlichkeit wird er sich wohl keine ungebührlichen Schnitzer erlauben!“ „Glaubst du, er ahnt etwas, dass du ihm auf die Schliche gekommen bist?“, Suigetsu entfernte sich nun von der Fensterfront und nahm in der Besuchersitzecke des geräumigen Büros Platz. „Keine Ahnung. Juugo meinte er sei vorsichtig gewesen beim Beschaffen der letzten Beweise! Allerdings habe ich ihn nicht mehr erreichen können nachdem er mir das hier“, er wies auf die Akte, „übergeben hat!“ Es kehrte erneut Stille ein. Diesmal war sie weitaus unangenehmer zu ertragen als die vorangegangenen. „Glaubst du, sie haben ihn…“ „Ich habe Juugo gesagt, er soll sich aus dem Staub machen wenn er das Gefühl hat, dass es brenzlig wird und er ist nicht dumm!“ „Nee, dass ist er echt nicht! Juugo ist der beste Hacker und wusste bestimmt schon Stunden vorm Attentäter Bescheid der auf ihn angesetzt war!“, Suigetsu lachte leise auf. Ein ehrliches Lachen klang anders, das wusste Sasuke. Es war eher ein Lachen, dass ihnen beiden wohl Mut und Zuversicht schenken sollte. „Sui?“ „Hm…ja?“ „Danke“ „Oi! Wo ist denn das eiskalte Superarschloch hin?“, der Weißhaarige sprang gespielt überrascht auf und Sasuke musste leicht schmunzeln. „Ich geb dir gleich Superarschloch! Dafür möchte ich mindestens zwei Drinks spendiert bekommen bei der Party!“ „Geht klar, Chef!“ Das Telefon klingelte laut und schrill und riss ihn aus seinen Gedanken. Er war gerade dabei die Daten der Buchhaltung zu kontrollieren so wie es ihm Itachi gesagt hatte. Auf dem Display stand etwas von einer unterdrückten Nummer. Sasuke mochte es nicht wenn er nicht wusste, wer ihn zu einer solch späten Stunde – sein Blick auf die Uhr zeigte bereits weit nach 1 Uhr nachts – noch im Büro anrief und dennoch hob er ab. „Uchiha?“ „Sas…Sasuke?“ Die Stimme war brüchig, abgehakt. Aber die Verbindung war klar und deutlich, so dass sich Sasuke sicher sein konnte, dass es an der körperlichen Verfassung des Anrufers liegen musste. „Juugo…bist du es?“, der Schwarzhaarige war sich gar nicht bewusst darüber, dass er aufgesprungen war und nun den Hörer fester an sein Ohr presste. Es folgte Rauschen. Vermutlich befand sich der Orangehaarige in der Nähe vom Strand oder dem Hafen. Mehrmaliges zittriges ein- und ausatmen. „Sas… 7876. Du weißt wo. Sag die Feier ab!“, erneutes Rauschen und Sasuke spürte, dass er selbst wohl die ganze Zeit den Atem anhielt, „Sag sie ab…Sas…Falle…“, dann brach die Verbindung ganz ab. Wurde abgelöst von einem monotonen Tuten. „Was sollen diese Unterstellungen, Sasuke! Wie kannst du so etwas behaupten ohne…“ „Ich habe Beweise, Itachi! Bitte! Sieh dir alles an und dann verstehst du auch, warum ich so handeln musste!“ Im Hintergrund wummerte ohrenbetäubend ein dumpfer Technobeat und ab und an huschte die umherschwenkende Beleuchtung über ihre beiden Gesichter. Rot. Blau. Grün. Gelb. Schwarzlicht. „Das ist doch Unsinn!“ „Ach ja? Wegen diesem Unsinn ist Juugo verschwunden! Wegen diesem Unsinn fehlen 2,4 Millionen Dollar! Wegen diesem Unsinn sind wir bald pleite und müssen verkaufen obwohl wir nicht pleite sind…“ „SASUKE! Es reicht!“, laut schlug die Hand des älteren Uchihas auf den Tresen der Bar, „Heute feiern wir hier deinen Geburtstag! Und da möchte ich so etwas nicht hören!“ „Ganz wie du meinst, Bruder!“, schnaubend wandte sich Sasuke ab und verschwand in der Menge auf der Tanzfläche. „Ich muss weg hier….Sui…gib mir die… Schlüssel!“ „Ich geb dir ganz bestimmt nicht die Autoschlüssel, Sas! Du bist betrunken!“ „Ich…ich bin nicht… betrunken… Schlüssel…sofort!“, er schwankte gefährlich nach vorne, schaffte es aber noch, sich in die Schulter seines weißhaarigen Freundes zu krallen um nicht wirklich zu fallen, „Ich bin nur… müde und…ich muss weg …hier!“ „Na, noch besser! Denkst du einem müden Idioten geb ich die Schlüssel eher als einem besoffenen Idioten?“ „Sui… die wollen… die wollen… ich bin tot!“ „Schaust noch recht lebendig, dafür aber hacke dicht aus!“, Suigetsu lehnte den nun in seinen Armen immer schwerer werdenden Körper seines besten Freundes gegen die Fahrertür des Porsches und blickte sich dann um. Ziemlich offensichtlich hielt er Ausschau nach einem Taxi, doch konnte keines finden. Stattdessen entdeckte er etwas anderes: „Oh, sieh mal, Sas! Da sind Itachi und Obito! OI!!! ITACHI!!! OI!", wild winkte er den beiden anderen Uchihas zu, die wohl zum Luftschnappen gerade aus dem Hinterausgang der Disco schritten. Sasukes ganze Körperhaltung versteifte sich: „NEIN!“, er holte aus und schlug dem überraschten Suigetsu ins Gesicht. Dieser strauchelte nach hinten und ließ dabei den Schlüssel in seiner Hand fallen. Schnell hatte Sasuke diesen aufgehoben und löste die Zentralverriegelung seines Porsches. Als Suigetsu sich leise fluchend die blutende Nase haltend und mit der herbeigeeilten Hilfe Itachis erhob zischte gerade der Porsche vom Parkplatz des ‚Susanoo‘. Suigetsu. War…tot?! Juugo… verschwunden? Was…??? Die Bilder in seinem Kopf schlugen auf ihn ein wie das stetige Hämmern eines Presslufthammers auf Asphalt. Alles drehte sich, verschwamm vor seinem inneren Auge in unterschiedliche Farben. Formte neue Bilder. Er sah nicht nur seine letzten Momente mit seinem besten Freund Suigetsu, auch Fetzen aus seiner weiteren Vergangenheit schlugen ohne Rücksicht zu. Die alte Weisheit, dass man sich gerade an die schlimmsten Gegebenheiten am Längsten erinnerte, schien sich in diesem Augenblick zu bewahrheiten und Sasuke hätte in diesem Augenblick alles dafür getan, wenn diese düstere Bilderflut in seinem Kopf ein Ende nehmen würde. Die Beerdigung seiner Eltern erschien ihm plötzlich so real und so nah, als wäre er gerade eben erst aus dem Krematorium geschritten an der Hand seines Bruders. Bilder eines teuflischen Grinsens. Die gescheiterte Übernahme der Akatsuki Group in den Staaten. Das dunkle grollende Auflachen einer finsteren Stimme. Der Tod des Schäferhundes Aoi ein gutes Jahr nach der Beerdigung der Eltern. Er schlug die Hände über seinem Kopf zusammen. Spürte, wie sich sein Körper immer mehr verkrampfte. Zitterte. Förmlich danach schrie, aufzuspringen und einfach fort zu rennen. Egal, wohin. Doch seine Beine würden dies nicht zu lassen! Panik stieg in ihm auf. Er hatte etwas in Erfahrung gebracht. Und er hatte sich nur zwei Personen in dieser Zeit voll und ganz anvertraut… Suigetsu und Juugo. Der eine war nun tot und der andere verschwunden. Dieses Lachen… dieses Grinsen, welches sich immer wieder in seinem Kopf wiederholte… dieser Mensch war zu allem fähig. Sicherlich… sicherlich war Juugo am Tag dieses seltsamen Anrufs auch etwas zugestoßen! Und er war schuld daran! Er hatte diesen beiden Menschen etwas anvertraut, was sie ins Unglück gestürzt hatte. Ins Verderben. In den sicheren Tod! Seine Hände krallten sich mit aller Brutalität in seine Kopfhaut. Er schrie. Schrie…schrie…schrie… Hörte nicht, wie man beruhigend auf ihn einsprach. Spürte nicht, wie Hände nach ihm griffen. Erst als diese versuchten, ihn in die Matratze zurückzudrücken schlug er um sich. Mit einer Kraft, mit der in diesem Zimmer sicherlich niemand gerechnet hatte. Er wollte nur noch weg. Weg… weg… WEG! Hier waren auch Menschen! Menschen, die er mochte! Und er wusste etwas, was er nicht wissen dürfte und auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte, so würde dies Suigetsus Mörder nicht aufhalten, weiterhin Jagd auf ihn zu machen... auf ihn und alle, mit denen er sich umgab! „Verdammt! Holt Neji und Iruka! Er verletzt sich noch selbst!“ „Deidara, fixiere ihn mit dem Fitnessband ans Gestell!“ Sein Körper, tagelang steif und zu nichts zu gebrauchen, bäumte sich unter den fremden und doch vertrauten Händen auf! Wieso ließen sie ihn nicht in Ruhe? Sie waren alle in Gefahr wenn sie sich weiterhin um ihn kümmerten! Sie würden enden wie Sui…enden wie Sui! Nein! Das dürfte… nicht passieren! „Kakashi! Verabreich ihm Midazolam oder ein anderes Benzodiazepin!“ „Neji… Hatte er nicht schon Tranxilium zum Kaffee?“ „Nein, er wollte es mal ohne Beruhigungsmittel probieren!“ „Hast du das nachgeprüft, Naruto?“ „Oi, die Pillen liegen doch noch alle hier auf dem Nachttisch!“ „‘Tschuldige, ist mir beim Fixieren der Arme nicht aufgefallen!“ Alles verschwamm. Seine Kräfte ließen nach. Sein Gefühl ließ nach. Nur noch Dunkelheit, die nach ihm griff. Dunkelheit… Dunkelheit… ein Sattelschlepper! Scheiße! Da war ein Sattelschlepper! Er musste bremsen! Bremsen! Wieso… wieso bremste er nicht?! Wieso… hielt das Auto nicht? Wieso… Zu spät! Schmerzen… es tut so weh… alles tut so weh…. Alles dunkel… so dunkel… Schweigend saßen sie alle beisammen im Esszimmer der Namikaze-Villa. Niemand schien irgendetwas sagen zu wollen oder zu können. Zu sehr saß ihnen noch der Schrecken von Sasukes Reaktion in den Gliedern. Niemals hätten sie einen Zusammenhang vermutet und doch… Sasuke war in etwas hineingeschlittert, das war ihnen allen nun klar. Man hatte versucht Itachi zu kontaktieren, was ihnen auch über dessen Sekretär Kisame ohne weiteres gelungen war. Nur konnte dieser nicht sofort zu ihnen kommen. Orochimaru Hebi hing noch in einer längeren Operation fest und konnte daher nicht sofort als sein Doppelgänger fungieren. Und auch wenn sie alle unendlich viele Fragen an den älteren Uchiha hatten, so wussten sie, dass sie warten mussten. Es war einfach zu gefährlich. Itachi konnte nicht ohne diesen Identifikationstausch mit Orochimaru zu ihnen kommen. Denn auch, wenn sie nun eine gewisse Ahnung hatten, was in dieser verhängnisvollen Nacht vor über sechs Monaten geschehen war, so wussten sie immer noch nichts über den oder die Täter. Und mit diesen war nicht zu spaßen. Onoki Tsuchikage war tot. Brutal ermordet in seinem Büro des Städtischen Klinikums. Suigetsu, wie sie nur kurz zuvor erfahren hatten Sasukes bester Freund, wurde ebenfalls auf die gleiche bestialische Weise getötet und das unmittelbar nach dem Mord an dem Klinikleiter. Ein gewisser Juugo galt noch als verschwunden und das einzige, was er Sasuke hinterlassen hatte, waren die Zahlen 7876. Diese Zahlenkombination nuschelte der Patient selbst jetzt noch in seinem unruhigen Schlaf nachdem es ihnen endlich gelungen war, ihn auch nur etwas zu beruhigen und ihn mit unterschiedlichen Mitteln ruhig zu stellen. „Was nun?“, fragte Asuma schließlich in die Runde und zog nachdenklich an seinem Glimmstängel. Normalerweise rauchte er nicht innerhalb eines Gebäudes, doch nun störte sich wahrlich niemand daran. „Ist wirklich jeder zweite Richter korrupt?“, flüsterte Deidara fast unverständlich leise und Sasori legte ihm behutsam eine Hand auf den Oberschenkel. „Wer weiß. Aber wenn dem so ist, wem können wir dann noch vertrauen? Der Polizei?“ Wieder Stille. Iruka erhob sich und verschwand einen Moment in der Küche, nur um kurz darauf mit einem Tablett wiederzukommen. Schweigend reichte er allen Anwesenden eine Tasse Tee und nahm dann wieder neben Naruto Platz, der sich daraufhin erhob. Fragende Gesichter blickten zu dem Blonden, welcher laut seufzte und den Stuhl an den Tisch heranschob. „Ich werde zu ihm gehen!“ „Aber er schläft doch!“, entgegnete Neji sofort und verstand Narutos geplantes Handeln nicht. „Das ist mir klar und ich habe auch nicht vor, ihn zu wecken. Nur…“, er löste die Finger von der Stuhllehne und trat einen Schritt zurück, „…er sollte nicht alleine sein, wenn er aufwacht!“ „Sagt das der Psychologe oder…“, Kakashi schien trotz der angespannten Situation unter seinem Mundschutz zu schmunzeln. „Nein“, der Blonde wandte sich nun der Tür zu und entfernte sich von seinen Kollegen, „Das sage ich als sein Freund. Und als Psychologe sage ich, dass Sasuke nun wirklich jeden Freund braucht!“, dann verschwand er auf dem Gang und die anderen konnten nur noch die sich entfernenden Schritte die Treppenstufen hoch hören. „Wir sollten noch vorsichtiger nach außen hin agieren!“, auch Kakashi erhob sich, jedoch nur um sich die noch unangetastete Tasse Tee des Blonden zu sich herüber zu ziehen. Er mochte die besondere Teemischung des jungen Hauswarts Iruka und empfände es als Verschwendung, diesen Tee kalt werden zu lassen. „Wirklich kein Wort zu niemanden. Ausgehverbot für’s erste. Wir sollten dem Sicherheitsteam dieser ganzen Senyu-Anlage ebenfalls Bescheid geben und die Sicherheitsmaßnahmen für das ganze Grundstück und nicht nur für dieses Gebäude allein erhöhen!“ „Ist das dann nicht zu viel?“, Sasori räusperte sich, „Nach außen hin ist es doch sehr auffällig, wenn plötzlich mehr Streifen der Privatwache der Senyus um das Grundstück patrouillieren!“ „Mag sein“, Asuma atmete eine Rauchwolke Richtung Zimmerdecke aus, „Aber wie heißt es so schön: Vorsicht ist besser als Nachsicht und daher gebe ich Kakashi vollkommen recht. Wir wissen nun, dass es sich nicht um einen simplen Attentäter handelt, sondern dass wohl eine ganze Organisation dahintersteckt und somit unsere schlimmsten Befürchtungen wahr geworden sind. Sasuke Uchiha ist in absoluter Lebensgefahr. Auch wenn er sich immer noch nicht an genau alles erinnert, hat er etwas mitbekommen. Etwas, was seine Gegner nicht einmal davor hat zurückschrecken lassen unbeteiligte Personen mit ein zu beziehen und diese förmlich… hinzurichten!“ „Wie lange… also… glaubt ihr, Sasuke wird sich auch bald an den Rest erinnern können?“, Deidara wirkte in seiner Frage unsicher. Aber er wusste auch, dass sie ihm zustand. Schließlich war er eigentlich nur ausgebildeter Ergo- und Fitnesstherapeut und hatte nicht die medizinische Bildung seiner Mitbewohner. „Hm. Schwierig zu sagen. Bis vor kurzen hätte ich fast vermutet, dass er sich wohl so schnell an nichts mehr erinnern wird. Langzeitamnesie und so. Aber diese Nachricht…“, Neji kreuzte die Arme vor seinem Brustkorb und senkte mit geschlossenen Augen den Kopf, „…die Nachricht vom Tod seines besten Freundes… das hat etwas in ihm wachgerufen. Ich denke, er wird in den nächsten Tagen noch weitere solch dramatischen Erinnerungen zurückerlangen und dann…“ „Naruto ahnt dies wohl und ist deswegen jetzt…“, Deidara stoppte, da reihum bereits alle nickten. „Dennoch brauchen wir auch Unterstützung außerhalb! So kommen wir nicht weiter und wir können uns hier nicht ewig verstecken!“, seufzte Asuma und drückte nun die Zigarette im bereitstehenden Aschenbecher aus. „Hm… ich hätte da eine Idee! Zumindest wüsste ich jemanden, den wir um Hilfe bitten könnten!“ Alle Anwesenden wandten sich nun Kakashi zu, welcher seinen Kopf nun auf beiden Händen auf der Tischplatte abstützte. „Ich hatte vor…hm… rund 10 Jahren einen sehr guten Freund und er hat damals eine Ausbildung bei der Polizei gemacht und deswegen und wegen anderer Kleinigkeiten verloren wir uns aus den Augen. Ich habe mich an ihn erinnert weil Sasuke ihn eben bei seinen Schilderungen kurz erwähnt hatte und ich glaube, dass Itachi ihn bezüglich auch keine Bedenken hat!“ „Wen meinst du?“, Sasori setzte sich aufrechter hin. „Ich spreche von Obito Uchiha!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)