Relentless Satisfaction von KankuroPuppet (Das Spiel mit der Lust) ================================================================================ Kapitel 2: First Encounter -------------------------- Relentless Satisfaction Chapter Two. First Encounter Dank Zoros Informationen war es nicht schwer, die besagte Bar am Hafen zu finden. Aufgeregt schleppte sich Ace zwischen großen Containern hindurch, hörte aus der Ferne bereits Musik und Gelächter. Als er das letzte Mal auf eine Uhr am Straßenrand geschaut hatte, war es kurz vor elf gewesen. Unruhig fuhr er sich durch seine schulterlangen Haare, dann durchs Gesicht, während er sich seufzend fragte, ob das alles wirklich eine gute Idee sei. Die Whitebeard Bande stand in Jerichos Nahrungskette seit Jahren unangefochten an der Spitze und nur wenige Gegner waren groß genug, um sich gegen sie aufzulehnen. Crocodile und die Baroques gehörten dazu, hatten sich ein kleines Monopol im gehobenen Rotlichtmilieu von South-End erschaffen, wobei es ein offenes Geheimnis war, welche Unmengen an Geld sie damit scheffelten. Als Ace den Eingang zur Bar erreichte, stellte er schnell fest, dass niemand vor dem Laden stand außer einem großen bulligen Mann mit Glatze. Crocodiles Nummer Eins, keine Frage. Ace schluckte laut bei dessen Anblick. Ihm war bewusst, dass es gefährlich war, alleine den Untergrund zu betreten, doch erst jetzt bekam er zu sehen, was ihm drohte, sollte er irgendetwas anstellen. Seine Knie wurden weich, seine Atmung unregelmäßig… Kid! Kid war doch da. Er war nicht allein! Und schon im nächsten Moment schämte er sich selbst, auch nur eine Sekunde über den Schutz durch einen latent Wahnsinnigen nachgedacht zu haben. Wie armselig er doch war im Angesicht der großen Mächte… Bevor er die Eingangstür erreichte, wühlte er in einer seiner Taschen. Viel zu durchsuchen gab es bei ihm nicht, denn er trug neben seinen geliebten schwarzen Shorts nur ein aufgeknöpftes, helles Hemd. Ohne ein Wort der Begrüßung, drückte er dem monströsen Türsteher einen 100 Dollar Schein in die bereits ausgestreckte Hand, dann folgte ein Moment der Stille, in welcher er genauestens gemustert wurde, bevor er eintreten durfte. Kaum hatte er den Innenraum betreten, schlug ihm warme, verbrauchte Luft entgegen, während Zigarrenqualm in seinen Augen brannte. Im Zwielicht der abgedunkelten Lampen taumelte er einige Schritte nach vorne, versuchte sich zu orientieren. Die Hitze im Kontrast zur nächtlichen Kälte brannte auf seiner Haut, seine Wangen wurden rot, er hustete. Kaum hatte er eine kleine Bühne ausgemacht, wurde er unlieb angerempelt, stolperte, fing sich und drehte sich verwundert um, bereit dem Rüpel mit einem wütenden Blick zu strafen. Doch alles was er sah, war der Rücken einer großen, schlanken Gestalt mit Kapuzenpulli, die sich – ohne sich einmal umzudrehen – in den hinteren Raum der Bar aufmachte. „Fängt ja gut an…“, murmelte Ace zu sich selbst, versteckte seine Hände in alter Manier in seinen Taschen und schritt weiter voran. Der Laden war ein runder Raum, in der Mitte einige Tische mit Stühlen, vollbepackt mit Menschen, zwischen denen leicht bekleidete Kellner und Kellnerinnen hindurcheilten. Am Ende befand sich eine Bühne, die sich etwa über die Hälfte des Innenraumes zog, doch in diesem Moment gähnend leer war. Direkt vor der Bühne, mit schmalzigen Haaren, einem übertriebenen Pelzmantel und qualmender Zigarette im Mund, fand er den Besitzer des Etablissements, Sir Crocodile, zu erkennen an der langen Narbe, sie sich über sein Gesicht zog. Der Typ zu seiner Rechten kam Ace auch bekannt vor, das war… „Dreck!“, stieß er hervor, sprang Schutz suchend zur Seite und rieb über seinen linken Arm, auf dem sich soeben ohne Vorwarnung ein stechender Schmerz ausgebreitet hatte. Erschrocken und sauer zugleich, suchte Ace nach der Quelle des Übels. „Ich hab dich auch vermisst“, säuselte eine wohlbekannte Stimme, bevor ihm ein Kuss auf die Stirn gedrückt wurde. Ungläubig starrte er in Kids leuchtend grüne Augen, die ihm mal wieder viel zu nah waren, während in seiner Nase der Qualm der Zigarette brannte, deren glühendes Ende der Rotschopf soeben gegen seinen Arm gedrückt hatte. Im ersten Moment wollte sich Ace darüber aufregen, doch nun war es geschehen und was machte schon eine weitere kleine Narbe auf seiner Haut? Stattdessen ging Ace einen Schritt zurück, um sich etwas Privatsphäre zurückzuerobern. Anstelle der ranzigen Lederjacke vom Vormittag trug der Untergrundhändler nun einen pompösen, dunkelroten Pelzmantel, ganz sicher ein Geschenk Crocodiles – wie machte er das nur? - über den Schultern, der sich ganz furchtbar mit der Farbe seiner Haare biss und viel zu wenig der nackten Brust verdeckte. Der Anblick war irritierend, doch Ace versuchte sich auf sein Ziel, seine Mission zu konzentrieren. Niemals würde er sich ohne Grund in dieses Milieu begeben. So fragte er mit ernstem Blick: „Ist er hier?“, und hatte das Gefühl, sein Herz würde bei jedem Wort einen Sprung machen. Kid öffnete verwundert seine Augen, rieb sich seine Nase, an deren Flügeln Pulverreste klebten und zuckte daraufhin gelangweilt mit den Schultern. Einen Augenblick lang konnte Ace beobachten, wie seine Pupillen irgendetwas fixierten, das anscheinend nur er sehen konnte, verfolgten es, bis das Klirren von verbrechendem Glas im Hintergrund den Rotschopf in die Realität zurückholte. Warum hatte er noch mal auf diesen Irren gehört? Ace seufzte. Die Sache hier war sinnlos. Gerade als er beschlossen hatte, diesen Drecksladen schnellstmöglich zu verlassen, ertönte Musik von der Bühne, auf die sich ein kleines Jazz Ensemble geschlichen hatte und einen Mann mit Mikrophon rhythmisch begleitete. Der Moderator oder wie immer man ihn nennen mochte, bedankte sich für die Geduld der Gäste und begann irgendeine Attraktion anzukündigen. Als Ace seinen neugierigen Blick von dem Geschehen löste, besorgt Kid könne von seiner Unaufmerksamkeit zu weiteren Dummheiten inspiriert werden, sah er, dass dieser nunmehr etwas fixierte, das hinter Ace liegen musste, wobei das Gesicht des Rotschopfs zu einer hämisch grinsenden Fratze verformt war. „Alles in Ordnung?“, fragte Ace, nicht etwa aus Besorgnis, sondern vielmehr um die unangenehme Spannung zwischen ihnen mit belanglosen Worten zu entkräften. Kid wandte sich ihm zu, spitzte die Lippen nachdenklich, lachte; ein Lachen, das Ace wohl noch bis in seine schlimmsten Alpträume hinein verfolgen würde. Der Untergrundhändler nickte, winkte mit einer Hand eine undeutliche Geste und wandte sich gelangweilt ab. „Genieß die Show!“, erklärte er mit einem amüsierten Unterton, der Ace offenkundig beunruhigte. Nachdenklich verfolgte er den feuerroten Haarschopf, der den Innenraum durchschritt und sich an einen der überfüllten Tische setzte. Sprachlos blieb er zurück, hob, um seiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen, eine Augenbraue und schüttelte fassungslos den Kopf. Der Kerl hatte einen Sprung in der Schüssel, den kein Kleber dieser Welt würde fixen können. „Violet!“, schrie eine künstlich verstärkte Stimme durch den Raum und ließ Ace erschrocken zusammenfahren. Unsicher über seinen nächsten Schritt, beobachtete er eine junge, dunkelhaarige Frau, aufgehübscht mit einem knappen Matrosenkostüm, die unter aufgegeiltem Jubel die Bühne betrat. Das Spektakel ließ Ace Galle hochkommen, dabei war das Mädchen eigentlich recht hübsch. Er wollte gar nicht wissen, was ihr passiert sein musste, dass sie an einem solchen Ort gelandet war und nun für all diese Menschen im knappen Röckchen tanzen durfte. Doch für den Herrscher des Rotlichtmilieus war eine Schönheit alleine wohl nicht genug, denn nun betrat eine zweite Frau die Bühne, ebenfalls mit dunklen Haaren und solch blauen Augen, dass Ace sie sogar von seiner entfernten Position aus erkennen konnte. „…Unsere liebreizende Robin!“, schrie der Moderator. Pfiffe halten durch den Raum, ließen Ace angewidert schlucken. ‘Tanz, Püppchen! Tanz!‘, halte es zynisch in seinen Gedanken und formte ein mitleidiges Lächeln auf seine Lippen. „Ich habe gehört, die Zweite arbeitet schon lange für das Krokodil.“ Eine eindeutig männliche und doch helle Stimme drängte sich in Ace‘ Sinneshorizont. Seine Pupillen wanderten nach rechts, um den Störenfried ausfindig zu machen und entdeckten einen wohlbekannten Pullover. Unmittelbar erinnert an sein Betreten der Bar, drehte Ace sich in einer Geste der Empörung schwungvoll zu Seite, kniff beleidigt die Augenbrauen zusammen. „Ey! Du bist doch der Idiot, der mich angerempelt hat!“, beschwerte er sich, kurz bevor ihm die Erkenntnis wie eine flache Hand ins Gesicht schlug. An einem Ort wie diesen sollte er sein loses Mundwerk besser unter Kontrolle haben. Zu seiner Erleichterung zückte der Kerl jedoch keine Waffe, sondern lachte allenfalls leise. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, die Kapuze so weit ins Gesicht gezogen, dass man im Zwielicht der Bar nur Schemen erkennen konnte. „Habe ich das?“, fragte er verspielt ironisch und zeigte dadurch, dass er sich durchaus an die rüpelhafte Begegnung erinnern konnte. „Yoi… Das tut mir Leid.“ Ace verzog unbeeindruckt den Mund. „Steck dir deine Entschuldigung sonst wo hin“, murmelte er und spürte einen eiskalten Schauer durch seinen Körper zucken, als ihm klar wurde, dass er abermals impulsiv mit Beleidigungen um sich warf. Eine Zeit lang standen sie schweigend nebeneinander, wobei keiner der beiden den Anschein erweckte, als würde er die Konversation weiterführen wollen. Ace rieb sich nachdenklich die Nase, während er den komischen Vogel an seiner Seite unauffällig musterte, ohne jedoch den Hauch einer Idee zu haben, wer der Kerl sein und zu welcher Bande er gehören könnte – wenn er es denn überhaupt tat. Inzwischen war der Raum erfüllt von Musik, die entweder zum Jazz oder zum Blues gehörte – er verwechselte das immer – und die zwei Mädchen tanzten unter lauten Rufen auf der von rotem Licht überfluteten Bühne. Als Ace abermals zu der Erkenntnis kam, dass es das Beste sei, die Bar zu verlassen, entschied sein unbekannter Begleiter, dass ihre Unterhaltung noch nicht zu Ende war. „Du bist nicht wegen der Mädchen hier“, stellte er fest, griff in die Tasche seiner dunklen Hose, um sich eine Zigarette zu nehmen, die er daraufhin mit einer unverschämten Ruhe entzündete. Das Licht des Feuerzeugs offenbarte für eine kurze Zeit blaue Augen, glänzend im orange-roten Schein, die es vermochten, Ace unmittelbar in ihren Bann zu ziehen. „Nein“, antwortete er wahrheitsgemäß und fragte sich im selben Moment, wieso er das getan hatte. Als seine Vermutung bestätigt wurde, konnte Ace im Aufglimmen der Zigarettenasche ein Grinsen über die fremden Lippen huschen sehen. Um zu verhindern, dass weitere Wörter seinen verräterischen Mund verließen, begann Ace über das Kinn seinen Unterkiefer entlang zu reiben, hörte jedoch nicht auf, seinen Gesprächspartner zu mustern. Langsam begann er sich zu fragen, ob das Interesse des Unbekannten einen bestimmten Grund hatte und der Gedanke beunruhigte ihn, weshalb er zu einer schnellen Entschuldigung ansetzte, um diesen Laden endlich hinter sich lassen zu können: „Ich denke, ich gehe jetzt.“ Doch die Person drehte sich zu ihm, kaum hatte er seinen Satz beendet. Der Schein einer der gedimmten Lampen schlich sich unter seine Kapuze, und entblößte abermals die unnatürlich blauen Augen, welche Ace einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließen. Wie angewurzelt blieb er stehen, wagte nicht einmal mehr zu atmen. „Ich denke, ich habe etwas, das dich interessieren könnte.“ Die Stimme des anderen verursachte eine Gänsehaut, die sich über Ace‘ gesamten Körper zog. Als er antwortete, hatte seine Stimme ihre normale Tonlage verlassen und war in verräterisch hohe Sphären entglitten. „Mich?“, fragte er perplex. Ace‘ Blick wanderte über die Menschenmenge, während er versuchte sich daran zu erinnern, wohin sich Kid gesetzt hatte, doch waren die auffällig roten Haare nirgends auszumachen. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er seine Selbstsicherheit wiederzufinden, drehte sich danach zu dem Unbekannten um. Erst als er überlegte, was ihn interessieren könnte, erinnerte er sich daran, weshalb er überhaupt in diese verdammte Bar gekommen war. Nein, wegen der Mädchen war er nicht hier. Er wollte den Phönix finden. „Ja, vielleicht“, bestätigte er also den Mann neben sich, in der leisen Hoffnung dieser könne ihm zumindest auf eine Spur bringen. Wieder ein Lächeln, als der Kapuzenpulli ein letztes Mal an der Zigarette zog und diese daraufhin auf den Boden fallen ließ und sie austrat. Mit einer schwungvollen Handbewegung deutete er zu einer Tür, die sich im Schatten am Rande der Bar befand. Wieder einmal schluckte Ace schwer, fragte sich, ob das alles wirklich eine gute Idee sei. Doch wie hieß es so schön? No risk, no fun. Und so folgte er, wie in einem schlechten Film, ohne ein weiteres Wort zu verlieren einem Fremden in das versteckte Hinterzimmer. Nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, brauchten Ace‘ Augen einige Sekunden, bis sie sich an die erschlagende Dunkelheit gewöhnt hatten. Allein das Mondlicht, das sich in unregelmäßigen Abständen zwischen dicken Wolken hindurchkämpfte, erhellte die zahlreichen Kisten, welche sich in der kleinen Lagerhalle befanden, die sie gerade betreten hatten. Das ungute Gefühl in Ace‘ Magengegend wurde immer penetranter und konnte kaum noch unter Kontrolle gehalten werden. In seinen Gedanken machte sich zum ersten Mal an diesem Abend ein Hauch von Panik breit und er fragte sich, ob ihn diese Entscheidung eventuell das Leben kosten würde. Aber dennoch – war es nicht sein Ziel, den Mann zu finden, der den gesamten Untergrund Jerichos ins Wanken brachte? Um das zu erreichen war es wohl notwendig, die ein oder andere dunkle Lagerhalle zu betreten. Nachts. Alleine. Mit einem völlig Fremden. Sein Herz raste schmerzhaft. Der Kapuzenpulli setzte sich auf eine der nahestehenden Kisten und deutete Ace es ihm gleich zu tun. Als er der Anweisung folgte, erschrak Ace geradezu darüber, wie sehr seine Muskeln unter Anspannung standen, sodass er sich kaum bewegen konnte. Schwerfällig setzte er sich auf einen gegenüberliegenden Platz, wartete schweigend. „Was auf dieser Welt begehrst du am meisten, Ace?“, fragte die helle Stimme plötzlich und störte die Stille der verlassenen Lagerhalle. Der Gefragte stutzte; konnte sich nicht daran erinnern dem Kerl jemals seinen Namen verraten zu haben. Die Situation wurde immer seltsamer und dennoch kam die Antwort wie ein Blitz durch seine Gedanken geschossen. …den Phönix zu finden. Er begehrte es so sehr, dass er sogar freiwillig an diesen gruseligen Ort gegangen war. Ace‘ Schweigen musste seinem Gegenüber zu lange gedauert haben, denn dieser paraphrasierte seine eigene Frage, um Ace zu einer Antwort zu bewegen. „Was ist dein größter Traum?“ Das Thema kam ihm seltsam vor, unpassend für diese Situation. Ein Gedanke ließ Ace kichern. Hatte er etwa einen Dschinn gefunden? Dabei konnte er sich nicht erinnern, an irgendeiner Flasche gerieben zu haben. Dass er in einer solch ernsten Situation derartig alberne Ideen haben konnte, zeigte ihm nur noch mehr, wie sein Geist langsam in den Überlebensmodus wechselte. Er musste eine Antwort geben, wollte aber nicht die erste Wahl aussprechen, weshalb er seinen zweiten Wunsch wählte, auch wenn es nicht weniger gefährlich war, diesen auszusprechen. Nachdem er bereits dumm genug war, diesem Fremden zu folgen, warum sollte er sich jetzt die Mühe machen und lügen? „Ich will, dass es brennt“, begann er also und allein die Vorstellung ließ ihn diabolisch und doch zufrieden grinsen. „Jericho; dieser ganze Abschaum, dieses Drecksloch… Ich will, dass es brennt.“ Er hasste diese Stadt, ihre Verbrechen, ihre hinterlistigen, mordenden Bewohner. Er hatte sie schon immer gehasst. Sein Gegenüber schnaubte, wirkte dabei jedoch amüsiert. „Flammen?“, fasste er Ace‘ Aussage zusammen. Der Gefragte nickte, grinste weiter vor sich hin, während er sich den passendsten Untergang dieser Hölle vorstellte. Doch kaum hatte er sich in diesen versöhnenden Gedanken geflüchtet, zuckte er alarmiert zusammen, als sich der Mann ihm gegenüber aufsetzte, sich zu ihm rüber beugte und Ace‘ Gesicht in seine warmen Hände nahm. Als könnte er die Natur selbst steuern, entblößten die Wolken genau in diesem Moment den Mond, der sein gestohlenes Licht auf das Gesicht direkt vor Ace‘ Augen fallen ließ. Mit einem unnatürlichen Glanz leuchteten die verschiedensten Facetten von Blau vor ihm auf, schienen von sich selbst aus zu leuchten, als würde in ihnen ein Feuer brennen, dessen Schein nun Ace‘ Gesicht erhitzte und seine Wangen erröten ließ. Gefesselt von diesem Anblick, vergaß er zu atmen. Es war dieser Augenblick, der Moment der totalen Stille gefangen in blanker Faszination, in dem er erkannte, dass sich sein erster Wunsch bereits erfüllt hatte. „Flammen“, hörte er seine Stimme sagen; sein in Schockstarre verfallener Körper offensichtlich nur noch im Stande, die Worte des Phönixes zu wiederholen. „Yoi, Flammen“, wurden seine Worte ein drittes Mal bestätigt, dann fühlte er einen Daumen auf seinen Lippen, öffnete vor Überraschung den Mund, berührte mit seiner Zungenspitze die raue Haut des Fingers, schmeckte etwas süßes. Eine Flüssigkeit, nein ein Pulver…Gel? Seine Welt begann sich zu drehen. Er hatte so viele Fragen, jetzt wo er den Phönix gefunden hatte. Wieso kannte er seinen Namen, wieso hatte er…? Die Dominanz der Stimme in der verlassenen Lagerhalle und die leuchtende Aura, die um den Mann hing, ließen sogar Ace‘ Gedanken verstummen. Sein Atem kam in kurzen, schmerzhaften Stößen, sein Herz pumpte am Limit. „Ein Körper aus Flammen, der diese dreckige Stadt in sich verschlingt“, sprach der Phönix und Ace beobachtete jede Bewegung seiner Lippen. „Feuer, bis nur noch Asche übrig ist…“, machte er weiter und seine Augen leuchteten weiter auf. Für eine Sekunde hatte Ace das Gefühl, der Schimmer würde sich auch auf den restlichen Körper ausweiten. Der Phönix lachte. „Eine guter Traum, Ace.“ Er konnte hören, mit welchem Genuss sein Name ausgesprochen wurde, stellte sich dabei das unter seiner Hand brennende Jericho vor. Und dann geschah es. Sein Herz setzte kurz aus, machte dann wieder einen Sprung, bevor es Blut, heiß wie Lava, durch Ace‘ Körper pumpte. Er schrie auf, konnte den plötzlichen Schmerz nicht ertragen, hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen. Er zog noch Luft, doch seine Lungen waren nichts als Rauch. Vor seinen Augen wurde es hell. Was hatte er da eben genommen? Noch einmal schrie er. Dann fühlte es sich an, als würde sich sein brennendes Blut konzentrieren, seinen Körper verlassen und schon bald… Schon bald sah er die ersten Flammen über seine Haut züngeln. Spürte sie brennen, doch ohne Schmerz. Er war Feuer. Seine vor Verwirrung und Unverständnis geweiteten Augen suchten das allumfassende Blau, fanden es, als er aufsah. „Ich…“, begann er, doch seine Stimme hallte, als wäre sie in einer anderen Dimension gefangen. Ihm wurde unglaublich heiß. Er war gefesselt von diesen alles überwältigenden Gefühlen. Heiß, es wurde immer heißer… Wieder schrie er auf, als ihn die Sensation der Hitze übermannte. Für einen Augenblick fürchtete er, ihm würde schwarz vor Augen werden und er müsse sein Bewusstsein verlieren, doch holte ihn eine kühle Berührung auf seinen Lippen in die Realität zurück. Berauscht von all diesen Gefühlen erschien es ihm gar nicht mehr fremdartig, dass es ein Kuss war, der ihn im Diesseits festhielt. Benebelt wie er war, hatte Ace‘ gar nicht wahrgenommen, wie sich der Phönix zu ihm gebeugt und ihn geküsst hatte. In seinem Zustand, nicht mehr Herr seines eigenen Körpers, konnte er nichts anderes tun, als den zärtlichen Bewegungen dieser erlösend kühlen Lippen nachzugeben und den rettenden Kuss zu erwidern. Als dieser dann von fremden Mächten gelöst wurde, spürte Ace abermals, wie ihn das Delirium zu verschlingen drohte. Die Welt um ihn herum drehte sich, vermischte sich zu einer klobigen Masse und alles war umrundet von den gleißend hellen Flammen, die seinem Körper entsprangen. Mit zitternden Gliedern versuchte er sich aufzurichten. Ein Gedanke hatte sich durch den Nebel seiner Wahrnehmung gekämpft und verlieh ihm nun die Kraft, sich zu bewegen, auch wenn jede Rührung entsetzlich schmerzte. Krampfhaft unterdrückte er ein Schreien, streckte seine Hand nach dem Phönix aus. Dieser hatte sich von Ace abgewandt, zeigte nur die Rückseite der Kapuze seines Pullis. Wenige Zentimeter nur noch, die jedoch wie Kilometer wirkten für Ace‘ schwer wiegenden Arm. Was war das für eine Droge? Über seine Haut sah er unentwegt Flammen züngeln; wurde von sich selbst geblendet. Gleich war es geschafft! Erleichtert spürte er Stoff unter seinen Fingerkuppen, umklammerte diesen, zog daran, vernahm einen kleinen Widerstand, Haare, die er ebenfalls umschlossen hatte, zog weiter und ließ die Maske letztendlich fallen. Überrascht drehte der Phönix seinen Kopf, betrachtete Ace mit großen Augen. Dieser konnte in seiner verschwommenen Wahrnehmung aber nichts erkennen außer blauen Pupillen und blonden Haaren, ein belustigtes Schmunzeln. Dann trat eine weitere Person in sein Sichtfeld, doch erkannte Ace in diesem Fall sofort die feuerrote Haarpracht. Während der Phönix sich von ihm entfernte, indem er aufstand, blieb Ace‘ Körper unkontrollierbar und schwer wie Blei auf den Kisten liegen. Machtlos. Kid sah zu ihm herab. Er hörte sein lautes Lachen. Der Phönix gab ihm etwas in die Hand, sah noch einmal auf Ace, dann ging er; ließ ihn zurück mit Kid, der sich nun zu ihm hinunter auf die Kisten beugte. Seine Augen leuchteten in einem stechenden Grün, seine Lippen zeigten ein schelmisches Grinsen, während er mit einer Hand über Ace‘ Wange strich. „Zufrieden?“, sagte er, doch hörte Ace die Worte in einem verzerrenden Echo. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war der Anblick von Kid, der in eine seiner Taschen griff und daraufhin an seiner Daumenspitze saugte. Dann verblasste der Raum, seine Flammen erloschen, der Schmerz ließ nach und er verließ diese Welt, um in eine allumfassende Dunkelheit zu entgleiten… ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)