New Reign Teaser von UrrSharrador (Ein Sprung ins kalte Wasser gefällig?) ================================================================================ Tag X ----- ??? Tag X Es war die perfekte Welt, wunderschön und friedlich. Jahre waren ins Land gezogen, nichts erinnerte mehr an MaloMyotismons Untaten. Die Schuld der Finsteren Saat war lange getilgt worden, vom Licht aller DigiRitter auf Erden überschwemmt und gereinigt und auf ewig verbannt. Nun saßen sie an diesem heißen Sommertag unter den Bäumen im Park, ließen Sonnensprenkel, die das Blätterdach durchließ, auf ihrer Haut spielen. Davis rollte den Ball über den Rasen, rief ihnen spielerisch etwas zu, und Tai sprang auf und dribbelte mit. „Will jemand eines?“ Yoleis Gesicht tauchte grinsend vor ihm auf; sie hielt eisgekühlte Getränkedosen in der Hand. Mit ihrem langen Haar spielte der Wind und ihr weißes T-Shirt strahlte in der Sonne. „Ja, gerne“, sagte Ken lächelnd und streckte die Hand danach aus, doch sie ignorierte ihn, lächelte weiter, aber reagierte nicht. War sie aus irgendeinem Grund sauer? „Danke, Yolei“, sagte T.K. und nahm eine der Dosen. „Hey, Yolei, wirf rüber!“ Davis fuchtelte mit den Armen, während Tai kunstvoll den Ball gaberlte. Yolei warf ihm im hohen Bogen die Coladose zu, und als Davis sie öffnete, wurde er fauchend und zischend von einer Schaumfontäne durchnässt. Alle lachten, selbst Ken musste kichern. Das war typisch Davis. „Hast du für mich auch eine? Ich weiß nicht, wo ich sie sonst bekommen soll.“ Joe saß neben Ken im Gras. „Klar“, sagte Yolei, obwohl sie keine mehr in Händen hielt. Sie lächelte unerschütterlich weiter, sah ihn aber schief an. „Kennen wir uns?“ Ken lachte leise über ihren Scherz. Es fühlte sich toll an, so frei zu lachen. Er wusste noch, dass er damals fast ein halbes Jahr gebraucht hatte, um wieder das Lachen zu lernen. Nun steckte er sogar die anderen damit an. „Yolei, sei nicht so fies zu ihm“, sagte Kari glucksend. Joe rückte seine Brille zurecht. „Entschuldige, wie unhöflich von mir. Ich heiße Joe. Ich bin einer vom Zuverlässigen Orden.“ Kens Lächeln entgleiste. Während seine Freunde weiterlachten, rückten sie mehr und mehr von ihm weg. Egal, was er sagte, egal, was er tat, sie reagierten nicht auf ihn. Yolei lachte über einen Scherz von Cody, schlug die Stiefelabsätze zusammen und salutierte. Sie trug eine tiefviolette Paradeuniform, an ihrer Seite hing ein Schwert und um ihren Hals saß eng und fest ein Schwarzer Ring. Ein Geräusch zerfetzte den Himmel, riss alles auseinander, das fröhliche Beisammensein, die Bäume und die Blätter, das ruhige Grasfeld, alles. Nur von seinem Schrecken blieb ein Nachhall, der schmerzhaft durch seinen Körper pochte. Kurz meinte er Karis Blick auf sich zu spüren, den einzigen Blick, den einer seiner Freunde ihm zugeworfen hatte, dann löste sich ihr Gesicht in Schwärze auf, genau wie alles andere, nur der schrille Lärm war noch da, jagte rote Adern über den Himmel und ließ sein Herz hämmern wie verrückt. Dann spürte er, dass er auf etwas Weichem lag, alle Muskeln angespannt und verkrampft. Tobende Dunkelheit umhüllte ihn. Kalter Schweiß auf seiner Stirn ließ ihn frösteln. Für einen Moment war es ihm unmöglich, sich zu orientieren, dann erkannte er, dass er in seinem Bett in seiner Schlafkoje lag. Immer noch pochten rote Linien über seine Netzhaut und der markdurchdringende, an- und abschwellende Ton ließ sein Blut gewaltsam durch seine Adern rauschen. Für einen Moment war er dankbar, so rabiat aus seinem Traum gerissen worden zu sein. „Ken, das ist ein Alarm!“, hörte er Wormmon piepsen. Ken schwang die Beine aus dem Bett und sprang, von dem plötzlichen Adrenalinschub getrieben, auf. Mit den roten, verästelten Blitzen vereinigten sich bunte Flecken vor seinen Augen zu einem schwindelerregenden Bildnis abstrakter Kunst, und er musste sich an der Wand abstützen, um nicht einfach umzufallen. Wormmon vergewisserte sich, dass er seine Hilfe nicht brauchte, und krabbelte voraus auf den Flur. Auf seinem wankenden Weg zur Tür las er seinen Umhang auf, den er letzte Nacht über den Schreibtischsessel geworfen hatte, und legte ihn um, als er zur Kommandobrücke hastete. Der neue Tag konnte noch nicht angebrochen sein, aber vielleicht war seine innere Uhr auch völlig gestört. Selbst das schale Licht, in das die gedämpften Deckenlampen den Flur badeten, tat in seinen Augen weh, und so war es eine Wohltat, dass die Kommandobrücke wie gewohnt völlig in Düsternis versank. Die dunkelroten Alarmlichter und die nervtötende Sirene verschwanden, als er die Brücke betrat. Nur die breiten Bildschirme verströmten mattes Licht; um Energie zu sparen jedoch nur so viel, dass die Hagurumon, die die Brücke überwachten, die Bilder erkennen konnten. Ken selbst sah nur graue Mosaike. „Was ist los?“, fragte er. Seine Stimme klang rau, sein Hals war so trocken, dass selbst Schlucken nichts brachte. „Eine Störung im Sektor M“, berichtete eines der zahnradartigen Digimon. „Schaden wurde gemeldet. Ein Angriff.“ „Was?“ Sektor M, das war kein Turm und keine Verteidigungsanlage draußen in der Wüste. Sektor M war die Festung selbst. „Wie konnten sie bis hierher kommen? Was ist mit dem Radar?“ „Zeigt keine feindlichen Aktivitäten an“, berichtete ein anderes Hagurumon. „Die einzigen Digimonsignaturen stammen von registrierten Wachen. Und den Schwarzring-Digimon.“ „Zeigt mir die Stelle“, verlangte Ken. So abrupt geweckt zu werden verlieh ihm ein Gefühl der Verwundbarkeit, und plötzlich fühlte er Panik in sich aufsteigen. Ruhig, noch ist nichts passiert. Was kann dir hier in deiner Festung schon etwas anhaben? Die Hagurumon hellten einen der Monitore auf. Das Bild einer Außenkamera wurde sichtbar, ein Stück des Festungskörpers und der Himmel waren zu sehen. Kens innere Uhr hatte ihn tatsächlich im Stich gelassen; der Morgen graute soeben, der Nachthimmel wich blassem Blau. Kurz wurde in dem Videoausschnitt etwas sichtbar, ein grauer, rechteckiger Körper, nur für einen Moment, dann zerriss ein Blitz das Bild, wie die Sirene seinen Traum zerrissen hatte, und körniger Ameisenkrieg erschien an dessen Stelle auf dem Monitor. Dennoch hatte Ken das Digimon erkannt. „Verfolgt sofort die Signaturen aller Mekanorimon, die in unserem Sektor sind.“ Die Hagurumon bedienten die Maschinen, ohne sie zu berühren. Es reichte ein kurzer Blick oder eine angestrengte Miene in ihren metallenen Gesichtern. Ein dreidimensionales Hologramm tauchte vor Ken auf und zeigte die Festung von außen, in kleine Würfel unterteilt. Fünf gelbe Punkte blinkten rundherum auf. „Fünf Mekanorimon registriert. Die Sensoren bestätigen, dass alle mit Schwarzen Ringen bestückt sind. Sie stehen unter unserer Kontrolle.“ Ein rotes Lämpchen begann an einem der Kontrollpulte zu blinken. „Schaden gemeldet. Außenklappe B-X beschädigt. Metallvorhang automatisch aktiviert“, berichtete das zuständige Hagurumon. Ken vollführte eine Geste und die Bewegungssensoren des Computersystems ließen ein Eingabefeld in der Luft erscheinen. Mit wenigen Handgriffen befahl er den Mekanorimon, sich vor der Festung in einer Linie aufzustellen; da sie ihn nicht hören konnten, musste er das Befehlssignal über die Schwarzen Türme senden. Er erhielt die Bestätigung, dass das Signal die Digimon erreicht hatte, doch sie gehorchten nicht. Das ist unmöglich! Ein Schweißtropfen lief Ken über die Stirn. „Kalibriert das System neu! Die Mekanorimon sind als Feinde einzustufen, die Abwehrsysteme sollen sie vernichten!“ Es war ein großer Schritt zurück zu seinem Ich als DigimonKaiser, das wusste er, aber die Mekanorimon würden in der Stadt des Ewigen Anfangs wiedergeboren werden. Wormmon klammerte sich nervös an sein Hosenbein. Die Außenkameras wurden ebenfalls auf die Mekanorimon gerichtet und er sah die fünf nun. Sie flogen mit ihren Jetpacks tatsächlich um die Festung herum und schmolzen mit ihren Lasern Sichtfenster und Sensoren, und ganz zweifellos suchten sie nach einem Weg, in die Feste zu gelangen. Während die Plattformen mit den Tankmon ausgefahren wurden und die panzerartigen Digimon die Maschinen unter Beschuss nahmen, feuerten Kens nunmehr hellwache Neuronen auf Hochtouren. Was ging hier vor? Natürlich, es gab Digimon mit der Fähigkeit, andere Digimon unter ihre Kontrolle zu bringen, soviel wusste er; die heimtückischen Parasimon zum Beispiel oder seine Hagurumon. Auch Devimon hatte ja eine Möglichkeit entwickelt, gutartige Digimon unter seine Knute zu bekommen. Devimon war allerdings in der Hinsicht aus dem Verkehr gezogen, und Kens Schwarzen Ringe sollten eigentlich jedes andere Kontrollprogramm überschreiben. Es war unmöglich, ihm Champion-Digimon, die den Schwarzen Ringen unterstanden, in einem Gebiet, das vor Schwarzen Türmen nur so wimmelte, abspenstig zu machen! „Das Signal ist korrekt? Die Schwarzen Ringe sind wirklich aktiv?“, fragte er. „Sie sind aktiv und reagieren auf Eingaben. Allerdings handeln die Digimon nicht nach unseren Befehlen.“ Auch die stoischen Hagurumon waren etwas hektisch geworden. Die Vernichtung der Mekanorimon schritt zum Glück gut voran. Sie waren trotz ihrer Jetpacks nicht wendig genug, um den Hyperkanonen der Tankmon auf Dauer auszuweichen. Soeben zerbarst eines der Digimon bei dem Versuch, einen Panzer aufs Korn zu nehmen, in einer glitzernden Datenwolke, ein zweites nur Sekunden später. Die verbliebenen Mekanorimon zogen himmelwärts und nahmen die Festung von oben in Beschuss. In dem Moment flogen Kens Airdramon herbei, über ein Dutzend, und die Kameras zeigten, wie sie die Metalldigimon mit ihren Zähnen zermalmten. Ihr Angriff erinnerte ihn an Raubfische, die in ihren Beuteschwarm fuhren und sich ihre Opfer herauspickten; nur, dass hier die Raubfische der größere Schwarm waren. Ken ließ sich seufzend auf seinen Stuhl sinken, als das letzte der Mekanorimon vernichtet worden war und seine Datenreste gen Himmel trieben. So ein Alarm am Morgen wirkt heftiger als jeder Kaffee. „Wissen wir schon, warum sie uns nicht gehorcht haben?“, fragte er matt. „Negativ“, berichtete eines der Hagurumon. Die Bildschirme zeigten Statistiken, Diagramme und Messdaten, so schnell hintereinander, dass ein menschliches Auge gar nicht mithalten konnte. „Die Ringe waren in Ordnung, ebenso die Türme und unsere Signale. Funktionalität in jedem Fall gewährleistet.“ Das Hagurumon verharrte kurz. „Die einzige Möglichkeit könnte sein, dass …“ Ken erfuhr nie, was es hatte sagen wollen. In einem elektrischen Blitz zersprang der scheibenförmige Kopf des Zahnraddigimons, so plötzlich, dass er erschrocken vom Stuhl sprang. Nur den Bruchteil einer Sekunde später erlitt ein zweites Hagurumon dasselbe Schicksal; sein Metallkopf wurde von einer unsichtbaren Macht gesprengt, blauweiße Blitze liefen über den Rest seines Körpers, der leise scheppernd in sich zusammenbrach, ehe er sich in Daten auflöste. Die letzten beiden Hagurumon erwischte es gleichzeitig. Eines versuchte noch, der Attacke auszuweichen, und diesmal konnte Ken einen Blitz sehen, der aus dem hinteren Teil des Raumes, nahe der Tür, kam. Er erwischte das Maschinendigimon trotz seiner schnellen Reaktion und durchschlug es sauber, während ein zweiter Blitz seinen letzten Kameraden pulverisierte. „Wormmon, bleib hinter mir“, rief Ken atemlos. Er wirbelte zur Tür herum und versuchte, in der Düsternis des Raumes den Angreifer auszumachen. Unbewusst griff er zu seiner Hüfte, doch seine Peitsche war nicht da. Die hätte der andere DigimonKaiser gehabt, schoss es ihm durch den Kopf. Will ich in der Gefahr etwa wieder wie er werden? „Ken, ich muss digitieren!“, piepste Wormmon. „Nein“, murmelte Ken, während sie beide immer weiter zu den Instrumenten zurückwichen. „Du hast hier drin keinen Platz zum Kämpfen … als Stingmon bist du ein leichtes Ziel!“ „Aber auch widerstandsfähiger!“ Ohne seine Einwilligung abzuwarten, sprang Wormmon nach vorn auf die Schatten zu. „Wormmon, nicht!“ Es ist mutiger als früher. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass Wormmon gar nicht digitieren konnte. Die Schwarzen Türme würden es daran hindern. Während seiner ersten Ära war das zwischen ihnen nie ein Thema gewesen, und so durchzuckte ihn die verteufelte Wahrheit erst, als er verzweifelt wie vergeblich versuchte, Wormmon zurückzureißen. Es springt in sein Verderben! Es wird … Das Licht der Digitation hätte den Angreifer aus den Schatten gerissen, wäre es nicht so grell gewesen, dass es Ken geblendet hatte. Unmöglich. Irgendetwas stimmt hier nicht … Bunte Muster blitzten vor seinen Augen, als er sah, wie Stingmon schemenhaft mit glühendem Stachel auf den unsichtbaren Feind zuflog … … und in allen Winkeln des Raumes gleichzeitig grellblaue Blitze aufzuckten und Stingmon einhüllten, als hätte es sie wie ein Magnet angezogen. Das Insektendigimon schrie gequält auf und Ken Schrei mischte sich ebenfalls in den Lärm, den das elektrische Rauschen verursachte. Und als Stingmon in einem Kokon aus blitzenden Fäden zurückdigitierte, sah Ken erstmals auch die Angreifer. Winzig klein waren sie, nicht größer als Schmeißfliegen, und hätte das Geblitze nicht ihre Schatten vielfach vergrößert an die Wände geworfen, hätte Ken nicht einmal die zuckenden Tentakel erkannt, die aus ihren gepanzerten Körpern peitschten. Kurisarimon – eine ganze Horde kleiner, fieser Kurisarimon. Er wusste aus der Enzyklopädie, die er gemeinsam mit Spadamon erstellt hatte, wie diese Digimon aussahen, und Spadamon hatte von einem vier Meter großen Ungetüm dieser Art berichtet, das es einmal an der Felsenklaue gesehen hatte, aber dass sie auch so irrwitzig klein sein konnten, hatte Ken nicht geahnt. Wie ein Heuschreckenschwarm fielen sie über die Geräte her, überlasteten die Sensoren mit ihren Blitzen und vernichteten Bildschirme und Armaturen, und arbeiteten sich dabei immer weiter zu Ken vor. Er stieß mit dem Rücken gegen eine Konsole und schluckte. Der Schweiß lief ihm mittlerweile aus allen Poren, und er atmete schwer. Es gab keine Rückzugsmöglichkeit mehr. Die Digimon auf der Brücke waren tot, seine Truppen draußen zu weit weg, seine Türme offenbar beschädigt. In der Mitte des Raumes sah er im stroboskopischen Licht der immer wieder aufflammenden Blitze Wormmon liegen. Es war vorbei, alles aus. Ken biss die Zähne zusammen, um seinen Kiefer am Zittern zu hindern. Er trat einen Schritt auf den Kurisarimon-Schwarm zu. Na kommt schon, foltert mich nicht, indem ihr mich warten lasst. Bringen wir es hinter uns, und vielleicht kann ich dann in meinen Traum zurückkehren … Etwas anderes leuchtete plötzlich in dem Raum auf, dunkler als die Blitze und kaum auszumachen, und dann traf etwas eine Maschine, pulverisierte die Kurisarimon-Winzlinge, die daran werkten, und den Röhrenmonitor gleich mit. „Verflucht nochmal, das ist ja eine richtige Plage!“ Ken atmete zittrig durch, als er die Tür in den Flur offen stehen und durch das Blitzgewitter den knochigen, grünen Schädel von Ogremon sah. Das Digimon war auch in der Festung, richtig. Eine zweite Kaiserfaust raste die Computerkonsole zu Kens Rechten entlang, riss Hebel und Knöpfe heraus und verarbeitete weitere Kurisarimon zu Staub. Die rechte Flanke des Schwarms konzentrierte ihre Blitzschleudern auf den neuen Feind, als hinter Ogremon wie ein dunkler Schwall eine Horde seiner Getreuen auf die Brücke schwemmte, seine Cerberusmon-Bluthunde und der zusammengewürfelte Haufen Mushroomon, Gazimon und Woodmon. In Windeseile wurde jedes einzelne Kurisarimon zielgenau von grünen Flammen, mahlenden Zähnen, explosiven Pilzen, Betäubungsblitzen oder peitschenden Astschlägen vernichtet. Die blauen Blitze wurden immer weniger – auch wenn die kleinen Biester eine erstaunliche Durchschlagskraft hatten und die Gazimon und Mushroomon, die sie erwischten, in Sekundenbruchteilen töteten –, bis das einzige elektrische Flimmern auf der Brücke irgendwann nur noch von den defekten oder kurzgeschlossenen Apparaturen kamen. Immer noch hatte ein eisiges Gefühl Kens Magengegend im Griff und er schämte sich, vor seinen Untertanen so zittrige Knie zu haben. Es ist immerhin sechs Jahre her, sagte er sich. Sechs Jahre, seit mich wirklich ein Digimon bedroht hat. Trotzdem war es ihm peinlich, sich von einem Aufgebot an Champion-Digimon so sehr einschüchtern zu lassen, wo er doch Giganten wie MaloMyotismon getrotzt hatte und eben ein Spiel gegen Deemon spielte. „Dachte, ich träume, als ich euch schreien gehört habe“, grunzte Ogremon, klang dabei aber kein bisschen hämisch. „Alles noch dran? Der Wurm scheint ja ordentlich was auszuhalten.“ Kens Blick flackerte zu Wormmon, das sich eben schwerfällig aufrichtete. Nun war ein wenig Schwäche zu zeigen auch schon egal, er nahm es in die Arme und streichelte über den kleinen, noch von den Stromstößen zuckenden Körper. „Tut mir leid, Ken“, murmelte das Digimon mit brüchiger Stimme. „Ich hätte auf dich hören sollen.“ „Ist schon gut“, sagte er beruhigend. „Ogremon!“ „Hier.“ Sein erster Digimon-Ritter stapfte mit der Keule in der Hand zu ihm. „Lass deine Digimon alle Ein- und Ausgänge der Festung überprüfen. Falls etwas undicht ist, erstattet mir sofort Meldung. Wenn ihr ein Digimon seht, das sich verdächtig benimmt, nehmt es gefangen; wenn es sich wehrt, tötet es. Jedes Digimon mit einem Schwarzen Ring tötet ihr ebenfalls, wenn es nicht auf dem Weg nach draußen ist.“ Ein weiterer Schritt zum Tyrannen. Nein, es ist nur dieses eine Mal. „Und niemand geht allein, teil sie in Gruppen von mindestens drei ein, und alle sollen auf dem gleichen Level sein.“ Ehe er nicht wusste, was den Sinneswandel der Schwarzring-Digimon verursacht hatte – er glaubte nicht, dass die paar Mekanorimon alle seine Türme in diesem Sektor zerstört hatten –, wollte er nicht riskieren, dass ein Champion-Digimon seine Rookie-Eskorte eliminierte und dann allein im Inneren der Festung Amok lief. „Wird gemacht, DigimonKaiser.“ Während Ogremon seine Digimon mit barschen Worten in Dreierteams einteilte, tippte Ken auf der Holo-Konsole herum, die noch funktionierte, und kommandierte andere Maschinendigimon dazu ab, auf der Brücke Ordnung zu schaffen. Auch wenn er Ogremon für sein brachiales Eingreifen zutiefst dankbar war: Der Großteil der Gerätschaften war zerstört. Dann befehligte er alle Schwarzring-Digimon in dem Sektor in die Dünenlandschaft vor der Festung. Für heute wollte er keinem von ihnen mehr trauen. Was für ein Morgen … Kens Blick traf noch einmal den von Ogremon. Er erinnerte sich an seinen Traum, daran, wie seine Freunde ihn einfach ignoriert hatten. Und Ogremon hatte ihm das Leben gerettet, dasselbe Ogremon, das Tai und den anderen einst auf der File-Insel ans Leder wollte. Anscheinend ist die ganze Welt verrückt geworden. ??? „Die Blechbüchsen sind alle hinüber, und von den Stechmücken ist auch keine zurückgekehrt. Ich sag doch, es wäre besser gewesen, wenn du uns drei auch mitgeschickt hättest.“ „Hast du gehört? Es hat nicht geklappt.“ „Ich hab’s nicht nur gehört, ich habe die genauen Daten hier.“ „Und deine Antwort auf Warum-hast-du-nicht-mich-geschickt?“ „Ich habe sowieso nicht erwartet, dass wir den DigimonKaiser so einfach kleinkriegen. Aber immerhin haben wir jetzt seinen Schwachpunkt.“ „Ja … was immer es uns bringt.“ „Es bringt uns eine Menge.“ „Wir werden ja sehen. Er ist sicher kein Idiot, irgendwann wird er schnallen, dass wir ganz einfach sein ach so tolles System gehackt haben.“ Izzy nickte. Er wusste, dass Willis jetzt ein paar ganz bestimmte Worte von ihm erwartete. Er lieferte sie ihm. „Und deswegen müssen wir so schnell wie möglich einen vernichtenden Schlag gegen ihn führen. Willst du die Operation mit Terriermon und Lopmon anführen?“ Willis lächelte nur sein charmantes Lächeln. „Ich würde mich sehr darüber freuen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)