You'll always be my little brother von RedFlash ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Aufstöhnend wälzte Sirius sich in seinem Bett herum und warf sich vom Rücken auf den Bauch. Seine Hände fanden irgendwo den Weg unter sein Kopfkissen und er nuschelte ein leises, undeutliches „Ich kann nicht schlafen...“ in die weichen Federn, in die er sein Gesicht zusätzlich vergraben hatte. Der Geruch, der ihm dabei in die Nase stieg, war ein bisschen modrig und muffig – wie bei unzähligen Dingen in diesem alten Haus – aber das war es nicht, was den jungen Black nicht den Weg ins Reich der Träume finden ließ. Viel ehe lag es daran, weil seine Mutter ihn einmal mehr ohne Abendessen ins Bett geschickt hatte... und das nur, weil er es sterbenslangweilig gefunden hatte heute mit ihr in der Winkelgasse bei Madam Malkins seine erste Schuluniform zu bestellen. Ewig lang auf einem kleinen Hocker still zu stehen, während eine Verkäuferin die ganze Zeit um ihn herum tänzelte und ihn hier und da auch noch mit Nadeln piekste war aber auch keine besonderes lustige Beschäftigung. Und so war das passiert, was immer passierte, wenn er sich langweilte – er hatte Blödsinn angestellt! Im heutigen Fall war diesem Blödsinn ein Regal voller Knöpfe und anderem Kleinkram zum Opfer gefallen. Herrlich bunt hatte es sich auf dem Boden verteilt und ein mittelschweres Chaos hinterlassen. Und natürlich hatte seine Mutter ihn danach geschimpft, weil er immerzu irgendwelchen Unsinn veranstaltete und sich nicht wie ein vernünftiger Black zu benehmen wusste. Zu Hause hatte sie ihn sofort auf sein Zimmer geschickt mit der Mahnung, dass er es sich ja nicht einfallen lassen sollte sich heute noch einmal blicken zu lassen. Und da hockte – oder besser lag – Sirius nun. Schmollte, weil doch eigentlich alles gar nicht so schlimm gewesen war – immerhin hatten alle mehr oder weniger gelacht und nicht einmal Mrs. Malkins war böse auf ihn gewesen – und weil ihm der Magen unheimlich knurrte. Wenn er gewusst hätte, dass er heute kein Abendessen bekam, dann hätte er doch beim Nachmittagstee mehr Kekse gefuttert! Jetzt aber ließ ihn sein eigenes Magengrummeln nicht einschlafen! Mit einem leidigen Aufseufzen drehte sich Sirius vom Bauch wieder auf den Rücken und starrte durch die Dunkelheit ein wenig an die über ihm liegende Zimmerdecke. Es war Vollmond, sodass er kein Licht brauchte, um alles zu erkennen. Die schweren Vorhänge vor dem Fenster waren nicht zugezogen, denn er mochte den Blick hinauf in den Nachthimmel. Die Gedanken des jungen Black begannen zu kreisen. Bald war er endlich in Hogwarts und dann konnte seine Mutter so viel schimpfen, wie sie wollte! Er freute sich schon darauf. Von seiner Cousine Andromeda – die einzige seiner drei Cousinen, mit der er sich wirklich gut verstand – hatte er schon einiges über diese besondere Schule gehört und er konnte es kaum erwarten selbst dorthin zu gehen... auch wenn er die Schuluniformen noch immer doof fand. Aber bestimmt wurde es absolut cool und er würde garantiert jede Menge Abenteuer erleben. Bei diesen Gedanken glitt ein vorfreudiges Lächeln über Sirius Gesicht hinweg und seine grauen Augen, die hinter einigen wirren Haarsträhnen hervor lugten, blitzen voll spitzbübischen Schalk. In seiner Vorstellung malte er sich bereits all die tollen Erlebnisse aus, als ein leises Geräusch an seiner Tür ihn aufsehen ließ. Der Türknauf drehte sich langsam und gleich darauf sprang die ganze Tür einen kleinen Spalt weit auf. Von draußen flüsterte eine leise Stimme. „Sirius... bist du noch wach?“ Noch bevor der junge Black denjenigen sehen konnte, der da offenbar vor seiner Tür stand, wusste er bereits wer es war. „Regulus... solltest du nicht schon lange im Bett sein?“ Überrascht, was der Kleine denn um diese Uhrzeit noch bei ihm wollte, schaukelte sich Sirius in eine aufrecht sitzende Position. Er verschränkte die Beine zum Schneidersitz und neigte den Kopf ein klein wenig auf die Seite, während er zu dem sich nun etwas weiter öffnenden Türspalt blickte, durch den sich gleich darauf sein kleiner Bruder mit schüchtern gesenktem Kopf schob. Leise drückte er die Tür hinter sich ins Schloss und wirkte im ersten Moment wie bestellt und nicht abgeholt, wie er so da stand und mit seinem rechten Fuß ein wenig ungerichtet über den Boden kratzte, während er wohl ganz offensichtlich etwas hinter seinem Rücken versteckte. Sirius war im ersten Moment irritiert und wollte gerade schon den Mund öffnen, um zu fragen, was denn los war, doch dann schien sich der kleine Mann mit den dunklen Wuschelhaaren, die er von seiner Mutter immer peinlich genau gekämmt bekam und die doch immer nicht so wollten wie Walburga, und der Zahnlücke rechts neben den Schneidezähnen selbst einen Ruck zu geben. Mit einem leichten Lächeln sah er zu seinem Bruder, schaukelte dabei aber auf seinen Füßen hin und her, als wollte er ihm gerade eine Dummheit beichten. Na... so weit daneben lag man damit auch gar nicht, denn hinter seinem Rücken zauberte er nun einen Teller hervor auf dem ein Stück Cornish pasty – eine gefüllte, halbrunde Pastete – lag. „Ich dachtest, dass du vielleicht Hunger hast und... naja... weil Mama dich doch ohne etwas zu Essen ins Bett geschickt hat...“ Immer noch wippte Regulus leicht hin und her – eine Eigenart über die sich Walburga ebenso oft aufregte, wie über Sirius Streiche – während er seinen Bruder mit einem verlegenen Lächeln ansah. Dieser saß noch immer auf dem Bett und machte jetzt große Augen als sein Bruder ihm das geklaute Stück Pastete präsentierte. Er wusste, dass es jede Menge Ärger geben würde, wenn ihre Mutter das heraus fand – besonders weil sich jetzt ihr zweiter Sohn offenbar ihren Anweisungen widersetzt hatte und verbotener Weise seinem Bruder doch etwas zu Essen brachte. Aber diese Bedenken hielten nur einen winzigen Moment lang an – er dachte oft nicht weiter als bis um die nächste Ecke – dann zeigte Sirius das gewohnt spitzbübische Grinsen auf seinen Lippen und klopfte mit der rechten Hand auf seine Bettdecke. „Aber dann musst du mir auch beim Essen Gesellschaft leisten, ja?“ Vergnügt senkte sich sein Lid zu einem Zwinkern hinab und sofort weckte dies bei seinem kleinen Bruder ein freudiges Strahlen. Er nickte ganz eifrig, bevor er schnell zum Bett von Sirius lief und auf dieses kletterte. Der Stolz in seinen kindlich runden Augen, die oftmals ein wenig verträumt dreinblickten, war nicht zu übersehen, als er Sirius den Teller und eine Gabel reichte. Dieser zögerte auch gar nicht lange sich über die Pastete her zu machen – auch wenn er Kreacher nicht wirklich mochte, kochen konnte der kleine, alte Giftzwerg von einer Hauselfe. Und während Sirius mit vollen Backen vor sich mampfte, lächelte sein kleiner Bruder ein wenig gedankenvoll vor sich hin. Eine Nachdenklichkeit, die der Ältere beiläufig bemerkte – er war nicht multitaskingfähig – als er seinen Baby Brother ein bisschen aufmerksamer betrachtete. Leicht runzelte sich seine Stirn etwas und er beugte sich leicht in die Richtung von Regulus, wobei er darauf achtete, dass ihm die leckere Pastete nicht auf die Bettdecke rutschte. „Ift noch waf? Du faufst so komif“ nuschelte er eine nur halb verständliche Nachfrage, ob bei dem Kleinen denn alles in Ordnung war. Bei Regulus musste er nicht darauf achten, dass man mit vollem Mund eigentlich nicht sprach und das man sich nicht so viel auf einmal auf seine Gabel schob, sodass es beinahe schon gierig aussah. Bei seinem kleinen Bruder konnte er einfach mehr er selbst sein. Aus diesem Grund genoss er auch die kleinen Zeiten, die sie zusammen verbringen konnten, ohne das die Argusaugen ihrer Mutter über ihnen schwebten, die peinlich genau darauf achtete, dass sie sich nicht einmal den kleinsten Fauxpas leisteten. Das gehörte sich immerhin für einen Black nicht. Heute aber schien Regulus seltsam still und ein kleines bisschen nachdenklicher, als Sirius es sonst von ihm kannte. „Ach... naja... ich...“ druckte der Jüngere erst einmal herum und schien nicht Recht mit der Sprache heraus rücken zu wollen. Ungerichtet zupfte er mit den blassen Fingern ein bisschen an der schweren Bettdecke herum, während sich sein Blick unsicher ein wenig in der Dunkelheit verlor. „Jetzt spuck' es schon aus!“ Sirius, nachdem er endlich in der Lage war wieder einen deutlichen Satz auszusprechen, stieß seinen kleinen Bruder mit einem aufmunternden Grinsen sachte gegen die Schulter, woraufhin dieser etwas zusammen zuckte und schließlich fast ein wenig schwermütig aufseufzte. „Ach... ich bin nur ein bisschen traurig, weil du bald nicht mehr da sein wirst...“ rückte er nun endlich mit der Sprache heraus und befand seine Knie als wirklich interessantes Objekt auf das er seinen Blick richten konnte, um seinen Bruder nicht anzusehen. Aufmerksam inspizierte er diese, während Sirius seine Stirn in fragende Falten legte. „Wieso bist du deswegen traurig? Ich komm in den Ferien doch immer wieder nach Hause und bald nach mir bist du ja auch dort.“ Vergnüglich, denn er konnte nicht direkt verstehen, wieso Regulus deswegen betrübt war, lächelte er ihn an, bevor noch eine weitere Gabel Pastete hinter den Lippen verschwand und er mit vollen Backen kaute, während Regulus nicht recht zu wissen schien, wie er seinem Bruder seine Gefühlslage klar machen sollte. Er inspizierte noch immer seine Knie und zuckte ein klein wenig beklommen mit den Schultern. „Ja... aber... aber du hast dann bestimmt nicht mehr so viel Zeit für mich... und findest neue Freunde und dann...“ Noch bevor der jüngere Black seine etwas bange Aufzählung beenden konnte, wurde er von einer Berührung an seiner Stirn unterbrochen. Überrascht den Kopf hebend schielte er erst ein bisschen nach oben und erkannte halbwegs noch die Hand seines Bruders. Mit Zeige- und Mittelfinger hatte dieser ihm sachte gegen die Stirn getippt und als Regulus das Kinn wieder etwas senkte, begegnete er dem liebevollen Blick seines Bruders. „Red' dir so etwas erst gar nicht ein!“ begann dieser auch sofort die besorgten Gedanken des Kleinen zu zerstreuen. „Auch wenn ich dann vielleicht in Hogwarts bin – für dich werd' ich immer Zeit haben, hörst du! Du bist mein kleiner Bruder und ich werd' immer auf dich aufpassen. Niemand wird sich jemals zwischen uns trennen, hast du mich verstanden?!“ Noch einmal – mit etwas mehr Nachdruck, aber noch immer sanft – dockten seine Fingerspitzen an der glatten Stirn Regulus' an, während Sirius seine Worte mit einem ungewohnt sanften Lächeln untermalte. Im ersten Moment war dem jüngeren Black der Mund zugeklappt und er hatte schweigend den Worten seines Bruders gelauscht. Die Angst, dass Sirius ihn schlicht und ergreifend einfach vergessen würde, sobald er in Hogwarts war, saß tief in dem Jungen, seit die Einladung der Schule zu ihnen ins Haus geflattert war. Auf einmal hatte er sich seines Bruders entrissen gesehen. Dessen eindringliche Worte ließen ihn jetzt jedoch die Lippen kleinlaut, fast schon beschämt, aufeinander pressen und er senkte den Blick ein bisschen. Der ältere Black beobachtete diese Reaktion durchaus und stellte jetzt seinen Teller bei Seite, damit er etwas näher an Regulus heran rutschen konnte. „Jetzt guck' doch nicht so, Reggie!“ Reggie – eine Verniedlichung mit der Sirius seinen Bruder sonst eher ärgerte, weil er sich darüber immer so schön aufregte. Und auch jetzt sorgte dieser Kosename dafür, dass der Jüngere den Kopf wieder anhob. „Weißt du... ganz egal, wen ich in Hogwarts vielleicht kennen lerne – niemand wird jemals meinen kleinen Bruder ersetzen können. Du und ich – wir werden immer zusammen halten!“ „Wirklich?“ getraute sich nun auch Regulus endlich wieder etwas zu sagen, wobei seine grauen Augen, die denen von Sirius gar nicht unähnlich waren, einen inständigen Blick zu dem Älteren schickten. Dessen Mundwinkel hoben sich zu einem breiten Grinsen und er nickte noch einmal, wobei er Reggie mit der Faust leicht gegen das Kinn stieß. „Aber klar doch, hab ich dich denn jemals angelogen?“ Ein vielsagender Blick traf ihn. „Hey, das waren kleine Notlügen, das ist etwas ganz anderes! Aber wenn du willst, dann schwöre ich!“ Bevor Regulus überhaupt seine Zustimmung geben konnte, hob Sirius bereits seine rechte Hand, während er die andere auf seine Brust, etwa auf Höhe des Herzens, legte. „Ich verspreche hiermit hoch und heilig bei... ähm...“ Kurz brach er ab und sah sich um. „... beim guten Geschmack dieser Pastete, dass ich immer für meinen kleinen Bruder da sein werde und ihn immer beschützen werde!“ Um seinem Schwur noch die richtige Tiefe zu verleihen, verstellte Sirius seine Stimme so, dass sie feierlich und irgendwie würdevoll klang – zumindest versuchte er es. Und der Versuch allein brachte Regulus dazu hinter vorgehaltener Hand leise zu feixen. Irgendwie schaffte es sein Bruder doch immer wieder all die schlimmen Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen und ihn zum Lachen zu bringen. Sirius – froh darüber das der Kleine nicht mehr so bekümmert drein sah – stimmte ebenso in dieses leise Lachen mit ein, bevor sich zwei zierliche, kleine Arme um ihn herum schlangen und Regulus sich in einer unerwarteten Geste an ihn drückte. Damit verschlug er seinem Bruder im ersten Moment das Lachen. Stattdessen hob dieser blinzelnd seine Brauen ein bisschen in die Höhe und schielte auf den dunkelbraunen, zerzausten Schopf hinab, der sich an ihn lehnte. „Ich hab dich lieb, Sirius...“ Nur ganz leise drangen die Worte irgendwo zwischen seinem Schlafanzug und Regulus Gesicht zu ihm hinauf. Im ersten Augenblick schien der Ältere der beiden ein bisschen verwirrt über diese so offene Zugneigungsbekundung... dann jedoch lächelte er sachte und streichelte Regulus mit der Hand einmal vorsichtig über den Kopf. „Ich hab dich auch lieb, kleiner Bruder...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)