Naraku und der Faltenrock von Kenja (Wenn ein Plan misslingt...) ================================================================================ Kapitel 1: Ein mulmiges Gefühl ------------------------------ Eine leichte Frühlingsbrise umwehte ihre nackten Beine. Das neue blaue Kleid war frisch gewaschen und der voll beladene Rucksack schürte ihr die Schultern ein. Der Weg zum Dorf war nicht besonders weit und obwohl ihre Kondition in den letzten Monaten um einiges besser geworden war, kam Kagome ins Schnaufen. Schon von Weitem erkannte sie die Dächer der kleinen hölzernen Häuser und das mulmige Gefühl in ihrem inneren ließ ihr keine Ruhe. Seitdem sie Naraku besiegt hatten war nun viel Zeit vergangen, in der sie friedlich gelebt hatten. Nun, wenn man das Geschrei von den kleinen als friedlich betrachten konnte. Sangos Kinder hatten ein Talent dafür viel Lärm zu machen. Doch alles in Allem hatten sie kaum Ärger gehabt. Die größten Sorgen mit denen sie zurechtkommen mussten, waren die kleinen Streitereien im Dorf, wie es mit der nächsten Ernte aussah und wer den nächsten Oni vernichten durfte, der dem Dorf zu nah kam. Kagome musste grinsen. Als sie das erste Mal diese Zeit betreten hattet, hatte Lady Tausendfuß ihr eine solche Angst eingejagt, dass sie nicht mehr wusste wo oben und wo unten war, heute spielte sie Schere, Stein, Papier mit Sango wer das nächste Monstrum, was dem Dorf zu nah kam, den gar aus machen durfte. Es war keine Herausforderung, für keine von ihnen. Die größere Herausforderung dabei war eher, dass die Kinder nicht glaubten, auch sie könnten die Oni so leicht besiegen. Kohaku machte gerne Witze darüber, dass er aus Sangos Kindern eines Tages Dämonenjäger machen würde, ganz zum Ärger seiner Schwester. Kagome erreichte das Dorf, da sah sie aus dem Augenwinkel auch schon die rote Robe ihres Freundes. Sie wurde rot, als sich dieser Gedanke einschlich. Jetzt wo alles friedlich war, hätten sie eigentlich genug Zeit gehabt über ihre Beziehung zu sprechen, doch irgendwie war das einfach nicht nötig. Kagome wusste, was Inuyasha für sie empfand und er wusste, was sie für ihn empfand. Was gab es da noch zu besprechen? Trotzdem ließ es sie noch immer erröten, wenn sie über ihn als ihren Freund dachte. „Kagome hat Nachschub gebracht“, rief Inuyasha freudig, als er ihren prall gefüllten Rucksack sah. „Aber teilt es euch diesmal besser ein, ich kann nicht ständig den halben Supermarkt leer kaufen“, nörgelte Kagome halb ernst, während Inuyasha bereits begann, ihren Rucksack zu plündern. Sie besuchte ihre Familie in der Neuzeit regelmäßig und bei dieser Gelegenheit brachte sie auch immer einiges an Essen und anderen nützlichen Utensilien mit. Miroku, Sango und die Kinder trudelten auch bald herbei und so bereiteten sie gemeinsam ein Abendessen zu. Jeder hatte in Kagomes Rucksack etwas gefunden, was er oder sie liebte. „Diese Nudelsuppen erinnern mich immer an damals, als wir auf der Suche nach dem Juwel und Naraku waren“, meinte Miroku plötzlich, als er beobachtete wie Inuyasha sich über die zweite Packung Ramen hermachte. Auch Kagome musste schmunzeln, daran musste sie ebenfalls denken. Sango hatte gerade die Kleinen ins Bett gebracht und musste ebenfalls über den Anblick von Inuyasha und den Nudeln schmunzeln. Dieses friedliche Bild ließ Kagome erschauern. Es kribbelte ihr im Nacken und sie konnte nicht sagen wieso. Seitdem Kampf mit Naraku hatte sie gelernt ihre spirituellen Fähigkeiten zu kontrollieren und sie war erstaunlich gut darin geworden. Sie spürte dämonische Auren mittlerweile schneller als Miroku und auch ihre Barrieren waren nicht von schlechten Eltern. Doch dieses Gefühl war anders. Es war wie eine böse Vorahnung, doch sie konnte einfach nicht sagen, was es damit auf sich hatte. Kagome versuchte es zu verdrängen und als Miroku begann seine Geschichte zu erzählen, wie er am Vortag einen kleineren Dämonen in einem nördlichen Dorf ausgetrickst hatte, gelang ihr das auch schnell. „Ich habe ihm erzählt, die Dorfbewohner würden ihn auslachen, weil er so hässlich ist und das hat ihn tatsächlich so sehr gereizt, dass er aufgehört hat den armen Mann zu attackieren und einen Moment in den See geschaut hat. Er wollte prüfen, ob er wirklich so hässlich ist, naja in dem Moment hab ich ihn erwischt“, selbst Inuyasha, der sonst nicht viel für Mirokus Tricks über hatte, musste lachen. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, bevor sie entschieden, dass es Zeit für das Bett wurde. Kagome kuschelte sich in ihre Decke, sie spürte Inuyashas Wärme nah bei sich und so fiel sie in einen tiefen und ruhigen Schlaf. Ein panisches Angstgefühl ließ Kagome aufschrecken, es war noch tief in der Nacht. Schwer atmend saß sie kerzengerade in ihrem Bett und starrte schweißgebadet in die Dunkelheit. „Kagome?“, Inuyasha Stimme klang schläfrig und Kagome tätschelte ihn besänftigend: „Ich habe nur schlecht geträumt. Ich gehe kurz an die frische Luft.“ Inuyasha nickte und Kagome, streifte ihr Nachtshirt ab, zog ihr Kleid über und verließ das kleine Häuschen. Sie und Inuyasha wohnten direkt neben Kaede, Sango und Miroku hatten ein größeres Haus ein paar Meter weiter. Es war ruhig, weit und breit schien nichts ungewöhnlich zu sein. Kagome atmete ein paar Mal tief durch und beruhigte sich bald wieder. Sie wollte nicht, dass Inuyasha mitbekam, wie mulmig ihr wirklich zumute war. Es hatte Monate gedauert, bis sie es geschafft hatte ihn dazu zu bringen endlich vernünftig zu schlafen. In der Zeit, in der sie Naraku gejagt hatten, hatte sie ihn nur selten wirklich schlafend gesehen, meistens saß er an einen Baum gelehnt neben ihnen und war beim kleinsten Mucks hellwach. Mittlerweile konnte er die Nacht durschlafen, ohne ständig aufzuwachen. Ohne den ständigen Trieb sich nach Gefahr umzusehen. Kagome wollte ihm diese Rastlosigkeit ersparen. Sie entschloss sich, einen kleinen Spaziergang zu machen, die Luft war kalt und half ihrem Verstand wieder klar zu werden, als plötzlich etwas Seltsames geschah. Sie sah etwas im nahen Wald, was ihr den Atem raubte: Sie sah das seltsam vertraute Leuchten des Shikon No Tamas. Es dauerte fast eine geschlagene Minute, bis Kagome ihren ersten Schock überwunden hatte. Sie rannte los. Das konnte nicht sein, bestimmt irrte sie sich. Es war wahrscheinlich nur ein Oni der seltsam leuchtete oder ein anderer ungewöhnlicher Stein, ein anderes magisches Juwel, aber es konnte unmöglich wieder da sein... oder doch? Kagome rannte schneller, als sie es selbst für möglich gehalten hätte, ihr Herz raste und ihre Seiten stachen schon, als sie an der Stelle angekommen war. Und da lag es. Einfach auf dem Boden. Kagome sah sich um, weit und breit war Niemand. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf schrie, dass es eine Falle war und doch bewegte sie sich Schritt für Schritt näher auf das Juwel zu. Es lag auf dem Boden und war verunreinigt. Einen Moment starrte sie es an. So oft hatte sie es in ihren Alpträumen zurückkehren sehen, doch es direkt vor ihren Füßen liegen zu sehen, ließ sie komplett ruhig werden. Sie wusste, dass es ein großer Fehler war und dennoch streckte sie ihre Hand nach dem Juwel aus. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie, ihr Körper vibrierte, sie versuchte zu schreien, doch sie blieb stumm. Alles um sie herum verschwamm und dann geschah etwas, dass sie nicht in Worte fassen konnte: sie spürte, wie sie aus ihrem Körper gerissen wurde, sie spürte wie sie leichter wurde wie eine Feder, nur um dann plötzlich mit einem Schlag in wieder mit vollem Gewicht auf dem Boden zu landen. Sie drehte und wirbelte umher, hatte das Gefühl sie fiel hinunter und landete auch krachend auf einem steinigen Boden. Sie keuchte schmerzerfüllt auf und ihre Haare verdeckten ihr die Sicht. „Hat wohl nicht funktioniert?“, fragte eine Frauenstimme lachend und Kagome schreckte auf. Sie atmete tief ein, als sie Kagura vor sich erkannte. „Kagura?“, rief sie verschreckt und hörte plötzlich eine tiefe männliche Stimme ertönen. Sie hielt ihren Mund zu, schreckte dann zurück, als sie ihre seltsam männlichen Hände sah. „Was zum... wo... was ist mit mir passiert?“, fragte sie und Kagura runzelte die Stirn. „Woher soll ich das wissen, du hattest doch dieses geheimen Plan, von dem du uns nichts erzählen wolltest“, sagte sie patzig und Kagome runzelte die Stirn. „Ich? Ich hatte keinen Plan, ich mein was sind das für Hände und die Stimme und...“ sie drehte sich herum und sah Kanna, die auf einem Felsen saß. Mit großen Schritten trat sie auf das kleine weiße Mädchen zu, schnappte sich ihren Spiegel und anstatt ihres eigenen Spiegelbildes blickte sie in das erstaunlich verstört wirkende Gesicht Narakus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)