Naraku und der Faltenrock von Kenja (Wenn ein Plan misslingt...) ================================================================================ Kapitel 6: Die Rache der Toten ------------------------------ Naraku erwachte mit dem ersten Sonnenschein. Sowohl er, Sango als auch Miroku waren zutiefst verwirrt und erschöpft. Seitdem Anthena, ihre Mutter und ihre Großmutter verschwunden waren, hatten sie es kaum geschafft einige hundert Meter zu gehen, ohne angegriffen worden zu sein. Die erste, die sie aufgehalten hatte, war eine Dämonin, die sich Yura nannte. Naraku war sichtlich genervt von ihr gewesen und hatte sich nie zuvor so sehr gewünscht, seine alten Fähigkeiten wieder zu haben. Doch schließlich und endlich hatte auch ein gezielter Pfeilschuss sie außer Gefecht gesetzt. Doch irgendwie konnte sie nicht sterben. Ihr waren zahlreiche andere gefolgt, doch Naraku hatte Schwierigkeiten sich all ihre Namen zu merken. Auch ein Haufen Oni schlich ihnen hinterher, griff immer wieder an und wünschte sich den Tod der drei. Naraku war sich mittlerweile nicht einmal mehr sicher, ob sie es wirklich bemerken würden, wenn sie starben, da all die Gegner die sie besiegten immer wieder aufstanden. Es hatte eine Weile gedauert, bis er verstanden hatte, was Anthena getan hatte. Sie hatte ‚die Welten vereint’, die Welt der Lebenden und die der Toten. Als ob Yura mit ihrer Angewohnheit sie wie Marionetten umhertanzen zu lassen nicht nervig genug wäre, mussten sie nun auch noch den Blitzen des Raigekijin ausweichen, die Hiten ununterbrochen auf sie abfeuerte, wenn sie ihm nicht auf die Frage antworteten, wo Inuyasha ist. Naraku war ein paar Mal kurz davor ihm die gewünschte Information zu überlassen, wurde aber stets von Miroku oder Sango aufgehalten. Außerdem ärgerte er sich, dass er seinen ersten Pfeil liegen gelassen hatte, so viele Dämonen die ihnen nun schon folgten, fiel es schwer die Pfeile wieder einzusammeln. Sangos Hiraikotsu schnitt ihnen den Weg frei, doch mit Abstand am Besten half ihnen Mirokus Kazaana. Während Naraku wieder und wieder versuchte den Mönch dazu zu bringen, es zu benutzen, fuhr Sango ihn jedes Mal wütend an: „Wir haben das alles schon hinter uns! Ich werde nicht zusehen, wie du dich wieder damit quälst, wenn eine der Oni dich vergiftet! Vergiss nicht, dass du eine Verantwortung trägst!“ Damit sprach sie von ihren Kindern, worauf Naraku jedes Mal nur mit den Augen rollen konnte. „Sei froh dass du als Kagome herumläufst, ich möchte nicht wissen, was hier los wäre, wenn all diejenigen, die sich an DIR rächen wollen hier auftauchen würden!“, fauchte Sango Naraku an und er musste mit Verwunderung feststellen, dass sie damit gar nicht so unrecht hatte. Zum ersten Mal kam ihm nun der Gedanke, dass wenn alle Toten zurückgekehrt waren, womöglich auch Kagome in seinem Körper wieder hier herumlaufen würde. „Das solltet ihr aber auch nicht gut findet“, murmelte er nun und Sango warf ihm einen genervten Blick zu. „Stellt euch die arme Kagome vor... mit meinen Fähigkeiten steht sie wahrscheinlich im Moment einer Horde überaus mächtiger Dämonen gegenüber... ganz zu Schweigen von eurer Kaede, die womöglich schon ihr gesamtes Pfeilreservoir auf sie abgeschossen hat.“ Das hat gesessen. Sango und Miroku tauschten einen Blick, sie beeilten sich nun noch etwas mehr, als sie es eh schon getan hatten. Sie brauchten dennoch fast die gleiche Zeit, die sie für den Hinweg gebraucht hatten und was sie vorfanden, war das reinste Chaos. Das Dorf war überfüllt von Dämonen, aber auch von Menschen, die ihren Zorn in die Welt hinausschrien. Einzig eine Gruppe von Leuten saß etwas abseits und Naraku spürte einen Hauch von Furcht, als er sie alle auf einem Haufen vereint sah. Quicklebendig. Sango schrie auf, ihre Augen füllten sich mit Tränen und Auch Miroku machte große Augen: „Sind das...“, begann er, doch Sango rannte schon los. „Dämonenjäger“, murrte Naraku, der keine große Lust hatte einen Abstecher zu ihnen zu machen. Doch blieb ihm keine Wahl, Miroku zerrte ihn am Arm hinterher und so sehr er sich auch dagegen stemmte, war Miroku doch Kräftiger als er. Die Dämonen, die ihnen seit Anthenas Haus gefolgt waren, tauschten Informationen mit den anderen aus, es war ein unglaublich seltsamer Anblick wie die Toten darüber tratschten, an wem sie sich rächen würden. „Sango!“, Naraku drehte sich um, als er Kohakus Stimme hörte. Der Junge stand neben seinem Vater, beide hatten Tränen in den Augen und Sango begann ebenfalls erbärmlich zu weinen. Naraku rümpfte die Nase, hatte aber keine Wahl als der Szene näher gezogen zu werden. „Sango, meine Tochter.“ Vater und Tochter fielen sich in die Arme, auch die anderen Dämonenjäger drückten sie an sich, während Kohaku ihnen erzählte, dass er ihnen die ganze Geschichte erklärt hatte. „Sie verzeihen mir“, schloss er überglücklich, die Tränen liefen ihm die Wangen herunter und die ganze Familie fiel sich in die Arme. Naraku hätte am Liebsten gewürgt. „Ach Vater, darf ich dir Miroku vorstellen? Er ist... mein ähm... Mann“, mit einem Mal wurde das Gesicht von Sangos Vater kühl, als er Miroku betrachtete, doch Sango stellte sich sofort dazwischen: „Ich frage dich nicht um deine Erlaubnis, verstehe mich nicht falsch. Wir sind schon verheiratet und wir haben drei Kinder... apropos, ich muss zu ihnen!“ Nun verdunkelte sich das Gesicht ihres Vaters zunehmend. „Sie verstecken sich in diesem Tempel. Sango wir verstehen nicht was hier vorgeht, die Dämonen und Menschen sind hier um sich zu rächen. Die einen wollen sich an dem Halbdämonen rächen von dem Kohaku mir erzählt hat, dass er euch gerettet hat, diesem Inuyasha. Aber viele sind hier um sich an Naraku zu rächen... aber sie verstecken ihn! Sie beschützen ihn!“, er schien es kaum zu fassen und jetzt spürte Naraku so langsam, wie die Situation immer gefährlicher wurde. Sango schluckte, sie schien einen Moment lang zu überlegen, ob sie die Wahrheit sagen sollte, doch Miroku kam ihr zuvor: „Das liegt daran, dass das nicht Naraku ist“, sagte er und schüttelte den Kopf auf weitere nachfragen. Kohaku schien die ganze Wahrheit auch nicht zu kennen und doch warf er Naraku einen seltsam wissenden Blick zu, als erkenne er den Mann, der ihn Monatelang kontrolliert und gequält hatte. „Wir haben keine Zeit das zu erklären, wir müssen da rein“, schloss Miroku nun und zog Sango hinter sich her. „Kohaku, pass auf sie auf“, rief Sango ihrem Bruder noch hinterher, während sie sich durch die Massen an Dämonen kämpften, die vor einem Tempel warteten. Naraku konnte eine starke spirituelle Barriere erkennen und eine plötzliche Erkenntnis traf ihn. Wie versteinert blieb er stehen, Miroku der ihn noch immer am Arm hielt kam ins straucheln und fuhr Naraku wütend an. „Ich kann da nicht rein“, sagte er mit leiser Stimme und Miroku und Sango erschraken, als sie in seine Augen blickten. „Hat der große Naraku etwa Angst?“, spottete Sango, doch er konnte sein Gefühl nicht in Worte fassen. Was es Angst? Das erste Mal seit so vielen Jahren spürte er all seine Gefühle so intensiv, so menschlich, wie sie noch waren, als er Onigumo war. Es war Angst, es war Furcht und es war noch etwas anderes, doch er wusste nicht was. Er kannte dieses Gefühl kaum noch, es schnürte ihm den Atem zu und seine Finger kribbelten seltsam. Miroku zog ihn unbarmherzig hinter sich her und auch Sango hatte Hand angelegt, um ihn durch die Barriere zu drängen. Die Dämonen kamen nicht hindurch, die drei jedoch mit Leichtigkeit. Innerhalb der Barriere spürte Naraku es intensiver, als er es seit Jahren gespürt hatte. So nah und doch so fern. Sango rannte nun voraus, sie riss die Tür auf und schrie den Namen ihres Kindes, den Naraku sich nicht merken konnte, Miroku zog ihn hinterher, schloss die Tür hinter Naraku und folgte Sango durch den großen Saal. Das kleine Mädchen lag auf einem Bett, noch immer war sie ohne Bewusstsein und Sango vergoss bittere Tränen. Ein Verband war um den Kopf des kleinen Mädchens, Kaede saß daneben und hob den Blick nun zu Naraku. Langsam spürte er auch alle anderen Blicke zu sich wandern. Der Raum war voll von Leuten und ihre Blicke durchbohrten ihn wie ein schneidendes Schwert. Er traute sich nicht sie anzusehen. Sein Körper kribbelte noch immer ganz seltsam, dieses Mensch sein stand ihm nicht gut. Er würde am liebsten schreien, doch kein Ton löste sich aus seiner Kehle, bis sich eine Person plötzlich aus der Gruppe löste und auf ihn zutrat. „Oh welch wunderschöner Mann“, sagte Naraku mit Kagomes lieblichster Stimme, als er sich selbst gegenübertrat. Aus den Augenwinkeln erkannte er Inuyasha, der die Fäuste ballte und so trat er noch einen Schritt auf Kagome zu, die so aussah wie er. Sie kniff die Augen misstrauisch zusammen, während sie lauschte wie Miroku ihnen ihre Geschichte erzählte. „Und nun?“, Naraku überlief eine Gänsehaut, als er seine eigene Stimme sprechen hörte, Zorn schwang darin mit und er konnte nicht umhin, anerkennend zu nicken. Er musste stets einen ehrfurchterregenden Eindruck gemacht haben. „Die Menge da draußen wird immer wütender“, hörte er nun eine Mädchenstimme und er erkannte das kleine Mädchen Rin, das früher mit Sesshomaru gereist war. Sie war aus einem Nebenraum gekommen und ihr Blick war angsterfüllt. „Es sind noch mehr dazu gekommen, aber diese sehen anders aus. Gefährlicher als die anderen“, eine laute Explosion ließ sie aufhorchen und Kagome runzelte die Stirn, dann wurden ihre Augen immer weiter und Naraku runzelte die Stirn, als er sein eigenes Gesicht so von Horror erfüllt war. „Shichinintai.“ Das Wort verhallte einen Moment im Raum, bis Naraku begriff, was es bedeutete. Auch ihm gruselte es einen Moment, er musste an den Moment denken, in dem er Bankotsu die Splitter des Juwels abgenommen hatte, die ihn am Leben gehalten hatte. Wie wütend sie wohl sein mochten? „Nein Papa, bleib hier“, die Stimme des kleinen Fuchsdämonen heulte durch den halben Raum, als ein Fuchsyokai den Naraku nie zuvor gesehen hatte, durch den Raum schritt. „Sie haben mich umgebracht, ich werde mich rächen!“, erklärte er leichthin, doch der kleine klammerte sich weinend an seinem Bein fest. „Ich denke Shippo hat recht“, ging Sango nun dazwischen. „Wir wissen nicht wie lange dieser Zustand anhält, ihr solltet die gemeinsame Zeit die ihr habt nicht mit kämpfen verschwenden!“, rief sie und Tränen füllten ihre Augen. „Sango...“, Miroku nahm sanft ihre Hand, doch sie beugte sich nur weinend über ihre Tochter. Kagome kam nun mehrere Schritte auf Naraku zu, bis sie nur noch einige Zentimeter voneinander entfernt standen, in ihrem Kopf schien sie einen Plan auszuhecken, doch Naraku konnte beim Besten Willen nicht sagen, was das war. „Ich kann diese Barriere nicht ewig aufrecht erhalten, sie sind zu stark.“ Es war das erste Mal das sie sprach, seit Naraku den Raum betreten hatte. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer und sein Blick streifte sie nur kurz, schnell blickte er wieder zu Kagome, deren Augen nun zu engen Schlitzen verengt waren. „Wir müssen unter vier Augen sprechen“, sagte sie leise und Inuyasha machte einige Schritte auf sie zu: „Kagome nein!“, rief er doch Kagome verdrehte die Augen. „Inuyasha... ich bin quasi Naraku“, sagte sie mit einem Hauch von Belustigung, doch Inuyashas Blick veränderte sich nicht: „Ja richtig und wer hat Naraku vernichtet?“ Kagome warf Naraku einen seltsamen Blick zu, tatsächlich waren es ihre Hände, ihr Pfeil gewesen, die Naraku vernichtet hatte, doch wussten sie alle das die spirituellen Kräfte in Kagomes Körper erschöpft waren. „Er will diesen Körper bestimmt unversehrt wieder haben“, schloss Kagome nun und ging aus dem Raum. Naraku warf noch einen letzten Blick auf Inuyasha und er konnte seine Wut nicht unterdrücken, als Kikyo einen Schritt vortrat und Inuyasha behutsam auf den Arm drückte. Kikyo. Sie wiederzusehen, nach all diesen Jahren, sie wieder zu sehen, nach allem was geschehen war, löste so viele unerträgliche Gefühle in ihm aus. Die Tür schloss sich von selbst hinter ihnen und Naraku gab einen anerkennenden Pfiff aus. „Du beherrschst meine Kräfte schon ganz gut“, gestand er und Kagome runzelte die Stirn. „Hat ein paar Vorteile, ja“, murmelte sie und starrte ihn an. „Ich erinnere mich an den Moment, als ich dich vernichtet habe Naraku“, begann sie und Naraku war sich nicht sicher, worauf sie hinauswollte, „ich erinnere mich an deinen wahren Wunsch.“ Naraku kniff die Augen zusammen. Er erinnerte sich sehr gut an die letzten Sekunden seines Lebens, die Schmach, die Schwäche die er zugelassen hatte und doch konnte er nicht umhin, es anzuerkennen, dass sein menschliches Herz sich noch immer danach sehnte. „Was willst du von mir?“, fragte er, seine Stimmung war nun an einem Tiefpunkt, es behagte ihm nicht über diese Dinge zu sprechen. Kagome jedoch schien das nicht aufzufallen: „Ich will dass du es zulässt.“ Naraku runzelte die Stirn, er verstand noch immer nicht, was sie von ihm wollte: „Was soll ich zulassen?“ „Deine Menschlichkeit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)