"Natsu, mehr Fleisch!!" von kora (Natsu x Lucy) ================================================================================ Kapitel 6: Monat 6: Ein "bisschen" Bewegung ------------------------------------------- Mit einem Seufzer drehte ich mich um mich selbst. Es gab noch ziemlich viel zu machen, ehe ich in Natsus und Happys Haus einziehen konnte. Auch wenn wir nun schon seit zwei Wochen dran waren, so war noch nicht mal die Hälfte erledigt. Wir hatten zuerst eine gewisse Ordnung schaffen müssen, ehe wir mit dem Ausmisten mancher Dinge beginnen konnten. Anschließend hatten wir alle, für die beiden wichtigen, Sachen einpacken müssen und vorerst in meiner Wohnung verstaut. Deswegen sah die jetzt auch nicht gerade toll aus. Besonders, da Natsu und Happy für die nächsten Wochen richtig bei mir wohnten. Klar, zuvor waren sie auch sehr oft da gewesen, doch jetzt waren ebenfalls Klamotten, Hanteln oder sonst was bei mir. Und das verursachte ein riesiges Chaos. Ich kam kaum mit dem Putzen und Aufräumen hinterher, besonders da ich im sechsten Monat schwanger war! Mein Bauch war nun das Gegenteil von klein, eigentlich noch größer als ein Medizinball. Und wenn man eine Kugel mit sich herumtrug, hatte man echt besseres zu tun, als zu putzen… Ich musste mit den beiden wirklich mal ein Wörtchen reden, so konnte das nicht weitergehen. Aber zurück zum Haus. Insgesamt hatten wir es jetzt komplett ausgeräumt und mussten als nächstes überlegen, wie wir weiter vorgehen sollten. Deswegen war ich auch hier, um halt alles zu planen. Obwohl ich eigentlich keine Idee hatte. Und was wir mit dem Baum machten, der in der Mitte des Raumes wuchs, stand auch noch in den Sternen. Gott, das würde echt viel Arbeit werden. Und ich würde nichts anderes tun können als alle herum zu kommandieren und hoffen, dass es rechtzeitig fertig wird. In zehn Wochen würde nämlich schon das Kind kommen und wir hatten momentan noch nichts! Weder Möbel noch Kleidung. Aber wie auch? In meine Wohnung passte echt nichts mehr rein und selbst wenn, wir würden ja hier leben. Deswegen machte ich mir halt echt Stress … Was ja eigentlich ziemlich unvorteilhaft war, so als Schwangere. Plötzlich spürte ich, wie mich zwei starke Arme von hinten umarmten. „Natsu“, sagte ich überrascht und legte eine Hand auf seine. „Hier bist du“, meinte er nur, während ich mich umdrehte. „Ich hatte doch gesagt, dass ich mir das Haus ansehen wollte“, erwiderte ich lächelnd, nachdem ich ihm einen leichten Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. „Ja, aber nicht zu mir“, entgegnete Natsu allerdings und zog einen Schmollmund, wobei ich wusste, dass er nur beleidigt tat. „Tja, selbst Schuld. Wer hat sich denn mal wieder mit Gray geprügelt?“, fragte ich deswegen, während ich eine Augenbraue hochzog. „Außerdem hab ich Mira gebeten, es dir zu sagen. Hat sie das nicht getan?“ Natsu schüttelte sofort den Kopf und ich war, das musste ich zugeben, etwas verwirrt. „Das passt doch gar nicht zu Mira …“, murmelte ich vor mich hin. „Oder hast du einfach nicht zugehört, Natsu?“, wollte ich wissen, da das ja eigentlich ziemlich typisch für meinen Freund wäre. „Naja…ich weiß nicht. Als Gray, das Weichei, kurz auf dem Boden lag, hat Mira, glaub ich, irgendwas gesagt. Aber dann hat auf einmal auch Gajeel mitgekämpft und mich geschlagen. Da hab ich mich halt auf was anderes konzentrieren müssen!“, gab er schließlich zu und ich schüttelte den Kopf. Das war einfach so unglaublich vorhersehbar, wenn man mal darüber nachdachte. „Als die beiden dann nicht mehr konnten, hab ich auch sofort nach dir gesucht. Du warst ja nicht in der Gilde. Aber ich hab dich ja eh gefunden“, fügte Natsu dann noch hinzu und grinste mich zufrieden an. Ich lächelte ebenfalls. „Und was denkst du, wie lange werden wir noch brauchen?“, fragte Natsu auf einmal und blickte sich im Raum um, während er mich noch immer in den Armen hielt. „Ich weiß nicht, hoffentlich weniger als zehn Wochen. Immerhin ist noch einiges zu tun“, meinte ich nachdenklich und folgte seinem Blick. „Das wird bestimmt rechtzeitig fertig. Es helfen ja auch alle mit. Und es wird auf jeden Fall perfekt. Unser Kind wird es lieben.“ Er sah wieder zu mir, strahlte mich an. In diesem Moment konnte ich so richtig fühlen, wie sehr er sich freute und auch, wie sehr er das Baby jetzt schon liebte. Außerdem war es unglaublich schön zu hören, wie er „unser Baby“ sagte. Klar, er hatte das jetzt nicht zum ersten Mal gesagt, aber jedes Mal aufs Neue lief mir ein wunderbarer Schauer den Rücken herunter. Jedes Mal aufs Neue wurde mir wieder bewusst, dass wir Eltern wurden. Und es war das schönste und tollste Gefühl auf der ganzen Welt. Deswegen konnte ich nichts anderes tun, als mich sofort an ihn zu drücken und mein Kopf an seine Brust zu schmiegen. Er schlang seine Arme noch fester um mich und keiner von uns sagte ein Wort, brauchten wir auch nicht. Der Moment war perfekt und irgendwie unglaublich intim, weswegen ich froh war, mit ihm alleine zu sein. Ja, ich könnte mit Natsu eigentlich noch eine Ewigkeit hier stehen und vielleicht hätten wir das auch getan, wenn plötzlich nicht etwas ziemlich krasses geschehen wäre. Wir standen ja bekanntlich eng umschlungen da, mein großer Bauch an seinem und wir waren auch ganz entspannt. Aber dann zuckte ich auf einmal zusammen und fasste mir an den Bauch. Was war das gerade gewesen? Ich hatte irgendetwas an meinem Unterleib gespürt, so wie einen Schlag ohne Schmerz. Es war auch nur ganz kurz und ich überlegte für eine Sekunde, ob es Einbildung gewesen war. Doch als ich zu Natsu aufsah, wusste ich, dass sogar er es leicht gespürt hatte. „War das grad das Baby?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen. Und genau in dem Moment, in dem er das gesagt hatte, ging mir ein Licht auf. Er hatte nämlich Recht, unser Baby hatte gerade zum ersten Mal wirklich gegen meinen Bauch getreten und da Natsu direkt an mir stand, hatte selbst er es gefühlt. Gut, ich wusste nun, was das gerade gewesen war. Aber glauben konnte ich es nicht. Das Baby hatte getreten. Gegen mein Bauch. Zum ersten Mal. Immer wieder musste ich mir das durch den Kopf gehen lassen, bis ich es realisierte. Auf einmal schien alles ganz anders, die Geburt viel näher. Denn wenn das Kind schon so weit entwickelt war, konnte es doch eigentlich nicht mehr lange dauern. Zumindest glaubte ich das. Und auch sonst war es für mich unbegreiflich, was gerade passiert war. Ich konnte mein Glück und meine Freude in diesem Moment nicht in Worte fassen, denn es gab dafür einfach keine Worte. Ich wusste nur, dass dies mit der schönste Augenblick in meinem Leben war. Deswegen konnte ich auch nichts gegen die Tränen der Freude tun, die aus meinen Augen flossen. Irgendwie wurden meine Beine sogar etwas weich, sodass ich mich sicherheitshalber auf den Boden setzte und an einer Wand anlehnte. Dann schaute ich zum ersten Mal zu Natsu, der noch immer an der gleichen Stelle stand und genauso wie eben dreinschaute. Sofort musste ich lachen, da das verdammt lustig aussah. Seine Augen waren weit aufgerissen, genauso wie sein Mund und im Allgemeinen sah er mehr als fassungslos aus. „Natsu, ist alles okay?“, fragte ich und stand wieder auf, wenn auch etwas umständlich, um ihn ein bisschen zu schütteln. Ich hoffte ihn so aus seiner Starre zu befreien. Und es klappte sogar, nach kurzer Zeit regte er sich wieder und drehte seinen Kopf zu mir. „W-war das gerade wirklich das Baby?“, wollte er stotternd und noch immer ziemlich geschockt wissen. „Ja“, antwortete ich sofort lächelnd, während ich mir die letzten Tränen aus dem Augenwinkel wischte. „Krass….“, konnte er daraufhin nur murmeln. Schon wieder musste ich lächeln. Er war genauso wenig darauf vorbereitet gewesen wie ich. Obwohl ich eigentlich jeden Tag darauf gewartet hatte… Immerhin war es üblich, dass ein Kind sich schon ab dem vierten Monat bewegte. Insgeheim hatte ich mir deswegen immer wieder Sorgen gemacht, obwohl mein Arzt stets versucht hatte mich zu beruhigen. Und nun endlich war es passiert. Alle meine Ängste waren weg. Okay, so gut wie. „Und freust du dich?“, fragte ich nach ein paar Minuten, da er schon wieder ein bisschen erstarrt war. Erstaunlicherweise regte er sich dann ziemlich schnell wieder. Er drehte sich nämlich komplett zur mir und sah in meine Augen. „Ob ich mich freue?“, wiederholte er meine Worte, ehe er mir um den Hals fiel und mich ziemlich stürmisch umarmte. Etwas überrumpelt legte ich auch meine Arme um ihn. „Das ist sooo toll, Luce!!! Ich kann es kaum glauben. Oh, ich werde jetzt nicht mehr von deiner Seite weichen. Ich freue mich ja so auf das Kind!!“, redete er dann los und als er mich etwas von sich weg hielt, sah ich wie seine Augen strahlten, was ziemlich süß aussah. Und gleichzeitig wirkte er selbst noch wie ein Kind, das sich auf Weihnachten freute. „Du willst also nicht mehr von meiner Seite weichen? Na gut, aber dann kannst du mich jetzt ja auch nach Hause tragen. Ich muss nämlich auf Toilette“, sagte ich daraufhin und musste etwas lachen. Irgendwie stellte ich es mir lustig vor, Natsu ab sofort immer da zu haben. Und ehe ich mich versah, war ich auch schon in seinen Armen. Ich dachte eigentlich, dass er mich Huckepack nimmt, aber wenn ihm der Brautstil lieber war, okay. Hauptsache ich musste nicht laufen, denn meine Füße taten weh. „Luuuce!“ Sofort als ich seine Stimme hörte, zuckte ich zusammen. Warum hatte er mich auch so schnell gefunden? Gut, die Gilde war jetzt nicht das beste Versteck, aber er war doch eben noch am Schlafen gewesen! Also wieso stand Natsu schon jetzt vor mir? Alles was ich wollte, war eine Stunde oder so für mich, um einmal allein zu sein. Oder zumindest allein mit meinen Freundinnen. Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, saß er schon neben mir an der Bar und grinste mich überglücklich an. „Da bist du ja“, meinte er gut gelaunt und legte sofort einen Arm um meine Schulter. Ich musste seufzen und ließ den Kopf hängen. Eine Stunde… mehr wollte ich nicht. „Guten Morgen, Natsu“, zwang ich mich aber zu sagen und lächelte ihn etwas gequält an. Klar, ich freute mich ja eigentlich immer ihn zu sehen und vor allem liebte ich es, Zeit mit ihm zu verbringen, aber momentan war es einfach zu viel. Seit das Baby das erste Mal getreten hatte, ließ er mich wirklich nicht in Ruhe. Ich wusste zwar, dass er das nur tat, weil er sich so freute, doch es ging mir allmählich echt auf die Nerven. In fast keiner Sekunde konnte ich alleine sein und mal ungestört mit Levy oder Mira reden. Immer war er dabei und wenn zufällig auch Gray am Tisch saß, fingen sie natürlich sofort einen Streit an. Insgesamt war ich nach nur einer Woche, in der Natsu stets bei und neben mir war, ziemlich am Ende. Und wenn ich versuchte, ihm mein Problem zu erklären, schaute er entweder verwirrt, weil er nicht verstand, oder wie ein Welpe, während er sagte, dass er doch nur bei mir sein wollte und mehr nicht. Dann hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen und es war wie gehabt. Ein ziemliches Dilemma, immerhin war sein Hundeblick echt gut… „Was machen wir heute eigentlich, Luce?“, fragte irgendwann Natsu fröhlich und grinste mich an. Ich seufzte, bevor ich antwortete: „Keine Ahnung… Ich wollte mich ja eigentlich mit Levy treffen.“ Ich hoffte, dass er verstand, was ich damit sagen wollte. Denn ich hatte mich wirklich mit ihr verabredet, da wir einfach schon viel zu lange nichts mehr zu zweit gemacht hatten. Außerdem wollte ich unbedingt über jemand Bestimmtes mit ihr reden… „Cool, solange Gajeel nicht mitkommt, bin ich dabei“, meinte mein Freund dann und ein weiteres Seufzen entfloh mir. Gut, ich musste also etwas deutlicher werden. Immerhin wollte ich allein mit meiner besten Freundin reden. „Weißt du, Natsu, ich würde gerne mit Levy etwas zu zweit machen. Und außerdem musst du unbedingt am Haus weiter arbeiten. Wenn du die anderen fragst, helfen sie dir bestimmt“, fügte ich dann noch hinzu, da sein Blick irgendwie ein bisschen traurig wurde. „Aber ich wollte doch was mit dir machen…“, murmelte er und schaute mich betrübt und wie ein kleines Kind an. Sofort hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen. Doch diesmal würde ich nicht so leicht einknicken, ich brauchte den Tag mit Levy. „Wir machen morgen wieder was. Und wenn du willst, koch ich dir und Happy heute Abend was Leckeres, ja?“, schlug ich ihm deswegen lächelnd vor. Und obwohl er immer noch nicht ganz zufrieden aussah, stimmte er mir zu. Dann sprang er auch schon auf, rief nach Happy und küsste mich kurz. Aus irgendeinem Grund war ich jetzt aber ein ganz, ganz kleines bisschen traurig, dass er ging, weswegen ich ihn an seiner Weste wieder zu mir zog und erneut seinen Mund mit meinem verschloss. Er grinste daraufhin zufrieden und erwiderte den Kuss liebevoll. „Alles okay, Lu-chan?“, wollte Levy fast als erstes wissen, nachdem wir uns begrüßt hatten. Wir gingen gerade durch die Straßen auf dem Weg zum Fairy Tail Mädchen-Wohnheim. Da in meiner Wohnung so viel rumstand, wollte ich da nicht unbedingt den Tag mit ihr verbringen. „Hhm, ja, denk schon“, erwiderte ich dann nach kurzem Überlegen. „Und wieso hast du jetzt bestimmt schon fünf mal geseufzt, seit wir unterwegs sind?“, fragte sie weiter und schaute mich wissend an. Mir war ja eigentlich klar, dass ich ihr nichts vormachen konnte. „Es ist nur so, ich bin ziemlich geschafft von Natsu. Er hat mich in der letzten Woche fast keine Sekunde allein gelassen“, erklärte ich und seufzte erneut vor Erschöpfung. „Stimmt, ist mir auch aufgefallen. Wieso eigentlich?“ Sie lächelte mich neugierig an und ich schilderte kurz die Situation. Dass das Baby getreten hatte, wusste sie und auch alle anderen in Fairy Tail zwar, den Rest aber nicht. Als ich fertig erzählt hatte, kicherte meine beste Freundin allerdings nur. „Was ist daran so lustig, Levy-chan? Natsu treibt mich so noch in den Wahnsinn“, meinte ich deswegen ein bisschen vorwurfsvoll. „Ach Lu-chan, ich find das alles eigentlich ziemlich süß. Und auch sehr passend für ihn“, erwiderte sie und lächelte mich an, während wir gerade Fairy Hills betraten. Als wir in ihrem Zimmer ankamen, schaute ich mich erstmal um. Wie eh und je standen hier unglaublich viele Bücherregale mit Romanen und allerlei Sachbüchern, unter denen sich die Bretter beinahe bogen. Aber auch auf dem Boden lagen Bücher und Hefte nur so verstreut und das Bett erkannte man eigentlich schon gar nicht mehr. Eigentlich sah Levys Zimmer immer so aus, also recht chaotisch. Was ich mir nie wirklich vorstellen konnte. Sie wirkte stets total organisiert und nun mal ordentlich. Doch sobald man diesen Raum hier betrat, war klar, dass das nicht so ganz stimmte. „Sorry, wegen der Unordnung“, entschuldigte sie sich dann, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Ach kein Problem. Aber sag jetzt, wie du das eben gemeint hast“, forderte ich und ließ mich auf den Stuhl am Schreibtisch fallen. Auch hier lagen viele Bücher, doch erstaunlicherweise sah man noch die Tischplatte. Levy setzte sich daraufhin auf ihr Bett und sah mich lächelnd an „Überleg doch mal, Natsu liebt dich unglaublich und freut sich halt auch total auf das Kind, was ich verstehen kann. Er ist ein richtiger Familienmensch, das weißt du“, versuchte sie mir zu erklären. „Ja natürlich, und ich freue mich natürlich auch total. Aber das ist kein Grund, dass er mich nicht mehr alleine lässt“, beschwerte ich mich weiter und lehnte mich zurück, während ich etwas unbewusst über meinen großen Bauch fuhr. Es war zwar noch früh, doch ich war schon erschöpft. „Lu-chan, ist dir mal der Gedanke gekommen, dass Natsu Angst um dich hat?“, fragte mich Levy dann ganz plötzlich und schaute mich eindringlich an. Ich schluckte. Nein, daran hatte ich noch nicht gedacht. „Dir ist schon so oft etwas passiert, auch wenn Natsu dich bis jetzt immer retten konnte. Nur wenn er immer bei dir ist, weiß er, dass du in Sicherheit bist. Er würde es sich nie verzeihen, wenn dir und dem Baby was geschehen würde“, erklärte sie weiter und mein schlechtes Gewissen wurde immer größer. Klar, daran hatte ich bis jetzt echt keinen Gedanken verschwendet, obwohl es doch eigentlich so offensichtlich war. Natsu sorgte sich unglaublich um mich und unser Kind, da wollte er logischerweise nicht von meiner Seite weichen. Ich war echt eine Idiotin. Eigentlich müsste ich das doch wissen, immerhin kannte ich ihn mit am besten. Heute Abend musste ich mich unbedingt bei ihm entschuldigen und auch in Zukunft würde ich mich ganz anders verhalten. Er war ja schließlich nur ein sich sorgender Vater und Freund… „Alles okay, Lu-chan?“, riss mich Levy plötzlich aus den Gedanken. Ich schaute auf in ihr leicht lächelndes Gesicht. „Ja, danke dass du mir die Augen geöffnet hast. Ich war ja vielleicht dumm“, erwiderte ich und grinste, wenn auch etwas bedauernd. „Kein Problem“ Eine paar Minuten sagte dann keiner von uns etwas, ich für meinen Teil überlegte nämlich, was ich heute Abend kochen sollte… Bis mir einfiel, dass ich mit Levy ja eigentlich unbedingt über etwas sprechen wollte! „Sag mal, Levy-chan…“, begann ich deswegen unvermittelt und grinste sie an. „Was läuft eigentlich zwischen dir und Gajeel, hm?“ Sofort lief meine beste Freundin rot an und schaute verlegen weg. „D-da ist nichts. Wirklich“, beteuerte sie augenblicklich. Ich konnte nur kichern, das würde jetzt auf jeden Fall lustig werden. „Aber ihr macht doch die ganze Zeit was zusammen, ihr geht sogar zusammen auf Missionen. Wenn das so weiter geht, wird da definitiv was laufen. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche“, argumentierte ich. Daraufhin seufzte Levy erstmal. „Gut, da hast du schon Recht. Ich verbringe mit Gajeel auch sehr gerne Zeit…. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas in dieser Richtung will“, erwiderte sie und ihr Blick wurde traurig. Ja, ich wusste was sie damit meinte. Mir ging es damals bei Natsu nicht anders. Allerdings bekam ich jetzt ein Kind von ihm. Und wer sagte, dass es bei Gajeel und Levy anders sein würde? Zumindest teilweise. „Hör mir mal zu, Levy-chan – du siehst das wahrscheinlich nie, aber er schaut dich genauso an, wie du ihn“, sagte ich und lächelte sie aufmunternd an. „Wirklich?“, fragte sie ungläubig. „Ja, wirklich. Du musst nur dran glauben. Und vielleicht einfach mit ihm drüber reden. Auch wenn Gajeel vielleicht nicht so oft über seine Gefühle redet“, schlug ich ihr vor. „Ich weiß nicht, ich glaub ich schau erst mal, wie sich das entwickelt“, meinte Levy aber nur. Ich seufzte. Aber gut, ich konnte sie schlecht zwingen. Und ich wusste nun mal auch, wie schwierig so ein Geständnis war. Also ließ ich es vorerst dabei beruhen. Die beiden würden auf jeden Fall noch zusammen kommen, sei es früher oder später. Dafür würde ich sorgen. „Oh Gott, ich hoffe das Haus ist noch nicht komplett zerlegt“, murmelte ich, als wir den kleinen Pfad entlang gingen. Levy lacht daraufhin leicht. „Bestimmt nicht. Erza ist doch bei ihnen und Wendy und Juvia, glaub ich, auch“, meinte sie und lächelte mich ermutigend an. Allerdings beruhigte mich das kein Stück. Wenn Natsu und Gray erstmal anfingen sich zu prügeln, zerstörten sie schnell alles und dann schafften es eigentlich nur Erza und ich die ganze Sache zu beenden. Blöd nur, dass meine liebe Freundin meist ebenso viel kaputt machte, da sie stets übertrieb. Deswegen hatten Levy und ich uns auch schließlich auf den Weg gemacht. Nachdem mir vor etwa einer Stunde plötzlich der Gedanke kam, dass hier sonst etwas passieren könnte, hatte ich mich auf nichts anderes konzentrieren können. Die Fantasie war einfach mit mir durchgegangen… Netterweise hatte Levy nichts dagegen, zur Baustelle zu gehen, sodass ich mich beruhigen konnte. Aber mal ehrlich, wenn das zukünftige Haus auf dem Spiel stand, war es auch schwierig die Nerven zu behalten. Sonst war ich genau deswegen auch immer dabei und passte auf. Nur heute nicht, obwohl Natsu und die anderen diesmal eine Wand einreißen wollten. Je näher wir nun dem Haus kamen, desto mehr Angst flammte in mir auf. Alles könnte nun geschehen sein! Was wäre, wenn Natsu unser zukünftiges Heim „aus Versehen“ verbrannt hatte? Oder Erza es mit ihren Schwertkünsten halb zerschnitten, halb zersäbelt hatte? Doch entgegen meiner schrecklichen Vorstellung war alles ganz normal. Also meine Freunde arbeiteten, trugen Holz und Steine weg oder machten irgendetwas am Boden vor dem Loch, welches in der Wand klaffte. Als ich genau hinsah, bemerkte ich, dass es äußerst gut hinein gemacht worden war, dass generell alles sehr professionell wirkte. Eigentlich logisch, stand es um die handwerklichen Fähigkeiten eines Fairy Tail Mitgliedes fast nie schlecht. So oft wie unsere Gilde schon zerstört worden war, konnte es aber einfach nicht anders sein. Aber irgendetwas störte mich. Ich kam nur nicht drauf, egal wie sehr ich auch überlegte. „Hallo Luce, hallo Levy!“, kam es dann plötzlich von Natsu, der mit einem recht großen Holzbalken auf dem Arm zu uns lief. Er winkte und sah mehr als glücklich aus, als er vor mir stand. „Hey Natsu“, begrüßte ich ihn sofort lächelnd und als er sein „Gepäck“ auf dem Boden abgelegt hatte, umarmte er mich und drückte sanft seine Lippen auf meine. Während wir uns kurz küssten, kam mir wieder in den Sinn, was Levy eben gesagt hatte. Ja, sie hatte mehr als Recht. Und ich schämte mich noch immer dafür, dass es mir selbst nicht aufgefallen war… „Hey, ihr zwei“, meinte dann auch Erza, die, wie ich bemerkte, wieder ihre Bauarbeiter- Rüstung trug. Sie lächelte uns an und schlug dann vor, alles zu zeigen, was sie heute geschafft hatten. „Und du Natsu räumst gefälligst weiter Holz her. Laki war so nett und hat uns alles zurecht gemacht“, sagte sie anschließend zu Natsu, der sofort eingeschüchtert nickte. Schon wieder wunderte ich mich. Mein Freund hörte zwar meistens auf Erza, aber so schnell so gehorsam war er selten. Eigentlich nur, wenn sie ihn zuerst verprügelt hatte. „Okay, dann zeig mal, was ihr alles gemacht habt“, schlug dann irgendwann Levy lächelnd vor, denn ich hatte nur verwirrt Natsu hinterher geschaut. Ungefähr zwei Minuten lang. „Gut, kommt mit“, forderte Erza uns daraufhin auf und wir folgten ihr. Zuerst zeigte sie uns die nicht mehr vorhandene Wand, also das Loch an dem ein weiteres Zimmer gebaut werden sollte. Hier kam Natsu und mein Zimmer vermutlich hin. Denn ich brauchte einfach ein richtiges Bett! Ich hatte mit ihm zwar schon öfters in seiner alten Hängematte geschlafen und es war eigentlich auch recht bequem so dicht an ihm zu schlafen, aber als etwas Dauerhaftes konnte ich mir das nicht vorstellen. Vor allem, weil da gewisse Dinge einfach nicht gut funktionierten. Ich hatte es ausprobiert. Mehr als einmal. „Hier haben wir schon mal den Boden für das Fundament vorbereitet. Morgen kümmern wir uns darum und um die Wände“, erklärte Erza uns, während sie auf den Boden und die ganzen Materialien, die nur ein paar Meter entfernt lagen, deutete. „Super, noch mal vielen Dank, dass ihr alle mithelft“, erwiderte ich mehr als glücklich. Es war wirklich unglaublich toll, dass uns alle Freunde zur Hand gingen. Allein hätten Natsu und ich das nie geschafft. Und mittlerweile glaubte ich sogar daran, dass es rechtzeitig fertig wurde. Ab und zu half nämlich sogar Gajeel mit und wie Erza schon gesagt hatte, kümmerte Laki sich ja um das Holz, immerhin war das ihre Spezialität. Und auch alle anderen in Fairy Tail kamen immer mal wieder vorbei, hämmerten da mit, trugen dort Schutt etc. weg oder leisteten mir einfach ein bisschen Gesellschaft, während ich alles begutachtete. Ja, unsere Familie war die beste. „Ich denk aber, dass wir jetzt aufhören werden. Es wird ja schon dunkel“, meinte Erza irgendwann und wechselte ihre Bauarbeiter-Klamotten gegen ihren üblichen blauen Rock und weiße Bluse. „Klar, ihr habt auch schon echt viel gemacht. Und ich glaub Natsu und Happy verlangen gleich auch nach ihrem versprochenem Essen…“, stimmte ich ihr grinsend zu, während ich mich schon mal nach den beiden umschaute. „Schläfst du schon, Natsu?“, fragte ich irgendwann und schaute in sein Gesicht. Währenddessen strich ich ihm sanft ein paar Haarsträhnen von der Stirn und er fing an, zufrieden zu lächeln. „Nein, wieso?“, wollte er mit noch geschlossenen Augen wissen. Ich richtete mich auf und stütze mich auf meine Unterarme, um dann über ihn zu knien. „Den ganzen Abend kam mir irgendetwas komisch vor, ich wusste nur nicht was“, begann ich zu erzählen und Natsu schaute mich mittlerweile leicht lächelnd an. Diesmal war es an ihm meine Haare sanft hinter das Ohr zu stecken. „Und jetzt ist es mir endlich eingefallen. Ihr ward eben am Haus total komisch!“ Ich blickte ihn ernst an, woraufhin er schluckte. „Was ist heute passiert?“, fragte ich weiter und kam seinem Gesicht näher, während eine Augenbraue skeptisch hochgezogen war. Diesmal wich er meinem Blick aus. „Natsu, was war los?“, wiederholte ich meine Frage. „Es war nichts, keine Angst“, erwiderte er schließlich und seine Stimmte wurde ziemlich hoch und unsicher. „Ich seh, dass du lügst“, sagte ich deswegen nur. „Und wenn du mir jetzt nicht sofort die Wahrheit sagst, wirst du die nächste Zeit auf der Couch schlafen und Sex gibt’s erst recht nicht“, drohte ich ihm dann und wusste, dass er jetzt auf jeden Fall reden würde. Ich kannte ihn und seine Schwächen mittlerweile sehr genau. „Schon gut, ich sag’s dir! Aber bitte nicht böse werden…“, ergab sich Natsu, wie ich es mir gedacht hatte, auch sofort. Zufrieden grinste ich und setzte mich auf seinen Schoß, während ich die Arme erwartungsvoll vor der Brust verschränkt hatte. „Also, am Anfang ging alles ziemlich gut und wir kamen auch ordentlich voran. Aber dann wurde mir halt langweilig und ich… naja ich hab angefangen Gray mit Steinen und so zu bewerfen. Er hat natürlich auch sofort mitgemacht, obwohl er mich ja nie getroffen hat! Und dann hat diese dumme Eisprinzessin Erza abgeworfen … und den Rest kannst du dir denken“, endete er und schaute mich schuldbewusst an. Aber ich war mit dieser Erklärung nicht ganz zufrieden, denn die anderen hatten sich so komisch benommen, da musste noch etwas geschehen sein. Dies teilte ich auch Natsu mit, der noch schuldbewusster dreinschaute. „Ähm, also – naja… das Haus ist beinahe eingestürzt… Aber nur eine Wand ist wirklich kaputt gegangen! Und die musste ja eh raus“, gab er schließlich zu und zog schon sicherheitshalber den Kopf ein. Er wusste, was jetzt kam. „Ihr habt was gemacht?!“, schrie ich nämlich sogleich wütend und ziemlich entsetzt los. Also hatte ich mit meinen Vorahnungen sogar Recht gehabt… Unglaublich, die konnte man auf einer Baustelle auch nicht alleine lassen. Und wessen Schuld war das außerdem? Natsus, wie fast immer. Und deswegen hatte er einen saftigen Schlag auf den Kopf auch mehr als verdient! Das wusste ja sogar er, denn er hob verängstigt die Hände und sah aus wie Edo-Natsu, den wir damals kennengelernt hatten. Ich hob also meinen Arm und wollte zuschlagen, als ich plötzlich inne hielt. Er hatte Glück, dieses Mal zumindest. Das Baby hatte nämlich wieder getreten und meine ganze Wut war auf einmal weg. Wie immer. Denn dafür, dass es so lange gebraucht hatte, war es nun mehr als munter und strampelte sehr, sehr oft. Wenn ich schlafen wollte war es zwar ein bisschen nervig, aber sonst war ich immer unglaublich glücklich und gerührt. So wie jetzt, weswegen ich meine Hand sinken ließ und sie stattdessen lächelnd auf meinen Bauch legte. „Luce? Bist du nicht mehr sauer?“, fragte Natsu daraufhin vorsichtig und ahnte wohl, dass es diesmal gut für ihn ausgegangen war. „Nein, auch wenn es wirklich dumm von euch war. Aber jetzt bin ich einfach glücklich“, erklärte ich mit einem sanften Lächeln und legte mich wieder neben ihn. Er umarmte mich daraufhin von hinten und legte seine warmen Hände an meinen Bauch. „Zum Glück…“, murmelte er in mein Ohr und ich schloss die Augen. So viel Aufregung tat eh nicht gut. Und Natsu hatte das ja auch nicht extra gemacht. Außerdem war ich es eigentlich von ihm gewohnt und wollte ihn nicht immer schlagen. Deswegen war ich froh, dass unser Kind mich wieder beruhigt hatte und ich mich jetzt entspannen konnte. Ich kuschelte mich also an Natsu, dessen Wärme mir wie stets eine unglaubliche Geborgenheit spendete, und er streichelte sanft und behutsam über meinen großen Bauch. Diese stetigen Berührungen lullten mich immer mehr in schöne Träume ein und irgendwann entglitt ich dieser Welt und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)