Rivale oder Geliebter? von Khyre (Touya Akira x Shindou Hikaru) ================================================================================ Kapitel 6: Annäherungsversuche ------------------------------ Kapitel 6 - Annäherungsversuche „Waaaaaaaaaaya …“, empfing den Braunhaarigen am nächsten Morgen eine heulende Stimme. „Guten Morgen, Shindou.“ „Ich hab's versaut …“ „Glückwunsch. Was denn?“ Shindou erzählte ihm vom Vortag und ließ dabei seinen Kopf auf die tischplatte im Gemeinschaftsraum sinken. Waya grinste nur amüsiert und meinte, dass er die Sache ganz anders sehe. „Wie soll ich sie denn sehen?“ „Kann es nicht einfach sein, dass es unserem stolzen Touya peinlich war, dass er den Kuss zugelassen hat?“ Gerade, als würden sie vom Teufel sprechen, kam Touya herein. „Shindou?“, fragte er in den Raum und schaute sich um. „Schau mal, wer da kommt“, sagte Waya und verpasste dem halbtot Daliegenden einen leichten Stoß. „Der ist hier!“, rief er Touya zu. „Oh, guten Morgen“, gab dieser zurück. Shindou wich Touyas Blick aus. „Shindou, können wir kurz unter vier Augen reden?“ „Bist du nicht böse?“ „Was? Nein“, antwortete Touya nur, erläuterte aber auch sonst seinen emotionalen Zustand nicht. Überrascht wandte sich Shindou ihm zu. „Also, hättest du kurz Zeit?“ „Ja, sicher.“ Stumm liefen sie eine Weile hintereinander her. Touya führte sie hinter das Gebäude zu einer kleinen mit Bäumen aufgefrischten Anlage, die sonst fast vollständig aus Steinplatten und einigen Bänken aus Stein bestand. Gegen Mittag, wenn es etwas wärmer war, saßen hier gerne einige ihrer Mitarbeiter und genossen ihre Mittagspause hier. Aber zu der nebligen, frühen Morgenstunden waren Shindou und Touya hier unter sich. „Also …“, begann Touya, schien aber mit sich zu ringen. Sein Blick wich auch Shindous Blick aus. „Es geht um unser Gespräch gestern.“ „Ja?“, Shindous Neugierde war kaum zu halten. Ab und zu versuchte er, Touyas Blick zu erhaschen, doch dieser wich ihm immer wieder aus. „Ich glaube nicht, dass du darauf eingehen wirst. Ich weiß ohnehin schon, dass ich dir zu sehr wehgetan habe und dass es unmöglich ist, so etwas zu fragen …“ „Was denn?“ Wieder blieben Touya die Worte im Hals stecken. „Nun …, es geht um den Göttlichen Zug.“ „Und?“ „Deshalb denke ich nicht, dass du das möchtest. Aber …, ich glaube, dass du recht hast, mit dem was du gesagt hast. Dass wir uns besser kennenlernen sollten. Und ich wollte fragen, ob wir uns einfach ein paar Mal treffen könnten – nach der Arbeit zum Beispiel – und etwas Zeit miteinander verbringen könnten.“ „Ok“, gab Shindou nur zur Antwort. Irgendwie war es unglaublich süß, wie Touya sich offensichtlich doch Sorgen um ihn machte. Und auch wenn Touya sich wieder so ausdrückte, dass es bei ihm nichts zu holen gäbe, ging Shindou gerne darauf ein. Neben der stillen Hoffnung, dass sich doch noch etwas zwischen ihnen ergeben würde, wollte er Touya auch einfach näher kennenlernen. Sie kannten sich schon so viele Jahre, und doch waren sie sich trotzdem fremd. „Wirklich?“ „Ja.“ „Aber …“ „Mach dir keine Sorgen. Das ist meine freie Entscheidung.“ „Also gut, dann komme ich morgen Abend zu dir nach Hause, wäre das in Ordnung?“ Die Tatsache, dass Touya ihn gleich daheim besuchen wollte, überrumpelte ihn schon ein wenig, doch er gab sein Einverständnis. Als Touya an Shindous Tür läutete, begann der Himmel bereits, sich orange zu färben. Shindou öffnete ohne zu zögern, hatte er doch, kaum war er heimgekehrt, sehnsüchtig auf Touya gewartet. Dieses Mal nahm sich Touya mehr Zeit, Shindous Wohnung auf sich wirken zu lassen. Vom Eingangsbereich führte ein enger Gang nach links direkt auf eine Tür zu, machte aber auch eine Biegung nach rechts, die den Blick auf drei weitere Türen für je eine Wand freigab. Shindou führte sie zur zweiten Tür auf der linken Seite, wohinter sich, wie Touya bereits wusste, Shindous Zimmer befand. Links im Raum stand das Bett, rechts, an der gegenüberliegenden Wand ein Go-Tisch im alten Stil. Zwei große Fenster, die auf eine Terrasse hinausführten, ließen das warme Abendlicht ins Zimmer, welches das ganze Zimmer in einen Gelbton tauchten. Auch Shindous Schlafzimmer war nicht hermetisch rechteckig abgeschlossen. An der rechten Wand hinten tat sich nochmals eine Einbuchtung auf, in der Touya so etwas wie einen Schreibtisch vermutete. „Du bist ordentlicher, als ich dachte“, kommentierte Touya den Anblick und lächelte. „Was soll das denn heißen? Wirke ich nach außen hin so schlampig?“ „Nein, aber wenn man deine Spielweise betrachtet …“ „Für mich fühlt sich das überhaupt nicht unordentlich an!“ „Ich sage nicht, dass es schlecht ist. Wir wissen beide, dass du erstklassig spielst-“ Shindou fühlte sich geschmeichelt. Früher hätte er sich so einen Kommentar von dem Go-Genie Touya niemals erträumen lassen, „-aber zuweilen spielst du schon sehr … impulsiv.“ „Das macht doch den Reiz erst aus!“, meinte Shindou und lachte. „Meinst du?“, Touya wich ihm wieder mit seinem Blick aus. „Wollen wir?“, fragte Touya und deutete auf das Bett. Shindou fiel innerlich die Kinnlage herunter. „Ähm …in Ordnung“, kam es aber nach außen hin nur von ihm. Er wusste nicht so recht, wie er diese Einladung deuten sollte, auch wenn sie eigentlich eindeutig war. Also näherte er sich Touya, stieß ihn sanft auf's Bett und knöpfte dessen Hemd auf. Touya erstarrte augenblicklich. Er schien nicht so recht zu wissen, was er will, schlug dann aber doch die Arme vor die Brust mit den Worten: „Ich kann das nicht!“ Shindou hielt sofort inne. Eigentlich hätte ihm klar sein sollen, dass Touya das nicht wollte. Um ehrlich zu sein, hatte er sich bis vor wenigen Sekunden auch noch gefragt, ob er gerade in wachem Zustand war. „Es hat auch niemand erwartet, dass du gleich am ersten Tag mit mir in die Kiste steigst“, antwortete Shindou. „Das wollte ich auch gar nicht! Ich wollte was ganz anderes!“, zeterte Touya. „Was wolltest du denn?“, fragte Shindou geduldig und legte sich neben ihn, wobei er seinen rechten Arm durch Anwinkeln zu einem Kopfkissen umfunktionierte. Touya blickte ihn unsicher von der Seite an. In Shindous Augen lag Offenheit. „Ich …“, meinte Touya wieder nach langem Zögern, „dachte, dass es gut wäre, wenn wir uns auch körperlich kennen lernen.“„Also doch!“ „Nein! Nicht so!“ „Was meinst du dann?“ „Ich würde gerne über deine Haut fahren, um deine Körperform zu erfassen.“ „Ok“, meinte Shindou dazu nur, zuckte mit den Achseln und zog das Hemd aus. „Soll ich gleich alles ablegen?“ „Nein!“, schrie Touya erschrocken und machte mit den Händen eine abweisende Bewegung. „Oberkörper alleine reicht erst einmal vollkommen …“ „Wie du willst“, gab Shindou zurück und versuchte, sich einigermaßen bequem auf den Rücken zu legen. Touya machte ihm gleich darauf bereitwillig Platz und legte sich selbst Shindou zugewandt auf die Seite. Doch dann passierte erst einmal nichts. Touya schürzte ein paar Male die Lippen unschlüssig, was er tun sollte und betrachtete Shindou einfach nur. Also war es Shindou, der die Initiative ergriff und Touyas Hand an seine Wange führte. Touya schürzte abermals die Lippen, dann raffte er sich aber auf und begann, erst über Shindous Arme und dann über seinen Brustkorb zu fahren. Anfangs nahm Shindou kaum etwas von Touyas Berührungen war, so leicht waren seine Bewegungen, doch nach und nach schien Touya auch begriffen zu haben, dass er nicht aus zerbrechlichem Porzellan bestand und die Bewegungen wurden fester. Genießerisch schloss Shindou die Augen. „Ich hätte mir nie erträumt, dass es wirklich einmal soweit kommen würde“, murmelte er schließlich. „So weit?“, fragte Touya irritiert. „Ich liege mit dir in einem Bett und habe schon mal ein Kleidungsstück weniger an, als ich sonst trage. Das nenne ich weit.“ „Aber das ist jetzt nicht in diesem Sinne -!“, protestierte Touya. Shindou versuchte, diesen Kommentar zu überhören. „Du … bist gut gebaut für einen Go-Spieler.“ „Danke.“ „So meinte ich das nicht! Treibst du Sport?“ „Ja, ich trainiere ab und zu. Ist ein guter Ausgleich für die Kopfarbeit.“ „Dein Brustkorb ist groß.“ „Kann sein. Ich schwimme gerne.“ „Verstehe.“ „Wahnsinn. Und deine Bauchmuskeln sind total hart. Das ist wohl nicht nur ein bisschen Training, das du betreibst.“ Shindou verkniff sich den Kommentar, dass Touya nicht mehr weit davon entfernt war, ein anderes Körperteil von ihm hart werden zu lassen und ließ dem Unschuldigen seine Begeisterung. Eine ganze Weile kehrte Stille ein und nur Touyas leichte Bewegungen und das Streifen seines Ärmels über Shindous Haut erfüllten den Raum. „Sag mal …“ „Ja?“ „Hattest du schon mal eine Beziehung?“ „Zwei.“ „Oh. Dann ist das hier ja nichts sehr Neues für dich. Zwei Mädchen, nehme ich an?“, Touyas Tonfall war schwer zu deuten. War da ein wenig Eifersucht? Oder Enttäuschung? „Zwei Mädchen, aber das waren nur zwei beziehungsweise drei Monate. Und es gibt keine Frau der Welt, die ich so sehr lieben könnte, wie dich, Touya.“ „Danach habe ich nicht gefragt!“, empörte sich der Angesprochene und lief deutlich rot an. „Wollen wir tauschen?“, fragte Shindou, als hätte es Touyas Antwort nicht gegeben. „Also gut …“ Touya war sich seiner Sache nicht sehr sicher, doch andererseits sagte er sich, dass es nur fair wäre. Langsam legte er zuerst den Pullover ab und faltete diesen zusammen. Dann knöpfte er säuberlich das Hemd auf und faltete es ebenfalls. Shindou hätte am liebsten den Blick abgewandt. Touya hatte keine Ahnung, welche Wirkung das bei ihm tat, wenn er es auch noch gemächtlich, Stück für Stück seinen Oberkörper entblößte. Nachdem Touya seine beiden Kleidungsstücke neben dem Bett abgelegt hatte, legte nun er sich auf den Rücken und legte seine Arme noch immer leicht schützend vor die Brust. Er konnte Shindou nicht in die Augen sehen. Ihm war diese Sache viel zu peinlich. Ungesehen biss sich Shindou wortlos auf die Unterlippe und begann, Touya nun seinerseits ausführlich zu streicheln. Seine beiden Beziehungen spielten ihm da wirklich zu, dachte sich Touya. Shindous Bewegungen wirkten geübt und fühlten sich wirklich gut an. Er fuhr ihm, wie Touya es zuvor bei ihm getan hatte, über die Wangen, dann entlang am Hals über den Arm bis hin zu seinem Handrücken und beschrieb immer große Linien. Er schien sich seiner Körperformen bewusst zu sein, denn er fuhr sie auf natürliche Weise nach. Zeigte Touya anfangs noch Abwehr, indem er mit den Armen seinen Körper schützte, nahm diese nach und nach ab, bis er letztlich die Augen schloss und die Arme neben sich auf das Bett sinken ließ. Unweigerlich begann er, Shindous Bewegungen mit eigenen zu folgen, was Shindou nur noch mehr anspornte. Er fuhr ihm unter den Rücken und zog seine Linie halb massierend mit den Fingern an seiner Rückenmuskulatur entlang bis zu seinem Hintern, machte dort aber kurz halt, um vorne herum wieder nach oben zu gleiten und ihm ebenfalls kräftiger über den Brustkorb zu fahren. Er war wirklich wunderschön. Sein zart gebauter Körper und die bleiche, reine Haut passten zu dem dünnen, aristokratisch wirkenden Gesicht. Er war schlank, aber nicht dürr und wirkte mit seinem langen Haar hochgradig androgyn. Shindou wollte mehr. Er wollte weiter gehen, mehr sehen. Also beugte er sich dich über Touya und begann, mit der Zunge, seine Brustwarze zu umspielen. Sofort setzte Touyas Abwehr ein. „Was machst du da?“ „Entschuldige“, nuschelte Shindou und grinste ertappt. Etwas enttäuscht beschloss er, sich Touyas Tempo anzupassen und sich stattdessen jedem einzelnen Winkel von Touyas Oberkörper anzunehmen. Er fuhr ihm nochmals an den Hals und an den Nacken, drang mit seinen Fingern von dort aus in seine Haarpracht ein, ließ wieder davon ab und streichelte dann die Arme bis zu den Händen herab, wo er auch die einzelnen Finger etwas massierte. Bei der rechten Hand ließ er sich mehr Zeit. „Hier merkt man, wie lange du schon Go spielst“, murmelte er. Touya, der wegen dem Shindous anzüglichen Annäherungsversuch etwas nervös geworden war, entspannte sich wieder und lächelte. „Das erinnert mich daran, wie ich damals deine Hand ergriffen habe, weil ich dir nicht glauben konnte, dass du Go spielst.“ „Siehst du, und da will mir jemand Vorwürfe machen, dass ich dich angraben würde.“ „Damals war ich Zwölf!“ Shindou lachte nur. „Ich finde es eher schade, dass ich damals nicht schon begriffen habe, was ich mal für dich empfinden würde.“ Dazu schwieg Touya nur. „Ich glaube, wir sollten langsam aufhören …“, meinte er schließlich. „Hab ich dich verschreckt?“ „Nein, ich denke nur, dass das genug für heute ist. Wobei ich glaube, dass du das weit besser gemacht hast, als ich es je könnte. Ich … bin nicht sehr geschickt in sowas.“ „Nichts, was man nicht ausbauen könnte?“, gab Shindou zurück. Touyas verstecktes Kompliment schmeichelte ihm. Auch wenn es nicht viel war, was er bekam, so war es doch das Schönste, was er sich gerade vorstellen konnte. Und zugegebenermaßen missfiel ihm der Gedanke nicht, von Touya in seine Schranken gewiesen zu werden. Genüsslich streckte er sich und setzte sich neben Touya, der sich gerade aufgerichtet hatte. „So, und was machen wir jetzt?“ „Wir könnten reden“, antwortete Touya und kleidete sich wieder an. „In Ordnung. Frag mich, was immer du willst. Gibt es denn was bestimmtes, das dich interessiert?“ „Ich hätte da tatsächlich eine Frage. Es ist eigentlich keine neue Frage, aber sie beschäftigt mich schon seit Ewigkeiten.“ „Schieß los.“ „Du … ich kann es nicht wirklich beschreiben. Und jetzt fühle ich es auch nicht mehr. Aber damals, als wir uns kennen gelernt hatten, hatte ich das Gefühl, nicht gegen dich, sondern gegen eine viel größere Macht anzutreten. Das zweite Mal war es wieder so. Du hattest eine Aura, die kein normales Kind hatte. Und als ich dann das nächste mal gegen dich gespielt habe, war es tatsächlich so, dass du so viel schlechter gespielt hast, dass du nicht mehr mit dem Menschen zu vergleichen warst, gegen den ich davor angetreten war. Ich habe mir immer wieder versucht, auszureden, dass du so unglaublich gut sein konntest, und auch du hast mir gesagt, dass du nur Glück hattest, aber trotzdem, trotzdem habe es nicht glauben können. Und dann kam dieser Internetspieler Sai auf, mit dem ich mich duelliert habe. Das Spiel gegen ihn hat sich genauso angefühlt wie das Spiel gegen sich bei unserem ersten Treffen. Aber als ich dich dann am Computer vorgefunden habe, hast du vorgegeben, nicht Go gespielt zu haben. Aber du warst im Internet! Es hätte nur Zufall sein können, dass ich zu einem falschen Zeitpunkt gekommen bin. Das hat mir keine Ruhe mehr gelassen. Du meintest zu meinem Vater, dass dieser Sai ein Freund von dir wäre, aber wer ist er? Und warum hast du bei unserem ersten Treffen gespielt wie er? War er da anwesend und hat dir heimlich gesagt, wie du spielen sollst? Du konntest doch noch nicht einmal die Go-Stein richtig halten!“ Shindou musste lächeln. Noch einmal wollte er Touya nicht belügen. Ohnehin würde es nichts nützen, wenn sie sich wirklich kennenlernen wollten. Wie gut Touya ihn doch die ganze Zeit beobachtet hatte. Die Erinnerungen an Sai wieder wachzurufen, würde schön, aber auch schmerzhaft sein. Shindou schloss die Augen und seufzte einmal tief. „Also schön, ich werde dir alles vom Anfang bis zum Ende erzählen. Aber halt mich danach bitte nicht für verrückt.“ „Das, was ich gesehen habe, hat mich schon an meinem Verstand zweifeln lassen. Ich habe mich schon auf eine verrückte Geschichte gefasst gemacht.“ Und so erzählte Shindou. Wie er Sai kennen gelernt hatte, wie Sai ihn zum Go-Spielen gebracht hatte, wie er schließlich von Go begeistert war und nur noch selbst spielen wollte, wie Sai ihn auf seine Prüfungen vorbereitet hatte und letztlich auch, wie Sai meinte, dass er verschwinde, aber er ihn ignoriert hatte und ihm nicht einmal ein letztes Spiel gegönnt hatte. Als Shindous Erzählung endete, war er, wie er befürchtet hatte, furchtbar betrübt. „Ich könnte dir helfen, ihn zu suchen“, bot sich Touya an. „Ich habe schon alles versucht. Ich habe überall gesucht, wo ich konnte. Letztlich ist alles, was mir geblieben ist, das, was er mir beigebracht hat.“ Shindou hasste sich für seinen damaligen Egoismus und seine Dummheit. Tröstend legte Touya ihm seinen Arm nach langem Zögern um die Schulter und sprach ihm gut zu, dass er glaube, dass es richtig so sei, wie es war. „Es wird einen Grund geben, warum Sai verschwunden ist. Sei froh, dass du einen so guten Lehrer gehabt hast!“ Doch das verfehlte seine Wirkung nur, da Shindou sich dann wieder daran erinnerte, wie freundlich Sai gewesen war und wie gut er gespielt hatte. Er erinnerte sich auch an das Spiel von Sai und Touyas Vater und dass Sai ihm erklärt hatte, dass er endlich einen Spieler gefunden hatte, der ihm ebenbürtig war. „Er hatte sich so über das Spiel gefreut.“ Tränen rollten über Shindous Gesicht und er ließ sich auf Touyas Schoß sinken. „Ich bin so ein Idiot gewesen.“ Der andere war sich unschlüssig, was er tun konnte, streichelte dann aber etwas unbeholfen über Shindous Kopf, bis dieser sich wieder beruhigt hatte. Shindou hingegen tat es gut, Touya von dieser Sache zu erzählen. Es gab keinen, mit dem er diese Geschichte hätte sonst teilen können, weil keiner außer Touya sie so nah erlebt hatte, wie er selbst. Er hatte nicht mehr daran gedacht, wie tief er das ganze in sich eingeschlossen hatte. Immer hatte er sich selbst beruhigen können, indem er sich gesagt hatte, dass er Sais Erbe weitertragen würde, doch über dessen endgültigen Tod hatte es ihm nicht hinweg geholfen. „Morgen komme ich wieder!“, meinte Touya schließlich, als Shindou wieder bei Kräften war. „Was?“, fragte Shindou erstaunt. „Soll ich lieber nicht?“ „Ja, doch! Natürlich, ich freue mich!“, rief er und hätte gleich weiter weinen können, auch wenn es dieses mal Freudentränen gewesen wären. „Dann bis morgen. Wir sehen uns aber ohnehin auf der Arbeit“, sagte Touya und begab sich in Richtung Wohnungstür. „Ja. Danke für alles.“ „Ich habe mich zu bedanken. Tut mir Leid, dass ich dich an eine so traurige Geschichte erinnert habe.“ „Nein, ich … bin sehr froh, dass ich sie dir erzählen konnte. Ich hatte sonst niemanden.“ „Oh …“ „Geht es wieder?“ „Ja, alles in Ordnung!“, antwortete Shindou und lächelte zur Bestätigung. „Also gut. Dann mache ich mich jetzt auf den Heimweg.“ „Pass auf dich auf.“ „Als ob mir was passieren würde!“, meinte Touya schon fast beleidigt. Doch seine Miene hellte sich wieder auf. „Schlaf gut.“ „Du auch“, flüsterte Shindou fast schon und winkte ihm. Dann ließ er die Tür ins Schloss fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)