Der Weg von Vendeg ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Er musste fliehen, denn sicher war er hier nicht mehr. Rafael hastete so schnell und leise er nur konnte durch den Wald.Alles hatte sich verändert. Von dem Ort seiner Geburt war nichts mehr außer Asche, Schmerz und Erinnerungen geblieben. Er schüttelte den Kopf um die Richtung seiner Gedanken aufzuhalten. Es war nicht der richtige Zeitpunkt die quälenden Erinnerungen heraufzubeschwören um endlich zu Erfahren wer sie alle so teuflisch hintergangen und getäuscht hatte. Nein, er musste sich auf seine einzige und letzte Aufgabe konzentrieren und wenn das Schicksal ihm dann noch einpaar wertvolle Sekunden oder vielleicht sogar Minuten schenken würde, erst dann konnte er sich den Erinnerungen hingeben und so herausfinden was damals passiert war und vielleicht eine Lösung finden. Das dieser Gedanke kindisch war, wusste er, doch was sollte er tun? Er musste die einzige Person finden die die Antwort kannte. Doch er sucht schon so lange. Plötzlich hörte er das knacken eines alten Zweiges und blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz hämmerte unnatürlich laut in seiner Brust. Um sich zu beruhigen atmete er langsam aus. Wieder etwas ruhiger schaute er sich aufmerksam im Wald um. Es war bereits dunkel geworden und Rafael war immer tiefer, immer weiter weg von der einst vor Leben blühenden Stadt abgerückt. Hatten seine Gedanken ihn so sehr abgelenkt, dass er wie ein Mensch durch den von Ästen und Blätterwerk bedeckten Boden getrampelt war? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Alles um ihn herum hatte sich verändert. Es kostet ihn immer mehr mühe sich in der leichten Art seines Volkes fortzubewegen. Langsam ließ er sich auf den Waldboden gleiten, immer noch auf das Geräusch lauschend, bedacht keinen weiteren Hinweis auf seinen Verbleib zu geben. Er musste Kontakt zu Mutter Erde aufnehmen. Bei dem Gedanken wurde ihm zugleich heiß und kalt. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück, so dass sein Oberkörper eine Aufrechte Position einnahm. Sein rechtes Knie ging in gerader Linie auf den Boden, wie die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Morgens. Seinen Linken Fuß brachte er in eine Knieende Position, um damit die Verbundenheit der Geschöpfe zum Ausdruck zu bringen. Würde ihn jemand entdecken, der ihn nicht kannte, und nichts von seinem gefährlichen Vorhaben wusste, so würde die Person meinen, er Untersuche den Waldboden nach der Fährte eines Tieres. Nachdem Rafael sich in die Rituelle Position gebracht hatte, streckte er seine Arme aus. Die Handteller schauten hinauf in den Himmel. So verharrte eine kurze Weile. Er durfte jetzt nicht daran denken was alles schief gehen konnte. Denn würde er einen Moment unaufmerksam werden, so war das Schicksal aller besiegelt. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn, doch er durfte seine Position jetzt nicht mehr ändern. Ein letztes Stoßgebet schickte er dem Wächter des Mondes, um sich dann ganz seinem Vorhaben zu witmen. Es überraschte Rafael, wie einfach sein Geist die so lang geglaubten vergessenen Worte und deren Laute wiederfand. So als wäre es nicht schon Jahrhundere her, seit er sie zuletzt vernommen hatte. Er spürte wie die Energie aufwallte, und ließ es geschehen, dass sein Geist zurück trat und etwas anderes, Animalisches an seine Stelle trat. Er ließ sich fallen und verstärkte somit den Kraftschub der durch seinen Körper pulsierte. Es fühlte sich an als hätte ein Teil von ihm selbst sich noch weiter nach hinten zurück gezogen, voller Respekt dem gegenüber, dass er so lange Zeit unterdrückt hatte. Damals hatten ihn seine Lehrer vor der Urkraft gewarnt, die jedem Geschöpf innewohnte, von anbeginn der Zeit.. "Es ist ein Teil von dir, du darfst es niemals verleugnen, jedoch darfst du es nicht über dich bestimmen lassen!" Sein Meister schaute ihm dabei tief in die Augen, um zu sehen, ob sein Schüler die Bedeutung seiner Worte wirklich verstand. Rafael erinnerte sich gerne an seine Kindheit. Es war zur Zeit der Sonnenwacht, wo die Sonne länger als sonst ihren Platz am Himmelsgebilde einnahm. Er wurde draußen Unterrichtet um vor der Sonnenwächterin selbst, seine Fortschritte zu bekunden. Sein Meister, in ein langes Robenähnliches weiß-gelbes Gewand gekleidet, der seinen Rang unter den ältesten Weisen zeigte, Unterrichtete ihn. Seit Elf Monden schon, lehrte er ihn die verschiedensten Fächer, darunter auch die Kraft und Weißheit der Runen, Alchemie, das erkennen und verstehen der Vielfältigen Erscheinung Mutter Naturs. Rafael war stolz darauf der einzige zu sein, der in seinem Alter die Chance bekam, diese Hochehrwürdigen Fächer studieren zu dürfen. Normalerweise war es nur den Ältesten und Weisesten erlaubt sich mit der Geheimnisvollen und Gefährlichen Kraft der Ur Magie zu beschäftigen. Während die gleichaltrigen Jungen sich noch im Kampfestraining übten, hatte er dieses Fach und die damit einhergehende Prüfung bereits absolviert. Er fieberte dem Tag entgegen, der von der Seherin bei seiner Geburt vorhergesagt wurde, bei dem er seinen Körper dem Mondwächter beweisen musste, und seinen Geist auf die Gefährliche Reise schicken durfte, um das Wohlwollen der Wächter zu erhalten, und somit seinen Platz im Leben zu finden. Seit kurzem brachte ihm sein Meister bei, mit seiner Ur-Eigenen Gabe umzugehen. Jeder Elf trug das Ur Erbe in sich. Nur die Seherinnen wussten, wann es an der Zeit war, den jungen Elfen den Pfad in ihr selbst, und somit in ihren Geist zu weisen. Oft saß er nach dem Unterricht seines Meisters draußen auf den von Wiesen und Blumen bevölkerten Hügeln und schaute ehreerbietend hinauf zur Sonnenwächterin. Trotz seiner erst fünfzehn Jahre wusste er, dass er das Wissen seines Meisters bewahren musste. Es war ein Gefühl welches er weder deuten noch einzuordnen wusste, doch es war da. Wieder knackte ein Zweig, diesesmal jedoch schien es näher herangerückt zu sein. Er musste sich beeilen. Er durfte sich nicht noch einmal in die Vergangenheit zurück führen lassen. Tief atmete er aus und konzentrierte sich nun vollends darauf, dass sein Ich dem Animalischen Teil Platz machte. Rafael spürte wie seine Welt die er bis dahin kannte immer mehr schrumpfte und in eine tiefe, dunkle Höhle fiel. Er musste seinen Geist auf Reisen schicken, nur ein kleiner Teil durfte er in seinem Körper zurück lassen. Nun war es so weit, er hatte das Tier in ihm von der Kette gelassen. Nun gab es kein Denken mehr, nur ein Intuitives Handeln, was er einst so lange studiert und trainiert hatte. Langsam drehte er die Handteller in Richtung Erde. Der Energiestrom durchdrang sein ganzes sein, und sogleich spürte er das Pochen und flimmern der Energie um ihn herum. In dem Teil seines Geistes, den er in seinem Körper zurück gelassen hatte bildeten sich die Worte nachdenen er vergeblich gesucht hätte, da ihm das Ur-Eigene Wissen verschlossen war. Nur der Gefährliche, Animalische Teil in ihm hatte zugriff darauf. "Mutter Erde, ich rufe dich! Längst vergangene Zeiten, ich rufe euch! Die Frage ist klar, die Hoffnung ist weit. Nur du kannst uns helfen, Denn der Weg ist nun frei. Der gefallene Engel erschien dem Licht, Will nie mehr zurück, Ins Trostlose Ich. Gib mir die Kraft, Um die Wahrheit zu sehn, Denn nur der kann bestehn, Der im Glanze ersteht!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)