run boy, run. von _ayame (Hermine x Draco) ================================================================================ Kapitel 3: 3# ------------- Es war still. Mehr als nur Still. Es war die Ruhe vor dem Sturm und das Ausmaß des Sturms war nicht einzuschätzen. Keiner konnte auch nur ansatzweise vorhersagen was auf sie alle zukommen würde. Sie alle hofften so gut es ging unbeschadet Heim zu kehren, doch große Hoffnungen machten sie sich nicht. Der Widerstand, der an der vordersten Front kämpfen würde, hoffte nur genügend Feinde mit sich zu nehmen, wenn sie fallen würden. Richtig – sie hatten vor für ihre Überzeugung zu sterben, wenn es nötig war. Nicht, dass jemand sich den Tod wünschte, doch sie waren bereit sich zu opfern. Harry hatte wahrscheinlich schon länger den Gedanken, bei Ron war sie sich nicht sicher gewesen, doch Hermine hatte alle Vorkehrungen getroffen. Sie hatte ihre Eltern in Sicherheit gebracht und ihnen ein neues Leben ermöglicht. Ihre Freunde standen mit ihr auf dem Schlachtfeld und doch wusste sie nicht, ob auch alle bereit waren für eine bessere Welt alles zu geben. Die Gänge des alten Gemäuers waren leergefegt, jeder bereitete sich auf den finalen Schlag vor. An diesem einen Morgen war Hermine früh aus der Halle verschwunden und hatte lautlos ihren Weg zu einem ihrer liebsten Orte gemacht. Möglicherweise klang es albern, leichtsinnig und unendlich dumm, doch sie wollte noch einen Moment für sich alleine und in Ruhe haben bevor sich alles endgültig verändern würde. Mit einem festen Griff um ihren Zauberstab marschierte sie durch die kalten Flure und nahm jede erdenkliche Abkürzung. Sie musste ja nicht noch leichtsinniger sein, als sie es ohnehin schon war. Auf ihre Schuhe hatte sie einen Zauber gelegt, damit auch überhaupt kein Geräusch zu hören war, ihre Jacke hatte sie bei ihren anderen Sachen in der Halle gelassen. In einer Jeans und einem ihrer Lieblingspullover hatte sie sich rausgeschlichen. Ihre Haare hatte sie lose zu einem Zopf geflochten und dennoch standen sie in alle Richtungen ab. Nie würde sie wohl mit ihnen zurecht kommen, doch es gab weitaus wichtigere Dinge als eine Frisur. Mit wachsamem Blick schlängelte sie sich zwischen Statuen durch und schob vorsichtig die große Tür zur Bibliothek auf. Es war viel zu lange her, dass sie die heiligen Gänge der Bücherei gesehen hatte und erleichtert schloss sie die Holztür hinter sich. Die Stille in der Schule war eine Sache, doch die Stille in dieser Umgebung war anders. Sie war angenehm und unheimlich beruhigend. Lächelnd und eingeschüchtert durch die Präsenz der Geschichte dieser Bücher, schritt sie zwischen die Regale und strich abwesend über die Buchrücken. Andächtig zog sie das ein oder andere Buch aus der Reihe und blätterte sie durch. Hermine wusste nicht wie viel Zeit sie zwischen den hohen Regalen verbrachte, schreckte jedoch auf als sie eine Person in ihrem Augenwinkel erkannte. Vor Schreck ließ sie das frisch rausgezogene Buch fallen und hörte den dumpfen Aufprall auf dem Steinboden. „Psst!“, erschrocken hielt sie den Atem an. Aus reiner Dummheit hatte sie ihren Zauberstab in ihrer Hosentasche verstaut und stand nun unbewaffnet vor keinem anderen als Draco Malfoy. Dieser hatte wieder richtig gehandelt und hielt seinen Zauberstab einsatzbereit in seiner rechten Hand und das auch noch direkt auf die gerichtet. Das war es dann wohl für sie. Sie war direkt in die Arme ihres alten Klassenkameraden, Erzfeindes und Todessers gelaufen. Wie dumm sie doch war. Wie konnte sie denn erwarten, dass sie einfach verschwinden konnte, durch das Schloss laufen konnte und das auch noch unbemerkt? Nein, sie war wohl zum ersten und einzigen Male in ihrem Leben dumm gewesen. Sie hörte Schritte, die draußen vor der Bibliothek waren und immer näher zu kommen schienen. Nun war es wohl vorbei – dachte sie zumindest. Malfoy war mit einem Schritt bei ihr und schnappte ihr Handgelenk. Bestimmend zog er sie mit sich in den hinteren Teil der Bücherei, rüber in den verbotenen Teil, der noch dunkler zu sein schien, als der Rest. Ihr Herz klopfte wild und stark gegen ihre Brust und ihr Atem ging unregelmäßig. Sie würde sterben und das bevor sie etwas ausrichten konnte. Er würde sie in der Bücherei umbringen und wahrscheinlich würde niemand ihre Leiche finden. Erst wenn die Schlacht entschieden war und die Aufräumarbeiten angesagt waren. Sie wollte schreien, sich befreien, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie hatte die Kontrolle verloren und ließ sich deswegen mitziehen von der Person, die sie schon immer schikaniert hatte. Sie hassten einander, doch hatte sie je gedacht, dass sie durch seine Hand von dieser Welt gehen würde? Nein, sowas hatte sie ihm nicht zugetraut. Einiges traute sie dem Frettchen zu, doch keinen Mord. So sollte sie sich doch schließlich geirrt haben. Er schob sie grob in den verlassenen Teil und zog die Tür hinter sich selbst zu. Alles geschah lautlos und er dirigierte sie in eine der hintersten Nischen. Also wollte er es in aller Heimlichkeit tun und sie dort zurücklassen. „Spinnst du eigentlich, Granger?“, zischte er sie an nachdem er sie gegen die kalte Wand gepresst hatte. Wenn jetzt jemand reinkommen würde, würde er sie nicht entdecken ohne sie suchen zu müssen. Scheinbar wollte er sich den Spaß nicht nehmen lassen und für sich selbst genießen. Doch seine Frage brachte sie ein wenig aus dem Konzept. Sie erlang wieder ein wenig Kontrolle über ihren eigenen Körper und schaute ihn nicht verstehend an. „Worauf wartest du denn bitte noch? Tu es doch endlich und lass dich dafür feiern ein minderwertiges Schlammblut getötet zu haben.“, sie wollte ihm nicht zeigen, dass die Angst sie schier um den Verstand brachte. Sie hob das Kinn und blickte ihm starr ins Gesicht. Er sah müde aus, hatte tiefe Augenringe und auch seine Augen schienen keinen Glanz mehr zu besitzen. Seine Haare waren langgewachsen und zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Wie das Leben es so wollte, hing ihm eine lose Strähne im Auge, die ihn jedoch nicht zu stören schien. Ihr sollte es egal sein, doch sie wollte wenigstens wissen wie ihr Mörder aussah. „Oh Granger, wenn du unbedingt sterben willst, kann ich dich auch gerne zu den Anderen bringen.“, er grinste höhnisch und schüttelte parallel den Kopf zu seinen Worten. „Durch meine Hand wirst du sicherlich nicht sterben – jedenfalls nicht heute.“, sie runzelte ihre Stirn und versuchte den Witz in seinen Worten zu verstehen, doch sie fand einfach keinen. Was sollte das denn bitte heißen? Er würde sie nicht umbringen? Hatte er noch weitaus schlimmere Dinge mit ihr vor? Oh nein, sie bevorzugte einen kurzen und schmerzlosen Tod als einer Todesqual ausgesetzt zu werden. Sie standen immer noch in dem finsteren Teil und es waren nur wenige Zentimeter zwischen ihnen. Hermines Herz raste noch immer, doch ihr Körper gehorchte ihr wieder. „Wenn du mich nicht umbringen willst – was tust du dann bitte hier?“, ihre Stimme war gedämpft und sie riss ihren Arm aus seinem Griff. Dass sie so nah beieinander standen war eine Sache, doch Körperkontakt eine vollkommen andere. Entkommen konnte sie ihm eh nicht. Ihren Zauberstab konnte sie auch nicht ziehen ohne von ihm entwaffnet zu werden. Also blieb ihr nichts anderes übrig als ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Möglichweise würde ihr dann noch ein Fluchtplan einfallen und sie hatte eine Chance das zu überstehen. „Bei Merlin, ich bringe deinen Hintern in Sicherheit. Während du so dämlich warst einfach durch das Schloss zu marschieren, bist du aufgefallen. Zu deinem Glück nur mir, sonst würden Potty und Wiesel dich von der Wand abkratzen müssen.“, keifte er leise zurück und sie versuchte seine Worte zu verarbeiten. Verdammt, sie war nicht vorsichtig genug gewesen, doch Malfoys Handlung machte keinerlei Sinn für sie. Warum sollte er als Todesser dafür sorgen, dass sie weiterhin unbemerkt blieb? Ihr Gehirn ratterte wild und ging alle Möglichkeiten nacheinander durch. Keine schien einen Sinn zu machen und je mehr sie darüber nachdachte umso verwirrender wurden die Gedankenstränge. Wohl oder übel musste sie nach der Antwort fragen. „Warum tust du das, Malfoy?“, sein Blick wanderte kurz über ihr Gesicht. Prüfend sah er sie genauestens an, blieb schließlich bei ihren Augen stehen. Einige Sekunden schaute er ihr einfach schweigend in die Augen. Doch der Moment sollte nicht ewig währen, denn die Tür der verbotenen Abteilung wurde aufgesprengt und überrascht drückte sich Malfoy gegen sie und presste seine Hand auf ihren Mund. Keinen Ton wollte er von ihr hören. Stimmen waren zu hören, wildes Gerede. Sie suchten ihn, doch sie schienen keine Ahnung zu haben, dass er nicht alleine unterwegs war. Die Stimmen gehörten drei Männern, die ernsthaft an Draco zu zweifeln schienen. Hermine schaute hoch zu genanntem und der erwiderte ihren Blick. Da hatte sie die Antwort auf seine Frage. Er zweifelte selbst an seiner Loyalität. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)