Memories von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 4: Du selten-blöde Kuh! ------------------------------- Es war etwas über einer Woche nach nachdem Nadica weg war, als Grizabella, die noch immer eine nicht zu verleugnende Angst vor dem, was auf sie zukommen würde hatte, entschloss etwas zu tun, was sie seit Nadica weg war, nicht mehr getan hatten. Grimm und Minushka, die nicht die Möglichkeit gehabt hatten, sich von ihrer Schwester zu verabschieden, waren völlig geknickt gewesen, als sie erfuhren oder besser gesagt bemerkten, dass von Nadica jede Spur fehlte. Grizabella war auch einige Tage untröstlich gewesen, was Sonja gar nicht gefallen hatte, doch inzwischen bekam sie sogar wieder Lust Sachen zu tun. Sie wollte nämlich Mäuse jagen. Aber nicht etwa auf dem Heuboden, pah, das war doch langweilig! Nein, sie wollte richtig professionell Mäuse jagen, im Gras! Auf der Kuhwiese des Hofes zum Beispiel. Da gab es auch Maulwürfe, ihre Mutter hatte eines Nachts mal einen mitgebracht. Aber die würde sie wahrscheinlich nicht abbekommen. Also konnte Grizabella eher auf Mäuse hoffen. Als das junge Kätzchen an diesem Nachmittag jedenfalls das Bauernhaus verließ und ihrer Mutter im Vorbeigehen gesagt hatte, wohin sie wollte, hatte sie außer einem leisen „Mhm“, nichts von Sonja gehört. Jetzt jedenfalls stand Grizabella am Rande der Weide, schlüpfte unter dem Zaun durch und schlich leichtfüßig durch das hohe Gras, welches sie völlig in sich verschluckte. Den Kühen reichte es immerhin bis zum Bauch! Hm, das war bei so dicken Tieren aber auch nicht schwer. Doch Grizabella ignorierte die schwarzweiß gefleckten Tiere völlig und versuchte nur irgendwie das Rascheln einer Maus im Gras auszumachen. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, es kam nichts. Kein Piepsen, kein Laut, nicht mal ein Geruch wehte ihr um die Nase. Gut, dann musste sie eben noch viiiiel besser suchen! Sie konnte das, ganz sicher! Wenn sie sich nur ein bisschen mehr anstrengen würde, dann würde sie heute mit einem ganzen Rudel toten Mäusen nach Hause kommen. Rudel? Sagte man das so? Hm, keine Ahnung, sie würde jetzt jedenfalls erst mal nach ihrem ersten Opfer suchen. Wie schwer würde das schon sein? Eine Stunde. Eine ganze verdammte Stunde schlich sie nun zwischen Kühen, Kuhmist und Gras umher und bisher war ihr nicht eine einzige Maus vor die Pfoten gelaufen, geschweige denn konnte sie eine erschnüffeln! Das war so unfair! Grimm und Minushka kamen ständig mit irgendwas an, sogar Nadica hatte regelmäßig Jagderfolge gehabt und sie? Na gut, sie war noch jung, aber so ging das doch nicht! Sie wollte eine Maus fangen! JETZT! Ach, die Kühe waren im Übrigen auch keine Hilfe. Ständig muhten sie, möglichst langezogen und tief, so dass jedes Tier, welches kleiner war als Grizabella auch möglichst viel Angst hatte. Blöde Kühe, warum muhten die überhaupt? Was hatten die einander schon zu erzählen? ‚Hey, komm rüber, hier ist das Gras viel grüner!‘ – ‚Ach, nein danke! Hier kann man viel besser kacken während man frisst, gesell dich doch zu mir!‘ – „Hast du schon gehört, Kamil hat schon wieder eine Eutergröße zugelegt.‘ – ‚Was, wirklich? Pah, die legt doch generell mächtig zu.‘ – ‚Hey, das hab ich gehört!‘ – ‚Solltest du auch, du fettes Rindvieh!‘ – ‚Wie hast du mich da grade genannt, du dumme Kuh?!‘ Ja, SO und nicht anders stellte sich das Kätzchen ein Gespräch zwischen Kühen vor. Aber zurück zum Thema, es ging schließlich nur um eines: Mäuse. Währenddessen, in einem schnieken Landhaus, unweit von London, saß eine junge Frau auf einem Stuhl, den Blick stoisch auf eine Leinwand gerichtet, auf der eine halb angefangene Katze zu sehen war. Sie brauchte Inspiration… Immerhin war das ihr Kapital! Ohne Ideen keine Bilder. Ohne Bilder kein Geld. SO leicht war das. Und sie brauchte Bilder dringend, denn das nette Landhäuschen, in dem sie lebte seit sie entschlossen hatte, dass der Londoner Großstadtdschungel nichts für sie war, wollte auch mal abbezahlt werden. Die Renovierungskosten an sich waren schon hoch. Und sie würde VIELE Bilder malen müssen, bis sie das alles beisammen hatte. Aber so wurde das nichts. Die Muse wollte ihr in den letzten Tagen einfach nicht so wirklich entgegenkommen. Aber gut, dann würde ihr Bild eben warten müssen. Um ehrlich zu sein belastete sie gerade sowieso was ganz anderes. Und das war flauschig und graugetigert und stand zum Verkauf. Sie hatte schon vor ein paar Tagen die Anzeige im Internet gesehen und ein Kätzchen war genau das, was sie jetzt haben wollte. Sie wollte schon immer eine Katze haben, aber sie hatte es immer auf den Platz geschoben, dass sie keine haben konnte. Aber jetzt? Tja, JETZT hatte sie mehr als genug Freiraum und wenn die Dunkelheit hereinbrach war es hier schon mehr als nur einsam. Aber gut, heute würde sie sich eines der Kleinen zumindest mal ansehen. Obwohl… Vielleicht, wenn ihre Entscheidung eindeutig war, könnte sie eines der Kleinen auch gleich mit nach Hause nehmen, eine Transportkiste hatte sie immerhin schon bereit stehen. Eigentlich hatte sie alles schon parat, was man für den Einzug eines Kätzchens brauchte. Einen Kratzbaum, gegen den Versailles wie eine Hütte aussah, Schüsselchen in den verschiedensten Größen und Formen, ein Katzenklo, mehrere Spielsachen, Decken und sogar eine Katzenklappe hatte sie schon einbauen lassen. Im Grunde fehlte gar nichts mehr. Nur eben die Katze an sich. Sophia seufzte, dann wählte sie die Nummer die sie sich aufgeschrieben hatte. Währenddessen war ein kleines, graues Kätzchen noch immer auf der Jagd nach einer Maus. IRGENDEINER Maus! Bitte, warum war die Welt denn grade nur so gemein zu ihr!? Warum konnte sie nicht endlich ihre Maus zu fassen bekommen, sie töten und dann in Millionen von mikroskopischen Einzelteilen zerfleischen! Man, Grizabella war wirklich ein sadistischer Mäusemörder… Wenn sie denn endlich mal eine abbekommen würde... Und tatsächlich! Da bewegte sich was, keine zehn Meter neben ihr im Gras, ganz in der Nähe von zwei der Kühe. Oh ja, DIE Gelegenheit würde sie sich nicht nehmen lassen! Das Kätzchen duckte sich und so vorsichtig und leise sie nur konnte begann sie durch das Gras zu schleichen. Tatsächlich war sie recht still, einzig und allein ihr Fell, welches das Gras sanft strich, erzeugte ein kaum hörbares Rascheln in den Halmen. Was war das?! Grizabella hielt kurz inne und grinste über das ganze Gesicht, als sie ein eindeutiges Mäusepiepsen hörte. Ha, sie hatte recht, sie würde gleich dicke Beute machen! Noch ein paar Schritte… Nur noch an der Kuh vorbei und dann würde sie sich auf ihre hilflose Beute stürzen! Platsch. Und mit einem Mal schien Grizabellas gesamtes Leben an ihr vorbei zu ziehen und ein markerschütterndes Fauchen ertönte über den gesamten Hof. „MAMAAAAAAAAAA!“, heulend rannte Grizabella über den Hof, an dem dösenden Cooper vorbei ohne ihn auch nur zu beachten, wie sie es doch sonst tat. Doch Cooper war auch nicht wirklich daran interessiert sie zu jagen, nicht in ihrem momentanen… Zustand. „Mama, Mama, Mama!“, heulte sie weiter und schrie aus Leibeskräften. Tatsächlich wirkte es und eine völlig in Sorge seiende Sonja stürzte aus dem Wohnzimmerfenster in den Hof. „Grizabella?! Wo… Oh Gott, nein, was.. WARUM?! Oh nein, was hast du getan, ich… oh nein, bitte nicht!“ Angewidert verzog sie das Gesicht und versuchte ihr Futter im Magen zu behalten. „Mamaaaaaa, die Kühe waren total gemein zu mir! Ich war so kurz davor eine Maus zu fangen und dann… und dann…“ Grizabella brach nun völlig in Tränen aus und wackelte wimmernd auf Sonja zu, was diese jedoch nur zum Zurückweichen brachte. So gerne sie ihre Tochter jetzt auch getröstet hätte… Sie war ekelerregend. Widerlich. Ekelhaft. Abscheulich. Absolut abstoßend. Und Sonja sprach grad nur vom Geruch! Von oben bis unten von Kuhscheiße bedeckt zu sein, war nicht grade das, was Sonja umarmen wollte. „Mama, mach das weg, bitte!“, flehte Grizabella schniefend und versuchte bereits selbst das größte aus dem Fell zu bekommen, indem sie sich schüttelte. Das brachte Sonja nur noch mehr dazu wegzuspringen. „BITTE! Hör auf, bitte, schüttel dich nicht aus… Das.. nein, bitte.“ „Mama, was soll ich denn tun, ich, ich, ich…“ Grizabella musste schon wieder weinen. „Ach nein, Süße, nicht weinen… Heeeey, komm, ich hab eine Idee…“ Sonja lief in Richtung von Coopers Hundehütte, da wo auch sein Trinknapf stand. „Tut mir Leid, Alter…“, meinte sie an den Hund gewandt, welcher sie nur verwirrt beobachtete. „Was soll ich da?“, fragte Grizabella und versuchte sich nun wieder zusammenzureißen. „Setzt dich da rein. Jetzt.“ Sonja hielt noch immer einen Sicherheitsabstand zu ihr, da ihr der Geruch immer schlimmer vorkam. „Aber das ist Wasser, ich hasse Wasser.“ „Wohl nicht so sehr wie dreckig sein, oder etwa doch?“, fragte Sonja genervt. „Aber…“ „Willst du sauber werden oder nicht?“, fuhr Sonja sie nun etwas aggressiver an. „Ja… schon…“, war Grizabellas kleinlaute Antwort. Was war sie aber auch in einer Zwickmühle gelandet! Egal wie sie sich entscheiden würde, sie würde immer verlieren. Zum einen wollte sie wieder schön aussehen und zum anderen wollte sie aber nicht nass werden. Doch sie wollte ihrer Mutter nicht wiedersprechen, also setzte sich gehorsam in den riesigen Trinknapf des alten Hundes, welcher die beiden Katzen verwirrt und auch ein wenig angewidert beobachtete und begann sich ein bisschen im Wasser zu wenden. Der Mist wusch sich so etwas besser aus ihrem langen Fell. Grizabella war einige Minuten nur damit beschäftigt sich auf diese Art nass zu machen, bis ihre Mutter ihr schließlich sagte, dass sie raus kommen sollte. „Grizabella, ich denke das reicht jetzt… Komm, du hast dein bestes versucht, das Wasser im Napf ist inzwischen völlig dreckig, das bringt nichts mehr.“ Gehorsam stieg das Kätzchen aus dem Napf und tapste ihrer Mutter hinterher. Grizabellas Geruch war inzwischen erträglich. „Wohin gehen wir jetzt?“ Sonja seufzte langezogen. Sie wollte das eigentlich verhindern, aber es war nötig… „Die Bäuerin wird dich jetzt baden. Und wage es nicht dich auch nur im Traum zu wehren, hörst du?“, gab Sonja warnend von sich, als sie durch die angelehnte Tür das Bauernhaus betrat. Grizabella bekam zwar jetzt schon Angst vor dem was sie erwartete, doch ihre Mutter wütend machen? Oh nein, lieber nicht jetzt. Auch wenn sie sich noch immer auf allen Ebenen für ihr Aussehen schämte. „Wo sind eigentlich Minushka und Grimm?“, fragte Grizabella beiläufig, während Sonja durch lautes Mauzen begann auf sich aufmerksam zu machen. „Die haben sich im Gegensatz zu dir entschlossen an einem Ort Mäuse zu jagen, der nicht so gefährlich ist wie die Kuhweide. Der Heuboden nämlich.“ „Aha…“ Beschämt sah das graugetigerte Kätzchen an sich herab und widerte sich schon wieder selbst an. Doch in diesem Moment kam die Bäuerin um die Ecke. Sie schien Grizabellas „Unfall“ noch gar nicht bemerkt zu haben. „Oh, Milli, was machst du denn hier? Na, hast du Hunger?“ Sie kraulte Sonja kurz hinter den Ohren, doch als ihr Blick auf Grizabella fiel, rümpfte sie angewidert die Nase. „Oh herrjeh! Das ist ja ekelhaft! Na warte, wir bekommen bald Besuch, da kannst du dich doch nicht so präsentieren!“ BESUCH?! Oh Gott, doch, doch, doch! Genau DANN wollte Grizabella sich so präsentieren wie sie grade war! Oh bitte nicht schon wieder fremde Leute… Doch zu spät. Ehe sie sich versah, fand sie sich in einem Waschbecken im Bad wieder, bis zum Hals in warmen, nach Shampoo duftenden Wassers. Sie wurde von oben bis unten eingeschäumt und was sie am meisten verwunderte, war dass es ihr nicht mal sooo unangenehm war. Sie mochte es nicht, aber das hier war besser als die Sache mit Coopers Trinknapf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)