Truth von Valetta (Sind wir wieder vereint?) ================================================================================ Kapitel 1: Das neue Zuhause --------------------------- Als CROW-Mitglied hatte Mei bisher weniger mit Akuma zu tun, aber jetzt, da man herausfand, dass sie mit einem Innocence kompatibel ist, ändert sich die Sachlage natürlich. Erst spät in der Nacht stand die junge Frau nun vor den großen Toren des schwarzen Ordens und sah sich dort etwas verloren um. Diese Abteilung befand sich zwar in der Nähe einer Stadt, lag aber auf einem Kilometerhohen Felsen und dementsprechend laut, waren die Blitze, die in dem dunklen Himmel umherzuckten und grummelten. Nachdem einer der Blitze nur einige Meter von ihrem Standpunkt aus in den Boden einschlug, schreckte sie auf und klopfte schließlich mit dem Türklopfer gegen die Tür. Nur nach einem kurzen Augenblick wurden die Türen geöffnet und der Blondschopf betrat die große, leere und vor allem dunkle Halle. „H-Hallo?“, rief Mei verängstigt in die weite Finsternis. Plötzlich tauchte ein kleines Lichtlein auf, gefolgt von einer tiefen, aber sanften Stimme. „Entschuldige, der Strom ist wohl ausgefallen. Liegt bestimmt am Gewitter, was führt dich hierher?“, fragte die Person. Er hielt die Kerze auf Augenhöhe, damit konnte sie sein Gesicht erkennen und sah zu dem Mann mit dunklen Haaren und Brille. „Ah, ich wurde von der Zentrale geschickt. Ich bin der ehemalige CROW, der vor kurzem erst mit Innocence kompatibel wurde.“, erklärte Mei und fasste langsam Vertrauen zu ihm. „Ach, stimmt ja. Da war ja letztens ein Brief, den die Zentrale geschickt hat. Bitte folge mir.“, erwiderte er und lief voraus. Die junge Frau eilte ihm hinterher, als die Tore sich direkt hinter ihr schlossen und sie in dieser Finsternis nicht länger alleine bleiben wollte. Als sie gerade zum zweiten Mal einen Raum betraten und einige Stufen gestiegen sind, ging das Licht wieder an, als der Mann gerade die Türklinke in die Hand nahm. „Na endlich!“, gab er erfreut von sich, pustete die Kerze aus und öffnete die Tür. Der Raum war groß, sehr groß sogar und dafür, dass er diese Größe hatte, befanden sich nur einige Bücherregale, ein Schreibtisch und ein Sofa davor darin. Dazu befanden sich hier und da Meterhohe Papierstapel, auch der Tisch war ziemlich zugemüllt, wie Mei jetzt erkennen konnte. „Bitte, nimm Platz.“, sagte er noch und bat seine Assistenten, nach dem Brief von der Zentrale zu suchen. „Du sagtest, dass du von der Zentrale geschickt wurdest?“, fragte der Dunkelhaarige noch einmal nach, während er seine Hilfskräfte weiter anstachelte. „Ja. Ich war bis vor kurzem als CROW tätig, als sich herausstellte, dass ich mit einem Innocence kompatibel bin.“, antwortete sie und lächelte leicht über die überforderten Männer, die sich durch die Papierberge wühlten. „Ich hab ihn!“, kreischte der Eine und eilte zu dem Dunkelhaarigen. „Ah ja, hier steht es ja. Toyama Mei-san, ehemaliger CROW und jetzt eine Kompatible.“, las er laut vor. „Gut, dann bist du ab heute eine Exorzistin des schwarzen Ordens. Mein Name ist Komui Lee, ich bin der Abteilungsleiter hier und heiße dich herzlich Willkommen!“, fügte er noch mit einem breiten Grinsen hinzu. Mei stand auf und verbeugte sich vor dem Mann. „Linali-chan, komm direkt in mein Büro. Wir haben Zuwachs und du sollst ihr bitte den Orden zeigen und sie zu einem freien Zimmer führen!“, rief er in ein Mikrofon und stand schließlich ebenfalls auf. „Und du kommst noch mit mir mit. Hevlaska soll direkt deine Synchronisationsrate bestimmen.“, sagte Komui noch und hielt ihr die Tür auf. Das Herz der jungen Frau hämmerte immer stärker gegen ihre Brust, je weiter sie gingen. Wie viel Prozent sie wohl haben würde, fragte sie sich die ganze Zeit und wurde auf eine Plattform gebeten, die hoch gefahren wurde. „Habe keine Angst, es wird nicht weh tun, nur etwas unangenehm sein.“, rief Komui ihr zu. Fragend blickte Mei hinunter, als sich eine weiße Tentakel um sie schlang und sie von der Plattform zog. Sie blickte ängstlich zu dem Wesen, dass sie nun in ihrem Griff hat und wurde immer näher zu ihrem Gesicht gebracht. „Fürchte dich nicht. Mein Name ist Hevlaska und ich beschütze die Innocence, die sich hier befinden.“, sagte sie mit sanfter Stimme. Ihre hellbraunen Augen sahen sie überrascht an und schlossen sich schließlich, als sie ihre Stirn gegen Meis drückte. Sie fühlte ein seltsames Kribbeln in ihren Gliedern, dass sich immer mehr verstärkte, je länger das dauerte und allmählich wirklich unangenehm wurde. Letztendlich wurde sie erlöst und wieder auf die Plattform gestellt. „Du bist wirklich schön mit deinem Innocence verbunden. Die Rate liegt zwar bei Dreiundsiebzig Prozent, aber wenn du dich in das Training reinkniest, ist noch viel Luft nach oben.“, erklärte Hevlaska schließlich und lächelte die junge Frau liebevoll an. Der Blondschopf atmete erleichtert auf und verließ die Plattform wieder, als sie hinunterfuhr und die drei Stufen hinuntersprang. Als sie in das Büro zurückkehrten, wartete dort bereits ein Mädchen auf sie, das neugierig zu ihnen blickte, nachdem sie den Raum betraten. „Ah, du musst die neue Exorzistin sein. Ich bin Linali!“, stellte sie vor und nahm ihre Hand in ihre. „Mei, freut mich sehr.“, erwiderte sie lächelnd und wurde von der Grünhaarigen direkt mit sich gezogen. Gemeinsam streiften sie durch die Flure, währen Linali ihr sämtliche Räume zeigte und sich nun auf den Weg zu den Schlafräumen machte. Dort kam ihnen ein schlecht gelaunter Schwertkämpfer entgegen, der die beiden Frauen nur kurz ansah und wieder weiterging. Mei hingegen sah ihm noch eine ganze Weile nach, riss sich von Linali los und lief dem jungen Mann hinterher. „Yuu?“, rief sie nach ihm. Angesprochener drehte sich direkt um und sah sie wütend an. „Du bist doch Yuu, oder nicht?“, fragte sie und trat einen Schritt auf ihn zu. „Kennen wir uns? Mal abgesehen davon, nenn mich nicht beim Vornamen, Kleine.“, zischte er verärgert und musterte sie kritisch. Noch nie hatte es ein Neuling geschafft, seinen Unmut so schnell auf sich zu ziehen. „Erkennst du mich denn nicht? U-Und was ist denn mit deinen Haaren passiert? Sie sind so lang und hast du sie gefärbt?“, bohrte sie weiter und wollte gerade eine seiner langen Strähnen in die Hand nehmen, als er zurückschreckte und ihr seine Schwertklinge vors Gesicht hielt. „Fass mich nicht an. Ich erkenn dich ganz bestimmt nicht, also hau jetzt ab!“, brüllte Kanda wütend. „A-Aber, Yuu! Ich bin es doch, Mei. Deine Schw-.“, fing sie an und erkannte erst jetzt seine dunkelbraunen Augen. Dieser junge Mann war wie ein Ebenbild ihres geliebten Bruders, aber irgendwie auch nicht. Was ging hier vor? „Ich bin doch deine Schwester.“, beendete sie ihren angefangenen Satz kaum hörbar. „Ich kenne dich nicht, Kleine. Lass mich mit deinem Scheiß in Ruhe.“, fuhr er sie verärgert an und wandte sich zum gehen ab. „Mei? Mach dir keinen Kopf wegen Kanda-kun, er ist immer so.“, erklärte Linali, als sie sich zu ihr stellte. Der Blondschopf sah dem Schwertkämpfer bedrückt nach, das war auch definitiv das Schwert, mit dem ihr Bruder kämpfte. „I-Ich verstehe das nicht.“, murmelte sie immer noch ungläubig. „Niemand kann verstehen, warum er ständig so mies drauf ist. Aber nimm dir das nicht so zu Herzen, komm ich zeige dir dein Zimmer. Du bist bestimmt müde.“, erwiderte das Mädchen und führte sie zu einem freien Zimmer, das ab heute ihres sein würde. Ihr Gepäck stand bereits dort, dass von der Zentrale hergeschickt wurde. Hastig öffnete sie den dunklen Koffer und wühlte durch ihre Sachen, als sie das alte Foto schließlich fand. Es ist alles, was sie als Erinnerung an ihren Bruder hat und strich über das Bild. Mei wusste, dass er bei einem Akuma-Angriff vor zehn Jahren ums Leben kam, das hatte ihr die Zentrale so gesagt. Aber dieser Mann von eben, er gleicht ihm bis aufs Haar. Gut, er hat lange Haare statt Kurze, eine dunkelblaue Farbe statt blonde und braune Augen statt blaue. Auch nicht wirklich eine Ähnlichkeit, jeder normale Mensch würde sie wohl für Verrückt halten, aber sie hatte das seltsame Gefühl, dass an ihm etwas nicht stimmte. „Hat dein Geist von diesem Exorzisten Besitz ergriffen, Yuu-nii?“, murmelte sie und blickte auf das Foto von ihr und ihrem älteren Bruder. Die junge Frau seufzte schwer, als sich auch noch ihr Magen meldete und laut knurrte. Mühsam richtete sie sich auf und lief etwas gedankenverloren durch die Flure, als sie wieder aufsah. Eigentlich wollte sie zur Cafeteria, aber dieser Raum vor ihr, sah ganz und gar nicht nach dem Eingang zu besagter Cafeteria aus und öffnete sie schließlich. Es war wohl die Bibliothek der Abteilung und die war verdammt groß. Noch größer als in der Zentrale und für Mei war es schon die größte Bibliothek in ganz Europa. Die Tür quietschte ziemlich laut, als sie diese schloss und bemerkte nicht, dass die Aufmerksamkeit von zwei Männern auf ihr lag. „Suchst du etwas Bestimmtes?“, rief schließlich einer der Männer ihr zu und erschrak sie damit, sie glaubte hier alleine zu sein und blickte zögernd hinter sich. Ein junger Rotschopf und ein alter Mann saßen dort, umringt von einigen Bücherstapeln. Der Rothaarige musste sich wirklich zusammenreißen, nicht zu ihr zu springen und sein übliches „Strike“ von sich zu geben, denn diese Dame war ganz nach seinem Geschmack. Er stieß einen tiefen Seufzer aus, als er etwas genervt zu seinem Meister blickte und grummelte ihn an. „Entschuldigt, ich wollte euch nicht stören. Irgendwie habe ich mich auf dem Weg zur Cafeteria verlaufen.“, erklärte Mei mit einem verlegenen Lächeln. Normalerweise verlief sie sich nie, aber die Sache mit diesem Kanda, machte ihr schwer zu schaffen. Der Jüngere warf einen Blick auf die Uhr und sprang auf. „Woah, wir arbeiten seit vier Stunden ununterbrochen. Wird Zeit für das Abendessen, bis dann, alter Mann.“, sagte er noch, packte die junge Frau und eilte aus der Bibliothek. Der Ältere sah seinem Schüler entnervt nach, hat er gerade wirklich aus vier Minuten, vier Stunden gemacht, fragte er sich und seufzte. „Ich bin übrigens Lavi und der alte Knacker von eben ist Bookman. Wer bist du denn, meine Schöne?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln und zog sie hinter sich her. „M-Mei.“, erwiderte sie und blickte beschämt zu Boden. Er sah ja wirklich nicht schlecht aus, aber wenn er schon so offensichtlich flirtet, sollte sie sich lieber nicht auf ihn einlassen, dachte sie noch und driftete mit ihren Gedanken wieder zu dem dunkelhaarigen Schwertkämpfer ab. Dabei achtete sie nicht auf ihren Weg, obwohl sie schon von Lavi gezogen wurde und lief in Jemanden hinein. „Ah, sorry, Yuu.“, hörte sie die laute Stimme des Rotschopfs und sein anschließendes Lachen. Mei sah vorsichtig hoch und wurde direkt mit einem finsteren Blick konfrontiert. „Hast du keine Augen im Kopf, Kleine?“, presste Kanda wütend hervor und riss sich wirklich extrem zusammen, nicht beide um ihren Kopf zu erleichtern. „E-Entschuldige.“, erwiderte sie mit zittriger Stimme und wich seinem Blick direkt aus. „Hey, jetzt sei mal nicht so gemein, Yuu. Mei-chan kann doch nichts dafür, wenn ich sie so hastig mitgezogen habe.“, mischte sich Lavi ein und schmollte den jungen Mann an. Der Blondschopf schluckte, sie sehnte sich jetzt mehr den je nach ihrem Bruder. Wieso musste dieser Typ ihm auch so ähnlich sein, fragte sie sich und hielt ihre Tränen zurück. „W-Woher hast du dieses Schwert?“, fragte sie heiser. Lavi sah sie fragend an, während der Schwertkämpfer nur ein übliches „Tche“ hervorbrachte. „Das geht dich nichts an.“, schimpfte er und lief weiter. Mei saß nun still am Tisch und aß nur eine Kleinigkeit, auch der quirlige Rotschopf konnte ihre Laune nicht anheben oder sie zum Reden bewegen, obwohl er wie ein Wasserfall redete. Am nächsten Morgen wurde sie von einem lauten Klopfen gegen ihre Zimmertür aufgeweckt, die sie schließlich verschlafen öffnete. „Sorry, für die frühe Störung. Aber Komui will dich sprechen.“, erklärte Lavi und lächelte gequält. „Ich bin in fünf Minuten bei ihm.“, erwiderte sie müde und rieb sich die Augen, während sie die Tür wieder schloss. „Lass dir Zeit, ich warte auf dich!“, hörte sie ihn noch rufen und lächelte leicht. Nur einen Moment später trat sie aus dem Zimmer hinaus und sah den jungen Mann wirklich noch dort stehen. „Danke.“, sagte sie und erwiderte sein Lächeln, als er sie wieder mit sich zog. Seltsam, normalerweise hasste sie es, wenn man sie so hinter sich her zog und mochte das schon bei ihrem Bruder nie. Verwundert blickte sich zu ihm hinauf und sah sein glückliches Gesicht, irgendwie erhöhte sich dabei ihr Herzschlag und wandte ihren Blick verlegen zu Boden. Seine Hand war so warm und vor allem weich, obwohl sein Griff auch nicht so fest war, hatte er ihre Hand fest im Griff. Dieses seltsame Wortspiel entlockte Mei ein Schmunzeln und sah seinen verwunderten Blick. „Ich habe gerade nur an Komui-san gedacht.“, log sie und lachte verlegen. Im Büro angekommen, spannte sich der Körper der jungen Frau direkt an, als sie beim Abteilungsleiter diesen Kanda stehen sah. „Schön, dass ihr so schnell herkommen konntet.“, begrüßte Komui die Exorzisten und holte einen kleinen Stapel mit Dokumenten hervor. „In Spanien, genauer gesagt in Madrid, ist ein Innocence aufgetaucht. Findet es und bringt es hierher.“, erklärte er knapp und präzise, während er eine Kopie gerade dem Schwertkämpfer reichte. „Wir brechen sofort auf.“, murmelte Kanda und verließ das Büro direkt. Mei sah ihn wieder bedrückt nach, was dem Rotschopf an ihrer Seite nicht entging. Bei einer ruhigen Minute, würde er sie offen darauf ansprechen. Die jungen Erwachsenen saßen im Zug und waren damit auf dem Weg zum Auftragsort. Als der Dunkelhaarige das Abteil verließ, um sich die Beine zu vertreten, sah Lavi seine Chance um mit ihr zu reden. „Ich will ja nicht neugierig sein, aber hast du dich etwa in Yuu verliebt?“, fragte er direkt. Mei fiel alles aus dem Gesicht und konnte vor Überraschung kein Wort hervorbringen. „Also doch.“, murmelte er etwas niedergeschlagen. War ja klar, bisher waren alle Frauen, für die er sich interessierte, in Kanda verliebt, dachte er und blickte wieder aus dem Zugfenster hinaus. „W-W-Wie zum Teufel kommst du darauf?!“, fragte sie schließlich erschrocken. „Weil du ihn schon die ganze Zeit immer so komisch anstarrst.“, erklärte Lavi und sah wieder zu ihr, als sie ihm ein Foto unter die Nase hielt. Eine jüngere Mei und ein junger Mann neben ihr, zierten das Foto und er sah sie fragend an. „Das ist mein Bruder.“, erklärte sie. „Und?“, erwiderte der Rotschopf verwirrt, was hatte das jetzt mit seiner Frage zu tun, fragte er sich. „Sieh genau hin. Findest du nicht, dass da eine sehr, sehr große Ähnlichkeit zwischen ihnen ist? Zwischen meinem Bruder und ihm? Sogar vom Charakter sind sie sich total ähnlich.“. Er sah sich das Foto genau an, Lavi konnte da schon eine Ähnlichkeit sehen, aber dieser Typ ist blond und sein Freund Blauhaarig. Gut, man kann sich ja die Haare färben, aber der junge Mann war nicht blöd. Zwischen den Personen auf dem Foto war mindesten ein Jahresunterschied von zehn Jahren, der zwischen ihr und Kanda nicht gegeben ist. „Und weiter? Sie sehen sich ja schon ähnlich, aber dein Bruder müsste jetzt ja um die Dreißig sein und Yuu ist erst Neunzehn.“, erwiderte er. „Er wäre heute Neunundzwanzig, wenn er noch am Leben wäre.“, antwortete Mei und blickte etwas traurig auf das Foto in seinen Händen. „Ich kann dir trotzdem nicht ganz folgen, Mei-chan.“, gestand Lavi und gab ihr das Foto zurück. „Er trägt das Schwert meines Bruders bei sich. Auch wenn der Griff anders aussieht, habe ich das Zeichen, dass in der Klinge eingraviert ist, erkannt.“. „Was für ein Zeichen?“, fragte er weiter, nun hatte sie seine Neugier geweckt. „Ren. Die Lieblingsblume meines Bruders war Lotus.“, erklärte Mei schließlich. Das Gesicht des Rotschopfs wurde kreidebleich, als er daran dachte, dass sich in Kandas Zimmer eine Lotusblume befand. „W-Wie heißt dein Bruder denn mit vollem Namen?“, fragte er weiter. „Toyama Yuuki.“, antwortete sie und sah ihn fragend an. Das gab dem beständigen jungen Mann den Rest. Es gab Akuma, Seelen, sie als Exorzisten und er glaubte ja auch etwas an Gott. Aber das war selbst für ihn zu hoch, Kanda konnte auch nicht seine Wiedergeburt sein. „U-Und wann ist er gestorben?“. „Vor genau zehn Jahren.“, erwiderte Mei und machte sich über seine Reaktionen allmählich Sorgen, als er gerade seinen Kopf an seinen angewinkelten Arm abstützte. Definitiv keine Wiedergeburt, da sie sicher im selben Alter wie Kanda ist und trotzdem war da diese große Ähnlichkeit zwischen ihnen. Wenn sich der Schwertkämpfer die Haare abscheiden und blond färben würde, würde er ihn von ihren Bruder sicher nicht mehr unterscheiden können. Sie haben ja sogar dieselben Gesichtszüge, diese Ähnlichkeit war schon fast unheimlich. Die Tür wurde aufgerissen und die junge Frau von Kanda gepackt und mit sich gezogen, nachdem er die Tür hastig wieder zuschob. In einem leeren Zugabteil warf er sie unsanft zu den Sitzen, schob die Tür zu und legte das Schloss um. Fragend sah sie zu ihm auf und sah seinen finsteren Blick. „Ich habe euch gehört, was erzählst du da für einen Scheiß?!“, brüllte er fast. „Ich wünschte mir auch, dass es anders wäre. Aber ich kann auch nichts für die Tatsache, dass du das Schwert meines Bruders bei dir trägst!“, erklärte der Blondschopf verzweifelt. Der junge Mann beugte sich etwas zu ihr. „Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen. Sonst wird das noch böse enden.“, drohte er und starrte ihr zornig in die Augen. „Dann sag mir bitte nur, woher du dieses Schwert hast.“, flehte Mei fast und konnte ihre Tränen kaum noch zurückhalten. Man hat ihr nur gesagt, dass er von einem Akuma getötet wurde, seinen Körper bekam sie aber nicht zu Gesicht und litt daher sehr darunter, sich nicht richtig von ihm verabschiedet zu haben. „Ich habe es erhalten, nachdem sie mich auf seine Kompatibilität getestet haben.“, antwortete er. Mehr musste sie auch nicht wissen, obwohl es ihn auch reizte mehr über sein altes Ich herauszufinden. „Nachdem man mir sagte, dass er von Akuma getötet wurde, durfte ich ihn nicht sehen. Ich durfte mich nicht von meinem eigenen Bruder verabschieden.“, erklärte sie schließlich und wischte sich durchs Gesicht, vor ihm weinen wollte sie auch nicht. Nachdem ihre Eltern auch von Akuma getötet wurden, ersetzte er ihr die Familie. Ihr Bruder war alles für sie und litt unter seinem Tod mehr denn je. Kandas Herz schmerzte bei ihrem Anblick und er gab sich große Mühe damit, sie nicht einfach in seine Arme zu nehmen und zu trösten. Er zweifelte, dass sie sich über die Wahrheit freuen würden, zu wissen, dass ein Teil ihres Bruders in ihm ist. Oder besser gesagt, der Hauptteil, sein Gehirn, aber mit gelöschten Erinnerungen. Der junge Mann ließ sich auf den Sitz neben sie fallen und seufzte schwer. „Was für ein Mensch war er denn?“, fragte er. Vielleicht könnte er sie damit trösten, wenn sie über ihn oder besser gesagt sich erzählen kann und nebenbei noch etwas über sein altes Ich erfahren. Die ganze Sache war dermaßen verzwickt und ihm ging das schön gehörig auf die Nerven. Diejenige die ihn am besten kennt, sitzt direkt neben ihm und trotzdem kann und will er nicht mit ihr offen darüber reden. Als wäre eine Blockade in seinem Kopf, die ihn davon abhielt. „Er war der tollste Bruder, den man sich nur vorstellen kann. Unsere Eltern sind bei einem Akuma-Angriff ums Leben gekommen und er hat sich danach um mich gekümmert. Obwohl er anderen gegenüber immer schlecht gelaunt war und oft geschimpft hat, war er zu mir richtig lieb. Vor allem hat er sich mit Mara oft gestritten, aber eigentlich war er total in sie verliebt.“, fing sie an und wischte sich dabei die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Mara?“, fragte Kanda nach. Nun hatte sie seine Neugier geweckt und hörte ihr gebannt zu. „Seine Freundin. Er hat ihr, bevor er zu seiner letzten Mission angetreten ist, seine Liebe gestanden. Mara war auch richtig lieb und ich habe sehr darauf gehofft, dass die beiden heiraten würden.“, antwortete sie und blickte zu dem Dunkelhaarigen. Sein Gesicht war blass und sie erkannte seine Anspannung. „Alles in Ordnung?“, fragte Mei und sah ihn etwas besorgt an. ________________________________________________ (Übrigens entstand der Name Mara aus Mala und damit aus Alma, ich hoffe daher sehr, dass das Laborpersonal damals ebenfalls nicht sehr einfallsreich war, was die Namensauswahl anging :D) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)