Stille Nacht, heilige Nacht von KathlynRiddle (Adventskalenderstory) ================================================================================ Kapitel 17: ... lange schon uns bedacht ... ------------------------------------------- 17. Dezember - Love (Liebe) : love || lange schon uns bedacht : Erst, als Peter in Toms Räumen auftauchte, fiel Harry auf, wie lange er den Mann nicht mehr gesehen hatte. Und wie angespannt er aussah, mit den tiefen Augenringen und dem strengen Zug um seinen Mund. "Peter?", wisperte Harry und schaute über die Lehne des Sessels, auf dem er saß. Tom hatte ihm den Kamin angemacht, bevor er gegangen war und ihm eine weiche Decke gebracht; Harry hatte den gesamten Vormittag dort mit einem Buch verbracht und darauf gewartet, dass Tom bald wieder käme. Peter jetzt hier zu sehen, überraschte ihn beinahe genauso sehr, wie dessen angespannte Haltung und die zusammengekniffenen Augen. "Harry", sagte Peter und starrte ihn mit einem Blick an, der James erschreckend ähnlich sah. Harry zuckte zusammen und machte sich automatisch kleiner. "P-peter?", hauchte er. "Ist etwas nicht in Ordnung?" Noch ein paar Sekunden länger starrte Peter ihn an, dann ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. "Hübsch", kommentierte er. "Ich hab gehört, du schläfst jetzt sogar hier?" "Ja", sagte Harry und beobachtete jeder von Peters Regungen. "Tom hat es mir erlaubt." "Tom? Jetzt nennst du den Lord schon beim Vornamen?", fragte Peter und Harry gefiel der gepresste, wütende Klang in seiner Stimme überhaupt nicht. "Er hat gesagt, ich solle das tun", erklärte Harry unsicher und beobachtete, wie Peter sich langsam aus dem Türrahmen löste, die Tür hinter sich schloss und auf ihn zukam. Er entspannte sich sichtlich, als Peter sich nur auf den Sessel ihm gegenüber fallen ließ und nicht seiner unübersichtlichen Wut nachgab. Vorsichtig ließ sich Harry wieder in eine sitzende Position fallen und schaute den Mann vor sich blinzelnd an. "Du magst ihn, nicht wahr, Harry?", fragte Peter. "Hast ihn gerne den großen, mächtigen Lord?" Harry mochte die Art und Weise, wie Peter über Tom sprach, gar nicht. Tom hatte es nicht verdient, dass jemand so abfällig über ihn sprach, wie Peter es gerade tat. "Hör auf", verlangte Harry. "Er ist furchtbar nett zu mir." Peter schnaubte. "Er hasst Kinder, Harry. Und du bist ein Kind."      "Das ist nicht wahr!", fauchte Harry. "Er hasst keine Kinder - und mich hasst er auch nicht. Er hat selbst gesagt, dass er mich mag." "Und du glaubst ihm", sagte Peter spöttisch. "Wie das dumme, naive Kind, dass du bist." Harry wich entsetzt vor ihm zurück. "Ich ... W- warum sagst du so etwas?", flüsterte Harry, sich merkwürdig verraten fühlend. Peter war doch immer lieb zu ihm gewesen, hatte ihm geholfen, wenn er Probleme hatte - warum konnte er ihm sein Glück jetzt nicht mehr gönnen? Warum war er so sauer auf Harry? "Weil ich recht habe", schnaubte Peter und kreuzte seine Beine. "Du bist ein Kind und der Lord hasst Kinder. Jeder weiß das, Harry. Absolut jeder." Harry schüttelte den Kopf. "Deshalb gibt es auch die Erstgeborenen-Regel. Damit der Lord sich nicht mit zu vielen Kindern abgeben muss, wo er sie doch alle hasst." Kurz flackerte Schmerz in Harrys Augen auf. "Er hasst mich nicht, Peter", erklärte er dennoch fest. "Ich weiß das." "Du meinst, du glaubst Dinge zu wissen, die sich eigentlich nur in deinem Kopf abspielen", verbesserte Peter. Harry spürte, wie seine Augen zu brennen begannen, und blinzelte heftig. "Hör auf", flüsterte er. "Du willst das nicht hören, richtig?", fragte Peter und seine Stimme wurde beinahe wieder sanft. "Ich kenne das - ich wollte früher auch nicht hören, wenn jemand versucht hat, mich vor dem Lord zu warnen." Harry blinzelte hektischer und senkte den Kopf, während er ein protestierendes Geräusch von sich gab. "Du bedeutest ihm nichts, Harry. Er möchte dich als Todesser - vielleicht glaubt er, dass du ein großes Magieprotenzial hast oder besonders intelligent bist - und nichts mehr. An dir liegt ihm nichts." "Das ist nicht wahr", wisperte Harry und konnte nicht länger verhindern, dass die ersten Tränen seine Wangen hinabliefen. Er hoffte nur, dass Peter es nicht sehen würde. "Er wird so lange nett sein, bis du seinem kleinen Orden beigetreten bist und dann in der Ecke liegen lassen, wie ein benutztes Spielzeug, dass man hervorholen kann, wenn seine Dienste von Nöten sind", fuhr Peter unbarmherzig fort. "Ich kenne das; glaub mir." "Es ist etwas anderes", versuchte Harry verzweifelt, Peter zu erklären. "Er will mich nicht als Todesser." "Harry, Harry, Harry", sagte Peter und schüttelte belustigt den Kopf. "Weißt du denn gar nicht, dass Caroline keine Todesserin mehr werden darf? Dass der Lord sie nicht länger in seinen Reihen haben will?" "Was?", fragte Harry erschrocken und sein Kopf ruckte nach oben, bis er sich daran erinnerte, dass seine Wangen tränennass waren und er ihn schnell wieder senkte. Er hörte, wie Peter sich nach vorne lehnte, und spürte ihm nächsten Augenblick Hände, die seine fest umschlossen. "Harry - ich möchte dir nicht wehtun, Kleiner", hörte er Peter sanft sagen. "Ich möchte dich nur beschützen. Vor einem riesigen Fehler bewahren." "Du musst mich nicht beschützen", sagte Harry. "Nicht vor Tom. Vielleicht vor anderen Menschen, aber nicht vor Tom." Peter seufzte. "Du wirst von ihm verletzt werden, wenn du dich weiter an ihn hängst." Wut kochte in Harry hoch, sein Kopf ruckte nach oben und er vergaß, dass Peter seine Tränen eigentlich nicht sehen sollte. "Und was soll ich deiner Meinung nach tun?", schrie er beinahe. "Soll ich zurück zu meiner Mum kriechen und mich von ihr wegen nichts verprügeln lassen? Soll ich zurück und als Puffer für Remus dienen, wenn wieder Vollmond ist? Ist es das?" "Harry", murmelte Peter und seufzte. "Natürlich nicht." "Und was dann?", fauchte Harry. "Etwas anderes gibt es nicht - und Tom mag mich, verdammt! Ich weiß, dass er mich nicht hasst. Ich weiß, dass ich für ihn mehr bin, als ein Spielzeug!" "Harry ..." "Nein!", schnappte Harry und fragte sich entfernt, seit wann er sich so gehen ließ, wenn er wütend wurde. "Er tut alles für mich - alles, Peter. Er hat mein Zimmer neu errichten lassen, hat mir ein Bett besorgt, neue Kleidung, Spielzug. Er lässt mich in seinem Bett schlafen und schläft meinetwegen auf der Couch, er liest mir vor, er bäckt mit mir, er nimmt mich zu einkaufen mit  - er tut alles, Peter!" Peter starrte ihn an, als sei er verrückt geworden und Harry sank schweratmend und immer noch weinend in den Sessel zurück. "Alles, Peter. Er kümmert sich um mich, wenn ich krank bin, und bleibt fast die ganze Zeit bei mir, er beschützt mich vor Mum und Dad, er ist sogar mit mir Schlittschuh gefahren und -" "Harry", sagte eine sanfte Stimme hinter ihm. "Es reicht. Ich glaube, er hat verstanden." Erschrocken drehte Harry sich um und sah Tom in der Tür stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. "Tom", flüsterte Harry. "W-wie lange ...?" "Lang genug", antwortete Tom und kam langsam zu ihm hinüber, setzte sich auf die Armlehne seines Sessel und reichte ihm stumm ein Taschentuch. "Hör auf zu weinen, ja? Es ist doch alles gut." Harry lächelte und nahm ihm das Taschentuch ab, genoss das bekannte Gefühl von Toms Hand in seinen Haaren. Manchmal hatte Harry den Eindruck, dass Tom seine Haare sehr mochte, weil er sie so oft berührte; aber er hatte nichts dagegen.  "L-lord", wisperte Peter und sank erschrocken zurück. "I-ich ..." "Schweig", zischte Tom. "Zu dir komme ich später." Peter schluckte.  "Geh jetzt", fügte Tom hinzu und machte eine wegwerfende Handbewegung Richtung Tür.  Harry beobachtete stumm, wie Peter sich aufrappelte und schnell zur Tür eilte; sein Körper machte einen noch angespannteren Eindruck als zuvor und plötzlich empfand Harry Besorgnis. "Tom?", fragte er leise und wartete, bis die Aufmerksamkeit des Mannes ihm galt. "Tu ihm nicht weh, ja?" Tom runzelte leicht die Stirn. "Magst du ihn, Harry?" Kurz biss Harry sich auf die Unterlippe, dachte an die Szene gerade und dann an die all die Jahre zuvor, in denen Peter für ihn da gewesen war. "Ja." "Okay", murmelte Tom und Harry hatte den Eindruck, dass er nicht besonders glücklich darüber war. "Und Harry?" "Ja?", fragte Harry leise und spürte sanfte Hände, die sein Gesicht umfassten und es vorsichtig anhoben, bis er Tom in die Augen sehen musste. "Nichts von dem, was Peter gesagt hat, ist wahr, okay? Ich hasse dich nicht, ich möchte dich bestimmt nicht benutzten und ich werde dir niemals wehtun." "Ich weiß", flüsterte Harry und sah schüchtern zu ihm hinauf. "Das hab ich ihm ja auch gesagt." "Gut", murmelte Tom und zog Harry auf seinen Schoß, schlang seine Arme um den schmalen Körper. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)