Stille Nacht, heilige Nacht von KathlynRiddle (Adventskalenderstory) ================================================================================ Kapitel 9: ... uns der gnade fülle lasst sehn ... ------------------------------------------------- 9. Dezember - Book (Buch)  : book || uns der gnade fülle lasst sehn : Was deine Mutter tut, ist falsch, Harry. Harte, kalte Augen starrten auf ihn hinunter; hasserfüllt, verachtend. Unbarmherzige Hände griffen nach ihm, zerrten ihm die Kleider vom Leibe, entblößen seine hässlichen Narben. Kaltes Lachen erfüllte den Raum und Harry wollte schreien, um sich schlagen - aber sein Patenonkel hielt ihn fest, verdrehte ihm die Hände auf dem Rücken und presste die andere Hand hart auf seinen Mund. Sie hat kein Recht, dir so wehzutun. Niemand hat das. Seine Mutter steht im Hintergrund, ein grausames Lächeln auf den Lippen; Remus Lupin direkt vor ihm mit leicht verzerrten Zügen und bernsteinfarbenen Augen. Morgen ist Vollmond. Auch sein Vater befindet sich irgendwo im Raum, Alice und Frank Longbottom ebenso. Remus holt zum ersten Schlag aus und ein lautes Klatschen hallt durch den Raum - Harry will schreien, aber Sirius Hand presst sich noch fester auf seinen Mund. Es ist nicht deine Schuld, Harry. Du hast nichts falsch gemacht. Sie lachen und es tut weh und Harry möchte verstehen, warum. Er hat nichts falsch gemacht, er weiß das - der Lord wollte ihn mitnehmen, hat es ihm angeboten und das ist nicht seine Schuld. Aber eigentlich weiß er, dass das gar nicht der wirklich wahre Grund ist, warum sich diese Ansammlung im elterlichen Schlafzimmer gebildet hat - sie findet immer statt, einen Tag vor Vollmond. Ihn zu schlagen beruhigt Remus und lässt ihn den Vollmond entspannter empfangen; Lily und James sind gerne bereit, ihrem Sohn dafür ein paar quälende Stunden zu schenken. Du bist nicht weniger Wert als die anderen. Mindestens so viel wie deine Schwester - wenn nicht noch mehr. Caroline ist nicht hier; Lily möchte nicht, dass sie an diesen Bestrafungen teilnimmt und sieht, was für grausame Menschen ihre Paten sein können. Harry wünschte sich, er wüsste es auch nicht. Remus Hände schlagen auf seinen Körper ein, immer zielsicher auf die Stellen, an denen es Harry am meisten wehtut. Die Stellen, an denen seine Narben zu dicken Wülsten verlaufen und auf die neueren Narben, die noch entzündet sind. Auf die Stellen, die manchmal sogar wehtun, wenn Harry sich zu lange bewegt oder zu geradesteht. Wenn du mein Kind wärst - ich würde ich dich so sehr lieben, Harry ... Alice und Frank tuscheln leise; sie sind nur hier, weil Lily sie darum gebeten hat. Um die Sache noch demütigender für Harry zu machen. Sie interessieren sich nicht für ihn; sie haben ein Kind. Ein einziges, ihr erstgeborener Sohn Neville. Und Harry weiß genau, dass Alice darauf achtet, nicht noch einmal schwanger zu werden - Harry ist das beste Beispiel dafür, wie unwürdig und unnütz zweitgeborene Kinder sind. Ein abschließender Schlag seitens Remus - Harry merkt es daran, dass dieser noch viel härter ist, als die zuvor und ihm noch mehr Tränen in die Augen treibt. Sirius hebt an den Handgelenken hoch - es tut weh; Harry hat das Gefühl, der Mann wolle ihm die Knochen brechen - und lässt ihn dann einfach auf den Boden fallen. Die Leute, seine Familie, lacht bei seinem kläglichen Wimmern. Ich werde auf dich aufpassen, Harry. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir solche Dinge antun. Sie gehen an ihm vorbei, treten ihm noch einmal in die Rippen und lassen ihn hier allein, blutend, liegen. Harry rollt sich unter Schmerzen zu einem kleinen Ball zusammen, schlingt die Arme um seine Knie. "Aber wenn du mich beschützen willst", murmelt er dumpf. "Warum bist du dann nicht hier? Warum lässt du mich immer dann allein, wenn ich dich brauche?" Harry bereut sofort, diese Worte auch nur gedacht zu haben, als der eisige Stachel der Schuld durch seinen Körper fährt. Der Lord hat viel für ihn getan; hat ihn im Arm gehalten, getröstet, neue Kleidung und neues Spielzeug gekauft, ihn in seinem Bett schlafen lassen und war netter, als jeder Mensch in seinem bisherigen Leben. Wie konnte Harry mehr von ihm verlangen? Wie konnte Harry auch nur daran denken, dass der Lord ihn vor seiner Familie beschützen müsse? Er war für den Mann genauso unbrauchbar, wie für seine Familie und er konnte froh sein, dass er ihm überhaupt eines Blickes gewürdigt hatte. Ungewollt. Unnütz. Last. Freak. Harry weinte. "Also", murmelte der Lord ihm gegenüber und hielt einen großen Katalog in der Hand. "Also." Irgendwie hatte Harry den Eindruck, dass der Mann die Zeitschrift verkehrt herum hielt; aber er dachte, dass der mächtigste Mann der Welt bestimmt wusste, wie man Kataloge liest. "Hast du irgendeine Vorstellung?", fragte Tom. Harry schüttelte den Kopf.  Der Lord seufzte, senkte den Katalog und blickte Harry stirnrunzelnd an. "Wenn ich dir das Ding jetzt in die Hand drückte und dir sage, du sollst dir die Möbel heraussuchen, die dir gefallen, würdest du es nicht tun, oder?" Harry schüttelte den Kopf. "Wundervoll", murmelte der Mann und legte den Katalog aufgeschlagen zwischen sie. Harry blinzelte, als er bemerkte, dass der Lord ihn doch falsch herum gehalten haben musste und biss sich fest auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. "Was ist los?", fragte der Mann lauernd, weil er eben doch sehr aufmerksam war und es bemerkte, wenn sie jemand über ihn lustig machte. "Du - du hast den falsch herum gehalten", kicherte Harry fröhlich und befürchtete seltsamerweise nicht, wegen dieser Frechheit geschlagen zu werden. Tatsächlich lehnte sich der Lord nur stöhnend zurück und legte einen Arm über die Augen. "Blätter einfach diesen Katalog durch und schrei, wenn dir etwas gefällt", sagte Tom und klang dabei wieder so seltsam zärtlich, als würde er ihn tatsächlich lieb haben. Harry lächelte, nahm den Katalog auf seinen Schoß und dachte daran, den Lord beim Wort zu nehmen. "Okay", sagte der Lord ein paar langweiligen Stunden später. "Okay - wir haben ein Bett, zwei Kommoden, einen Kleiderschrank, ein Sofa. Brauchst du noch was?" Harry schüttelte den Kopf, konnte ein Lächeln nicht verhindern. Der Lord wirkte heute wirklich etwas verwirrt auf ihn. "Hast du eigentlich Bücher, Harry?" Wieder schüttelte Harry den Kopf. "Okay - dann bestellen wir dir auch einen Bücherschrank und bei Flourish&Blotts ein paar Tausend Bücher -" "Tausend?", unterbrach Harry keuchend, und konnte sich nicht vorstellen, jemals in seinem Leben so viele Bücher lesen zu können, selbst, wenn er jeden Tag daran sitzen würde. "Okay - 500 reichen fürs erste auch", bestimmte der Lord, lächelte schwach und streichelte über Harrys Haare. Irgendwie bekam Harry den Eindruck, dass dem Lord Bücher und lesen sehr wichtig waren, als er sich den ernsten Gesichtsausdruck besah, und beschloss, sich wirklich jeden Tag dadran zu setzten. In seinem bisherigen Leben hatte Harry gerade einmal ein Buch gelesen und er wusste nicht wirklich, ob er das lesen mögen würde. "Mit etwas Glück sind die Eulen schnell genug und das Zeug kommt übermorgen an", erklärte der Lord ihm. "Solange schläfst du weiter bei mir, okay?" Harry nickte zögerlich, auch, wenn er sich unwohl dabei fühlte, dem Lord für zwei weitere Nächte das Bett wegzunehmen. "Danke", flüsterte er und sah mit seinen grünen Augen und diesem süßen Lächeln zu dem Lord auf.  Tom schlang einen Arm um Harrys Schultern und drückte ihn sanft an sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)