Stille Nacht, heilige Nacht von KathlynRiddle (Adventskalenderstory) ================================================================================ Kapitel 8: ... aus des himmels goldenen höhen ... ------------------------------------------------- 8. Dezember - Wish (Wunsch)  : wish || aus des himmels goldenen höhen : Aufgeregt saß Harry auf dem Bett des Lords, schwang mit seinen Beinen und wartete ungeduldig darauf, dass der Mann endlich seine Robe fertig angezogen hatte. "Nicht so ungeduldig, Harry", schmunzelte der Mann, kniete sich vor das Kind und hielt seine Beine fest. "Wir werden schon genug Zeit haben." "Ich bin noch nie in Hogsmeade gewesen", sagte Harry und lächelte den Lord strahlend an. "Wie ist es dort?" Der Lord beugte sich nach vorne, legte leicht seine Arme um Harrys Taille; der kühle Stoff von seiner Robe streichelte über Harrys Wange. "Du wirst schon sehen, Kleiner." Harrys Strahlen verringerte sich nicht; er schlang seine dünnen Ärmchen um Toms Hals. Der Griff um seine Taille verstärkte sich, der Lord hob ihn hoch, hielt ihn kurz fest, und setzte ihn dann auf dem Boden ab. "Hast du eine Jacke? Es ist kalt draußen", fragte der Lord, seine dünne, teils kaputte Kleidung kritisch betrachend. Harry runzelte die Stirn und zupfte an dem dünnen Stoff, der um seine Schultern hing - zwei Nummern zu groß, mottenzerfressen, und viel zu dünn für den eisigen Winter. Der Lord seufzte und griff nach Harrys Hand. "Okay, komm mit", murmelte er und zog ihn sanft hinter sich her. "Aber wenigstens wissen wir jetzt schon mal, wo wir anfangen können, für dich einzukaufen." Harry errötete und lief schnell mit dem Lord mit, der ihn in das ominöse Nebenzimmer führte. Der Raum war nicht so groß, wie Harry gedacht hätte - und er bestand nur aus Kleidung. Kleiderständer, Reihe um Reihe, volle Bügel bedeckten jeden Zentimeter. "Dann wollen wir mal sehen", sagte der Lord und drehte Harry einmal im Kreis.  Eine Stunde später hüpfte Harry an der Hand des Lords durch Hogsmeades Straßen. Er trug eine schöne, weiche Robe, die in einem schönen dunkelblau gehalten war und auf seinen schüchternen Wunsch sogar kleine, goldene Sterne zur Schau trug. Trotz Verkleinerungszauber war sie ihm ein wenig zu groß; seine kleinen Händchen verschwanden in den Ärmeln, und das Ende der Robe schliff ein wenig auf dem Boden. Sie hatten sich entschieden, zuerst die Dinge zu kaufen, die der Lord brauchte; es war ohnehin nicht viel und sie würden sich Harrys Bedürfnissen entspannter widmen können, wenn sie danach nichts mehr zu tun hätten. "Was ist das für ein Laden?", fragte Harry mit kindlich großen Augen, als der Lord ihn in das schäbigste Geschäft der ganzen Gasse zog. "Zaubertränkeladen", seufzte der Lord. "Meine Anhänger sind nämlich zu faul, ihre Sachen selbst zu kaufen - das muss ich selbst machen, wenn ich will, dass irgendetwas vernünftig läuft." Harry schaute groß zu dem mächtigen Mann hinauf und versuchte sich vorzustellen, wie irgendjemand die Frechheit besitzen konnte, den Mann zum einkaufen zu schicken. Dann viel ihm ein, dass sie das selbe gleich für ihn tun würden, und er schaute errötend zu Boden. "Warte hier kurz, ja?", fragte der Lord sanft. "Ich gehe kurz mit dem Ladenbesitzer reden." Harry nickte brav und ließ folgsam die warme Hand des Lords los. Das erste Ziel, dass der Lord für Harrys Einkäufe ansteuerte, war ein Bekleidungsladen, namens Besenknechts Sonntagsstaat. Hier fragte er Harry nicht einmal, was er denn haben wollte; er befahl der Verkäuferin einfach, eine komplette Garnitur für Harry zusammenzusuchen, sowohl Zaubererkleidung, als auch Muggelkleidung. Harry sah jetzt schon ohnmächtig vor Überwältigung aus. "Aber das ist doch viel zu viel", flüsterte er dem Lord zu, während drei Verkäufer durch den Laden wuselten, um die Kleidung zusammenzustellen. "Du wirst auch dafür bezahlen müssen", nickte der Lord, und lächelte bei Harrys erschrockenem Blick. "Du musst das nämlich alles anprobieren, bevor es gekauft wird." Harrys Augen wurden noch größer und dann kam schon die erste Verkäuferin, nahm ihm am Arm und zwischerte fröhlich: "Komm, komm, mein Kind", führte ihn zu einer kleiner Anprobe, drückte ihm die ersten Sachen in die Hand und befahl, sie anzuprobieren.  Insgesamt musste Harry drei Stunden in diesem Laden verbringen, verschiedene Kleidung anprobieren und sie dann dem Lord präsentieren, bis der Mann entschied, dass es fürs Erste genug sein würde. Harrys Füße taten weh und seine Augen fühlten sich so schwer an, dass er nur schwach protestieren konnte, als er den hohen Preis, den der Lord für ihn bezahlen musste, wahrnahm. Als Harry beinahe über die Türschwelle des Ladens gestolpert wäre, verkleinerte der Lord die vielen Tüten und hob das Kind auf seinen Arm. "Pause?", fragte er sanft und streichelte über Harrys Rücken. Das Kind nickte entkräftet und so steuerte der Lord das Gasthaus Drei Besen an. Der Laden war wie immer gut besucht und völlig verräuchert; aber der Lord war bekannt und so dauerte es nicht lange, wie eine verängstigt aussehende Kellnerin angehuscht kam und nach der Bestellung fragte. Als Harry nicht großartig reagierte, sondern nur mit halbgeschlossenen Augen zusammengesackt in seinem Stuhl saß, bestellt der Lord Kürbissaft und Fish&Chips für den Jungen und ein einfaches Glas Butterbier für sich. Es dauerte keine zehn Minuten, bis das Essen auf dem Tisch stand und Tom konnte nicht umhin zu bemerken, wie nützlich es manchmal sein konnte, einer der gefürchtetsten Menschen Englands zu sein. "Ess, Harry", bat er und das Kind griff nach seiner Gabel, spießte ein paar Pommes auf und steckte sie genüsslich in seinen Mund. Tom kam der Gedanke, dass Harry so etwas vielleicht noch nie gegessen hatte und wieder fühlte er das unbändigte Bedürfnis, Lily ein paar Stunden lang zu foltern. "Also", murmelte er und nippte an seinem Butterbier. "Kleidung für dich haben wir - um was möchtest du dich als Nächstes kümmern?" "W-was brauche ich denn?", fragt Harry schüchtern, blinzelte unter seinen schwarzen Haaren zu ihm hinauf und lächelte süß. "Süßigkeiten hast du fürs Erste genug?", fragte er lächelnd zurück. Harry nickte schnell und mit großen Augen. "Okay - irgendetwas zum spielen?", fragte er Lord und runzelte dann die Stirn. "Hast du überhaupt irgendwelche Spielsachen?" Harry schüttelte den Kopf. "Okay - aber dafür gehen wir in die Muggelwelt; die haben da bessere Sachen und mehr Auswahl", bestimmte der Lord. "Und vielleicht sollten wir dir auch Möbel besorgen und -" "Möbel?", unterbrach Harry geschockt klingend. "Aber, Lord, das ist doch viel zu teuer und zu viel -" "Harry", sagte er sanft und beugte sich ein wenig nach vorne. "Zumindest ein vernünftiges Bett brauchst du. Ich werde nicht mit ansehen, wie du jede Nacht beinahe auf dem Boden schläfst." Harry schien nach Worten zu ringen und der Lord streckte seine Hand aus, streichelte Harry das Haar aus den Augen. "Und sag nicht Lord zu mir - Tom reicht vollkommen." Am Abend fiel Harry halb tot in das Bett des Lords, weil sein neues erst noch bestellt und aufgebaut werden musste und der Mann nicht zulassen wollte, dass Harry sich in seinem Zimmer auf die kaputte Matratze legte. Er konnte nicht aufhören zu lächeln, obwohl sie Lily auf dem Weg in das Zimmer begegnet waren, und diese ihm eine heftige Ohrfeige verpasst hatte, weil sie ihre Wut nicht hatte beherrschen können. Das schlechte, beißende Gefühl des Verrats war beinahe sofort wieder in ihm hochgekocht; er konnte nichts dagegen tun, auch, wenn er sich nach dem, was der Lord heute für ihn getan hatte, furchtbar schlecht dabei fühlte. "Ist alles in Ordnung, Harry?", fragte der Lord, als er zu seinem Bett kam, um ihn vernünftig zuzudecken. "Du siehst schon wieder so traurig aus." Harry schüttelte den Kopf. "Es ist nichts." "Ist es wegen deiner Mutter?", fragte er sanft und zupfte die Decke zurecht. "Nein", selbst in seinen Ohren klang seine Stimme dumpf und schwach. Der Lord streichelte über seine Wange und lächelte beruhigend. "Okay, du musst es mir nicht sagen", flüsterte Tom sanft und Harry fühlte sich sofort noch schlechter, weil er kein Recht hatte, sich von diesem Mann verraten zu fühlen. "Schlaf, Kind", flüsterte Tom und stand auf, um das Sofa zum Schlafen zu beziehen. Harry fiel auf, dass der das kleine Nachtischlämpchen angelassen hatte und lächelte schwach darüber, dass der Lord immer noch von seiner Furcht vor der Dunkelheit wusste und sie nicht ignorierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)