Stille Nacht, heilige Nacht von KathlynRiddle (Adventskalenderstory) ================================================================================ Kapitel 7: ... die der welt heil gebracht ... --------------------------------------------- 7. Dezember - Dream (Traum)  : dream || die der welt heil gebracht : "Und warum hat er mehr als ich??!", kreischte Caroline schon beinahe, die geballten Fäuste in die Hüfte gestemmt, und funkelte ihre Mutter wütend an. "Ich will das auch alles haben!" Lily hob beschwichtigend die Hände, lächelte ihre Tochter beruhigend an und wandte sich dann Harry zu, der wie ein Häufchen Elend auf dem Boden des Salons saß und mit großen Augen zu seiner Mutter und seiner Schwester hinaufstarrte. "Woher hast du diese Dinge?", fragte Lily mühsam beherrscht und deutete auf den kleinen Haufen Süßigkeiten auf dem Tisch.  "Vom Nikolaus", flüsterte Harry und wich Lilys stechendem Blick aus. "Vom Nikolaus?!", wiederholte Caroline, warf ihrer Mutter einen entsetzten Blick zu. "Vom Nikolaus sagt der!" Lily seufzte. "Du bist so ein Baby", zischte Caroline und trat ein paar Schritte auf ihren kleinen Bruder zu. "Ein kleines, nutzloses Baby, das es nicht wert ist, zu leben und nichts als eine Platzverschwendung ist - eine lügende Platzverschwendung!" Harry versuchte an die Worte des Lords zu denken; das er sehr wohl etwas wert wäre, beinahe noch mehr als Caroline; das seine Mutter falsch lag, mit dem, was sie tat; das der Lord ihn lieb haben würde, wenn er sein Kind wäre ... Aber es verblasste. Es verblasste, wurde unbedeutend, unter dem hasserfüllten Blicken seiner Mutter und seiner Schwester, ihren lieblosen, vernichtenden Worten - Harry konnte gar nicht anders, als zu Carolines Worten nicken zu wollen. "Sag mir, wo diese Dinge her hast, Harry", befahl Lily und legte beruhigend eine Hand auf Carolines Arm. "Hast du sie gestohlen?" Harry betrachtete Lilys Hand, die so sanft auf dem Arm seiner Schwester lag; die Hand, die ihn nie berührt hatte, außer, um ihn zu schlagen. Langsam sah Harry wieder auf. Es musste einen Grund geben, warum Lily ihn hasste und Caroline liebte - und dieser Grund konnte nur bei ihm liegen.  "Nein", flüsterte er. "Ich habe nichts gestohlen - das hat mir der Nikolaus gebracht." Bevor Caroline wieder anfangen konnte zu schreien, ging Lily einen Schritt nach vorne, packte ihn hart an den Schultern und zog ihn auf die Füße. Ihre Hände packten den Bund seiner dünnen Hose und riss sie zu seinen Knöcheln. Harry schloss seine Augen, wusste, dass seine Mutter ihn gleich packen und für etwas bestrafen würde, dass er nicht getan hatte - es kam nur noch darauf an, in welcher Art und Weise. Mit einem leisen Schrei fuhr Harry in die Höhe, vollkommen verschwitzt und mit heftig schlagendem Herz, Angst raste durch seine gesamten Nerven.  Er brauchte ein paar Sekunden, bis er bemerkte, dass er auf seiner Matratze in seinem Zimmer lag und geträumt hatte - einen realen Traum. Einen sehr realen Traum - einen Traum, der sich gestern genau so im Salon der Potters abgespielt hatte. "Harry?", fragte eine besorgte Stimme, und als er erschrocken aufsah, sah er Peter am Fenster sehen, die dicken Vorhänge in der Hand, die er offenbar gerade aufgezogen hatte - das plötzliche, grelle Licht musste ihn geweckt haben. "J-ja?", flüsterte er. "Ist alles in Ordnung?", Peter machte ein paar Schritte auf ihn zu, streckte leicht die Hand aus.  Harry wandte den Blick ab und nickte. "Alles bestens", murmelte er und ließ sich von der Matratze auf den kalten Boden rollen - ein weiter Weg war es schließlich nicht. "Beeil dich lieber etwas", meinte Peter; die Besorgnis war nicht aus seiner Stimme gewichen, aber er akzeptierte Harrys Abfuhr. "Der Lord möchte dich in seinen Räumen sehen." Harry sah langsam auf. "Jetzt?" "Ja", sagte Peter, ging in die Hocke, nahm Harrys Hände in seine und zog in sanft an die Füße. "Jetzt." Harry runzelte leicht die Stirn, fühlte sich versucht zu fragen, ob er denn wirklich musste - und schwieg, wie immer, wenn er diese Gedanken hatte, die er ganz sicher nicht haben sollte. Stattdessen nickte er, zog sich den Schlafpullover über den Kopf und versprach, sich zu beeilen. "Setz dich hin, Harry", rief der Lord aus dem Nebenzimmer und Harry ging langsam zu der kleinen Sitzecke und ließ sich steif auf die Kante des grünen Sofas fallen. Er faltete seine Hände im Schoß und sah stur nach unten; seine Gedanken rasten. Vielleicht war das, was er fühlte falsch. Nein, es war ziemlich sicher falsch - der Lord ist nett zu ihm gewesen, hat ihn im Arm gehalten, ihn in seinem Bett schlafen lassen, seine Schuhe mit ihm geputzt. Es war definitiv falsch, so zu fühlen. Aber Harry konnte einfach nicht aufhören - bis Mitternacht hatte er in seinem Bett gelegen, und verzweifelt versucht, seine Gefühle auszulöschen oder zumindest zu ändern - aber nichts. Absolut kein Ergebnis. Früher war er besser darin gewesen. "Möchtest du auch was?", fragte der Lord und Harry zuckte zusammen, weil der Mann so plötzlich vor ihm stand. Er schüttelte den Kopf, ohne hinzusehen. Der Lord drückte ihm eine Schüssel in die Hand und Harry hielt sie aus reinem Instinkt fest - sie sah wertvoll aus und Harry wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie kaputt ging. Die Schüssel fühlte sich warm an und in ihr lagen gebrannte Mandeln, so, wie sie Caroline immer an Weihnachten aß. Harry hatte schon immer mal wissen wollen, wie diese kleinen Dinger schmeckten; einmal hatte er sogar darüber nachgedacht, seiner Schwester eines zu stehlen und nur der Gedanke an die heftige Bestrafung hatte in davor abgehalten. Er nahm keine. "Nimm eine", murmelte der Lord und setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber. Harry schüttelte den Kopf. "Hast du so was schonmal gegessen?", fragte der Mann weiter. Harry schüttelte den Kopf. "Probier doch mal." Harry schüttelte den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Lord auf seinem Sessel ein wenig nach vorne rutschte und seine Hände nach ihm ausstreckte. Sanfte Finger hoben sein Gesicht an und zwangen ihn, dem Lord in die Augen zu sehen. "Was ist los?", fragte er leise und streichelte mit dem Daumen eine Haarsträhne aus Harrys Gesicht. "Nichts", erwiderte der. Der Lord runzelte die Stirn. "Wirklich? Nichts passiert, dass ich wissen sollte?" Harry schüttelte den Kopf.  "Es ist okay, weißt du?", flüsterte der Lord, löste eine Hand von seinem Gesicht und nahm streichelte seinen Arm hinunter. "Du kannst mir ruhig sagen, was dich bedrückt." "Es ist nichts", murmelte Harry versprechend und versuchte das schlechte Gefühl zu ignorieren, das ihn bei dieser Lüge sofort überkam. "Wirklich nicht." Der Lord ließ ihn los und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Harry starrte wieder nach unten auf seine Hände, die noch immer die warme Schüssel hielten. Sie schwiegen und Harry spürte den stechenden Blick des Lords auf sich; die roten Augen durchbohrten ihn, versuchten seine Zurückgezogenheit zu verstehen. Harry lenkte seine Gedanken schnell in andere Bahnen, konzentrierte sich nur auf die hellorgange Farbe der Glasschüssel in seinen Händen, als er sich daran erinnerte, dass er Lord angeblich Legilimentik beherrscht und vielleicht versuchen könnte, Harrys Gedanken zu lesen. "Harry?" Harry sah auf und war über das besorgte Flimmern in den Augen des Lords beinahe überrascht, obwohl er es in den letzten Tagen des Öfteren gesehen hatte. "Ja?" "Ich muss morgen nach Hogsmeade gehen", sagte er Lord sanft. "Wenn du irgendetwas brauchst oder haben möchtest, sag mir das, ja?" Die Augen des Kindes weiteten sich und es starrte den Lord an, als wäre er eine Erscheinung; offenbar unfähig, die Worte des Mannes zu begreifen. Er lehnte sich wieder nach vorne, nahm Harry vorsichtig die Schüssel aus der Hand und stellte sie neben ihn auf das Sofa. Dann streichelte über Harrys kalte Finger. "Wünsch dir was von mir, Harry", bat er sanft und lächelte leicht über Harrys Gesichtsausdruck. "A-aber", stammelte Harry erschrocken. "Ich weiß doch gar nicht -" Der Lord legte den Kopf schräg. "Also, wenn du nicht weißt, was du brauchen könntest, kannst du morgen auch einfach mitkommen - aber, dann erwarte ich ganz viele Wünsche von dir." Harrys Augen wurden noch ein wenig größer und der Lord tippte grinsend auf seine Nase. "Schau nicht, wie ein verschrecktes Reh!" Harry öffnete den Mund und schloss in unverrichteter Dinge wieder. "Magst du mitkommen?", fragte der Mann, streichelte über Harrys Handrücken. Betäubt nickte das Kind, immer noch mit ganz großen Augen, und genoss die warmen, sanften Hände. Der Lord lächelte und beugte sich noch ein wenig mehr nach vorne, um Harry auf die Stirn zu küssen. "Wunderbar." Dann löste er seine Arme von dem kleinen Geschöpf und streckte sie einladend aus. Harry folgte sofort und kam auf seinen Schoß gekrabbelt, schlang seine dünnen Ärmchen um Toms Hals und kuschelte sich an ihn, während Tom sanfte Kreise auf Harrys Rücken malte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)