Während die BBA nicht da war von Marron ================================================================================ Kapitel 11: Ansage(n) --------------------- Durch das Poltern schreckten Madleine und Alan im Wohnzimmer auf. Blitzschnell hechteten sie zur Tür und sahen Robert gerade noch im ersten Stock verschwinden. „Was war denn jetzt?“, murmelte Alan. Es hörte sich so an, als sei er jetzt schon überzeugt von Johnnys Schuld. „Keine Ahnung, aber das finden wir schon raus!“, antwortete sie entschlossen. Mit wenigen Schritten war sie bei der Tür des Arbeitszimmers. Drinnen stand der jüngere Schotte und starrte dem Deutschen immer noch schockiert hinterher. Er sah an Madleine vorbei und schien nicht begreifen zu können, was passiert war. „Johnathan McGregor, was hast du angestellt?“, fauchte sie, als sie Alans Vermutung bestätigt zu sehen schien. Jetzt erst zuckte er zusammen und sah sie mit einem merkwürdigen Ausdruck in seinen Augen an. „Wusstest du es?“, fragte er zurück. Nun war es an Madleine, schockiert auszusehen und enttäuscht zu seufzen. „Also hast du dich nicht an meine Ratschläge gehalten. Typisch.“ Ihre Schultern sackten nach vorne, als er kleinlaut nickte. „Du wusstest es?“, widerholte er seine Frage. „Darf ich dir nicht sagen.“ Sie strich sich mit einer Hand über die Stirn. „Und jetzt lass mich das machen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte ebenfalls die Treppe hinauf. Es war nicht sonderlich schwer, Robert ausfindig zu machen. Alle Türen standen offen – bis auf Roberts Zimmer. Sie trat vor das dunkle Holz und hob sachte die Hand. Als sie klopfte, meinte sie, ein leises Poltern zu hören, das von einem Schreck herrühren könnte. „Ich bin`s. Machst du mir auf?“, rief sie durch die Tür. Es dauerte so lange, dass sie hinterhersetzte: „Ich bin allein, falls du das fragen willst. Und ich werde Johnny nicht hier hereinlassen. Nicht, solange du das nicht willst.“ Endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Tür schwang minimal auf. „Komm rein“, sagte Robert mit leicht rauer Stimme. Madleine trat vorsichtig ein und schloss die Tür sanft und langsam. Als sie sich umdrehte, nahm Robert gerade den Arm herunter. Sie sagte nichts zu der Tatsache, dass er sich wohl aufkommende Tränen weggewischt hatte und setzte sich neben ihn auf sein Bett. „Was ist passiert?“, fragte sie sanft und bittend. Ihr Tonfall machte klar, dass sie ihn nicht zwingen würde, es zu erzählen, aber sie machte sich Sorgen und wollte es wissen. Also rekapitulierte Robert noch einmal das Gespräch mit Johnny. „Und dann bin ich gegangen“, schloss er die Erzählung. Madleine hatte sich bemüht, ruhig zu bleiben. Wenn sie jetzt ebenfalls ihrem Temperament nachgeben würde, wäre niemandem geholfen, also holte sie tief Luft. „Nun...damit bleiben mir zwei Möglichkeiten. Aber dazu gleich. Ich will nicht beschönigen, was los ist: Johnathan hat ein hitziges Temperament und sich anscheinend nicht soweit unter Kontrolle, dass er seine Mitmenschen nicht verletzt. Das ist traurig und eine Sache, an der er dringend arbeiten sollte. Aber ich fürchte, er wird erst handeln, wenn er ein böses Wort nicht mehr zurücknehmen kann und es bereut. Bis es soweit ist, werden wir uns mit dieser taktlosen Art auseinandersetzen müssen.“ Robert nickte leicht. „Tja, ist mir im Moment eh egal. Wem er damit vor den Kopf haut, meine ich. Ich werde es nicht sein.“ Er schnaubte leise und wusste, dass die Bitterkeit in seiner Stimme nicht zu überhören gewesen war. Madleine schwieg. Sie wusste, das es keinen Sinn hatte, mit dem Deutschen darüber zu diskutieren. Nicht, wenn dieser in einer so desolaten Verfassung war. Man sah es Robert nicht unbedingt an, aber er konnte genauso stur und nachtragend sein wie Johnny – oder Madleine. „Welche zwei Möglichkeiten meintest du denn eben?“, hakte Robert nach einem kurzen Schweigen nach. Sie grinste ihn an: „Nun, entweder trete ich ihm dermaßen in den Hintern, dass er eine Woche nicht mehr sitzen kann. Oder ich überfalle ihn nachts im Schlaf und amputiere ihm etwas gewisses. Natürlich ohne Betäubung. Was findest du besser?“ Ohne es wirklich zu wollen musste Robert lächeln. Madleines Humor war einfach unnachahmlich! Währenddessen nahm Alan seinen kleinen Bruder in die Mangel. „Was hast du dir nur dabei gedacht? Als ob du nicht wüsstest, dass dein Temperament dir schon oft genug Probleme bereitet hat!“ „Ja, ja“, murrte Johnny und drehte sich weg. „Wo willst du hin?“ Er deutete geradeaus. „Na, mich entschuldigen. Ich sollte-“ „Wirst du nicht“, unterbrach ihn Alan, „Es ist so schon schlimm genug. Du musst Robert nicht auch noch hinterher rennen, wenn er sich zurückzieht. Lass ihn am besten einfach in Ruhe.“ „Aber...!“, begehrte Johnny auf, wurde jedoch mit einem Kopfschütteln zum Schweigen gebracht. „Was passiert ist, ist passiert. Du machst es nur noch schlimmer.“ Missmutig senkte der jüngere Schotte den Kopf und fluchte lautlos vor sich hin. Früher hatte sich sein Bruder auch nie dafür interessiert, wie er mit seinen Freunden umsprang. Warum holte er jetzt auf einmal seine soziale Ader heraus? Und warum durfte er mal wieder nicht tun, was ihm sein Bauchgefühl riet? Das sagte ihm nämlich, er solle dieses Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Andernfalls könnte er es sich mit dem Deutschen endgültig verscherzt haben. „Komm, gehen wir ins Wohnzimmer. Warten wir auf Madleines Einschätzung“ , forderte Alan sanft. Johnnys Blick flitzte hoch. „Ach, ihr nennt euch schon beim Vornamen?“ Es fiel ihm auf, weil sein Bruder es sonst mit dem Siezen hoffnungslos übertrieb – es konnte mitunter Jahre dauern, bis er einem das Du anbot. Und nun schon beim ersten Treffen? Da war doch was im Busch! „Ich finde sie sehr amüsant. Sie sorgt sich aufrichtig um euch beide, weißt du?“, erwiderte Alan scheinbar unbeeindruckt, während er sich auf die Couch setzte. Trotzdem erhaschte Johnny einen Blick auf das Gesicht des Älteren und hätte in einer weniger angespannten Situation wahrscheinlich gelacht: Alans Augen sagten deutlichst, was er für die muntere junge Frau empfand. Unglaublich, dass diese Gefühle über das Telefon entstanden waren! „Aha“, murmelte er ausweichend – er war im Moment nicht richtig bei der Sache. Sie blieb satte zehn Minuten oben – die längsten zehn Minuten in Johnnys Leben, jedenfalls erschien es ihm so -, bevor sie wieder nach unten kam. „Er hat sich etwas beruhigt.“ Sie bedachte Johnny mit einem missbilligendem Blick. „Du hast mal wieder jedwedem Mist die Krone aufgesetzt, wenn ich das mal so sagen darf.“ Beleidigt schnaubte der Angesprochene, hielt jedoch sonst den Mund. Er wusste ja, dass sie Recht hatten... Überraschend zog Madleine ihn auf die Füße. „Los mit dir!“ Er starrte sie verwirrt an. „Eh?“ Sie verdrehte die Augen und seufzte, als habe sie es mit einem minderbemittelten Kleinkind zu tun: „Ich habe Robert nach draußen in den Garten geschickt. Die frische Luft wird euch beiden gut tun. Also gehe ihm nach und schlag hier keine Wurzeln. Er hat vielleicht behauptet, dass er dich nicht mehr sehen wolle, aber in Wahrheit wartet er darauf, dass du kommst.“ Nach ein paar Sekunden des Nachdenkens nickte Johnny. „Danke!“, rief er von der Tür aus und war dann in Windeseile verschwunden. Alan zog die Augenbrauen hoch. „Hat sich mein kleiner Bruder gerade bedankt? Noch dazu bei jemandem, den er nicht wirklich kennt? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“ Lachend ließ sich Madleine neben ihn plumpsen. „Ist doch auch mal schön, oder? Ich finde, es gehört sich eh so, also sage ihm bloss nicht, dass dir das aufgefallen ist.“ Sie kicherte. „Wo waren wir noch mal, bevor wir so rüde unterbrochen wurden?“ Alan rückte ein Stückchen näher an sie heran. „Ich glaube, wir waren dabei, dass du sagtest, hinter einer so umwerfenden Stimme könne nur ein ganz fantastischer Mann stecken. Ich war gerade dabei, dir dies zu beweisen.“ Ihre Augen funkelten. „An den Satz kann ich mich gar nicht erinnern. Vielleicht musst du mein Gedächtnis ein wenig auffrischen.“ „Vielleicht“, stimmte Alan zu und grinste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)