Utopia von Inzestprodukt (NaNoWriMo-Arbeit) ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ Viel erkannte man nicht da nun einmal auch die Sonne blendete, wie es sich für solche Momente gehörte, aber die Stimme veranlasste Raphael dazu, Setsuna an der Schulter zu packen und nach hinten zu drücken, um sich dann schnell an ihm vorbeizuschieben und einen gefährlich unüberlegten Schritt nach vorne zu tun, bis Uriel ihn noch geistesgegenwärtig packte und festhielt. Ein paar schnelle Schüsse ertönten, dann fiel ein Großteil der fressenden Menge zu Boden. Der letzte verlor seinen Kopf mit einem sauberen Hieb, was scheinbar von der Stimme auf dem Vorsprung ausgeführt worden war. Dort stand… ein Kind. Nicht ganz Kind, aber doch zu jung um als Erwachsener durchzugehen. Ob die Pubertät schon zugeschlagen hatte, war ebenso fraglich aber Raphael riss sich nun endgültig vor und lief schnellen Schrittes auf den Jungen zu – rote Haare, klein… das kam Uriel doch ziemlich bekannt vor. Gegenwehr zwecklos, er zog den Kleineren zu sich heran und schloss die Arme um ihn, was mit einem entnervten Grollen gegen Raphaels Brust beantwortet wurde. Er wehrte sich nicht, erwiderte aber auch nichts und ließ sich etwas sentimental durch die roten Haare streicheln, als auch die anderen beiden Gestalten auftauchten; aha. Das waren also die Freunde von Zaphikel und Raphael. Sie hatten ihre Beschreibungen ziemlich genau getroffen: Der Blonde hatte eine Zigarette in der Hand, über der Schulter ein Gewehr und wirkte nicht wirklich wohl genährt. Der andere hatte ein verboten hübsches Gesicht, schaute scheinbar desinteressiert auf die Szene zwischen seinem kleinen Bruder und Raphael, der inzwischen mit dem Ellenbogen weggeschoben worden war. „Das sind eure Kumpel?“ Setsuna blickte zu Zaphikel, der sich wieder etwas entspannte und seine Waffe sicherte. „Kennst du sonst noch wen, der wie die Village People aussieht?“ „Wie kam der da oben drauf?“, überging Set die Aussage zu seiner eigenen Sicherheit, denn die Augen des Rothaarigen durchbohrten ihn gerade. Entweder lag es am Lichteinfall oder aber er hatte wirklich diese goldene Farbe in der Iris, wie sie auch die Untoten trugen. „Ist vermutlich hochgeklettert. Sei froh, dass er nicht auf deinen Schultern stand.“ „Aber…“ „Vergiss es, da steigt keiner hinter. Ey Kira. Wo wart ihr? Wer ist verblutet?“ Der Dunkelhaarige nahm seine Zigarette aus dem Mundwinkel und schaute zu Zaphikel. Entweder hielt sich seine Wiedersehensfreude in Grenzen oder aber er feierte dies innerlich. Ganz tief versteckt. „Keiner, mussten aber weiter. Riesiger Angriff und ich wollte den Zombies ersparen, Michael von der Leine zu lassen.“ „Schnauze“, fauchte der Kleine, schüttelte dann Raphaels bemutternde Hand ab und wischte seine dreckige Klinge am Hosenbein ab. Ein schmales Lächeln umspielte die Züge des Älteren, welcher schließlich einige Schritte auf die für ihn Fremden zuging und dann die Hand ausstreckte. „Sakuya Kira.“ Trotz der sich überschlagenden Gedanken erfasste Uriel dessen Hand und schaute in braune, kühle Augen hinein. Er hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, Zaphikel und Raphael in ihre kleine Gruppe aufzunehmen und würde vermutlich auch mit den anderen Dreien auskommen, aber wollten die das überhaupt? „Haut ihr nun etwa ab?“ Das war Setsuna und innerlich dankte er ihm gerade für sein vorlautes Mundwerk, dann blieb ihm diese Fragerei zumindest erspart. Raphael löste seinen Blick von dem Jungen neben sich und schaute zwischen den Personen umher, ehe er letzten Endes bei Sakuya hängen blieb. Dieser nahm seine Zigarette aus dem Mund, warf den letzten Rest zu Boden und lächelte entwaffnend, hob dann nur sachte die Schultern an. „Ich lade mich nirgendwo selber ein.“ „Aber wir euch. Ist doch so?“ Setsuna blickte zu Uriel, der wieder die Nase rümpfte und versuchte, hinter die Köpfe der drei zu schauen, dabei jedoch kläglich scheiterte. „Die wollen uns nicht, Mann.“ Auch der letzte der Fremden – Yue, richtig? – warf nun seine Zigarette zu Boden und trat drauf herum, überwand dann die letzten paar Meter zu diesem Sakuya und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Komm, Kira. Lass uns abhauen. War eh dagegen, extra nach denen zu suchen.“ „Warum hast du es dann getan?“, kam die überraschend bissige Antwort von Raphael, der nun auch einige Schritte auf sie zugegangen war, sodass nun alle – außer dem Kleinsten – recht nah beieinander standen. „Weil ich den nächsten Tag sonst nicht erlebt hätte.“ Dabei glitten Yues Augen zu Michael, der übertrieben interessiert um die abgeschlachtete Menge herumtigerte. „Was stimmt nicht mit ihm?“, wollte Uriel dann wissen, weil einen potenziellen Psychopathen er in ihrer kleinen, heimeligen Familie nun wirklich nicht gebrauchen konnte. „Nichts, was soll sein?“ Okay und dieser Sakuya gefiel ihm auch nicht, er mochte zwar eine ruhige Art haben, aber eine unterschwellige Drohung meinte er schon erkennen zu können. Oder er wollte es einfach, darüber ließ sich nun sicherlich streiten. „Mika-Chan.“ Raphaels Stimme wurde nicht erhoben, er schaute auch nicht extra zu dem Angesprochenen, doch der zuckelte nun gelangweilt rüber, schob die Hände in die Hosentasche und wenn es die Situation zugelassen hätte, würde er gelangweilt auf einem Kaugummi kauen. Uriel widerstand dem Drang nun das Gesicht zu packen und ihm zuzuwenden, damit er noch einmal in diese Augen sehen konnte aber bisher schien ja alles in Ordnung zu sein. Und sollte sich rausstellen, dass der Junge infiziert war, würde er ihn mit Vorliebe erschießen. Ein kurzer Seitenblick an Setsuna, er war kein Anführer und eigentlich roch das alles ziemlich nach einer Falle. Zu verlieren hatten sie nur ihr Leben und was war das schon noch wert? Die Hoffnung auf einen Sieg über alles was keuchte und fraß war nur bedingt vorhanden, also… „Wenn ihr wollt, kommt halt mit. Aber ich behalt euch im Auge.“ „Ja, großer Häuptling.“ Das war der Blonde, welchen Uriel mit bösen Blicken strafte, sich aber nur eine Grimasse einhandelte. „Yue, oder?“ „Nur Kato. Reicht vollkommen.“ „Aha. Na dann… und du Kira?“ Ein Anflug eines neuen Lächelns bestätigte diese Aussage, dann wandte er sich wieder dem Rothaarigen zu, der noch immer gelangweilt in die Gegend starrte. „Ich denke, Mika-Chan darf ich dich nicht nennen.“ „Wenn du deine Eier behalten willst, nicht.“ Er fing sich einen ziemlich lauten Klaps von seinem großen Bruder an, strafte diesen mit einem Blick, bei dem Uriel sich gerne freiwillig in die nächste Horde gestürzt und gelacht hätte, sobald sie ihn zerrissen. Das konnte ja noch sehr spannend werden, hoffentlich kamen nicht noch mehr Leute. Wie zu erwarten war ihr Auto nämlich jetzt schon reichlich gefüllt, immerhin trugen ihre neuen Familienmitglieder auch Rucksäcke und anderweitige Taschen mit sich herum, die verstaut werden wollte. Sitzplätze waren da ein anderes Thema aber wie zu erwarten wurde Uriel mit seiner „Masse“ nach vorne verdonnert, ebenso wie dieser Saku- Kira, der sich das Steuer ergatterte. Setsuna schien weniger Probleme damit zu haben, sich mit dieser Situation abzufinden und so war er derjenige, der sich auf die zweite Rückbank setzte und dem Streit, wer denn den unliebsamen Platz in der Mitte bekam, entzog. Ein beliebtes Opfer war natürlich der Kleinste aber entgegengesetzt Uriels erstem Eindruck schien das „Kind“ sich ziemlich gut durchsetzen zu können – was an dem Messer liegen mochte, dessen Spitze sich rein zur Interessenvertretung in Raphaels Hals bohrte. Der gab dann auch auf und rutschte in die Mitte, was vielleicht auch ganz gut war denn Zaphikel schien spontan entschieden zu haben, zum Mörder zu werden und irgendwie den zierlichen Hals dort umzudrehen. „Wenn nicht gleich Ruhe ist, kriegt ihr alle was aufs Maul. Kato, schwing dich in die Karre.“ „Was, nach ganz hinten etwa? Vergiss es, Kira!“ „Ich kann dich auch an die Stoßstange anbinden, wenn dir das lieber ist.“ „Das kriegst du wieder, Mann! Rück mal.“ Es hatte nun auch kaum fünf Minuten gedauert, eine halbwegs vertretbare Sitzordnung zu schaffen, einige schmollten dennoch aber wie gesagt… das Wunschkonzert war vorbei. „Beschwert euch nicht und seid froh, dass wir mitdürfen.“ Kira startete den Wagen, fuhr dann mit einem Ruck an und ließ sie über den Asphalt sausen, was allmählich Ruhe reinbrachte. Zumindest ganz hinten, in der Mitte brodelten noch immer zwei Kriegsfronten, zwischen denen Raphael neutral wie die Schweiz als Aggressionspuffer diente. Uriel warf einen Blick zurück, wandte sich dann aber an ihren Fahrer und ließ es sich nicht nehmen, auch den zu mustern, wie er es bei jedem Neuen tat. Bisher schien nur dieser Kato halbwegs lesbar, vermutlich war bei ihm intellektuell nicht viel zu erreichen aber das war nur ein Vorurteil basierend auf der Information, dass er gerne mal an illegalen Substanzen zu ziehen schien. Und sein Auftreten, aber so reagierten die Meisten heute. Michael war in seinen Augen eine Gefahr – ob für sie oder die Zombies sei dahingestellt, aber gerade diesen würde er besonders unter Beobachtung stellen. Das Messer sollten sie ihm vielleicht wegnehmen – immer noch fraglich, wie damit ein menschliches Genick überwunden werden konnte – und irgendwelche Substanzen besorgen, um ihn ruhig zu stellen aber irgendwas war da zwischen ihm und Raphael. Oder ging das nur von Raphael aus? Vielleicht interpretierte Uriel auch zu viel in die Umarmung vom Anfang hinein, der Spitzname könnte auch dazu da sein, ihn zu ärgern. Der ältere Bruder war ein Buch mit sieben Siegeln und fünfzehn dazugehörigen Schlüsseln, verteilt auf alle Kontinente dieser Welt. Es war ziemlich deutlich, dass er die Gruppe lenkte und zur Not auch die Oberhand gewinnen würde, aber genau das störte Uriel; undurchsichtige Personen, in deren Verhaltensweisen er nichts lesen konnte. Er wollte ihn durchschauen und besten Falls in der Hand haben, aber das würde wohl mehr Arbeit werden als gedacht. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, holte ihn dann die Stimme seiner Fundgrube aus Kuriositäten zurück ins Hier und Jetzt, woraufhin er sich ertappt fühlte und wieder nach vorne schaute; ja, er hatte ihn angestarrt und nein, Uriel hegte keine tieferen Gefühle für Männer. „Wir haben kein Ziel… Wenn du einen Vorschlag hast, wo wir vorerst sicher sind… Nach Möglichkeit sollten wir aber nicht zu abgeschnitten sein, Proviant ist immer eine knappe Sache.“ „Wie viel Benzin habt ihr? Dann sollte die Nahrungsmittelbeschaffung nicht das größte Problem sein.“ „Vorerst genug. Ideen?“ „Hm…“ Scheinbar nicht, das war schade aber zu erwarten, er wusste es ja selber nicht und so lehnte er sich geschlagen zurück in den Sitz, zuckte aber wieder nach vorne, als etwas gegen seinen Rücken prallte. Ein Blick nach hinten verriet, dass es Füße waren – wem sie gehörten, musste ja nicht extra erläutert werden. Oh nein, er würde sich nicht auf diesen Streit einlassen und blieb dann eben gerade sitzen. Das Kind würde er schon noch erziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)