Honestly von Jo_chan ================================================================================ Kapitel 1: Honestly ------------------- ‚Du weißt ja wo du mich finden kannst, wenn du mich sehen möchtest.’ …   Eine ganze Zeit lang starrte Kai das Handy in seiner Hand an, unschlüssig darüber ob er die Nachricht weg schicken sollte oder nicht. Auf der einen Seite wollte er Uruha sehen, wollte seine Nähe wissen, mit ihm sprechen, mit ihm lachen. Aber die andere Seite des Lebens, war die, das er unglaublich wütend auf den Anderen war.   Wütend, weil er sich verletzt fühlte, darüber wie mit ihm umgesprungen wurde. Es gab Momente, da war er für Uruha das Wichtigste auf der Welt und dann… Und dann… Ein Grunzen verließ Kais Kehle, das nichts Gutes zu verheißen hatte. Brummend steckte er sich eine Zigarette an, vorbei war es mit dem Vorsatz doch aufhören zu wollen, um Uruha eine Freude zu machen.   Vor einer Weile war die Welt doch noch vollkommen in Ordnung gewesen, oder?   - „Schau nicht wie so ein Pferd Uruha, das lange Gesicht steht dir nicht.“, Kai schaute den Gitarristen entrüstet an. Warum war dieser so überrascht? Seine Andeutungen waren doch ganz klar gewesen, oder?  „Wow…“, brachte Uruha hervor, doch die Überraschung wich einem ernstern Gesichtsaudruck.   „Ich hätte nur nicht damit gerechnet, dass du dich in mich verlieben würdest.“ Kai blieb stumm bei den Worten des größeren Gazette Members. Ja, warum hätte er das auch tun sollen? Sich verlieben? In einen Mann? In einen seiner engsten und besten Freunde, in eine Person der er ebenbürtig war, aber der er doch irgendwo nicht gewachsen schien. Wie oft war er schon unter Uruhas Blicken zu Butter geworden, die an einem heißen Sommertag drohte vollkommen zu zerfließen?   Warum hatte er nicht einfach den Mund halten können? „Warum sollte ich nicht? Sich ‚verlieben’, ist doch nichts Schreckliches, oder?“, erwiderte er mit festem Blick, in der Hoffnung er könne Uruha glaubhaft vermitteln, stark zu sein. Man wollte doch nicht schwach wirken, vor der Person, der man gerade seine Liebe gestanden hatte, nicht wahr? Man wollte ernst genommen werden, auch wenn es vielleicht keine Aussichten auf eine Erwiderung der Gefühle gab. Hauptsache es war gesagt worden! Kais Optimismus, sollte doch je verfliegen. „Kai… Hör zu…“, begann Uruha seine Worte an den Drummer zu richten… -   …Natürlich hatte Uruha all die Kontrapunkte aufgelistet, die dagegen sprachen sich einander hinzugeben, das Kai es auch nur gewagt zu haben schien, einfach ehrlich zu Uruha zu sein, war schon fast einer Art Frevel gleich gekommen. Und dann waren da diese entscheidenden Worte gefallen, die Kai nicht los ließen:   ‚Du bist mein Freund, du wirst ewig einen Platz in meinem Leben haben, in meinem Herzen, aber ich kann deine tiefen Gefühle nicht erwidern.’   Es waren einige Minuten vergangen seit der Leader die Kurzmitteilung versendet hatte. Waren es wirklich nur einige Minuten gewesen, oder waren es schon Stunden gewesen? Missmutig zündete sich Kai die nächste Zigarette an. Was machte es auch schon für einen Sinn, sich für einen anderen Menschen verändern zu wollen, wenn man nicht mal ansatzweise etwas zurück bekam.   Egal auf welcher Ebene sich Menschen begegneten, es war doch eigentlich immer ein Nehmen und Geben, oder etwa nicht? Ob man nun ein Paar war, oder die besten und dicksten Freunde, man gab oder nahm doch nicht nur?! Unsicher schaute Kai erneut auf sein Handy, immer mit einer Antwort rechnend, doch es kam keine zurück.   War es vielleicht doch keine gute Idee gewesen ehrlich zu sich selbst und zu diesem bestimmten Menschen zu sein? Hatte er vielleicht doch einen Fehler gemacht? Denn er brauchte seinen Freund schon… Die unbeschwerte Zeit mit Uruha begann Kai mehr und mehr zu fehlen und er fragte sich dabei schon, ob Uruha sich auch diese Gedanken machte, oder ob es dem Gitarristen vollkommen egal war, wie Kai dachte oder sich fühlte? Konnte Uruha überhaut verstehen was gerade in Kai vorging?   Eine Art Verzweiflung begann wie eine kleine Flamme in Kai zu zündeln, sie kämpfte sich langsam an die Oberfläche und brach schließlich heraus. Erneut griff der Drummer nach seinem Handy und begann zu schreiben.   ‚Vielleicht war es falsch dir die Wahrheit zu sagen, vielleicht war es falsch dir gegenüber solche Gefühle zu zulassen, aber du sollst wissen – Uruha – das die Freundschaft zu dir, mir immer schon mehr bedeutet hat, als meine tiefer gehenden Gefühle. Ich wollte dich niemals in die Ecke drängen, dich von mir drücken, indem ich dir sage was Sache ist. Aber ich musste es los werden, denn sonst wäre ich irgendwann an meinen Gefühlen zu dir erstickt…’, das Nachrichtenfeld war bis auf das letzte Satzzeichen ausgefüllt und Kai las sich die Nachricht noch einmal durch.   Nein…   Automatisch wanderte sein Finger auf den Lösch-Knopf und er vernichtete die Worte die aus seiner inneren Unruhe heraus entstanden waren, stattdessen begann er von vorne…   ‚Ich vermisse meinen Kumpel, lass uns was trinken gehen.’   Diesmal schien sich Kai sicher, auch wenn sein inneres Stimmchen ihn warnte, sich nicht auf seinem Herz herum trampeln zu lassen, aber er durfte durch sein Verhalten nicht alles gefährden. Nicht all das, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut hatten, er hatte eine zu große Verantwortung vor sich selbst und auch vor Uruha zu tragen.   Alles brauchte seine Zeit um ‚gut’ zu werden und vielleicht waren kleine Schritte das, was ihn zum Ziel führen würde… Irgendwann. Bevor der Leader das kleine technische Hightech Gerät aus der Hand legen konnte, surrte es durch das sanfte Vibrieren regelrecht auf.   ‚Ich dachte du fragst nie!’   Kais Grinsen wuchs von einer Sekunde auf die Andere auf das doppelte Ausmaß, der Normalität heran. Er würde sich nicht weiter verletzen lassen, aber auch Freundschaften mussten gehegt und gepflegt werden. Er konnte Nichts erzwingen und schon gar nicht jemand anderem seine Liebe auf den Leib pressen und erwarten, wieder geliebt zu werden.   ‚Liebe ist der Wunsch etwas zu geben, nicht zu erhalten.’ – Bertolt Brecht     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)