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Anywhere but here.

NaLu
von

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Prolog

Naturkatastrophe.
 

Raubüberfall.
 

Autounfall.
 

Ermordung einer 24-jährigen Frau.
 


 

Ich seufzte schwer, als ich meine braunen Augen über die vielen Schlagzeilen huschen ließ.

Traurig schaute ich aus dem Fenster und erblickte nur warme und helle Sonnenstrahlen, die das Glas durchdrangen und das abgedunkelte Zimmer mit ihrer Energie bereicherten.

Eine fröhliche und friedliche Welt war auf dem ersten Anblick zu erkennen, jedoch schien der Schein zu trügen. Mein Körper fing an, sich auf dem Stuhl, auf dem ich es mir gemütlich gemacht hatte, zu verkrampfen. Denn hinter der Fassade verbarg sich eine düstere und trostlose Welt, in der jeder hart und verbittert um das Überleben kämpfen musste.
 

Immer wieder starben Menschen in ganz Fiore, nein, auf der ganzen Welt. Entweder wurden sie hineingezogen oder gehörten zu einen der vielen Unfallopfern.

Allerdings war ihr schicksalhafter Tod unbedeutend, so, als gehörte dies zum Alltag. Ein tragisches Schicksal, welches keiner umgehen konnte.

Für die Welt bist du nur irgendjemand, der bald in Vergessenheit geraten würde.
 

Erneut entwich ein Seufzer meine Kehle. Mein Blick huschte zu meinem linken Arm, auf dem gewisse Zahlen in einem blassen Grün aufgezeichnet wurden.

01:00:00:00:00:00:00:00.

Dies bedeutete ein ganzes Jahr. - Jahre. Monate. Wochen. Tage. Stunden. Minuten. Sekunden. Millisekunden.

Mein Finger glitt über die Stelle mit den Zahlen, allerdings verspürte ich nur einzig allein meine glatte, zarte Haut, keine kleine Erhöhungen.

„Bald geht es los…“, flüsterte ich leise.

Ein Lächeln ohne jegliche Emotionen zierte meine Lippen.

In einer Woche habe ich Geburtstag und werde volljährig.
 

Langsam schloss ich meine Augen und füllte meine Lunge mit mehr oder weniger frischem Sauerstoff.

Volljährigkeit. Einundzwanzig Jahre. Was für eine genaue Bedeutung steckte dahinter? Ich wäre einerseits für mich alleine verantwortlich, andererseits war ich mir sicher, dass mein Vater sich trotz allem um mich sorgen würde - auf seine Art.

Bei dem Gedanken an meinem Vater biss ich mir verkrampft auf die Lippen.

Außerdem bedeutete es, dass meine persönliche implantierte Zeitanzeige anfing, abzulaufen. Der Alterungsprozess würde aufgrund einer Genmanipulation enden, dies bedeutete, dass mein Aussehen bis zu meinem Tod keine Änderung annehmen würde.

Erneut erblickte ich die Zahlen auf meinem linken Arm. Nach meinem Geburtstag hätte ich nur noch ein Jahr zu leben, außer ich nähme mein Schicksal selbst in die Hand und würde mir mehr Zeit verschaffen.
 

Die Zeit ersetzte das wertlose Geld. Man verdiente durch die Arbeit Zeit, um sein Leben fortsetzen zu können. Die Zeit konnte schwer erarbeitet, geerbt, verdient, ausgegeben, verschenkt und gestohlen werden.

Täglich starben Menschen und zwar unbedeutend, sie kämpften ums Überleben und manche versagten dabei.

Ein tragisches Schicksal, dem keiner entkommen konnte, egal, wie viel Zeit er besitzen mochte.

Der schicksalhafte Tod war ein Teil des Lebens, der ein neues Portal zu neuen Möglichkeiten öffnen konnte.
 

Willkommen im Jahre X7XX, eine Welt ohne Ausweg. - Das Spiel kann beginnen.
 

Away from me.


 

Chapter 1: Away from me.
 


 

„Lucy…“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme, gespielte Sorge in seiner Artikulation, „Wenn du weiterhin nichts isst, wirst du noch magersüchtig!“

Die Furcht packte mich, denn ich wusste ganz genau, was er dachte, dies ließ mich leicht erzittern.

Allerdings wollte ich meine Ängste nicht offen zeigen. Verbittert schenkte ich ihm deshalb kurz einen tötenden Blick, bevor ich schnaubend wieder aus dem Fenster schaute, wo ich nur die finstere Dunkelheit erblicken konnte.

Aus meinem Blickwinkel konnte ich erkennen, dass er aufgrund meines Verhaltens verärgert seine Hände zu Fäusten ballte. Nach alldem, was passierte, fand ich es einfach nur noch lächerlich und unverschämt, dass er mich immer noch wie seine Tochter, die liebe und unschuldige Lucy Heartfilia, behandelte. Allerdings entwickelte ich mich gegen seinen Willen zu einer unerzogenen Tochter, die er liebend gerne zähmen würde.

Auf jeden Fall würde ich meine Energie nicht an ihm verschwenden, an meinem Vater - obwohl er diesen Titel nicht einmal verdient hatte.
 

Ohne meinem Vater auch nur einen würdigen Blick zu schenken, stützte ich meine beiden Hände am Tisch ab und stand auf. Ich konnte seine Anwesenheit keine Sekunde mehr aushalten, ich brauchte jetzt unbedingt meinen Freiraum.

„Danke fürs Essen!“, sagte ich etwas forsch und schritt mies gelaunt zur Tür.

„Warte, Lucy!“, rief er, beinahe schreiend. Allerdings konnte er sich noch kontrollieren.

Seine Worte ignorierte ich, verließ den Raum und schlenderte in mein Zimmer. Ich war in dem Moment sicher, dass mein Handeln für ein Nachspiel sorgen würde…
 

„Was fällt dem alten Perversen eigentlich ein?!“, zischte ich wütend, beschleunigte dabei meine Schritte und kam meinem Zimmer immer näher.

Mir war nämlich bewusst, dass mein Vater nicht so einfach aufgeben würde und mich unbedingt bändigen wollte. Deshalb schloss ich die Tür hinter mir ab, als ich mein Ziel erreichte.
 

Seufzend erblickte ich zuallererst nur die kalte Dunkelheit, die mich umgab.

Schnell zwang ich mich aus meinen hohen Schuhen, die die ganze Zeit schon unerträglich gegen meine Füße drückten, und riss den unteren Stoff meines rosanen Rüschenkleides ab.

Eigentlich mochte ich es, allerdings gehörte dies zu den vielen Geschenken meines verhassten Vaters, die einfach unnötig gekauft wurden. Wie der Rest, von dem ich umgeben wurde. Er besaß einfach viel zu viel unnötige Zeit, die man ebenfalls so gut den armen Menschen schenken konnte.
 

Langsam und vorsichtig schritt ich zum Balkon und riss die Tür beinahe gewalttätig auf.

Ein frischer Luftzug wehte in das abgedunkelte Zimmer und durchfuhr angenehm meine blonden Haare. Mit meinen nackten Füßen trat ich auf meinen Balkon und ließ ungeduldig den kalten Sauerstoff meine Lunge erfrischen.

Meine Sorgen und Ängste waren für einen Moment wie weggeblasen, als ich den schönen Mond am schwarzen Himmel erblickte, welcher die Umgebung ein wenig mit seiner Helligkeit bereicherte.
 

Freiheit. - Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Bedauerlicherweise erlischt das Gefühl von Unabhängigkeit wieder, denn dies war nicht die Freiheit, die ich mir so sehr gewünscht hatte.

Diese Freiheit, die für einen kurzen Moment meinen Körper durchströmte, ließ all meine Sorgen, Ängste und Wut gegenüber meinem Vater verschwinden.

Jedoch sehnte ich mich nicht nur nach der Freiheit, sondern ebenfalls nach dem, unabhängig von allem zu sein. Mein Leben hinter mir zu lassen, meinem wahren Ich gegenüber treten zu können und Freude am Leben zu haben.

Denn ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag.

Genau so fühlte ich mich - verloren und eingesperrt.

Umgeben von dem ganzen überflüssigen Luxus, den keiner brauchte. Gefangen in der gigantischen Villa, das ich als mein Zuhause bezeichnete, nein… bezeichnen sollte. Gefesselt von der ständigen Angst, Bedrohung und Unsicherheit, von all dem ich nicht entkommen konnte.

„Was soll ich jetzt nur machen, Mama?“, wisperte ich leise.

Erneut wehte ein Luftzug, welcher meine Haut streifte, auf der sich plötzlich eine angenehme Gänsehaut gebildet hatte.
 

Jäh ertönte hinter mir ein Klopfen, das die erwünschte Stille unterbrach. Ein Klopfen voller Wut und Ärgernis. Langsam und vorsichtig drehte ich mich zu der Tür um.

Es konnte nur einer sein, der regelrecht gegen die Tür schlug und nach mir verlangte - mein Vater. Ich wusste, dass er kommen würde.

„Lucy!“, schrie er beinahe. Eine Stimme voller Zorn, die keinen Widerstand leistete.

Eine gewaltige Welle der Angst überkam mich und schien mich vollends zu umhüllen.

Der unvermeidliche Schock wurde in mir kompakt gemeißelt, sodass meine Finger, Beine, jedes einzelne Körperteil von mir, anfingen unkontrolliert zu beben.
 

„Komm sofort raus!“

Das Schlagen gegen die Tür hörte einfach nicht auf und die Furcht übernahm mich jede Sekunde immer mehr. Meine Beine konnten meinem Gewicht nicht mehr standhalten, sodass ich auf die Knie ging. Mit zitternden Händen fasste ich an meinen Kopf und angsterfüllt krallten sich meine langen, lackierten Fingernägel in meine Kopfhaut, wodurch sich kleine Wunden gebildet hatten.

„Verschwinde endlich…“, sagte ich mit gebrochener Stimme.

Verängstigte Tränen füllten langsam meine braunen Augen, die die dezent geschminkte Wange hinab kullerten, woraufhin das Salzwasser in die Tiefe fiel und vom kahlen Stein des Balkons eingesaugt wurde.

Ich wollte ihn auf keinen Fall sehen, nie wieder. Dass ich Angst vor ihm hatte, war schon untertrieben, seine bloße Anwesenheit war die reinste Hölle für mich. Schon beinahe eine unwillkürliche Phobie. Eine erbitterte Furcht vor meinem Vater, die mich überall hin verfolgte, sogar in meinen schlimmsten Albträumen.
 

„Lucy!“, erneut rief er wütend meinen Namen, „Wenn du jetzt nicht sofort rauskommst, dann werde ich dich noch schlimmer bestrafen, als es dir lieb ist!“

Noch schlimmer, als es eh schon war? Wie konnte es möglich sein? Ich wollte es mir nicht ausmalen, was er alles mit mir anstellen würde…

Hysterisch schüttelte ich meinen Kopf, um meine Gedanken aus meinem Gehirn zu verdrängen. Meine blonden Strähnen fielen mir dabei ins Gesicht.

Schon allein die Vorstellung ließ mich erzittern.
 

Erneutes schlagen gegen die Tür ertönte, diesmal gewaltiger als vorher. Früher oder später würde er reinkommen, egal mit welchen Mitteln. Dafür kannte ich ihn bedauerlicherweise zu gut.

Ich konnte nicht immer vor ihm weglaufen, irgendwann würde er mich kriegen, ich musste mich ihm gegenüberstellen.

Lucy, du wirst das schon durchstehen…, sprach ich mir selbst Mut zu.

Wacklig versuchte ich aufzustehen und ging mit langsamen Schritten zur Tür.

„Ich komme…“, sagte ich, ungewollt leise, aber anscheinend besaß er gute Ohren, denn das Klopfen hatte urplötzlich aufgehört.

Vor der Tür stehend, zögerte ich noch, diese zu öffnen. Diese Tür war im Moment nur noch die einzige Wand, die mich und meinem Vater trennte, allerdings musste ich diese unglücklicherweise einschlagen, denn sonst würde mein Vater dies tun. Dennoch würde trotz allem immer noch eine Mauer zwischen uns sein, das würde sich mit Sicherheit auch in ferner Zukunft nicht ändern.
 

Ich überwand mich die Tür zu öffnen, allerdings hatte ich mein Haupt gesenkt, um so einen Blickkontakt zu vermeiden. Auf keinen Fall würde ich in die Augen des perversen Monsters blicken.

„Ah, meine geliebte Lucy!“, sagte er mit gespielter Freude, jedoch strahlte er nichts als Zorn aus.

Ich wusste, dass ich nicht einfach das Esszimmer verlassen sollte, denn es würde auf meine Kosten ein Nachspiel geben. Ich bereute dies jetzt schon, aber ich musste tapfer sein.

Zu meiner Verwunderung schlug er mich nicht, sondern schloss seine kräftigen Arme um meinen schlanken Körper und drückte mich gegen seine Brust, als könnte ich wieder abhauen.

Nichts lieber als das… denn ich hielt es keine weitere Sekunde länger aus, in seinen ekligen Armen zu verweilen, die mich schon so oft den Schmerz spüren ließen. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Ich kniff meine Augen zusammen und drehte mein Kopf weg, um seinen Duft nicht vollends einatmen zu müssen. Denn dieser Geruch war einfach nur noch unerträglich.
 

Unbedingt musste ich all meinen Mut zusammenkratzen. Entschlossen schaute ich jetzt doch in seine Augen.

„Jude, ich will das alles nicht mehr!“ Überrascht über mich selbst, war das Gesagte kräftiger als ich dachte.

Jude, Jude Heartfilia, dies war der Name meines Vaters. Auf keinem Fall würde ich ‚Papa‘ zu ihm sagen, denn ich betrachtete ihn schon lange nicht mehr als meinen Vater.

„Was hast du gesagt?!“, fragte er mich entgeistert, wütend knirschte er mit seinen Zähnen.

Ich durfte jetzt keinen Rückzieher wagen, nicht nachdem ich endlich den Mut hatte.

„Ich habe gesagt, dass ich das alles nicht mehr will! Wie du mich behandelst…“, eigentlich wollte ich meine Rede fortsetzen, allerdings ertönte plötzlich ein lauter Knall.
 

Erschrocken blickte ich in seine Augen und fasste meine rot gewordene Wange an, die unter Schmerz pochte.

„Ich wiederhole mich noch einmal: was hast du gesagt?!“

Eingeschüchtert senkte ich mein Haupt und verlor jeglichen Mut. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, die reglos meine Wange hinab kullerten.
 

„Entschuldige… Bringen wir es bitte schnell zu Ende…“, sagte ich mit erstickter Stimme.

„Mit Vergnügen.“

Ich sah sein Gesicht nicht, allerdings wusste ich, dass er grinste.
 


 

Ein Egoist ist ein unfeiner Mensch, der für sich mehr Interesse hat als für mich.
 

Free.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Free.


 

Chapter 2: Free.
 


 

Das helle Mondlicht schien angenehm auf meinen zierlichen Körper, während der kalte Wind gegen mein Gesicht peitschte, als ich durch das Loch in der riesigen Mauer schlüpfte, die die gigantische Villa wie ein Gefängnis umgab.

Eine Welle der Erleichterung und Freude durchströmte meinen ganzen Körper, als ich die andere Seite der Welt nach langer Zeit endlich wieder betrat.

Ungeduldig zog ich die frische Luft und den Geruch von Freiheit durch meine Nase, glücklicherweise galt das Versteck bisher bei allen als unbekannt.

Mit einem breiten Grinsen richtete sich mein Blick dem Mond entgegen, denn schließlich hatte mich bislang der Mut nicht gepackt, um einen Fluchtversuch zu wagen. Allerdings drehte ich in dieser Nacht den Spieß um.
 


 

[...]
 


 

Unglücklicherweise kam diese Erinnerung von dem Abend am vorherigen Tag erneut wieder hoch, wodurch sich eine unangenehme Gänsehaut auf meiner Hautoberfläche gebildet hatte. Zwar wusste ich nicht mehr, wie das Ganze ausging, allerdings fand ich mich am nächsten Morgen nackt in meinem Bett wieder. Nicht mal die Mühe hatte er sich gemacht, mich mit einer Decke zu wärmen.

Kopfschüttelnd versuchte ich dieses Ereignis aus meinem Gedächtnis zu verdrängen, immerhin war momentan der Fokus auf die Flucht gerichtet.
 

~*°*~
 

Die ersten Sonnenstrahlen, die die Sonne großzügig der Erde spendierte, kitzelten mich aus meinen gemütlichen Schlaf. Gähnend setzte ich mich kerzengerade auf und rieb die restliche Müdigkeit aus meinen Augen. Diese ließ ich anschließend durch das Zimmer huschen, wobei ich viele fremde Möbel identifizierte.
 

Schnell wurden die Erinnerungen in mein Gedächtnis gerufen.

Ich flüchtete aus den diktatorischen Händen meines Vaters und suchte in der nächsten Stadt einen Schlafplatz auf, immerhin besaß ich glücklicherweise genug Zeit, um mich für längere Dauer über dem Wasser halten zu können. Das einzig Positive, was mein Vater je in seiner ganzen Lebenslaufbahn erreicht hatte, war, dass er es zu einem sehr erfolgreichen Mann geschafft hatte.

Die Familie Heartfilia gehörte zu den größten und mächtigsten Konzernen auf der ganzen Welt. Wir wurden von allen gefürchtet, denn immerhin konnten wir alles kriegen, was wir wollten. Es gab nichts, was wir nicht mit unserer Zeit erreichen konnten.
 

Widerwillig zwängte ich mich aus dem Bett und ging mit langsamen Schritten ins Bad, wo ich aus meinen Klamotten schlüpfte und nackt die Dusche betrat.

Erfrischend ließ ich das heiße Wasser auf meine zarte Haut prasseln, was sich anfangs unangenehm und schmerzhaft anfühlte, allerdings gewöhnte ich mich schnell an die Hitze.
 

Gefühlte Stunden verweilte ich in der Dusche, da ich eine Ablenkung gebrauchen könnte. Denn die schreckliche Vergangenheit holte mich immer wieder ein. Wie es mit allem angefangen hatte, vom tragischen und mysteriösen Tod meiner Mutter bis hin zur Vergewaltigung.

Bedauerlicherweise erinnerte ich mich noch gut an den Abend, als Jude mich das erste Mal missbrauchte, im Alter von zwölf. Ich wurde verschandelt, verunreinigt und das persönlich von meinem eigenen Vater.
 

Hastig schüttelte ich meinen Kopf, um die Erinnerungen aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

Allerdings scheiterte der Versuch, so wagte ich zu einer nächsten Idee, in dem ich mir selbst Schaden zufügte, um die Erinnerungen gewaltsam zu verdrängen.

Zögerlich hob ich meinen linken Arm, blickte auf die blassen grünen Zahlen, die sich darauf gezeichnet hatten und versuchte mir selbst Schmerz zuzufügen, in dem ich meine langen Fingernägel in die Haut krallte, sodass sich kleine Wunden bildeten, woraus winzige Bluttropfen quollen. Nagend biss ich mir auf die Zähne, aber der Schmerz war kein Vergleich zu der Qual, die Jude mir zugefügt hatte.
 

Während ich aus der Dusche stieg, mich mit einem weichen Handtuch abtrocknete und wieder ins Schlafzimmer schritt, wo ich mich mit einem schwarzen Rock und einem pinken Top bekleidete, ging ich in Gedanken durch, wohin mich mein nächstes Ziel führen sollte.

„Hargeon…“, wisperte ich leise, zeitgleich föhnte ich meine Haare trocken und band diese zu einem hohen Zopf.

Hargeon, die größte Hafenstadt in ganz Fiore, würde mein nächster Zielort sein.
 

~*°*~
 

Im Zug ließ ich mich auf dem Sitz nieder und lehnte mich gegen die Fensterscheibe.

Als der Zug sich in Bewegung setzte, bewunderte ich die vorbeiziehende Landschaft.

Erst jetzt wurde mir bewusst, wie ausgestorben die Welt doch wirkte. Die Wiesenlandschaft war total ausgetrocknet und der blaue Himmel strahlte eine gewisse Kälte aus, auch wenn die Sonne schien, wodurch mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Allein die Bäume in der Umgebung, gaben dem Gesamtbild etwas Farbe, jedoch strahlten diese eine trostlose und kahle Erscheinung aus.

„Einfach nur schrecklich“, murmelte ich leise vor mich hin. Traurig seufzte ich tief und wendete meinen Blick von der Außenwelt ab und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung, in der ich mich befand.
 

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als glückliches Gelächter in meine Ohren drang. In meinem Blickwinkel erkannte ich eine junge Frau mit kurzen, weißen Haaren. Ihre hellblauen Augen strahlten den jungen Mann neben ihr förmlich an, während die beiden tief in einem Gespräch versunken waren.

Was mich vor allem in den Bann zog, waren die schönen kirschblütenfarbenden, wuscheligen Haare des Mannes, die etwas Einzigartiges an sich hatten, sowie seine tiefen schwarzen Augen, die sowohl mysteriös als auch freundlich wirkten.
 

Meinen intensiven Blick schien er zu bemerken, denn für wenige Sekunden lenkte er seine Aufmerksamkeit auf mich. Kurz sah ich, wie seine schwarzen Pupillen mich von unten bis oben musterten. Deshalb machte ich es ihm gleich und realisierte seine Bekleidung, die aus einer einfachen Jeans und einem schwarzen T-Shirt bestand. Auffallend war allerdings der weiße Schal trotz der warmen Jahreszeit, der um seinen Hals baumelte.

Anscheinend besaß er nicht genügend Zeit, sich qualitativ hochwertigere Klamotten zu besorgen, denn diese sahen ziemlich abgenutzt und alt aus. Trotz der starken Differenzen zwischen uns, mangelte es ihm auf jeden Fall nicht an gutem Aussehen und ich spürte zusätzlich eine starke Anziehung zu ihm.
 

Als sich unsere Blicke erneut trafen, zierte ein kleines Lächeln meine Lippen, welches der gutaussehende junge Mann erwiderte.

Schweren Herzens brach er allerdings den Blickkontakt ab, da er vermutlich nicht unbedingt wollte, dass seine Freundin etwas von seinem kleinen „Seitensprung“ bemerkte, auch wenn dies ziemlich übertrieben ausgedrückt war.
 

Langsam verlor das Transportmittel an Geschwindigkeit, denn er näherte sich dem Zielort, Hargeon, an dem ich aussteigen wollte. Noch wusste ich nicht, was ich nun mit meinem Leben anstellen sollte. Weder besaß ich permanent ein Dach über meinem Kopf, noch einen genauen Sinn zum Leben, das einzige, was mich allerdings zum Weiterleben motivierte, war meine Neugierde auf die gesamte Außenwelt, die ich seit meiner Kindheit, in der meine Mutter noch zu meinem Leben gehört hatte, nicht mehr betreten hatte.
 

Doch kaum als ich einen Schritt in die größte Hafenstadt Fiores setzte, wurde ich plötzlich von hinten angegriffen.

Bevor ich die Situation genau realisieren konnte, wurden meine beiden schmalen Handgelenke von einer großen Hand umfasst. Schnell entflammte sich an der berührten Stelle ein unerträgliches Brennen, als er den Druck um meine Handgelenke erhöhte.

Angestrengt versuchte ich, einen Hilfeschrei loszuwerden, allerdings wurde mein Vorhaben von meinem Angreifer verhindert, indem er ein Tuch gegen mein Mundwerk drückte, sodass mein Geschrei dämpfend unterging.

Im ersten Moment dachte ich, dass mein Vater seine Hände im Spiel haben müsste, denn ich wusste, dass er mich unbedingt wieder haben wollte. Wo sollte er denn sonst seinen sexuellen Frust auslassen?!
 

Bevor ich vollends aufgegeben hatte, wurde ich von einem tapferen Mann gerettet, der vorher im gleichen Zug war. Geschickt sammelte er seine Kraft in seiner geballte Faust, welcher sich in Sekundenschnelle in der Magengrube meines Angreifers befand. Schmerzverzerrt schrie er auf, sackte zu Boden und verlor daraufhin schnell sein Bewusstsein, als er noch einen gewaltigen Tritt in die Weichteile bekommen hatte.
 

Alles geschah in wenigen Sekunden, sodass ich meine Zeit brauchte, um die ganze Situation zu realisieren.

Der unvermeidliche Schock wurde in mir kompakt gemeißelt, sodass meine Finger, Beine, jedes einzelne Körperteil von mir, anfing unkontrolliert zu beben.

„Alles in Ordnung?“, ertönte eine sanfte Stimme, die meinen schnellen Puls beruhigen ließ.

Langsam schaute ich auf und blickte in zwei freundliche, schwarze Augen, die mir versicherten, dass alles vorbei war. Der junge Mann streckte mir höflich seine Hand entgegen, um mir hoch zu helfen, die ich dankend annahm.
 

„Gott, was fällt ihm denn eigentlich ein, dich so zu behandeln!“, erklang diesmal eine Frauenstimme mit empörter Artikulation. Verärgert verschränkte sie ihre Arme vor ihrer Brust und blickte mich nun ebenfalls freundlich an.

„Geht es dir denn gut?“ Die Frau schenkte mir ein freundliches Lächeln.

„J-ja…“ Zögerlich nickte ich, da ich den Schock immer noch nicht verdaut hatte. Seit der Sache mit meinem Vater vermied ich jeglichen nahen Kontakt mit fremden Männern, da diese schreckliche Erinnerungen hervorriefen.
 

„Danke“, sagte ich lächelnd, „Ihr habt mich gerettet.“

„Ach, ist nicht der Rede wert!“, grinste mich diesmal der junge Mann an, um die angespannte Atmosphäre ein wenig zu lockern.

„Wir müssen schnell hier weg!“, meinte nun seine Freundin und setzte ihre schlanken Beine in Bewegung. Wir beide taten es ihr gleich, auch wenn mir nicht bewusst war, in welche Richtung wir gingen. Mir war nur eins klar, die beiden wirkten auf mich ziemlich nett und vertrauenswürdig, so entschied ich mich, ihnen zu folgen.
 

„Ach, ich bin Lisanna“, stellte sich die Frau mit den kurzen weißen Haaren vor.

„Lucy“, sagte ich kurz und knapp.

„Und ich bin Natsu!“ Erneut strahlte er mich an, sodass eine angenehme Wärme meinen Körper durchströmte.
 


 

Jeder Mensch begegnet einmal dem Menschen seines Lebens, aber nur wenige erkennen ihn rechtzeitig.

Life without you.


 

Chapter 3: Life without you.
 


 

„Layla hatte einen Unfall. Sie hat es nicht mehr geschafft.“

Diese zwei kurzen Sätze, die mein Vater benutzte, um die tragische Situation darzustellen, versetzten meinem Herz viele unerträgliche Stiche.

Ein großer Kloß machte sich in meinem Hals breit, während jede Faser meines Körpers anfing, unkontrolliert zu beben.
 

„Was?“, konnte ich nur mit gebrochener Stimme herausbringen, „Mama…?!“

Entgeistert blickte ich tief in die Augen meines Vaters, geschockt musste ich allerdings feststellen, dass diese keine Emotionen ausstrahlten. Machte ihm diese Tatsache so sehr zu schaffen, oder verbarg sich ein anderer Grund dahinter?

Jedoch konnte ich keinen weiteren Gedanken damit verschwenden, da mich der Schock wortwörtlich gefesselt hatte, etwas Anderes rückte in den Vordergrund.

War meine Mutter wirklich tot? Ich war doch noch ein Kind… Oder sollte dies nur ein schlechter Scherz meines Vaters gewesen sein? Dafür wirkte die Situation zu angespannt und echt.

Wie sehr ich es mir immer wieder wünschte, die Zeit zurück zu drehen, um dieses dramatische Erlebnis zu umgehen. Niemand hatte es verdient, sein Leben zu verlieren. Meine Mutter erst recht nicht, denn sie gehörte zu den nettesten und freundlichsten Menschen, die ebenso für die Gerechtigkeit kämpfte, die ich kannte. Egoismus und Arroganz gehörte nicht in ihren Wortschatz. Loyalität, Vertrauen und Liebe hatten sich darin schon Platz verschaffen.
 

In den wenigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, an dem ich einfach nur regungslos vor meinem Vater stand, mein emotionsloser Blick in die Leere gerichtet, realisierte ich doch unglücklicherweise die Tatsache, dass meine Mutter nun nicht mehr unter uns weilte.

Ich war erst fünf Jahre alt gewesen und musste mit der Situation klarkommen. Eine schreckliche Welt, in der ich lebte, in dem es bedauerlicherweise kein Entrinnen gab. Keiner konnte seinem tragischen Schicksal entkommen, denn dies war ein wichtiger Bestandteil des Lebens.
 

Plötzlich füllten sich meine Augen mit einsamen und salzigen Tränen, die regungslos meine Wange hinab kullerten. Mein Herz hämmerte stark gegen meine Brust, während mich eine hilflose Kälte von der Außenwelt isolierte und mich eine unsichtbare Wand umgab.

Geschockt schlang ich meine Arme um meinen schlanken Körper, während ich den Tränen ihren freien Lauf gewährte.

Still weinend stand ich viele Minuten da, ohne mich zu rühren. Ich bemerkte nicht mal, wie sich mein Vater von mir entfernt hatte und mich deshalb die Einsamkeit erst recht eingeholt hatte.

„Als du bei mir warst, warst du mir sehr viel wert. Jetzt, wo du nicht mehr da bist, bist du unbezahlbar… Ich vermisse dich so sehr…“ Meine Artikulation war von einem schmerzverzerrten Schluchzen umhüllt.

Meine Füße konnten meinem Gewicht nicht mehr standhalten, sodass ich zu Boden sackte. Meine Beine winkelte ich, auf dem Boden liegend, an, während unendlich viele Tränen meine Wangen hinunter kullerten.
 


 

Schweißgebadet schrecke ich aus meinem tiefen Schlaf.

Schweratmend erfrischte ich meine Lunge mit tiefen Atemzügen, während ich meinen Körper dazu brachte, den Puls zu beruhigen.
 

Erneut hatte mich die Vergangenheit eingeholt, allerdings befanden sich starke Differenzen zwischen den bisher gehabten Träumen und dem jetzigen.

Bisher bestanden die Illusionen nur aus schönen Kindheitserinnerungen mit meiner Mutter. In all den Jahren konnte ich nicht loslassen, denn diese Erinnerungen waren das einzige, was mir von meiner verstorbenen Mutter übrig geblieben war. Das einzige, woran ich mich festhalten konnte, wenn mich die schlechten Tage gepackt hatten.

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.
 

Doch dieses Mal handelte der Traum von dem schrecklichen Tag, an dem ich die tragische Wahrheit erfahren hatte. Doch wieso ließ mein Körper den Moment erneut Revue passieren? Steckte denn etwas Mysteriöses dahinter?

Mir war schon immer bewusst gewesen, dass sich hinter dem Tod meiner Mutter etwas Geheimnisvolles verbarg.

Auch wenn ich zugeben musste, dass an einem Autounfall nichts Eigenartiges war, so ließ mich das komische Gefühl nicht los, dass irgendwer seine Hände im Spiel hatte.

Womöglich sollte dieser Traum ein Zeichen sein, dass ich weiter in meiner Vergangenheit nachforschen sollte.
 

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, ertönte jäh eine bekannte Stimme neben mir, wodurch ich abrupt aus meinen Gedanken geworfen wurde, was mich leicht zusammenzucken ließ.

Vertraut legte er seine Hand auf meine Schulter und zwang mich, ihn anzuschauen.

Ich blickte in die freundlichen, schwarzen Augen eines jungen Mannes, in denen ich mich unwillkürlich verlor, während mein Herz komischerweise anfing, laut gegen meine Brust zu hämmern.

Auch wenn seine zarte Hand durch den Stoff meines Oberteils von meiner Haut abgegrenzt wurde, so zog sich ein skurriles Flammen über meinen ganzen Körper.
 

„Ja, denke schon…“, murmelte ich leise, immerhin war Lisanna noch tief in ihren Schlaf versunken, „Ich hatte bloß einen schrecklichen Albtraum.“

Mit leicht geröteten Wangen blickte ich zur Seite, irgendwie war mir das doch ein wenig peinlich.

Ich merkte, dass sich Natsu auf das Bett, auf dem ich schlief, gesetzt hatte.

Er nahm meine Hand, das Blut wurde regelrecht in meinen Schädel gepumpt.

„Möchtest du darüber reden?“, fragte er mich zaghaft.
 

Wieso war er nur so nett und freundlich zu mir? Wir kannten uns doch erst seit einem Tag und schon stieg in mir das Gefühl hoch, ihn immer an meiner Seite haben zu wollen.

Er gab mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Eine Welle von angenehmer Wärme durchströmte meinen Körper, als ich den Blickkontakt zwischen uns intensivierte.

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist das Lächeln.
 

Langsam und noch etwas unsicher nickte ich.

„Meine Mutter starb, als ich gerade mal fünf Jahre alt geworden bin“, fing ich an zu erzählen.

Konnte ich mich ihm auch wirklich anvertrauen? Immerhin kannte ich ihn noch nicht mal vierundzwanzig Stunden lang und ich war gerade an dem Punkt angelangt, an dem ich ihm fast meine ganze Vergangenheit offenbaren wollte.

Ich spürte, wie sich der Druck um meine Hand erhöhte, allerdings wandelte sich dies nicht in Schmerz um, sondern in eine vertraute Zuneigung und Nähe.

„In den einsamen Jahren ohne meine Mutter, hab ich mich immer mehr von Jude -“, an seinem Namen stockte ich ein wenig, „meinem Vater, distanziert“, setzte ich meine Rede fort.

Natsu machte keine Anstalten mich zu unterbrechen, sondern lauschte dem Klang meiner Stimme.

Was war das nur für ein Gefühl, das in mir hochstieg und mich vollends umhüllte? Ich verstand es einfach nicht…

„In den vergangenen Jahren hat mein Vater dann angefangen, handgreiflich zu werden. Von Beschimpfungen bis hin zu Prügeleinen“, erzählte ich mit erhöhter und nervöser Stimme, „Immer wieder dachte ich, dass blaue Flecken furchtbar sind, bis ich mit zwölf -“, ich legte eine kleine Pause ein, da mich die Unsicherheit nun doch gepackt hatte, „missbraucht wurde…“

Die Momente, in denen mein Vater mich vergewaltigt hatte, nahmen erneut Platz in meinen Gedanken.

Zitternd schlang ich meine dünnen Arme um meinen schlanken Körper. Die eisige Kälte hatte mich erneut eingeholt.

Noch nie hatte ich dieses Erlebnis je mit einem anderen Menschen geteilt, und schon gar nicht mit jemandem, den ich bisher nur wenige Stunden kannte. Allerdings verstand ich mich selber nicht, mein Gewissen wehrte sich gegen das Verlangen, alles zu offenbaren, jedoch konnte ich in dem Augenblick meinen Körper nicht kontrollieren. Ich verstand das Ganze einfach nicht…
 

Allerdings musste ich es diesmal nicht alleine durchstehen, denn Natsu umwickelte mich mit seinen starken und kräftigen Armen, die eine angenehme Wärme ausstrahlten, welche mir verhalf, meiner inneren Ruhe einen Stück näher zu kommen.

„Psscht…“, hauchte er mir ans Ohr.

Beruhigend strich er mir sanft über den Kopf.

„Ich will jetzt nicht sagen, dass alles gut werden wird, weil ich das einfach nicht weiß -“, intensiv blickte er mir in die Augen, „aber ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder so etwas Schreckliches mit dir anstellt. Das ist ein Versprechen, Luce!“

Er drückte mich fest an seinen Körper.
 

Auch wenn ich ihn bisher nur ein paar Stunden kannte, hatte er komischerweise mein Vertrauen schon für sich gewonnen.

Lag es etwa an seiner netten Art, wenn er fremden Leuten gegenüber trat oder an seiner positiven Einstellung, sein Leben zu leben?

Ich würde, wohl oder übel, nie eine Antwort auf diese Frage finden.
 

„Komm, leg dich wieder schlafen, Luce“, meinte Natsu, stand auf und drückte mich sanft in die weichen Bettlaken.

„Natsu?“ Der Angesprochene hielt in seiner Bewegung inne und blickte mich mit irritierter Miene an.

„Wieso nennst du mich eigentlich Luce?“

Er schien kurz über die Frage nachzudenken.

„Weiß nicht“, lachte er kurz auf und schenkte mir ein strahlendes, breites Grinsen, welches mich all meine Sorgen vergessen ließ.
 

~*°*~
 

Die grellen Sonnenstrahlen, die trotz der Vorhänge in das Zimmer eindrangen, kitzelten mich aus dem Schlaf. Müde rieb ich den Schlafsand aus meinen Augen und streckte mich ausgiebig.

„Guten Morgen!“, ertönte eine helle und fröhliche Stimme.

Grinsend lugte eine schöne junge Frau mit kurzen weißen Haaren vom Bad ins Schlafzimmer.

„Morgen, Lisanna“, lächelte ich sie freundlich an.

„Morgen, Luce!“, grinste Natsu mir zu, „Noch gut geschlafen?“

Ein halbnackter Mann erschien an der Tür, die nassen kirschblütenfarbenden Haare klebten sexy an seiner Haut, während nur eine einfache Jeans seine untere Hälfte bedeckte.

Sein nackter und vor allem muskulöser Oberkörper wurde von meinen braunen Augen in Beschlag genommen und… verdammt, ich musste zugeben, dass er erstens perfekt durchtrainiert war und zweitens, dass er in seiner lässigen Pose, am Türrahmen mit verschränkten Armen zu lehnen, einfach nur verdammt sexy und heiß aussah.

„Schatz, zieh dir was an!“, maulte Lisanna plötzlich und schmiss mich aus meinen fesselnden Gedanken, „Merkst du denn nicht, dass es für Lucy unangenehm ist, dich so zu sehen?“

In dem Moment, als Lisanna diese Worte benutzte, bemerkte ich erst recht, dass mir das Blut regelrecht in den Kopf schoss. Meine Wangen glühten, das musste fürchterlich peinlich aussehen…
 

Plötzlich verspürte ich unerklärlicherweise eine fremde, warme Hitze, die sich von meinem linken Arm aus durch meinen ganzen Körper langsam ausbreitete. Allerdings fühlte sich dies weniger angenehm an, eher brennend, was sogar schon gefährlich nahe an der Grenze des Schmerzempfindens war.

Schweratmend keuchte ich auf und ließ mit schnellem Puls, Sauerstoff durch meine Lunge fließen.

„Was ist passiert?!“, rief Natsu mit besorgter Stimme.

Im Blickwinkel sah ich, dass Natsu und Lisanna fürsorglich zu mir geeilt waren.

Jedoch konnte ich nicht auf ihre Frage antworten, da ich mich wie in Trance befand. Alles um mich herum geschah in Zeitlupe, bis ich zögernd realisierte, was mit mir passiert war.
 

Stockend hob ich meinen linken Arm und blickte auf meine persönliche implantierte Zeitanzeige.

„Sie läuft…“, murmelte ich irritiert und zog meine Augenbrauen zusammen, „Aber ich werde erst in zwei Tagen einundzwanzig…“

Verwirrt blickte ich in die Augen meiner Freunde, die anscheinend ebenfalls keine Antwort auf das mysteriöse Ereignis besaßen.

„Wie ist es bei euch denn eigentlich passiert?“, wollte ich daraufhin wissen, „Wie alt seid ihr beide?“

„Bei mir ist es mitten in der Nacht meines Geburtstages geschehen, als ich geschlafen habe. Plötzlich hat mein Körper angefangen, schrecklich zu brennen und zu schmerzen und ich bin dann aufgewacht, als wäre ich aus einem Albtraum erwacht“, erzählte Lisanna, mit einer kleinen Spur von Angst, „Mittlerweile bin ich dreiundzwanzig Jahre alt.“

„Meine Zeit hat einen Tag nach meinem Geburtstag erst angefangen zu laufen, ich dachte schon, dass irgendetwas nicht mit mir stimmt.“ Natsus Lachen lockerte die Atmosphäre ein wenig.

„Vierundzwanzig.“ Zwinkernd schaute er mich an.

„Das einzig Positive ist, dass ich mir keine Sorgen um mein Alter machen muss, da ich ja gar nicht mehr alter“, lachte Lisanna herzlich auf und schaute ihrem Freund tief in die Augen.

„Du wirst immer das Schönste für mich sein“, lächelte Natsu sie an und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
 

Lisanna hatte echt wahnsinniges Glück, ihn an ihrer Seite zu haben. Mir wurde das erst bewusst, als Natsu in der Nacht für mich da war und mich meine Sorgen vergessen ließ.

Eifersucht, Schmerz und Neid… Mit gemischten Gefühlen ruhte mein Blick auf dem Liebespaar vor mir, als Lisanna behutsam Natsus Hand nahm und ihre Finger in seinen verschränkte.

Nicht nur Lisanna strahlte völlige Zuneigung aus, Natsu ebenfalls, er erwiderte ihre Liebe in vollen Zügen.

Mein Herz zog sich bei dem Anblick qualvoll zusammen, jedoch offenbarte ich meine chaotische Gefühlslage nicht. Schlussendlich beschloss ich einfach nur zu lächeln.

Ich mochte Lisanna, sie war nett und freundlich zu mir, doch konnte ich der Beziehung wirklich meinen Segen geben? Immerhin spürte ich eine enge Anziehung zu Natsu, seit ich ihm begegnete. Und ich glaubte gedacht zu haben, dass es Natsu ebenfalls so erging…

Allerdings gehörte ich nicht zu der Sorte Menschen, die Beziehungen zerstören, nur um ihr eigenes Glück finden zu können, aber was sollte ich denn bloß tun?!

Der Anblick der beiden gefiel mir nämlich ganz und gar nicht und ich verspürte den Drang im Inneren, etwas daran ändern zu wollen.

Mutierte ich letztendlich zu einem schlechten Menschen, der von Egoismus zerfressen wird?
 


 

Immerhin war die Liebe etwas Kostbares, wie jeder Stern am Himmel…
 

I believe in you.


 

Chapter 4: I believe in you.
 


 

„Woher kommst du eigentlich?“, wollte Natsu wissen, als er sich den dritten Schenkel des Hühnchens rein stopfte.

Bei seinem Anblick konnte ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen.

Mittlerweile brannte die Sonne hoch am Himmel, was zur Mittagszeit normal war. Hungrig hatten wir uns auf meine Kosten in einem kleinen Imbiss, welcher sich am Stadtrand Hargeons befand, niedergelassen.
 

„Ähm…“, setzte ich an, überlegte verdächtig lange, was für eine Antwort ich auf seine Frage geben sollte. Immerhin konnte ich ihnen schlecht sagen, dass ich aus einer reichen Familie stamme, die große Macht in ganz Fiore ausübte.

„Meine Eltern sind gestorben, nun reise ich alleine durch das Land“, sagte ich und lächelte mit gespielter Trauer.

Die Aussage war sogar nur halb gelogen, zwar war mein Vater noch am Leben, allerdings weilte meine Mutter schon längst nicht mehr unter uns.
 

Skeptische Blicke ruhten auf mir, anscheinend hatte sich meine Fähigkeit zu lügen nicht wirklich viel verbessert…

„Du lügst…“ Wütend schaute Natsu mich mit seinen schwarzen Augen an.

Traurig senkte ich mein Haupt, meine Absichten beruhten auf jeden Fall nicht darauf, ihn zu verärgern.

„Ich…“, setzte ich an, hielt jedoch inne, da ich mir immer noch unsicher war, ob ich ihnen die Wahrheit erzählen sollte (auch wenn Natsu diese schon halb kannte). Würden sie mich denn immer noch so akzeptieren, wie ich bin?
 

Doch wurden meine Gedankengänge von einer Horde fremder Menschen unterbrochen, die gewaltigen Krach verursachten, als sie ins Lokal hineinstürmten.

Ihre schwarze Bekleidung, sowie ihre schwarzen Sonnenbrillen, die eine Wand zwischen der Außenwelt und der Personen selbst darstellen sollte, strahlten eine Bedrohung aus.

„Wer sind diese Leute?“, fragte Lisanna mit ängstlicher Artikulation.

Ihre forschenden Blicke musterten das gesamte Lokal, bis sie plötzlich bei uns drei hängen blieben.

Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass das ganze Spektakel etwas mit mir zu tun hatte. Die Macht meines Vaters war unbeschreiblich, bloß bahnte sich eine andere Frage auf.

Wie konnte er mich denn finden?! Fiore war immerhin kein kleines Land…
 

„Da ist sie!“, ertönte eine bedrohliche Stimme.

Mein Blick glitt zu der Person und identifizierte einen jungen Mann mit langem pechschwarzem Haar, dessen Gesicht mit zig Piercings verziert war. Ein langer, schwarzer Mantel verdeckte seinen muskulösen Körper.

Sein selbstsicheres Auftreten wirkte sehr Angst einflößend, sodass es mir eiskalt den Rücken runter lief.
 

„Wer seid ihr?“, fragte Natsu plötzlich mit ebenfalls bedrohlicher Stimme. Er stand auf und stellte sich schützend vor uns, „Und was wollt ihr von uns?“

„Für dich interessieren wir uns einen Scheißdreck! Die blonde Schönheit ist unser Ziel!“, sagte er und zeigte dabei auf mich.

Mein Herz hämmerte verzweifelt gegen meine Brust, während kalter Angstschweiß meine Stirn hinab lief.

„Nein“, brachte ich mit gebrochener Stimme heraus und drückte mich mit dem Stuhl an die Wand, um so größeren Abstand zwischen mir und den unheimlichen Ungeheuern zu ermöglichen.

„Lasst sie gefälligst in Ruhe!“, schrie Natsu die Typen an und ballte verärgert seine Hände zu Fäusten.

„Und wenn nicht?“, kam es von dem finsteren Mann mit herablassendem Unterton. Daraufhin ertönte ein gruseliges Lachen, das an den Wänden des Lokals widerhallte.
 

Im nächsten Moment geschah alles binnen Sekunden. Natsu rannte mit Höchstgeschwindigkeit auf die Gruppe, die aus drei Männern bestand, zu und schlug mit voller Wucht den Schwarzhaarigen in die Magengrube.

Keuchend krümmte er sich, blickte seinen Angreifer anschließend mit finsterer Miene an.

„Das wirst du bereuen“, knurrte er bedrohlich und ließ Natsu keine Zeit, schnell genug reagieren zu können, denn im nächsten Moment umklammerte er Natsus Handgelenk mit seinen kräftigen Händen.

Folgend warf er ihn durch die Luft, sodass er schmerzvoll auf einem Tisch aufkam. Die anderen Männer nutzten den kurzen Augenblick, um ihn gewalttätig zu treten.

Allerdings wurde ihr Vorhaben von Natsu persönlich verhindert, indem er mit wütender Miene beide Füße griff, bevor diese mit ihm in Kontakt treten konnten.

Anschließend warf er die beiden mit seiner Kraft gegen die Wand des Lokals und stand mit neuer Energie auf.

„So einfach kriegst du mich nicht“, schnaubte Natsu beleidigt und wischte mit seinem rechten Handrücken das überflüssige Blut am Mund weg.
 

„Wir müssen schnell von hier verschwinden!“ Lisanna nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit der Männer, um mein Handgelenk zu packen und mich mit ihr zu ziehen.

„Warte, was passiert denn jetzt mit Natsu?“, fragte ich geschockt und entriss mich ihr.

„Sie haben es nicht auf Natsu abgesehen, sondern auf dich!“ Verzweifelt packte sie mich an beiden Schultern.

„Wenn sie bemerken, dass du weg bist, werden sie die Sache auf sich beruhen lassen und sich auf den Weg machen, um dich zu suchen!“ Ihre Stimme nahm mit jedem weiteren Wort an Lautstärke ab.

„Und außerdem ist Natsu sehr stark“, sagte sie noch zum Schluss, zwang sich zu einem Lächeln und zog mich in die Küche, um von dort aus das Lokal durch die Hintertür zu verlassen.

Ich konnte an ihrem Ausdruck sehr gut erkennen, dass selbst sie Angst um Natsu hatte und verzweifelt war, dass er nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Allerdings mischte sich ebenfalls ein viel stärkeres Gefühl unter die vielen Negativen mit ein. Vertrauen. Sie vertraute Natsu blind und ging deshalb davon aus, dass er lebend zu ihr zurück kommen würde.

Der Druck um meine Hand erhöhte sich und ich glaubte gesehen zu haben, dass Lisanna eine Träne vergossen hatte.

Ich hoffte inständig, dass es ihm gut ging, da der Kampf ziemlich unausgeglichen war. Jedoch war das einzige, was ich momentan tun könnte, ihm ebenfalls mein Vertrauen zu schenken. Ich musste an ihn glauben!
 

Mit schnellen Schritten rannten wir durch Hargeon und ernteten dabei einige skeptische Blicke der Bewohner. Jedoch schweiften meine Gedanken immer wieder zu Natsu, sodass ich ziemliche Schwierigkeiten hatte, meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu richten.

Die Sonne brannte hoch am Himmel und schenkte der Erde nicht nur großzügig Helligkeit, sondern auch Wärme, die mittlerweile unerträglich auf meiner Haut brannte.

Aufgrund der körperlichen Aktivität erhöhte sich unser Puls ungemein, meine Lunge brannte mittlerweile unerträglich und meine Atemzüge wurden unregelmäßiger, da mein Körper nicht daran gewöhnt war.
 

Jäh bogen wir in eine schmale Seitenstraße ab und der Schatten, die die großen Gebäude auf uns warfen, schirmte uns ein wenig von der Außenwelt ab, sodass wir uns gut verstecken konnten.

„Danke…“, sagte ich ehrlich, beschämt schaute ich jedoch nicht in die Augen Lisannas.

„Dank später eher Natsu“, lächelte sie mich an, allerdings mischte sich Unsicherheit mit ein, „Wer waren diese Typen eigentlich und was wollten sie von dir?“

Ich hatte mich schon auf diese Frage gefasst gemacht, denn immerhin hatte ich die beiden Unschuldigen, die mir nun bisher schon das zweite Mal aus der Patsche geholfen hatten, in meine Angelegenheiten hineingezogen.

„Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich hat mein Vater die beiden angeheuert…“, murmelte ich kleinlaut.
 

Ihre Nettigkeit hatte ich nicht verdient, das Ganze war einzig und allein meine Angelegenheit und Natsu wurde aufgrund meiner Probleme körperlicher Schaden hinzugefügt.

Das war auch der Grund, weshalb ich beschloss, weitere Unschuldige nicht mehr in meine Angelegenheiten mit hineinzuziehen. Ich musste deshalb weg.

„Ich danke euch beiden für alles“, sagte ich selbstbewusst, stand auf und überspielte meine Angst und Unsicherheit mit meiner eigenen zusammengekratzten Stärke, „Ich kann euch einfach nicht mehr damit hineinziehen. Ich werde alles schon alleine regeln.“

Bevor ich mich von Lisanna trennen wollte, schenkte ich ihr noch ein Lächeln voller Dank. Niemals würde ich die beiden vergessen, diese schönen, leider kurzen Erinnerungen würde ich für immer festhalten und in meinem Herzen mittragen.

Der Umgang mit ihnen und mit meinem Vater erwies sich als sehr unterschiedlich.
 

Allerdings wurde mein Vorhaben von Lisanna höchstpersönlich gehindert, indem sie mich am unteren Saum meines Oberteils festhielt.

„Hör endlich auf, so egoistisch zu sein!“, schrie sie mich schon beinahe an, stand auf und stemmte ihre beiden Hände in die Hüfte, während ihre wütenden Augen mich bedrohlich anblitzten.

„Natsu und ich sind schon mittendrin und es ist für uns jetzt unmöglich, da raus zu kommen!“, sagte sie, jedes einzelne Wort betonend, „Also, lass dir bitte von uns helfen.“

Ein freundliches Lächeln zierte ihre Lippen, welches ich fröhlich erwiderte. Ich hatte wahrhaftiges Glück, Lisanna und Natsu begegnet zu sein. Noch nie hatte ich das Gefühl von Wichtigkeit bekommen, seit meine Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
 

Jede weitere Sekunde fing ich an, Lisanna immer mehr zu mögen, weshalb in mir das Hassgefühl gegen meine eigene Persönlichkeit stieg. Mein scheußlicher Charakter setzte es nämlich in Erwägung, ihre Beziehung zu zerstören. Jetzt, da sich unsere Freundschaft immer weiter vergrößerte, musste ich ihnen meinen Segen geben.

„Hey, hörst du mir überhaupt zu?“, schnaubte Lisanna etwas beleidigt, als sie merkte, dass meine Gedankengänge sich nicht mit dem wirklich wichtigen Thema beschäftigt hatten.

„Ja, ich habe nur überlegt, wie ich euch damit danken kann…“, log ich deshalb, „Ihr seid so nett zu mir, obwohl ihr mich nicht mal gut kennt…“

Gerührt füllten sich meine braunen Augen mit Tränen, die reglos meine Wange hinunterliefen. Glücklich schlang ich meine Arme um ihren zierlichen Körper. Etwas überrumpelt erwiderte Lisanna meine sanfte Umarmung.

„Wir sind für dich da“, murmelte sie leise, diese Worte wirkten beruhigend auf mich, „Auch wenn wir dich noch nicht so lange kennen, können wir ebenfalls nicht mit dem Gewissen leben, dich im Stich lassen zu müssen!“
 

„Lisanna?“

Die ruhige Atmosphäre, die ich sichtlich genossen hatte, wurde von einer fremden, männlichen Stimme unterbrochen.

„Endlich bist du da!“, meinte Lisanna, „Hat ja ziemlich lange gedauert!“

„Sorry, ich habe im Stau gesteckt!“, sagte der junge Mann zu seiner Verteidigung.

Skeptisch musterte ich ihn. Seine kurzen, zerzausten, schwarzen Haare bildeten einen tollen Kontrast zu seiner hellen Haut. Komischerweise bestand seine Bekleidung nur aus einer schlichten, schwarzen Hose, während kein Oberteil seinen nackten Oberkörper verdeckte. Geschwind konnte ich deshalb einen kurzen Blick erhaschen, und ich musste eindeutig zugeben, dass auch er ziemlich gut gebaut war.

„Gray, du bist obenrum wieder nackt…“ Kopfschüttelnd schlug Lisanna sich mit der flachen Hand gegen ihre Stirn.

Peinlich berührt blickte ich zur Seite, da ich mich selbst erwischt hatte, wie ich ihn ein wenig zu lange angestarrt hatte.
 

„Uuuah!“, schrie der Mann, namens Gray, kurz auf und blickte geschockt nach unten. Allerdings fasste er sich wieder und setzte daraufhin eine ernste Miene auf.

„Du hast mir geschrieben, dass Natsu in Gefahr wäre?!“

Irritiert blickte ich meine Freundin neben mir an. Wann hatte sie einen anderen Freund benachrichtigen können? War mein Konzentrationsvermögen schon so sehr abgeschwächt, dass ich dies nicht realisiert hatte?

„Ja, eine Gruppe von gruseligen Männern ist plötzlich in dem Imbiss aufgetaucht und wollte etwas von Lucy“, schilderte Lisanna die Situation und zeigte bei meinem Namen auf mich, da wir uns noch nicht offiziell vorgestellt wurden, „Ich zeige dir, wo sich das Restaurant befindet!“

Dies waren ihre letzten Worte, bevor sie ihre Beine in die Hand nahm und sich in Bewegung setzte. Mit schnellen Schritten rannten wir zum vorherigen Ort, an dem sich der schreckliche Vorfall ereignet hatte.
 

Angekommen rannte Gray fast wortwörtlich die Tür um, während Lisanna und ich das ganze Spektakel aus sicherer Distanz beobachteten.

Unsicher nahm ich ihre Hand, diese drückte sie ein wenig, um mir zu vergewissern, dass ich nicht mehr alleine war. Ich hatte nun Lisanna, Natsu und vielleicht bald noch Gray an meiner Seite.

Durch die große Glaswand erkannte ich glücklicherweise, dass Natsu sein Bewusstsein noch nicht verloren hatte. Es war also wirklich gut gewesen, an ihn zu glauben.

Gray, der gleich daraufhin ins Spektakel gestürmt war, nahm sich die beiden Handlanger des gruseligen schwarzhaarigen Mannes vor, die er mit Natsus Hilfe mit Leichtigkeit bezwang.

„Hey, der komische Typ ist gar nicht mehr da…“, musste ich geschockt feststellen, also konnte er sich folglich überall in Hargeon befinden, da ich ihn nicht in meiner Sichtweite hatte.

„Was?“ In Lisannas Stimme spielte sowohl Verzweiflung als auch Furcht mit. „Wir müssen schnell hier weg! Er scheint gefährlicher zu sein, als die anderen!“
 

Doch bevor wir uns in Bewegung setzen konnten, um unseren momentanen Standort woanders hin zu verlagern, wurde unser Vorhaben bedauerlicherweise gehindert.

„Endlich habe ich dich gefunden.“ Die Artikulation des Mannes nahm an Lautstärke zu, welche bedrohliche Macht ausübte.

Grob packte er mich am Kragen und schlug mich mit seiner geballten Faust in eine empfindliche Stelle am Rücken.

Mit schmerzverzerrter Stimme schrie ich qualvoll auf und japste nach Luft.

„Hey, lass sie sofort in Ruhe!“, nahm ich die Stimme von Lisanna wahr, allerdings übte der Schmerz in meinem Körper eine betäubende Wirkung auf mich aus, sodass ich die Umgebung erfolglos wahrnehmen konnte. Nur noch allein das Hörorgan konnte mir die Geschehnisse einigermaßen darlegen.

Denn im nächsten Augenblick drang ein Krachen in mein Ohr, weshalb ich schlussfolgerte, dass Lisanna angegriffen wurde.

„Tu‘ ihr nichts an, nimm mich dafür“, krächzte ich mit gebrochener Stimme, allerdings verstand er mich, denn kurz darauf spürte ich, dass er mich auf seine Schulter geworfen hatte und sich in Bewegung setzte.

Wenigstens war das Ganze nun vorbei, zwar würde ich wieder ins Gefängnis, namens ‚mein Zuhause‘, kommen, aber ich würde meine neuen Freunde nicht mehr in Gefahr bringen.
 

„Lucy!“

Ich glaubte, gehört zu haben, dass Natsu derjenige war, der meinen Namen gerufen hatte. Ein Glück ging es ihm gut, ein kleines Lächeln schlich sich auf meine ausgetrockneten Lippen.

Das war das letzte, was ich wahrnahm, bevor ich den Kampf gegen mein Bewusstsein verlor und nur noch komplette Finsternis erblickte.
 


 

Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, willkommen zu meiner neuen FF! :) Die FF basiert auf den Film "In Time - Deine Zeit läuft ab", allerdings werde ich nur die Grundidee übernehmen, aber auch diese werde ich nach meinem Geschmack etwas umändern. Die ganzen Ideen werden meine Eigenkreation sein! :D

Und noch etwas Wichtiges zum Rating, diese wird auf P18 hochgestuft, das bedeutet sowie, dass Gewalt, Blut, Tod und sexuelle Handlungen vorkommen werden! Nur als Warnung! Don't like it, don't read it, so einfach ;)

Sonst hoff' ich nur noch, dass euch der Prolog gefallen hat :)

Liebes Grüßchen, die Trangchen.♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! :)
Da ich dachte, dass nur allein das erste Kapitel etwas unschlüssig ist, habe ich daraufhin beschlossen, schon mal das erste Kapitel hochzuladen! :)
Wer sich über die Stimmung von Lucy am Anfang und am Ende wundert, das lag an der Musik, die ich in dem Moment gehört habe. Ich habe ein wenig versucht, das ganze etwas abzurunden. Ich hoffe, es ist mir gelungen, denn ich lasse mich sehr leicht von Musik beeinflussen >_<

Da bahnt sich bestimmt auch schon die erste Frage vor, was macht Jude nur mit seiner Tochter? Aber ich denke, dass ich das klar ausgedrückt habe :) Vorweg erwähne ich es hier nochmals: Die FF ist auf P18 eingeordnet!

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen! :)

Liebes Grüßchen, die Trangchen.♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! :)

Ich habe das 2. Kapitel nochmal hochgeladen, für die, die noch keine 18 sind und das Adult-Kapitel nicht lesen können.
Ich hab den kurzen Lemon, der für die FF absolut nicht relevant ist, mit [...] ersetzt, damit ihr wisst, wo und was ich zensiert hab. :)
Ich muss nicht erläutern, was ich geschrieben hab, ich glaub, dass das klar ist ;)
Sonst hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat!

Liebes Grüßchen, die Trangchen. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2013-12-23T21:22:08+00:00 23.12.2013 22:22
Eine tolle Geschichte.^^
Mach weiter so^^
Von:  fahnm
2013-12-23T21:21:33+00:00 23.12.2013 22:21
Klasse Kapi^^
Von:  Ginga-chan
2013-10-29T17:48:34+00:00 29.10.2013 18:48
Juhu dein Schreibstyl gefällt mir sehr gut,
locker, leicht und flüssig zu lesen :D
zum Inhalt, ich mag Lucys Vater ganz und gar nicht >_<
bin gespannt wies weiter geht
bis dene ;)

Von:  Ginga-chan
2013-10-28T20:27:32+00:00 28.10.2013 21:27
Interessant ;D
ich muss gestehen den Film mit JT hab ich noch nicht gesehen u____u
aber egal, allein dein Prolog hat etwas, das ich darauf warten werde
das du ein nächstes Kap online stellst :D
lg Ginga


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