Fallen Star von Kaliya (Ein Predacons Rising Movie Sequel) ================================================================================ Kapitel 5: Letzte Chance ------------------------ „Uuuuhh...“ Als Starscream wieder erwachte, fühlte sich sein Körper an wie Blei. Sicher, er konnte nicht erwarten, dass seine Wunden nach nur einer einzigen Stasis-Ruhe bereits wieder verheilt waren. Trotzdem hatte er wenigstens etwas Besserung erwartet. Seine inneren Verletzungen waren vielleicht doch gravierender, als er gedacht hatte...und bis er komplett gesund war, würde wohl noch einige Zeit vergehen. Mal von seinen Flügeln ganz abgesehen, die nach wie vor auf einem Tisch neben ihm lagen... „Schön. Du bist wach.“ Als er die Stimme vernahm, richtete er sich ruckartig auf um zu sehen, wer ihm diesmal Gesellschaft leistete. Und recht schnell hatte er die grazile Gestalt ausgemacht, die unweit seiner Liege an eine Bedienungskonsole gelehnt stand. Und bei ihrem Anblick staunte er nicht schlecht. Er hatte in seinem Leben schon einige Autobot-Seeker getroffen, aber dieser hier war definitiv der erste weibliche. Ohne allzu beeindruckt zu wirken, betrachtete er sie unauffällig von oben bis unten. Grundsätzlich sah sie aus wie er. Nur eben noch etwas eleganter und insgesamt zierlicher. Feminin halt. Ihre Beine sahen allerdings komplett anders aus. Sie erinnerten ihn entfernt an Soundwaves. „Mein Name ist Stardust.“ Sie hatte sich in Bewegung gesetzt und näherte sich ihm nun mit langsamen, beinahe geräuschlosen Schritten. „Und du bist Starscream...nicht wahr?“ Kurz vor seiner Liege blieb sie stehen und betrachtete ihn mit einem wohlwollenden Lächeln. „Offenbar eilt mein Ruf mir voraus...“ Nachdem er sein erstes Erstaunen überwunden hatte, schaute er nun leicht genervt drein. Sie antwortete auf seine Bemerkung jedoch nicht, sondern schaute ihn einfach nur weiter an. „Ich nehme mal an, du bist...meine noble Retterin?“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. Auf Konversationen mit den Autobots hatte er zwar nach wie vor keine Lust, aber dennoch gab es da eine Sache, die ihn interessierte. „Mein Begleiter Nova und ich haben dich bewusstlos in der Spitze des Turmes gefunden. Du hast ganz schönes Glück gehabt, dass wir...“ „Warum?“ er unterbrach sie mitten im Satz, sodass sie für einen kurzen Moment von der Rolle war. „Warum habt ihr mich gerettet?“ Stardust wollte gerade antworten, doch er ließ sie nicht. „Ihr hättet mich da oben liegen lassen sollen...so wie jeder andere es getan hätte!“ Während er sprach wurde seine Stimme immer lauter. Und zugleich aufgewühlter. „Ich glaube kaum, dass es ein Akt reinen Mitleids war! Also warum? Was habt ihr davon?!“ Er betrachtete sie mit forderndem und ungeduldigem Blick. Er wollte nur diese eine Antwort. Und dann das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Stardusts Lächeln war mittlerweile einem nachdenklichen, fast traurigen Gesichtsausdruck gewichen. Und es dauerte einige Momente, bis sie schließlich seufzte und mit ruhiger, leiser Stimme antwortete: „Braucht man denn immer einen Grund, um anderen zu helfen?“ Sie sah ihm nun direkt in die Augen. „Reicht es als Belohnung nicht, zu wissen, dass man das Leben eines anderen gerettet hat? Ihm eine weitere Chance verschafft hat?“ Starscream erwiderte ihren Blick, hielt ihm aber nicht lange stand. Die Wahrheit und Überzeugung, die aus ihren leuchtend blauen Augen sprach, war einfach unerträglich. Er drehte den Kopf zur Seite. „Sentimentales Gerede...“ grummelte er nur. Bei dieser Bemerkung musste Stardust zu Starscreams Verärgerung kurz lachen. „Was gibt es da zu lachen?!“ fauchte er sie an. „Entschuldige. Aber wir sind uns tatsächlich nicht nur im Aussehen sehr ähnlich“ Sie wurde wieder ernster. „Vor einiger Zeit habe ich die Dinge noch genau so gesehen wie du. Von daher verstehe ich nur zu gut, was momentan in dir vorgehen muss...“ „Ha! NICHTS verstehst du! Wie könnte jemand wie du oder irgendeiner der anderen Autobot-Versager auch nur im Ansatz verstehen, was in MIR gerade vorgeht!“ Diese Bemerkung von Stardust hatte gesessen. Von einem Moment auf den anderen schoss unsägliche Wut in ihm hoch. Soweit es ihm möglich war hatte er sich zu ihr herüber gebeugt und funkelte sie zornig an. Was bildete sich dieser Autobot eigentlich ein?! Sie kannte ihn ja nicht einmal! Und trotzdem wollte sie wissen wie es in ihm aussah? Lächerlich! „Auch wenn du es nicht glauben willst...aber, ja, das tue ich“, entgegnete die blaue Femme. Ruhig und selbstbewusst. Die Wendung, die dieses Gespräch genommen hatte, schien sie nicht zu überraschen. „Oh, dann weißt du auch sicher, wie es ist, das ganze Leben lang immer nur im Schatten anderer zu stehen! Wie es sich anfühlt immer nur zu versagen, und von allen anderen immer für sämtliche Fehlschläge verantwortlich gemacht zu werden!“ Sie hatte ihn da, wo sie ihn haben wollte. Und es war schneller gegangen, als sie gedacht hatte. Geduldig hörte sie ihm zu, wie er sich weiter in Rage redete...und damit immer mehr von sich preisgab. „Du hast doch keine Ahnung, wie es ist, jeden Tag mit der Angst leben zu müssen, es könnte dein letzter sein! Wie es ist wenn man für seine Fehler zusammen geschlagen wird...und man mehr als einmal nur ganz knapp dem Tode entronnen ist!“ Er machte eine kurze Pause. Dann fügte er noch in ruhigerem Tonfall hinzu: „Du kennst doch nur deine kleine freundliche Autobot-Welt, in der man sich gegenseitig mit Samthandschuhen anfasst....Also hör auf, dir einzubilden, du wüsstest was in mir vorgeht...und verstündest, was ich durch gemacht habe...“ Nach diesen Worten wandte er sich von Stardust ab und ließ sich wieder zurück auf die Liege sinken. Er schloss die Augen. Und allmählich realisierte er, dass er gerade einem wildfremden Mech seine halbe Gefühlswelt dar gelegt hatte. Zu seinem Entsetzen musste er obendrein feststellen, dass es ihm kaum Unbehagen bereitete...Im Gegenteil. Er empfand Erleichterung. So war auch die Wut von eben plötzlich viel kleiner, ja beinahe verflogen... „Hat gut getan, nicht wahr?“ Ja. Dummerweise hatte sie damit Recht. Aber er würde es ihr keines Wegs auf die Nase binden! „Die ganze Wut und Verzweiflung hin und wieder einfach mal heraus schreien ist auf Dauer wesentlich gesünder, als immer nur alles hinunter zu schlucken.“ Stardust lächelte in seine Richtung, jedoch hatte der graue Seeker nach wie vor sein Gesicht von ihr abgewandt. „Du hattest das geplant...Respekt.“ Eigentlich müsste er sie für diese Dreistigkeit verfluchen. Zwar hatte sie ihm ein klein wenig seelische Erleichterung verschafft, aber dafür hatte sie ihn direkt in die Falle laufen lassen. Doch blieben die erwarteten Gefühle aus. Er suchte nach Erklärungen. Und die einzig plausible schien zu sein, dass Stardust ihn für seinen emotionalen Ausbruch nicht ausgelacht oder verurteilt hatte. So wie es seine ehemaligen Decepticon-Kollegen vermutlich getan hätten. Sie hatte einfach nur da gestanden und ihm zugehört... „Ich muss zugeben, dass es in der Tat geplant war. Und es tut mir leid, dass ich dich da so ins Messer habe laufen lassen.“ Sie hatte sich mittlerweile mit ihrer Hüfte gegen die Liege gelehnt und hoffte, dass Starscream sie wieder anschauen würde. Doch er blieb nach wie vor von ihr abgewandt. Offenbar war es ihm unangenehm. „Aber die Tatsache, dass es funktioniert hat, beweist doch, dass ich wusste, wie du reagieren würdest. Und ich wusste es, eben weil ich mal genauso wie du empfunden habe. Mir wurde viel über dich erzählt, Starscream, daher kann ich mir dessen zu hundert Prozent sicher sein.“ „Ach, sieh an...“ Er wollte jetzt am liebsten erstmal in Ruhe gelassen werden. Und zu seinem Glück schien Stardust dies zu merken. „Naja, wie auch immer. Dann werde ich dir mal nicht weiter auf die Nerven gehen.“ Sie lächelte, als sie diese Wort aussprach, in der Hoffnung, dass er es mitbekam. Sie wandte sich zum Gehen ohne auf eine weitere Reaktion zu warten. Doch dann hielt sie noch einmal kurz inne. „Eine Sache noch. Du solltest wissen, dass du mit deinem Schmerz hier nicht alleine bist. Und damit rede ich nicht von mir, sondern von den anderen. Die Autobots haben vor kurzem einen der ihren verloren. Sie verstehen mehr, als du ihnen zutraust. Du musst ihnen nur eine Chance geben. So wie sie dir eine letzte Chance gegeben haben.“ Sie schritt langsam Richtung Eingangstür. Und bevor sie den Raum verließ, fügte sie noch hinzu: „Diese Welt hat begonnen sich zu verändern. Wer in ihr überleben will, muss sich anpassen. Lebe nicht länger in der Vergangenheit, Starscream. Und ich bin mir sicher dann wirst du deinen Weg finden.“ Leise schloss sich die Tür hinter ihr. Zurück blieb ein verwirrter und überforderter Seeker. Auch wenn er abwesend wirkte, hatte er ihren Worten aufmerksam gelauscht. Und zu seinem Verdruss musste er einsehen, dass sie mit so vielem Recht hatte. Er würde sich ändern müssen, wenn er überleben wollte. Wenn er sicher sein wollte. Und die Autobots waren im Augenblick die einzigen, die ihm diese Sicherheit verschaffen konnten. Ob er ihnen jemals vertrauen konnte und sie ihm, glaubte er zwar nicht. Dazu saß der Hass auf beiden Seiten zu tief. Wenn er überhaupt jemals zu irgendjemandem Vertrauen aufbauen würde, dann wäre das Stardust. Nicht nur weil er ihr sein Leben verdankte. Sondern vielmehr, weil sie die erste Person in seinem Leben seit langem war, die ihm vorurteilsfrei zugehört hatte. Ihn ernst genommen hatte... Er würde den Dingen erstmal ihren Lauf lassen müssen. Und schauen was sich mit der Zeit ergeben würde. Fest stand für ihn nach wie vor, dass er an diesem Ort nicht bleiben wollte, nicht bleiben KONNTE. Wollte er die Vergangenheit tatsächlich vergessen, dann würde ihm das an Bord der Nemesis sicher nicht gelingen. Bei der erstbesten Gelegenheit würde er verschwinden. Wann auch immer ihm sich diese bieten würde... +++++++++++++++++++++++++ „Du machst wirklich gute Fortschritte.“ Mit Hilfe eines speziellen Scanners begutachtete Ratchet Ultra Magnus' innere Verletzungen. Sie heilten zu seiner Erleichterung recht schnell und komplikationslos. „Bei diesem erfreulichen Heilungsprozess haben wir dich in ein paar Tagen wieder auf den Beinen.“ Er legte den Scanner beiseite und betrachtete seinen Patienten mit zufriedenem Gesichtsausdruck. „Vielen Dank, Ratchet. Aber ich wünschte ich könnte euch bereits wieder von Nutzen sein.“ Magnus richtete sich ein wenig von seiner Liege auf und betrachtete seine rechte Hand. Oder viel mehr Klaue. Denn seine echte Hand hatte er vor einer ganzen Weile im Kampf gegen Predaking verloren, sodass sich an Stelle der fünf Finger dort nun drei krallenförmige Greifer befanden. Er hatte sich zwar an deren Benutzung gewöhnt, jedoch nach wie vor nicht an ihren Anblick. „Nun mach dir mal darüber keinen Kopf. Die Aufbauarbeiten schreiten gut voran. Was wir unter anderem unseren neuen Freunden hier zu verdanken haben.“ Der Arzt deutete auf den verletzten Vehicon, der sich zusammen mit ihnen im Raum befand. Dieser legte daraufhin fragend den Kopf schräg, als er bemerkte, dass über ihn geredet wurde. Hatte der rot-weiße Autobot ihn gerade als Freund bezeichnet? Unter Megatron waren die Vehicons nichts weiter als Untergebene gewesen. Sklaven. Kanonenfutter. Aber Freunde? Niemals. Sowieso waren die Autobots nicht nur im Umgangston, sondern in ihrem ganzen Verhalten untereinander viel freundlicher als die Decepticons, denen der Vehicon bis vor kurzem noch angehört hatte. Dort hätte sich sicherlich niemand um seine Verletzungen gekümmert. Man hätte ihn einfach zurück gelassen...oder ihn vielleicht einfach erledigt. „Vielen Dank, Sir.“ Ratchet und Magnus erschraken beinahe, denn keiner von beiden hatte mit einer Reaktion des Cons gerechnet. Sie tauschten überraschte Blicke aus, doch dann wandten sie sich beide lächelnd an ihn. „Schon gut. Du kannst mir danken, indem du deinen Fuß nicht so viel bewegst“ Der Arzt schob seinen Patienten wieder auf seine Liege zurück, denn dieser war aufgestanden um sich dankend zu verbeugen. „Außerdem hab ich dir gesagt, du sollst mich nicht 'Sir' nennen! Ich heiße Ratchet.“ „Verstanden. Ratchet.“ Der Vehicon hatte sich wieder hingelegt. Doch sein Blick ruhte nach wie vor auf den beiden Autobots neben ihm. „Wie ist eigentlich dein Name, Soldat?“ Ultra Magnus hatte das Wort ergriffen. „Ich habe keinen Namen, Sir. Keiner von uns hat einen Namen. Vehicons sind einfache Drohnen, die keine Namen benötigen.“ Er zögerte kurz. „Das hat man uns jedenfalls so beigebracht.“ „Hm...“ Magnus dachte kurz nach. Dann fragte er: „Hättest du denn gerne einen Namen?“ Diese Frage traf den Vehicon unerwartet. Das war das erste Mal, dass ihn jemand fragte, was ER wollte... Und nach einem kurzen Augenblick des Schweigens antwortete er zögernd, beinahe schüchtern: „Ja, Sir. Sehr gerne.“ Wenn er einen Namen hätte, dann wäre er nicht mehr nur irgendein Vehicon. Dann wäre er Jemand. Eine eigene Persönlichkeit. „Nun, dann erteile ich dir hiermit die Aufgabe, dir einen Namen zu überlegen, solange du noch ans Bett gefesselt bist.“ Magnus schaute ihn freundlich an. Dann ergänzte er noch: „Die anderen sollten sich ebenfalls Namen suchen. Dann können wir euch auch vernünftig ansprechen. Und es macht es leichter euch auseinander zu halten, nicht wahr?“ Ratchet grinste bei dieser Bemerkung seines Freundes. Wie Recht er damit hatte. Bei den Vehicons sah wirklich einer aus wie der andere. Und das hatte bei den Arbeiten schon mehr als einmal für Verwirrung gesorgt. Hätten sie Namen, dann wüssten sie wenigstens untereinander schon einmal, wer gerade gemeint war. Außerdem sollte jedes Lebewesen das Recht auf einen eigenen Namen haben... „Nachdem das also geklärt ist, mache ich mich mal auf den Weg zur Kommandobrücke. Unsere menschlichen Freunde auf der Erde warten seit Tagen schon auf...“ *Ratchet!* Weiter kam er mit seinem Satz nicht. *Ratchet, hörst du mich?* Bumblebee kontaktierte ihn über den COMM link. „Ich höre dich, Bumblebee. Was gibt es?“ Der Arzt stoppte, nachdem er sich gerade auf machen wollte, den Raum zu verlassen. „Wir brauchen eine Erdbrücke. Wir hatten gerade eine sehr interessante Begegnung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)