Dead Hunter von kleinerdrache (Wir holen jeden) ================================================================================ Kapitel 4: Mr. Bär ------------------ Mr. Bär Es war also so weit, wir wollten diese Kinder retten. Ich erinnere mich, dass es sehr hektisch war, die Hitze war schon so unvorstellbar, aber zum Mittag, die pure Hölle. Wir hatten alles gepackt, Sue hatte mir zum Abschied, der eigentlich nicht von Dauer sein sollte, auf die Stirn geküsst. Ich wischte mir die Stelle trocken und schaute mir das Ganze an. Die Hektik, die Männer, die als Vorhut dienten, standen an der Tür, beobachtete schon seit etwa zehn Minuten den Hauseingang. Ich weiß nicht was sie hatten, doch sie zögerten. Erst als Andy um die Ecke kam, uns nochmals einschärfte nicht stehen zu bleiben, sondern immer weiter zu gehen, beruhigte sich die Gruppe und die Anspannung erreichte ein erträgliches Maß. Ich hatte meinen Rucksack, das Bild meiner Familie hatte ich in der Brustinnentasche meiner Weste und wartete auf das Zeichen. Andy ging voran, wartete nochmals auf den Sturm, der nicht kommen wollte. Ein leises klickendes Geräusch verriet uns anderen, dass die Haustür geöffnet worden war. „Seid leise und schnell.“, zischte es von Vorne, dann gingen wir. Die Hitze war draußen noch drückender, es roch nach heißem Asphalt und aufgeheizten Steinen. Die Menschen um mich teilten sich auf, ich folgte dem fremden paar, die selbst schon zwei Kinder bei sich hatten. Der Vater trug den kleinen Jungen, an seine Brust gepresst, damit er nicht zu hören war. Seine Frau öffnete so leise die Tür und langsam, dass ich dachte, man würde uns erwischen. Dann war ich auch schon im Auto. Die Wagen vor uns fuhren los und der dicke Van brauchte einen Moment, bis er sich in Bewegung gesetzt hatte. Dann ging alles recht schnell, die Fahrt zum Baum war keine fünf Minuten lang, immerhin konnte ich ihn ja vom Haus aus sehen. Ich hörte polternde Geräusche, als die ersten Wagen über die Toten fuhren, sie übermangelten. Die Mutter der Kinder befahl ihnen die Augen und Ohren zu zumachen und ein Lied zu summen. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz. Das Dachfenster war bereits auf und der Vater schaute immer wieder nervös durch den Rückspiegel zu mir. „Schaffst du das wirklich?“, fragte er mich einige Male, jedes Mal nickte ich. Dann sah ich den Baum, schaute nach oben. Es waren zwei Mädchen, blond. Es passierte vollkommen automatisch. Wir hatten schließlich nur wenig Zeit. Ich entstieg dem Van über das Dachfenster und schaute sie an. „Springt. Wir nehmen euch mit.“, rief ich. Sie schüttelten den Kopf. Riefen immer wieder, dass sie zu ihrer Mami wollten. Was sollte ich in dem Moment tun? Lügen, eine Option. „Wir bringen euch zu eurer Mami.“, rief ich und hielt die Arme offen. „Springt schon.“, rief ich etwas angespannter. Noch waren keine weiteren Zombie da, doch das würde nicht lange dauern, dass wusste ich. Die Männer stiegen aus, töteten die, die unter den Wagen hervor krochen. Das eine Mädchen war deutlich älter. „Du kannst uns nicht zu unserer Mom bringen. Die liegt da.“, sprach das Mädchen kalt. Sie war vielleicht elf oder zwölf. Ich schaute sie kühl an. „Willst du leben, oder sterben.“, schrie ich sie dann an und bemerkte eine Hand an meinem Knöchel. Ich schaute panisch runter, entdeckte dann aber, dass es die Mutter der Kinder war, die mich zurück in den Van holte. „Komm runter.“, brummte sie und ich verschwand wieder im dunklen Van. Sie kroch rauf, ziemlich ungelenk und deutlich zu dick für das schmale Fenster. Sie redete und es kam mir zu lang vor, deutlich zu lang. Andy fuchtelte mit den Armen und der Mann herrschte seine Frau an. „Wir fahren jetzt. Dann haben sie Pech!“, rief er zu ihr hoch. Seine Frau blaffte zurück, die Panik und der Stress waren ihr anzusehen. Ich blickte zum Heckfenster raus und ein satter Kloß bildete sich in meiner Kehle. Die andere Hälfte der Stadt hatte uns bemerkt, war auf dem Weg zu uns. Und wir hatten ihnen ein Happy Meal präsentiert. Oder Sardinen in Dosen. Sie waren schneller als ich erwartet hatte, die Mutter redete wild auf die Kinder ein, doch das half nicht. Der Mann zog seine Frau ins Auto, sie heulte und die beiden stritten. Ich versuchte ein letztes Mal die Kinder davon zu überzeugen. „Siehst du die da?“, fragte ich die Ältere und deutete auf die Horde die schnell näher kam. Sie nickte ungläubig. „Die werden euch essen. Willst du dabei zusehen, wie deine Schwester gefressen wird? Spring, sonst werden wir ohne euch fahren!“, herrschte ich das Mädchen an. Sie brauchte nicht mehr lange überlegen, denn dann wäre ihre Zeit verstrichen. Sie schaute mich an, ich hielt meine Arme offen und fing ihre kleinere Schwester auf, die schrie. Es wurden noch mehr von ihnen alarmiert, nun strömten sie aus den Häuser und Seitengassen. Das kleine Mädchen topfte ich in den Van, sie schrie die ganze Zeit nur „Mr. Bär, Mr. Bär.“. Ich verstand nicht was sie wollte, ihre Schwester dafür schon. Sie suchte auf dem Baum nach etwas, dann fiel ihr Blick nach unten, danach auf mich. Es war ein rosafarbener Plüschteddy, ziemlich abgeranzt, der etwas weiter weg vom Baum lag, im hohen Gras. „Nein!“, schrie ich doch sie war schneller. Sie kletterte vom Baum runter und ich sah zu, wie sie diesen beschissenen Plüschbären holte. Mittlerweile war das Zeitfenster so eng, dass ich das Gefühl hatte mich übergeben zu müssen. Sie hatte diesen Bären und rannte auf den Van zu. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und ich schluckte. Panik stieg in mir auf, wollte ich dabei zu sehen, wie ein kleines Mädchen aufgefressen wurde, oder wollte ich helfen und dass Risiko eingehen selbst gebissen zu werden. Ich sah in meiner Fantasie beide Szenarien ablaufen, in beiden wurde es blutig. Doch nicht davon trat ein. Andy hatte sich zum Van durchgeschlagen, mit zwei weiteren Männern. Sie töteten einige und drückten mir das Mädchen in den Arm, ehe sie verschwanden. Ich zog das Mädchen in den Van, und wir schlossen gerade noch rechtzeitig das Dachfenster. Einige hatten den Van erreicht, schlug mit der flachen Hand auf die Scheiben, mahlten mit ihren Zähnen knirschend auf einander und schauten uns gierig an. Ich hechelte, vor Stress, Panik und atmete erst tief durch, als der Van fuhr und fuhr. All das für ein scheiß Stofftier. Das kleinere Mädchen war auf dem Schoß von der Mutter, sie wiegte sie und ich drückte ihr diesen hässlichen rosafarbenen Teddy ins Gesicht. Ich setzte mich auf, blickte zu den anderen. „Hast du Durst?“, fragte die Mutter ruhig und die Schwestern nickten beide. Sie tranken gierig zwei Wasserflaschen aus und ich seufzte. Ich knallte meinen Kopf gegen die Wand des Vans und schloss die Augen. Die Fahrt war ruhig und als wir die Stadt einige Kilometer hinter uns gelassen hatten, sicher sein konnten, dass keine Menschen zu sehen waren hielten wir am Straßenrand. Ich stieg aus, mit meinem Rucksack und ging nach vorn, zur Spitze des Konvois. Da bei Sue alle Plätze im Wagen bereits belegt waren überlegte ich, ob ich bei Andy mitfahren konnte. Er hatte zwar noch die alte Hexe im Wagen, doch die war mir lieber als vier schreiende Kinder. Da Andy sich mit einigen beriet, wie sie nun am besten fahren sollten, einen Platz fanden, der sicher war, gesellte ich mich zu dessen Frau. Ich erklärte ihr den Sachverhalt, sie lächelte und lud mich in den Wagen ein. Dann blieb ich neben ihr stehen und beobachtete die ganze Szene, aber ebenso auch die Umgebung. „Ich heiße im übrigen Helen.“, sprach Andys Frau und lächelte mich an. „Ich bin Samantha, kurz Sam. Danke, dass ich bei euch mitfahren kann.“, sprach ich ruhig und sie nickte. Ich war wirklich dankbar. Als ich die Umgebung weiter beobachtete, sogar auf das Wagendach kletterte zu dem Gepäck wurde ich angeschaut, als wäre ich von einem anderen Stern. „Was machst du da?“, fragte Helen deutlich verwirrt und Andy schaute auf, als er die Stimme seiner Frau hörte. „etwas sehr kluges mein Schatz. Sie hält Wache.“, antwortete er für mich und ich nickte. Helen schüttelte verständnislos den Kopf und ging zu den anderen. Einige andere taten es mir gleich, vorrangig die Frauen. Es war zwar ruhig, doch wusste ich, dass Zombies sich bewegen würden, wenn es nichts mehr zu fressen gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)