Im Reich des Nebelprinzen von Luciahalliwell ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war einmal ein junge stattlicher Holzfäller Namens Michael. Dieser lebte gemeinsam mit seinen Eltern weit ab vom Dorf in einer Hütte. Und gleich hinter der Hütte begann ein verwunschener Wald. Und mitten in diesem Wald herrschte der Nebelprinz in seinem Reich. Dieses Reich durfte keiner unbestraft betreten. Wer sich dennoch nicht an das Verbot hielt, wurde vom Nebelprinzen bestraft. Über die Jahre gab es einige, die sich nicht an das Verbot hielten. Deshalb war es auch kein Wunder, dass der junge Holzfäller noch keine Frau hatte. Denn jeder vermied es nur in die Nähe des Waldes zu kommen. Nur eine blinde Frau hätte er haben können. Aber dem Holzfäller stand der Sinn nach etwas besseren. "Vater, Mutter ich gehe in den Wald um Holz für den Ofen zu schlagen." "Michael bleib aber bitte am Waldrand, damit du nicht in die Fänge des Nebelprinzen gerätst." "Mutter, ich bin schon vorsichtig. Mache dir keine Sorgen." "Aber Anna lass den Jungen gehen, er wird schon wissen was er macht. Kümmere dich lieber um das Essen." "Paul wir haben vor 20 Jahren schon einen Sohn an den Nebelprinzen verloren deshalb mache ich mir Sorgen." "Anna ich weiß. Ich kann unseren Sohn auch nicht vergessen. Aber wir dürfen uns nicht verrückt machen. Lass Michael in Ruhe gehen." "So ihr beiden. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Bis zum Abendessen bin ich zurück." Michael ging also los und begab sich an eine Stelle im Wald, wo er schon oft Holz geschlagen hat. In der Nähe befand sich ein kleiner Fluss. Nach dem er eine weile Holz schlug machte er eine Pause. Er aß etwas und trank vom mitgenommenen Wasser. Da sah er plötzlich eine junge hübsche Frau, die Leinen tücher am Fluss wusch. Als sie ihn sah, nahm sie geschwind ihre Wäsche auf und trug die Last so leichten Schrittes davon, als würde sie tanzen. Im weglaufen lächelte sie ihm noch zu. Michael wollte gerade nach ihr rufen, da war sie spurlos verschwunden. "Wer war diese bezaubernde Frau? Ich muss sie unbegingt wieder sehen. Sie wäre die rechte Braut für mich. Wie kann ich sie nur finden?" Der junge Holzfäller machte sich geschwind auf dem Weg nach Hause und erzählte seinen Eltern von seiner Begegnung. "Vater, Mutter ich muss euch erzählen, was mir passiert ist im Wald habe ich eine hübsche Frau beim Wäsche waschen am Fluss gesehen. Leider ist sie so schnell verschwunden. Nun möchte ich sie unbegingt suchen." "Wo willst du sie denn suchen? Hier will doch keiner herkommen, wegen der Nähe zum verwunschenen Wald." "Der Junge wird sie schon finden. Vielleicht wird er sie ja zur Frau nehmen. Also Anna, lass ihn ruhig seine Traumfrau suchen." "Vielleicht kann ich sie am nächsten Sonntag ja in der Kirche wieder finden." So kam es dann auch. Beim gemeinsamen Kirchgang am Sonntag trafen er und seine Eltern auf die schöne Unbekannte. Sie war erst seit kurzem Bewohnerin des Dorfes. Sie lebte dort gemeinsam mit den Eltern und betrieb einen kleinen Bächerladen. "Hallo unbekannte Schöne, wie heißt du? Ich habe dich im Wald gesehen und kann dich seither nicht vergessen." "Ich, ich bin die Maria. Als ich dich im Wald sah erschrak ich, deshalb bin ich auch so schnell davongelaufen. Man hört ja nichts gutes vom Wald." Der junge Holzfäller schenkte ihr ein kleines Lavendelsträußchen für ihre Wäschetruhe. Da fingen sich ihre Blicke, wie der Falke die Taube fängt. Nur wusste keiner, wer Falke und wer Taube sei. "Maria, möchtest du mich nicht einmal in meiner Hütte besuchen? Meine Mutter bäckt einen fantastischen Kuchen." Verlegen drehte sie sich um und verschwand ohne ein Wort. Doch eines Tages stand sie unerwartet vor der Tür von Michael. Dieser bat sie herein und ihr gefiel, was sie sah. "Mir gefällt es hier sehr gut und du gefällst mir auch. Deshalb würde ich gerne bei dir bleiben, als dein Weib." "Das freut mich, dass es dir hier gefällt. Und ich freue mich auf ein gemeinsames Leben mit dir. Lass es uns gleich meinen Eltern mitteilen. Die werden Augen machen. Vater, Mutter die Maria bleibt bei uns in der Hütte und wird mein Weib." "Willkommen in unserer Familie. Wir werden dir gute Eltern sein, wie es deine eigenen sind. Mit dir zieht das Glück in unserer Hütte ein." So hatte Michael doch noch eine Frau gefunden. Sie lebten glücklich miteinander und übers Jahr gebar seine Frau Zwillinge, einen Jungen Namens Paul und ein Mädchen, dass sie Paula nannten. Sie wuchsen frei auf, wurden schließlich ihren Eltern mit der Zeit sehr überm ütig und waghalsig. Sie schlugen mehr und mehr die Warnungen vor dem Nebelprinzen in den Wind. Und so kam es, dass sie eines Tages in den Wald liefen und nicht zurückkehrten. Die Eltern grämten sich sehr und Maria hielt es nicht mehr aus. "Michael wir müssen die Zwillinge suchen gehen. Ich vermisse sie so sehr. Hilf mir bei der Suche." "Maria wir können nichts machen, lass uns nicht überstürzen. Natürlich vermisse ich unsere Kinder. Aber sie sind für immer im Reich des Nebelprinzen." Kapitel 2: ----------- "Mein Bruder verschwand vor 20 Jahren auch spurlos und kehrte nie wieder Heim." Am nächsten Tag machte sich Maria heimlich auf den Weg, die Kinder im Reich des Nebelprinzen zu suchen. Als auch sie nicht wiederkam, besann sich Michael eine Weile. Dann beschloss er sein Leben zu wagen, dass ihn ohne Frau und Kindern nicht mehr freute. Er ging in den Wald hinein, immer weiter und weiter. An der Angst in seinem Herzen merkte er, dass er der Grenze zum Reich des Nebelprinzen schon sehr nah war. Er nahm all seinen Mut zusammen und betrat das verwunschene Reich. Wie er so eine Weile ging, traf er auf ein kleines Männchen, was auf einem Felsen saß. "Wo willst du hin? Was machst du hier?" "Ich suche meine liebe Frau und meine zwei Kinder. Weißt du wo sie sind?" "Weist du überhaupt wo du bist? Hast du denn keine Angst?" Kaum hatte das Männchen Michael gefragt, da wuchs es ins riesenhafte. Der Holzfäller machte große Augen und erschrak. "Ich bin im Reich des Nebelprinzen. Und ich glaube gar du bist es selbst." "Gut geraten, Holzfäller. Will mal sehen, ob dein Kopf auch dazu taugt, die Proben zu bestehen, die auf dich warten." Er packte ihn am Arm und brachte ihn auf eine Lichtung. Dort befahl er dem Holzfäller sich auf einen Stein zu setzen. Dann klatschte er in seine Hände und grausige Gestalten begaben sich auf die Lichtung. In graue Schleier gehüllt, tanzten sie um den Holzfäller herum, der noch immer auf dem Stein saß. Man konnte aber nicht erkennen, wer unter den Schleiern war. "Wenn du deine Frau unter all diesem finden kannst, mag sie heimkehren in dein Haus. Wenn nicht, dann bedecke ich auch dich mit einem Schleicher, bis dich einer erlösen kommt." Der Holzfäller blickte bekümmert auf all die Gestalten, die einander so ähnlich waren. Er wüsste nicht, wie er seine Frau herausfinden sollte. Aber da erinnerte er sich an den Tag als er sie das erste Mal sah, wie sie scheinbar schwebend ihre schwere Last trug. Er schaute also genau zu, ob nicht eine Gestalt so leicht ginge wie seine Frau. Er beobachtete eine Frau, die wie im Tanze schritt. Und so erkannte er sie. "Nun gut, ich nehme den grauen Schleier von deiner Frau. Nimm sie mit in dein Haus." Der Holzfäller nahm seine junge Frau in den Arm. Doch beide konnten sich noch nicht richtig freuen, da ihre Kinder noch immer in Stein gebannt waren. Schweren Herzens verlangte der Holzfäller die Bedingungen ihrer Erlösung zu erfahren. "Findest du noch einmal deine Frau aus all den Gestalten heraus, aber ohne Hilfe deiner Augen und Ohren, und auch berühren darfst du sie nicht." Dem Holzfäller schien dies ein Ding der Unmöglichkeit und er wurde sehr traurig. Da aber gedachte er des Tages, da er seiner Frau den Lavendelstrauß gereicht hatte, damit diese ihn in ihre Wäschetruhe packte. "Ok, ich will es versuchen, Nebelprinz." Der Nebelprinz legte dem Holzfäller seine Hände auf Augen und Ohren, das ihm das Hören und Sehen verging. Er befahl der Frau unter die Schleier zu treten. Dann ließ er die lange Reihe der Gestalten an ihm vorbeiziehen. Michael wartete bis ihn der Lavendelduft in die Nase stieg. "Das ist sie, das ist meine geliebte Frau." Kapitel 3: ----------- Da musste sich der Nebelprinz geschlagen geben. Aber er war zornig und deshalb versuchte er den Holzfäller mit einer List zu verwirren. Als der Nebelprinz seine Hände wegnahm, freute er sich auf das Wiedersehen mit seiner Frau und den Kindern. Doch er war ganz allein auf der Lichtung. Der Wind heulte in den Bäumen und aus dem Boden drang Wasser in seine Schuhe, dass er meinte mitten im Sumpf zu stehen. Er wollte gerade flüchten, da jagte ein Adler mit lautem Geschrei über die Lichtung und stieß bis fast zu seinen Füssen nieder, ehe er über den Baumwipfeln verschwand. Er blickte vor sich hin und sah zwei kleine schwarze Steine. Schnell nahm er sie auf und verschwand in die Richtung, in die der Adler verschwand. Denn er ahnte, dass der Adler seine Frau gewesen sein könnte, die der Nebelprinz in dieser Gestalt nach Hause geschickt hatte. Als er dort ankam, stand sie schon vor ihrer Hütte. Doch von seinen Kindern fehlte jede Spur. "Hier Maria, nimm diese Steine, von denen ich glaube es seien unsere Kinder." Er gab ihr die Steine und in ihren warmen Händen wurden diese lebendig und sprangen zur Erde. Die Kinder waren vom Zauber befreit und hatten ihre Menschengestalt wieder. Die ganze Familie tanzte bis in den Abend hinein. Von nun an waren sie wieder eine glückliche Familie. Die Kinder wuchsen ohne jede Furcht auf. Vom Nebelprinzen hörte man seit dem Tage nichts mehr. All die versteinerten Dorfbewohner wurden von dem Fluch befreit und kehrten ins Dorf zurück. Dort lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)