Herbstregen von KankuroPuppet (Kannst du mir verzeihen?) ================================================================================ Kapitel 3: Unerwartet --------------------- Unerwartet Yes, it’s sudden in your eyes, but this kind of thing always is You know right away or you don’t know at all. Wait and see. - Joyce Carol Oates, Happy Das kleine, schwarze Schächtelchen lag ruhig in der Hand, die es nun entschieden umschloss. Zwei pechschwarze Augen fixierten sie, während die Gedanken immer noch nach dem richtigen Weg suchten. Die Atmung und der Puls waren normal, keine Aufregung. Warum auch ? Die freie Hand vergrub sich in den schwarzen Haaren, blieb dort für eine Weile und gab dem nachdenklichen Gesicht noch mehr Ausdruck. „Ich versteh immer noch nicht, warum es auf einmal so schnell gehen muss…“ C18 zog an ihrem Strohhalm und besah sich den in Gedanken versunkenen Saiyajin. Sie hatte in Wahrheit nie damit gerechnet, dass er überhaupt auf die Idee kommen würde, geschweige denn, dass er selbst derjenige sein sollte, der die Frage stellt. Von Bulma hatte sie schon vor langer Zeit erfahren, dass sie mehr als eine Beziehung wollte. War sie früher stark auf ihre Unabhängigkeit bedacht, so träumte die zweifache Mutter nun von einem geregelten Familienleben. Soweit das mit einem Mann wie Vegeta eben möglich war. „Ich meine… Ihr seid doch schon lange zusammen… warum jetzt?“ Sie seufzte. Legte den Kopf schief. Wartete auf eine Antwort. Doch der Saiyajin schien ihr nicht einmal zuhören zu wollen. So lehnte sie sich zurück, zog ein weiteres Mal an ihrem Strohhalm und versuchte selbst einen Grund für diese Eile zu finden. Ergebnislos. „Also zu einem Langweiler wie dir würde ich unter Garantie nicht ‚ja’ sagen…“ Ihre Augen funkelten den Schwarzhaarigen herausfordernd an, dieses Mal mit Erfolg. Seine Augen füllten sich mit Leben und erwiderten ihren Blick. „Ja sagen?“, fragte er verdutzt. C18 grinste. „Hab ich dir das etwa unterschlagen? Deine Angebetete kann natürlich auch nein sagen oder unentschlossen sein…“ Sie stellte den Becher in ihren Händen auf den Tisch und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber ich denke, du dürftest arrogant genug sein, um diesen Faktor auszublenden.“ Der Saiyajin lächelte verschmitzt. *** Die Sonne war bereits untergegangen, als Vegeta die Capsule Corporation erreichte. Hier und da zeigte sich hinter der dünnen Wolkenschicht ein Stern, während der Wind kalt durch die Bäume strich und immer wieder Blätter mit sich nahm. Der Sommer hatte eindeutig die längste Zeit hinter sich gebracht. Ein letztes Mal warf er einen Blick auf das kleine Schächtelchen, das er dann in seiner Hosentasche verschwinden lies. Eine dunkle Hose, ein schwarzes Hemd. Das sollte reichen. Er wollte sich schließlich nicht lächerlich machen. Immerhin war er ein Saiyajin und würde es auch bleiben. In einer Hand hielt er einen Strauß aus drei weißen Rosen, den ihn C18 gegeben hatte. Er wollte drauf verzichten, doch sie meinte immer wieder, dass er fester Bestandteil der Prozedur war und da er selbst keine Ahnung von den Konventionen der Menschen hatte, musste er sich ihr beugen. Sein Herz schlug nicht schneller, jedoch hatte er ein leicht flaues Gefühl im Magen. Was sollte er ihr sagen? Schließlich war doch klar, was er wollte. Also, warum noch Zeit mit zu viel Worten verschwenden? Ein Regentropfen traf seine Nase und brachte ihn zum niesen. Dann folgten weitere. „So eine Scheiße…“ Er legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel. Die Wolkendecke wurde immer dichter und dunkler, verschluckte mehr und mehr das Mondlicht, so dass nur noch die Straßenlaternen ein gedämpftes Licht abgaben, während ein einzelnes Auto vorbeifuhr. Der Saiyajin seufzte und machte sich gedankenverloren auf den Weg zur Eingangstür, bevor der Regen schlimmer und er damit nass wurde. Durchnässte Klamotten waren wohl nicht gerade romantisch und nach C18 war es das, worauf es bei einem Antrag ankam. Das Wort brachte ihn zum schmunzeln. Einen Antrag auf Heirat stellen. Das konnten sich auch nur die Menschen ausdenken. Man konnte nicht beschließen, nein, man musste es beantragen. Eine wirklich seltsame und äußerst sinnlose Angelegenheit. Nun doch etwas aufgeregt öffnete er die Tür. Die Wärme, die ihm entgegenströmte tat gut auf der Haut und auch der Geruch machte deutlich, dass er zu Hause war. Es machte dem Saiyajin immer wieder Freude dies festzustellen, schließlich hatte er schon lange keines mehr gehabt. Zumindest seit Freezer seinen Planeten zerstört hatte. Bulma hatte es geschafft ihm ein neues zu geben. Dieser Gedanken bestätigte ihn noch mal in seinem Vorhaben. Es war das Richtige. Während er die junge Frau zu suchen begann, spürte er beim Gehen die Schachtel in seiner Hosentasche und jedes Mal, wenn sie gegen sein Bein drückte, wurde er aufgeregter. Auch wenn er es lächerlich fand, wehren konnte er sich dagegen nicht. In rasender Geschwindigkeit flogen Worte durch seinen Kopf, Dinge, die er sagen könnte, Dinge, die er stattdessen tun könnte, um dem Reden aus dem Weg zu gehen. Seine Schritte brachten ihn von Zimmer zu Zimmer, während er nach der Antwort suchte, sodass ihm die Wartezeit sogar sehr zu Gute kam und er den Schritt umging, sie einfach über ihre Aura zu suchen. Und dann hörte er Stimmen. Seine Schritte wurden schneller, sein Herz wurde schneller, der Griff um die Blumen fester. Die Tür zum Raum war einen Spalt breit geöffnet. Licht drang in den Flur, der ansonsten vollständig in das Dunkel des Unwetters, welches sich inzwischen draußen entwickelt hatte, gehüllt war. Die Atmung des Saiyajin wurde schneller, seine Faust fester, bis sich die Dornen der Rosen in die Haut bohrten und ins Fleisch schnitten. Kleine rote Rinnsale flossen zwischen den Fingern her und tropften auf den Boden. Es waren keine Stimmen. Laute würden es wohl eher beschreiben. Doch schlimmer noch war die Scham, welche sich im jungen Krieger breit machte, sich jede noch so kleine Lücke suchte, um diese vollständig auszufüllen. Jeder Herzschlag tat mit einem Mal weh, die Haut brannte. Brannte in der Gewissheit, dass gerade etwas geschehen war, das man nicht wieder gut machen konnte. Das alles, wirklich alles, verändern würde und diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Im Versuch die Wut herunterzuschlucken, biss er sich auf die Lippe und machte langsam ein paar Schritte weiter zur Tür. Mit jedem Schritt wurde es lauter und seine Lungen pressten den Sauerstoff durch die Nase, beim Versuch nicht gleich durchzudrehen. In dem hintersten Zimmer seiner Gedanken war doch noch die Hoffnung, dass es nicht so sein würde, es ja gar nicht so sein konnte. Alles war Einbildung. Ein Schritt mehr und alles würde sich klären. Der Lichtstreifen, welcher durch den Türspalt fiel, erreichte inzwischen Vegetas Fuß und die Stimmen wurden nun mehr als deutlich. Und zu seinem Erschrecken auch eindeutig. Er schluckte. Mit der freien Hand schob er die Tür an. Nur ein kleines Stücken. Sein Magen fühlte sich an, als ob er sich gleich übergeben müsse und sein Herz stand kurz vor dem Ausfall. Dann ein Blick in den Raum. Er sah nicht viel. Doch was er sah, reichte ihm. Ihre Haare auf dem Boden. Nur ein Kopfansatz. Der Rest, verschwunden hinter dem Sofa. Darüber die schwarzen Haare. Kurze, schwarze Haare. Ihre hohe Stimme, die sich in Stößen zwischen ihren Lippen durchpresste. Seine tiefe Stimme, die sich mit jedem Mal mehr über ihn lächerlich machte. Das Quietschen auf dem Holzboden. Immer mehr Blut floss über seine Hand, verteilte sich und verlief in den Rillen zwischen den Dielen. Seine Augen verengten sich und seine Muskeln spannten sich an. Das Herz blieb für einen Moment stehen… Die Glasvitrine zerschepperte unter lautem Donnern. Erst hörte man das Glas brechen und dann auf den Boden fallen. Eine traurige Melodie. Bulma schreckte hoch, drückte den schwitzenden Körper über ihr zur Seite und starrte erschrocken zu Tür, die sich unter dem Aufprall ein Stückchen öffnete. Im Dunkeln erkannte sie nur zwei Beine und drei weiße Kreise. Und mit einem Mal wollte sie nur noch ganz weit weg sein. „Was war das?“ Yamchu setzte sich schnell auf und sah verwundert zur Tür, dann wieder zu Bulma, die mit einem Mal paralysiert schien. Darauf folgte Stille, die mit einem knirschenden Geräusch von Glasscherben unter einer Schuhsohle durchbrochen wurde. Noch ein Aufprall folgte, dieses Mal war es Porzellan das brach. Und jetzt verstand auch Yamchu, was gerade vor sich ging und sein Herz wollte stehen bleiben. Noch mehr Schweiß bildete sich auf seiner Haut. Angstschweiß. „Warum hast du nichts gesagt?“, flüsterte er zu Bulma, der inzwischen Tränen über die Wangen liefen. Sie beachtete Yamchu gar nicht. Ihr Körper zitterte. Zu sehr, als das sie hätte aufstehen können. Und dann öffnete sich die Tür ganz. Der Saiyajin betrat den Raum. Sein Kopf war vollkommen leer, während er nun auf die junge Frau herabsah. Diese sah verwirrt und zugleich verängstigt auf den Schwarzhaarigen. Vor allen Dingen sah sie lange auf die weißen Rosen, an denen Blut klebte, das von seiner Hand zu kommen schien. Auch die andere Hand war verletzt. Er musste damit in die Vitrine geschlagen haben. Schnell nahm sie sich eine Decke vom Sofa und legte sie sich um den nackten Körper. „Lass es mich dir erklären“, setze sich mit weinerlich unterbrochener Stimme an. Seine Augen machten ihr Angst. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Diesen Ausdruck hatte sie noch nie gesehen. War es Hass? Wut? Enttäuschung? Zu ihrer Überraschung fing er an zu lachen. Yamchu wich erschrocken zurück, während der Saiyajin unter seinem Lachanfall den Kopf schüttelte und auf den Menschen deutete. „Er?“, fragte er ungläubig. „Er?“ Die Rosen landeten mit solch einer Wucht auf dem Boden, dass sich ihre Blätter über den halben Raum verteilten. Immer mehr Tränen flossen über die Wangen der jungen Frau. Es war alles so schnell gegangen. Sie war so traurig gewesen. So allein. Wieder hatte sie Vegeta tagelang nicht gesehen. Wieder musste sie alleine zu den anderen Eltern. Immer war sie allein. Dann war Yamchu da. Und sie war so traurig. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie wirklich getan hatte. Was gerade vor sich ging. Dann beobachtete sie, wie er etwas aus seiner Hosentasche holte und vor lauter Angst wich Yamchu noch weiter von den zweien weg. Der Saiyajin sah noch einen Moment auf die Schachtel. Ein Lächeln legte sich dabei auf sein Gesicht. Ein Lächeln, das Bulma nicht zu deuten vermochte. Und dann warf er auch die Schachtel auf den Boden. Der Verschluss zersprang und der kleine, runde Inhalt schlitterte über den Holzboden. Die junge Frau brauchte gar nicht lange, um zu erkennen, um was es sich handelte. Ein Ring. Ihr Herz blieb stehen und ihr Körper brannte unter der Gewissheit, was sie angerichtet hatte. Selbsthass ergriff sie. War sie wirklich so dumm gewesen? „Vegeta…“, begann sie, doch sein Blick würgte sie ab. Das Lachen war verschwunden. Nun sah er vollkommen ernst zu ihr herunter, dann auf den Boden zu seinen Füßen. „Ich hätte es wissen können…“, sagte er vor sich hin. „Armselig“, ergänzte er, sah dabei auf seine blutige Faust. Mit einem Mal, hatte er den Raum durchquert und sein Bein traf Yamchus Kopf, der zu perplex gewesen war, als dass er hätte dagegenhalten können. Im selben Moment brach er ohnmächtig zusammen. „Widerwärtige Rasse…“ Der Saiyajin sah nun ruhig auf den regungslosen Körper. Dann drehte er sich zu Bulma um, sah sie kurz an und verließ schweigend den Raum… *** Die Palmen bogen sich unter dem Wind und dem Regen, die die kleine Insel nun schon seit Stunden heimsuchten. Die kleine Maron schrie und strampelte, erschrak jedes Mal, wenn ein Blitz die Nacht zum Tag machte. Der erschöpfte Vater versuchte alles, um sein Kind zu beruhigen, doch vergeblich. Die Mutter saß dabei, verschränkte die Arme und gähnte. Am nächsten Tag müsste sie sich wohl wieder Klagen seitens des alten Mannes und des Schweines anhören. Aber was sollte man schon tun, wenn das Kind Angst hatte. Müde seufzte sie. Das plötzliche Klopfen an der Tür lies dann aber Vater und Mutter gleichzeitig zusammenzucken. Sie sahen sich verwundert an. Doch spätestens als sie Blonde die Aura erkannte, sprang sie auf und rannte zur Tür, die sie erschrocken öffnete. Mit verwunderten Augen sah sie auf den Saiyajin. Vollkommen durchnässt stand er vor ihr, die Kleidung klebte an der Haut, das Wasser lief in breiten Strömen über sein Gesicht, während er schnell nach Luft zog und sie in einer Mischung aus Wut und Enttäuschung ansah. „Was ist passiert?“, fragte die Blondine überrascht und zog die Augenbrauen zusammen. „Kann ich heute Nacht hier bleiben?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)