Secretary von Anemia ([Crashdiet - FF]) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hätte man mir erzählt, dass ich mich in naher Zukunft als Protagonist dieser Geschichte wiederfinden würde, hätte ich wahrscheinlich ebenso ungläubig wie fassungslos den Kopf geschüttelt. Doch es hat sich wirklich alles genau so zugetragen. Und das nur, weil ich auf der Suche nach einer neuen Sekretärin war, da ihre Vorgängerin bedingt durch ihre Schwangerschaft eine Pause einlegen musste. Wahrscheinlich war es ein Fehler. Aber wie sollte ich erahnen können, in welche Misere mich das Ganze bugsieren würde? Und was wäre, wenn die Wahrsagerin tatsächlich in ihre Kugel gesehen hätte, um mir mit großmütterlicher, geheimnisvoll säuselnder Stimme von meinem Schicksal zu berichten? Hätte ich dann diese eine Bewerbung tatsächlich sofort geschrottet? Vielleicht. Bestimmt sogar. Aber erst jetzt wusste ich, wie bitter ich es bereut hätte. Denn vor mir lag die wahrscheinlich aufregendste Zeit meines Lebens. Noch nie hatte mich etwas in ein derartiges Gefühlschaos gestürzt. Ich war eingesperrt in einem Käfig aus Lust und Verderben. Und nur er besaß den Schlüssel. Nur er. Nie würde er mich aus ihm befreien. Das war mir klar. ***** "Und wie sieht es mit Ihren EDV-Kenntnissen aus?" "Word ist kein Problem", wurde mir unverzüglich mit einem selbstbewussten Lächeln erklärt. "Und in Excel werde ich mich schnell reinfuchsen, denke ich." Ein letztes Mal kramte ich in den Unterlagen der jungen Dame. Blieb skeptisch. Spürte bereits jetzt, dass sie nicht die Richtige für mich war, wollte es ihr aber noch nicht sofort offenbaren. Wie alle Kandidatinnen vertröstete ich sie zunächst. Machte ihr Hoffnungen. Auch wenn das menschlich ziemlich daneben war. Aber so war das Business nun mal. Ungerecht, hart und absolut nicht sozial eingestellt. Zwar bezeichnete ich mich selbst als guten, fairen Chef, aber man musste die Grenzen seiner Gutmütigkeit kennen, sonst wurde man schneller ausgenutzt, als man gucken konnte. Eine Bewerberin konnte natürlich nicht sonderlich viel gegen mich ausrichten, aber im Grunde gehörte es sich auch nicht, einem jungen Mädchen, das gerade erst ihre Ausbildung beendet hatte, ins Gesicht zu sagen, dass ihre Fähigkeiten nicht ausreichten, um bei mir als Sekretärin einzusteigen. Ich hatte Ansprüche und ich durfte diese haben, denn ich bezahlte die Stelle gut. Manchmal glaubte ich jedoch schon, dass ich mir die perfekte Bewerberin erst backen musste. Eine hochintelligente Dame, die optisch ansprechend war, damit die Geschäftspartner schon ihretwegen ganz unbewusst in Abmachungen einstiegen. Redegewandt, computererfahren und schön. Gab es so eine Person überhaupt? Würde ich die Stelle jemals besetzen können? Fast schon ein Jammer, dass sich Cynthia im Babyurlaub befand. Denn sie war eine wahre Perle, für die man wahrscheinlich keine ebenbürtige Nachfolgerin finden konnte. "Ich melde mich dann bei Ihnen wegen einer Probewoche", vertröstete ich das Mädchen, welches noch immer sehr von sich und seinen Fähigkeiten eingenommen schien und mir mit einem breiten Lächeln im Gesicht ihre Hand hinreichte. "Auf Wiedersehen, Miss Persson." "Auf Wiedersehen." Als sie beschwingten Schrittes den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ ich mich seufzend auf meinem großen Ledersessel nieder. Die Suche ermüdete mich mittlerweile. Mindestens zehn Bewerberinnen hatte ich mir im Laufe des Tages angesehen und jede besaß ein Manko, mit dem ich mich nicht arrangieren konnte und wollte. Und irgendwie glaubte ich schon gar nicht mehr daran, ob die Richtige noch kommen würde. Zwar lag noch ein ganzer Stapel Mappen auf meinem Schreibtisch und die nächste Bewerberin wartete sicher bereits draußen, aber im Moment hätte ich sie am liebsten alle nach Hause geschickt. Genau wie die restlichen, die noch kommen würden. Aber ich gab mir einen Ruck. Vielleicht fand sich ja doch noch die Nadel im Heuhaufen. Die Perle schlechthin. Was hatte ich schon zu verlieren? Ich schlug die oben liegende Mappe auf, damit ich wusste, wen ich jetzt gleich da draußen antreffen würde. Unter dem Anschreiben fand ich den Lebenslauf mit dem Foto vor. Und es traf mich wie ein Schlag. Es war das des jungen Mannes. Des einzigen männlichen Bewerbers, der wahrscheinlich die Annonce nicht richtig gelesen hatte oder nicht zwischen männlich und weiblich unterscheiden konnte. Ich hatte deutlich genug meine Suche nach einer Sekretärin kundgetan und es stellte wahrlich nicht die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit dar, wenn der Kandidat nicht einmal in der Lage war, einen kleinen Text sorgfältig zu lesen und zu erfassen. Ich fragte mich gerade tatsächlich, was mich dazu bewogen hatte, den Herrn einzuladen; sicher lag es daran, dass er meine Neugierde im negativen Sinne geweckt hatte und ich darauf brannte, diesen Idioten kennenzulernen um herauszufinden, was bei ihm sonst noch schief lief. Als die Uhr halb schlug, erhob ich mich von meinem Stuhl, um den Bewerber hereinzuholen. Voller Erwartungen (allesamt aber nicht von positiver Natur) trat ich in den Gang und als ich niemanden entdecken konnte, dem man das Bild im Lebenslauf auf den ersten Blick zuordnen konnte, rief ich den Herrn auf. "Mister Lundén?" Da löste sich plötzlich eine Person aus dem Pulk der wartenden Menge und kam geradewegs auf mich zugesteuert. Mit lässigem Schritt und einem breiten Lächeln im Gesicht. Um ehrlich zu sein begann alles in jener Sekunde. "Setzen Sie sich bitte." Schweigend nahm Mister Lundén mir gegenüber Platz. Sorgfältig faltete er die Hände auf dem Schreibtisch. Sah mich abwartend an. Ich sah ihn ebenfalls an. Besser gesagt, ich musterte ihn in aller Ausgiebigkeit. Weil er einfach der Typ war, der Blicke gefangen hielt. In der Realität wirkte er komplett anders als auf dem Foto. Die langen, blonden Haare hatte er heute zu einem strengen Zopf gebunden, lediglich die Strähnen vor den Ohren, die zu kurz waren, um sie am Hinterkopf zu fixieren, umschmeichelten sein etwas blasses Gesicht mit den tiefschwarz geschminkten Augen. Nie im Leben hätte ich ihn auf den ersten Blick für männlich gehalten. Selten hatte ich einen Mann mit dermaßen weichen, femininen Zügen gesehen. Trotz des grauen Anzuges wirkte er weiblicher als so manche der vorherigen Bewerberinnen, die bevorzugt große Ausschnitte und kurze Röcke trugen. "So. Bevor wir anfangen: Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?", fragte ich, nachdem ich mental wieder in das Hier und Jetzt zurückgekehrt war. "Ein Kaffee wäre nett", nickte mir Mister Lundén reserviert und höflich zu, aber irgendetwas sagte mir, dass er ein großes Temperament besaß. Vielleicht verrieten ihn seine ausdrucksstarken Augen und die sehr von sich überzeugte Körperhaltung. Vielleicht spielte er das Ganze aber auch nur, um Eindruck zu schinden. Das galt es herauszufinden. Wie gewünscht servierte ich dem Bewerber seinen Kaffee, den er mit einem dankbaren Lächeln annahm. Während ich mich hinter meinen Schreibtisch setzte, trank er einen kräftigen Schluck, aber ließ mich dabei ebenso wenig wie ich ihn aus den Augen. Um nicht wieder in ein unsägliches Starren zu verfallen, blätterte ich nun betont konzentriert in seinen Unterlagen. Glich noch einmal Bild und Wirklichkeit ab. Überflog die Kompetenzen und persönlichen Daten des jungen Herrn. Rechnete hastig das Alter aus. Er musste bereits um die dreißig sein und wirkte trotzdem noch so jugendlich-frisch und besaß dieses kecke, jungenhafte im Zusammenspiel mit seiner femininen Optik. Martin, jetzt reiß dich zusammen, redete ich mir schließlich zu mir selbst. Wenn du so weiter machst, sitzt du morgen früh noch mit ihm zusammen. Und hast ihn bereits mit Blicken gefressen. Ich räusperte mich einmal tief. Besann mich wieder auf das Wesentliche und stellte meine erste Frage. Wollte ihn endlich in das Fettnäpfchen treten sehen, wenn ich ihn mit damit konfrontierte, dass er etwas fehl am Platz war. "Wieso haben Sie sich auf die Stelle beworben? Eigentlich suche ich lediglich weibliche Bewerberinnen, ist Ihnen das bewusst?" Seine Lippen öffneten sich einen Spalt. Doch er wirkte nicht überrascht. Ganz und gar nicht. Viel mehr nickte er wissend und mit einem verklärten und gleichzeitig leicht überheblichen Ausdruck im Gesicht. "Wissen Sie, ich lege keinen Wert auf Geschlechterschubladen", setzte er zu einer Erklärung an. "Männlich...weiblich...das ist doch vollkommen egal, finde ich." Für einen Moment schaute er aus dem Fenster. Dann fixierte er wieder mich. "Ich weiß, viele Menschen fühlen sich sicher mit diesen Schubladen. Und im Grunde helfen sie vielen auch, um im alltäglichen Leben zu bestehen. Aber man sollte es auch akzeptieren, wenn jemand - entschuldigen Sie - einen Scheiß auf diese ganzen Einteilungen gibt. Deswegen empfand ich mich auch als passend für die Stelle. Ich besitze die Qualifikationen, werde Ihren Anforderungen gerecht - und wenn Sie wollen, dann bin ich auch ihre Sekretärin." Ich musste schlucken. Das war deutlich. Sehr deutlich. Und es verwirrte mich hochgradig. Um das zu verdauen benötigte ich einen kleinen Moment. Oder besser gleich einen ganzen Tag. Der Herr besaß auf jeden Fall eine ausgeprägte, eigene Meinung und schreckte auch nicht davor zurück, die kundzugeben. Derartiges schätzte ich ab und an sehr, aber abgesehen von seiner Ansicht zu Geschlechterrollen und Identifizierung glaubte ich, dass Mister Lundén mir fast schon ein wenig zu aufmüpfig war. Wie sollte ich mit jemandem zusammenarbeiten, der alles hinterfragte und eine große Klappe besaß? Meine Sekretärin sollte schon wissen, wann es richtig war, sich zu fügen und auf meine Entscheidungen zu vertrauen. Bei Mister Lundén war ich mir nicht sicher, ob er diese Anforderungen erfüllen konnte. Trotzdem interessierte er mich. Deswegen plauschten wir noch über dies und das; besser gesagt: er erzählte und ich fand mich das ein oder andere Mal gebannt an seinen Lippen hängend wieder. Es war nicht nur das, was er sagte, was mich in seinen Bann zog; es war auch seine angenehme, etwas tiefere Stimme, der ich problemlos den ganzen restlichen Tag hätte lauschen können. Wirklich: Dieser Mann konnte sprechen. Dieser Mann hatte das gewisse Etwas. Dieser Mann war einfach perfekt. Fast schon zu perfekt. Aber ob er für die zu besetzende Stelle taugte? Ich fand es auch im weiteren Verlauf des Gesprächs nicht heraus. "Gut, eine letzte Frage noch", kündigte ich an. "Wie sieht es mit ihren Fremdsprachenkenntnissen aus? Wir besitzen Geschäftspartner in Frankreich und es wäre ein großer Pluspunkt, wenn meine Sekretärin..." Ich hüstelte etwas, da ich es noch immer als sehr befremdlich empfand, mit einem Mann über eine Anstellung, die eigentlich nur für weibliche Personen in Frage kam, zu sprechen. "Also, es wäre von Vorteil, wenn sie Französisch könnten. Wie sieht es damit aus?" Unverzüglich grinste Mister Lundén. Sein zuvor eher weiches Lächeln hatte sich gewandelt zu etwas, das ich nicht so wirklich zuordnen und schon gar nicht begründen konnte. Und das herausfordernde Funkeln in seinen Augen sprach ebenfalls eine Sprache, die ich nicht verstand. "Französisch - kein Problem. Absolut kein Problem", antwortete er schließlich mit einer leicht belustigten Melodie in der Stimme. "Wissen Sie, ich lerne Französisch, seitdem ich ein Teenager war. Sie können sich also darauf verlassen, dass ich es beherrsche. Besonders mündlich..." Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich zum Narren hielt und sich gerade köstlich über irgendetwas amüsierte. Doch über was? Dies war ein weiterer Punkt, der gegen eine Zusage sprach. Mein Verstand hatte während des Handschlags zum Abschied bereits mit ihm abgeschlossen. Aber mein Bauch sagte mir etwas anderes. Irgendetwas flüsterte mir, dass er wider jegliche vernünftigen Gründe der Richtige für die Stelle war. Später wurde mir klar, dass es nicht mein Bauch war, der mich zu dieser Entscheidung gedrängt hatte, sondern etwas, das ein paar Stockwerke tiefer lag. Dieser Mister London hatte etwas in mir geweckt, gegen das ich machtlos war. Dem ich mich hilflos ausliefern musste. Dem sich letzten Endes auch mein Kopf fügte. Es war der Sprung von der Klippe direkt in das Verderben, als ich seine Nummer wählte und am anderen Ende der Leitung seine Stimme vernahm. Als ich ihm meine Zusage erteilte, hatte ich mein Schicksal bereits besiegelt, ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen. Doch es gab noch ein kleines Problem. Zunächst eher weniger für mich als für Mister Lundén... "Sie erinnern sich ja noch daran, dass diese Stelle eigentlich für eine...weibliche Person angedacht war", sprach ich. "Und ja, es gibt da etwas, das Ihnen vielleicht ein wenig unangenehm werden könnte." "Und was?" "Kommen Sie doch bitte morgen in mein Büro. Dort besprechen wir alles." Noch wirkte er nicht beunruhigt. Doch ich hätte mir eigentlich aufgrund seiner Einstellung bezüglich Geschlechterrollen denken können, dass sich dieser Zustand auch nicht ändern würde... Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- Zugegeben, meine Hände zitterten sogar leicht vor nervöser Anspannung, als ich am nächsten Tag den Schrank in meinem Büro öffnete und diese gewisse Uniform hervorholte. Alle Sekretärinnen trugen sie des Einheitslooks wegen und der Verstärkung des Zugehörigkeitsgefühls gegenüber der Firma. Im Grunde war sie schlicht und wenig aufreizend, aber das war alles nur eine Frage der Trägerin. Oder auch des Trägers. Mister Lundén stand noch immer erwartungsvoll hinter mir und verzog auch keine Miene, als ich ihm das sorgfältig auf dem Bügel hängende Kostüm überreichte. "Wären Sie so nett und würden das anziehen?", fragte ich, allerdings kamen meine Worte viel mehr einer Aufforderung gleich. "Und dann besprechen wir alles weitere." Schief und so frech wie bei unserem ersten Zusammentreffen grinste mein Gegenüber und nahm die Uniform in Empfang. "Kein Problem", nickte er mir zu, kratzte sich jedoch etwas ratlos am Kopf, während er den schwarzen Rock und die weiße Bluse musterte. "Wenn Sie dann noch ein paar passende Schuhe für mich hätten...ich wusste ja nicht, dass ich heute etwas Derartiges tragen werde, sonst hätte ich mich natürlich entsprechend vorbereitet..." Was sollte denn das heißen? Es klang ja fast so, als wären ihm Frauenkleider an seinem eigenen Körper nicht fremd. Vielleicht hatte ich aber nur etwas falsch verstanden. Schließlich war ich heute eh ein wenig von der Rolle. Zum einen, weil ich so viel mit Mister Lundén besprechen wollte und musste und zum anderen, weil dieser Mann heute irgendetwas ausstrahlte, was mich ganz in seinen Bann zog. Und das noch stärker als während des Vorstellungsgesprächs. Wo er sich umziehen konnte, war schnell besprochen und selbst ein paar passende Schuhe konnte ich auftreiben, die sogar seiner Größe entsprachen. Doch das merkwürdige Kribbeln, das mich ziemlich unbehaglich fühlen ließ, verschwand zu keiner Sekunde. Und es explodierte vollkommen in dem Moment, als Mister Lundén fertig umgezogen wieder in meinem Büro erschien. "Ist doch okay so, oder?", wollte er von mir wissen und drehte sich ein wenig, damit ich ihn von allen Richtungen mustern konnte. Das tat ich freilich auch, aber ich konnte unmöglich kommentieren, was ich da sah. Dieser Mann stach mit seinem Aussehen eindeutig alle anderen Sekretärinnen aus; nicht Melissa und erst recht nicht Julia besaßen diese perfekten Beine, die Mister Lundén sein Eigen nannte und man konnte sich zudem keine harmonischere Silhouette, kein ansprechenderes Gesamtbild wünschen. Gekonnt und so selbstbewusst wirkend wie eh und je machte er ein paar Schritte auf meinen Schreibtisch zu, vor dem er schließlich mit einem sanften Lächeln Platz nahm. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich noch gar nicht in der Lage gewesen war, ihm die gewünschte Antwort auf seine Frage zu liefern und holte das nach. Jetzt, wo mich diese Beine und der gesamte Rest nicht mehr ablenken konnten, da der Tisch das Wesentliche verdeckte. "Sieht gut aus", äußerte ich mich ziemlich zurückhaltend, obwohl ich versucht war, ihm ins Gesicht zu sagen, dass ihm das Kostüm bizarrer Weise besser stand als vielen Frauen. In diesem Falle hätte ich mich allerdings mit einer großen Wahrscheinlichkeit zu ziemlich aufdringlichen Komplimenten hinreißen lassen und das durfte mir als Chef nicht passieren. Ich musste professionell bleiben, auch wenn in unserem Haus eine eher lockere Atmosphäre herrschte und wir uns alle duzten, egal, wie alt die Kollegen waren oder in welcher Position sie sich befanden. Beherrschung war in jedem Falle geboten, auch wenn es bei so einer Optik wie die Mister Lundéns extrem schwer fiel. Wir waren zusammengekommen, um über unsere Zusammenarbeit zu reden und nicht über die optischen Vorzüge meiner neuen...Sekretärin. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, besaß ich wieder einen einigermaßen kühlen Kopf und konnte meinem neuen Mitarbeiter alles erklären. Zunächst wies ich ihn auf die besagten legeren Gepflogenheiten bezüglich der Anrede in der Firma hin und bot ihm in diesem Zuge natürlich das Du an. "Nenn mich Martin", stellte ich mich vor und reichte ihm reflexartig die Hand. "Peter", nannte mir mein Gegenüber seinen Vornamen und schlug kräftig ein. Auch wenn man aufgrund seiner äußeren Erscheinung nicht auf den ersten Blick auf sein Geschlecht schließen konnte, so wusste man spätestens, wenn er einem so sicher und fest die Hand drückte, dass man einen Mann vor sich hatte. Genau das war es. Genau das war es doch, was mir jeglichen klaren Gedanken erschwerte. Wir brachten schnell die kleineren Übel wie Belehrung, Einigung über das Gehalt und Einweisung in das Arbeitsfeld hinter uns und nachdem Peter seine Unterschrift unter den Arbeitsvertrag hatte, zeigte ich ihm seinen Arbeitsplatz. Das kleine Büro grenzte direkt an das meine an und wurde nur durch einen Bogen separiert, deswegen hatte ich stets Einblick auf den PC, der so im Raum stand, dass ich lediglich die Rückseite des Schreibtisches sehen konnte, somit aber auch stets etwas der Vorderseite seines Benutzers. Besser gesagt: Von der Hüfte abwärts befanden sich keine störenden Gegenstände im Blickfeld. "Ganz praktisch", empfand Peter die Lage des Zimmers und strich mit der flachen Hand über den Schreibtisch, während er bereits nach Schubfächern Ausschau hielt, die zahlreich vorhanden waren. "Wenn ich eine Frage habe oder ein Kunde angerufen hat, dann muss ich nicht mal aufstehen, sondern kann es dir gleich so mitteilen." Ich nickte. "Einen gewissen Komfort auf Arbeit erachte ich als wichtig. Und du wirst ja auch nicht für das Rumhetzen bezahlt, sondern für die Dinge, die in deinem Arbeitsvertrag stehen." Peter nickte ebenfalls und irgendetwas sagte mir, dass wir uns ganz gut verstehen würden. Dieses Du hatte den letzten Rest Reserviertheit, der noch am Anfang des Tages von Peter ausging, gänzlich ausgelöscht und auch ich konnte nun viel lockerer mit ihm umgehen, was uns beiden sichtlich guttat. Schließlich kamen wir bereits am ersten Tag so gut miteinander klar, dass Peter nicht davor zurückschreckte, mich in der Mittagspause zum Essen einzuladen. Ich erfuhr, dass er die chinesische Küche ebenso schätzte wie ich und ließ mich gerne auf diese nette Zusammenkunft ein. Peters Aufgeschlossenheit und diesem frechen Charme konnte man einfach nicht widerstehen. Und als wir während des Essens auch noch herausfanden, dass wir den gleichen Musikgeschmack besaßen und eine Schwäche für 80er-Sleazebands teilten, brach das Eis zumindest auf Peters Seite komplett. "Dann können wir ja im Büro immer Mötley Crüe und W.A.S.P. hören, wie wäre das?", lachte er und schmunzelte noch viele Sekunden später selig vor sich hin. "Ich glaube nicht, dass das den Kunden gefallen würde", warf ich ebenfalls ziemlich amüsiert ein. "Die meisten befinden sich im mittleren Alter und sind ziemlich spießig." "Ach, da müssen sie durch als Lurch." Sagte es, guckte mich an und steckte sich eine volle Ladung Nudeln in den Mund, vollkommen überzeugt von seinen Worten. Wirklich, wir plauderten bereits wenige Stunden nach unserem Kennenlernen wie alte Freunde miteinander. Peter bestach durch seine unglaubliche Offenheit und so kam es schließlich, dass er mir im Eifer des Gefechtes etwas offenbarte, das eindeutig sehr privat war. So privat, dass ich es besser nicht gewusst hätte. Denn es bescherte mir meine erste schlaflose Nacht. Die Mittagspause neigte sich dem Ende zu und Peter war bereits drauf und dran, für uns zu zahlen. Doch noch bevor er die Bedienung zu uns winken konnte, begann sein Handy nach Aufmerksamkeit zu heischen. "Entschuldige mich kurz", nickte er mir höflich zu, stand auf und stellte sich ein paar Schritte entfernt vom Tisch vor ein Fenster, das aber nahe genug war, um dass ich unfreiwillig seinen Worten lauschen konnte. Zudem zogen seine Beine einmal mehr meine Aufmerksamkeit auf sich und auch wenn ich gewollt hätte, mein Blick konnte sich nicht mehr von ihnen abwenden. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich es erlebt, dass ein Mann sich die Beine rasierte, und schon gar nicht hatte ich jemals solche perfekten, glatten Schienbeine gesehen, wie Peter sie besaß. Die anderen Sekretärinnen würden ihn sicher hassen für seine Anmut und wahrlich engelsgleiche Optik, wenn ich ihn ihnen nach der Pause vorstellte, überlegte ich. Aber genau deswegen wuchs ein wenig des Gefühls von tiefer Genugtuung in mir heran, das meinen linken Mundwinkel zucken ließ. Denn Peter war meine Sekretärin. Die wahrscheinlich hübscheste im ganzen Haus. Und dabei war sie männlich. Erst viel später fiel mir auf, wie pervers das Ganze eigentlich anmutete. Wie surrealistisch. Und wie es seine Wirkung auf mich entfaltete. Es dauerte nicht lange, bis Peter alle Register zog und mich völlig von sich einnahm. Mir alle Sinne raubte. Mein ganzes Weltbild auf den Kopf stellte. Und somit mein ganzes Leben. Aus Peters Gespräch konnte ich letzten Endes sehr deutlich vernehmen, dass er mit seiner Lebensgefährtin sprach. Schließlich nannte er sie nicht nur einmal 'Süße' und wem außer der Liebsten schickte man zum Abschied quietschende Küsse durch das Telefon? Das Messer, das sich durch meine Eingeweide wühlte. Peter war also vergeben. Genau wie ich. Ich nahm es zunächst als gegeben hin. Wollte mich gar nicht weiter darum kümmern, schließlich ging es mich nicht einmal etwas an und im Moment tangierte es mich tatsächlich eher peripher. Doch als Peter sich zurück zu mir an den Tisch gesellte und so offen über sich und seine intimsten Angelegenheiten plauderte, als wäre es das Normalste auf der Welt, begann mein inneres Feuer zum ersten Mal an diesem Tage wilde Flammen zu schlagen. Weiche Hände und Knie inklusive, wie ich sie zuletzt während des ersten Zusammentreffens mit Ika, meiner Ehefrau, erlebt hatte. "Sorry, aber das war Isabel, meine Freundin", entschuldigte sich Peter noch einmal und ich konnte genau sehen, dass er sich verdeckt vom Tisch den Rock straff zog. "Sie ist immer ein bisschen anhänglich und ich denke, es wird nicht ihr einziger Anruf heute bleiben." Er seufzte und schaute verträumt auf den Boden. "Sie vermisst mich eben." "Das kenne ich", bestätigte ich und wollte mich ebenfalls ein bisschen weiter öffnen, denn wenn Peter es konnte, dann durfte ich es erst recht. "Meine Frau jammert auch immer, wenn ich Überstunden schiebe. Aber was will man machen?" Nun schaute mich Peter aus seinen großen, wieder so tiefschwarz geschminkten Augen wie beim Vorstellungsgespräch an. "Du bist verheiratet?", hakte er interessiert nach, ich bestätigte das. "Ach Mensch, ich will Isabel ja auch heiraten, aber sie ziert sich noch. Wir kennen uns ja auch erst seit ein paar Monaten. Es ist ihr zu früh." "Bei uns hat es auch ein bisschen gedauert", bestätigte ich. "Ehe einer von uns überhaupt den ersten Schritt auf den anderen zugemacht hat..." Ich gluckste, als ich mich an damals erinnerte. Wir benahmen uns wie verliebte Teenager. Wie die Königskinder, die sich so lieb hatten, aber sich nicht haben konnten und sich lediglich aus sicherer Entfernung nacheinander verzehrten. Nun schaute Peter wieder zu Boden. Und zum ersten Mal war das Lächeln etwas aus seinem zarten Gesicht gewichen. Lediglich der Ansatz war noch zu sehen und genau das war es, was ihn plötzlich so wehmütig dreinblicken ließ. "Ich weiß schon, wieso Isabel noch warten will", meinte er leise und legte den Kopf schief, während er angespannt mit dem silbernen, schlichten Ring an seinem Finger spielte. "Sie traut mir nicht ganz. Schließlich ist sie meine erste Frau." Er hielt kurz inne, guckte mich mit Pokerface an. Wahrscheinlich tat ich es ihm gleich, denn ich verstand nicht wirklich, was er damit meinte. Seine erste Frau? Peter konnte nie und nimmer bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr Single gewesen sein. Single und Jungfrau. Das war etwas, das ich mir partout nicht vorstellen konnte. So einen wie Peter, so einen wünschte sich doch jede. Doch ich erfuhr, dass es anders war. So anders, dass mein Herz auf einmal tiefer in meiner Brust schlug. Härter. Und dass es mich mit einmal Male diesem außergewöhnlichen Mann noch einen ganzen Schritt näher brachte. Das Warum konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich einordnen, denn manche Gefühle musste man erst auf sich wirken lassen, um sie bewusst wahrzunehmen. Ich spürte nur, dass es mich komplett durcheinanderbrachte. "Bis vor...zwei Jahren habe ich immer nur mit Männern geschlafen", erklärte mir Peter mit ruhiger Stimme, doch es genügte, damit sich alles um mich herum zu drehen begann. "Ich habe immer gedacht, ich sei schwul, aber als dann Isabel kam, wusste ich, dass ich wohl eher bi bin." Wirklich. Ich konnte nicht mehr. Saß wie versteinert da, bewegte mich nicht mehr, und dabei wollte ich ihn am liebsten so viel fragen. So viele intime Geheimnisse entlocken, die ich nicht erfahren durfte, weil wir uns erst seit nicht mal einem Tag kannten und die absolut nichts in der Beziehung zwischen Geschäftsleuten zu suchen hatten. Wie ist es mit einem Mann? Wie fühlt es sich an? Und vor allen Dingen: Fühlst du dich noch immer zu Männern hingezogen? Wie fühlte es sich an, wenn man einen Mann begehrte? Ihn küsste? Ihn anfasste? Mit ihm schlief? Noch nie zuvor hatte ich mich dermaßen intensiv mit diesem mir bis dato so fremden und unwichtig erscheinend Thema auseinandergesetzt. Doch seit diesem Tag tat ich es. In jeder Stunde. In jeder Minute. Immer, wann ich Peter sah. Denn Peter hatte es für mich wesentlich gemacht. Mit allem, was er war. Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- "Könnt ihr mal kurz kommen? Ich habe euch jemanden vorzustellen." Man sah den Kollegen richtig an, wie sehr ich ihre Neugierde mit diesen Worten geweckt hatte. Deswegen dauerte es auch nicht lange, bis die ganze Mannschaft sich in meinem Büro versammelt hatte und auf das wartete, was nun folgen würde. Jetzt, wo ich ihre Blicke auf mir ruhen spürte, wuchs die Nervosität um wahrscheinlich das Doppelte ihrer ohnehin schon bestehenden Intensität an, denn besonders Simon traute ich es zu, dass er irgendeinen doofen Kommentar für Peter auf Lager hatte. Und nicht zuletzt auch für mich. Denn jeder hatte von meiner langwierigen Suche nach einer neuen Sekretärin mitbekommen und jeder war dementsprechend gespannt, auf wen meine Wahl schließlich gefallen war. Dass es ausgerechnet ein Mann war, den ich in das Firmenkostüm gesteckt hatte, konnte zunächst niemand für möglich halten. Auf den ersten Blick kam natürlich noch keiner auf dumme Gedanken, aber als ich ihn viel zu verschämt für einen Chef mit 'Peter' vorstellte und dazu Peters ziemlich tiefe Stimme erklang, klappten die Kinnladen reihenweise nach unten. Besonders die der anderen Sekretärinnen, wie ich es mir bereits gedacht hatte. Aber auch Simon, Olliver und Eric rangen um Beherrschung und hatten sichtlich Mühe, das gerade Gesehene einzuordnen. Da mir die ganze Szene ziemlich unangenehm war, obwohl ich selbst schuld an diesen Schwulitäten trug, schickte ich Peter zurück an seinen Arbeitsplatz und verscheuchte meine lieben Kollegen ebenfalls zurück zu ihren Tätigkeiten. Noch im Türrahmen verrenkten sich Olliver samt Sekretärin den Kopf nach dem blonden Engel, welcher da in meinem Büro Einzug gehalten hatte, bevor sie hochgradig verwirrt verschwanden. Nur Simon ließ sich wie erwartet nicht so leicht vertreiben. Sein Blick klebte an Peter, der allerdings nur noch Augen für seinen PC hatte und es dauerte nicht lang, bis er sich zu mir hinunterbeugte und mir ins Ohr raunte. "Macht dich so was heiß?" Augenblicklich spürte ich das Feuer in meinen Wangen lodern, denn diese Frage traf mitten ins Schwarze, wie ich mir später eingestehen musste. Ja, das machte mich heiß. Sehr heiß sogar. Das einzige, was ich tun konnte, war, den Kopf heftig zu schütteln. Und dann hieß es wieder, den Coolen und Beherrschten zu spielen. Umso mehr ich mich über Simons frechen Kommentar aufregte, umso mehr würde er sich bestätigt fühlen, wusste ich. Außerdem war mir klar, dass das einfach nur seine Art war und er wahrscheinlich gar nicht lange überlegt hatte, bis er diese Worte einfach aus seinem vorlauten Mundwerk purzeln ließ. "Ich dachte ja nur", meinte er und zuckte mit den Schultern, noch immer Peter zu keiner Sekunde aus den Augen lassend. "Wie kommt man denn sonst auf die Idee, einen Typen als Sekretärin einzustellen und ihn dann auch noch in Frauenklamotten zu stecken?" "Er hat sich versehentlich auf die Stelle beworben und war zufällig absolut perfekt", setzte ich zu einer rationalen Erklärung an, aber Simon schlug mir lediglich beherzt auf die Schulter. "Perfekt für was, fragt sich da", grinste er und legte den Kopf etwas schief. "Dann pass schön auf, dass deine Frau nichts davon mitbekommt. Und sag Peter, er solle nicht das ganze Büro zusammenschreien, wenn du ihn vögelst." "Simon!" Wie ein frecher Junge, den man beim Äpfel klauen erwischt hatte, rutschte er nun vom Tisch herunter und verzog sich breit grinsend in Richtung Tür, durch die er schließlich augenzwinkernd verschwand und ich endlich die Stille genießen konnte, die mich umfing. Lediglich Peters Tastatur klapperte leicht, da er sehr konzentriert an einem Dokument tippte, aber ich lauschte diesem Geräusch gern, lenkte es mich doch ein wenig von dem Gedankensturm ab, der gerade meinen Kopf flutete. Jeder würde denken, ich hätte mir Peter nur ausgesucht, weil ich ein notgeiler, verkappter Schwuler war, der sich aber seit seiner Ehe nicht mehr ausleben konnte und seine Triebe vollkommen verzweifelt auf Arbeit befriedigen musste. Niemand würde mich womöglich mehr ernst nehmen, nicht mal mehr die Kunden. Augenblicklich fand ich das alles nur unglaublich bescheuert. Wieso hatte ich nicht auf meinen Verstand gehört und den kleinen Teufel, der damals auf meiner Schulter saß und nach Peters Einstellung verlangte, labern gelassen? Ich wusste doch von Anfang an, dass mir diese Sache nur Schwierigkeiten einbringen würde. Mein Ansehen würde leiden, meine Kollegen hatten bereits ihren Respekt vor mir ich verloren und wahrscheinlich würden sie mich nie mehr als seriösen, nur auf das Geschäft bedachten Chef sehen. Aber das war noch nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass ich es nicht wirklich bereuen konnte. Denn ich wurde belohnt für meine Entscheidung. Und zwar immer dann, wenn ich einen Blick in das kleine Zimmer warf, das direkt an das meine angrenzte. Ich realisierte gar nicht, wie sehr ich zu starren begonnen hatte. Ich achtete nicht mal darauf, ob Peter von meinen unverschämten Blicken Notiz genommen hatte. Denn ich war mit einem Mal gefangen in einer komplett anderen, mir so fremden Welt. Erkundete sie Schritt für Schritt. Voller Genuss. Und voller Gier. Noch hatte Peter fast schon etwas züchtig die Beine übereinander geschlagen, aber das änderte sich sehr schnell. Im Nachhinein vermutete ich, dass er bemerkt hatte, wie geifernd meine Blicke förmlich unter seinen Rock krochen und mich deswegen richtig aufreizen wollte. Anders konnte es gar nicht sein. Denn er spielte so kokett mit mir und meinen Trieben, dass ich mit einem dumpfen Pochen im Unterleib zurückblieb und kaum mehr einen Weg aus dieser Welt fand, in die es mich aufgrund Peters Vorzüge verschlagen hatte. Langsam, so, als würde es rein zufällig geschehen, stellte er beide Beine nebeneinander und hielt dann inne. Der Saum seines Rockes war leicht verrutscht und bedeckte auf der einen Seite nur noch die Hälfte seines Oberschenkels und gewährte mir somit tiefe Einblicke. Es pochte. Schon jetzt. Und es sollte noch schlimmer werden. Nachdem der Zeiger der Uhr sich quälend langsam und geräuschintensiv seinen Weg gen Zwölf gebahnt hatte, zog Peter fast wie in Zeitlupe seinen rechten Fuß aus den hochhackigen Schuhen. Überschlug ebenso bedacht die Beine wieder übereinander. Bewegte seine Zehen ein bisschen. Doch die Provokation sprach sehr deutlich zu mir. Immer wieder schoss es mir durch den Kopf, dass dies die Beine und Füße eines Mannes waren; ich hielt mir vor Augen, dass man unter dem engen Bleistiftrock einen Penis vorfinden würde und erschauderte jedes Mal aufs Neue. Genau das war es doch, was es dermaßen reizvoll machte. Gepaart mit der Gewissheit, dass Peter auf Männer stand und sich wahrscheinlich schon von sehr vielen nehmen gelassen hatte, entstand ein Cocktail aus unsäglicher Gier und Verlangen in mir, der zwischen meinen Beinen zu brodeln begann. Stärker. Heftiger. Immer wieder bewegte Peter etwas seine Zehen. Rieb sie gegeneinander. Doch ich lag mental sowieso längst unter seinem Schreibtisch. Stellte mir vor, wie ich seine wunderschönen Füße erkundete. Mit den Händen über den Rist strich. Die Fingerspitzen schließlich über die Sohlen gleiten ließ. Und sie küsste. Seine Zehen nacheinander in meinen Mund sog. Sie mit der Zunge liebkoste. Von der leichten Schweißschicht kostete, mit der sie überzogen waren. Ich verlor mich in dieser Fantasie. Komplett. Hatte wegen ihr Probleme auf der Heimfahrt. Fuhr zwei Mal beinahe in den Graben, denn meine Hände waren weich wie Butter geworden und ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und endlich die Befriedigung zu finden, nach der ich mich bereits seit Stunden so sehr sehnte. "Das Essen ist gleich fertig", kündigte Ika nach der üblichen Begrüßung mit Kuss an und zog sich zurück in die Küche, um konzentriert und leise summend in den Töpfen zu rühren. Eintopf gab es, mein Lieblingsgericht. Aber im Moment hatte ich keinen Appetit. Jedenfalls nicht solchen. Ich hatte Hunger, ja. Aber Hunger nach Sex. Unsäglichen Hunger nach Sex. Ich war einfach nicht mehr ich selbst. Fühlte mich gefangen in diesem drückenden, mich komplett von sich einnehmenden Gefühl. Verfluchte den Verursacher aber kein einziges Mal. Denn es lag ganz allein an mir, dass ich mich von ihm dermaßen hinreißen gelassen hatte. Dass ich nicht professionell genug war, um seinen Reizen zu widerstehen. Dass ich ihm bereits am ersten Tag komplett verfallen war und ihm am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte, nicht wissend, ob er sich überhaupt darauf eingelassen hätte. Vielleicht machte es ihm nur Spaß, einen prüden Bürohengst ein wenig einzuheizen und ihm etwas zum Geifern zu bieten. Ob er es tat, weil es ihm selbst einen Kick gab, wusste ich natürlich nicht. Doch ich hoffte es. Zumindest in meiner Fantasie wollte Peter mich ebenso dringend wie ich ihn. Und deswegen war es heute auch nicht Ika, die ich noch während sie am Herd stand und kochte, verführte. Ich schämte mich sehr für diese Tatsache, aber irgendwann schaltete ich mein Hirn ab und ließ mich von meinen Trieben leiten ohne jegliches Schamgefühl, welches meine Lust bremste. ***** "Wow, das war ja mal stürmisch", meinte meine Frau nach vollbrachtem Werk mit einem zufriedenen Lächeln, welches ihr hübsches Gesicht zierte; nach einem Orgasmus war sie gleich noch dreimal so schön wie ohnehin schon. "Du könntest gern öfter so impulsiv sein. Das gefällt mir." Ich antwortete nicht, denn ich kannte ja den Grund für meine penetrante, ausufernde Gier nur zu genau und dieser würde mich auch in Zukunft des Öfteren quälen, mutmaßte ich. Und noch war ja alles gut. Ika profitierte von meiner Lust, die sie viel zu selten erfuhr, da ich an den meisten Tagen gestresst und müde von der Arbeit kam und nur noch in mein Bett wollte - allein. Und ich hatte ja auch noch nichts Verbotenes getan. Betrug fing meines Erachtens erst bei Küssen an und die Gedanken waren bekanntlich frei. Doch ich wusste, dass sie mich irgendwann in die Bredouille bringen würden, wenn ich ihnen ewig freien Lauf ließ. Schließlich war ich auch nur ein Mann und wenn ich mich nicht bald zügelte, würde der kleine Teufel auf meiner Schulter mich zu Dingen hinreißen, die ich bitter bereuen würde. Das war mir bewusst. Doch ich war schon längst nicht mehr Herr über das, was sich in meinem Kopf abspielte. Immer wieder spielte sich ein und derselbe Film in meinen Hirnwindungen ab. Und immer, wenn ich Peter sah, dann war ich ganz kurz davor, mich in diese neue, unbekannte Welt fallen zu lassen. Mich einfach von der Klippe zu stürzen. Mich verzweifelt dem hinzugeben, was ich so herbeisehnte. Doch ich hielt mich tapfer zurück. Meiner Ika zuliebe. Denn im Grunde war sie die Frau meines Lebens, die ich für nichts auf der ganzen Welt aufgegeben hätte. Ich liebte und verehrte sie und wahrscheinlich würde ich es auch immer tun. Auf eine ganz andere Weise, als ich Peter verehrte. So wenig wie man diese beiden Menschen miteinander vergleichen konnte, so wenig ähnelten sich die Gefühle, die ich für sie hegte. Deswegen konnten sie auch so gut nebeneinander existieren, ohne sich auszustechen. Aber niemand würde es verstehen, das wusste ich. Deswegen fühlte ich mich auch jedes Mal schlecht, wenn ich Peter so unverhohlen anstarrte und an ihn dachte, während ich mit Ika schlief. Ich wollte es nicht, und doch wollte ich es. Umso mehr ich es nicht wollte, umso mehr wollte ich es. Und irgendwann fand ich mich ganz nahe am Rand der Klippe wieder. Aber das Schlimme war: Peter ging es offenbar nicht anders. Kapitel 3: 3. Kapitel --------------------- "Warten Sie, ich stelle Sie durch", vernahm ich Peter, der offenbar gerade mit einem Kunden sprach, den Hörer des Telefons zwischen Kopf und Schulter geklemmt und derweil geschäftig weiter tippend. Kurze Zeit später machte sich mein Telefon bemerkbar. "Das ist Rosenquist. Er hat wahrscheinlich einen neuen Auftrag", bereitete mich Peter auf den Anruf vor, während ich gespannt den Hörer abnahm. "Guten Tag, Mister Rosenquist", begrüßte ich einen unseren besten Kunden mit einem Lächeln auf den Lippen. "Was gibt's denn?" Was folgte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Natürlich war Mister Rosenquist bereits bekannt für seine exquisiten Wünsche und Vorstellungen, aber das übertraf alles. "Ich bin seit Kurzem Teilhaber eines Sadomasoclubs", wurde mir trocken erklärt. "In ein paar Monaten soll eine Eröffnungsfeier stattfinden. Und deswegen wollte ich Sie bitten, dass Sie ein ansprechendes Plakat entwerfen, um potenzielle Kunden anzuwerben. Bekommen Sie das hin?" Ich war noch immer nicht komplett aus meiner Starre erwacht. Saß wahrscheinlich so lange unbeweglich da, dass selbst Peter schon ganz besorgt zu mir hinüberschaute, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war. Nein, es war nicht alles in Ordnung. Im Grunde war überhaupt nichts in Ordnung. Ich sollte immerhin eine Werbung für einen SM-Club entwerfen, obwohl ich von dieser sexuellen Spielart überhaupt keine Ahnung hatte und sie mich bis jetzt überhaupt nicht interessiert hatte. Und nun sollte ich mich mit auseinandersetzen. Natürlich hätte ich den Auftrag auch ablehnen können, aber wenn wir Mister Rosenquist als Kunden verloren, würde die gesamte Firma unter den Einbußen leiden und letztendlich käme es auch nicht gerade unserem Ruf zugute, wenn wir nur Werbung entwarfen, die uns thematisch persönlich ansprach. Das war unprofessionell und einen weiteren Grund, um Mister Rosenquist zu vertrösten, gab es nicht. Ich musste wohl oder übel annehmen und klagte nach dem Gesprächsende Peter mein Leid. "Eine SM-Werbung", fluchte ich vor mich hin und hob ratlos die Hände, während ich Peter einen ebensolchen Blick zuwarf. Der andere aber blieb ganz ruhig und stützte sich stumm auf meinem Schreibtisch ab. "Wenn ich jemanden kennen würde, der von der Materie Ahnung hat, aber ich glaube nicht, dass Olli, Simon oder Eric jemals mit so etwas Erfahrung gemacht haben." "Simon traue ich alles zu", wiegte da Peter den Kopf und zog eine Schnute. "Ich habe gehört, er soll Olli sogar schon mal auf der Bürotoilette gevögelt haben." Dazu lachte er ganz dreckig vor sich hin, nur ich guckte wahrscheinlich wie das Schwein ins Uhrwerk, denn weder war mir bewusst, dass Simon und Olli etwas miteinander hatten noch dass die beiden homosexuellen Neigungen frönten. Es ging mich natürlich nichts an, was und mit wem es meine Untergebenen im Bett taten, aber Schweinereien auf Arbeit verbat ich mir dringlichst. Hätte ich die beiden selbst in einer verräterischen Situation erwischt, hätte ich sie sicher zur Rede gestellt, aber wer wusste schon, ob Peter wirklich Recht hatte? Gerüchte machten in jedem Betrieb schnell die Runde und letztendlich war an den Vermutungen nichts dran. Aber wie dem auch sei. Wir waren ein seriöses Unternehmen und kein heimlicher Puff. Ist ja schön, dass die Mitarbeiter sich gegenseitig etwas motivierten, aber solche Spielchen gehörten in das Schlafzimmer und nicht ins Büro. So die Theorie. Die Praxis sah natürlich ganz anders aus. Wenn nicht bei Olli und Simon, dann bei mir... "Kennst du nicht jemanden, der uns ein paar Informationen bezüglich des Themas liefern könnte?", kehrte ich wieder zum Ausgangspunkt zurück und schaute Peter hoffnungsvoll an. Der aber zuckte nur mit den Schultern und presste die Lippen aufeinander. "Es ist ja nicht so, dass mich das Thema nicht interessieren würde", begann er schließlich und ich spitzte unverzüglich meine Ohren. "Aber leider hatte ich noch einen Partner, der mit mir diesbezüglich Erfahrungen sammeln wollte." Schnell die Ohren wieder zu. Das war mir zu intim. Und es passte nicht wirklich in das Bild, welches ich von Peter hatte. Er wirkte stets so lieblich und rein, wenn auch mit einem Schuss verdorbener Erotik, aber Sex mit Schlägen passte nun wirklich nicht zu ihm. Ich konnte mir vorstellen, dass sich bisher niemand gefunden hatte, der Peter schlagen wollte, denn ich hätte es mit Sicherheit auch nicht fertig gebracht, diesem zarten Wesen Schmerzen zuzufügen. Auch wenn es genau dies verlangt hätte. So meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt. Wie man bereits wusste, hielt die Realität allerdings diverse Überraschungen für mich parat... ***** Wider meine anfänglichen Erwartungen lag bereits wenige Tage später ein erster Entwurf für die Werbung vor. Natürlich noch nichts Ganzes, aber immerhin ein Anfang, der sich meiner Meinung nach sehen lassen konnte. Und ich fand, dass ich so weit war, um mein Werk einer anderen Person zu zeigen. Eigentlich hasste ich so etwas und war sogar ein wenig abergläubisch diesbezüglich, aber da ich mich noch immer etwas hilflos bei dieser Aufgabe fühlte, entschied ich mich, Peter das zu zeigen, was ich geschaffen hatte. Ich vertraute schließlich auf seinen guten Geschmack und sein Interesse an der Thematik hatte er mehr als deutlich durchschimmern lassen. Also winkte ich meine Sekretärin heran, welche wenig später neben meinem Stuhl stand und gebannt auf den Bildschirm blickte. Für meine Begriffe hatte Peter sich mir ein bisschen zu sehr genähert; meine Intimzone wuchs in seiner Gegenwart von Tag zu Tag und wenn er dann auch noch in so einer nach vorn gebeugten Pose verharrte, die Beine leicht angewinkelt, was seinen Hintern wunderbar betonte, spürte ich bereits wieder, wie die Pferde mit mir durchgingen und ich nur noch Augen für seinen Körper hatte. Ich merkte regelrecht, wie sich die Gitterstäbe des ausbruchsicheren Käfigs um mich schlossen und ich mich verzweifelt dagegen auflehnte. Und wenn Peter dann auch noch eben dieses Aftershave trug, nach dem er auch heute duftete, war es vollkommen vorbei. Und in letzter Zeit trug er es jeden Tag. Manchmal redete ich mir ein, er tat es, weil er gemerkt hatte, wie ich darauf reagierte. Aber das war unmöglich. Nicht einmal hatte ich eine zweideutige Anspielung ihm gegenüber gewagt, lediglich meine Augen krochen das ein oder andere Mal vorwitzig unter seinen Rock, während mein Hirn sich ausmalte, was man wohl darunter vorfand. Wahrscheinlich ein knappes Höschen oder gar einen String. Ich leckte mir bei dem Gedanken daran wahrlich die Lippen, allerdings lediglich mental. So groß war meine Beherrschung noch. Aber wer wusste schon, wie lange dieser Zustand währen würde? "Und, wie findest du es?" Noch rieb sich Peter nachdenklich das Kinn, was ich als gutes Zeichen wertete. Vernichtende Kritik hätte er wahrscheinlich schon beim ersten Blick geäußert. Obwohl ich sein Chef war, hatte ich ihm eingebläut, dass er ruhig ehrlich sein konnte, wenn etwas vollkommen daneben war und mir auch Bescheid zu sagen, falls meine Krawatte nicht richtig saß oder mir ein Krümel im Gesicht hing. Aber im Grunde erlaubte ich Peter fast alles. Er besaß Narrenfreiheit und durfte auch mal einen derberen Witz machen, ohne, dass es Konsequenzen mit sich zog. Für so manchen Spruch hätte ich Simon wahrscheinlich längst mit der Kündigung gedroht, aber bei ihm machte es mich ja auch bei weitem nicht so an. Umso frecher Peter wurde, umso besser gefiel er mir schließlich. Und er sich wahrscheinlich auch. "Nun...ich finde die Farbwahl schon mal okay", begann er mit seinen Ausführungen. "Schwarz und Rot gehen immer, etwas anderes würde sicher auch nicht passen. Wäre es pink, wäre es auf den ersten Blick Werbung für einen Gayclub." Ich hörte bereits an seiner Stimme, dass er leicht schmunzelte. Sehen konnte ich es nicht, denn direkt vor meiner Nase thronte stolz sein Arsch und schrie danach, angegrabscht zu werden. Doch noch immer übte ich mich in Beherrschung, schließlich konnte so etwas sehr schnell als sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ausgelegt werden, auch wenn ich Peter solch eine prüde Deutung des Ganzen keineswegs zutraute. "Für einen Gayclub?", hakte ich nun nach und schnaubte etwas amüsiert. "Sieht das wirklich so schwul aus?" "Das liegt alles im Auge des Betrachters", entgegnete Peter. "Ist dieser...Mister Rosenquist eigentlich an Männern interessiert? Weißt du das zufällig?" "Keine Ahnung", erwiderte ich lediglich schulterzuckend. "Ich habe ihn jedenfalls noch nicht danach gefragt." Plötzlich schaute Peter über seine Schulter und mir direkt in die Augen. Ich konnte schwören, dass seine ein vielsagendes Funkeln aufwiesen. "Nicht sexy genug, damit man ihn abchecken müsste, mh?" Genau das meinte ich mit den derben Sprüchen. Und ich liebte sie einfach. Weil sich dann in meinem Hirn automatisch eine alternative Antwort bildete, die ich allerdings nie im Leben laut ausgesprochen hätte. Dir kann niemand das Wasser reichen, Mäuschen. Du bist die attraktivste Frau, und das, obwohl du in Wahrheit ein Mann bist. Am liebsten würde ich in deinen knackigen Hintern beißen, heißes Luder. Anstelle aber sagte ich oftmals etwas ziemlich Dummes, das aus meinem Mund purzelte, weil ich nicht mehr zum richtigen Nachdenken fähig war. "Männer sind mir vollkommen egal. Und ich bin nicht ihre Zielgruppe." Und Peter erwiderte dann oft etwas, das mich schlucken und wie angeklebt auf meinem Stuhl sitzen ließ. "Weißt du doch gar nicht. Ich wette, dass da draußen irgendwo ein Mann ist, der sich alle zehn Finger nach dir leckt." Ja, und zwar du. Pass nur auf, wenn ich dir zur Abwechslung mal deine zehn Finger lecke. Und in dem Zuge auch gleich noch etwas ganz anderes... Mittlerweile hegte ich solche detaillierten Fantasien, dass es mir überhaupt nicht mehr merkwürdig vorkam, wenn ich mir ausmalte, wie ich Peter mit dem Mund befriedigte. Schließlich wollte ich nichts lieber, als ihn einmal vor Genuss stöhnen zu hören. Vor Genuss, weil ich es ihm so geil machte. Schließlich aber wich der böse Geist aus unserer beiden Köpfe und ließ uns wieder mental zur Arbeit zurückkehren. Zumindest vorläufig. "Die Schrift ist auch gut, finde ich. Nur das Logo müsstest du vielleicht ein bisschen größer machen, damit es besser zur Geltung kommt", riet mir Peter und ich legte im selben Zug meine Hand auf die Maus, um die Grafik anzuklicken. "Wie groß? So?" "Nein. Eher so, wie..." Peter sah sich im Raum um. Bis sein Blick schließlich an meiner Stiftebox hängen blieb. "So groß", meinte er und deutete mit dem Finger darauf. "Na und wie groß ist das?" "Keine Ahnung. Vielleicht fünfzehn Zentimeter." Ein Schlingel, wer bereits die ganze Zeit zweideutig mitdachte. "Warte, ich messe das mal schnell aus", tat ich meine Idee kund und kramte auch schon in einem meiner zahlreichen Schubfächer, bis ich das gesuchte Objekt schließlich hervorzauberte: ein Holzlineal von dreißig Zentimeter Länge und einer geschätzten Dicke von vielleicht fünf Zentimetern. Ich mochte das Teil, auch wenn es oft ziemlich unhandlich und schwer war, aber andererseits war es genau deswegen so stabil und begleitete mich bereits seit vielen Jahren. "Gib mal die Box", wies ich Peter an, welcher aber nicht reagierte, sondern wie versteinert auf das Lineal schaute und immer größere Augen bekam, fast schon wie ein Kind, welches gerade zum festlich geschmückten Weihnachtsbaum geführt wurde. Aber im Gegensatz zu einem solchen Kind, das wahrscheinlich im nächsten Moment über das ganze Gesicht zu strahlen begonnen hätte, blieb Peters Miene wie versteinert. "Was ist denn los?", fragte ich verwirrt nach und endlich erwachte Peter aus seiner wahrscheinlich sehr intensiven Träumerei und schüttelte hastig den Kopf. "Sorry, ich...hab nen kleinen Durchhänger", entschuldigte er sich nervös lächelnd und reichte mir nun den gewünschten Gegenstand. "Wird Zeit, dass Feierabend ist." "Na, ein bisschen müssen wir noch", warf ich ein. "Es ist noch nicht mal -" "Warte, ich muss mal schnell weg", fiel Peter mir plötzlich ins Wort und rannte förmlich um meinen Schreibtisch in Richtung Tür. Doch er hatte es nicht geschafft, sein Malheur vor mir verborgen zu halten. Ich hatte längst gesehen, was ich schon längst einmal sehen wollte, schon seit den ersten Tagen. Irgendetwas hatte Peter mächtig erregt. So sehr, dass sich eine deutliche Beule unter seinem engen Rock abzeichnete. Ich wusste nicht, was der Anlass dessen war, aber ich wusste, dass er nun auf der Toilette seinen Trieben nachgab und masturbierte. Und diese Gewissheit raubte mir fast vollständig den Verstand. Sie glaubten gar nicht, wie sehr ich dem Drang widerstehen musste, nicht einfach hinterherzugehen und an der Tür zu lauschen. Noch mehr aber musste ich in eben diesem Augenblick mit meiner Hand kämpfen, die sich immer wieder zu meinem ebenfalls leicht harten Fleisch schlich und durch die Hose kräftig zupackte. Alles nur wegen ihm. Wegen allem, was er war. Meine Welt stand Kopf. Und nichts und niemand konnte sie wieder geraderücken. So lange er in meiner Nähe war, musste ich weiter kämpfen. Mit mir. Gegen mich. Denn nur ein einziger Moment der Schwäche hätte schwerwiegende Folgen mit sich gebracht. Aber selbst der stärkste Damm brach irgendwann ein. Und ich wusste, dass ich ihm nicht für immer widerstehen konnte. Denn ich wollte ihn. Schrie nach ihm. Verlangte nach ihm. Und fickte ihn. Kapitel 4: 4. Kapitel --------------------- Er trug Netzstrümpfe mit Strapsen. Nicht nur heute, sondern bereits seit einigen Tagen. Ich hatte es genau gesehen. Denn er demonstrierte es ständig. Ließ es natürlich wie rein zufällig wirken. Doch immer, wenn seine Finger leicht über den Saum seines Rocken glitten und ihn im Sitzen ein wenig nach oben schoben, während er die Beine übereinanderschlug, dann wusste ich, dass er meinen Blick auf sich spüren wollte. Und bei Weitem nicht nur diesen. Ausgerechnet an so einem Tag, der mit Überstunden ausklang (natürlich war auch Peter länger geblieben und leistete mir ein bisschen nette Gesellschaft) hatte sich Ika entschlossen, mir per Handy zu übermitteln, dass sie mich abholen und danach noch etwas Essen gehen wollte. Natürlich konnte ich ihr Angebot nicht abschlagen, denn welchen vernünftigen Grund sollte ich vorbringen, dass aus einer Verabredung nichts wurde? Außerdem dachte ich in diesem Moment auch noch gar nicht an die möglichen Konsequenzen. Erst, als sie in der Tür stand und Peter zum ersten Mal erblickte, wünschte ich, im Erdboden zu versinken und an einer ganz anderen Stelle auf der Welt wieder aufzutauchen. Am besten auf einem anderen Kontinent. Peter bekam natürlich von meiner Pein nicht das Geringste mit. Als er von Ikas Anwesenheit Notiz nahm, näherte er sich ihr zielgerichtet, um sich gebührend vorzustellen. Man kann sich wahrscheinlich ausmalen, was für ein Gesicht die arme, unvorbereitete Frau nun machte. Und wie ich gedanklich den Kopf auf die Tastatur sinken ließ, um wenigstens so gut wie unsichtbar zu werden. Aber es half nicht viel. Noch während des gemeinsamen Abendessens schlachtete Ika das Geschehen haarklein aus. Und ich geriet immer weiter in den Sumpf aus Erklärungsnot. "Du hast mir ja noch gar nichts von...deiner neuen Sekretärin erzählt." Sie hielt kurz inne, um das Filetstück konzentriert in der Soße zu wälzen. "Soll ich überhaupt Sekretärin sagen?" "Das ist Peter egal", erklärte ich notdürftig und mit erneut hochrotem Kopf. "Peter meint, er identifiziere sich nicht." Ika verstand das selbstverständlich nicht, was ich an ihrem ungläubigen Kopfschütteln festmachte. Aber es war ihr keineswegs zu verübeln. Selbst ich fragte mich in stillen Stunden noch, wie es sein konnte, dass man sich weder wirklich als Mann oder als Frau fühlte. Was war man denn dann? Egal. Mir blieb lediglich sporadisch Zeit für irgendwelche Mutmaßungen. Ika war schließlich noch nicht fertig mit ihrem Verhör, das zunächst noch ziemlich ruhig vonstattenging. "Und...wie kommt es überhaupt, dass du dir eine...Transe hältst?" Trotz des großen Schamgefühls erinnerte ich mich nun an Simons kecke Frage zu Anfang. "Macht dich so was heiß?" Im Prinzip kam es auf dasselbe raus. Ich konnte mir bereits denken, was Ika durch den Kopf ging. Und an vernünftigen Argumenten, dir für Peters Anstellung sprachen, mangelte es mir allmählich. Natürlich, er machte seine Arbeit hervorragend, aber wahrscheinlich wäre auch eines der Mädchen, die ich mir angesehen hatte, ihm ebenbürtig gewesen. Ich wusste das. Aber ich musste ja auf dieses verdammte, schon längst nicht mehr zu kontrollierende Körperteil hören. Nun hatte ich den Salat. "Peter ist eben perfekt für den Job", setzte ich zu einer Erklärung an und überlegte krampfhaft, was er konnte, was mir eine Frau hätte nicht geben können. Nur leider artete es in einer Art Schwärmerei aus, weil ich so unruhig war. Das hätte nie passieren dürfen. "Peter ist intelligent, er bringt frischen Wind in die Firma und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Manchmal glaube ich, wir pflegen eine Art telepathischen Verhältnisses." Ika schnaubte. Ich presste schuldbewusst die Lippen aufeinander. Der Appetit war mir nun endgültig vergangen. "Aber Martin!", zischte Ika nun, lehnte sich ein Stück vor und ich ahnte bereits, dass sie nun etwas direkter wurde. "Wieso hast du den in diese...Klamotten gesteckt? Ich glaube nicht, dass er am ersten Tag zu dir kam, die anderen Sekretärinnen gesehen hat und meinte: 'Oh, darf ich das auch tragen, das sieht toll aus!'." "Wieso nicht?", versuchte ich mich mit einer Notlüge zu retten. "Peter ist eben so..." Dabei war nur ich allein es, der veranlasst hatte, dass meine männliche Sekretärin tagein, tagaus Damenkleidung trug. Rational war es ohnehin nicht zu erklären. Verdammt, ich hatte es von Anfang an gewollt, weil er mir bereits in der ersten Minute unseres Kennenlernens ein merkwürdig kribbelndes Gefühl in der Magengegend beschert hatte. Ich wollte es, weil es mich heiß machte. Und nur deswegen. Ika schwieg jedoch noch immer nicht. Heute glaube ich, dass sie bereits Lunte witterte. "Du...der sieht in dem Dress aber aus wie...aus einem billigen Porno!", warf sie mir impulsiv an den Kopf und ich zuckte wahrscheinlich sogar sichtlich zusammen. "Man kennt doch diese Filmchen, wo am Anfang ein Vorstellungsgespräch stattfindet, Bewerber und Chef aber schnell übereinander herfallen. Wirklich...ich will ja nicht gemein sein, aber ich finde, der sieht aus wie eine russische Nutte." "Na jetzt gehst du aber zu weit!" Es war ja nicht nur so, dass ich auf Peter nichts, aber auch gar nichts kommen lassen wollte; ich fühlte mich auch in meinem Geschmack kritisiert. Schließlich gefiel mir jeden Tag aufs Neue, was ich sah, wenn ich meinen Blick zu Peters Schreibtisch wandern ließ und ich wollte mir nicht anmaßen, auf einen schlampigen Typ zu stehen! Außerdem verfügte Peter zwar über eine ausgeprägte, hocherotische Ausstrahlung, allerdings war er nicht einmal billig dabei. Er besaß eine große Portion Würde, selbst wenn er mir eine heiße Show bot; wäre er mit einem Pornodarsteller gleichzusetzen, hätte er wahrscheinlich längst einen direkten Vorstoß gewagt und mich ohne Gnade verführt. Falls er das überhaupt anstrebte. Schließlich wusste ich noch immer nicht, was hinter seinen Spielchen steckte. Interesse oder aber blanker Hohn, weil ich wegen ihm das ein oder andere Mal beinahe komplett die Beherrschung verloren hatte. Den ganzen restlichen Abend war die Stimmung zwischen uns angespannt. Jeder verbrachte seine Freizeit für sich; ich auf der Couch mit irgendeinem Fernsehspielfilm, auf den ich mich ohnehin nicht konzentrieren konnte und Ika am Computer. An irgendwelche kleinen Zärtlichkeiten oder gar Sex war nicht im Entferntesten zu denken. Und es setzte mir zu, zu wissen, dass ich heute wohl zur Abwechslung masturbieren musste, denn Druck musste ich seit ich Peter kannte täglich ablassen. Natürlich sorgte er mit immer neuen optischen Überraschungen dafür, dass mir die Fantasien niemals langweilig wurden. Diese Strümpfe mit Strapsen waren mein derzeitiger Grund, auf ihn abzuspritzen. Und immer präsent auch die Vorstellung, was er wohl unter dem Rock trug. Am liebsten hätte ich schon morgen meine Hände seine Oberschenkel empor gleiten lassen, um das zu erkunden, was mich so reizte. Doch das ging nicht. Es würde niemals gehen. Aber umso eindringlicher es mir ausredete, umso schärfer machte es mich. Sogar so scharf, dass eines Tages der Augenblick kam, in dem ich mich beinahe gehen ließ. Denn mir wurde ziemlich authentisch vermittelt, dass ich nicht der Einzige war, der sich am liebsten zu einem heißen Fick hinreißen gelassen hätte. ***** Erst vor ein paar Tagen flatterte die Mail unserer französischen Geschäftspartner ins Haus. Sie verlangten umgehend nach einer Verhandlung über die neuen Konditionen und da man so etwas am besten von Angesicht zu Angesicht klärte, gab ich ihnen kurzerhand mein Okay und packte noch am selben Abend meinen Koffer. Aber nicht nur ich. Peter sollte natürlich mitkommen, schließlich war er meine Sekretärin und hatte alles schriftlich festzuhalten, was abgesprochen wurde. Wir hatten uns darauf geeinigt, einen Flieger zu nehmen, mit dem wir gegen Abend in Paris ankommen würden und so noch ein bisschen freie Zeit hatten. Zum einen, um die Stadt ein wenig zu erkunden und zum anderen, um sich einfach nur zu entspannen. Peter freute sich sichtlich auf diese Reise; seine Augen besaßen bereits Tage vorher ein gespanntes Funkeln und er sprach auch über kaum ein anderes Thema so häufig wie über dieses. Kurz gesagt: Er brannte regelrecht auf Frankreich. Und ich sollte schon bald erfahren, was der genaue Grund dafür war. Ich hatte angeboten, ihn zu Hause abzuholen, damit wir gemeinsam zum Flughafen fahren konnten. Nun wartete ich bereits eine geschlagene Viertelstunde auf ihn und versuchte verzweifelt, ihn auf dem Handy zu erreichen und ihn auf den baldigen Abflug unseres Fliegers hinweisen. Doch vergebens. Ich sah mich bereits allein nach Frankreich reisen, aber dann sprang plötzlich die Haustür auf und eine sehr auffällig gestylte Person hastete mit einem dicken Grinsen im Gesicht auf meinen Wagen zu. "Da bin ich", keuchte Peter atemlos, nachdem er die Autotür aufgerissen hatte und sich förmlich neben mich schmiss. Ich allerdings war aufgrund dieser komplett veränderten, ungewohnten Optik Peters total von der Rolle. Schließlich kannte ich ihn lediglich in dem Sekretärinnenkostüm, das er mit einem eher schlichten Make Up und zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren kombinierte; doch heute schien er ein komplett anderer Mensch zu sein. Natürlich wusste ich, dass er auf härtere Rockmusik stand, aber nie hätte ich geglaubt, dass er sich dermaßen zu ihr hingezogen fühl, um dass er sich sogar ebenso kleidete und zurechtmachte wie seine Helden. Seine blonden Haare trug er heute offen und ein paar Strähnen standen stachelig in alle Richtungen ab, während er einen dunkelroten Lippenstift aufgetragen hatte und ein nicht gerade sehr dezentes Augenmakeup. Das Ganze hatte er ergänzt mit einem ärmellosen, schwarzen Top mit pinkfarbener Aufschrift und - einem kurzen Rock, unter dem eine Netzstrumpfhose prangte, die in weißen Cowboystiefeln verschwand. "Sorry, es hat ein bisschen länger gedauert", entschuldigte Peter sich nun für seine Verspätung und erweckte mich somit endlich aus meinen einnehmenden Gedanken. "Aber ich wollte mich einfach noch ein bisschen schön machen. Ich hoffe, es gefällt dir auch." Unvermittelt starrte ich ihn an. "Klar", gab ich zu, als käme gar keine andere Meinung infrage. "Aber ich wusste gar nicht, dass du dich...immer so feminin kleidest." Während Peter antwortete, machte ich meine Mötley-Crüe-Platte an, was der andere sofort mit einem erkennenden Lächeln kommentierte. "Ich fühle mich pudelwohl in Frauenklamotten", erklärte mir Peter mit einer Inbrunst der Überzeugung. "Und um ehrlich zu sein, macht es mich auch immer ein bisschen an, wenn ich in einem Rock rumlaufe. Ich finde mich selbst sehr sexy damit." Oh, das passt ja, denn ich finde dich ebenfalls sehr sexy. Das Firmenkostüm kann zwar nichts toppen, aber so einen kleinen, heißen Rockstar hätte ich ebenfalls nicht von der Bettkante geschubst. Immer wieder fand ich mich beim unverhohlenen Starren wieder. Selbst als wir im Flugzeug über Kopfhörer Musik hörten und uns eher spärlich unterhielten, sprach nichts eine eindeutigere Sprache als meine Blicke. Ob Peter sie bemerkte? Mit Sicherheit. Aber er tat stets so, als würde er sich in tiefster Entspannung wiegen und schloss sogar das ein oder andere Mal für eine längere Zeit die Augen, woraufhin ich ihn noch eindringlicher zu mustern wagte. Du hast es genossen, kleines Luder. Du hast dich in jeder Sekunde so verdammt begehrt gefühlt, so heiß und sexy, wie du wirklich warst. Hast du an mich gedacht, wenn du deine Lider senktest? Stelltest du dir vor, wie ich dich hart von hinten nahm? Ich zumindest stellte es mir vor. Und ich verlor mich völlig in diesen geilen Fantasien. Ich hatte mir vorgenommen, in dem Hotel zu übernachten, in welchem meine Firma bereits so etwas wie ein Stammgast war. Durchweg hatte ich mit ihm gute Erfahrungen gemacht und außerdem besaß es eine schöne, zentrale Lage, von wo aus einem alle Wege offen standen. Wie geplant standen wir gegen Abend mit unseren Koffern an der Rezeption. Die junge Frau erkannte mich sofort, was ich mit einem dezenten Lächeln erwiderte. "Wie immer?", fragte sie, während sie noch etwas in ihren Computer eingab. "Zwei Einzelzimmer?" Der Fall war für mich klar, deswegen nickte ich bereits, aber Peter stellte sich plötzlich dichter neben mich und raunte mir etwas in das Ohr. "Was hat sie gesagt?", wollte er wissen. "Ich habe es akustisch nicht verstanden." "Es geht nur um die Zimmer", erwiderte ich trocken. "Ich habe zwei Einzelzimmer gebucht." "Also...", kam es auf einmal ziemlich unsicher klingend von Peter. "Ich hätte auch ganz und gar nichts dagegen einzuwenden, mir mit dir ein Zimmer zu teilen. Also, vorausgesetzt, es ist auch für dich okay." Überrascht sah ich ihn an. Suchte nach einer Spur Ironie in seinem Gesicht, fand aber keine. Deswegen musste ich annehmen, dass er sein Angebot ernst meinte. Und das war dazu noch eines, das ich einfach nicht abschlagen konnte. Du hattest die Tür meines Käfigs fast geschlossen. Ich sah, wie du mit funkelnden Augen den Schlüssel in der Hand hieltst. Du wolltest mir nahe sein. Du erwidertest alles, was ich empfand. Aber dein Spiel begann erst jetzt. Du warfst die Würfel, und das nicht nur einmal... Kapitel 5: 5. Kapitel --------------------- Schnell waren alle Sachen im Zimmer verstaut und wir konnten uns endlich dem wohlverdienten Feierabenddrink widmen. Dass ich Peter einlud, war Ehrensache, auch wenn er es zunächst vehement ablehnte. Doch ich erinnerte ihn daran, dass ich der Chef war und er sich meinen Anweisungen zu fügen hatte. Das hielt ihn zum Stillschweigen an und irgendwie bekam ich sogar das Gefühl nicht los, als ob ihm dieses deutliche Klarmachen des Machtverhältnisses zwischen uns sehr gefiel. Das Hotelrestaurant konnte wahrlich nichts übertreffen. Es besaß einen urig-gemütlichen Touch mit einem modernen Einschlag und bot das passende Maß an Privatsphäre für jeden Gast. Peter und ich zogen uns an einen Tisch direkt am Fenster zurück, der einen wunderbaren Blick auf die Pariser Skyline darbot. Nicht nur ich bewunderte fasziniert die vielen Lichter und wünschte mir, in Stockholm würde auch ab und an dermaßen der Bär steppen. "Wenn man bei uns weggehen will, dann muss man schon selbst eine Party arrangieren", brachte es Peter treffend auf den Punkt, blätterte dann aber schon gespannt in der Getränkekarte. "Such dir aus, was du willst", erlaubte ich dem anderen, welcher mir einen kurzen und freudigen Blick über die Karte hinweg zuwarf und sich dann schnell entschied. "Na wenn, dann will ich schon einen Blowjob", meinte er schließlich und presste gespannt die Lippen aufeinander, aber nicht, ohne den Blick von mir abzuwenden; fast so, als wollte er meine Reaktion auf seinen extravaganten Wunsch testen. Natürlich wusste ich, dass es sich dabei um einen Cocktail, der aus Baileys, Wodka und Sahne gemixt wurde, handelte. Aber dass Peter es auf Zweideutigkeit anlegte, war mir klar, denn mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um sagen zu können, dass er wieder eines seiner Spielchen spielte. Die Würfel fielen. Zum zweiten Mal. Ich nahm seinen Wunsch als gegeben hin, ohne mir anmerken zu lassen, wie gerne ich ihm die zweite Bedeutung dessen erfüllt hätte und bestellte schließlich selbst einen Cocktail, an den ich mich heute kaum noch erinnern kann. Einfach, weil er mir nicht wesentlich erschien. Viel mehr beschäftigte mich schon bald eine ganz andere Angelegenheit. Und sie jagte mir das Messer in die Eingeweide. Wie damals, als Peter mir offenbarte, dass er eine Freundin hatte. Nur noch intensiver und schmerzhafter. Wir plauderten über dies und das, aber irgendwann realisierte ich, dass Peter mir zwar noch zuhörte, seine Blicke aber längst nicht mehr mir galten, sondern auf einen hinter mir liegenden Punkt gerichtet waren. Und das unablässig. Bald schon interessierte es mich dann doch, was Peter so angestrengt fixierte und sogar ab und zu anlächelte. Also drehte ich mich um und entdeckte eine Person an der Bar, die lange, schwarze Haare trug und dazu eine enge Lederhose. Aha. Das war es also. Mein Magen zog sich augenblicklich krampfhaft zusammen und ich konnte partout nichts gegen dieses quälende Gefühl tun. Als ich mich wieder zu Peter drehte, fühlte ich mich ihm mit einem Mal so fremd. Dabei war über all die Wochen ein perfektes Vertrauensverhältnis zwischen uns gewachsen, das so schnell niemand durchbrechen konnte. Doch jetzt, wo ich es real werden sah, dass Peter Männern hinterherschaute und ich nicht mehr der Einzige sein sollte, den er mit koketten Gesten aufreizte, fühlte ich mich hilflos und wütend zugleich. Kurz gesagt: ich sah meine Felle davonschwimmen. Und ich konnte es kaum ertragen. "Auf was für einen Typ Frauen fährst du eigentlich ab?", fragte Peter, nachdem er einen weiteren, tiefen Zug an seinem Strohhalm genommen hatte und noch immer diesen Ledermann an der Bar mit Blicken auszog. Mir fiel es wahrlich schwer, ihm eine Antwort zu geben, ohne etwas von meiner Aufregung durchsickern zu lassen, deswegen blieb ich ungewohnt kurz angebunden. "Auf den Typ, dem auch meine Frau entspricht." Das schien Peter aber schon zu genügen. Er nippte wieder an seinem Drink, seine Mundwinkel zuckten leicht und dann offenbarte er mir auch bereitwillig seinen Geschmack. "Bei Frauen mag ich's am liebsten blond", meinte er. "So wie Belle. Sie sieht mir sogar ein bisschen ähnlich, sagen manche. Aber Männer..." Er hielt kurz inne und irgendetwas in seinen Augen sagte mir, dass der Mann an der Bar schließlich von Peter Notiz genommen hatten. "Männer müssen für mich ein bisschen wie Teufel sein. Lange, schwarze Haare haben. Eine etwas dominante Ausstrahlung besitzen. Und sich am besten mit Leder bekleiden." Ja, so wie der da, dachte ich mit mahlendem Kiefer und sagte nicht mal etwas dagegen, als Peter sich erhob, eine Entschuldigung murmelte und in Richtung des Ledertypen abzog. Tja, und so saß ich hier, ganz alleine mein Glas leerend und immer wieder einen Blick zu den beiden Turteltäubchen werfend. Wirklich, ich war stocksauer. Wusste nicht, was ich davon halten sollte. Gab schließlich mir die Schuld an der Begebenheit. Zu lange hatte ich Peter warten lassen. Wahrscheinlich wollte er mich genauso sehr wie ich ihn, aber da ich es mir verbot und ich mich in absehbarer Zeit auch nicht zu einem Vorstoß in sexueller Richtung hinreißen lassen würde, sah er sich anderweitig um. Ich musste einsehen, dass er mir nicht ewig hinterherlaufen würde. Und es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, dass er irgendwann mehr wollte, als mich nur ein wenig im Büro anzuheizen. Andererseits - vielleicht war es aber auch nur wieder eins seiner gewieften Spielchen, um mich endlich zu dem zu bewegen, was er sich von mir wünschte. Vielleicht wollte er lediglich sehen, wie ich ausrastete, weil es einen Nebenbuhler gab und mir gleichzeitig signalisieren, dass ich nicht mehr zu lange warten sollte. Vielleicht aber hegte er diesem Typen gegenüber nicht einmal ernsthafte Absichten. Spielte nur ein bisschen Theater, um mir und meiner Prüderie eines auszuwischen. Denn im Grunde war dieser Mann vom selben Typ wie ich. Und auch die Attribute, die Peter an Kerlen als ansehnlich empfand, trafen so ziemlich auf mich zu. Schwarze, lange Haare - das konnte auch ich ihm geben. Er sollte es bekommen. Noch während Peter mit dem Fremden beschäftigt war, zahlte ich und verkrümelte mich in das Zimmer, hoffend, Peter würde nicht gleich mit diesem Typen verschwinden und sich das holen, nach dem er wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten dürstete. Trotzdem die Dusche nicht gerade leise ihr Wasser auf meinen Körper niedersandte, vernahm ich letztendlich doch mit Genugtuung das Knacken des Schlüssels im Türschloss. Peter war also nicht mit dem Ledermann mitgegangen. Gut so. Er hätte sonst auch einiges verpasst, was sehr schade gewesen wäre. Ich schnappte mir das erstbeste Handtuch (welches zudem ziemlich knapp war und gerade mal das Wesentliche verdeckte), checkte mich mittels eines kurzen Blickes in den Spiegel und fuhr mir ein paar Mal durch meine langen Haare, bis ich fand, dass ich dem Ledermann das Wasser reichen konnte. Peter hatte mich noch nie mit offenen Haaren gesehen, deswegen gelang mir die Überraschung auch umso besser. Betont gleichgültig trat ich aus dem Badezimmer, zitterte allerdings fast vor Wonne, als ich Peters aufgerissene Augen sah und wie dieser in der Bewegung inne hielt, als er mich erblickte. Zunächst bekam er keinen Ton heraus und auch ich sagte nichts, rubbelte nur mit einem weiteren Handtuch meine Haare weiter trocken und versuchte an etwas Ekliges zu denken, damit ich nicht gleich hart wurde. Doch das war leichter gesagt als getan. Peters Überwältigung war zu offensichtlich und seinem Antlitz nach zu urteilen hatte er den Ledermann längst vergessen. Wenn er je auch nur im Ansatz an ihm interessiert war. Irgendwann aber erwachte der andere aus seiner Trance. Öffnete ein wenig die Lippen und schüttelte dann unverwandt und total durch den Wind erscheinend den Kopf. "Wow", machte er schließlich und ich konnte ganz genau heraushören, dass seine Stimme etwas belegt war, gar leicht zitterte. "Du solltest öfter so herumlaufen. Das steht dir unheimlich gut." "Wie, halbnackt?", hakte ich amüsiert nach und konnte mir den nachfolgenden Kommentar einfach nicht verkneifen. "Das könnte dir wohl so passen, mh?" Da Peter nicht der Typ war, der bei dem kleinsten Anlass errötete, konnte ich auch nicht wirklich festmachen, was mein leicht offensiver Spruch in ihm auslöste. Er saß nun auf seinem Bett und stützte sich mit einer Hand auf. Die Beine hatte er übereinandergeschlagen und seine Augen bewegten sich sichtlich an meinem Körper auf und ab. "Nein, ich meine die Haare", korrigierte er schließlich. "Das sieht richtig...toll aus. Man, man. Mein lieber Scholli." Ich schmunzelte zufrieden. Doch Peter war noch nicht fertig. "Halbnackt herumlaufen wäre natürlich auch nett. Oder ganz nackt. Das wäre gleich noch besser." Zwischen meinen Beinen pochte es. Unaufhörlich. Die Lust hatte mich längst dermaßen in ihren Bann gezogen, dass sogar meine Hände leicht zu zittern begonnen hatten und ich mich mit nur mehr fahrigen Bewegungen auf mein Bett zubewegen konnte, um mich dort so wie ich war hinzulegen und meinen Oberkörper mit den Unterarmen aufzustützen. So besaß ich einen guten Blick auf Peter und Peter konnte ungehindert meinen Körper in einer zudem sehr ansprechenden Pose mustern. "Und, wie wars noch mit dem Typen?", wollte ich nun von Peter wissen, ehe wir noch eine ganz krasse Dirty-Talk-Schiene zu fahren begonnen. "Ganz gut", erwiderte Peter ruhig, wippte aber im Gegensatz dazu angespannt hin und her. "Er hat mir seine Nummer gegeben, aber ich weiß nicht, ob ich mich noch mal melde...du weißt ja, ich bin vergeben und eigentlich liebe ich Belle." Er drehte sich zu mir herum und schaute mich direkt an. "Aber die Männer...Martin, du glaubst gar nicht, was für einen Appetit ich manchmal habe...auf so einen knackigen, festen Körper..." Ich hörte mir stumm an, was er zu sagen hatte und strich mir mit einer Hand das Haar nach hinten. Die ganze Zeit aber musterte ich Peter abwartend. Und dieser wechselte natürlich schnell das Thema, was ganz in meinem Sinne war. Wenn auch kreuzgefährlich. "Aber ich mag deine Haare wirklich", bestätigte er mir noch einmal. "Und ich wette, deine Frau mag sie auch. Stimmts, wenn ihr Sex habt greift sie immer richtig rein. So..." Und mit der Hand formte er eine Kralle, wie die einer Raubkatze. Ich zog eine Schnute und nickte. In der Tat, Ika mochte mein Haar. Und sie fummelte in einem Fort daran herum. Aber nicht nur beim Sex, sondern auch, wenn sie früh vor mir wach wurde. "Ja, Belle macht das bei mir auch immer gern", ergänzte Peter mit einem sehnsüchtigen Seufzen. "Aber in letzter Zeit haben wir so selten...und das nur, weil ich immer so verspannt bin und sie mich den ganzen Abend massieren muss, so lange, bis sie selbst keine Lust mehr hat." Er lachte auf, aber es klang nicht sonderlich amüsiert, sondern eher wehmütig. Und ich konnte es vollkommen verstehen. Manchmal, wenn Ika und ich eine kleine Meinungsverschiedenheit hatten und demzufolge für ein paar Tage nichts im Bett lief, schlug mir das auch aufs Gemüt. Masturbation war eben bei Weitem nicht so erfüllend wie ein Liebesspiel zu zweit. Und ich stellte mir vor, dass nichts auf der Welt so erfüllend sein konnte wie Sex mit Peter. Peter fasste sich nun demonstrativ an die Schulter und verzog schmerzlich das Gesicht. "Und heute bin ich schon wieder so verspannt und niemand ist da, der mich massiert. Ich hätte Isabel in den Koffer stecken sollen..." Das kleine Luder redete eindeutig auf der Beziehungsebene. Hieß: Es sagte etwas, das ich richtig deuten musste. Und natürlich wusste ich genau, auf was es hinauswollte. Der Käfig schloss sich um mich. "Ich kann dich doch massieren", bot ich mutig an und war selbst überrascht, wie ruhig meine Stimme noch klang. "Das würdest du tun?", fragte Peter nach und seine Miene hellte sich mit einem Mal auf. Als ich schließlich nickte, kam er auch schon zu mir aufs Bett, wendete mir den Rücken zu und zog sich kurzerhand das Shirt aus. Der Anblick von Peters blasser Haut im Schein der Nachtischlampe, die die einzige Lichtquelle darstellte, ließ mir wahrlich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich erblickte zum ersten Mal die Tätowierungen, die seine Arme zierten, aber ich hatte keine Zeit, sie länger und ausgiebiger zu mustern, denn Peter wartete bekanntlich auf meinen Einsatz und wurde sicher schon ungeduldig. Also raffte ich mich auf, sodass ich direkt hinter Peter zum Sitzen kam. Gierig rannen meine Blicke über seine ebenmäßige Haut, die fast schon zu schön für die eines Mannes wirkte; und schließlich legte ich meine warmen Hände auf seine Schultern und begann, ihn zu massieren. Wie lange schon sehnte ich mich danach, ihn berühren zu können, seinem wunderschönen Körper so nah zu kommen? Und jetzt, wo meine Träume langsam aber sicher in Erfüllung gingen, schien mein gesamter Leib ein einziges Zentrum der Lust darzustellen. Alles pochte und zog in mir, während ich mal leichter und mal fester meine Finger über seine verhärteten Muskeln gleiten ließ. Und als Peter auch noch wohlig zu stöhnen begann, wusste ich nicht, wie lange ich es aushalten würde, bis ich wie ein hungriger Löwe über das Objekt meiner Begierde herfiel und es hart nahm. "Oh, du machst es fast noch besser als Isabel", raunte Peter, legte den Kopf schief, sodass ich ein paar seiner blonden Strähnen zur Seite schieben musste, um weiterhin freie Hand zu besitzen. Meine Daumen rieben über seine Schulterblätter, was ihn erneut zu einer Äußerung seines Genusses hinriss. "Genau da", brummte er. "Fester. Noch ein bisschen...fuck..." Krämpfe loderten in meinen Lenden. Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, meine Hände tiefer gleiten zu lassen. Wenn es dich schon so wahnsinnig macht, wenn ich dich massiere, dann kannst du dir ja vorstellen, wie ich es dir erst besorgen würde, du versautes, scharfes Luder. Es war nichts passiert. Wir hatten uns nicht treiben lassen. Ich musste nur an Ika und ihre traurigen Augen denken, wenn sie erfuhr, dass ich eine Affäre mit einem Mann begonnen hatte, weil sie mir augenscheinlich nicht mehr genügte. Und Peter ging es mit seiner Isabel wahrscheinlich nicht viel anders. Doch eine Sache musste ich mir noch erlauben. Eine kleine Süßigkeit meinem Peter schenken, damit er besser einschlafen konnte. Oder besser gesagt: Sich die ganze Nacht in heißen Sexträumen wandte. Aber auch ich sollte nicht leer ausgehen. Dafür sorgte mein Zimmergenosse schon. Peter teilte mir mit, dass er selbst lieber am Morgen duschte und somit bedauerte ich fast schon, dass mir der Anblick seines noch nassen Körpers verwehrt bleiben sollte. "Gut, dann machen wir uns mal nachtfertig", schlug ich also vor, schön darauf bedacht, dass Peter mich auch ja anschaute, obwohl er, seitdem er sich mit mir auf dem Zimmer fand, ohnehin wieder nur Augen für mich hatte. Als ich seinen Blick auf mir ruhend wusste, warf ich die mir zuvor zurechtgelegte Unterhose auf das Bett und löste das Handtuch von meinen Hüften. "Wir sind ja hier unter Männern", setzte ich erklärend hintenan, ließ das Handtuch zu Boden gleiten und genoss das Gefühl in vollen Zügen, mich Peter so zu zeigen. Dass mein Glied aufgrund der Massage noch ein wenig erigiert war, machte die Sache gleich dreimal so anregend. Ich schlüpfte gerade in meine enge, schwarze Unterhose, als Peter endlich aktiv zu werden schien. Der erregte Ausdruck in seinem Gesicht hatte etwas nachgelassen und deswegen war er wahrscheinlich auch erst jetzt in der Lage, um sich ebenfalls ein paar neue Unterhosen aus seinem Schrank zu fischen und dasselbe Spielchen zu vollführen, das ich ihm vorgemacht hatte. Schade, kein String und auch kein Spitzenhöschen... Er stand am Fenster; diesem hatte er auch seine Vorderseite zugewandt. Ich durfte lediglich seinen Rücken bewundern, das dafür aber umso ausgiebiger. Wie eine Strippern. Das war der einzige Vergleich, der annähernd das beschrieb, was Peter mir nun bot. Absichtlich langsam zog er sich das gerade eben erst wieder übergezogene Shirt aus, warf kokett seine Haare nach hinten und ließ das unbrauchbar gewordene Kleidungsstück zu Boden fallen. Dann nestelten seine Hände auch schon an seinem Gürtel und wenig später fiel dieser mitsamt dem kurzen Rock ebenfalls in die Tiefe. Doch ich wollte noch mehr. Das genügte mir längst nicht. Die Netzstrumpfhose, die seine schlanken Beine umgab, war zwar ebenfalls sehr reizvoll und auch der darunterliegende, enge Slip war bereits mehr, als ich mir je erhofft hatte zu sehen. Aber ich wollte endlich seinen kleinen, blanken Arsch erblicken. Wollte das sehen, was ich so gern vögeln wollte. Er tat mir den Gefallen. Zog sich komplett aus und bückte sich dann noch extra tief, um die frischen Unterhosen vom Boden aufzuheben. Das, was ich dabei sah, genügte mir bereits, um mich heute Nacht schweißgebadet im Bett herumzuwälzen. Es war der Ansatz seiner Hoden, leicht gerötet aufgrund der harten Erregung, die mit Sicherheit auch in Peter pochte und ich meinte, ebenfalls seinen Anus gesehen zu haben. Diese Gewissheit war es wahrscheinlich, die den anderen, kaum dass er im Bett lag, zum Masturbieren anreizte. Und ich konnte alles hören. Wie er zunächst ziemlich leise stöhnte, sich langsam rieb, wie ich an der Silhouette des Bettes erkenne konnte, aber bald schon immer schneller wurde und sich schließlich zitternden, ungestümen Atems seinem Höhepunkt hingab. Natürlich hielt das meine Hand auch nicht lange ruhig und ich machte eifrig mit, bis wir einigermaßen befriedigt einschliefen, wartend, was wohl der nächste Morgen bringen würde. Kapitel 6: 6. Kapitel --------------------- Ein Glück, dass ich den Kajalstift sicherheitshalber doch noch eingesteckt hatte. Denn wenn ich jetzt stets die Haare offen tragen wollte, fand ich es als angebracht, mir die Augen dezent zu schminken und sogar einen leichten Hauch eines Lippenstiftes aufzutragen. Freilich, es verlieh mir einen femininen Touch (Peter konnte in diesem Belang natürlich niemand toppen), aber es gefiel mir. Und es machte sich bezahlt. Denn einmal mehr heimste ich ein Lob für meine Optik ein. Und das von niemand Geringerem als Peter. Wenn ihm nun noch immer andere Männer sehenswerter vorkamen als ich, dann würde es wirklich keine Hoffnung mehr geben. Aber die ständigen, nicht sonderlich unauffälligen Blicke, die mir der schöne Mann mit den weißblonden Haaren zuwarf, während wir zu unseren französischen Geschäftspartnern fuhren, sog ich genießerisch in mir auf. So musste sich auch Peter immer fühlen, wenn ich ihm gedanklich die Kleider vom Leib riss. Es war ein wunderbares, erhebendes Gefühl, das ich um keinen Preis mehr missen wollte. Leider schienen nicht alle so angetan zu sein von meinem in vielen Augen etwas metrosexuell wirkenden neuen Stylings. Die Franzosen zumindest begrüßten mich überraschend verhalten, was ich aber schließlich auf die zu besprechenden Angelegenheiten schob, die doch ziemlich ernst waren und über Gedeih und Verderb entschieden. Als ich dann Peter in aller Form vorstellte, wurden die Gesichter der drei anwesenden Personen noch einen Tick ernster, meinte ich. "Mister Nevours, Mister Chevallier und Miss Marchand", erklärte ich Peter, der allen mit seinem charmanten Lächeln die Hand reichte, sie aber mit einer englischen Begrüßung abfertigte. Das kam mir ein wenig seltsam vor, wo Peter mir doch beim Vorstellungsgespräch versichert hatte, dass er die französische Sprache perfekt beherrschte und besonders sein mündliches Ausdrucksvermögen keine Makel vorwies. Doch ich hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken oder Peter gar zu fragen, wieso er sich zierte, Französisch zu sprechen. Wir ließen uns von Miss Marchand einen Kaffee servieren und nachdem Peter seinen Laptop aufgeklappt hatte, gingen die Diskussionen auch schon los. Bestimmt über eine Stunde benötigten wir, bis wir uns geeinigt hatten und ich wünschte mir nach Abschluss der Verhandlungen, gestern Abend früher ins Bett gegangen zu sein. Aber aufgrund der sehr frivolen Szenen, die sich noch abgespielt hatten, fiel mir das Schlafen umso schwerer. Doch von Reue war keine Spur. Außerdem hatten die Franzosen schließlich den neuen Konditionen zugestimmt und ich wertete das als großen Erfolg. Darauf wollte ich mit Peter einen trinken gehen. Das schrie einfach danach, gefeiert zu werden. Noch während wir unseren Sekt schlürften, verlangte ich von Peter, dass er das Dokument mit den Mitschriften aufrief, weil ich etwas nachlesen wollte. Erst zierte er sich ein wenig und redete sich damit raus, dass wir doch erst einmal in Ruhe unsere Getränke leeren sollten, bis wir uns wieder dem Ernst des Lebens zuwendeten, doch ich bestand darauf. "Peter", redete ich ruhig, aber sehr bestimmt auf ihn ein und sah ihm fest in die Augen, doch er schien Probleme haben, den Blick zu erwidern. "Ich bin der Chef, also bestimme ich, wann ich die Notizen lese." Das war Argument genug und Peter blieb keine andere Wahl mehr, als den Laptop zu starten und schließlich ein Dokument zu öffnen, welches lediglich eine Überschrift enthielt und sonst nur ein blütenweißes, digitales Blatt Papier. Unverwandt schüttelte ich den Kopf, als ich es musterte. "Du willst mich doch veräppeln", schlussfolgerte ich schließlich, denn das konnte nur ein Scherz sein, wenn auch ein ziemlich schlechter, wie ich fand. "Los, zeig mir bitte das wirkliche Dokument." "Das ist das wirkliche Dokument", gab Peter sehr leise zu und starrte zu Boden wie ein Kind, welches eine große Dummheit begangen hatte. Und genau so war es auch. "Wie, das ist das wirkliche Dokument?", donnerte ich wütend los. "Du willst mir also sagen, dass du nichts mitgeschrieben hast?" Peter nickte stumm. Ich war fassungslos. "Verdammt, was hast du denn die ganze Zeit gemacht?", fuhr ich fort und erhob mich sogar ein wenig, was mich wahrscheinlich immer bedrohlicher wirken ließ. "Hattest du wieder irgendwelche Ärsche im Kopf oder was? Nein, Peter, so funktioniert das nicht!" "Ich...ich konnte die Sprache nicht verstehen", rückte er schließlich mit der Wahrheit heraus und wurde dabei immer kleinlauter. "Was?", hakte ich empört nach. "Du hast doch selbst gesagt, dass du Französisch perfekt beherrschst, besonders mündlich!" "Ja...ich...ich meinte damit...Blowjobs...ich dachte, du wüsstest das..." Ich glaubte, mein Schwein pfiff. "Das kann doch wohl nicht wahr sein", meinte ich noch immer kopfschüttelnd, aber wieder etwas ruhiger und ließ mich zurück auf meinen Stuhl sinken. "Du hast diesen Job keine Sekunde lang ernst genommen. Weißt du was, im Prinzip müsste ich dich jetzt achtkantig rausschmeißen." "Bitte nicht", warf Peter stammelnd ein und wagte es sogar, mich flehend anzusehen. "Kündige mir nicht...aber bestraf mich. Bestraf mich doch." Genau das tat ich. Ich strafte ihn mit gnadenloser Ignoranz, und das über Tage, wenn nicht sogar Wochen. Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich so sehr an diesem kleinen Miststück hing und es um keinen Preis gehen lassen wollte, obwohl ich wusste, dass genau das angebracht gewesen wäre. Ich sah regelrecht, wie meine Professionalität schwand und es nur noch meine Triebe gab, die mich lenkten. So sehr, wie ich Peter im Moment hasste, so sehr wollte ich ihn noch immer. Nur waren meine Fantasien härter geworden. Mit Genuss stellte ich mir vor, wie ich in einem Meeting saß und mir Peter dabei einen blies, weil er es doch angeblich so gut konnte. Ich glaubte sogar, dass er zu gar nichts anderem gut war, als in den Köpfen versauter Männer für geile Gedankenspielereien zu sorgen und ihnen letztendlich auch die Befriedigung zu verschaffen, nach der sie sich sehnten. Um ehrlich zu sein hätte ich ihn wirklich am liebsten gefeuert. Nur um ihn danach wieder einzustellen. Aber nicht mehr als Sekretärin. Sondern als meinen persönlichen Sexsklaven, der mir die Arbeitszeit versüßte, wann immer ich es wünschte. Doch das funktionierte nicht. Ich musste mich zusammenreißen. Und zum Glück verschwand mit dem Abflauen meiner Wut auch wieder mein Appetit auf diese perversen Spielchen, vor denen ich mich sogar selbst fürchtete. Dass mein Hirn zu derartigem fähig war, hätte ich nie für möglich gehalten. Doch der Teufel schlummerte wahrscheinlich in jedem. Und wie war das doch gleich? "Männer müssen für mich ein bisschen wie Teufel sein." Heute weiß ich, dass Peter sich vergessen hätte, hätte ich ihn von meinen Fantasien erzählt und begeistert mitgemacht hätte, wenn ich sie mit ihm auszuleben wünschte. ***** "Oh, Martin, neuer Look, mh?" Natürlich, Simon. Den durfte man ja nicht vergessen. Er sorgte schon dafür, dass er einem immer mit seinen frechen Sprüchen im Gedächtnis blieb. Ich war noch gar nicht richtig angekommen, da stand er schon vor mir und feixte über mein Styling, welches ich nun jeden Tag tragen wollte. Auch wenn Peter es sich nicht verdient hatte, dass ich mich mehr oder weniger für ihn schön machte. Ich gefiel mir damit, und nur das zählte. "Hast dich ja ganz schön verändert während der paar Tage", fügte Simon an. "Aber steht dir. Wirklich. Und wie kommts?" "Wie kommt was?" Selbst ich dachte bei diesem letzten Satz zweideutig. Auch wenn ich während des Vorstellungsgespräches mit Peter den Schalter für diese Funktion ausgeknipst zu haben schien. "Na, wieso machst du dich jetzt so schick?" "Weil mir das eben gefällt." Seine Hand landete auf meiner Schulter. "Ach, komm schon", meinte er und grinste schief. "Daran ist doch garantiert ein gewisser Peter Schuld..." "Ach, so ein Quatsch", fuhr ich ihm über den Mund, schämte mich aber daraufhin schon für mein verräterisches, impulsives Verhalten. Aber irgendwie verspürte ich nun den Drang, jemandem mein Leid bezüglich meiner Sekretärin zu klagen. Ob Simon dafür der richtige Ansprechpartner war, bezweifelte ich zwar, aber aus Mangel an Auswahlmöglichkeiten musste er eben herhalten. "Sprich mich ja nicht auf Peter an", begann ich also. "Der hat eine ganz große Scheiße in Frankreich verzapft. Und ich darf jetzt meinen Kopf hinhalten." Ich berichtete ihm haarklein von Peters speziellen Französischkenntnissen und was passiert war, aber wie erwartet lachte Simon nur und nahm es ganz gelassen. "Na, ich hoffe doch, du hast dir sein Französisch dann gleich zeigen lassen", raunte er. "Ich glaube übrigens auch, dass seine Blowjobs allererste Sahne sind..." Genervt verdrehte ich die Augen. "Denkst du, ich bin total bescheuert?", zischte ich, da ein paar Kollegen gerade an uns vorbeigingen und nicht die ganze Welt mitbekommen sollte, über was wir uns gerade unterhielten. "Am liebsten würde ich ihn rausschmeißen, aber..." "...du kannst nicht, weil es deinen Augen ganz und gar nicht gefallen würde, wenn dieser nette Arsch und die perfekten Beine nicht mehr jeden Tag um dich rumtänzeln würden." So war es leider. Ich schwieg betreten. "Komm, mach dir nichts draus", versuchte Simon mich zu trösten. "Das wird schon wieder. Die Franzosen sind doch eigentlich cool. Man muss nur ein bisschen schleimen, dann kommt das wieder ins Lot. Sagst du doch selbst immer." Unschlüssig wiegte ich den Kopf hin und her. "Aber eines will ich dir noch sagen", meinte Simon zum Abschluss und packte mich am Kragen, um mich nah an sich heranzuziehen. "Mach den Kleinen klar, falls du es noch nicht getan hast. Dann wirst auch du wieder lockerer. Glaub mir, so ein bisschen Raus und Rein ist gut gegen allen möglichen Hirnmist." "Simon, ich bin verheiratet!" Der andere aber zuckte nur lässig mit den Schultern und ließ mich dann vor meiner Bürotür stehen. Ja, vielleicht hatte er Recht, überlegte ich seufzend und schloss auf, um mich an meinen Arbeitsplatz zu begeben. Doch ich wischte den Gedanken schnell beiseite und versuchte mich wieder an meiner professionellen, seriösen Haltung. Aber ich hatte nicht mit meinem Unterbewusstsein gerechnet, dass mir schon bald einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte und sich das nahm, was es so dringend herbeisehnte. ***** "Scheiße. Mist, verdammter!" Es war Feierabendzeit und zufällig hatte ich heute gemeinsam mit Peter das Büro verlassen. Geredet hatten wir allerdings nur spärlich, wie die ganzen restlichen Tage schon und nach einer kühlen Verabschiedung ging jeder seiner Wege. Ich wollte gerade in meinen Wagen steigen, als ich Peter vor seiner Autotür stehen sah, vollkommen verzweifelt wirkend und fertig mit der Welt. Zudem fluchte er wie ein Rohrspatz und benahm sich im Moment kein bisschen damenhaft, sondern eher wie der kleine Rockstar, der tief in ihm schlummerte. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und betrachtete die Szene eine Weile lang, bis der andere schließlich zu resignieren schien und betrübt am Straßenrand stand. Seine blonden Haare flatterten müde im Wind und das Röckchen war ein wenig verrutscht vor lauter Ärger. Schließlich steckte ich meinen Autoschlüssel zurück in die Hosentasche und lief auf Peter zu. Obwohl ich ihn noch immer nicht mehr wirklich leiden konnte, tat er mir jetzt ein bisschen leid, so verzweifelt wie er wirkte und ein guter Mensch, wie ich es war, versuchte stets den Schwächeren dieser Gesellschaft behilflich zu sein. Seien es Kinder, Frauen oder frauenähnlichen Wesen. "Was ist los?", rief ich Peter zu, der schwerfällig den Kopf hob und mich anblinzelte. Doch er brauchte mir gar keine Antwort liefern, da ich mittels eines Blicks auf Peters Auto eh schon feststellen konnte, was hier faul war. Alle Reifen waren zerstochen und eine Heimfahrt schien somit unmöglich. "Ich werde den Bus nehmen", meinte Peter leise. "Scheiße nur, dass der nächste erst wieder in einer Stunde fährt...klasse, echt. Wenn ich das Arschloch erwische, das mir die Reifen zerstochen hat, dem drehe ich den Hals um." "Hey, ganz ruhig", lachte ich amüsiert auf, da ich mir vorstellen musste, wie Peter wie eine Furie auf einen Mann von der Statur eines Bären losging und ihm seine Absatzschuhe über den Schädel zog. Aber lange gab ich mich meinem Kopfkino nicht hin. Allerdings hatte es mich so aufgeheitert, dass ich Peter plötzlich ein Angebot unterbreitete, das mich schon wenig später den Kopf über mich selbst schütteln ließ. "Jetzt hier abbiegen." "Peter, ich weiß bereits, wo du wohnst." "Ach ja..." Und wieder konnte ich nur den Kopf schütteln. Aber mit einem Schmunzeln im Gesicht. Seit der Frankreichsache verhielt sich Peter so unsicher mir gegenüber, was ehrlich gesagt überhaupt nicht zu seiner sonst so frechen und offenen Art passte. Und außerdem mochte ich Peters schüchterne Seite nicht wirklich leiden. Die andere, die er mir während unserer ersten Nacht im Hotel offenbart hatte, sagte mir viel mehr zu. Aber ich schien ihn wirklich zutiefst eingeschüchtert zu haben mit meinem Wutausbruch. Einerseits war das gut, denn ihm musste mal klargemacht werden, wer hier der Boss war und wo die Grenzen lagen. Andererseits vermisste ich die aufreizenden Sprüche und Spielchen so sehr... "Man, ein Parkplatz, als wäre er nur für uns gebacken worden", freute ich mich, als wir vor Peters Wohnung Halt machten. Fast schon etwas zögerlich schnallte er sich ab und blickte mich an. Als ich ihn ebenfalls anschaute, wendete er sich schnell ab. "Du willst doch noch irgendetwas", fühlte ich ihm also auf den Zahn, denn mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um zu sagen, dass ihm etwas auf der Zunge lag, was er nicht auszusprechen wagte. "Los, raus mit der Sprache. Ich reiß dir auch nicht den Kopf ab." "Also...", begann Peter und fuhr sich nervös durch das Haar. "Ich wollte dich fragen, ob du noch mit hochkommst...also, nur um einen Kaffee oder so zu trinken...Belle ist noch nicht da, sie hat Spätschicht...und irgendwie muss ich mich ja bedanken...außerdem wollte ich noch etwas mit dir besprechen." Natürlich ließ ich mich nicht zweimal einladen, sagte Ika per Handy Bescheid, dass es heute wohl etwas später werden würde und betrat dann hinter Peter das schlichtweiße Mehrfamilienhaus. Na da war ich aber mal gespannt. Kapitel 7: 7. Kapitel --------------------- Das, was mich erwartete, war ein ebenso reinweißer, fast schon steril anmutender Flur, allerdings stilvoll und elegant dekoriert. Peter zeigte mir, an welchem Ort ich meine Schuhe abstellen konnte (er hasste es, wenn Besucher mit Straßenschuhen in seiner Wohnung herumliefen) und schlüpfte anschließend selbst aus seinen Riemchensandalen. Ich hätte ihm zu gern die Füße massiert. "Komm ruhig mit in die Küche", meinte er daraufhin und deutete bereits mit dem Kinn zu dem besagten Raum, dessen milchverglaste Tür einen Spalt weit offen stand. Und als ich das zu dem Flur perfekt passende Zimmer erblickte, wurde ich zugleich eingeladen, mich doch zu setzen. Ja, ich musste zugeben: Peters Wohnung war ein herrliches Fleckchen Erde. Nicht nur schien hier ein wahrer Künstler der Innendekoration am Werk gewesen zu sein; in jedem Raum fand man riesige Fenster vor, die sehr viel Sonnenlicht hineinließen. Das Ganze wurde perfekt abgerundet durch die bequemen Sitzmöbel und eine noch viel bessere Aussicht, für die ich allerdings keinen Blick aus dem Fenster tätigen musste, denn ich brauchte lediglich meinen Kopf leicht zu der Küchentheke wenden, vor der Peter gerade stand. Es dauerte nicht lange, bis Peter den Kaffee servierte und sich zu mir gesellte, indem er auf dem Stuhl mir direkt gegenüber Platz nahm. Zunächst schwiegen wir uns an und tranken hin und wieder aus unseren Tassen. Die Anspannung, die Peter seit einiger Zeit an den Tag legte, war auch jetzt nicht verschwunden. Er wirkte noch immer so angespannt, ja fast schon verkrampft und wirkte, als hielte er sich an der Tasse fest. Hatte er Angst vor mir? Natürlich, ich hatte ihm die Leviten gelesen und das nicht zu knapp und ein wenig war ich noch immer wütend auf ihn, aber er sollte mich um Gottes Willen nicht fürchten. Ich wollte nicht, dass er sein Vertrauen zu mir verlor. Solche Szenen wie damals im Hotel würden sich unter diesen Umständen nie wieder zutragen, und das bedauerte ich sehr. Er hatte meine Nähe doch so genossen und ich selbstverständlich auch seine. Schließlich sah ich, wie Peter sacht zu nicken begann und dann die Lippen öffnete. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", sprach er leise und bedacht, trank aber im Gegensatz dazu einen hektischen Schluck aus seiner Tasse. So, als brauchte er mehr Zeit, um sich die passenden Worte zu überlegen. "Ich weiß, es war große Scheiße, die ich da gemacht habe", redete er weiter und wurde von Wort zu Wort lauter. "Aber als du mich das mit dem Französisch gefragt hast, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich hatte so gehofft, dass du weißt, was ich meine." Ich schluckte. Dachte nach. Seufzte schließlich tief. Und Peter starrte mich erwartungsvoll aus seinen großen, schönen Augen an. "Du hättest etwas sagen sollen, als du bemerktest, dass ich glaubte, du könntest die Sprache", setzte ich an. "Du hast früh genug gewusst, dass wir die französischen Geschäftspartner treffen und mit ihnen verhandeln." Ich hielt inne. "Ich verstehe einfach nicht, wieso du nicht gleich mit der Sprache herausgerückt bist und mich anstelle ins offene Messer laufen lassen hast." "Martin", meinte er zugleich beschwichtigend. "Ich hatte so eine Angst gehabt, dass du mich dann rauswirfst. Ich hatte bis zur letzten Minute gehofft, dass wir das auch irgendwie so über die Bühne bekommen..." "Na ja, zum Glück konnte man das noch alles gerade biegen", warf ich ein, klang aber noch immer ziemlich kühl und schaute Peter fest in die Augen. "Aber so etwas darf nie, nie wieder vorkommen, haben wir uns verstanden?" "Ja", nickte der andere reuevoll. "Und genau darüber wollte ich auch noch mit dir reden." Ich lauschte gespannt. "Ich will ab jetzt immer ehrlich zu dir sein. Egal, um was es geht." "Das ist schön", bestätigte ich, aber Peter war noch längst nicht fertig. Ich hatte gar nicht realisiert, wie er seinen Arm auf dem Tisch ausgestreckt hatte, ganz so, als wollte er ursprünglich seine Hand auf meine legen. Aber er hatte es sich letztendlich doch verkniffen und so trennten unsere Fingerspitzen immerhin noch ein paar Zentimeter. Noch immer hatte ich meinen Blick nicht von ihm abgewendet, einfach, weil ich es nicht mehr konnte. Seit Tagen spürte ich endlich wieder einmal dieses freudige Kribbeln anstelle dieser dumpfen Anspannung, wenn ich Peter anschaute. Nein. Es war bei Weitem nicht nur dieses Kribbeln, welches durch meinen Magen fegte. Etwas war anders. Intensiver. Überwältigender. Er war so wunderschön. Das war das Einzige, was ich im Augenblick noch denken konnte. "Martin...ich wollte dir schon immer einmal sagen, wie schön deine Augen sind", kam es schließlich von meinem Gegenüber. Es pochte in mir. Sogar ein leichter Schwindelanfall überkam mich wegen seiner Worte, die absolut aufrichtig klangen. "Und am schönsten sind sie, wenn sie immer so glasig werden, wenn du mich anschaust. Wirklich, Martin, ich wüsste keinen Mann, der attraktiver wäre als du es bist." Alles auf der ganzen Welt schien in diesem Moment nebensächlich zu werden. Alles, aber nicht du. Endlich wusste ich sicher, dass du genauso empfindest wie ich für dich. Obwohl ich es schon von Anfang an vermutet hatte, schwangen stets leichte Zweifel in meinem Hinterkopf. Doch sie waren allesamt unbegründet. Du sprachst diese Worte mit einer Überzeugung aus, dass es mir ganz warm wurde. Und ich hatte das Gefühl, deswegen explodieren zu müssen. Die Überwältigung hatte mich dermaßen in ihren Bann gezogen, sodass ich mich weder rührte noch irgendein Wort sagte. Wahrscheinlich wertete Peter dies als schlechtes Zeichen, denn es dauerte nicht lange, bis er sich erhob, erklärte, er wolle sich noch Kaffee nachschenken und schließlich ziemlich viel Zeit vor der Kaffeemaschine zubrachte. Und so, wie er da stand, so wundervoll aussehend und förmlich danach schreiend, dass ich irgendeine Reaktion auf sein Gesagtes zeigte, konnte ich einfach nicht mehr anders. Alles setzte in diesem Augenblick in mir aus. So leise, dass er es mit Sicherheit nicht gehört haben konnte, erhob ich mich, machte einen Schritt auf ihn zu und musterte mit einem unvergleichbaren, noch nie in dieser Intensität dagewesenen Verlangen seinen Körper. Gedanklich strich ich bereits über seine Seiten, kniff in seinen perfekten Po und drückte diesen hart gegen meinen Schritt. Doch dazu kam es nicht. Es kam anders. Mit einem Mal drehte sich Peter um, ich merkte, dass er gerade von der Küchentheke wegtreten wollte, aber abrupt inne hielt, als er realisierte, dass ich direkt hinter ihm stand und ihn anstarrte. Nun stand ich allerdings vor ihm und schaute ihm tief in seine geweiteten Augen. Wir waren uns näher als jemals zuvor gekommen; wenige Zentimeter trennten uns voneinander und mir gelang es sogar, die grünlichen Sprenkel in seinen blauen Augen wahrzunehmen. Aber mein Blick glitt sehr schnell über seine ebenmäßige Haut bis hin zu seinen Lippen. Ich musste es tun. Schob meine Hand sacht auf seine fahle Wange und überbrückte schließlich den letzten Abstand zwischen uns, um ihn sanft zu küssen. Wie bereits erwartet erwiderte Peter den Kuss schnell, sodass wir uns schon bald wild knutschend und mit eng aneinandergeschmiegten Körpern wiederfanden. Ich wusste genau, dass du der Wahnsinn bist. Peter, dieser Moment, in dem ich dir so nahe war, wollte ich nie mehr enden sehen. Und dir erging es nicht anders, das spürte ich in deinen gierigen Küssen. Das hörte ich in deinen tiefen Seufzern der Lust, als du dich auf die Küchentheke setztest und mir vollkommen freie Hand ließest. Deine Haut schmeckte für mich wie süßer Zucker. Und du erschaudertest unter meinen Händen, jeder zarten oder kräftigeren Berührung, die ich dir schenkte. Am liebsten hätte ich mich vollkommen über dir vergessen, mein Schönster. Doch ich floh rechtzeitig aus dieser wundervollen Hölle, noch bevor ich dich komplett spüren konnte. Mit einem Mal ließ ich von Peter ab. Musterte ihn verwirrt. Sein sonst so strenger Zopf war in Unordnung geraten, einzelne Strähnen standen wirr in alle Richtungen, während sich sein Brustkorb atemlos unter der halb aufgeknöpften Bluse hob und senkte. Er sah mich an, mit Augen, in denen sich die pure Lust spiegelte. Wollte nicht, dass ich ihn hier so sitzen ließ, mit für mich gespreizten Beinen und einer deutlichen Beule unter dem engen Rock. Nein, ich wollte es auch nicht. Und trotzdem tat ich es. Eben, weil ich es nicht wollte. Und weil ich musste. Ohne ein Wort verließ ich das Haus, zog mir noch im Treppenhaus die Kleidung zu Recht und ordnete notdürftig mein Haar. Ich hatte es eilig, aber nicht nur deswegen verfehlte ich ein paar Mal beinahe die Stufen. Ich hatte es abgebrochen, das, was wir beide so sehr wollten. Aber trotz allem behielt ich dieses eine Bild in meinem Kopf. Dieses Bild, welches sich mir geboten hatte, bevor ich geflüchtet war. Nie in meinem Leben hätte ich geglaubt, dass ein Mann etwas derartig Erotisches auf mich ausstrahlen könnte. Doch es war Realität geworden. Zwar fantasierte ich schon lange von Peter, aber jetzt, wo mich die Wahrheit einholte, traf es mich härter als jemals zuvor. Erst jetzt, wo ich seinem Körper so nahe gekommen war und damit konfrontiert wurde, dass an Peter so gar nichts weiblich war, sondern er nicht weniger Mann war als du und ich, wusste ich, was all die Jahre wahrscheinlich in mir geschlummert haben musste, ohne je Ausbruch gefunden zu haben. Ja, ich hatte Peter im Hotel fast nackt gesehen, aber das war anders. Nun hatte ich ihn angefasst, berührt, geküsst, so, wie ich es wollte, so, wie er es wollte. Und es war anders als in meinen Fantasien. Wesentlich intensiver. Denn nun hatte ich eine Vorstellung davon, wie es mit einem Mann sein würde. So weit, so gut. Aber es gab da eine Sache, die mich verwirrte, ängstigte und völlig ohnmächtig werden ließ. Es war nicht nur anders und wesentlich intensiver als in meinen Fantasien; es war auch besser. So viel besser. Es war genau das, was ich haben wollte. Und gleichzeitig das, was ich nicht haben wollte. Die ganze Nacht schwirrte ein einziger Satz einem Mantra gleich durch meinen Kopf und machte mir das Einschlafen unmöglich. Und auch Ika gegenüber zeigte ich gewisse Änderungen in meinem Verhalten. Denn ich sah keine Möglichkeit, ihr zu sagen, was mich bedrückte und gleichzeitig beflügelte. Sie hätte es nicht verstanden. Nicht verkraftet. Wie auch? Wir waren doch so glücklich zusammen. Doch ich, ich war schwul. ***** Tagelang schaffte ich es nicht mehr, in die Realität zurückzukehren. Die ganze Welt um mich herum schien wie in Watte gepackt zu sein und absolut undurchdringbar für mich. Ich hing mit meinem Kopf irgendwo in den Wolken und sah keine Möglichkeit, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Dabei stand in ein paar Tagen das Meeting mit Herrn Rosenquist an und seine Werbung war noch immer nicht mehr als ein Entwurf. Doch wie um alles in der Welt sollte ich mich in diesem Zustand noch dieser SM-Thematik widmen? Alles daran ließ mich an die Bilder zurückdenken, die mein Gehirn von Peter abgespeichert hatte. Wie er da auf der Theke saß, mich anschaute mit einem Verlangen, dass ich so stets Vergeblich in Ikas Augen gesucht hatte. Ich wusste in diesem Augenblick, dass er ganz mir gehören wollte. Ganz mir gehörte. Und eben diese Gewissheit war der Grund, weswegen ich ihm komplett verfiel. Wenn man wusste, dass seine eigenen Gefühle und Gelüste erwidert wurden, dann gab einem das Flügel. Und es konnte einem zugleich die Flügel brechen. Es war ein Kampf, Peter jeden Tag sehen zu müssen. Ihm so zu begegnen, als ob nichts gewesen wäre. Denn auf keinen Fall durfte sich die Szene in seiner Wohnung auch nur im Ansatz wiederholen. Es war ein Ausrutscher, ein einmaliges Versehen, das nicht hätte passieren dürfen. Aber im Grunde hatte er schon ohne diese Episode mein ganzes Leben verändert, vollkommen auf den Kopf gestellt. Nur war es erst an jenem Abend in mein Bewusstsein gedrungen. Und nun erst schmerzte es so sehr. Nun erst begann ich mich dagegen aufzulehnen, mit aller Macht gegen diese Gefühle zu wehren. Und damit wehrte ich mich auch gegen Peter. Ich sah alle Schuld in ihm. Denn ohne ihn, glaubte ich, hätte ich mein intaktes Leben weiterführen können und das bis in alle Ewigkeit. Ohne ihn hätte ich nie mit dem Gedanken spielen müssen, mich zu Männern hingezogen zu fühlen, gar schwul zu sein. Ohne ihn wäre ich nicht so kaputt gewesen, das wusste ich. Ohne ihn wäre meine Welt heil geblieben. Ich verfluchte ihn mit einer tiefen Leidenschaft. Doch wenn man etwas vom Leben wusste, dann war einem klar, dass Hass und Liebe sowie Leidenschaft sehr nah beieinander lagen, ineinander verflossen und unzertrennlich wurden. Sie gehörten zusammen und ich war nicht mehr als eine kleine Motte, die Peters Licht verfallen war. Egal, wie sehr ich mich dagegen währte. Im Grunde war ich machtlos. Ich realisierte es, als meine letzte verzweifelte Auflehnung fehlschlug. Vollkommen versagte. Kapitel 8: 8. Kapitel --------------------- "Guten Tag, Mister Hosselton." Ich lächelte Mister Rosenquist herzlich zu und erwiderte seinen festen Händedruck. "Freut mich sehr, Sie zu sehen." Noch ehe ich ihm anbieten konnte, sich doch zu setzen, schob sich Peter auf die Bildfläche, ebenfalls lächelnd, aber fast schon ein wenig reserviert wirkend mit seinen hinter dem Rücken gehaltenen Händen. Schließlich begrüßte er unseren Kunden ebenfalls, indem er ihm die Hand reichte, was gern und ziemlich überraschten Blickes angenommen wurde. Tja, was sollte man sagen, man traf nicht alle Tage auf eine junge, attraktive Frau, die in Wirklichkeit ein Mann war. Meine Aufgabe war es nun, heile Welt zu spielen und Peter vorzustellen. "Sehr angenehm", nickte Mister Rosenquist zunächst mir und dann Peter zu, dessen Hand er noch immer hielt, nun aber wie die einer zarten Lady. Peter genoss diese Behandlung sichtlich, auch wenn es Phasen gab, in denen er als ganzer Kerl gelten wollte, trotz Röckchen und Absatzschuhen. Heute aber spielte er das vornehme, wohlerzogene Fräulein, was mich fast überkochen ließ. Weniger vor Lust als vor dumpfer Wut. Denn nur ich wusste, wie dieses kleine, versaute Luder in gewissen Momenten abgehen konnte. Und diese Fassade, die es so glaubhaft spielte und deren Ironie nur ich durchschaute, machte mich schier rasend. Doch nicht nur ich hatte mit mir zu kämpfen. Mister Rosenquist vermochte dem wundervollen Liebreiz meiner Sekretärin sichtlich kaum zu widerstehen; seine Blicke, als Peter ihm den Kaffee servierte, sprachen Bände. Und auch, als ich mit der Präsentation meines Entwurfes beginnen wollte, hatte er Mühe, sich nicht weiter damit zu beschäftigen, Peter mit Blicken auszuziehen. Aber das nicht nur, weil Peter so attraktiv war, nein; Peter flirtete eifrig mit, indem er dem Kunden sein schönstes Lächeln schenkte und kokett die Beine übereinanderschlug. Ich versuchte es zu ignorieren, aber das fiel mir schwer. Nicht aus Eifersucht, keineswegs; mich quälte es viel mehr, dass Peter nichts anbrennen ließ und sich auf jeden Mann mit langen, schwarzen Haaren (die auch unseren Kunden auszeichneten) nur so zu stürzen schien. Von mir aus sollte er Mister Rosenquist haben. Sollte er sich doch von ihm vögeln lassen, wenn er es so dringend brauchte. Aber wieso, verdammt noch mal, musste er es auch darauf anlegen, mich zu verführen? Ausgerechnet mich, wo ich doch eine glückliche Ehe führte? Ich begriff es nicht, schien es doch so, als würden hunderte andere Männer mir in seinen Augen ebenfalls das Wasser reichen können. Ich entwickelte letztlich einen Plan. Und ich bemerkte, dass ich ihn knallhart durchziehen würde. Für das Geschäft. Aus Wut, weil Mister Rosenquist schließlich überhaupt nicht angetan von meinem Entwurf war. Und ein bisschen auch aus Rache. Aus Rache dafür, was Peter aus und mit mir gemacht hatte. "Hören Sie", redete ich auf den Kunden ein, der aber nur skeptisch auf den Bildschirm starrte und keine Miene verzog. "Ich kann das natürlich alles nach ihren Wünschen ändern. Also, das Bild soll ausgetauscht werden und die Schriftart -" "Vergessen Sie es", fiel er mir harsch ins Wort, fuhr sich nachdenklich durch das Haar. "Ich beauftrage eine andere Agentur. Eine, die sich mit dem Thema auskennt und mit mehr Fingerspitzengefühl an die Sache geht. Man sieht einfach, dass hier ein Laie am Werk war. Und so etwas geht nicht." Ein tiefes Gefühl von Hilflosigkeit wuchs in mir. Und ein fast schon erstickender Ehrgeiz. Er sollte sich keine andere Agentur suchen. Doch er würde genau das tun, denn er vertraute nicht in meine Fähigkeiten in diesem Belang. Und es schien unmöglich, ihn noch umzustimmen. Mister Rosenquist wusste stets, was er wollte und ging keine Kompromisse ein. Zudem besaß er immer eine klare Vorstellung von dem vollendeten Werk und es galt, seine Gedanken zu lesen. Was natürlich absolut unmöglich war. Nervös wanderten meine Blicke hin und her. Vom Bildschirm zu Mister Rosenquist; drehten eine Runde im Raum, bis sie schließlich an dem noch immer brav neben mir sitzenden Peter hängen blieben. Und auf einmal wusste ich, mit was ich Mister Rosenquist doch noch ins Boot locken konnte. Im Augenblick kümmerte es mich überhaupt nicht, wie verwerflich meine Idee in Wirklichkeit war. Für ein paar Sekunden empfand ich sie gar als absolut brillant. "Mister Rosenquist", begann ich ein letztes Mal seufzend und wesentlich ruhiger klingend, als ich es eigentlich war. "Ich möchte Ihnen einen Deal vorschlagen, der Ihnen sicher zusagen wird." Er schaute mich wenig interessiert an. "Sie lassen mich einen neuen Entwurf vorbereiten und zum Dank erweist Ihnen meine Sekretärin ein paar Gefälligkeiten…wenn Sie wissen, was ich meine." Ich spürte Peters Blick regelrecht auf mir ruhen, aber ich sah ihn nicht an, denn ich hatte keine Ahnung, welche Emotionen sich in seinem Gesicht widerspiegeln würden. Ja, bereits jetzt überkam mich ein kleiner Anflug schlechten Gewissens, aber ich hatte mein Angebot längst ausgesprochen und sah Mister Rosenquist an, dass er angestrengt nachdachte. Immer wieder wanderten seine Blicke zu Peter und ich meinte, seine Augen jedes Mal sogar leicht aufblitzen zu sehen. Es war nicht von der Hand zu weisen, wie angetan er von diesen kleinen Gefälligkeiten gewesen wäre, aber wahrscheinlich weigerte er sich noch gegen eine eindeutige Zusage, da er ebenso wie ich wusste, wie moralisch verwerflich das Ganze anmutete. "Wir telefonieren", meinte er nur kurz angebunden zum Abschluss, ohne sich zu äußern, wie er sich entschieden hatte. Damit erhob er sich und nach einer gequält freundlichen Verabschiedung von meiner und Peters Seite (Letzterem deutete er gar einen Handkuss an, wie ich aus den Augenwinkeln erkannte) hatte er das Büro verlassen. Und in diesem Augenblick fiel Peters damenhafte Maske. "Sag mal, hast du sie noch alle?", zeterte er los, ich hatte noch nicht einmal Gelegenheit gefunden, um mich wieder zu setzen. "Du willst mich hier einfach so verschachern! Ich glaub, ich spinne! Bin ich jetzt deine Hure, oder was?" Wow. Das saß. Und wie. Als ich ihn anschaute, sah ich bittere Wut in seinen sonst so schönen Augen blitzen, während seine weichen Gesichtszüge sich zu einer hässlichen Grimasse verzogen hatten. Für einen Moment fürchtete ich, Peter könnte auf mich losgehen und mich verprügeln, es hätte zweifellos zu seinem Auftritt gepasst, aber ich wusste, dass ich ihm körperlich überlegen war und nichts zu befürchten hatte. Zudem hätte ich mich sogar ganz gern geprügelt. Am liebsten hätte ich ihn in diesem Augenblick komplett zur Schnecke gemacht. Aber mein Unterbewusstsein hielt mich davon ab. Nie im Leben hätte ich Peter schlagen können. Zumindest nicht auf diese Art und Weise. Ich hatte plötzlich vor Wut keine Ahnung mehr, was ich zu meiner Verteidigung anbringen sollte. Dafür griff Peter äußerst tief in die Argumentekiste und erwischte prompt meinen derzeit wundesten Punkt. Und das traf mich härter als jeder Faustschlag. "Ich weiß, wieso du das gemacht hast", meinte Peter mit bebender Stimme, aber bei Weitem nicht mehr so laut, trotzdem nicht weniger bedrohlich. "Weil du mich abschieben willst. An einen anderen. Weil du selbst Angst vor deinen Gefühlen hast. Weil du endlich gemerkt hast, wie scharf du in Wirklichkeit auf mich bist und dass du dich nicht dagegen wehren kannst. Du denkst, wenn mich ein anderer vögelt, verschwindet deine Lust einfach. Doch ich sage dir, dann wird es noch schlimmer, weil du es gar nicht ertragen könntest, mich zu einem anderen zu schicken." Er hatte Recht. Und das konnte ich nicht akzeptieren. Denn ich wollte nicht, dass er Recht hatte. Nie im Leben. "Wie redest du eigentlich mit mir?", hallte meine Stimme vollkommen außer sich in den engen Räumlichkeiten wider. "Ich verbitte mir so einen Ton." Ich erhob meine Hand und deutete eindringlich mit dem Zeigefinger auf Peter. "Und du gehst zu Mister Rosenquist, wenn er es wünschst. Gib's doch zu, in Wahrheit willst du es doch. Ich hab doch gesehen, wie du ihn angeschmachtet hast. Werf dich ihm ruhig an den Hals, ach, vögel von mir aus die ganze Stadt und ganz Schweden noch dazu! Weißt du was, es ist mir scheißegal!" Peter wirkte nun weniger wütend als vielmehr trotzig. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und aus seinem Blick sprach der pure Sarkasmus. "Wir wissen beide ganz genau, dass das nicht in deinem Sinne wäre", setzte er an. "Und in meinem übrigens auch nicht." Er hielt kurz inne, und mit einem Mal waren all die Zornesfalten aus seinem Gesicht gewichen. "Martin. Egal, mit welchen Kerlen ich vögeln würde...ich will im Grunde immer nur deinen Schwanz. Und sonst keinen." Ich schluckte. Ich wusste es. Ich wusste es längst. Doch es ausgesprochen zu hören, war ein komplett anderes Kaliber. Mein Körper reagierte mit einem warmen Ziehen in der Leistengegend darauf. Doch genau das wollte ich ihm verbieten. Tunlichst verbannen. Und so warf ich Peter das an den Kopf, was viel bereits viel zu lange in mir pochte. Ich baute mich direkt vor ihm auf und sah ihm fest in die Augen, bevor ich meine Stimme erhob. "Du kleines Miststück hast mir mein ganzes Leben ruiniert!", donnerte ich ungehalten los, doch Peter zuckte wider Erwarten nicht einmal mehr mit der Wimper. Er stand einfach nur da und blickte mich stumm an. Und genau das trieb mich fast vollkommen zur Weißglut. "Ich könnte...ich könnte dich...", entwich es mir, aber noch ehe ich mir überlegen konnte, was ich mit Peter am liebsten machen würde, wartete dieser mit einem Vorschlag auf. "Dann bestraf das kleine Miststück doch dafür, für alles, was es dir angetan hat", meinte er mit einer Seelenruhe. "Hol dein Holzlineal aus dem Schub und versohl mir so lange den Arsch, bis ich nicht mehr sitzen kann." Unverzüglich griff meine bebende Hand zu seinem Hinterkopf und zog diesen an seinem blonden Zopf nach unten. Dann zerrte ich Peter mit mir. Diese Idee war die beste seit langem. Noch während ich Peter mit der Brust voran gegen meinen Schreibtisch stieß, fegte ich mit der freien Hand die störenden Unterlagen hinunter, die krachend zu Boden fielen. Doch das kümmerte mich im Moment nicht. Ich kochte vor Wut und gleichsam vor heißem Verlangen, sodass ich nur noch Augen für Peter besaß. Er sollte endlich das bekommen, was sich eine kleine Schlampe wie er verdient hatte. Eine Schlampe, die verheiratete Männer aufreizte und am liebsten gnadenlos verführt hätte. Diese Handlung war längst überfällig. Doch ich war nie auf den Gedanken gekommen, ihn auf diese Weise spüren zu lassen, was ich von ihm hielt. Er wollte es, und ich wollte es auch. Ich brauchte nicht lange zu suchen, bis ich den heiligen Gegenstand ausfindig machte. Fest umklammert hielt ich ihn bereits, als ich Peter, der noch immer demütig vor mir auf dem Tisch lag, mit der anderen Hand den Rock nach unten riss und seine blassen Arschbacken entblößte, der von einem unerhört erotischen String in zwei Teile gespalten wurde. Kurzerhand griff ich mir diesen auch noch und sah ihn über seine Knie gleiten, bis er schließlich an seinen Füßen hängen blieb. Und dann machte ich mich an mein Werk. Schon der erste Schlag hinterließ einen roten Striemen auf seinem Fleisch und sein Körper zuckte stumm auf. Doch auch wenn ich nun etwas zögerte und fürchtete, ich könnte ihn stark verletzen mit dem, was ich tat, traf ihn ein weiterer Schlag. Und noch einer. Und ein vierter. Ich bemerkte, wie Peter verzweifelt Halt auf dem glatten Schreibtisch suchte, er aber immer wieder abrutschte. Sein ganzer Körper stand sichtlich unter Spannung; aber es war bei Weitem nicht nur der Schmerz, der ihn übermannt hatte und im Zaum hielt. Peter empfand große Lust bei dem, was ich tat. Und mir ging es nicht anders. Ich kochte förmlich ob des Anblicks meiner kleinen Sekretärin, die da so demütig vor mir auf dem Tisch lag und sich mir vollkommen unterwarf. Aber nicht nur ich wollte mit einem Mal viel mehr, wurde mitgerissen von meiner klopfenden Lust, die mich kaum mehr aufrecht stehen ließ. "Schieb es mir rein", bettelte Peter, robbte auf dem Tisch herum, bis seine Knie Halt fanden und er sich auf seine Unterschenkel stützen konnte. Verzweifelt bot er mir seinen Arsch dar, verlangte, dass ich den Gegenstand, der ihn eben noch gezüchtigt hatte, tief in ihm versenkte, ihn tief in sich spüren ließ. Der Anblick paralysierte mich; ich stand da, mit gesenktem Lineal und schaute nur noch auf seinen Anus, von dem ich wusste, dass er ganz mir gehören sollte. Ich ließ es mir im Folgenden nicht nehmen, mit dem Daumen über das Objekt meiner Begierde und meiner erotischen Träume zu streichen und Peter schließlich mit der flachen Hand einen festen Schlag auf den Hintern zu erteilen. Dieses Loch wirkte viel zu zart, um ihm so etwas wie das scharfkantige, unsaubere Lineal einzuführen. So wütend ich noch immer auf Peter war, nie im Leben hätte ich ihn ernstlich verletzen wollen. Es sollte alles in dem Rahmen bleiben, in dem auch er es noch genießen konnte. Und ich wusste, Peter konnte in seiner Lust und Verzweiflung einfach nicht mehr klar denken. Deswegen war es mein Part, den kühlen Kopf zu bewahren, wenn er es nicht mehr konnte. Auch wenn ich ebenfalls nicht mehr wirklich ich selbst war. "Du wirst gleich etwas anderes zu spüren bekommen", raunte ich deswegen mit belegter Stimme und es dauerte nicht lange, bis Peter realisierte, was ich damit meinte. "Gleitgel und Kondome sind in meiner Tasche", sagte er mit bebender Stimme und ich suchte die benötigten Materialien rasch zusammen. Er führte es also stets mit sich. Für den Fall, dass so eine Situation wie die heutige aufkam. Dieses kleine, durchtriebene Luder. Es hatte bereits damit gerechnet. Es hatte mich in der Hand. Aber ich besaß die Kontrolle. Ich fand mich wieder hinter ihm ein. Legte die Sachen auf dem Tisch ab. Und befreite mich endlich aus dem quälend engen und warmen Stoff der Hose. Peter verharrte noch immer in seiner geduldig wartenden Haltung, während ich mir hastig das Kondom überzog und mich danach mit Gleitgel einrieb. "Du weißt, wie es geht?", fragte Peter sicherheitshalber noch einmal nach, als ich begann, sein Loch vorzubereiten. "Klar. Verlass dich drauf", bestätigte ich ihm, obwohl ich mich tatsächlich etwas unsicher fühlte, da ich etwas derartiges noch nie in meinem Leben gemacht hatte. Doch ich wollte Peter nicht verunsichern. Ich würde darauf achten, dass ich ihm nicht wehtat. Ich würde um jeden Preis darauf achten. Als ich meine Eichel in ihn schob, erschauderte ich bereits heftig. Griff seine Hüften härter, an denen ich mich festhielt. Glitt tiefer in ihn. Es ging nicht schwer, weil Peter das sicher schon hunderte von Malen erlebt hatte. Und ich war wahrscheinlich wesentlich vorsichtiger als andere Männer. Wusste, wie man sich zurückhielt. Und meist auch, wie man sich beherrschte. Ich schob ihn über mich. Immer und immer wieder. Schneller, langsamer. Kämpfte mit mir selbst, weil er so herrlich eng war, so viel enger als jede Scheide es sein konnte. Rieb mich an seinem Innersten. Und Peter ließ es geschehen. Leistete keine Gegenwehr. Er gehörte mir. War mir vollkommen unterwürfig. So, wie ich ihn derzeit sehen wollte. So, wie er sich mir derzeit präsentieren wollte. Als ich spürte, dass ich fast so weit war, bäumte auch er sich plötzlich mit einem dunklen Stöhnen auf, das in einem unbeherrschten Lustschrei mündete. "Leise!", knurrte ich, obwohl ich ihn so gerne zu noch weiteren Schreien angespornt hätte. Diese Laute brachten mich vollkommen um den Verstand. Und nicht zuletzt wegen ihnen ergoss ich mich schließlich tief in seinem Inneren, nachdem Peter jegliche Fassung verloren hatte und sich zitternden Atems seinem Höhepunkt auslieferte. Gemeinsam beseitigen wir schließlich die Spuren, die unser wildes Abenteuer hinterlassen hatte. Räumten alles stillschweigend an seinen angestammten Platz. Sortierten sogar die losen Blätter. Bis schließlich alles so aussah wie vorher. Als wäre nie etwas passiert. "Kein Wort zu niemandem", befahl ich Peter wie beiläufig, ohne ihn überhaupt anzuschauen. "Okay." Seine Antwort war nur ein leises Flüstern. Wenn diese Wahrheit ans Licht gekommen wäre, ich hätte endgültig für nichts mehr garantieren können. Niemals hätte ich Peter ein Härchen krümmen können, wenn er es nicht wollte; aber wahrscheinlich hätte ich ihn in diesem Falle leidenschaftlicher gehasst, als ich ihn liebte. Und ich liebte ihn sehr. Aber nicht, wie ich meine Frau liebte. Das mit Peter kam einem dumpfen, dunklen Gefühl des ständigen Verlangens gleich; die Liebe zu Ika allerdings glich einem zarten, in der Sommerluft flirrenden Schmetterlings. Eines Schmetterlings, der niemals sterben würde. Egal, was Peter mir geben würde. Kapitel 9: 9. Kapitel --------------------- "Du bist ein bisschen braun geworden." Was eignete sich besser, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, als ein Kompliment für sein Gegenüber? Peter schmunzelte gefällig vor sich hin. Lutschte dabei versonnen an seiner Eistüte. Er wusste ganz genau, dass ich andere Menschen nur dann lobte, wenn ich es auch wirklich ernst meinte. Und ich meinte es ernst. Peters Beine wirkten mit diesem sanften Bronzeschimmer noch reizender, als sie es ohnehin schon waren. "Lecker?", fragte Peter nach, während ich ihm nun allerdings viel lieber zusah, wie er mit Lippen und Zunge sein Eis beinahe schon liebkoste, anstatt mich an seiner nackten Haut aufzuhalten. Wirklich, manchmal wusste ich gar nicht mehr, auf was ich mich bei ihm fixieren sollte. "Mh", murmelte ich angetan. "Richtig lecker." Das Schmunzeln in seinem Gesicht hatte sich längst zu einem ausgewachsenen Grinsen gewandelt. Es war mir klar, dass Peter es liebte, wenn ich ein wenig mit ihm flirtete. Besonders jetzt, wo wir wieder gut miteinander klarkamen ohne irgendwelche Malheure, die auch das Sexuelle mit einschlossen. Anheizen musste jedoch sein. Das fand auch Peter. "Du bist aber auch ein bisschen braun geworden", merkte er an und musterte mich ausgiebig von oben bis unten, obwohl ich längst nicht so viel Haut zeigte wie meine Sekretärin. "So einen bräunlichen Teint finde ich ziemlich sexy. Passt gut zu deinen Augen. Und es wirkt sogar ein wenig südländisch." Ich lächelte. Wusste nicht wirklich, wie ich mich außer einem Dank für diese netten Worte erkenntlich zeigen sollte. Aber das interessierte Peter auch gar nicht sonderlich. Er rückte näher an mich heran, legte den Arm um meine Schultern. Und ehe ich es mir versehen konnte, klebten seine Lippen auch schon an meinem Eis. "Ey!", schimpfte ich und schaute Peter empört an. "Was denn? Du hast gesagt, du findest mich lecker. Also", erwiderte der andere daraufhin nur unschuldig und zeigte mir sein strahlendstes Lächeln. Und ich fragte mich: Konnte man so einem schönen Engel eigentlich widerstehen? Doch, man konnte. Zumindest Mister Rosenquist hatte letzten Endes doch auf die ihm angebotene Nacht mit Peter verzichtet. Der Deal war zwar damit geplatzt, aber im Grunde war ich ihm nicht böse, nein, im Gegenteil: Diese kleine, geile Nummer auf dem Schreibtisch hatte mir gezeigt, dass ich Peter nie im Leben einem anderen Mann überlassen hätte wollen. All die Emotionen, die vom ersten Tag an in mir gekeimt hatten, waren mit einem Male vollkommen aufgeblüht und ließen mich nur noch Augen für meinen Peter haben. Ja, auch wenn wir eine gewisse Distanz zueinander wahrten, so verhielten wir uns dennoch hin und wieder wie ein frisch verliebtes Paar. Wir aßen wieder gemeinsam zu Mittag, scherzten über Gott und die Welt und hielten im Kampf gegen die schwierigen Kunden zusammen wie Pech und Schwefel. Und wir flirteten. Sagten, wie sehr uns der andere gefiel. Und das alles durfte sein. Ich hatte resigniert. Denn mir war klar geworden, dass meine Gier nur noch stärker wurde, umso hartnäckiger ich sie mir verbot. Abseits des Büros lebte ich weiterhin in meiner glücklichen Ehe mit Ika, ließ mir keine Veränderungen in meinem Verhalten anmerken. Das schlechte Gewissen, die Schuldgefühle und die Zweifel an meiner Sexualität - all das schob ich weit, weit weg von mir, verdrängte es regelrecht, bis es aus meinem Bewusstsein verschwand. Weil all die positiven Empfindungen lockten. Ich wollte sie genießen. Sie in mir aufsaugen. Und mich ihnen vollkommen hingeben. Die Mittagspause näherte sich dem Ende, wie ich mittels eines Blickes auf die Uhr feststellte und es wurde Zeit, sich wieder an den Arbeitsplatz zu begeben. Aber zuerst wartete noch eine Kleinigkeit darauf, seinem neuen Besitzer übergeben zu werden. Ich bereitete Peter auf dem Weg ins Büro natürlich gebührend auf mein Geschenk vor, woraufhin er sichtlich vor Neugierde zu platzen schien und - endlich in den heiligen Halle angekommen - es kaum erwarten konnte, dass ich das Geheimnis lüftete. Selbst ich freute mich diebisch, als ich Peter befahl, dass er sich auf meinen Schoß setzen sollte, während ich das kleine, schwarze Beutelchen unter dem Schreibtisch hervorholte. Wenig elegant riss er mir die Tüte schließlich aus den Händen und griff gespannt hinein. "Oh Mann, auch noch in pink!", juchzte er freudig, als er den Dildo von allen Seiten begutachtete und sich dann zu mir umdrehte, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. "Du bist süß", hauchte er und mir wurde daraufhin ganz warm, und auch deswegen schüttelte ich etwas den Kopf. "Ach, eigentlich sollte das eine kleine Entschuldigung sein für die Sache mit Mister Rosenquist", wiegelte ich seinen Überschwang ab und machte ihm klar, dass ich in Wirklichkeit gar nicht so süß war. "Dieses Mal habe ich nämlich echt große Scheiße gebaut, und ich hoffe, du verzeihst mir das. Und da ich mir schon dachte, dass du auf solche Spielzeuge abfährst..." "Natürlich verzeih ich dir", fiel mir Peter ins Wort und drehte sich so um, dass er seitlich auf meinem Oberschenkel zum Sitzen kam und mich direkt anschauen konnte. Seine Arme hatte er um meinen Hals geschlungen. "Dass du mich gevögelt hast, war ja eigentlich schon Entschädigung genug..." "Du denkst genauso gern wie ich daran", mutmaßte ich und seufzte leicht. Peter nickte. Und dann zuckten plötzlich seine Mundwinkel verheißungsvoll. "Wollen wir es gleich testen?", raunte er schließlich. "Was, jetzt und hier?", gab ich verwirrt von mir. "Aber die Arbeit..." Doch Peters Argumente erwiesen sich als äußerst überzeugend. Er brauchte mir nicht mündlich zu antworten, es genügte bereits, dass er sich meine Hand griff, sie sich auf die Innenseite seines Oberschenkels legte und danach höher leitete, viel höher, bis wir zwischen seinen Beinen ankamen und mir augenblicklich klar wurde, dass es hier jemand auf einmal sehr nötig hatte. "Die Arbeit kann noch warten", meinte Peter, während ich seinen Penis aus dem engen Verließ befreite und leicht mit den Fingerspitzen massierte; es war das erste Mal, dass ich ihn an dieser Stelle seines Körpers berührte und bekam gar nicht mehr genug von seinem sensiblen Fleisch, dass bald schon vorfreudig zu sabbern begann. "Außerdem geht einem die Arbeit doch viel besser von der Hand, wenn einem ein Orgasmus den Kopf wieder gerade gerückt hat." Es stimmte. Mit dieser geifernden Lust hätte ich mich eh nicht auf den schnöden Bürokram konzentrieren können. Und ich wusste, dass ich mir bereits lange genug meine Gier auf Peter verkniffen hatte. Endlich wollte ich es erleben, mit allen Sinnen das genießen, was mir so gefiel und was ich nicht mehr in meinem Leben missen wollte. Zu dem Dildo gehörte praktischerweise ein schwarzer, breiter Gurt. Zunächst hatte ich ihn nicht beachtet, aber nun sah ich einen Verwendungszweck für ihn. Während Peter sich ein wenig frei machte, befestigte ich den Gurt an dem pinkfarbenen Spielzeug und schloss ihn um meinen Oberschenkel. Natürlich genossen wir es beide viel mehr, uns gegenseitig zu spüren, aber ich fand, dass das eine gute Gelegenheit war, bei der Peter zeigen konnte, was seine magischen Fingerchen alles bewirken konnten. Und auch ich wollte mich ein wenig in der manuellen Befriedigung meines kleinen Luders üben. Peter ritt schließlich zwar ziemlich selbstständig den Plastikpenis, aber ich half ihm dennoch ein wenig, indem ich das Bein auf und ab bewegte um das Teil noch tiefer in ihm zu versenken. Derweil wedelten wir uns gegenseitig einen von der Palme und näherten uns immer weiter der Erlösung. Und ausgerechnet als es zumindest bei mir fast so weit war, klopfte jemand an die Tür. "Scheiß drauf", meinte Peter vollkommen außer Atem (er hatte schließlich auch die meiste Arbeit). Doch ich schiss nicht darauf. "Vielleicht ist es ja wichtig", gab ich zu bedenken, obwohl ich selbst auch keine große Lust hatte, eine angefangene Sache einfach abzubrechen. Besonders bei dieser fiel es mir sehr schwer, zumal Peter mich bestimmt nur noch dreimal hätte pumpen müssen, bis es mir kam. "Wenn es brennt, riechen wir es schon", wiegelte Peter meine Sorgen ab und ließ einmal mehr genüsslich das Spielzeug in sich gleiten. Es klopfte erneut, aber nun noch eindringlicher und lauter. Ohne Widerrede verscheuchte ich Peter von meinem Schoß, der sich stocksauer Slip und Rock hochzog, um sich danach zu seinem Schreibtisch zu trollen, während ich den Dildo von meinem Bein abschnallte, ihn schnell verschwinden ließ und mir notdürftig die Hose schloss. Noch einmal fuhr ich mir durch das Haar und dann stand auch schon der ungebetene Gast im Vorzimmer. "Och, Peterchen", begann Simon lautstark und etwas amüsiert klingend, den Angesprochenen eine Weile lang eindringlich musternd. "Was guckst du denn so griesgrämig? Es ist schönes Wetter, die Sonne lacht!" Dann trat er, ohne auf eine Antwort Peters zu warten, in mein Büro. Grinste dabei noch breiter und legte mit gespieltem Mitleid den Kopf schief. "Du guckst ja auch so sauer, Martin. Vielleicht solltet ihr die Garniturzitronen auf dem Mittagessen nicht mehr verspeisen." Ich ging gar nicht erst auf seine Schikanen ein. Irgendetwas sagte mir jedoch, dass er mehr wusste, als er wissen sollte. Simon war schließlich nicht dumm, dachte stets und ständig auf zweideutiger Basis und zählte schon seit langer Zeit eins und eins zusammen wie ein studierter Mathematiker. "Was willst du?" Zum Glück nahm er nicht erst auf dem Stuhl Platz, also ging ich davon aus, dass er nicht lange verweilen wollte. "Die Catering-Firma, die wir für unsere Betriebsfeier geordert haben, hat abgesagt", richtete er mir aus. "Wir müssen uns nach einer Alternative umsehen." "Na dann mach doch", pampte ich den Störenfried an, wohlwissend, dass er nun erst Recht Lunte witterte. Aber es war eh schon alles zu spät. "Okay, mach ich", meinte er keck, hielt sich aber nun die Hand vor die Wange und sprach im Flüsterton weiter. "Während du dir den Hosenstall zumachst." Augenblicklich fummelte ich mir am Schritt herum, verfluchte mich selbst für meine Unvorsichtigkeit, denn ich wollte, dass nie jemand etwas davon erfuhr, was ich mit Peter hinter verschlossener Tür trieb. Nun aber schien alles viel zu offensichtlich, um noch ein Geheimnis zu sein. Jedenfalls vor Simon. Dieser schwang seinen Arsch nun in Richtung Tür und bat dabei tausend Mal um Entschuldigung. "Sorry, ich wollte nicht stören, wirklich nicht. Wenn ich gewusst hätte..." Er drehte sich noch einmal zu mir herum, sein Gesicht sah aber nicht aus, als würde es von Reue zerfressen werden. "Aber jetzt könnt ihr ja weitermachen. Ich stehe auch Schmiere draußen vor der Tür." Weder Peter noch ich antwortete auf das Gesagte und als wir wieder allein waren, sahen wir uns nur ratlos in die Augen. "Und jetzt?", fragte Peter schließlich vorsichtig. "Machen wir es noch fertig?" "Keine Lust mehr", log ich, andererseits war mir in jenem Augenblick der Entlarvung tatsächlich alles vergangen. Mit einem Mal prasselten die Schuldgefühle und all die Selbstvorwürfe wieder auf mich nieder und ich sah keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Jetzt, wo zumindest eine Person von mir und Peter wusste, schien die Sache, die die letzten Tage eher wie eine Traumwelt auf mich wirkte, vollkommen real geworden zu sein. Doch nun griff sie wieder verstärkt in mein Leben und Denken ein und raubte mir allen Genuss. Ich bemerkte, wie sie meinen Alltag beeinflusste, wie sie ihn längst verändert hatte. Und ich wollte es nicht. Doch gleichzeitig verspürte ich den Drang, mich endlich jemandem anzuvertrauen. Jemandem, der mich nicht gleich verurteilen würde für das, was ich tat, sondern jemandem, der alles viel gelassener sehen konnte, weil er nicht involviert war. Und wer schien für ein Gespräch von Mann zu Mann perfekter als Simon, der ohnehin schon so ziemlich alles wusste? Bereits am nächsten Tag schüttete ich ihm mein Herz aus. Nachdem ich vor Sorge die Nacht auf dem Sofa anstelle des Ehebettes verbracht und mir den Kopf zerbrochen hatte, wollte der ganze Mist endlich aus mir weichen. Und er tat es. Ich musste mich nicht einmal dazu überwinden, den Mund aufzumachen. Simon traf ich wie üblich in seinem Büro an. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein getretener Hund, als ich bei ihm auf der Matte stand. Meine Augenringe hingen mir bis zum Kinn und ich konnte wetten, dass mein Gesichtsausdruck Bände sprach. "Morgen, Martin", begrüßte mich mein Untergebener überrascht und ließ augenblicklich den Stift fallen. "Eigentlich wollte ich jetzt fragen, ob es gestern noch schön war, aber so wie du aussiehst..." "Ach", jammerte ich, nahm ungefragt Platz auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch und bekam das Gefühl nicht los, dass ich in die Rolle eines Dreizehnjährigen geschlüpft war, der Rat bei Doktor Sommer suchte. Und dem es egal war, ob das Gegenüber überhaupt Doktor Sommer war. "Das ist alles Scheiße." Das war hart, aber ehrlich. Doch genauso nichtssagend. Simon schaute nun ziemlich alarmiert drein und begann vor lauter Nervosität an den Fingernägeln zu kauen. Das machte er immer, wenn er die Kacke dampfen sah. "Oh, das klingt nicht gut. Gar nicht. Besonders nicht aus deinem Mund. Darf ich fragen, was genau denn scheiße ist?" "Na alles", erwiderte ich. "Also sozusagen die Firma, ich, Peter, du selbst, dein ganzes Leben..." "Genau so sieht es aus." "Was? Du findest mich scheiße? Und Peter? Heißt das, wir werden gekündigt?" Er klang allerdings nicht wirklich besorgt. "Nein. Aber arbeitslos werdet ihr trotzdem, denn ich springe aus dem Fenster." "Bitte was?" Nun hatte ich Simon doch noch geschockt. Wunderbar. "Geh zum Arzt, lass dir Antidepressiva verschreiben!" "Hilft nicht", widersprach ich. "Ich sollte Salzsäure trinken, damit meine Existenz ausgelöscht wird, Simon. Denn ich verzapfe hier so eine große Scheiße, das würde genügen, um die Ausrottung der ganzen Menschheit herbeizuführen.“ Ich schaute fest in Simons schmale Augen, so, als würde ich in ihnen die Lösung für alle meine Probleme suchen. Doch ich fand sie nicht. "Raus mit der Sprache", forderte mich der andere nun auf. "Was für Schindluder treibst du?" Ich erzählte ihm alles. Von vorne bis hinten. Von A wie Analsex bis P wie Peter. Und zu meiner Überraschung hörte mir Simon geduldig zu und lachte mich nicht einmal aus. Na, vielleicht ahnte er aber auch nur, dass ich ihm für einen dummen Kommentar in diesem Zustand fristlos gekündigt hätte. Er unterlag also einer gewissen Zensur. Gut so. Als ich geendet hatte, guckte ich längst nicht mehr meinen Gesprächspartner an, sondern fixierte meine Hände, die in meinem Schoß ruhten. "So, und was soll ich jetzt machen?" Schweigen im Walde. "Toll, ich wusste es, du hast auch keine Ahnung." "Och Martin", setzte der andere nun ruhig an. "Jetzt hör mal auf, so depri zu sein. Das Wetter ist schön, die Sonne lacht. Und dein Herz lacht auch, wegen Peter. Das ist doch wunderbar, oder nicht?" "Du hast nichts verstanden, oder?" "Natürlich", widersprach mir Simon entschlossen, kaute längst nicht mehr an seinen Nägeln, sondern vergewaltigte seinen Kugelschreiber mit dem Mund. "Aber ist das denn jetzt so ein Weltuntergang, dass du auf Peter abfährst?" "Natürlich", äffte ich ihn nach. Man, im Nachhinein betrachtet ist es mir wirklich unangenehm, wie ich mich verhalten hatte. Inkompetent und einem Chef nicht würdig. "Hör mal zu." Sagte es und lehnte sich ein Stück weit zu mir vor. Skeptisch schaute ich ihn an. "Es hat sich ja längst herumgesprochen, dass Olli und ich manchmal schöne Sachen miteinander machen. Er ist aber auch scharf und heiß und er hat einen dermaßen geilen Arsch...sorry, ich schweife ab." Meine Augen verengten sich und Simon fuhr unverzüglich fort. "Was ich sagen will, ist, dass ich auch ziemlich lange brauchte, bis ich mir eingestehen konnte, dass das zwischen mir und Olli was ist. Ich hab auch gedacht, ich sei hetero, aber irgendwann kommt ein Punkt im Leben, an dem man einsehen muss, dass dem nicht so ist. Da muss nur eine bestimmte Person auf der Bildfläche erscheinen und dann macht es -" Er imitierte ein klackendes Geräusch. Und sprach weiter. "Na ja, so ist der Mensch eben. Von der Natur dazu verdammt, Sex mit beiden Geschlechtern zu wollen und vom Verstand dazu gezwungen, seine Triebe zu unterdrücken. Aber das funktioniert nicht. Hast du ja selbst gemerkt." "Ja, und was soll ich jetzt machen?" "Du sollst weitermachen", zuckte Simon vollkommen ungerührt die Schultern. "Wenn dir das mit Peter gefällt, dann tus doch einfach. So lange ihr an die lieben Verhüterli denkt, ist doch alles chillig. Denn so wie ich Peter einschätze, lebt der seine Schwulitäten auch noch anderweitig aus und es wäre Mist, wenn du ein bleibendes Andenken von einem Mann geschenkt bekommst, den du noch nicht einmal persönlich kennenlernen durftest." "Das macht Peter nicht", klärte ich mein Gegenüber auf. "Peter will nur mich." "Klingt ja romantisch, mein lieber Schwan. Oh, hörst du das?" "Was?" "Die Hochzeitsglocken..." "Simon!" "Ja, schon gut", besann er sich wieder auf das Wesentliche, nachdem ich ihn einmal mehr von seinem Humortrip hinunterholen musste. "Und was mach ich jetzt?", fragte ich zum gefühlten hundertsten Male, da ich den Eindruck hatte, dass wir uns im Kreis drehten, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. "Ich bin glücklich verheiratet, liebe meine Frau und will das alles gar nicht..." "Dann bleib doch weiterhin glücklich verheiratet und liebe deine Frau", meinte Simon erneut vollkommen ungerührt, so, als wäre es die naheliegendste Antwort auf der ganzen Welt. "Und Peter noch dazu. Dein Herz ist doch groß, da passen auch zwei Personen hinein. Und ich natürlich." Ich verdrehte die Augen. Fand den Rat nicht sonderlich gut, bedankte mich aber trotzdem für Simons mehr oder weniger weisen Worte. Einerseits wünschte ich mir nichts sehnlicher als seinen Worten Folge zu leisten, andererseits fielen seine Antworten doch sehr alternativ und wenig gesellschaftstauglich aus. Wenn ich auch nur an meine Ika dachte, wie sie erfuhr, dass ich Peter brauchte, um sexuell voll auf meine Kosten zu kommen, dann zog sich in mir alles zusammen. Im Grunde war ich jetzt nicht schlauer als vorher. Doch wann immer ich Peter eindeutige Blicke zuwarf und ihm signalisierte, dass ich ihn wollte, sah ich einen frech grinsenden Simon vor mir, der mir all meine Sünden erlaubte. Und dann wurde ich schwach. Dachte nicht mehr nach. Fiel über meinen Peter her und genoss es in vollen Zügen, seinen von mir so begehrten Körper haben zu können. Ihn zu berühren, zu küssen, ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn brauchte und liebte. Und nichts auf der Welt schien mich davon abhalten zu können. Ich verlor mit ihm nicht nur meine Jungfräulichkeit in Sachen Männern, ich verlor schließlich auch jegliche Hemmungen. Wir wurden unvorsichtig. Bis das Kartenhaus über mir zusammenfiel. Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- Seit langem konnte ich mich wieder einmal voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. All die Tage zuvor hatten mich meine Gelüste hochgradig abgelenkt und Schaffungsprozesse unmöglich gemacht. Da Peter und ich uns allerdings ausreichend ausgetobt hatten, widmete sich nun jeder seinen eigenen Angelegenheiten und ließ den anderen in Ruhe. So dachte ich. Aber anscheinend kannte ich den sehr liebes- und sexbedürftigen Peter schlecht, der immer unersättlicher zu werden schien, umso öfter wir es miteinander trieben. Meine Taskleiste verriet mir mit einer Pop-Up-Meldung, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Es erwies sich stets als ziemlich praktisch, automatisch darüber informiert zu werden, wenn jemand etwas von einem wollte und so klickte ich mich auch heute in mein Mailprogramm, um dem Absender unverzüglich zu antworten. Schließlich standen hin und wieder Notfälle an, die so schnell wie möglich bearbeitet werden wollten. Und die Worte, die nun auf meinem Bildschirm erschienen, sprachen von so einem akuten Notfall. "Ich habe gehört, wie du mit Simon gesprochen hast. Du besitzt eine Eckbadewanne? Wieso hast du das noch nie erzählt? Jetzt ist dein Peterchen aber ein wenig enttäuscht. :(" Ein Schmunzeln schlich sich über mein Gesicht. Wieso hatte ich mir das nicht denken können? Peter hatte ein neues Medium gefunden, um mit mir zu kommunizieren und in Kontakt zu bleiben. Dass mich solche Nachrichten ebenfalls von firmenbezogenen Dingen ablenkten, kümmerte ihn bestimmt nicht. Aber um ehrlich zu sein freute auch ich mich über ein wenig Abwechslung. Doch das musste Peter ja nicht gleich auf die Nase gebunden werden. Ich machte mich bei ihm viel interessanter, wenn ich einen auf schwer zugänglich machte. Das hatte ich mit der Zeit herausgefunden. Ich setzte zu einer Antwort an. Allerdings mündlich. "Ich werde sie dir -" So wie ich den Mund aufmachte und Peter dabei anschaute, wurden seine Augen kugelrund und er hielt sich empört den Zeigefinger vor die Lippen. Dann tippte er geschäftig auf seiner Tastatur herum. Wenige Sekunden später erreichte mich seine neue Nachricht. "Lad mich doch mal zu dir nach Hause ein. Ich hätte schon Bock, mir mein Höschen auch mal in deinem Schlafzimmer auszuziehen." Was denkst du, was ich hätte, formten meine Gedanken, aber ich wollte ihm das nicht sagen, denn in diesem Falle wäre der nächste Schritt nicht mehr weit gewesen und wir wären einmal mehr übereinander hergefallen. Das aber wollte ich vermeiden. Oder wenigstens herauszögern. "Wenn ich mal sturmfrei haben sollte, ruf ich dich an", versicherte ich Peter, nun aber wie gewünscht schriftlich. Ich fragte mich, was er mit diesem Spielchen bezweckte. Prompt dachte ich in Richtung Cybersex, aber wenn man Peter kannte, dann wusste man auch, dass er auf so etwas nur bedingt abfuhr. Er brauchte etwas zum Anfassen, um geil zu werden. Worte allein genügten ihm nicht. Und um ehrlich zu sein erging es mir nicht anders. Mit meiner Antwort schien sich Peter zufrieden zu geben. Leider war mir der Genuss einer sturmfreien Bude selten vergönnt, da Ika lediglich Teilzeit arbeitete und das für gewöhnlich vormittags, wenn ich im Büro saß. Gerne hätte ich Peter in aller Ruhe in meinen heiligen Hallen verwöhnt (bestand doch hier stets das Risiko, in flagranti erwischt zu werden, was natürlich auch einen gewissen Reiz inne hatte), aber ich konnte ihn nie im Leben zu mir einladen, wenn meine Frau anwesend war. Auch nicht als normalen Besucher. Schließlich wusste ich, dass sie Peter für nicht mehr als eine männliche Imitation einer russischen Nutte hielt und ihn nicht sonderlich mochte. Und das vollkommen zu Recht. Würde sie Peter in unserer Wohnung entdecken, würde sie sofort Verdacht schöpfen. Und dann vögelte ich Peter doch lieber nur im Büro. Eine ganze Weile lang ließ Peter mich weiter arbeiten, aber dann blinkte die Nachrichtenmitteilung erneut auf. "Ich hab hier was für dich, was dir deine Arbeit ein wenig versüßen soll. Ich hoffe, es gefällt dir. ;)" Erst jetzt bemerkte ich, dass die Mail einen Anhang erhielt und klickte gespannt das an, was mir Peter zukommen gelassen hatte. Natürlich hätte ich mir das auch für den Feierabend aufheben können, aber Peter wusste nur zu genau, dass meine Neugierde oftmals keine Grenzen kannte und ich nicht sonderlich masochistisch veranlagt war. Als sich die erste Datei öffnete, musste ich bereits hart schlucken und nach Fassung ringen. Peter hatte mir Bilder von sich selbst geschickt. Allerdings nicht irgendwelche, bei weitem nicht, sondern sehr aufreizende, die äußerst viel Haut entblößten. Jedoch wirkte keines von ihnen in irgendeiner Weise billig und somit zu pornografisch, da sie von einem professionellen Fotografen geschossen waren. Jedes war ein Kunstwerk für sich, nicht zuletzt wegen der Person, die sich mir in verschiedenen Posen präsentierte. Auf einigen trug sie ihr fesches Rockeroutfit, welches ein wenig abgeranzt wirkte und deswegen so unsagbar sexy, auf anderen bestach sie mit einem lila Kleid und hochhackigen Schuhen. Und auf einem stellte sie ihre komplett nackte Rückseite zur Schau. Der geneigte Leser besaß nun wahrscheinlich eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was sich in meinem Kopf abspielte. So oft ich Peter bereits ohne Kleidung gesehen hatte, so sehr reizte es mich jedes Mal. Ich konnte einfach nicht genug bekommen von seinem unglaublichen Sexappeal, den er ausstrahlte und dessen er sich auch bewusst war. Und genau deswegen ließ ich mich dazu hinreißen, auf sein heißes Spielchen einzugehen. Obwohl ich Berge von Arbeit zu erledigen hatte. "Mh...sind ja wirklich sehr leckere Aufnahmen. Ich frage mich, wo man so ein scharfes Luder herbekommt, um es gehörig zu vögeln." Meine Blicke wanderten gespannt zu Peter, nachdem ich glaubte, dass er meine Nachricht erhalten hatte. Dieser aber verzog keine Miene, aber ich konnte ganz genau mit ansehen, dass seine Hand unter den Rock fuhr, langsam und bedacht, um sie schließlich mit seinem roten String wieder auftauchen zu lassen. Wie immer trug er Reizwäsche unter dem etwas biederen Outfit, das an Peter allerdings alles andere als züchtig wirkte. Dieses nette Teilchen, das ich bereits zur Genüge kennengelernt hatte, ergänzte es also perfekt und verdrehte mir heute einmal mehr den Kopf. Wirklich, als es an seinen Beinen hinabglitt, wurde mir ganz anders. Und Peter sonnte sich sichtlich in meiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Seine Mundwinkel zuckten, wann immer sich unsere gierigen Blicke trafen und irgendwann überkam mich der Drang, eine neue Nachricht an ihn zu verfassen. "Ich will, dass das scharfe Luder das trägt, was es auf dem sechsten Bild an hat." Peter verstand natürlich sofort und musste nicht lange überlegen, um zu bemerken, dass das sechste Bild das Nacktfoto war, das sah ich in dem Blitzen seiner Augen. Und er sah in meinen funkelnden Augen, wie gerne ich ihn jetzt komplett nackt auf meinem Schreibtisch sitzen gehabt hätte, um ihn dann mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Rabiatheit zu vernaschen. Sekunden später hatte er sich schon von seinem Stuhl erhoben und stand vor seinem eigenen Schreibtisch. Das knappe Höschen hatte er längst abgestreift und auf dem Boden liegen lassen; schon die Gewissheit, dass direkt unter seinem Rock sein Glied lauerte, trieb mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Aber ich sollte noch mehr bekommen. Verklärten Blickes begann Peter sich an seiner Bluse zu schaffen zu machen, und ich bekam den Gedanken nicht mehr los, dass er ein wenig wie ein unzüchtiges Schulmädchen wirkte. Als er seine flache, blasse Brust entblößte, spürte ich bereits, wie ich glasige Augen bekam und vom Rande der Beherrschung wenn überhaupt nur noch wenige Atemzüge entfernt war. Kaum dass das überflüssig gewordene Kleidungsstück sich zu dem String auf den Boden gesellt hatte, griff sich Peter an den Hinterkopf, um daraufhin den Haargummi zu lösen. Seine blonden Strähnen glitten über seine nackten Schultern und verliehen ihm so paradoxerweise eine etwas männlichere Ausstrahlung als es die zusammengebundenen Haare taten. Doch ich liebte diesen Anblick nicht weniger, im Gegenteil. Als er letztendlich ganz nackt auf der Kante seines Schreibtisches saß und mich herausfordernd anschaute, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich begehrte seinen Körper und ich hätte ihn mit Sicherheit nicht mehr geschätzt, wenn er Brüste und eine Vagina sein Eigen genannt hätte. Ich liebte Peters Genital und das bei weitem nicht nur, weil es die Farbe von Marzipan besaß. Es dauerte nicht lange, bis er der Meinung war, mich lange genug geifern gelassen zu haben und auf mich zugeschritten kam. Seine Schuhe hatte er anbehalten, weil er nur zu genau wusste, wie vorteilhaft sie seine Beine betonten und auch verlängerten. Und er wusste, dass auch ich komplett angetan von ihnen war, hatte ich es ihm doch oft genug bestätigt. Er stand vor mir. Fast schon ein wenig ehrfürchtig strichen meine rauen Fingerspitzen über die zarte Haut seiner Hüften, glitten tiefer. Doch noch ehe ich meine Hand zwischen seine Beine schieben konnte, wie ich es häufig tat, um seine Pobacken leicht zu spreizen, damit ich sein Loch erfühlen konnte, entwichen im Worte, die vor Gier in seiner Kehle zitterten. "Was willst du jetzt mit mir machen?", wollte er wissen, es war mehr ein Hauchen. "Sag es mir." Ich legte meine Hand über seinem Po ab und zog ihn ein Stück näher, so weit, dass ich zwangsläufig seinen Penis an meiner Wange spürte. Dabei schaute ich ihm unablässig in die Augen. "Mister Andersson wird bald hier sein", meinte ich mit leiser Stimme. "Wir haben also nicht viel Zeit. Aber verwöhne mich doch ein bisschen mit dem Mund. Deine Lippen sehen aus, als hätten sie großen Appetit auf meinen Schwanz." Schmunzelnd leckte Peter sich über seine Oberlippe. "Das haben sie auch", bestätigte er mir und begab sich im selben Zuge auch schon auf die Knie, robbte unter meinen Schreibtisch. Schnell hatten seine Hände mich untenherum ein wenig frei gemacht und mein nun vollends erigierter Penis wartete darauf, in Peters warmen, feuchten Mund gleiten zu dürfen. Zuerst verschlang er meine Eichel, ließ seine Zunge gegen sie flattern, was bereits genügte, damit ich mich in den Armlehnen meines Stuhles festzukrallen versuchte. Gerade hatte ich genüsslich die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt, als sich Mister Andersson ankündigte. Wesentlich zu früh. Zunächst spielte ich wieder einmal mit dem Gedanken, die ganze Aktion sofort abzubrechen und meiner Lust zu widerstehen, aber Peter schüttelte nur den Kopf. "Er wird nichts merken", meinte er und machte sich wieder unverzüglich an sein noch nicht vollendetes Werk und so tief, wie er mich nun schluckte, wirkte es, als wollte er mich davon überzeugen, dass ich es bitter bereut hätte, hätte ich die Sache abgeblasen. Okay. Also bat ich Mister Andersson in das Büro, indem ich laut, aber nicht sonderlich fest 'Herein' rief. Dann öffnete sich auch schon die Tür und der immer etwas alternativ wirkende Mister Andersson trat herein, sich verdutzt im Vorzimmer umsehend und dabei die langen, schwarzen Haare wie eine Gardine um sein Haupt tragend. "Nanu", wunderte er sich schließlich und blickte mich fragend an, was mich wie ein Blitz traf. "Wo ist denn Ihre Sekretärin?" "Ach, die ist gerade beschäftigt", gab ich verkrampft von mir, wünschte mir, dass Peter wenigstens inne hielt, während ich zu sprechen versuchte, aber davon war keine Spur, im Gegenteil. "In einem Gespräch, denke ich", mutmaßte mein Kunde und rieb sich das Kinn, kam aber noch nicht näher. "Ja, so ähnlich", bestätigte ich und dachte mir, dass das alles nicht einmal gelogen war. Peter war in der Tat derzeit sehr beschäftigt und stellte zudem seine mündlichen Fähigkeiten unter Beweis. Ob rhetorisch oder oral, das spielte schließlich auch keine große Rolle. Plötzlich musste ich mit ansehen, wie Mister Andersson sich unter den Sekretärinnenschreibtisch beugte und die Hand nach Peters abgelegten Klamotten ausstreckte. Auf dem Haufen thronte stolz sein roter String und ich musste das Unheil abwenden, ehe es seinen Lauf nehmen konnte. "Lassen Sie das liegen!", herrschte ich den neugierigen Kunden an, der augenblicklich die Hand zurückzog, als wären Peters Klamotten ein giftiges Tier. "Also, lassen Sie das bitte liegen." Mister Andersson begab sich nun wieder in die Horizontale und schaute mich ratlos an. "Sind das nicht die Sachen, die Ihre Sekretärinnen immer tragen?", wollte er wissen. "Ja, das sind sie", gab ich gereizt von mir, da dieser Herr bei Weitem neugieriger schien als Peter und ich zusammen. Nun nickte er noch verwirrter, als er eh schon war und endlich fiel es ihm ein, wieso er eigentlich hergekommen war. Eiligen Schrittes kam er auf mich zu, wollte mir die Hand reichen, aber ich wies ihm sofort seinen Platz zu und rührte mich nicht vom Fleck. Das mochte ein wenig unhöflich anmuten, aber ich konnte gerade wirklich nicht weg und ich durfte auch nicht das Risiko eingehen, dass Mister Andersson einen Blick hinter den Schreibtisch tätigte. "So, was kann ich für Sie tun?", setzte ich an, schnaufte. Versuchte Peter ein wenig zu bremsen, indem ich in sein Haar griff und seinen Kopf etwas festhielt. Doch über Peters Zunge hatte ich keine Gewalt. Und das kleine Luder schien das Spiel gerade sehr zu genießen. "Könnten Sie vielleicht ein Stück zur Seite rücken?", fragte Mister Andersson zunächst. "Ich möchte Sie gern ansehen, wenn ich mit Ihnen spreche, und der Monitor behindert den Blickkontakt doch ein wenig arg." Stimmt, ich konnte Mister Andersson ebenfalls nicht sehen. Aber ich konnte ihn hören. So wie ich auch Peter hörte. Aber im Gegensatz zu meinem Kunden schmatzte mein Gespiele unverhohlen und ich sah keine Möglichkeit, ihm mitzuteilen, dass er das bitte unterlassen sollte. "Das ist schlecht", bedauerte ich und ließ mir eine dämliche Ausrede einfallen. "Die Rollen meines Stuhles klemmen ein wenig, ich kann mich hier nicht wegbewegen." "Ach, schade", kam es von Mister Andersson, und endlich begann er, mir seine Wünsche mitzuteilen. Ich versuchte, ihm zuzuhören und Notizen zu machen, aber in diesem Zustand konnte ich weder geradeausgucken noch irgendetwas Sinnvolles mit meiner Tastatur Zustande bekommen. Es ärgerte mich ein wenig, andererseits verstärkte sich der Druck in meinen Lenden immer weiter und das wohlige Kribbeln, das Peter mir bescherte, entschädigte mich für alle Unannehmlichkeiten. Nur leider konnte ich mir nun auch mit Mühe kein Schnaufen mehr unterdrücken. "Ist Ihnen nicht gut?", erkundigte sich Mister Andersson daraufhin voller Sorge, ich aber winkte nur ab. "Mir könnte es nicht besser gehen", erklärte ich, und auch das war nicht mal eine Lüge. Beinahe hätte ich noch angefügt, dass ich gerade der glücklichste Mensch auf der Welt war, doch das verkniff ich mir, schon aufgrund meiner vor Erregung bebenden Stimme. Wirklich, die ganze Situation war mir verdammt unangenehm, doch so heikel sie war, so geil war sie auch. Und als ich dann schließlich nicht mehr anders konnte und unter beharrlichem Schweigen zum Höhepunkt kam, obwohl mir Mister Andersson gerade eine Frage gestellt hatte, fühlte ich mich schrecklich und absolut befriedigt zugleich. "Mister Hosselton! Soll ich einen Arzt rufen?", hörte ich ihn wie durch einen Schleier fragen, während ich mich noch von meinem Orgasmus erholte. Selbstverständlich schreckte Peter nicht davor zurück, mich nun auch noch sauber zu lecken, begleitet von noch obszöneren Schmatzgeräuschen. Das hier bereitete ihm ohne Zweifel einen Heidenspaß. "Ich sagte doch, mir geht es gut", beruhigte ich Mister Andersson schließlich, woraufhin dieser eine Weile schwieg und so eine absolute Stille den Raum einnahm. Leider kümmerte Peter sich keineswegs darum und machte fröhlich weiter. Ich warf ihm einen gereizten Blick zu und bemerkte dabei, dass er zudem nicht ordentlich geschluckt hatte, sondern die Hälfte meiner Ladung an meiner Hose klebte. Na prima, ich würde den ganzen Tag sitzen bleiben müssen, wenn ich mir nicht eine fadenscheinige Ausrede für die weißen Flecken ausdenken oder in Unterhosen herumlaufen wollte. "Hören Sie das auch?" "Was?" "Na...so ein schmatzendes Geräusch. Wo könnte das herkommen?" "Also ich höre nichts." Genauso, wie ich für Simons Hochzeitsglocken taube Ohren besaß. Zum Glück dauerte das Gespräch nicht mehr allzu lange an und der Kunde verabschiedete sich auf ein baldiges Wiedersehen. "Musste das sein?", schimpfte ich Peter, der noch immer zwischen meinen Beinen kauerte und mich vollkommen unschuldig anschaute. "Das hätte mich fast ruiniert!" "Es ist doch gar nichts passiert", meinte Peter nur ruhig und verschloss mir sogar freundlicherweise die Hose. "Ich glaube nicht, dass er was gemerkt hat." "Na, ich hoffe", grummelte ich und machte Platz, damit Peter unter dem Schreibtisch hervorkommen konnte. Doch anstatt er sich nun wieder zu seinem Arbeitsbereich begab und sich ankleidete, lehnte er vor mir an der Tischplatte und guckte mich abwartend an. "Was denn?", wollte ich wissen, aber im Grunde war die Frage überflüssig, denn man musste nur mal einen Blick auf Peters Glied werfen, um festzustellen, dass sich hier jemand vernachlässigt fühlte. "Jetzt musst du dir was einfallen lassen", meinte er keck, schloss seine Hand um das Teil und pumpte ein wenig. "So lasse ich mich jedenfalls nicht abfertigen." "Na, komm her, dann mach ich jetzt eben dasselbe bei dir wie du bei mir", schlug ich vor, obwohl ich mit Peter zwar mehrfach Analsex praktiziert, ihn zu keiner Zeit aber oral befriedigt hatte. Doch ich war viel zu stolz, um Zweifel an meinen Fähigkeiten zuzulassen. Peter würde erzittern unter meinen Künsten, davon war ich überzeugt. "Klingt schon viel besser", bestätigte mir der andere und stellte einen Fuß auf den Tisch, woraufhin sich mir köstliche Ein- und Anblicke boten. "Dann zeig mal, was du kannst." Ich rückte zwischen seine gespreizten Beine und legte meine Hände auf seine Oberschenkel. "Kriegst wohl deine Beine gar nicht mehr zusammen, mh?", neckte ich ihn mit einem Grinsen und drückte zwei, drei Küsse auf seine Brust. "Du treibst mir sie doch immer auseinander", meinte der andere augenzwinkernd, und ich wusste, dass er irgendwie Recht hatte. Es dauerte gar nicht allzu lange, bis mein Gespiele tiefenentspannt auf meinem Schreibtisch lag, den Kopf auf der Tastatur und somit das noch geöffnete Wortdokument mit irgendwelchen unsinnigen Buchstabenanordnungen vollschreibend. Zugegeben, Sperma ist nicht gerade das, was ich als mein Lieblingsessen bezeichnet hätte, aber trotzdem versuchte ich, Peter zuliebe den größten Teil hinunterzuschlucken und den Rest in einem Taschentuch loszuwerden. Liebe Kunden: Geben Sie mir bitte nie wieder die Hand. Man kann nie wissen, was ich zuvor bereits angefasst habe. Aber ich denke, es geht Ihnen nicht anders. "Martin?" Peter hatte eine ganze Weile so dagelegen, einfach nur diesen scheinbar sorgenlosen Moment genossen. Nun aber richtete er sich ein wenig auf, sodass er mich direkt anschauen konnte. Und wie er schaute. Bestimmt fünf Sekunden musterte er mich stumm, so, als würde ihm etwas sehr Tiefgründiges durch den Kopf gehen. Das beunruhigte mich leicht. Aber das musste es nicht. Jedenfalls tat es das jetzt noch nicht. Er rückte so weit nach vorn, dass er mühelos meine Hände greifen konnte, um sie fest in seinen zu halten. Dabei schenkte er mir weiterhin tiefe Blicke aus seinen schönen Augen. "Das mit dir, das ist echt toll", begann er schließlich, und ich nickte zur Bestätigung, denn ich fand es ebenfalls toll. Doch Peter revidierte seine Worte. "Nein, es ist nicht toll. Es ist...wie ein schöner Traum. Es ist zwar nur Sex, aber eben Sex auf einer ganz anderen Ebene." "Ach, Peter...", seufzte ich, überrascht von diesen fast schon etwas poetisch anmutenden Sätzen, die man in dieser Form sehr selten aus seinem sonst so kecken Mundwerk hörte. Alles endete schließlich damit, dass wir uns innig küssten und uns vollkommen in unserer Zweisamkeit vergaßen. Noch konnte ich mich fallen lassen. Denn ich wusste noch nicht, welcher Intensität und Ernsthaftigkeit Peters Worte zugrunde lagen. Allerdings sollte ich schon bald erfahren, was Peter die Sache mit mir bedeutete. Und das prallte mit voller Wucht auf mich nieder. Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Oh Gott, was war denn da draußen los? Wüstes Geschrei drang an mein Ohr und beunruhigte mich zutiefst, denn eigentlich kannte ich die Firma als einen Ort fast schon meditativer Ruhe und Besinnlichkeit (wenn man mal von den impulsiven Gesprächen zwischen Peter und mir absah). Alle Mitarbeiter verhielten sich sonst immer so vorbildlich und heute schien ein Bürgerkrieg in den heiligen Hallen ausgebrochen zu sein. Nein, nicht in den heiligen Hallen. Direkt vor meiner Tür. Eine sehr aufgebracht klingende Frauenstimme konnte ich deutlich vernehmen und eine etwas gedämpftere, die man einem Mann zuzuordnen vermochte und fast schon ein wenig nach Simon klang. "Boah, können die mal ruhig sein?", maulte Peter und schaute mich auffordernd an. "Sollen die sich doch umbringen, wenn sie sich so hassen." "Nein, das kann ich nicht zulassen", widersprach ich kopfschüttelnd. "Simon ist einer meiner besten Mitarbeiter. Den brauche ich noch." Da Peter noch immer guckte als wollte er sagen 'Geh mal gucken, was dort los ist', machte ich mich tatsächlich auf die Socken. "Ich werde ihm einbläuen, dass er seine privaten Streitigkeiten auch gefälligst privat austragen soll und nicht hier", murmelte ich, während ich schon fast die Klinke nach unten gedrückt hatte und im Flur stand. Draußen erwartete mich wie gedacht ein wahres Feuerwerk der Gefühle. Die Luft brannte förmlich. Eine junge Frau mit langen, blonden Haaren ging wie eine Furie auf Simon los, der sich allerdings kaum zu wehren wusste, da man ihm wohl auch beigebracht hatte, dass man Frauen nicht schlug. Immer wieder schrie sie ihn an, er solle ihr in die Augen zu sehen und irgendetwas zugeben, von dem ich allerdings nicht wusste, was es sein könnte. Und Simon beteuerte hilflos seine Unschuld. Ich musste dazwischen gehen, ehe die im Normalzustand sicher sehr attraktive Frau meinem Untergebenen die Augen auskratzte und die Haare vom Kopf riss. In ihrem Gesicht konnte man deutlich lesen, dass sie das liebend gern getan hätte. "Hey, was ist denn hier los?", mischte ich mich lautstark ein, woraufhin die Frau meine Anwesenheit zu bemerken schien und kurz inne in ihren Anschuldigungen und wüsten Beschimpfungen hielt. "Klärt eure Probleme bitte woanders, aber nicht hier, wo fleißige Menschen zu arbeiten versuchen." Doch das interessierte die Furie nicht. Im Gegenteil. Augenblicklich schien sie noch aufgebrachter, als sie es ohnehin schon war, wahrscheinlich aufgeputscht durch meine strengen Worte. Und dann spuckte sie Worte aus, die mich sprachlos an der Wand stehen ließen. "Der Typ vögelt meinen Freund und ich soll warten, bis er Feierabend hat und ihn erst dann fertigmachen? Pah, vergessen Sie es!" Und wieder an Simon gewandt: "Ich mach dich so was von alle, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Du hast meinen Freund schwul gemacht!" Es klang verzweifelt und wütend zugleich und ich wusste mit einem Mal nicht mehr, was ich machen sollte. Mich beschlich der Verdacht, dass es sich bei der Frau um Peters Freundin handeln könnte, die durch einen dummen Zufall irgendetwas von unserer Affäre mitbekommen hatte. Mir wurde schlecht und schwindelig zugleich. Wenn es wirklich so war und sich meine Ahnungen bestätigten, dann - "Lass Simon los!" Wieder wurde die krude Szene abrupt gestoppt. Aber dieses Mal nicht durch mich. Sondern durch Peters sehr bestimmt klingende Stimme. Als die Augen der Frau an mir vorbei schauten und ich den puren Hass in ihnen lesen konnte, drehte auch ich mich um, nur um Peter zu erblicken, der im Türrahmen stand und wie ein Kämpfer im Krieg die Hände zu Fäusten geballt hatte, während sein Gesicht versteinert wirkte. "Simon hat damit nichts zu tun." Zack. Die Schlinge zog sich um meinen Hals. Meine Vermutung schien sich zu bestätigen. Peters Freundin wusste alles. Und sie wusste noch mehr als ich zu diesem Zeitpunkt. "Ach, und wer dann?", herrschte sie Peter an, nachdem sie Simon gegen die Wand geschubst hatte und sich nicht mehr für ihn interessierte. Sie wartete ungeduldig auf eine Antwort. Und ich ebenfalls. Hoffte, dass Peter den Deckmantel des Schweigens über uns ausbreitete und alles abstritt. Denn es durfte nicht so enden. Nicht für mich und auch nicht für ihn. Doch ich erfuhr, dass er ganz allein schuld am Einstürzen unseres Kartenhauses trug und kein dummer Zufall. "Du hast gesagt, du vögelst auf Arbeit einen anderen. Und ich habe ja wohl das Recht, dem Glücklichen Guten Tag zu sagen, oder? Also, spucks aus!" Als ich spürte, wie sich zwei Arme um meine Hüften schlangen, war alles vorbei. Das war Antwort genug und ein Verrat allererster Güte. "Sieh an", wetterte die Frau zugleich los und legte den Kopf schief. "Dem seinen Schwanz konntest du also nicht widerstehen." Sie kam mit großen Schritten und erhobener Hand auf mich zugestürmt. Doch ehe sie mir wie geplant eine klatschen konnte, hielt der sich mittlerweile wieder etwas regenerierte Simon sie ziemlich unsanft am Arm fest und hinderte sie somit an ihrem Vorhaben. "Belle", wimmerte Peter beinahe schon hinter mir. "Lass es gut sein, bitte. Das Ganze hat nichts mit dir zu tun. Ich hab ja versucht, dich zu lieben und ich habe es mir ewig lange eingeredet, dass ich es tue, aber es geht nicht. Es tut mir leid -" "Spars dir", fiel ihm die Frau gnadenlos ins Wort. "Ich weiß, dass ich eine selten dämliche Kuh bin, weil ich geglaubt habe, ich könnte einen Schwulen umpolen. Ich bin selbst dran schuld. Und trotzdem bist du ein mieses, verficktes -" Wieder war es Simon, der sich ihrer annahm und sie schließlich mit sanfter Gewalt nach draußen verfrachtete. Noch von weitem hörte man ihre Flüche und Verwünschungen, während ich wie abwesend dastand und vor mich hin starrte. Ich war schier fassungslos. Hier war ein Gespräch fällig. Und dieses forderte ich mir nun ein. ***** "...und dann ist mir eben klar geworden, dass mich das mit dir vollkommen erfüllt und ich nichts anderes mehr brauche." Dann verstummte Peter und schaute vor sich hin. Ich tat es ihm gleich. Wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Konnte ihm im Grunde nicht mal einen Vorwurf machen, das war mir klar. Natürlich war ich wütend darüber, dass er unser Geheimnis entgegen unserer Vereinbarung gelüftet hatte, aber wenn Peter wirklich erkannt haben sollte, wie er sein Leben gestalten wollte und was ihm wirklich wichtig war, dann war das keineswegs verwerflich. Es war sein gutes Recht, glücklich zu sein, und wenn ihn die Beziehung mit dieser Frau nichts gab, ja ihn vielleicht sogar behinderte an der Auslebung seiner Selbst, dann war es richtig, einen Schlussstrich zu ziehen. Und außerdem war ich der Letzte, der wollte, dass sein Peter unglücklich war. Ich musste zur Abwechslung mal zurückstecken und nicht immer nur meine Haut zu retten versuchen. Ich musste für das, was ich tat und was ich genoss, gerade stehen. Früher oder später hätte mich diese Situation ohnehin eingeholt. Auch wenn es schmerzte und mich sogar ängstigte, da die Wahrheit oftmals grausam war: Sich ewig verstecken zu wollen ging nicht gut. Und ich musste einsehen, dass Peter bei weitem mehr Mut besaß als ich. Er hatte bereits zu dem gestanden, was er wollte, was er war und was er liebte. Ganz im Gegensatz zu mir. "Bist du mir jetzt böse? Ich könnte es sogar verstehen, denn wir wollten ja nicht, dass es jemand erfährt..." "Schon gut", säuselte ich, zog Peter auf meinen Schoß und drückte ihn fest an mich. "Du hast alles richtig gemacht. Du hast eingesehen, dass es falsch war, dich in eine Richtung zu drängen, der du dich nicht zugehörig fühlst." Peter nickte. "Es tut mir leid." "Muss es nicht", widersprach ich ruhig. Plötzlich löste er sich ein Stück von mir und schaute mir in die Augen. "Ich brauche nichts anderes", wiederholte er noch einmal mit voller Ernsthaftigkeit. Seine Hand fuhr durch meine schwarzen Haarsträhnen. Kurz unterbrach er den Blickkontakt, nur um mich wenig später wieder anzusehen. Jedoch noch eindringlicher. Und dann flüsterte er: "Dir geht es doch auch so, nicht wahr?" So viel Sehnsucht schwang in seiner Stimme, so viele Erwartungen. Und ich fand nicht die richtigen Worte, um ihm seine Frage zu beantworten. Denn meine Gedanken, die, die aus meiner Seele sprachen, hätten ihn verletzt, mit Sicherheit. Schließlich sah es ganz danach aus, als hätte Peter sich... ...in mich verliebt. Und damit musste ich erst lernen, umzugehen. Denn auch wenn ich so etwas wie Liebe in mir spürte, wenn ich ihn anschaute, spürte oder auch nur an ihn dachte, so war ich mir sicher, dass Peters Gefühle anders waren. Aufrichtiger. Ehrlicher. Und von noch größerer Intensität. Er hatte es mir nie gesagt. Aber ich wusste es. Doch ich musste ihm die Wahrheit sagen. Peter war zu wertvoll, um ihn anzulügen. "Du...hast dich verliebt, oder?", stellte ich die alles entscheidende Frage, aber Peter antwortete nicht mit einem sicheren, entschlossenem Ja. Er wiegte vielmehr den Kopf hin und her und murmelte ein 'Ich weiß nicht so genau'. "Ich weiß auch nicht, was ich für dich empfinde", erklärte ich. "Aber würdest du sagen, dass es so etwas wie Liebe ist?" Er nickte zaghaft. Ich nickte ebenfalls. "Ich auch. Aber ich liebe auch Ika. Auf eine ganz andere Weise, als ich dich liebe. Es fühlt sich anders an, wenn wir uns nahe sind." "Es ist okay, Martin", meinte Peter, drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Ich erwarte nichts von dir. Jeder sollte so leben, wie er glücklich ist. Du brauchst deine Frau, und ich verstehe das. Ich würde nie im Leben eure Beziehung zerstören wollen. Ich will einfach nur, dass wir mit...diesem Schönen niemals aufhören." "Das will ich auch nicht", versicherte ich ihm. "Aber wenn Ika erfährt, dass ich dich neben ihr habe, dann..." Er umarmte mich fest. "Ich stehe immer hinter dir", versprach er mir und dann erwiderte ich die Umarmung. Alles Glück auf Erden spürte ich in meinem Herzen, welches gleichzeitig von großen, schweren Sorgen und Ängsten zerfressen wurde. Und vor meinem geistigen Auge sah ich ein Schild. Sackgasse. ***** "Peterchen, wenn du magst, kannst du vorbeikommen. Ika wird den ganzen Nachmittag bei einer Freundin sein." Während ich diese Worte sprach, grinste ich ziemlich dämlich vor mich hin, aber Peter toppte das Ganze noch und lachte total dreckig am anderen Ende der Leitung. Warum hatte ich nicht gleich gesagt: "Komm rüber, ficken?", wenn Peter es doch ohnehin genau so auslegte? Nun, in gewisser Weise hatte er ja Recht. Wir würden sicher nicht die Punkte auf der Bettwäsche zählen, wenn wir nebeneinander lagen. Das wäre weder in meinem noch in Peters Sinne gewesen. "Gut, dann will ich mich mal bereitmachen", versicherte mir der andere freudig und machte eine kurze Nachdenkpause, um mir dann als Auftakt für den Nachmittag eine ziemlich pikante Frage zu stellen. "Magst du mich eigentlich am liebsten richtig glatt rasiert oder..." "Mh", brummte ich zugleich gefällig und spielte mit einer meiner Haarsträhnen, während ich mich an die Wand lehnte und die Decke betrachtete, als würde dort ein anzüglicher, aber sehr interessanter Film laufen. Dabei brauchte ich lediglich eine freie Fläche, um darauf mein Kopfkino zu projizieren. "Glatt hab ich dich am liebsten..." "Okay, dann wird es aber länger dauern", erwiderte Peter. "Kannst du so lange warten?" "Wenn ich dann hinterher das bekomme, was ich will, dann kann ich auch sehr geduldig sein." "Das bekommst du. In extrageil." Schade, dass Peter nicht sehen konnte, dass ich das dreckige Grinsen ebenfalls wunderbar beherrschte. Es hätte ihm sicher gefallen. Aber er hatte bestimmt eine Vorstellung von meinem derzeitigen Gesichtsausdruck. Peters Fantasie besaß meines Wissens nach keine Grenzen... "Bis gleich", säuselte ich lasziv. "Und fang ja nicht ohne mich an", warnte mich Peter, aber auf diese Idee wäre ich wirklich nie im Leben gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Warum sollte ich mich selbst anfassen, wenn das Peter doch viel besser konnte? Seiner eigenen Aussage nach war er nicht nur ein Doktorand in Masturbation, sondern auch geprüfter Lehrmeister für homosexuelle Spielarten. Vollkommen zu Recht. Ich hatte es ja am eigenen Leib erfahren. Also lümmelte ich zufrieden auf meinem Bett, fuhr mir diverse Filmchen und erwartete sehnsüchtig, dass die Türklingel betätigt wurde. Als ich mich perfekt auf den Nachmittag eingestimmt fühlte, war es endlich so weit. Und es gestaltete sich etwas kompliziert, mit einem Ständer an die Tür zu gehen. Kapitel 12: 12. Kapitel ----------------------- Mich traf der Schlag. Aber im positiven Sinne. Im äußerst positiven Sinne. "Oh man", entwich es mir nur vollkommen überwältigt, während ich noch immer nicht die Hand von der Klinke nehmen konnte, da ich viel zu beschäftigt mit dem fast schon gierigen Mustern meines Gastes war. "Peter...du übertriffst dich jedes Mal selbst. Wann immer ich denke, dass du nicht mehr heißer werden kannst, dann beweist du mir, dass das Limit noch längst nicht erreicht ist. Wirklich..." Ich schluckte. "Woah." Und Peter schmunzelte lediglich vor sich hin und sonnte sich in meinen bewundernden Blicken und Worten. Stolzierte förmlich über die Schwelle, glich dabei einem stolzen Hahn (oder einer Henne, je nachdem, wie man es auslegen wollte) und erteilte mir unerwartet einen Klaps aus den Po, als er hinter mir stand. "Du bist aber auch nicht von schlechten Eltern", gab er zu. Stimmt, ich präsentierte mich heute ebenfalls von meiner rockigen Seite, hatte meine Jeans angezogen, die aus mehr Löchern als Stoff bestand und mein engstes Muskelshirt. Wusste ich es doch, dass Peter mein Anblick gefallen würde. Und dennoch stahl er mir ohne Frage komplett die Show. Gegen ein extrem kurzes Lackröckchen, welches er mit einem Trägertop kombiniert hatte und das Vollendung in feinen, mit Spitze besetzten Strümpfen fand, die ihm bis über das Knie reichten und von Strapsen gehalten wurden, konnte ich natürlich nicht anstinken. Auch in makeuptechnischen Belangen besaß ich längst nicht so viel Erfahrung und Geschick wie Peter. Er sah wirklich wie aus dem Ei gepellt aus und...wie geleckt. Wer hatte meinen Peter geleckt? Das war doch mein Part! So scharf mich dieses Outfit machte, so gewagt empfand ich es allerdings auch. Wenn ich darüber nachdachte, dass Peter sich so in der Öffentlichkeit blicken gelassen hatte, beschlich mich schon ein etwas mulmiges Gefühl. Schließlich sah er doch sehr aufreizend aus und sein Gürtel mit der frivolen Aufschrift 'Shaved' konnte recht einladend wirken, auch auf ungebetene Gäste. "Vielleicht wäre es besser, wenn du dich nächstes Mal erst hier umziehen würdest", warf ich ein, doch Peters verdutzter Blick sprach Bände. "Wieso?", hakte er nach. "Na ja...so wie du aussiehst, könnten manche Leute vielleicht auf dumme Ideen kommen...", erklärte ich schließlich. Allerdings hatte ich dabei vergessen, dass Peter alles andere als ein hilfloses Mädchen war, auch wenn er oftmals so aussah und sich entsprechend verhielt. Hatte ich etwas vergessen, wie häufig er sich schon mit irgendwelchen Typen geprügelt hatte? Er konnte besser zuschlagen als jeder Mann, so hatte er mir berichtet. Und wenn er erst anfing zu spucken, dann blieb kein Auge trocken. "Ich kann mich sehr gut verteidigen, weißt du doch", versicherte der andere mir und strich mir sacht über die Schulter. "Aber süß, dass du dir Sorgen machst." Wir schenkten uns ein kleines Lächeln, aber in diesem Moment des Schweigens fiel mir mein kleines Problemchen ein paar Stockwerke tiefer wieder ein, welches einen quälenden Druck auf meinen ganzen Körper ausübte. "Die Badewanne werden wir ein andermal ausprobieren müssen", meinte ich zu Peter, der nicht sofort zu verstehen schien, aber als ich meinen Blick senkte und er ihm folgte, wusste er, was Fakt war. "Wenn es danach geht, werden wir nie dazu kommen", seufzte er schließlich. "Aber mir soll es ganz Recht sein. Und das, obwohl ich mir erst beim Rasieren schon zweimal einen geschrubbelt hab." "Du hast was?", fragte ich empört nach. "Aber ich durfte mich nicht anfassen..." Peter war schon fast im Schlafzimmer verschwunden, steckte aber noch einmal den Kopf nach draußen und grinste mich frech an. "Das war Spaß", verdrehte er die Augen. "Ich hab mir meine Soße natürlich für dich aufgehoben." "Na sei froh", grummelte ich. "Sonst hätte ich gleich mein Holzlineal herausgeholt..." "Oh, hätte ich das gewusst, hätte ich es wirklich getan." Stimmt ja. Peter fuhr auf das Teil ab wie die Katze auf Baldrian. Oder so ähnlich. Aber egal. Sabbernd folgte ich meinem Peterchen in das Schlafzimmer und wusste schließlich gar nicht mehr, wo ich anfangen sollte. Zum Glück hatte Peter sich bereits im Voraus Gedanken über den Ablaufplan gemacht. Im Gegensatz zu mir wusste er ganz genau, was er wollte und vor allem wie er es wollte. "Wieso fesselst du mich heute nicht mal ans Bett und verbindest mir die Augen?", raunte er bereits ziemlich lüstern, während er auf der Matratze saß und ich mir wünschte, ich könnte ihm einfach die erotischen Kleider vom Leib reißen und mir das nehmen, was wir beide brauchten. Doch Peter konnte ziemlich anspruchsvoll sein, wenn es darauf ankam. Manchmal fielen wir ohne jegliches Vorspiel übereinander her und hatten dementsprechend innerhalb von zehn Minuten den Höhepunkt in uns rasen gespürt, aber heute wirkte Peter bei weitem zu beherrscht, um kurzen Prozess mit mir zu machen. Und ich hatte ja seine Wünsche vernommen, die ich ihm natürlich nicht verwehren wollte. Außerdem war ein gefesselter Peter ein sehr williger Peter, der ganz mir gehören würde... Wir suchten uns etwas Fesseltaugliches aus meinem Kleiderschrank (eine Schande, dass ich keine professionelle Ausrüstung besaß) und unsere Wahl fiel schließlich auf eine meiner Krawatten. Sonderlich begeistert war ich zwar nicht davon, dass das gute Stück so strapaziert werden würde, aber man musste nur mal einen Blick in Peters schon jetzt lustverschleierte Augen werfen, damit man augenblicklich die Klappe hielt und genau das tat, was er wollte. Als Augenbinde würde uns mein Schal dienen, in dem Peter zugleich die Nase vergrub, weil ich ihn seit dem letzten Gebrauch nicht mehr gewaschen und einfach im Schrank verschwinden gelassen hatte. Dementsprechend roch er nach mir, woraufhin der andere noch mehr abging als auf das Holzlineal. Summa Summarum waren wir beide einfach nur furchtbar geil und genau aus diesem Grunde legten wir auch endlich los. Und das nicht gerade wenig geräuschintensiv. Es war ein Bild für die Götter, wie Peter lediglich mit seinen Strümpfen und den vielen klappernden Armreifen bekleidet am Bettgitter hing und mir komplett freie Hand ließ. Er reagierte aufgrund der verbundenen Augen ziemlich extrem auf jede meiner Berührungen und windete sich, um die vielen heißen Emotionen auszuhalten, bebenden Atems auf der Matratze. Und ihn so zu sehen, ihn so zu erleben, das gab auch mir einen wahnsinnigen Kick. Wie erwartet hielten wir beide kein langes Vorspiel aus, sondern kamen schon bald zur Sache. Es war einfach jedes Mal der absolute Hammer, Peter zu ficken, besonders dann, wenn er auch noch bei jedem Stoß wie eine kleine Pornoschlampe aufschrie und nach mehr verlangte. Härter, schneller, tiefer. Und ich gab es ihm härter, schneller und tiefer. Bis er sich nicht mehr zusammenreißen konnte und sich von seinem Orgasmus erschüttern ließ. Heiß ergoss er sich dabei auf seiner eigenen Brust, während ich wenige Momente später aufgrund seiner sich zusammenziehenden Enge ebenfalls von der Erlösung mitgerissen wurde. Wirklich, ich glaube, so einen wie Peter brauchte im Grunde jeder für sein Bett. Nachdem wir uns ausgetobt hatten, waren wir jedes Mal komplett fertig mit uns und der Welt und schienen alle Sorgen losgeworden zu sein. Jedenfalls für einen Moment. Denn es gab da noch eine Sache, die mich beinahe zu jeder Zeit verfolgte und mich kaum mehr schlafen ließ. Hätte ich gewusst, dass ich bald schon ohne mein belastendes Geheimnis dastehen würde und es sogar ein Leben nach dieser Offenbarung gab, hätte ich Peter auch bei mir schlafen lassen, da es ohnehin keinen Unterschied mehr machte, wie es ans Tageslicht kam. Doch so, wie das Schicksal es entblößte, war es für alle Seiten wesentlicher angenehmer. ***** Natürlich hätte es mir gefallen, Peters blonden Haarschopf neben mir zu erblicken, als ich am nächsten Morgen erwachte, aber mit Ika nahm ich auch sehr gern vorlieb. Verschlafen murmelte ich etwas vor mich hin, von dem ich selbst nicht so genau wusste, was es war, aber wahrscheinlich gab ich einfach nur Laute von mir, weil ich es mochte, dass meine Frau wie so oft an meinen langen Haaren herumspielte. "Na, du Schlafmütze?", begrüßte sie mich liebevoll lachend, nachdem sie bemerkt hatte, dass ich aus dem Schlaf erwacht war, sie allerdings aus schmalen Augen noch ziemlich schlaftrunken anblickte und mich an einem Lächeln versuchte, welches mir allerdings nicht gelang. Schließlich pennte mein Gesicht noch immer, nur mein Geist war bereits hellwach. Ich hörte Ika seufzen, dann ließ sie leider von mir ab und drehte sich zu ihrem Nachtschränkchen. Als ich wieder ihre schöne Vorderseite erblicken durfte, hielt sie plötzlich etwas mir sehr bekannt vorkommendes in der Hand. "Seit wann trägst du Damenschmuck?", fragte sie mich daraufhin amüsiert, aber ich lag nur da und wusste mit einem Mal, dass der Tag der Wahrheit nun gekommen war. Das Schicksal wollte es so und hatte einen von Peters Armreifen in meinem Schlafzimmer zurückgelassen, so, dass Ika ihn finden musste. Ob sie bereits etwas ahnte? Nein. Noch glaubte sie, ich würde auf derartigen Schmuck stehen, da ich ab und an doch etwas dicker auftrug und auch nicht vor nicht eindeutig als männlich zu identifizierenden Klamotten zurückschreckte. Natürlich nicht so extrem wie Peter, aber hin und wieder erweckte ich doch meine weibliche Seite, die wohl in jedem von uns schlummerte. Doch egal, was Ika zu diesem Zeitpunkt glaubte: Es war an der Zeit, endlich reinen Tisch zu machen. Genau wie bei Peter hätte ich es verabscheut, sie mit einer Lüge abzuspeisen und im Grunde tat ich bereits sehr lange ziemlich unrechte Dinge. Wahrscheinlich würde ich sie verlieren, wenn sie es wusste, schoss es mir durch den Kopf. Doch lieber wegen einer Wahrheit gehasst als wegen einer Lüge geliebt. Ganz fest dachte ich an Peter, der ebenfalls zu dem gestanden hatte, was er fühlte, was er war und was er brauchte. In diesem Punkt war er mein Vorbild und nicht die schwache Frau, die selbst ich aufgrund seiner femininen Optik manchmal in ihm sah. Peter war im Grunde seines Herzens ein starker Mann, der sich selbst zu respektieren gelernt hatte und deswegen alles zuließ, nach dem sein Herz sich sehnte. Ich bewunderte ihn. Und eben auch für diese Sache liebte ich ihn so sehr. Er hatte mir gezeigt, dass es die Liebe nicht gab, sondern nur tiefe, innige Gefühle, die sich jedoch bei jeder Person, der man sie schenkte, anders anfühlten. Schließlich liebte man an jedem Menschen andere Dinge, Eigenschaften oder Denkweisen. Nur an manchen Menschen, da liebte man alles. Und trotzdem war es nicht dasselbe. Und genau das erklärte ich Ika, die nach meiner Beichte nicht sofort in Tränen aufgelöst den Traum verließ. Sie hörte mir sogar zu, reagierte zwar nicht auf meine Worte, aber mehr wollte ich doch auch gar nicht. Sicher war es unwahrscheinlich hart für sie und ich schämte mich auch in Grund und Boden, denn es war eindeutig ein Fehler, den ich begangen hatte. Und dessen war ich mir bewusst. Natürlich beteuerte ich ihr, dass ich sie noch immer von ganzem Herzen liebte, aber ich teilte ihr auch mit, dass meine Gefühle für Peter ebenso tiefgreifend waren und ich nicht mehr von ihm loskam. Jedoch glaubte ich, dass diese beiden Lieben sehr gut nebeneinander existieren konnten, eben, weil sie so verschieden waren. Peter hatte es akzeptiert, dass ich Ika neben ihm brauchte, aber was spielte sich gerade in Ikas Kopf ab? Ich konnte es absolut nicht einschätzen. Auch nicht, als sie ging und mich alleine ließ. War dies ein Abschied für immer? Ich bangte und hoffte. Schließlich nahm sie die zweite Hälfte meines Herzens ein. Und ohne ihr würde es kaputtgehen. Epilog: Epilog -------------- Ob er bereits schläft? Seit einiger Zeit schon hält er seine Augen geschlossen und ich mustere ihn rührselig grinsend, weil er einfach so hübsch ist. Streiche ihm seine blonden Haarsträhnen aus der Stirn. Fahre ihm mit dem Daumen über seine Wange. Wie ein Engel, denke ich. Jetzt gleicht er wirklich einem Engel. Denn nur, wenn er schläft, kann er nicht sündigen. Obwohl ich ihn doch so gerne sündigen sehe. Er blinzelt leicht. Hat wohl bemerkt, wie ich ihn vorsichtig streichle. "Hey Engel", spreche ich ihn im Flüsterton an und schmunzle. Peter murrt nur, als ich ihn so nenne, denn er weiß nur zu genau, dass er kein Engel ist und er will dementsprechend auch keiner sein. Wenn ich ihn nicht Peter rufe, dann akzeptiert er allenfalls Bezeichnungen wie Biest, kleines Luder oder zur Not auch noch das etwas scherzhafte Prinzesschen, das er sich anhören muss, wann immer er in meinen Augen nach einem Prinzesschen aussieht. Und das ist häufig der Fall. Selbst vor den Kollegen rufe ich ihn hin und wieder so, die allerdings nicht wissen, dass Prinzesschen die Kurzform von der kruderen Pornoprinzessin ist. Aber, liebe Leser, finden Sie nicht auch, dass das sehr zärtliche Kosenamen sind und für einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben nahezu perfekt? Nennen Sie Ihre Frau doch noch heute Bückstück, Sie wird es Ihnen mit einer Extraportion Sex danken, ganz sicher. Peter dreht sich um. Will mich nicht mehr anschauen. "Na gut, dann eben nicht", seufze ich amüsiert, sorge aber dafür, dass Peter mich nicht so schnell von Backe bekommt. Deshalb schmiege ich mich nun an seinen nackten Rücken und verteile ein paar Küsse zwischen seinen Schulterblättern, was er nun doch mit einem wohligen Seufzen zur Kenntnis nimmt. "Schon wieder ficken", brummelt er schließlich und vergräbt sein Gesicht im Kissen. "Kleine Pause, ja?" "Ich sag ja gar nichts", raune ich, küsse mich aber dennoch seinen Rücken hinab, bis ich seinen kleinen, süßen Po auf Augenhöhe habe und nicht anders kann, als seine Backen etwas zu spreizen und meine Zunge genüsslich über seinen erogenen Muskel fahren zu lassen. "Aber du machst was", merkt Peter währenddessen an, lässt sich aber dennoch von mir verwöhnen. Dreht sich sogar auf den Bauch. Und daran, dass er seine Hände im Kissen verkrampft, sehe ich nur zu deutlich, wie sehr er mein Spiel in Wahrheit genießt. "Sollte daraus noch eine Runde werden, kann ich aber nicht mehr heimfahren", murmelte er. "Erstens, weil ich glaube, schon jetzt nicht mehr sitzen zu können und zweitens, weil auch meine Kräfte erschöpfbar sind." "Du musst ja auch nicht heimfahren", versichere ich ihm, während ich kurz in meinem geilen Spielchen innehalte. "Du kannst doch hier schlafen. Ika weiß Bescheid..." Sofort verschwindet mein Gesicht wieder zwischen seinen Backen. "Wirklich, Martin, seitdem wieder alles sahnig in deinem und meinen Leben ist, bist du unersättlicher als ich", meint Peter, und ich staune, dass er noch immer reden kann. Also beschleunige ich mein Tempo ein wenig und bringe ihn schließlich doch noch aus der Fassung, ganz so, wie es sich gehört. Er hat ganz Recht mit dem, was er da sagte. Meiner Libido ist es absolut zuträglich, dass ich mich nun nicht mehr verstecken muss. Alle Welt darf von mir aus wissen, dass ich mich selbst als bisexuell definiere und dieses Gefühl der Freiheit scheint alle Grenzen niederzureißen. Die Wahrheit ist doch ein wunderbares Gut. Und nicht immer vermag sie alles Dagewesene zu zerstören. So auch im Falle von Ika und mir. Hätten Sie geglaubt, dass wir am heutigen Tage noch immer glücklich verheiratet sind? Nein, oder? Tja, wir sind es aber. Und ich habe selbst nicht mehr daran geglaubt, dass Ika nach der Beichte zu mir zurückkehren würde. Doch so kam es. Ika, die ebenfalls viel vom Leben weiß und sich nicht in blinder Trauer von mir getrennt hatte, sah schließlich ein, dass sie nichts gegen meine Sexualität tun konnte, da diese schon immer in mir geschlummert haben musste. Und da ich ihr vermittelt hatte, dass ich gemerkt hatte, wie sehr ich einen Mann brauche, aber sie dennoch von ganzem Herzen liebe, ging sie diesen Kompromiss ein. Und genau das war ein weitaus größerer Liebesbeweis, als es jedes Ja-Wort hätte sein können. Weil sie mich liebt, will sie, dass ich glücklich bin. Und wenn es bedeutet, dass ich mich ab und an mit Peter vergnüge. Denn sie weiß, dass es Dinge gibt, die sie einem bisexuellen Mann nicht geben kann, bei diesem die Sehnsucht nach gewissen Dingen allerdings nie schwinden würde. So wie es bei mir geschehen war. Gegen meinen Willen. Gegen jede Macht auf Erden. Denn ich bin eingesperrt in einem Käfig aus Lust und Verderben. Und nur Peter besitzt den Schlüssel. Nur er. Nie wird er mich aus ihm befreien. Das ist mir klar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)