Secretary von Anemia ([Crashdiet - FF]) ================================================================================ Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Oh Gott, was war denn da draußen los? Wüstes Geschrei drang an mein Ohr und beunruhigte mich zutiefst, denn eigentlich kannte ich die Firma als einen Ort fast schon meditativer Ruhe und Besinnlichkeit (wenn man mal von den impulsiven Gesprächen zwischen Peter und mir absah). Alle Mitarbeiter verhielten sich sonst immer so vorbildlich und heute schien ein Bürgerkrieg in den heiligen Hallen ausgebrochen zu sein. Nein, nicht in den heiligen Hallen. Direkt vor meiner Tür. Eine sehr aufgebracht klingende Frauenstimme konnte ich deutlich vernehmen und eine etwas gedämpftere, die man einem Mann zuzuordnen vermochte und fast schon ein wenig nach Simon klang. "Boah, können die mal ruhig sein?", maulte Peter und schaute mich auffordernd an. "Sollen die sich doch umbringen, wenn sie sich so hassen." "Nein, das kann ich nicht zulassen", widersprach ich kopfschüttelnd. "Simon ist einer meiner besten Mitarbeiter. Den brauche ich noch." Da Peter noch immer guckte als wollte er sagen 'Geh mal gucken, was dort los ist', machte ich mich tatsächlich auf die Socken. "Ich werde ihm einbläuen, dass er seine privaten Streitigkeiten auch gefälligst privat austragen soll und nicht hier", murmelte ich, während ich schon fast die Klinke nach unten gedrückt hatte und im Flur stand. Draußen erwartete mich wie gedacht ein wahres Feuerwerk der Gefühle. Die Luft brannte förmlich. Eine junge Frau mit langen, blonden Haaren ging wie eine Furie auf Simon los, der sich allerdings kaum zu wehren wusste, da man ihm wohl auch beigebracht hatte, dass man Frauen nicht schlug. Immer wieder schrie sie ihn an, er solle ihr in die Augen zu sehen und irgendetwas zugeben, von dem ich allerdings nicht wusste, was es sein könnte. Und Simon beteuerte hilflos seine Unschuld. Ich musste dazwischen gehen, ehe die im Normalzustand sicher sehr attraktive Frau meinem Untergebenen die Augen auskratzte und die Haare vom Kopf riss. In ihrem Gesicht konnte man deutlich lesen, dass sie das liebend gern getan hätte. "Hey, was ist denn hier los?", mischte ich mich lautstark ein, woraufhin die Frau meine Anwesenheit zu bemerken schien und kurz inne in ihren Anschuldigungen und wüsten Beschimpfungen hielt. "Klärt eure Probleme bitte woanders, aber nicht hier, wo fleißige Menschen zu arbeiten versuchen." Doch das interessierte die Furie nicht. Im Gegenteil. Augenblicklich schien sie noch aufgebrachter, als sie es ohnehin schon war, wahrscheinlich aufgeputscht durch meine strengen Worte. Und dann spuckte sie Worte aus, die mich sprachlos an der Wand stehen ließen. "Der Typ vögelt meinen Freund und ich soll warten, bis er Feierabend hat und ihn erst dann fertigmachen? Pah, vergessen Sie es!" Und wieder an Simon gewandt: "Ich mach dich so was von alle, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Du hast meinen Freund schwul gemacht!" Es klang verzweifelt und wütend zugleich und ich wusste mit einem Mal nicht mehr, was ich machen sollte. Mich beschlich der Verdacht, dass es sich bei der Frau um Peters Freundin handeln könnte, die durch einen dummen Zufall irgendetwas von unserer Affäre mitbekommen hatte. Mir wurde schlecht und schwindelig zugleich. Wenn es wirklich so war und sich meine Ahnungen bestätigten, dann - "Lass Simon los!" Wieder wurde die krude Szene abrupt gestoppt. Aber dieses Mal nicht durch mich. Sondern durch Peters sehr bestimmt klingende Stimme. Als die Augen der Frau an mir vorbei schauten und ich den puren Hass in ihnen lesen konnte, drehte auch ich mich um, nur um Peter zu erblicken, der im Türrahmen stand und wie ein Kämpfer im Krieg die Hände zu Fäusten geballt hatte, während sein Gesicht versteinert wirkte. "Simon hat damit nichts zu tun." Zack. Die Schlinge zog sich um meinen Hals. Meine Vermutung schien sich zu bestätigen. Peters Freundin wusste alles. Und sie wusste noch mehr als ich zu diesem Zeitpunkt. "Ach, und wer dann?", herrschte sie Peter an, nachdem sie Simon gegen die Wand geschubst hatte und sich nicht mehr für ihn interessierte. Sie wartete ungeduldig auf eine Antwort. Und ich ebenfalls. Hoffte, dass Peter den Deckmantel des Schweigens über uns ausbreitete und alles abstritt. Denn es durfte nicht so enden. Nicht für mich und auch nicht für ihn. Doch ich erfuhr, dass er ganz allein schuld am Einstürzen unseres Kartenhauses trug und kein dummer Zufall. "Du hast gesagt, du vögelst auf Arbeit einen anderen. Und ich habe ja wohl das Recht, dem Glücklichen Guten Tag zu sagen, oder? Also, spucks aus!" Als ich spürte, wie sich zwei Arme um meine Hüften schlangen, war alles vorbei. Das war Antwort genug und ein Verrat allererster Güte. "Sieh an", wetterte die Frau zugleich los und legte den Kopf schief. "Dem seinen Schwanz konntest du also nicht widerstehen." Sie kam mit großen Schritten und erhobener Hand auf mich zugestürmt. Doch ehe sie mir wie geplant eine klatschen konnte, hielt der sich mittlerweile wieder etwas regenerierte Simon sie ziemlich unsanft am Arm fest und hinderte sie somit an ihrem Vorhaben. "Belle", wimmerte Peter beinahe schon hinter mir. "Lass es gut sein, bitte. Das Ganze hat nichts mit dir zu tun. Ich hab ja versucht, dich zu lieben und ich habe es mir ewig lange eingeredet, dass ich es tue, aber es geht nicht. Es tut mir leid -" "Spars dir", fiel ihm die Frau gnadenlos ins Wort. "Ich weiß, dass ich eine selten dämliche Kuh bin, weil ich geglaubt habe, ich könnte einen Schwulen umpolen. Ich bin selbst dran schuld. Und trotzdem bist du ein mieses, verficktes -" Wieder war es Simon, der sich ihrer annahm und sie schließlich mit sanfter Gewalt nach draußen verfrachtete. Noch von weitem hörte man ihre Flüche und Verwünschungen, während ich wie abwesend dastand und vor mich hin starrte. Ich war schier fassungslos. Hier war ein Gespräch fällig. Und dieses forderte ich mir nun ein. ***** "...und dann ist mir eben klar geworden, dass mich das mit dir vollkommen erfüllt und ich nichts anderes mehr brauche." Dann verstummte Peter und schaute vor sich hin. Ich tat es ihm gleich. Wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Konnte ihm im Grunde nicht mal einen Vorwurf machen, das war mir klar. Natürlich war ich wütend darüber, dass er unser Geheimnis entgegen unserer Vereinbarung gelüftet hatte, aber wenn Peter wirklich erkannt haben sollte, wie er sein Leben gestalten wollte und was ihm wirklich wichtig war, dann war das keineswegs verwerflich. Es war sein gutes Recht, glücklich zu sein, und wenn ihn die Beziehung mit dieser Frau nichts gab, ja ihn vielleicht sogar behinderte an der Auslebung seiner Selbst, dann war es richtig, einen Schlussstrich zu ziehen. Und außerdem war ich der Letzte, der wollte, dass sein Peter unglücklich war. Ich musste zur Abwechslung mal zurückstecken und nicht immer nur meine Haut zu retten versuchen. Ich musste für das, was ich tat und was ich genoss, gerade stehen. Früher oder später hätte mich diese Situation ohnehin eingeholt. Auch wenn es schmerzte und mich sogar ängstigte, da die Wahrheit oftmals grausam war: Sich ewig verstecken zu wollen ging nicht gut. Und ich musste einsehen, dass Peter bei weitem mehr Mut besaß als ich. Er hatte bereits zu dem gestanden, was er wollte, was er war und was er liebte. Ganz im Gegensatz zu mir. "Bist du mir jetzt böse? Ich könnte es sogar verstehen, denn wir wollten ja nicht, dass es jemand erfährt..." "Schon gut", säuselte ich, zog Peter auf meinen Schoß und drückte ihn fest an mich. "Du hast alles richtig gemacht. Du hast eingesehen, dass es falsch war, dich in eine Richtung zu drängen, der du dich nicht zugehörig fühlst." Peter nickte. "Es tut mir leid." "Muss es nicht", widersprach ich ruhig. Plötzlich löste er sich ein Stück von mir und schaute mir in die Augen. "Ich brauche nichts anderes", wiederholte er noch einmal mit voller Ernsthaftigkeit. Seine Hand fuhr durch meine schwarzen Haarsträhnen. Kurz unterbrach er den Blickkontakt, nur um mich wenig später wieder anzusehen. Jedoch noch eindringlicher. Und dann flüsterte er: "Dir geht es doch auch so, nicht wahr?" So viel Sehnsucht schwang in seiner Stimme, so viele Erwartungen. Und ich fand nicht die richtigen Worte, um ihm seine Frage zu beantworten. Denn meine Gedanken, die, die aus meiner Seele sprachen, hätten ihn verletzt, mit Sicherheit. Schließlich sah es ganz danach aus, als hätte Peter sich... ...in mich verliebt. Und damit musste ich erst lernen, umzugehen. Denn auch wenn ich so etwas wie Liebe in mir spürte, wenn ich ihn anschaute, spürte oder auch nur an ihn dachte, so war ich mir sicher, dass Peters Gefühle anders waren. Aufrichtiger. Ehrlicher. Und von noch größerer Intensität. Er hatte es mir nie gesagt. Aber ich wusste es. Doch ich musste ihm die Wahrheit sagen. Peter war zu wertvoll, um ihn anzulügen. "Du...hast dich verliebt, oder?", stellte ich die alles entscheidende Frage, aber Peter antwortete nicht mit einem sicheren, entschlossenem Ja. Er wiegte vielmehr den Kopf hin und her und murmelte ein 'Ich weiß nicht so genau'. "Ich weiß auch nicht, was ich für dich empfinde", erklärte ich. "Aber würdest du sagen, dass es so etwas wie Liebe ist?" Er nickte zaghaft. Ich nickte ebenfalls. "Ich auch. Aber ich liebe auch Ika. Auf eine ganz andere Weise, als ich dich liebe. Es fühlt sich anders an, wenn wir uns nahe sind." "Es ist okay, Martin", meinte Peter, drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Ich erwarte nichts von dir. Jeder sollte so leben, wie er glücklich ist. Du brauchst deine Frau, und ich verstehe das. Ich würde nie im Leben eure Beziehung zerstören wollen. Ich will einfach nur, dass wir mit...diesem Schönen niemals aufhören." "Das will ich auch nicht", versicherte ich ihm. "Aber wenn Ika erfährt, dass ich dich neben ihr habe, dann..." Er umarmte mich fest. "Ich stehe immer hinter dir", versprach er mir und dann erwiderte ich die Umarmung. Alles Glück auf Erden spürte ich in meinem Herzen, welches gleichzeitig von großen, schweren Sorgen und Ängsten zerfressen wurde. Und vor meinem geistigen Auge sah ich ein Schild. Sackgasse. ***** "Peterchen, wenn du magst, kannst du vorbeikommen. Ika wird den ganzen Nachmittag bei einer Freundin sein." Während ich diese Worte sprach, grinste ich ziemlich dämlich vor mich hin, aber Peter toppte das Ganze noch und lachte total dreckig am anderen Ende der Leitung. Warum hatte ich nicht gleich gesagt: "Komm rüber, ficken?", wenn Peter es doch ohnehin genau so auslegte? Nun, in gewisser Weise hatte er ja Recht. Wir würden sicher nicht die Punkte auf der Bettwäsche zählen, wenn wir nebeneinander lagen. Das wäre weder in meinem noch in Peters Sinne gewesen. "Gut, dann will ich mich mal bereitmachen", versicherte mir der andere freudig und machte eine kurze Nachdenkpause, um mir dann als Auftakt für den Nachmittag eine ziemlich pikante Frage zu stellen. "Magst du mich eigentlich am liebsten richtig glatt rasiert oder..." "Mh", brummte ich zugleich gefällig und spielte mit einer meiner Haarsträhnen, während ich mich an die Wand lehnte und die Decke betrachtete, als würde dort ein anzüglicher, aber sehr interessanter Film laufen. Dabei brauchte ich lediglich eine freie Fläche, um darauf mein Kopfkino zu projizieren. "Glatt hab ich dich am liebsten..." "Okay, dann wird es aber länger dauern", erwiderte Peter. "Kannst du so lange warten?" "Wenn ich dann hinterher das bekomme, was ich will, dann kann ich auch sehr geduldig sein." "Das bekommst du. In extrageil." Schade, dass Peter nicht sehen konnte, dass ich das dreckige Grinsen ebenfalls wunderbar beherrschte. Es hätte ihm sicher gefallen. Aber er hatte bestimmt eine Vorstellung von meinem derzeitigen Gesichtsausdruck. Peters Fantasie besaß meines Wissens nach keine Grenzen... "Bis gleich", säuselte ich lasziv. "Und fang ja nicht ohne mich an", warnte mich Peter, aber auf diese Idee wäre ich wirklich nie im Leben gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Warum sollte ich mich selbst anfassen, wenn das Peter doch viel besser konnte? Seiner eigenen Aussage nach war er nicht nur ein Doktorand in Masturbation, sondern auch geprüfter Lehrmeister für homosexuelle Spielarten. Vollkommen zu Recht. Ich hatte es ja am eigenen Leib erfahren. Also lümmelte ich zufrieden auf meinem Bett, fuhr mir diverse Filmchen und erwartete sehnsüchtig, dass die Türklingel betätigt wurde. Als ich mich perfekt auf den Nachmittag eingestimmt fühlte, war es endlich so weit. Und es gestaltete sich etwas kompliziert, mit einem Ständer an die Tür zu gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)