Secretary von Anemia ([Crashdiet - FF]) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Kapitel --------------------- Ein Glück, dass ich den Kajalstift sicherheitshalber doch noch eingesteckt hatte. Denn wenn ich jetzt stets die Haare offen tragen wollte, fand ich es als angebracht, mir die Augen dezent zu schminken und sogar einen leichten Hauch eines Lippenstiftes aufzutragen. Freilich, es verlieh mir einen femininen Touch (Peter konnte in diesem Belang natürlich niemand toppen), aber es gefiel mir. Und es machte sich bezahlt. Denn einmal mehr heimste ich ein Lob für meine Optik ein. Und das von niemand Geringerem als Peter. Wenn ihm nun noch immer andere Männer sehenswerter vorkamen als ich, dann würde es wirklich keine Hoffnung mehr geben. Aber die ständigen, nicht sonderlich unauffälligen Blicke, die mir der schöne Mann mit den weißblonden Haaren zuwarf, während wir zu unseren französischen Geschäftspartnern fuhren, sog ich genießerisch in mir auf. So musste sich auch Peter immer fühlen, wenn ich ihm gedanklich die Kleider vom Leib riss. Es war ein wunderbares, erhebendes Gefühl, das ich um keinen Preis mehr missen wollte. Leider schienen nicht alle so angetan zu sein von meinem in vielen Augen etwas metrosexuell wirkenden neuen Stylings. Die Franzosen zumindest begrüßten mich überraschend verhalten, was ich aber schließlich auf die zu besprechenden Angelegenheiten schob, die doch ziemlich ernst waren und über Gedeih und Verderb entschieden. Als ich dann Peter in aller Form vorstellte, wurden die Gesichter der drei anwesenden Personen noch einen Tick ernster, meinte ich. "Mister Nevours, Mister Chevallier und Miss Marchand", erklärte ich Peter, der allen mit seinem charmanten Lächeln die Hand reichte, sie aber mit einer englischen Begrüßung abfertigte. Das kam mir ein wenig seltsam vor, wo Peter mir doch beim Vorstellungsgespräch versichert hatte, dass er die französische Sprache perfekt beherrschte und besonders sein mündliches Ausdrucksvermögen keine Makel vorwies. Doch ich hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken oder Peter gar zu fragen, wieso er sich zierte, Französisch zu sprechen. Wir ließen uns von Miss Marchand einen Kaffee servieren und nachdem Peter seinen Laptop aufgeklappt hatte, gingen die Diskussionen auch schon los. Bestimmt über eine Stunde benötigten wir, bis wir uns geeinigt hatten und ich wünschte mir nach Abschluss der Verhandlungen, gestern Abend früher ins Bett gegangen zu sein. Aber aufgrund der sehr frivolen Szenen, die sich noch abgespielt hatten, fiel mir das Schlafen umso schwerer. Doch von Reue war keine Spur. Außerdem hatten die Franzosen schließlich den neuen Konditionen zugestimmt und ich wertete das als großen Erfolg. Darauf wollte ich mit Peter einen trinken gehen. Das schrie einfach danach, gefeiert zu werden. Noch während wir unseren Sekt schlürften, verlangte ich von Peter, dass er das Dokument mit den Mitschriften aufrief, weil ich etwas nachlesen wollte. Erst zierte er sich ein wenig und redete sich damit raus, dass wir doch erst einmal in Ruhe unsere Getränke leeren sollten, bis wir uns wieder dem Ernst des Lebens zuwendeten, doch ich bestand darauf. "Peter", redete ich ruhig, aber sehr bestimmt auf ihn ein und sah ihm fest in die Augen, doch er schien Probleme haben, den Blick zu erwidern. "Ich bin der Chef, also bestimme ich, wann ich die Notizen lese." Das war Argument genug und Peter blieb keine andere Wahl mehr, als den Laptop zu starten und schließlich ein Dokument zu öffnen, welches lediglich eine Überschrift enthielt und sonst nur ein blütenweißes, digitales Blatt Papier. Unverwandt schüttelte ich den Kopf, als ich es musterte. "Du willst mich doch veräppeln", schlussfolgerte ich schließlich, denn das konnte nur ein Scherz sein, wenn auch ein ziemlich schlechter, wie ich fand. "Los, zeig mir bitte das wirkliche Dokument." "Das ist das wirkliche Dokument", gab Peter sehr leise zu und starrte zu Boden wie ein Kind, welches eine große Dummheit begangen hatte. Und genau so war es auch. "Wie, das ist das wirkliche Dokument?", donnerte ich wütend los. "Du willst mir also sagen, dass du nichts mitgeschrieben hast?" Peter nickte stumm. Ich war fassungslos. "Verdammt, was hast du denn die ganze Zeit gemacht?", fuhr ich fort und erhob mich sogar ein wenig, was mich wahrscheinlich immer bedrohlicher wirken ließ. "Hattest du wieder irgendwelche Ärsche im Kopf oder was? Nein, Peter, so funktioniert das nicht!" "Ich...ich konnte die Sprache nicht verstehen", rückte er schließlich mit der Wahrheit heraus und wurde dabei immer kleinlauter. "Was?", hakte ich empört nach. "Du hast doch selbst gesagt, dass du Französisch perfekt beherrschst, besonders mündlich!" "Ja...ich...ich meinte damit...Blowjobs...ich dachte, du wüsstest das..." Ich glaubte, mein Schwein pfiff. "Das kann doch wohl nicht wahr sein", meinte ich noch immer kopfschüttelnd, aber wieder etwas ruhiger und ließ mich zurück auf meinen Stuhl sinken. "Du hast diesen Job keine Sekunde lang ernst genommen. Weißt du was, im Prinzip müsste ich dich jetzt achtkantig rausschmeißen." "Bitte nicht", warf Peter stammelnd ein und wagte es sogar, mich flehend anzusehen. "Kündige mir nicht...aber bestraf mich. Bestraf mich doch." Genau das tat ich. Ich strafte ihn mit gnadenloser Ignoranz, und das über Tage, wenn nicht sogar Wochen. Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich so sehr an diesem kleinen Miststück hing und es um keinen Preis gehen lassen wollte, obwohl ich wusste, dass genau das angebracht gewesen wäre. Ich sah regelrecht, wie meine Professionalität schwand und es nur noch meine Triebe gab, die mich lenkten. So sehr, wie ich Peter im Moment hasste, so sehr wollte ich ihn noch immer. Nur waren meine Fantasien härter geworden. Mit Genuss stellte ich mir vor, wie ich in einem Meeting saß und mir Peter dabei einen blies, weil er es doch angeblich so gut konnte. Ich glaubte sogar, dass er zu gar nichts anderem gut war, als in den Köpfen versauter Männer für geile Gedankenspielereien zu sorgen und ihnen letztendlich auch die Befriedigung zu verschaffen, nach der sie sich sehnten. Um ehrlich zu sein hätte ich ihn wirklich am liebsten gefeuert. Nur um ihn danach wieder einzustellen. Aber nicht mehr als Sekretärin. Sondern als meinen persönlichen Sexsklaven, der mir die Arbeitszeit versüßte, wann immer ich es wünschte. Doch das funktionierte nicht. Ich musste mich zusammenreißen. Und zum Glück verschwand mit dem Abflauen meiner Wut auch wieder mein Appetit auf diese perversen Spielchen, vor denen ich mich sogar selbst fürchtete. Dass mein Hirn zu derartigem fähig war, hätte ich nie für möglich gehalten. Doch der Teufel schlummerte wahrscheinlich in jedem. Und wie war das doch gleich? "Männer müssen für mich ein bisschen wie Teufel sein." Heute weiß ich, dass Peter sich vergessen hätte, hätte ich ihn von meinen Fantasien erzählt und begeistert mitgemacht hätte, wenn ich sie mit ihm auszuleben wünschte. ***** "Oh, Martin, neuer Look, mh?" Natürlich, Simon. Den durfte man ja nicht vergessen. Er sorgte schon dafür, dass er einem immer mit seinen frechen Sprüchen im Gedächtnis blieb. Ich war noch gar nicht richtig angekommen, da stand er schon vor mir und feixte über mein Styling, welches ich nun jeden Tag tragen wollte. Auch wenn Peter es sich nicht verdient hatte, dass ich mich mehr oder weniger für ihn schön machte. Ich gefiel mir damit, und nur das zählte. "Hast dich ja ganz schön verändert während der paar Tage", fügte Simon an. "Aber steht dir. Wirklich. Und wie kommts?" "Wie kommt was?" Selbst ich dachte bei diesem letzten Satz zweideutig. Auch wenn ich während des Vorstellungsgespräches mit Peter den Schalter für diese Funktion ausgeknipst zu haben schien. "Na, wieso machst du dich jetzt so schick?" "Weil mir das eben gefällt." Seine Hand landete auf meiner Schulter. "Ach, komm schon", meinte er und grinste schief. "Daran ist doch garantiert ein gewisser Peter Schuld..." "Ach, so ein Quatsch", fuhr ich ihm über den Mund, schämte mich aber daraufhin schon für mein verräterisches, impulsives Verhalten. Aber irgendwie verspürte ich nun den Drang, jemandem mein Leid bezüglich meiner Sekretärin zu klagen. Ob Simon dafür der richtige Ansprechpartner war, bezweifelte ich zwar, aber aus Mangel an Auswahlmöglichkeiten musste er eben herhalten. "Sprich mich ja nicht auf Peter an", begann ich also. "Der hat eine ganz große Scheiße in Frankreich verzapft. Und ich darf jetzt meinen Kopf hinhalten." Ich berichtete ihm haarklein von Peters speziellen Französischkenntnissen und was passiert war, aber wie erwartet lachte Simon nur und nahm es ganz gelassen. "Na, ich hoffe doch, du hast dir sein Französisch dann gleich zeigen lassen", raunte er. "Ich glaube übrigens auch, dass seine Blowjobs allererste Sahne sind..." Genervt verdrehte ich die Augen. "Denkst du, ich bin total bescheuert?", zischte ich, da ein paar Kollegen gerade an uns vorbeigingen und nicht die ganze Welt mitbekommen sollte, über was wir uns gerade unterhielten. "Am liebsten würde ich ihn rausschmeißen, aber..." "...du kannst nicht, weil es deinen Augen ganz und gar nicht gefallen würde, wenn dieser nette Arsch und die perfekten Beine nicht mehr jeden Tag um dich rumtänzeln würden." So war es leider. Ich schwieg betreten. "Komm, mach dir nichts draus", versuchte Simon mich zu trösten. "Das wird schon wieder. Die Franzosen sind doch eigentlich cool. Man muss nur ein bisschen schleimen, dann kommt das wieder ins Lot. Sagst du doch selbst immer." Unschlüssig wiegte ich den Kopf hin und her. "Aber eines will ich dir noch sagen", meinte Simon zum Abschluss und packte mich am Kragen, um mich nah an sich heranzuziehen. "Mach den Kleinen klar, falls du es noch nicht getan hast. Dann wirst auch du wieder lockerer. Glaub mir, so ein bisschen Raus und Rein ist gut gegen allen möglichen Hirnmist." "Simon, ich bin verheiratet!" Der andere aber zuckte nur lässig mit den Schultern und ließ mich dann vor meiner Bürotür stehen. Ja, vielleicht hatte er Recht, überlegte ich seufzend und schloss auf, um mich an meinen Arbeitsplatz zu begeben. Doch ich wischte den Gedanken schnell beiseite und versuchte mich wieder an meiner professionellen, seriösen Haltung. Aber ich hatte nicht mit meinem Unterbewusstsein gerechnet, dass mir schon bald einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte und sich das nahm, was es so dringend herbeisehnte. ***** "Scheiße. Mist, verdammter!" Es war Feierabendzeit und zufällig hatte ich heute gemeinsam mit Peter das Büro verlassen. Geredet hatten wir allerdings nur spärlich, wie die ganzen restlichen Tage schon und nach einer kühlen Verabschiedung ging jeder seiner Wege. Ich wollte gerade in meinen Wagen steigen, als ich Peter vor seiner Autotür stehen sah, vollkommen verzweifelt wirkend und fertig mit der Welt. Zudem fluchte er wie ein Rohrspatz und benahm sich im Moment kein bisschen damenhaft, sondern eher wie der kleine Rockstar, der tief in ihm schlummerte. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und betrachtete die Szene eine Weile lang, bis der andere schließlich zu resignieren schien und betrübt am Straßenrand stand. Seine blonden Haare flatterten müde im Wind und das Röckchen war ein wenig verrutscht vor lauter Ärger. Schließlich steckte ich meinen Autoschlüssel zurück in die Hosentasche und lief auf Peter zu. Obwohl ich ihn noch immer nicht mehr wirklich leiden konnte, tat er mir jetzt ein bisschen leid, so verzweifelt wie er wirkte und ein guter Mensch, wie ich es war, versuchte stets den Schwächeren dieser Gesellschaft behilflich zu sein. Seien es Kinder, Frauen oder frauenähnlichen Wesen. "Was ist los?", rief ich Peter zu, der schwerfällig den Kopf hob und mich anblinzelte. Doch er brauchte mir gar keine Antwort liefern, da ich mittels eines Blicks auf Peters Auto eh schon feststellen konnte, was hier faul war. Alle Reifen waren zerstochen und eine Heimfahrt schien somit unmöglich. "Ich werde den Bus nehmen", meinte Peter leise. "Scheiße nur, dass der nächste erst wieder in einer Stunde fährt...klasse, echt. Wenn ich das Arschloch erwische, das mir die Reifen zerstochen hat, dem drehe ich den Hals um." "Hey, ganz ruhig", lachte ich amüsiert auf, da ich mir vorstellen musste, wie Peter wie eine Furie auf einen Mann von der Statur eines Bären losging und ihm seine Absatzschuhe über den Schädel zog. Aber lange gab ich mich meinem Kopfkino nicht hin. Allerdings hatte es mich so aufgeheitert, dass ich Peter plötzlich ein Angebot unterbreitete, das mich schon wenig später den Kopf über mich selbst schütteln ließ. "Jetzt hier abbiegen." "Peter, ich weiß bereits, wo du wohnst." "Ach ja..." Und wieder konnte ich nur den Kopf schütteln. Aber mit einem Schmunzeln im Gesicht. Seit der Frankreichsache verhielt sich Peter so unsicher mir gegenüber, was ehrlich gesagt überhaupt nicht zu seiner sonst so frechen und offenen Art passte. Und außerdem mochte ich Peters schüchterne Seite nicht wirklich leiden. Die andere, die er mir während unserer ersten Nacht im Hotel offenbart hatte, sagte mir viel mehr zu. Aber ich schien ihn wirklich zutiefst eingeschüchtert zu haben mit meinem Wutausbruch. Einerseits war das gut, denn ihm musste mal klargemacht werden, wer hier der Boss war und wo die Grenzen lagen. Andererseits vermisste ich die aufreizenden Sprüche und Spielchen so sehr... "Man, ein Parkplatz, als wäre er nur für uns gebacken worden", freute ich mich, als wir vor Peters Wohnung Halt machten. Fast schon etwas zögerlich schnallte er sich ab und blickte mich an. Als ich ihn ebenfalls anschaute, wendete er sich schnell ab. "Du willst doch noch irgendetwas", fühlte ich ihm also auf den Zahn, denn mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um zu sagen, dass ihm etwas auf der Zunge lag, was er nicht auszusprechen wagte. "Los, raus mit der Sprache. Ich reiß dir auch nicht den Kopf ab." "Also...", begann Peter und fuhr sich nervös durch das Haar. "Ich wollte dich fragen, ob du noch mit hochkommst...also, nur um einen Kaffee oder so zu trinken...Belle ist noch nicht da, sie hat Spätschicht...und irgendwie muss ich mich ja bedanken...außerdem wollte ich noch etwas mit dir besprechen." Natürlich ließ ich mich nicht zweimal einladen, sagte Ika per Handy Bescheid, dass es heute wohl etwas später werden würde und betrat dann hinter Peter das schlichtweiße Mehrfamilienhaus. Na da war ich aber mal gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)