Die Trauerfeier von Veboshi ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Er stand von seinem Sessel auf, ging in die Küche und machte sich Kaffee. Während die Kaffeemaschine surrte, liess er sich die Worte dieser seltsamen Frau wieder und wieder durch den Kopf gehen. Marianne heisst sie. Er könne ihr auch Mary sagen. Alle nennen sie so. Die Tochter von Ottmar also. Er kennt Ottmar gut. Er war mit ihm zur Schule gegangen, von der Unter- bis in die Oberstufe. Danach blieben sie noch gute Freunde, einige Jahre lang, aber schliesslich hatten sie verschiedene Wege eingeschlagen. Ottmar ist ausgewandert, nach England. Jetzt sei er ein sehr guter Anwalt. Das alles hatte er im Gespräch mit Mary und ihrem Bruder Joey (eigentlich Oliver) erfahren. Sie würden noch eine Weile in der Schweiz bleiben, aber dann gingen sie wieder nach England zurück. Mary freue sich nicht wirklich. Hier sei ihre Heimat, meinte sie. Sie komme so oft sie kann in die Schweiz. vor allem im Sommer. Hier ist es, nach Marys Aussage, viel wärmer. Der Kaffee ist fertig gekocht. Er nimmt die Tasse mit zum Sessel, stellt ihn auf das Tischchen daneben und kniet dann zum Kamin nieder, um ein Feuer zu entfachen. Als er sich gerade wieder hinsetzen wollte, klingelte es an der Tür. Und als er aufmachte - siehe da - stand Mary davor. Sie grinste ihn strahlend an. „Tach!“, sagte sie, schwenkte dabei die Hand und trat ein. Ganz verdattert schloss er die Tür und drehte er sich zu ihr um. „Ähm…Warum… Also… Hallo“, stotterte er. Sie lachte. „Ich bin hier, weil ich ihnen noch was vorbei bringen wollte, Herr Thalmann“, sagte sie und überreichte ihm ein Päckchen. „Ich sagte doch schon, dass du mir Robert sagen kannst“, meinte er, erforschte dabei aber neugierig die Verpackung. Das Päckchen war nicht schwer. Als er es aufriss, kamen ein Couvert und ein grauer Schaal zum Vorschein. Mary lächelte ihn an, als er verständnislos aufblickte. „Das ist von meinem Vater. Lesen sie doch zuerst den Brief“, bat sie ihn. Obwohl sie ihn immer noch siezte, tat er ihr den Gefallen. Im Brief stand, dass sich sein alter Schulkamarad sehr freue, wieder etwas von ihm zu hören. Leider müsse er aber gleich morgen wieder abreisen und heute seine Vorkehrungen treffen. Deshalb schicke er ihm seine Tochter, die ihm eben dieses Geschenk überreichen soll. Es soll ihn an die alten Zeiten erinnern, denn diesen Schal habe er immer getragen. Er hoffe, dass man sich bald wieder einmal sehen könne. Freundliche Grüsse Ottmar. Robert nahm den grauen Schaal aus der Verpackung und entfaltete ihn. Schöne Stickmuster verzierten seine Ränder. Er sah recht edel aus. „Danke“, sagte Robert zu Mary. Er sah jetzt die Ähnlichkeit, die Mary mit ihrem Vater hatte. Auch ihr Temperament hatte sie von ihm geerbt. Ottmar und Robert hatten viel zusammen gelacht. Er vermisste diese alten Zeiten. Aber wer tut das schon nicht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)