Paw Prints von Ur (Various Oneshots) ================================================================================ Kapitel 9: sleepless -------------------- »Wir dürfen doch bestimmt nicht hier sein, oder?«, fragte Kira und sie wusste selbst, dass sie viel zu begeistert klang, als dass Lydia ihre Bedenken hätte ernst nehmen können. Lydia warf ihr einen amüsierten Blick von der Seite zu, der in Übersetzung wohl etwa bedeutete »Du bist ein entzückend unschuldiges Füchschen und hast noch viel von dieser großen weiten Welt zu lernen«. Kira konnte nicht verhindern, dass ihr bei diesem Blick ziemlich warm wurde, da sie sich automatisch Gedanken darüber machte, was Lydia ihr alles beibringen konnte. Oder wollte. »Der Kunstraum ist immer offen. Wenn sie nicht wollen, dass jemand hier rein geht, sollten sie ihn abschließend, meinst du nicht?«, gab Lydia zurück und legte ihre Tasche auf den Boden. Es war schummrig hier drin, doch Lydia schaltete die Deckenlampen ein und fing an in aller Ruhe eine Staffelei mit Leinwand darauf aufzubauen. »Es ist ziemlich aufregend nachts hier zu sein«, sagte Kira leise und zwang sich mit aller Mühe nicht zu flüstern, denn das wäre lächerlich gewesen und sie wollte wirklich nicht, dass Lydia sie lächerlich fand. Ganz bestimmt nicht. Lydias Lächeln flackerte kurz und sie nickte. »Ja, manchmal ist es aufregender, als man gern hätte«, sagte sie leise und suchte ein paar Pinsel und Farben zusammen. Kira kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. »Erzählst du mir davon?«, fragte sie unsicher. Sie war immer noch neu im Rudel und sie wollte gern von all den Dingen erfahren, die in Beacon Hills passiert waren, bevor sie hierher gekommen war. Lydia schaute zu Kira herüber und legte den Kopf schief. Lydia sah wie immer perfekt gestylt aus und Kira bewunderte sie im Stillen für ihre Fähigkeit, ihre Haare immer aussehen zu lassen, als wäre sie frisch vom Frisör gekommen. Kira war schon stolz, wenn sie einen nicht allzu verkorksten geflochtenen Zopf hinbekam. »Ok. Ich erzähl dir davon, während ich dich male«, beschloss Lydia schließlich und Kira nickte. Lydia wedelte in Richtung eines Barhockers, der am Rand des Kunstraumes stand. Kira schleifte ihn vor Lydias Staffelei und setzte sich behutsam darauf. Schweigend beobachtete sie, wie Lydia Wasser in ein Glas füllte und die Farben aus ihren Tuben auf eine Palette drückte, ehe ihre wachsamen Augen sich Kira zuwandten und sie kritisch mustern. »Kannst du diesen riesigen Pulli ausziehen?«, fragte Lydia. Kira spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. »Ich… äh… Ich hab nur einen BH drunter«, sagte sie peinlich berührt. Lydias Mundwinkel zuckten. »Ist es ein schöner BH?«, wollte sie wissen. Kira schluckte, zog den Kragen ihres Pullis nach vorn und warf einen Blick hinunter auf ihren BH. Sie lachte nervös. »Ich fürchte ich hab meinen Pokeball-BH an«, erklärte sie und wäre am liebsten im Boden versunken. Lydia lachte leise. »Macht nichts. Aber ich kann deine Konturen in diesem Pulli quasi kein bisschen aus machen, also wäre es gut, wenn du ihn wirklich ausziehst!« Kira nickte und zog sich ihren übergroßen Kapuzenpulli mit Batmansymbol über den Kopf. Vielleicht hätte sie sich mehr Gedanken über ihr Outfit machen sollen, als sie beschlossen hatte, mit Lydia in die Schule einzubrechen und sich von ihr malen zu lassen. Sie war so froh darüber gewesen, dass Lydia überhaupt Zeit mit ihr verbringen wollte, dass sie einfach irgendetwas angezogen hatte. Anfängerfehler. Jetzt saß sie in ihrem Lieblings-BH, der zugegebenermaßen alles andere als sexy war, und in einer schwarzen Leggings und ihren Boots vor Lydia auf einem hölzernen Barhocker und warf sich ihren Pferdeschwanz über die Schulter. »Kannst du die Haare aufmachen?«, fragte Lydia. Kira zog das Zopfgummi heraus und ließ es einfach zu Boden fallen, wo es direkt neben ihrem Pullover landete. Lydia musterte Kira so eingehend, dass Kira unter ihrem Blick ganz heiß wurde. Sie hoffte, dass ihre Wangen nicht so rot aussahen, wie sie sich anfühlten. Etwas Gutes hatte das Ganze immerhin, auf diese Art und Weise wurde ihr nicht kalt, während sie so leicht bekleidet hier auf dem Barhocker saß. »Ok. Also… die erste Nacht, als ich hier in dieser gottverdammten Schule eingeschlossen war, wurde der Hausmeister umgebracht und wir wurden alle von Peter gejagt. Allerdings wussten wir – das heißt, Allison, Jackson und ich – zu der Zeit noch nicht, dass es Peter war und dass es überhaupt Werwölfe gibt und wir waren alle total panisch…« Kira lauschte Lydias Stimme, während Lydia – manchmal mit vor Wut zitternder Stimme, manchmal stockend und leise – Kira von allen möglichen Ereignissen berichtete, die sich in Beacon Hills zugetragen hatte. Kira musste sich sehr bemühen, nicht die Hände vor den Mund zu schlagen oder ihr Gesicht allzu sehr zu verziehen, damit Lydia damit fortfahren konnte, Kira zu malen. »Wieso arbeitet ihr denn immer noch mit Peter zusammen, nachdem er das mit dir und allen anderen angestellt hat?«, fragte Kira voller Empörung. Lydias Pinsel hielt inne und sie zog die Schultern nach oben. »Ich weiß es nicht. Wenn es nach mir ginge, hätten wir ihn schon längst auf eine möglichst gewaltsame Art und Weise umgebracht und ich würde mir seinen Pelz an die Wand hängen.« Kira schauderte ein wenig bei der Kälte in Lydias Stimme, auch wenn sie absolut verstehen konnte, wieso Lydia sich so fühlte. An Peters Stelle hätte Kira Beacon Hills schleunigst verlassen, denn Lydia wirkte in der Tat so, als würde sie nur auf den richtigen Augenblick warten, um Peter alles zurück zu zahlen, was er ihr und ihren Freunden angetan hatte. »Wenn er dir noch mal zu nahe kommt, kriegt er mein Katana in den Schritt! Mal sehen ob das nachwächst!«, empörte Kira sich erhitzt. Lydia blinzelte und dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Vielleicht sollte ich dich als meinen persönlichen Bodyguard engagieren. In meinem Bett ist genug Platz für zwei«, sagte Lydia und ihr Lächeln verwandelte sich in ein anzügliches Schmunzeln. Kira fiel beinahe vom Barhocker. »Ich, äh… ich mach das noch nicht so lang, mit dem Katana, meine ich. Vielleicht wären Scott oder Allison… oder Braeden? Wahrscheinlich bin ich nicht… also, nicht, dass ich was gegen dein Bett hätte!«, stammelte Kira nervös und zupfte aufgeregt an ihrem BH-Träger herum. »Nimm die Hände wieder runter und beruhige dich«, sagte Lydia amüsiert. Ihre Augen wanderten über Kiras Gesicht. »Du musst nicht bei mir im Bett schlafen. Ich hab auch nur noch jede zweite Nacht Alpträume, das ist eine radikale Verbesserung. Und Schlafwandeln tu ich auch kaum noch.« Kira spürte, dass Lydia beiläufig klingen wollte, doch Kira wollte in diesem Augenblick nichts mehr, als ihre eigene merkwürdige Aura schützend um Lydia zu hüllen. »Ich kann in deinem Bett schlafen! Wenn du willst. Heute. Oder morgen. Oder… wann immer du willst«, plapperte Kira mit hämmerndem Herzen drauf los. Lydia blickte ihr erstaunt entgegen und strich sich eine Strähne ihres roten Haares hinters Ohr. Kira bemerkte mit einem Anflug von Zärtlichkeit, dass Lydia sich dabei einen Fleck roter Farbe auf die Wange geschmiert hatte. Es brach ein wenig mit ihrem perfekten Styling, aber Kira war sich sicher, dass sie Lydia noch nie hübscher gefunden hatte, als in diesem Moment. »Ok«, sagte Lydia leise und steckte den Pinsel ins Glas. Dann erhob sie sich und griff nach der Leinwand. »Möchtest du gucken?« Kira nickte und stieg von ihrem Stuhl. Gespannt trat sie neben Lydia und ein leises »Wow« entfuhr ihr. Es war eine skizzenhafte Malerei und Lydia hatte Kiras merkwürdige Aura mit auf dem Bild eingefangen, als könnte sie sie tatsächlich sehen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so hübsch bin«, murmelte Kira beeindruckt. Lydia stieß ihr sachte den Ellbogen in die Seite. »Du bist eine badass Kitsune und siehst ganz fantastisch aus. Sogar mit Pokeball-BH«, entgegnete Lydia streng und Kira schluckte freudig und verlegen. »Willst du es haben?« »Sehr gerne! Vielen Dank!«, sagte Kira begeistert. »Können wir es zum Trocknen einfach hier stehen lassen?« »Na klar. Ich stell es da zur Seite.« Kira zog sich ihren Pulli wieder über den Kopf und band ihre Haare in einen lockeren Zopf. Sie musterte Lydia kurz und versuchte ihr Herzklopfen herunter zu schlucken. »Also… du könntest auch bei mir schlafen. Falls du mal einen Tapetenwechsel brauchst«, sagte sie unsicher, ob Lydia diese Sache wirklich ernst gemeint hatte. Lydia wirbelte zu Kira herum und lächelte. »Das klingt großartig. Ich muss aber noch bei mir rum fahren und ein paar Sachen einsammeln.« »Ok«, hauchte Kira. Sie konnte es nicht fassen. Lydia würde in ihrem Bett schlafen. Wie viele Jungs aus ihrer Schule träumten regelmäßig davon? Sie verkniff sich ein kleines, aufgeregtes Tänzchen und folgte Lydia aus dem Kunstraum. »Ich hoffe, du kannst gut neben mir schlafen«, sagte Kira aufgeregt. Lydia blickte sie von der Seite an. »Da bin ich mir sicher.« Hosted by Animexx e.V. 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