Dear Dreaming Daddy,... von Kuria (...Do you still remember that Cotton Candy Cloud?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Sieh nur, es schneit!“ Wie ein Kind breitest du die Arme aus, drehst dich um dich selbst, während du nach oben in den Himmel blickst, schließlich die Augen sanft schließt. Und du lächelst. Wie du lächelst…! „Ist das nicht wunderschön?“ Ich erinnere mich an dieses wunderschöne Damals. Schneeflocken, wie warm sie einmal für mich waren. Für uns beide. Ein Geschenk des Himmels, nicht wahr? Du hast den Winter schon immer gemocht. Den Sommer, nein, den hast du gehasst. Früher. Ich kenne dich doch in und auswendig. Heute hasst du ihn nicht mehr. „Warum?“, frage ich dich, ein zärtliches, amüsiertes Schmunzeln auf meinen Lippen, als ich in deine wunderschönen Augen blicke. Allein bei dir zu sein lässt mich lächeln. „Wegen dir.“ „Mir?“ „Ja. Ich habe so viel schöne Erinnerung an den Sommer. An die zahlreichen Sommer, die ich mit dir verbracht habe. Darum mag ich den Sommer jetzt.“ Du warst schon immer so offen. Naiv auch. Gelacht hast du gern. Gelacht und gelächelt. Ich habe diese Art an dir geliebt. Gott, du warst so wunderschön… Dein Lächeln war so wunderschön…! Die Erinnerung an dich ist die schönste, glücklichste, die ich habe. „Ich will Sänger werden.“ „Aber du bist doch schon Sänger!“, erwidere ich mit einem unsicheren Lächeln. „Utaite“, korrigierst du mich. „Ja. Aber als Utaite bist du doch Sänger.“ „Nein, so nicht…“ Du stützt deine Arme hinter dich und blickst in den Himmel. Meine Augen folgen deinem Blick. Sie bleiben schließlich an einer großen Wolke hängen. Sie erinnert mich an Zuckerwatte. Ich wünschte, ich könnte einfach da oben sein. Mit dir zusammen, wo uns niemand mehr stören kann. Wo wir einfach zu zweit sein können. „Da.“ Dein rechter Arm hebt sich und du zeigst direkt auf diese Wolke. Schweigend sehe ich dich an. Du hast den Kopf zurückgelegt, ein sicheres Lächeln auf den Lippen. „Da will ich hin. Nach ganz oben.“ Ich spüre, wie sich mein Herz bei dieser Erinnerung noch immer zusammenzieht. Dein großer Traum. Schon immer dein Traum gewesen, so lange ich dich nun schon kenne. Als du es an diesem Tag erneut aussprachst, wusste ich, dass sich etwas geändert hatte. Als du es an diesem Tag erneut aussprachst, spürte ich, dass sich alles ändern würde. „Ich werde umziehen.“ „Was…!?“ „Umziehen. Nach Tokyo.“ „Tokyo…? A-Aber… Warum…? Was ist mit mir? Mit uns…? Du kannst mich nicht verlassen…!“ „Tut mir leid…! Wirklich, es tut mir leid…! Ich… Ich will dich nicht verlassen. Aber ich kann nicht hierbleiben. Versteh doch… Ich will ein Goldfisch werden, der bis zu der höchsten Wolke hinaufschwimmen kann. Ich will nach ganz oben! Genau dahin.“ „Und ganz oben ist Tokyo?“ „Ja. Nein, nicht direkt jedenfalls. Aber wenn ich wirklich wer werden will, dann muss ich in Tokyo anfangen. Und wenn ich ganz oben bin, dann werde ich dir zuwinken! Hörst du? Und wenn du es siehst, dann lächle für mich!“ Du hast mein Herz beinahe zerbrochen. Ich spüre den Schmerz noch immer, den Schmerz von damals, als ich dich verabschiedet habe. In unserem letzten gemeinsamen Winter. Ich wünschte, ich hätte bei dir bleiben können. Aber du wolltest nach oben. Du hast schon immer nach oben gewollt. Darum habe ich für dich gelächelt. „Ich will nur, dass du glücklich bist. Heute, in Zukunft, ich will, dass du immer glücklich bist. Dass du noch hübscher wirst, als du es jetzt schon bist. Dass du dein Ziel erreichst. Und vor allen Dingen, dass dein Herz – egal wie viele Jahre oder Jahrzehnte auch vergehen mögen – immer voll Freude sein wird.“ „Ehrlich gesagt besorgt es mich ein wenig, dich allein zu lassen. Kommst du hier allein zurecht? Ich habe immer das Gefühl, du würdest so wenig über diese Welt wissen, oder darüber, wie du in ihr zurechtkommst. Heute, in Zukunft, sei immer glücklich. Ich werde nach ganz oben kommen. Aber ich werde dich allein für immer lieben.“ Nur für dich habe ich gelächelt. Ich wollte dir den Abschied erleichtern. Mein Herz gehört allein dir. Was auch immer passieren wird, ich werde niemals jemand anderen lieben. Ich wollte dich auf ewig in meinen Armen halten, wollte dich auf ewig schützen, immer für dich da sein. Warum bist du nur gegangen? Warum hast du mich zurückgelassen? Mein letztes Geschenk an dich war ein Lächeln. Doch alles, was ich mit der letzten mir noch verbleibenden Kraft schaffte, war ein Lächeln aus Scherben. Und es war mein letztes Lächeln für dich. Verzeih mir. Verzeih mir…! Ich wünschte, ich hätte dir ein schöneres, stärkeres Bild von mir mitgeben können. Aber so stark bin ich nicht. Du bist meine größte Stärke und meine größte Schwäche zugleich. Ohne dich verliere ich mich selbst. Natürlich habe ich anfangs jede einzelne Nacht, oft auch am Tag, um dich geweint. Inzwischen tue ich es nicht mehr. Das wäre es jedenfalls, was ich dir sagen würde, um dir keine Sorgen zu bereiten. Diese ganzen wunderschönen Erinnerungen an die zahlreichen Sommer, die ich mit dir verbracht habe, sind zu Tränen geworden, die nun bloß noch überfließen. Sie sollen glänzen und meine Goldfischschuppen werden, damit ich dir folgen kann. Denn ich fühle mich vollkommen zerrissen vor Sehnsucht nach dir. Ich verzehre mich nach dir. Nur warum kann ich es nicht…? Warum kann ich es nicht? Ich kann dir nicht folgen. Es geht nicht. Dabei will ich alles dafür aufgeben, dich wiederzusehen! Ich kann nicht ohne dich…! Obwohl es Winter ist, Winternacht, sitze ich am geöffneten Fenster. Hier, wo das Klavier steht, das du mir geschenkt hast, da waren wir noch so viel jünger. Ich spiele immer noch, weißt du? Ich kann mich mit Worten nicht gut ausdrücken. Ich hoffe, du hörst diese Melodie. Du verstehst meine unausgesprochenen Worte. Ich spüre etwas Kaltes auf meiner Wange. Eine Schneeflocke… Ein Geschenk des Himmels, nicht wahr… Ich blicke aus dem Fenster. Meine Augen schließen sich sanft. „Bitte… Bitte… Lasst mich ihn auch heute Nacht treffen.“ Meine Stimme bricht, als ich den Wunsch an die Sterne spreche, die Nacht für Nacht bei mir bleiben. Ob auch du gerade am Fenster stehst? Immer öffne ich mein Fenster und warte darauf, dass diese Jahreszeit kommt. Der Winter. So viel Zeit ist vergangen. Jeder Tag, jeder Monat dieses vergangenen Jahrzehnts hat mich ein wenig stärker und auch ein wenig schwächer gemacht. Werfe ich einen Blick hinter mich, sehe ich dieses Aquarium ohne Wasser. In ihm steht ein Strauß Baumwollblumen. Sie sehen aus wie aus Zuckerwatte. Ein Geschenk von dir. Wie du wohl auf die Idee gekommen bist, sie mir zu schenken? Egal wie viel Zeit vergeht, sie verblühen nicht, selbst wenn ich sie nicht gieße. „Sieh nur… Sieh nur, die Schneeflocke auf deiner Wange schmilzt. Weinst du? Weinst du, weil du an mich denken musst?“ Und plötzlich beginnst du mit diesen zarten Worten zu verschwimmen. Alles zersplittert in kleinste Spiegelscherben und setzt sich zu einem grausamen Bild erneut zusammen. Ich kann dich kaum mehr erkennen. „Nicht…! Geh nicht…! Bitte, bleib bei mir!“ Mit verzweifelter Sanftheit legen sich meine Hände an deine Wangen, streichen immer wieder über sie. Sie wollen dich erfassen, spüren, an dir festhalten. Doch die Wärme schwindet. „Ich will noch ein wenig länger von dir verwöhnt werden. Bitte bleib…! Nur noch ein wenig…! Ein wenig…“ Dein von mir so geliebtes Lächeln beginnt zu verschwimmen, bis ich es nicht mehr sehen kann. Dieser nostalgische Duft, der mich umgeben hat genau wie früher, schwindet langsam. Ich schlage die Augen auf. Sogar der Traum von dir ist aus. Ich entdecke einen Brief, beschriftet in einer mir wohlbekannten Handschrift. Sie gehört dir. Im Inneren des Umschlags finde ich eine CD. Ich lege sie sofort ein. Der erste Track ist ein Klavierstück. Ich kann den Klang sofort zuordnen. Es ist das Klavier, das ich dir geschenkt habe, da waren wir noch viel jünger, nicht wahr? Du spielst also immer noch. Ich höre unsere Geschichte in diesem Stück. Deine Seite der Geschichte. Jedes deiner Gefühle kann ich in mir spüren. Du kannst dich mit Worten nicht gut ausdrücken, aber ich verstehe deine unausgesprochenen Worte in diesem Stück. Der zweite Track. Cotton Candy Cloud. Der dritte Track. Dear Dreaming Daddy. In dem Brief finde ich zwei Songtexte. Die beiden Songs sind nur zur Hälfte gesungen. >Nimmst du den Rest auf?<, steht am Schluss des beiliegenden Briefs. >Ich muss immer an dich denken.< Als ich einen Blick auf meinen Tisch werfe, erblicke ich einen Strauß Baumwollblumen in einem Aquarium ohne Wasser. Sie sehen aus wie Zuckerwatte. Nun verstehe ich, warum du sie mir geschenkt hast. Egal wie viel Zeit vergeht, sie verblühen nicht, selbst wenn ich sie nicht gieße, weil ich sie nicht gießen kann. Genau wie unsere Liebe füreinander. Selbst wenn der Traum vorbei ist, werde ich sicherlich nicht mehr weinen. >Ich liebe dich.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)