Fünf Jahre von Juju ((K)eine Freundschaft für immer) ================================================================================ Epilog: Einfach nur glücklich sein ---------------------------------- fünf Jahre später   „Meinst du wirklich, wir sollten es ihnen heute sagen?“, fragte Kari unsicher, als sie an dem Haus ankamen, in dem Tai und Mimi wohnten. „Wann sollen wir es ihnen denn sonst sagen? Wir müssen die Einladungskarten bald verschicken und wie ich Mimi kenne, ist sie am Ende nur beleidigt, dass sie es nicht schon vorher wusste“, erwiderte T.K. bestimmt. „Aber sie hat doch wegen des Babys gerade solche Stimmungsschwankungen“, meinte Kari unsicher. „Ich will wirklich nicht, dass wir noch vorzeitige Wehen auslösen oder so.“ „Was, meinst du wohl, lösen wir aus, wenn sie von der Hochzeit erst durch die Einladungskarte erfährt?“, erwiderte T.K. kopfschüttelnd. „Nein, wir sagen es ihnen heute. Sie warten doch eh schon seit vier Jahren darauf.“ Vor vier Jahren, kurz nachdem Kari angefangen hatte, Grundschullehramt zu studieren, waren sie zusammengezogen und seitdem hatte Mimi andauernd Heiratsandeutungen gemacht. Kari hatte es schon nicht mehr hören können. Und dann, vor einer Woche, hatte T.K. sie tatsächlich gefragt. Sie drückte auf den Klingelknopf und hörte prompt von drinnen Kinderstimmen aufgeregt schreien. Wenig später wurde die Tür von Tai aufgerissen und ein überdrehter Kaito sprang ihnen entgegen. „Onkel T.K.!“, rief er und T.K. ging in die Knie, um ihn aufzufangen. „Hey Großer“, begrüßte er ihn, erwiderte seine stürmische Umarmung und zerzauste ihm das Haar. Kaito war aus irgendeinem Grund ganz verrückt nach T.K., sodass Kari manchmal schon eifersüchtig war. „Hallo? Werde ich vielleicht auch begrüßt?“, sagte sie gespielt beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Kaito grinste und umarmte schließlich auch sie. „Hallo, Tante Kari. Hast du mir was mitgebracht?“ „Kaito“, grummelte Tai vorwurfsvoll. Kari jedoch lachte nur. „Klar hab' ich was für dich dabei.“ Sie holte aus ihrer Handtasche zwei Fußbälle aus Schokolade hervor und drückte sie ihrem Neffen in die Hand. „Aber einen davon gibst du deinem Bruder.“ „Yay!“, jubelte Kaito und rannte zurück ins Wohnzimmer. „Mein Gott, macht der mir manchmal Kopfschmerzen“, stöhnte Tai und rieb sich die Stirn, dann umarmte er Kari und T.K. zur Begrüßung. „Kommt rein.“ „Er wird dir eben immer ähnlicher“, sagte Kari grinsend, wofür Tai ihr mit dem Finger gegen die Stirn schnippte. Sie gingen in das Wohnzimmer mit offener Küche, wo Mimi gerade dabei war, den Kaffeeautomaten mit den hundert Möglichkeiten zu bedienen. Quengelnd an ihrem Rockzipfel hing der kleine Yamato, verstummte jedoch, als Kari und T.K. den Raum betraten, und starrte sie aus großen, dunklen Augen an. „Hallo, ihr Süßen“, rief Mimi und winkte ihnen zu, bevor sie Yamato sanft von sich schob. „Na los, geh' Tante Kari und Onkel T.K. hallo sagen.“ Yamato bewegte sich jedoch nicht, sondern stand weiterhin dicht an Mimi gedrängt, einen Arm um ihr Bein geschlungen und Kari und T.K. unsicher musternd. „Hi, mein Süßer“, sagte Kari lächelnd und hockte sich vor ihm auf den Boden. „Hältst du Mama vom Arbeiten ab?“ Sie breitete einladend die Arme aus. Erst schien Yamato nicht zu wissen, was er davon halten sollte, doch schließlich bildete sich ein Lachen auf seinem Gesicht und er lief in Karis Arme. Sie hob ihn hoch und küsste ihn auf die Wange. „Tari“, sagte er und tippte ihr gegen die Brust. „Tari.“ „Ja, ich bin deine Tante Kari“, antwortete sie gerührt. „Und da ist dein Onkel T.K.“ „Titey“, kommentierte Yamato und streckte die Arme nach T.K. aus, der auf dem Boden saß und sich von Kaito ein Spielzeugauto zeigen ließ. Er blickte auf und nahm Kari Yamato ab, der ihr schon fast aus den Armen fiel. „Hey, Kleiner“, sagte T.K. lächelnd und setzte ihn auf seinen Schoß. Grinsend beobachtete Kari T.K. und die beiden Jungs, wie sie am Boden saßen und mit Autos spielten. Die Vaterrolle stand ihm wirklich ausgesprochen gut. Die Jungs liebten ihn. „Kari, da du bei den Kindern nicht so beliebt bist, kannst du beim Tischdecken helfen“, sagte Tai und drückte ihr einen Stapel Teller in die Hand. Sie streckte ihm die Zunge raus und verteilte die Teller auf dem Tisch. Tai legte Gabeln dazu und holte zwei große Teller, die mit Kuchenstücken gefüllt waren. „Gibt's endlich Kuchen?“, rief Kaito und reckte den Hals, um einen Blick auf den Tisch werfen zu können. „Um Himmels willen, du bist wie dein Vater“, seufzte Mimi, während der Rest lachte. Alle setzten sich um den Tisch herum, Yamato wurde in seinen Kinderstuhl verfrachtet und fing sofort an, ein Stück Kuchen mit Zuckerguss und bunten Streuseln in sich hineinzuschaufeln und dabei eine riesige Schweinerei zu veranstalten. Kaito, der darauf bestanden hatte, neben T.K. zu sitzen, aß ein Stück Schokokuchen und sein Mund war bereits nach wenigen Bissen mit Schokolade beschmiert. Mimi musterte ihn stirnrunzelnd. „Ich hoffe, Nummer drei hat endlich mal bessere Manieren“, grummelte sie und griff nach ihrer Gabel. „Hast du ihnen schon gesagt, was es wird?“, fragte Tai. Mimis Gesichtsausdruck verfinsterte sich, während T.K. und Kari hellhörig wurden. „Oh, ihr wisst das Geschlecht?“, fragte T.K. an Tai gewandt. „Jap. Noch ein kleiner Stammhalter“, erwiderte dieser und grinste triumphierend. „Wow, Glückwunsch“, sagte T.K. lachend. „Noch ein Junge? Ist ja cool.“ Kari lächelte, bemerkte dann jedoch Mimis genervten Blick. „Ja, noch so ein verfressener Fußballidiot“, grummelte sie. „Ich hätte so gern ein Mädchen zum Shoppen und Quatschen gehabt.“ „Tja, ich hab' dir ja gleich gesagt, dass ich nur Jungs zeugen kann.“ Grinsend zuckte Tai mit den Schultern. „Klappe, Yagami“, murrte Mimi. „Jungs sind doch genauso toll wie Mädchen“, versuchte Kari Mimi aufzumuntern und lächelte. Mimi warf einen Blick auf Yamato, der gerade fröhlich quietschend Kuchenkrümel auf den Boden warf. „Ja, sind sie ja auch, aber... trotzdem.“ Sie strich Yamato über das haselnussfarbene Haar, das er eindeutig von ihr hatte. Auch im Gesicht war eine starke Ähnlichkeit zu Mimi zu erkennen, während Kaito das absolute Ebenbild seines Vaters war. Und doch sahen sich die beiden Brüder ziemlich ähnlich. „Ah, ich soll euch übrigens von Sora grüßen. Hab' vorhin mit ihr telefoniert. Sie, Fabio und Camilla kommen über Weihnachten nach Japan“, erzählte Mimi. Nachdem Sora kurz nach Matts Tod Fabio die Affäre und ihre Gefühle für Matt gestanden hatte, hatte dieser sich von ihr getrennt. Jedoch waren sie nach zwei Jahren der Trennung wieder einander nähergekommen und schließlich doch wieder ein Paar geworden. Fabio hatte unendlich viel Verständnis für Sora und ihre Situation aufgebracht und ihr schließlich verzeihen können. Ihre erste gemeinsame Tochter Camilla war vor kurzem ein Jahr alt geworden. „Danke. Wie geht es ihr?“, fragte Kari interessiert. „Gut. Sie freut sich schon wahnsinnig auf uns alle“, antwortete Mimi lächelnd. „Und ich kann es auch kaum erwarten, Camilla endlich mal live zu sehen. Sie ist so unheimlich süß.“ „Kein Wunder. Bei den Eltern“, seufzte Kari. „Und wie geht es Davis? Ich habe schon eine Weile nichts mehr von ihm gehört“, fragte Tai nun. „Dem geht’s auch gut. Er hat jetzt endlich einen Freund“, antwortete Kari kichernd. Anerkennend hob Tai die Augenbrauen, während Mimi ein „Uh“ ausstieß. „Ist es diesmal was Ernstes?“, fragte sie neugierig. „Ja, ich glaube schon. Er ist ganz verknallt.“ Mimi kicherte. „Ich hoffe, den lernen wir dann an Weihnachten auch mal kennen, wenn wir uns vielleicht alle mal wieder treffen.“ Kari nickte und dachte noch über Davis nach. Ja, er wirkte wirklich glücklich, seit er seinen Freund hatte. Und auch bei Ken und Nana lief alles noch super. Jedoch war die Freundschaft zwischen Davis und Ken bis heute nicht mehr so geworden, wie sie einmal gewesen war. Zwar trafen sie sich manchmal noch zu dritt, doch es war nicht mehr das Gleiche. Es bestand noch immer eine gewisse Distanz zwischen den beiden Jungs, die es früher nicht gegeben hatte. Sie aßen und plauderten fröhlich über alles Mögliche und räumten anschließend gemeinsam den Tisch ab, während die beiden Jungs mit Autos spielten. „Kari, reichst du mir mal bitte die Box da drüben?“, fragte Mimi und deutete auf eine Plastikbox. „Ich muss die Kuchenreste verstecken, bevor Kaito sie verschlingt.“ Kari kicherte und gab Mimi die Box, doch als sie ihre Hand zurückziehen wollte, griff Mimi in einer ruckartigen Bewegung danach und musterte den schmalen Silberring an ihrem Ringfinger. Ihr Blick hob sich und sie sah Kari mit weit aufgerissenen Augen an. „Ist das etwa...“ Kari spürte das geheimnisvolle Lächeln, das sich auf ihren Lippen ausbreitete. Sie drehte sich zu T.K. um, der gerade hinter ihr am Geschirrspüler beschäftigt war, und nahm seine Hand. „Wir werden heiraten.“ Ein Jubelschrei ging durch den Raum, der Yamato zusammenzucken, Kaito die Stirn runzeln und Tai aufblicken ließ, und Mimi fiel zuerst Kari und dann T.K. um den Hals. „Oh, ich freue mich ja so für euch! Herzlichen Glückwunsch! Mann, das hat ja auch lang genug gedauert. Sie heiraten, Tai! Sie heiraten!“ „Was?!“ Ihm klappte der Mund auf, doch dann klopfte er T.K. auf die Schulter und umarmte Kari ebenfalls. „Glückwunsch.“ „Wann ist die Hochzeit?“, fragte Mimi aufgeregt, als Tai seine Schwester wieder losließ. „Wir wollen im Juli feiern“, antwortete T.K., der Kari an sich gezogen hatte. „Oh, wie schön. Im Sommer“, seufzte Mimi. „Ah, ich brauche ein neues Kleid. Und neue Schuhe. Und oh Gott, die Jungs brauchen auch irgendwas Schickes.“ „Weib, krieg' dich wieder ein, das sind noch neun Monate“, sagte Tai und hob eine Augenbraue. „Wie hast du den Antrag gemacht?“, fragte Mimi an T.K. gewandt, ohne auf Tai einzugehen. „Oh, es war echt schön“, schwärmte Kari mit leuchtenden Augen. „Ich habe meine unglaublichen Kochkünste eingesetzt und ein Drei-Gänge-Menü für uns gekocht“, antwortete T.K. schief grinsend. „Es kam ganz überraschend. Hab' gar nicht mit sowas gerechnet. Und im Dessert, Mousse au Chocolat, war der Ring versteckt. Ich hab' mir fast einen Zahn ausgebissen“, erzählte Kari lachend. Die anderen stimmten in ihr Lachen ein. „War bestimmt Absicht“, kommentierte Tai. „Eigentlich wollte ich, dass sie sich alle Zähne ausbeißt, damit ich nicht mehr kochen muss“, witzelte T.K. und wieder lachten alle. „Idiot“, murmelte Kari und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Ja, er war ein Idiot, aber er war ihr Idiot. Sie hatte in den letzten fünf Jahren keine Sekunde lang bereut, nicht in New York geblieben zu sein. Ihre Entscheidung war auf die ganz große Liebe anstatt auf die ganz große Karriere gefallen. Bald würde sie mit dem Studium fertig sein und T.K. arbeitete schon seit einer Weile als Journalist bei einer Zeitung. Mit der anstehenden Hochzeit würden sie nun endgültig in ihre gemeinsame Zukunft starten und Seite an Seite auf das hinarbeiten, was sie sich schon immer gewünscht hatten: einfach nur glücklich sein. Zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)