Chaotic Feelings 2 von Vienne (Die Gefühle fahren Achterbahn) ================================================================================ Kapitel 30: Ein überraschender Besuch ------------------------------------- Kagome saß an ihrem Schreibtisch und brütete über den alten Büchern ihres Großvaters. Seid einigen Tagen hatte sie diese Arbeit wieder aufgenommen. Ihre Erkältung hatte sie doch länger niedergestreckt, als sie erwartet hatte. Und Inu Yasha ließ sie deswegen nicht mehr aus den Augen und bewachte sie, während sie sich im Bett auskurierte. Doch nun hatte sie ihm das Versprechen abgerungen, wenigstens einige Stunden zwischen dem Mittagsessen und dem Essen am Abend in den Büchern zu suchen. Denn der Hanyou roch noch immer, dass die Erkältung nicht ganz abgeklungen war. Ein wenig Schnupfen hatte Kagome immer noch. Inu Yasha lag quer und halb auf den Bauch gedreht auf dem mittlerweile gemeinsamen Bett. Als Kagome noch das Bett hütete, gab ihm ihr kleiner Bruder Sota eine komische Box aus Kunststoff mit einem Kreuz und zwei magentafarbenen Knöpfen darauf. Er hatte dem Hanyou erklärt, dass man sich damit prima die Zeit vertreiben konnte, in dem man damit kleine Kämpfe bestritt und Schätze sammelte. Sota zeigte ihm, wie es funktionierte und schon nach kurzer Zeit hatte Inu Yasha den Bogen raus. Seitdem war er Feuer und Flamme für den alten Gameboy. Sehr zur Freude Kagomes, die ihn dadurch ruhig gestellt wusste und sich so besser auf die Bücher konzentrieren konnte. Das Mädchen am Schreibtisch hustete. „Du solltest eine Pause machen!“, kam es von Inu Yasha, der immer noch am Zocken war und sie nicht einmal anschaute. „Ach was. Das war nur ein kurzes Husten.“ “Das war es vor zehn Tagen auch. Und dann lagst du bis letzten Sonntag im Bett.“ „Und heute ist Mittwoch. Außerdem weiß ich ja wohl am besten, wann ich eine Pause brauche.“, seufzte Kagome und drehte sich zu ihrem Geliebten um. „Na gut, aber dann meckere nicht, wenn es dich noch mal flachlegt.“ „Gut, dann mach ich eben eine Pause. Mama wird uns eh gleich rufen wegen dem Abendessen.“ Kagome klappte das Buch zu. Sie hatte jetzt schon so viele Bücher gewälzt und durch gestöbert, doch es war wie verhext. In keinem konnte sie eine Lösung finden. Nicht einmal einen Ansatz. Aus der Not heraus hatte sie noch einmal an ihre Freunde im Mittelalter geschrieben. Doch auch sie hatten nach eifrigen Recherchen nichts finden können. Und auch ihnen fehlten die Ideen. Es war zum Verrücktwerden! Der Hanyou war von hinten an sie heran getreten und begann sanft ihre Schultern und den Nacken zu massieren. Ihm war es nicht entgangen, wie verzweifelt seine Freundin war. Und er konnte es durchaus nachvollziehen. Auch er grübelte oft und dachte solange nach, bis er das Gefühl hatte, sein Kopf müsste explodieren. „Immer noch nichts?“ “Nein. Tut mir leid.“ “Ist schon in Ordnung. Momentan ruht der Fluch ja anscheinend ein wenig. Ich verwandle mich nicht unkontrolliert und die Splitter sind auch wieder aus meinem Körper raus. Es könnte schlimmer sein.“, lachte er verstohlen. „Hm, also ich find es schon noch schlimm. Mag sein, dass du dich gerade unter Kontrolle hast. Aber ich glaube, dass Naraku nicht aufgegeben hat.“ “Das eh nicht, Kagome! Aber vielleicht schafft er es einfach auch nicht durch den Brunnen. Nicht mehr. Du und dein Großvater habt die Siegel ja noch einmal verstärkt. Und ich nehme an, dass Miroku und Kaede das gleiche getan haben. Vergiss nicht, dass Naraku auch nur ein Hanyou ist. Genau wie ich verliert er ab und an seine Kräfte. Eventuell hat ihn der Fluch ja doch mehr Kraft gekostet, als er es gedacht hätte. Und nun muss er sich regenerieren. Schon mal daran gedacht?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf, drehte sich dann auf dem Stuhl sitzen zu ihm um: “Nein noch nicht. Und wenn du mit deiner Theorie Recht haben solltest, dann verschafft uns das noch ein wenig mehr Zeit.“ Inu Yasha nickte mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht. Er war sich eigentlich sehr sicher, was seine Theorie anbelangte. „Aber versprich mir, dass du mir sofort Bescheid sagst, wenn dein Blut wieder anfängt zu kochen. Ja?“ „Ja klar. Keine Sorge.“, er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen liebevollen Kuss, „Und wenn es mittendrin sein sollte.“ „Ich glaube, dass dir das mittendrin nicht mehr passieren wird. Man könnte meinen, dagegen bist du immun geworden.“, grinste Kagome breit zurück und gab ihm nun ihrerseits einen Kuss. „Kagome! Inu Yasha! Kommt ihr bitte runter, dass Abendessen ist fertig.“, rief Frau Higurashi von der Küche hinauf. „Kommen schon!“, rief Inu Yasha zurück und stürmte auch schon los. In der Tür hielt er kurz inne und schaute sich fragend nach Kagome um, die immer noch auf ihrem Stuhl saß: “Kommst du?“ „Ja gleich. Geh schon mal vor.“ Der Hanyou nickte und ging hinaus. Das Mädchen wandte ihren Blick von ihrer halboffenen Zimmertüre ab und schaute hinaus zum Fenster. Direkt hinüber auf den alten heiligen Baum. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. So als würde der Baum sie zu sich rufen. Sie versuchte tief in sich hinein zu horchen, doch sie spürte nichts. Kein Juwelensplitter. Kein Yokai. Was also konnte es dann sein? Wie gebannt schaute sie den Baum an, doch er gab keine Antwort. Nur das leise Rascheln der Blätter war zu hören, als der Wind leise hindurch rauschte und den Herbst langsam aber sicher ankündigte. „Wahrscheinlich hab ich einfach nur Hunger.“, versuchte es sich Kagome selbst zu erklären, bevor sie aufstand und hinunter in die Küche ging, wo ihre ganze Familie schon am Tisch saß. Sie unterhielten sich über die Geschehnisse des Tages. Sota hatte seiner großen Schwester die Schulaufgaben mitgebracht und einen Zettel von Hojou an Inu Yasha. Gespannt faltete dieser ihn auseinander. “Was schreibt er denn?“, fragte Kagome und beugte sich zu ihm herüber. „Danke!“ „Danke?“ “Danke!“ “Wofür?“ “Ich nehme an wegen ihm und Eri.“ „Hm, Sota, hast du die beiden zusammen gesehen?“ “Nein, nur Ayumi und Yuka. Aber sie haben mir erzählt, dass Eri und Hojou wohl nun jeden Tag gemeinsam zur Schule gehen und auch wieder nachhause. Und das Eri am Wochenende kaum mehr Zeit hat, weil sie da immer mit ihm ausgeht. Ich glaube, sie sind eifersüchtig.“, erzählte Sota bereitwillig. „Eifersüchtig?“, staunte Kagome. „Na ja, Liebes.“, kam es nun auch von Kagomes Mutter, „Wahrscheinlich weil nun auch Eri einen Freund hat. Ich meine, erst du mit Inu Yasha und nun Eri und Hojou. Vielleicht fühlen sie sich ein bisschen vernachlässigt?!“ „Ja, Mama, da könntest du Recht haben. Ich sollte mich mit ihnen treffen, wenn auch der Schnupfen ganz weg ist. Und Eri muss dann einfach auch mitkommen. Dann machen wir eben einen Mädelstag.“ „Das ist eine gute Idee. Magst du noch was von dem eingelegten Schweinefleisch?“ “Nein danke! Ich hab noch.“, lehnte Kagome lächelnd ab. „Aber isch hätte gern noch wasch davon. Alscho von dem Fleisch. Bitte!“, nuschelte Inu Yasha mit vollem Mund und hielt seiner Schwiegermutter in Spe den Teller unter die Nase, den sie nur allzu gerne neu auffüllte. „Sag mal Kagome?“, durchbrach nach einer Weile ihr Großvater die Stille und das Mädchen schaute ihn an, „Ich weiß, meine bescheidenen Kräfte als Wächter dieses Schreins sind nichts im Vergleich zu deinen als Miko. Aber in den letzten Tagen habe selbst ich was gespürt.“ “Was gespürt, Opa?“ Nun schauten alle am Tisch gespannt zwischen den beiden hin und her. Selbst Inu Yasha hatte mit dem Kauen aufgehört. „Nun ja, ich weiß auch nicht. Aber immer wenn ich am heiligen Baum vorbei ging, hatte ich das Gefühl, dass er mir was sagen will. Es war ganz eigenartig. Und vorhin, kurz nachdem mich deine Mutter zum Essen rief, spürte ich es wieder.“ „Um ehrlich zu sein, habe ich das auch gespürt.“, begann Kagome zögernd und leicht nachdenklich. „Du hast was gespürt? Warum sagst du mir das nicht?“, der Hanyou neben ihr schaute sie fassungslos an. „Ach Inu Yasha, weil ich es vorhin im Zimmer nur kurz gespürt habe. Zwar nicht das erste Mal, aber davor dachte ich, es läge an der Erkältung. Und das mir meine Mikokräfte vielleicht einen Streich spielen. Also sei nicht so brüskiert.“, erläuterte sie es ihm in einem fast sachlichen Tonfall, bevor sie sich wieder ihrem Großvater zu wandte, „Ich muss dir aber sagen, dass ich keine Ahnung habe, warum das so ist. Vielleicht hängt es mit dem Fluch zusammen. Ich weiß es wirklich nicht!“ Kaum hatte sie diesen Satz beendet, spürte sie es wieder. Genau wie ihr Großvater, der aufgesprungen war und zum Fenster lief: “Schaut euch das an!“ Nun waren auch alle anderen aufgesprungen und zu ihm gegangen. Und was sie da sahen, ließ ihnen die Kinnladen nach unten klappen: Der alte heilige Baum war umgeben von einem bläulich schimmernden Licht. Er strahlte regelrecht. „Wow!“, platzte es aus Sota heraus. „Das sieht wunderschön aus.“, fügte seine Mutter hinzu. „Das war noch nie.“, stotterte der alte Herr. „Was ist da los?“, setzte der Hanyou hinterher. „Das werden wir gleich sehen.“, sprach Kagome und wandte sich zum Gehen. „Hey, ich komme mit!“ „Nein, du bleibst hier. Wenn es mit deinem Fluch zusammen hängt, bis du da draußen gerade nicht wirklich sicher.“ “Na schön. Aber nimm wenigstens Tessaiga mit und deinen Bogen und die Pfeile. Dann weiß ich, dass du dich zur Not verteidigen kannst. Tessaiga wird dich eh schützen.“, grummelte Inu Yasha, bevor er blitzschnell für Sekunden nach oben in Kagomes Zimmer verschwand und die Waffen holte. Unten im Flur zog sich Kagome gerade ihre Schuhe an. „Hier.“ “Danke!“, sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie zur Tür hinaus auf den Hof verschwand. Der Hanyou ging zurück in die Küche und stellte sich zum Rest der Familie ans Fenster. Kagome ging geradewegs auf den noch immer leuchtenden heiligen Baum zu. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was plötzlich hier los war. Zumal es in ihrer Zeit war. Wahrscheinlich hätte sie sich weniger gewundert, wäre es im Mittelalter passiert. Da waren solche unerklärlichen Phänomene an der Tagesordnung. Mehr oder weniger. Sie blieb einige Meter vor dem Baum stehen. Den Bogen in der einen Hand, Tessaiga und den Köcher für die Pfeile auf dem Rücken. „Ist da jemand?“ Keine Antwort. Nur das Leuchten des Baumes. „Hallo?“ Immer noch nichts. “Jetzt zeig dich schon.“ Doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen hatte sie mit einem Male den unwiderruflichen Drang, die Rinde des Baumes berühren zu müssen. Langsam und vorsichtig näherte sie sich ihm mit ausgestreckter Hand. Nebenbei sprach sie sich selbst Mut zu. Als sie die Rinde berührte, durchflutete sie ein warmes Gefühl. So sanft wie ein Sommerregen auf der Haut. Dem Gefühl folgend schloss sie ihre Augen. Und was sie plötzlich vor sich sah, verschlug ihr für einen Augenblick erneut die Sprache: Gleißendes Licht umgab sie und wenige Meter vor ihr stand niemand anderes als Kikyo höchstpersönlich. Kagome musste mehrmals mit den Augen blinzeln, bevor sie genug erkennen konnte. Und mit jedem Mal nahm das Licht ab und sie befand sich wieder auf dem Hof ihres Tempels. Doch der Baum leuchtete noch immer und auch die untote Miko stand vor ihr. „Kikyo!“, hauchte Kagome nur und umklammerte fast den Baum aus Angst, vor Überraschung könnte der Boden unter ihren Füßen nachgeben. „Ja.“, Kikyos Stimme war kühl wie immer und auch die Arroganz in ihren Augen hatte sich nicht verändert. Lediglich ihre Gestalt. “Du bist durchsichtig.“ „Ja, weil ich auch nicht wirklich in deiner Welt sein kann. Ich kann nicht wie du durch den Brunnen reisen.“ “Aber wie…?“ “Wie bin ich hierher gekommen?“ Kagome nickte nur. „Dank des Baumes.“, die Miko berührte sanft die Rinde, „Er steht mit den Zeiten in Verbindung. Und solange du und ich den Baum berühren, können wir uns verständigen.“ “Aha. Und was möchtest du?“, fragte ihre Wiedergeburt vorsichtig nach. „Ich habe von dem Fluch gehört. Meine Seelenfänger haben mir davon berichtet. Auch davon, dass Naraku sich als mich ausgab. Genau wie vor fünfzig Jahren.“ “Ja. Er hat uns ziemlich verarscht.“ „Kagome, erzähl mir, was vorgefallen ist.“ Das Mädchen seufzte auf: “Dann musst du mir schwören, dass du nicht sauer wirst.“ “Warum sollte ich das werden?“ “Liebst du Inu Yasha noch immer?“, kam es von Kagome als Gegenfrage. „Ja.“ “Willst du ihn noch immer mit in die Hölle nehmen?“ “Nur, wenn es sein freier Wille ist.“, Kikyo schaute nach oben in die Krone des Baumes, „Keine Sorge, Kagome. Meine Seelenfänger haben mir ebenso schon erzählt, dass du und Inu Yasha zu einander gefunden habt. Ich weiß es schon seit längerer Zeit.“ “Und?“ “Nichts und.“, sie lachte leise, aber ohne jegliches Gefühl auf. „Du bist nicht sauer?“ “Nein. Es war mir schon seit geraumer Zeit bewusst, dass er dich sehr mag. Und das es nicht daran liegt, weil du meine Wiedergeburt bist. Du bist ganz anders als ich. Auch wenn wir uns eine Seele teilen. Er liebt dich dafür, weil du wohl das ganze Gegenteil von mir bist. Was auch gut so ist. Ich habe gesehen, was für eine Stärke er in deiner Nähe entwickelt. Er hat sich verändert. Seine Gesichtszüge sind weicher geworden. Er hat Mitgefühl für andere entwickelt. Das hat er alles dir zu verdanken. Du hast fortgeführt und beendet, was ich angefangen habe. Und wenn er nun mal mit dir zusammen sein will, dann muss ich das respektieren.“ “Danke.“, Kagome war auf sie zugegangen. Die Worte Kikyos hatten bewirkt, dass Kagome ein Stein vom Herzen gefallen war. Die untote Miko akzeptierte Inu Yashas Entscheidung. Mehr noch: Kagome hatte das Gefühl, dass es ihr fast sogar ein wenig gleichgültig war. „Und nun erzähl mir, was vorgefallen ist.“ Kagome atmete tief aus und wieder ein. Einmal. Zweimal. Dann begann sie von all dem zu erzählen, was passiert war. Nicht ein Detail ließ sie aus. Sie kam nur einmal kurz ins Stocken, als sie Kikyo davon berichtete, wie Inu Yasha das erste Mal die Kontrolle über sich verlor und was der Auslöser war. Doch die Miko nahm es emotionslos zur Kenntnis und nickte nur. Sie ließ Kagome reden und reden und fragte nicht ein Mal nach. So verging Minute um Minute, die die beiden Frauen unter dem leuchtenden Baum verbrachten. In der Küche der Higurashis standen immer noch drei Menschen und ein Hanyou am Fenster und schauten gespannt hinaus. Alle vier konnten nur Kagome erkennen und das sie scheinbar mit jemanden sprach. Die Umrisse der Frau gegenüber erkannte keiner in dem Leuchten des Baumes. „Verdammt, was zum Teufel ist da los?“, maulte Inu Yasha nach einer gefühlten Ewigkeit lauthals. „Sie scheint mit jemanden zu reden. Aber mit wem?“, murmelte Kagomes Mutter. „Wenn ich das wüsste, wäre ich schlauer.“ “Vielleicht mit dem Baum? Vielleicht wohnt da ein Geist drin?“ „Warum sollte sie denn mit dem Baum reden?“ “Na weil er leuchtet.“, lächelte ihn ihre Mutter an. „Hm. Aber das dauert so lange. Ich geh da jetzt raus.“ „Inu Yasha, Kagome hat gesagt, du sollst hier bleiben.“, rief Sota ihm hinterher, als der Hanyou schon halb aus der Küche war. „Ach was! Wenn sie da draußen plaudern kann, dann kann ich es ebenso.“ Mit diesen Worten war der Hanyou hinaus und Familie Higurashi konnte ihn strammen Schrittes über den Hof marschieren sehen. Kagome war fertig mit ihrem Bericht und schaute nun fragend ihre Vorgängerin an: “Hast du eine Idee, wie wir den Fluch brechen können?“ “Um ehrlich zu sein: Nein!“ „Hm.“ “Du hast gesagt, du hast viele Bücher gewälzt und nicht einmal einen Ansatz gefunden. Nun, dann weiß ich wirklich auch keinen Rat. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich will euch Naraku ebenso ausspielen, wie mich und Inu Yasha damals vor fünfzig Jahren. Getrennt voneinander seid ihr keine große Gefahr mehr für ihn. Zumindest denkt er das. Und wenn Inu Yasha dann auch noch die Kontrolle über sich verliert und zu einem Yokai wird, dann ist es für ihn um ein Vielfaches leichter, sich euer beiden schnell zu entledigen. Hast du mir nicht eben erzählt, dass er gesagt hat, dass dich Inu Yasha als Yokai umbringen soll?“ Kagome nickte nur und bekam eine Gänsehaut, als sie an diese Begegnung zurück dachte. „Da hast du doch den Grundgedanken von Naraku.“ “Schon. Aber wie verhindere ich, dass es nicht passiert? Ich meine, wir haben den Brunnen hier und im Mittelalter versiegelt. Deine Schwester Kaede und Miroku haben einen Bannkreis um das Dorf und den Brunnen gezogen. Mein Großvater und ich haben das Gleich hier gemacht um den Tempel herum.“ „Das sollte erst einmal reichen.“ „Okay.“, Kagome schaute designiert um sich und entdeckte Inu Yasha, der schnellen Schrittes auf sie zukam, „Inu Yasha.“ “Zeit für mich zu gehen.“ „Willst du ihm nicht Hallo sagen?“, Kagome schaute sie wieder an. “Warum? Ich habe nichts mehr mit ihm am Hut. Immerhin hat er sich für dich entschieden.“ „Aber er würde sich sicherlich freuen.“ “Meinst du?“, die untote Miko hob eine Augenbraue und sah sie skeptisch an. „Ich denke schon. Immerhin verband Euch mal was.“ “Ja, und du hast durch deine Liebe zu ihm dieses Band gelöst. Nun seid ihr verbunden. Und das recht stark. Ich kann das spüren. Und ich kenne den Grund.“ Kagome wurde ein wenig rot, doch Kikyo ging nicht darauf ein. „Kikyo?“ “Ja?“ “Wie kann ich mit dir in Verbindung treten? Ich meine, wir bleiben noch hier, solange Inu Yasha den Fluch nicht losgeworden ist. Aber vielleicht findest du ja schneller eine Lösung. Ich würde mich freuen, wenn du sie mir mitteilen würdest.“ “Komm hier her und ruf mich. Ich habe dir vorhin bereits gesagt, dass dieser heilige Baum die Zeit miteinander verbindet und überwindet. Setz deine Kräfte ein. Konzentrier dich und ruf mich. Wenn du Glück hast, dann hör ich dich. Unsere Seele ist die gleiche, es sollte also nicht schwer sein. Auch nicht für dich.“ Langsam ließ Kikyo die Rinde los. Mit jedem einzelnen Finger verschwand sie immer mehr. Der Hanyou kam leicht außer Atem am Baum an. “Kagome!“, er schaute sie an, doch sie erwiderte seinen Blick nicht. Stattdessen schaute sie auf jemanden vor sich. Inu Yasha kniff die Augen zusammen und folgte ihrem Blick. Leicht erschrocken riss er die Augen auf. Er konnte nur schwer glauben, wen er da vor sich sah. „Kikyo!“, murmelte er. „Hallo, Inu Yasha!“, bekam er zur Antwort, bevor Kikyo leicht lächelnd alle Finger von der Rinde gelöst hatte und verschwand. Das Leuchten rund um den Baum ließ nach. Und als Kagome ebenfalls ihre Hand von seiner Rinde nahm, erlosch es ganz. Das Mädchen schaute noch kurz an die Stelle, wo wenige Sekunden vorher noch Kikyo stand. Dann blickte sie zu Inu Yasha, der vollkommen erstaunt und fasziniert vor sich hinstarrte. Kagome erkannte nur allzu gut, wie sehr es in ihm arbeitete. Wie er versucht, seine Gedanken zu ordnen und über das eben Gesehene nachdachte. „Inu Yasha?“, leise sprach sie ihn an und nahm dabei seine Hand in ihre. „Hm?“, verdutzt schaute er sie. „Alles okay?“ “Ja. Ich denke schon. Aber was war das gerade eben? Wie kam Kikyo hierher? Und was habt ihr miteinander beredet?“ Als Kagome in seine gold-gelben Augen schaute, konnte sie die ganzen Fragen darin lesen. Und ebenso sah er in ihren Augen alle Antworten, die nur darauf warteten, erzählt zu werden. „Komm mit. Ich erklär es dir im Haus. Mir ist kalt.“ Der Hanyou nickte nur und folgte ihr an der Hand ins Haus, wo alle anderen schon warteten. Das Mädchen wusste, dass es ein langer, langer Abend werden würde. Soviel gab es zu erklären und zu berichten. Und je mehr sie erzählen würde, desto mehr neue Fragen würden zum Vorschein kommen. Sie lächelte in sich hinein. Denn vielleicht würden sie so auch wieder neue Antworten finden. Es war schon weit nach Mitternacht, als alle in ihren Betten verschwunden waren. Auch Kagome und Inu Yasha lagen eng aneinander gekuschelt unter der warmen Bettdecke. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es ihr anscheinend nichts ausmacht, dass wir zusammen sind.“, sprach der Hanyou leise in die Dunkelheit des Zimmers hinein, „Sie war sonst so eifersüchtig. Schon komisch, dass sie das einfach hingenommen hat. Ich dachte, wenn ich es ihr eines Tages beichten würde, dass sie dann ausrastet und vor Wut schäumt.“ Dem Hanyou war es tatsächlich bis zum Schluss völlig schleierhaft gewesen, warum das der Fall war. Kagomes Mutter meinte, dass es sicher von Vorteil wäre. So hätten sie definitiv eine Sorge weniger. Ihr Großvater hingegen stichelte, dass er einfach nicht mehr gefragt sei. Wer wolle schon einen mehr als zweihundert Jahre alten Kerl haben, der zudem auch noch vollkommen weißes Haar habe. Die beiden Herren bekamen sich darüber so sehr in die Haare, dass Sota, der am Küchentisch eingeschlafen war, wieder aufwachte. Kagome schickte ihn ins Bett, bevor sie die beiden Streithähne trennte und sich alle wieder der Diskussion zuwandten. „Hey Kagome.“, durchbrach Inu Yasha erneut die Stille, „Glaubst du, Kikyo kommt noch mal wieder?“ Doch er bekam keine Antwort. „Kagome?“ Fragend schaute er an sich runter. Doch Kagome konnte ihm nicht mehr antworten. Sie war bereits tief und fest eingeschlafen. Ihr Atem ging ruhig und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Schlaf gut.“, Inu Yasha beugte sich ein wenig zu ihr und hauchte ihr einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf, bevor auch er sich tief ins Kissen sinken ließ und einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)